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Schwarz-weiß, analog und Mittelformat, Teil 3: Spaziergang rund um Lichtenberg

Film: 120 Rollfilm, Fomapan 100 #3, Kamera: Zeiss Ikonta 524/16, November 2021

Nach den vielen, vielen 135er Filmen, die ich in letzter Zeit verschossen habe, war es mal wieder Zeit für Mittelformat. Einfach nur, weil ich die passenden Kameras in meinem Inventar habe und ich Lust drauf hatte. Voll der Luxus! ;-) Zum Einsatz kam dementsprechend meine Zeiss Ikonta, die auf Grund ihrer Schärfe und allgemeinen Bedienbarkeit mit zu meinen Favoriten gehört. Nun gut, außer dass der Rangefinder ein bisschen daneben liegt, aber Entfernungen kann man ja mit der Digitalen gerade so genau wie, man es braucht, messen. ;-)

Fangen wir also mal an mit Fotos: Da ich an diesem Tag durch Lichtenberg geschlichen bin, ich aber erstmal da hin kommen musste, ist das erste Motive mal wieder die alten Grabmale unten beim Bildhauer. (1/100s, f/5,6.) Ein bisschen trist, das ganze. Gut, es ist Herbst gewesen, das Wetter war zwar mäßig sonnig für diese Jahreszeit, aber hier unten im Tal gab es mehr Schatten, als einem Fotografen lieb sein kann. Daher lassen die Kontraste etwas zu wünschen übrig. Trotzdem gefällt mir das Bild sehr gut, denn der helle Mantel der Madonna sticht ein bisschen aus der trüben Tristesse dieses schattigen Novembermorgens heraus. Und ich habe scheinbar mal tatsächlich die Kamera einigermaßen gerade gehalten, was bei diesen Kameras mit simplem Aufklappsucher auch nicht immer ganz einfach ist.


Einen Eindruck vom Wetter bekommen wir auf dem Zweiten Bild, bei dem allerdings das eigentlich Motiv die Badewanne/Tränke auf dem Feld ist. (1/300s, f/11.) Wie man an meinem Schatten sehen kann, die Sonne stand direkt hinter mir, und trotzdem musste ich hier die schnellste Zeit, die die Kamera zu bieten hat, wählen, und dazu auch noch eine sehr kleine Blende. Es war also trotz der vielen Wolken im Bild erstaunlich hell. Dementsprechend dramatisch wirkt das Wetter, obwohl es das gar nicht sooo sehr war. Toll gefällt mir hier die kräftige Schärfe der Badewanne, der Rest des Bildes wird auch nicht wirklich viel unschärfer aufgrund der gewählten Blende. Nur ganz am Horizont die Masten und Bäume sind leicht unscharf, die Wolken sind leicht weichgezeichnet. Für jemanden wie mich, der am liebsten nie über f/4 hinaus gehen würde, ist es erstaunlich, wie interessant diese Blende im Mittelformat wirkt. Und im Allgemeine, was diese alte Kamera zu leisten vermag.

Kontrastreich und zackig wird es dann auf dem nächsten Bild: Wie ja bekannt sein sollte, kann ich an keinem Trecker vorbei gehen, ohne ihn nicht mindestens einmal mit jeder Kamera, die ich dabei habe, abzulichten. (1/100s, f/8.) Wenn das Licht weiter von der Seite kommt, reichen auch gleich zwei Blendenstufen weniger (bzw. eine plus die langsamere Zeit). Die Schärfe dieser alten Linsen ist wirklich erstaunlich, nur in den Ecken lässt sie etwas nach, was den Bildern aber den entsprechenden Retro-Charme verleiht. Ansonsten könnte man hier wegen des unglaublichen Auflösungsvermögens des Mittelformats wahrscheinlich ein Wandposter von drucken, bei dem der Trecker auf Originalgröße aufgezogen würde. Ich wüsste zwar nicht, wer sowas haben wollen würde, aber man könnte! ;-)


Kommen wir bei Bild #4 zu einer sehr schwierigen Belichtungssituation: Die Kühe im Stall im Gegenlicht. (1/50s, f/3,5.) Wie man sieht, hier habe ich das kleinstmögliche gewählt, was ohne Stativ noch gerade so vertretbar erschien.Das Ergebnis: Man kann die Kühe tatsächlich gut erkennen und selbst die Silos und die Wellblechwände sind voller Struktur. Dafür muss man damit leben, dass die starke Gegenlichthelligkeit des Himmels in die dunkleren Bereiche eingeblutet bzw das Objektiv etwas geblendet hat. Trotzdem ein erstaunlich gutes Fotro, mit dem ich so kaum gerechnet hätte. Muss aber auch zugeben, dass ich hier mit der Digitalen ein paar Testshots gefeuert habe, bevor ich zur Analogen gegriffen habe! ;-)

Apropos Silo: Das ist auch immer ein Motiv, wenn es hinter dem Wellblech und neben den herbstlich-kahlen Bäumen herausschaut. (1/100s, f/11.) Da ich hier praktisch direkt in den Himmel fotografiert habe, bin ich nur eine einzige Blende von den Sunny Sixteen entfernt. Trotzdem, schau mal einer an, man kann alles noch sehr gut erkennen: Die Wellblechwellen, die Schattenwürfe an den Silorändern, die Rostpocken, ja, selbst das Straßenschild ist lesbar. Und die Komposition gefällt mir auch ganz gut, deswegen mache ich dieses Foto ja auch zu jeder Jahreszeit immer wieder. ;-)


So richtig voller Kontrast erwartet uns an den altmodischen Telefonverteilern, die am Mast weiter ins Dorf hinein an der Kreuzung hängen. (1/50s, f/11.) Leider habe ich hier mal wieder nicht die Kamera gerade gehalten, aber dafür habe ich die Blende weit runter gedreht, um alles am Mast scharf zu bekommen. Was mir auch hervorragend gelungen ist. Cooles Bild, insgesamt, das durch die schätzungsweise 5° Drehung ein bisschen Spontanität erhält. (Man muss seine Fehler ja nachträglich irgendwie rechtfertigen!) :-D

Pferde sind ja ein weiteres beliebtes Motiv bei mir, und als mir dieser Geselle über den Weg lief, habe ich direkt mal einen Schnappschuss gemacht. (1/100s, f/4.) So weit offen kann man gut erkennen, was das Objektiv dieser Kamera für leichte Fehler hat: In den Ecken sieht man deutliche Vignettierung und Verzerrungen, der unscharfe Hintergrund in den Bäumen sieht ebenfalls etwas verdreht aus. Dafür ist das Pferd selber durchaus scharf und wenn ich nicht so gewackelt hätte - 1/50s ist bei der Brennweite ja schon hart am Rande des Machbaren, selbst wenn man eine ruhige Hand hat (die ich allerdings nicht habe) - und vor allem etwas mehr Zeit zum finden des korrekten Fokus gehabt hätte, dann wäre es noch schärfer! Wie gesagt, es ist ein Schnappschuss und eine solche alte Balgenkamera ist definitiv keine Schnappschusskamera! Aber gerade deswegen ein gutes Bild!


Wenn man schon in Richtung des Siebengebirges nach Hause schleicht, darf natürlich auch ein Foto vom vernebelten Ölberg nicht fehlen! (1/100s, f/16.) Trotz Mittelformat-Auflösung ist der Sendemast auf der Spitze heute leider nicht zu sehen. Vielleicht ist er aber einfach nur überstrahlt. (BTW, bitte nicht zu genau danach suchen, sonst seht ihr den Grund, weshalb ich mir mal endlich einen Scanner angeschafft habe, der keine Streifen produziert.) Mit den schattigen Baumästen und dem in die Unendlichkeit führenden Weg gefällt mir dieses Bild aber trotzdem sehr gut. Ja, ich weiß, ich wiederhole diesen Satz immer wieder, aber mit dieser Kamera ist eigentlich jedes Bild schön.

Kurz vor Ende meines kleinen Rundgangs über den anderen Hausberg habe ich dann noch diesen Metallbehälter mitgenommen, der von der Sonne angestrahlt wurde und dementsprechend heftig reflektiert. (1/300s, f/8.) Da es keine schnelleren Belichtungszeiten an dieser Kamera gibt, musste ich mal wieder weit abblenden, so hell war es hier. Trotzdem habe ich noch ein kleines Bisschen Hintergrundunschärfe bekommen, da ich ja doch relativ nah am Motiv war. Sehr schönes Bild. Da war der Satz schon wieder! Aber isso! :-D


Direkt daneben lag dann noch dieses Feldbewirtschaftungsgerätedingsbums rum, das der Bauer nach dem Pflügen immer über den Acker zieht, whatchumacallit? (1/100s, f/8.) Gleiches Prinzip wie beim letzten Bild, aber dieses hier wirkt noch ein bisschen mehr retro, und das ist ja genau der Sinn der Sache, wenn man so eine alte Kamera verwendet, oder? ;-) Auch hier bin ich ja mal wieder hin und weg. Ist gar nicht so einfach, Löcher zu fotografieren, habe ich festgestellt, aber wenn man sie einmal richtig eingemessen hat, ist das Ergebnis faszinierend. Besonders mit den leicht unscharfen Strommasten im Hintergrund.

Wie man auf dem folgenden Bild sehen kann, ging es Ende November bereits heftig auf die Weihnachtszeit zu, weshalb in der kleinen Nische am Wegkreuz dieser Weihnachtskranz herum lag. (1/50s, f/16.) Ich habe es mir nicht nehmen lassen, hier mal mit dem Minimalfokus der Kamera ein Bild zu machen, was nie ganz einfach ist, besonders da der Messsucher nicht mehr richtig funktioniert und man deshalb die Entfernung nur schätzen kann. (Ausmessen mit der Digitalen ist da auch kaum mehr möglich, da jede kleine Abweichung beim Kamerawechsel schließlich zu Unschärfe führt.) Und so sind die Ähren am unteren Ende des Bildes leider nicht ganz scharf geworden, obwohl ich schon die kleinstmögliche Blende genommen habe. Trotzdem ein schön weihnachtliches Bild, das jetzt irgendwie so gar nicht in den Sommer hineinpasst, in dem ich es jetzt poste. ;-)


Eins haben wir noch: Das Fachwerkhaus unten an der Ecke. (1/100s, f/16.) Was da am linken Rand passiert ist, keine Ahnung. Muss in der Entwicklung passiert sein. Vom Bild her bin ich aber extra stolz. Warum, das kann ich gar nicht mit Bestimmtheit sagen. Mir gefällt es einfach sehr gut. Wenn die Häuser im Hintergrund nicht so "modern" wären, könnte das auch glatt gemacht worden sein, als diese Kamera neu war. Selbst der Laternenmast fügt sich einigermaßen nahtlos ins Thema ein.

Und das wäre es dann auch schon wieder für heute. Nächstes Mal: Testfotos mit der Praktika FX.2. Da wird es nochmal richtig spannend, denn endlich mal wieder eine "neue" Kamera! (Als ob ich nicht eh schon viel zu viele davon hätte!) ;-)

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