Die Hölle existiert und sie hat einen Namen: GamesCom 2013! Ich habe noch nie so viele Nachwuchs-Geeks in eine Halle gepfercht gesehen.
Dass ich mich unglaublich alt gefühlt habe, begann ja schon auf dem Bahnhof. Da man ja den Ansturm kennt, nehmen wir nicht das Auto bis zur Deutzer Messe, sondern parken es in Hennef und nehmen den RE. Auf dem Bahnhof lungern ungefähr 50 Blagen herum, deren Ziel eindeutig durch ihr Aussehen bestimmt ist. Erst mal nichts Schlimmes, jeder darf so schlumpfig aussehen, wie er/sie will. Trotzdem frage ich mich an der Stelle, ob wir damals auch so jung waren... Wie hätte die GamesCom wohl in den '80ern ausgesehen? Gruselige Vorstellung!
In der Bahn dann schon mal der erste Platzangstest: Wir passen alle gerade noch so rein, man latscht mir auf die Füße, es wird geschubst, gestopft, gedrängelt. Zum Glück hält der RE nicht an jeder Station, somit kann nur noch eine begrenzte Menge Kinder nachsteigen. Bei der Ankunft gegen 9:30h erbricht der Zug dann unter dem Getöse von tausenden Stimmen eine schaumige Masse verschwitzter Messe-Gänger, die langsam die Ausgänge herunter gespült wird und sich im Auffangbecken Halle 11 vor den Eingängen sammelt, um dort zu einer zähen, Gel-artigen Masse zu gerinnen; ein Zustand, aus dem wir uns den Rest des Messetages nicht wieder befreien können. Über alles tönt die blecherne Stimme der Ansagerin, dass alle, die noch kein Ticket haben, eh umsonst her gekommen sind und die A-Karte gezogen haben, denn: Ausverkauft! Kommt am Nachmittag wieder, vielleicht...! So long, Suckers!
Um 10 ist Einlass, die Masse schiebt sich Richtung Bar-Code-Reader und walzt alles, was sich ihr in den Weg stellt, nieder, während über uns die Klimaanlage ihr Bestes tut, den Mief nach draußen und frische Luft rein zu befördern, dabei aber kläglich versagt. Um 10:45 ist die erste Hürde genommen, frohen Mutes und ohne unser Würde am Eingang abgegeben zu haben, begeben wir uns zum Stand von Square Enix - will sagen, wir hechten nicht wie die Bekloppten und von der wilden Tarantel gestochen los, um ja die ersten in der Schlange zu sein. Ein paar Verrückte wie wir bleiben ebenfalls etwas zurück, um dem Ansturm aus dem Weg zu gehen. (Obwohl die Sprinter immerhin noch intelligenter sind als die Nasen, die mitten auf der Treppe stehen bleiben, um die Verlierer hinter sich zu fotografieren, die noch im dicksten Schlamassel stecken, und dabei nicht merken, dass sie den Zugang versperren und sich auch nicht von den Ordnern davon abbringen lassen, weiterhin alles zu blockieren.)
Am Kino angekommen, lassen wir uns in der Schlange nieder. Zum Glück ist alles mit Filzteppichen ausgelegt, dann ist die Warterei wenigstens einigermaßen bequem, während man die Wogen der vorbei schwappenden Menschenmassen beobachtet. Nach einer halben Stunde sind wir schon dran. Das Spiel - Thief - sieht gut aus, die Präsentation ist professionell. Leider sehen wir weit und breit kein bekanntes Gesicht bei Square, aber vermutlich hätten die eh alle Hände voll zu tun. So werden wir denn eine weitere halbe Stunde später wieder aus dem Kino entlassen. Zumindest versuchen die Mitarbeiter uns raus zu bekommen, allerdings ist aus der zuvor noch wogenden Masse mittlerweile ein Hochdruckgemisch verschiedenster Richtungswünsche und Warteschlangen geworden: An Vorwärts-Kommen ist eigentlich nur noch im Koma zu träumen, man muss mit dem Strom schwimmen, sonst wird man unweigerlich platt wie eine Flunder.
Wir retten uns aus der Halle hinaus und schnappen erst einmal Luft, wagen dann das Unmögliche, nämlich einen Blick in die Halle, in der Sony sich aufgebaut hat. Schließlich wollen wir doch auch einen Blick auf die neue PS4 erhaschen! Die Schlange für "Hands On" beginnt mitten im Stand, ungefähr 25 Meter oder eine kleine Ewigkeit vom Beginn der eigentlichen Einlass-Absperrung entfernt. "Seid ihr das Ende der Schlange?" - "Nein, aber das Ende ist nah!" Nach kurzer Zeit - die Schlange fängt jetzt gut 50m oder noch mehr vor den Absperrbändern an - fällt auch den Stand-Angestellten auf, dass der Verkehr praktisch zum Erliegen gekommen ist, da wir natürlich kreuz und quer stehen und einen großen, thrombotischen Blobb mitten auf der Schlagader, die durch den Stand führt, bilden. Mit sanften aber bestimmten Druck werden wir umgebogen und irgendwoher weitere Absperrbänder organisiert, um dem Chaos Herr zu werden.
Trotzdem dauert das Anstehen bzw. Ansitzen - auch hier gibt es blauen Filz - nur etwa 2 bis 2½ Stunden. Und dann nutzen wir das ganze natürlich auch aus: Jedes Spiel - fast jedes Spiel - wird angespielt. Sieht alles schon mal sehr gut aus. Noch merkt man allerdings nicht all zu viel von der gewaltigen neuen Rechenpower der nächsten Konsolengeneration. Ja, alles ist jetzt FullHD und bunt und Partikel und schlag-mich-tot, aber... Mal sehen, wie das in ein, zwei Jahren aussieht.
Es ist kurz nach 16h, als wir den Stand verlassen und uns noch das obligatorische GamsCom-T-Shirt aufschwatzen lassen. Immerhin ist das ganz hübsch dieses Jahr. Doch der Ansturm ist so groß, dass die Damen und Herren am Stand nicht mehr mit dem Drucken nach kommen. So ist es dann kurz vor 17h, als wir beschließen, den Tag zu beenden und lieber beim $Elektronikhändler am Hansaring mal in die Auslage zu luken, welche Supersonderangebote es diese Jahr wohl gibt.
Fazit: Die Veranstalter sollten
ERNSTHAFT darüber nachdenken, einen weiteren Tag zu öffnen. Ich glaube, so viele Besucher wie dieses Jahr habe ich noch nicht gesehen. Ich wundere mich, dass Feuerwehr und Rettungsdienste das noch mit machen. Es war zum Glück jetzt nicht all zu warm, aber wenn wir - wie dieses Jahr durchaus nicht unüblich - doch mal 38°C haben sollten, werden da mehr Blagen umkippen als beim letzten Justin-Bieber-Konzert! Davon abgesehen, wir haben es in der vorgegebenen Öffnungszeit (10 bis 20 Uhr) geschafft, uns zwei Stände ausführlich anzuschauen, hätten noch einen dritten so gerade eben dazu gekriegt. Das ist es einfach nicht wert, da man sich nach der Messe die meisten Dinge eh bei YouTube angucken kann - falls die Gema nicht wieder zugeschlagen hat.