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Schwarz-weiß und analog, Teil 194: Grünes C in Retro-S/W

Film: Fomapan 100 #41, Kamera: Agfa Silette LK, September 2022

Heute war ein eher fauler Tag, an dem ich nicht viel mehr erledigt bekommen habe, als mein Auto vor der Werkstatt abzustellen, damit die das morgen direkt zum Beginn der Öffnungszeit da stehen haben. Deswegen gibt es zur Abwechslung einen dieser leckeren Instant-Artikel aus der Retorte: Nur noch den Veröffentlichen-Button hinzufügen und zack hat man einen Eintrag im Blog! ;-) (Dies hier war übrigens der letzte s/w-Film, den ich ins Labor gegeben habe, also wird es beim nächsten Artikel dieser Reihe spannend!)

Das Ende des Films habe ich verschossen, als wir mal wieder in St. Augustin in der Mall waren und danach noch ein bisschen durchs Grüne C gestreunert sind. Das bietet sich ja immer an, die Entfernung, die man da vom Parkplatz aus zurückzulegen hat, ist ungefähr genau das, was einem noch zu den täglichen 10.000 Schritten fehlt. ;-) Nicht, dass wir das jetzt so fanatisch beachten würden, aber es ist doch ganz gut, zumindest hin und wieder den Home-Office-Alltag mit den-ganzen-Tag-rumsitzen mal durch etwas Bewegung zu unterbrechen.

Das erste Bild heute ist mal wieder die Kunst, die da kurz hinterm Spielplatz steht: Ein stählernes Pärchen, Männchen und Weibchen der Spezies Rübennase. Oder so ähnlich. ;-) (1/125s, f/5,6-) Wie man an den Werten sehen kann, war das Wetter mal wieder ein bisschen mehr durchwachsen und nicht ganz so hell. Dadurch musste ich nicht so schrecklich weit abblenden, wie in den vorherigen Einträgen, habe aber doch trotzdem eine eher mittlere Blende bevorzugt, damit ich genug Tiefe habe, um beide "Personen" scharf zu bekommen, auch wenn ich die Entfernung geraten habe. (Auch hier hatte ich meinen Ultraschall-Entfernungsmesser zu Hause gelassen; im Feld funktioniert das eh die halbe Zeit nicht.) Das Bild hat trotzdem eine ganz leichte Unschärfe im Hintergrund, aber nicht genug, um das als Bokeh bezeichnen zu können. Die Separation zwischen Motiv und Rest des Bildes geschieht eindeutig durch den Kontrast der beiden vor dem hellen Himmel. Insgesamt ein ganz nettes Bild, finde ich. Ist ganz hübsch geworden. Wenn da jetzt auch irgendwo noch eine Plakette mit dem Namen des Künstlers wäre, würde ich den auch glatt noch erwähnen. Aber zum Glück weiß die Wikipedia mal wieder weiter: "Er und Sie, 2009, Franz Leinfelder". ;-)

Das nächste Bild ist keine Kunst, sondern tut nur so: Alte Container, die am Parkplatz des Freibads stehen und vor sich hin rosten. (1/60s, f/5,6.) Ein ebenfalls ganz interessantes Bild, und wenn es nur aus dem Grund ist, dass man hier den Schärfetiefenbereich ganz gut abschätzen kann, den dieses Objektiv auf eine eingestellte Entfernung von 5 Metern hin bekommt. Die vorderen Ranken, die ins Bild ragen, sind scharf, die Kante des Containers ist sehr scharf und je weiter man von hier aus an der Wand entlang schaut, desto mehr und mehr sieht man, wie die Schärfe nachlässt, bis man schließlich einen recht weichen Baum im Hintergrund findet. Aber selbst der Horizont ist nicht so richtig unscharf-bokehig. Dafür hätte ich dann wohl doch f/4 wählen müssen. Ob das Bild jetzt meinen künstlerischen Ansprüchen genügt, das sei mal dahingestellt, aber ganz schlecht ist es auch nicht. Ein bisschen viel Gemüse, jetzt im Winter sieht das vielleicht interessanter aus, dort an dieser Stelle?


Dann erblickt man auch schon den Christophorus über den Stacheldraht hinweg. (1/300s, f/4.) Hier konnte ich gefahrlos so weit wie möglich aufblenden, denn der Gute steht ja in der Unendlichkeit. So habe ich den Zaun schön unscharf bekommen und man kann die Vordergrundunschärfe beurteilen, die diese Kamera produziert. Mein Urteil: Durchaus brauchbar. Leider ist das Bild mal wieder ein bisschen schief. Ist aber auch wirklich nicht ganz leicht, mit diesem Sucher. Im Allgemeinen sind die Sucher dieser Kameras ja schon grundsätzlich ein bisschen von Verzerrungen an den Rändern geplagt, aber dieser hier, ich weiß nicht, der mag mich einfach nicht. Oder ich ihn. Oder so. ;-) (Ausreden, alles Ausreden! :-D)

Wenn man direkt frontal davor und in einer angemessenen Entfernung steht, hat man das Problem sehr viel weniger. (1/60s, f/8.) Hier dann mal so weit wie möglich abgeblendet, um nicht nur den Herrn C sondern auch die Wolken im Hintergrund scharf zu bekommen. Dazu habe ich die Entfernung einfach auf Unendlich stehen lassen, wie man sieht, das reicht. Vielleicht könnte er ein ganz kleines bisschen schärfer sein, aber die Auflösung des Films ist eh nicht so hoch, als dass man das bisschen Unschärfe nicht da drauf schieben könnte. (Wie war das mit den Ausreden? ;-)) Eni gutes Bild, jedenfalls. Besonders das bisschen Dunkel des Baums am rechten Rand gefällt mir gut.


Dann mussten wir irgendwann auch mal wieder nach Hause, also sind wir durch das Gelände der Fachhochschule zurück zum Parkplatz geschlichen, wo ich noch die Verstrebungen des Hörsaaldaches aufgenommen habe. (1/125s, f/4.) Wie man sieht, das Wetter wurde immer schlechter, sodass ich meine Lieblingsblende f/4 verwenden konnte. Bei dieser Kamera und diesem eher kontrastarmen Wetter wird es dann aber doch schon wieder ein bisschen unscharf, obwohl die Tauben auf der Stange oben durchaus gut zu erkennen sind. Das drohende Wetter obendrüber gibt dem Ganzen aber immerhin ein bisschen Tiefe. Der Weiße Kasten da unten am Rand stört mich allerdings ein bisschen. Ansonsten: OK.


Das letzte Bild gebührt dann mal wieder einem Trecker. (1/60s, f/5,6.) Der hatte da direkt neben mir geparkt - am rechten Rand ist mein Honda zu sehen. Es handelt sich bei dem Trecker zwar um ein eher modernes Stück, also eher nicht mein normales Jagdgebiet, aber trotzdem konnte ich den nicht einfach so unfotografiert lassen! Außerdem konnte ich so noch mal ein Gegenlichtbild machen. Wieder ist nichts von Flares oder Ghosts zu sehen, nur ein bisschen Halo um die Highlights, die aber genauso gut von der Entwicklung stammen können.

Fazit: Eine spannende Kamera, eine Zeitreise um 50 Jahre in die Vergangenheit. Es ist immer wieder was besonderes, Technik zu verwenden, die älter ist als man selber. Werde wohl im Frühling wirklich mal einen Farbfilm einlegen und schauen, was dann raus kommt. Vielleicht habe ich dann ja auch mal einen funktionierenden Entfernungsmesser gefunden, den könnte ich ja auch gut für diverse andere Kameras gebrauchen, die ich mittlerweile in meiner Sammlung habe.

Nächstes Mal: Endlich mal der erste Film, den ich selber entwickelt habe! Hat ja auch nur vier Monate oder so gedauert, bis ich die Pipeline so weit abgearbeitet habe! ;-)

Schwarz-weiß und analog, Teil 193: Hennefer Retro-Schnappschüsse

Film: Fomapan 100 #41, Kamera: Agfa Silette LK, September 2022

Regen, Regen, Regen. Trotzdem habe ich mal den Film in der letztens vorgestellten Vito mal vollgemacht, nebenbei, als wir einkaufen waren. Der kommt morgen in die Suppe, wenn ich Zeit habe. Jedenfalls gibt es deswegen einen Instant-s/w-Pipeline-Eintrag aus der Retorte. Zack, fertig für heute! ;-)

Fangen wir also mal mit Pferden an. (1/125s, f/5,6.) Diese beiden ungleichen Exemplare standen oben am Eingang zum Hexenwald. Wenn ich Ponys sehe, muss ich ja einfach drauf halten. In diesem Fall aber ganz besonders, denn dadurch, dass die beiden so nah beieinander standen, hat man mal einen richtigen Größenvergleich. Die Blätter im Vordergrund sind bei f/5,6 noch leicht unscharf und das ist auch gut so, der Hintergrund ist mir persönlich nämlich etwas zu scharf. Liegt vielleicht daran, dass ich mit einer Einstellung von 10 Metern doch schon etwas zu weit nach hinten gezielt habe, so weit waren die beiden nämlich eigentlich nicht entfernt. Insgesamt aber durchaus ein hübsches Foto.


Nach dem Kurzbesuch im Hexenwald waren wir in Rott, wo ich mal wieder die Kirche fotografiert habe. (1/125s, f8.) Vielleicht ein bisschen zu hell, eine Blende schneller wäre durchaus drin gewesen, aber so kann man die Backsteine alle ganz genau erkennen. Die leichte Unschärfe, die hier beim Hineinzoomen wahrnehmbar ist, rührt wahrscheinlich von meiner obsessiven JPG-Komprimierung her - im Originalscan stellt sich das nicht so flächig dar. Hätte hier wohl ausnahmsweise ein bisschen mehr Qualität zulassen sollen. Naja, aber immerhin kann man tatsächlich jeden einzelnen Backstein ausmachen. Wer also Lust zum Zählen hat... andere Leute zählen ja Schafe, wenn sie nicht einschlafen können, vielleicht geht das ja auch mit Backsteinen. :-D

Hinter der Kirche auf dem Friedhof dann noch schnell den Jesus am Kreuz abgegriffen. (1/60s, f/11.) Habe nicht viel zu dem Bild zu zu sagen, es ist so ziemlich wie alle anderen, die ich auf diesem Film bei f/11 gemacht habe. Gefällt mir gut, recht kontrastreiche Schattenwürfe und nette Wolken im Hintergrund. Gut, ist jetzt nicht das erste Mal, dass ich dieses Grabmal auf Film banne, insofern ist es vielleicht nicht ganz so spannend, aber trotzdem ein gutes Foto.


Die Rosen sind tatsächlich einmal ein Bild, das so richtig unscharf geworden ist. (1/125s, f/8.) Aber auch nur ganz knapp: Die hintere Blüte, die das seitlich raus steht, ist schon ganz OK, und unten lugen ein paar Knospen raus, die sogar scharf sind. Da habe ich wohl doch etwas weniger als den eingestellten Meter vom Motiv entfernt gestanden. Naja, aber für solche Aufnahmen ist eine kleine Sucherkamera ohne Entfernungsmesser ja eigentlich auch nicht gedacht. ;-)

Jetzt folgt der Sprung ganz ans Ende des Films, das ich vorziehen möchte, damit die Bilder da oben nicht so alleine sind. Der Aufbau der Herbstkirmes in Hennef war eigentlich ganz spannend, besonders das Riesenrad hatte es mir angetan. (1/300s, f/5,6.) Hier sehen wir es hinter dem noch geschlossenen Churros-Stand, der gerade von seinem Besitzer aufgebaut wird. Technisch ist das Bild ganz OK, es könnte etwas schärfer sein, besonders die Vordergrundmotive. Habe hier auf Unendlich gestellt, keine Ahnung, wie weit der Stand tatsächlich entfernt war, aber ich dachte eigentlich, dass das bei f/5,6 schon keinen Unterschied mehr macht. Vielleicht aber doch. Naja, egal, in normaler Größe betrachtet ist das Bild OK und es gefällt mir vom Motiv her auch sehr gut. Es fehlt allerdings ein bisschen der Kontrast.


In der Riesenrad-Nahaufnahme haben wir dagegen fast schon zu viel Kontrast! (1/300s, f/5,6.) Seltsam, habe ich doch die gleichen Werte bei so ziemlich gleichen Lichtverhältnissen verwendet. Auch hier kam die Unendlich-Einstellung zum Einsatz, aber dieses Mal ist das viel näher stehende gläserne Treppenhaus eigentlich genau so scharf wie der Hintergrund. Seltsam, warum das oben nicht der Fall war, kann ich mir nicht erklären. Muss wohl tatsächlich eine subjektive Wahrnehmung sein. Bestimmt durch den Kontrast bedingt. Cooles Foto jedenfalls, von dem sich ein Abzug durchaus lohnen würde.

Und dann noch mal so richtig unscharf: Die Schießbude war gerade dabei, ihre Preise aufzuhängen und ich habe wohl nicht die richtige Entfernung eingestellt. (1/60s, f/2,8.) Dabei war das die perfekte Gelegenheit, die Offenblende zu testen. Schade, so sind die Bären komplett unscharf und die Decke des Standes dafür viel zu sehr. Mist! ;-)


Das letzte Foto des Films - aber nicht dieser Serie - habe ich auf der Rückseite des tütkischen Ladens verschossen, wo die Mitarbeiter sich immer mal wieder zur Raucherpause einfinden, weswegen es dort ein paar Stühle gibt. (1/125s, f/4.) Witziges Motiv, leider total schief. Bin hier weit runter in die Knie gegangen und dann hat es mich beim Auslösen fast umgehauen. Wundere mich schon etwas, dass da keine Bewegungsunschärfe drin ist, weil ich mich wirklich tatsächlich fast längs hingelegt hätte. :-D f/4 ist hier gerade so OK, die hinteren Stühle sind schon etwas unscharf.

Nächstes Mal: Schwarzweiße Bilder aus dem Grünen C.

Schwarz-weiß und analog, Teil 192: Retro-Schnappschüsse am Drachenfels

Film: Fomapan 100 #41, Kamera: Agfa Silette LK, September 2022

Heute gab es zwar morgens eine Regenpause und ich habe auch direkt mal 37 Bilder geschossen, aber die sind alle noch nicht entwickelt. Deshalb ist es wiedermal an der Zeit, einen fertigen Artikel aus der Pipeline rauszuhauen. ;-)

Als nächstes habe ich die kleine Silette mit auf den Drachenfels geschleppt. Das Siebengebirge bietet ja immer spannende Motive. Ich glaube, das war der Samstag, an dem wir uns damals mit dem Trekdinner hier treffen wollten, dann aber nur J und S aufgetaucht sind. Japp, passt, die bunten, digitalen Fotos sehen sehr ähnlich aus! ;-) Geparkt haben wir an dem Tag offenbar in Rhöndorf und sind von dort durch das Dorf gegangen, um den Berg hoch zu kommen. Ja, ich erinnere mich, die Zufahrt zu unserem "normalen" Parkplatz war damals gesperrt. Ich glaube, da waren telekomische Arbeiten im Gange und mussten deshalb an der Hauptstraße parken.

So haben wir aber die Möglichkeit nutzen können, den Brunnen mitsamt der daneben aufgestellten Fahne/Wimpel/Wie-nennt-man-sowas unten in der Stadt zu fotografieren. (1/300s, f/5,6.) Die allgemeine Schärfe ist OK, aber ich habe hier wohl ein bisschen zu weit nach hinten geschätzt, als ich den Fokus eingestellt habe. Das Schärfste scheint nämlich der Busch hinter dem Brunnengesicht zu sein. Aber wie gesagt, nicht allzu schlimm; in Normalabzuggröße fällt das kaum auf, erst wenn man hinein zoomt, stellt man fest, dass man das Schild nicht lesen kann und die Beschriftung "Drachenfels-Quelle" ein bisschen unscharf daher kommt.


Die Trecker hingegen sind extrem scharf geworden. (1/60s, f/11.) Das hatte ich jetzt ehrlich gesagt nicht erwartet, denn im letzten Eintrag waren die Bilder, die ich mit f/11 gemacht habe, leicht weichgezeichnet. Vielleicht klappt das mit dieser sehr hohen Blendenzahl auf diese mittlere Entfernung - 7m hatte ich eingestellt - doch irgendwie besser. Das Bild ist jedenfalls schön kontrastreich und scharf geworden. Ach ja, und Trecker! Trecker sind immer ein Foto wert, besonders solche altertümlichen Modelle! Die passen direkt zum Alter der verwendeten Kamera, oder? ;-)

Beim Aufstieg habe ich unterwegs noch eine Fahne gefunden, die direkt fotografiert werden wollte. (1/300s, f/8.) Ich glaube, das war da oben am Ulanen-Denkmal. Wie man sieht, es war gut windig, die Fahne flattert recht heftig. So von hinten hinterleuchtet sieht sie ganz nett aus. f/8 scheint für die Kamera außerdem gut geeignet zu sein, auf diese Entfernung - wieder 7m - völlig ausreichend, um das Motiv in den scharfen Bereich zu bekommen, ohne zu viel Diffraktion zu riskieren.


Beim nächsten Bild musste ich recht lange zielen, bis ich einigermaßen sicher sein konnte, dass ich nur den Obelisken und den Hund auf das Negativ brenne, nicht aber das dazugehörige Herrchen. (1/125s, f/5,6.) So ist nur ein Rucksack mit im Bild. Über Parallaxen zwischen Objektiv und Sucher hatte ich ja im letzten Eintrag schon geredet, viel besser ist es mit einer Sucherkamera also nicht machbar. Insgesamt finde ich dieses Bild von der Komposition her sehr gut gelungen: In der Mitte das eigentliche Motiv, der Obelisk, face-on, sozusagen. Daneben den Hund, der sehnsüchtig schaut, wo er denn sein Geschäft verrichten könnte, oder zumindest eine Markierung setzen könnte. Und im Hintergrund der Bauzaun und die Betonfüße, die dazu gehören. Das alles eingerahmt von bereits leicht unscharfen Bäumen. Gefällt mir.

Dann das nächste Bild erst wieder oben auf dem Drachenfels verschossen. (1/300s, f/8.) War sehr sonnig hier oben. Die 45mm sind für solche Aufnahmen ja nur eher mäßig geeignet, etwas weitwinkliger wäre hier von Vorteil. Anderseits kann man so Details besser heraus arbeiten, etwa diese Abbruchkante der Ruine. Nicht unbedingt ein Postkarten-Motiv, eher einzusortieren unter Architekturfoto. Das Bild ist gut kontrastreich, könnte vielleicht eine Blende langsamer belichtet sein, um die Mauer mehr hervorzuheben, aber dann würde man wohl die interessanten Wolkenstrukturen im Hintergrund verlieren. Diese sind für f/8 und eine Entferungseinstellung von 9m noch extrem scharf. Macht Sinn: Meine Handyapp rechnet mir flugs aus, dass das bereits hyperfocal für Unendlich ist. (Für alles gibt es eine App heutzutage!)

Ebenfalls hier oben auf dem Drachenfels gibt es diesen als Motiv sehr beliebten Bogen. (1/125s, f/8.) Allerdings kriegt man den nie ohne Touristen aufs Bild, zumindest nicht an einem sommerlichen Samstag. So habe ich auch hier sonnenbebrillte Gesichter und behütete Köpfe im Bild. Wie gesagt: Stichwort Parallaxe. Ansonsten ein sehr schönes Bild mit interessantem Schattenwurf. Wenn ich eine Kamera verwendet hätte, bei der ich mit der Scharfstellung ganz auf Nummer Sicher gehen könnte, hätte ich natürlich eine sehr viel weiter offene Blende verwendet, um die Blätter im Vordergrund unscharf zu bekommen. So ist halt alles scharf. Geht auch. Ist ja auch irgendwie passend zum verwendeten Gerät. Früher hätte man die Kamera an einem solchen Tag wahrscheinlich immer auf genau dieser Einstellung stehen gelassen und ohne drüber nachzudenken Bilder gemacht, die zu 90% OK geworden wären. Diese ständige Digitalfotografie lässt einen viel zu viel Wert auf die "richtige" Belichtung legen; Film ist da nicht so fimschig! ;-)


Doch, noch ein Foto habe ich hier oben gemacht: Das Miet-Fernrohr, mit dem man einen tollen Blick auf das Rheintal hat. (1/125s, f/11.) Jupp, sehr hell hier oben. Das Ergebnis ist ein tolles Bild mit Wolken und einem sich in die Unendlichkeit schlängelnden Fluss. Trotz f/11 ist hier definitiv noch Unschärfe im Hintergrund auszumachen; der Fokus war auf 2 Meter gestellt, somit ist das auch nicht so erstaunlich. Etwas schief, aber ansonsten ein spannendes Foto.

Dann ging es an den Abstieg und wir haben uns überlegt, nehmen wir doch die andere Seite, da gibt es auch noch was zu sehen, zum Beispiel die Zahnradbahn. (1/300s, f/8.) Die blöden Baken an der Straße stören mich etwas, ansonsten ist das Bild ziemlich gut geworden, finde ich. 'n bisschen viele Leute vielleicht. Technisch muss ich jetzt glaube ich nicht mehr viel dazu sagen: f/8 macht gute Bilder.


Um das aufziehende Unwetter über der Eifel noch dunkler zu bekommen, habe ich das Bild mit der Drachenburg im Vordergrund gewollt ein bisschen unterbelichtet. (1/125s, f/22.) Außerdem habe ich so auch mal ein Bild dabei, bei dem ich die Blende maximal geschlossen habe! Die sich ergebende Stimmung ist schon extrem! Diese Wolken! Die durchbrechenden Sonnenstrahlen! Das Licht, das durch die Fenster im Turm sickert! Trotzdem hat der Film noch Struktur in der Burg eingefangen, was ich kaum für möglich gehalten hätte. Eigentlich hatte ich nämlich ein reines Silhouetten-Foto geplant. Aber dunklere Dächer und Fenster zeichnen sich tatsächlich noch gut sichtbar ab. Was die Schärfe angeht: So weit abgeblendet muss man definitiv ein bisschen Weichheit in Kauf nehmen, aber erstaunlicherweise auch nicht viel mehr als bei den bisherigen Bildern, die ich bei f/11 gemacht habe. Die Masten oben auf den Dächern leiden definitiv ein bisschen und sehen leicht verwaschen aus - im Originalscan mehr als in dieser heruntergerechneten 4k-Version. Trotzdem: Ein faszinierendes Bild, bei dem sich das Experiment ausgezeichnet hat!

Am alten Ausflugslokal, das noch immer nicht renoviert ist, sondern als Ruine herumgammelt, findet man diese alten Laternen. (1/125s, f/11.) Diese Szene in irgendeiner Form "gerade" einzufangen, war nicht einfach - und ist mit auch nicht hundertprozentig gelungen. Das bisschen, das man vom Horizont sehen kann, ist leider leicht geneigt. Aber man möge es mir verzeihen, denn alles andere in diesem Bild ist von Natur aus schief! Mast, Lampen, Bäume, der Hang selber, ja selbst der Rhein im Hintergrund, alles neigt sich in die eine oder andere Richtung. Technisch ansonsten ein gutes Bild. f/11 gibt dem ganzen wieder eine leichte Retro-Weichzeichnung. Schöne Wolken, die einen guten Hintergrund bilden und nettes Lichtspiel in dem zerbrochenen Glas.


Aus der Nähe habe ich dann auch noch mal ein Bild von der Drachenburg gemacht, das in diese Fall aber eher ungewollt etwas unter ist. (1/125s, f/11.) f/8 wäre hier sicher besser gewesen. So habe ich zwar einen tollen Himmel, aber das Gebäude selber säuft leider ein bisschen ab. Obwohl da doch für einen günstigen Foma recht viel Detail im Schatten auszumachen ist.

Vor dem Haupteingang stand dann noch dieser Eis-Bully herum, leider im Schatten, daher etwas kontrastärmer, als ich es mir gewünscht hätte. (1/300s, f/8.) Jetzt ein Käsekuchen-Waldbeer-Eis! Wie man sieht, alles scharf genug, um es lesen zu können. Auf die Entfernung auch nicht anders zu erwarten. Ganz nettes Bild.

Danach weiter den Berg runter an der Niebelungenhalle vorbei. (1/125s, f/8.) Hier bin ich wieder zur Standardbelichtung zurück gekehrt. Diese macht das Gästehaus auf dem Petersberg im Hintergrund ungefähr gleich scharf wie die Halle selber - hatte das Objektiv auf Unendlich stehen gelassen, erschien sinnvoller, als jetzt zu versuchen, die schätzungsweise 20 Meter irgendwie da einzustellen und dann festzustellen, dass das bei der Blende eh keinen Unterschied macht. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass der Vordergrund leicht schärfer ist. Ich bräuchte mal so eine praktische Lupe, mit der man eigentlich die Schärfe der Körnung bestimmen kann, wenn man das Negativ in einen Vergrößerer einlegt, dann könnte ich das vielleicht mit mehr Sicherheit behaupten. Wahrscheinlich handelt es sich nur um eine optische Täuschung, weil mein Hirn im Gästehaus die gleiche Detailtiefe erwartet wie in der Halle, was aufgrund des mehrere Kilometer großen Abstands einfach nicht drin ist! ;-)


Und ganz zum Schluss noch ein Bild, dass ich auf dem Rückweg nach Röhndorf gemacht habe, als es bereits langsam dunkel wurde - hauptsächlich wegen des Unwetters in der Eifel: Eine alte Pflanzschale. (1/60s, f/4.) Mit relativ offenen Blendenwerten und auf kurze Distanzen bekommt man mit dieser Kamera erstaunliches Bokeh hin! Ein wirklich bemerkenswertes Foto, dafür dass ich es mit einer 50+ Jahre alten Sucherkamera geschossen habe! Würde mich ineressieren, wie das wohl aussähe, wenn ich mich getraut hätte, f/2,8 einzustellen. Wäre ja die Gelegenheit gewesen! Trotzdem: Mit einem zusätzlichen, richtigen Entfernungsmesser ausgestattet, kann ich mir die Kamera durchaus auch für Portraits vorstellen!

Nächstes Mal: Eine Mischung aus einem Spaziergang in Rott und Fotos vom Aufbau der Kirmes in der Innenstadt von Hennef. Jeweils nur vier Bilder, die zeitlich und auch auf dem Film voneinander getrennt sind, aber eigene Einträge hätten sich dann auch irgendwie nicht gelohnt.

Schwarz-weiß und analog, Teil 191: Snap It Like It's 1968

Film: Fomapan 100 #41, Kamera: Agfa Silette LK, September 2022

Der Vorteil an kleinen, leichten und kompakten Kameras - vor allem wenn sie aus der Zeit stammen, als alle mit Blumen im langen Haar nach San Francisco unterwegs waren - ist, dass sie klein, leicht und kompakt sind. (Ja, das war jetzt das, was der Fachmann eine Tautologie nennt, glaube ich! ;-)) Aber das und die Tatsache, dass man sie auf den Flohmärkten der Umgebung praktisch umsonst hinterher geworfen bekommt, sorgt dafür, dass man sie einfach mal eben so schnappen und mit auf eine kleine Fahrradtour nehmen kann, ohne groß Angst haben zu müssen, unterwegs eventuell irgendwas wirklich Wertvolles oder Unwiederbringliches kaputt zu machen.

So auch diese von den Features her eher spartanische Silette LK, deren Fotos ich heute vorstellen möchte. Agfa war damals noch ein wirkliches Schwergewicht, sowohl was kompakte Kameras als auch das dazugehörige Filmmaterial angeht. Diese Zeiten sind lange vorbei und daher kommt man sich bei der Verwendung einer solchen Schnappschusskamera schon ein bisschen anachronistisch vor. Das Ding hat nicht mal einen Entfernungsmesser. Das heißt, man muss entweder selber ein Messgerät mitbringen, was nicht immer ganz so praktisch ist - ich muss mal so einen kleinen Aufsteck-Messer für den Blitzschuh anschaffen - oder eben das tun, was man 1968 auch gemacht hat: Raten! Ich habe mich bei diesem Testfilm für letzteres entschieden und muss sagen, dass ich eigentlich durchweg gut damit gefahren bin. Ja, einige Bilder sind richtig unscharf, aber die meisten sind erstaunlich OK. Gut, da die schnellste Geschwindigkeit des Verschlusses bei 1/300s liegt, kommt man auch selbst mit einem ISO 100 Film schnell in den Blende-8-Bereich, in dem eigentlich alles scharf ist, selbst bei den eher normalbrennweitigen 45mm, die das verbaute Objektiv bietet.

Aber genug der Vorrede, hier jetzt ein paar Bilder, die ich auf einer der bereits oben angedeuteten Fahrradtouren gemacht habe. Es ging nach Siegburg, aber auf dem Weg habe ich am Kurpark angehalten und das übliche Foto vom Siegfried gemacht, der in diesem Foto aber leider ein bisschen als Kopfloser Reiter daher kommt. (1/60s, f/8.) Upsi! Hätte vielleicht doch noch ein bisschen vorspulen sollen, statt direkt drauf los zu fotografieren. Andererseits ist der Herr Siegfried ja von diversen anderen Bildern bekannt, die ich hier vorgestellt habe. Also kein schwerer Verlust. Wichtiger ist: Was ist der erste Eindruck, den man von der Bildqualität bekommt? Erstaunlich scharf und kontrastreich für ein Gerät, dass dieses Jahr so ungefähr 55 Jahre alt wird. Die f/8 helfen da natürlich und das viele Licht, das hier das Denkmal ausleuchtet, ist natürlich auch nicht falsch. Insofern also doch ein bisschen schade, dass Siegfried den Kopf verloren hat. ;-)

Das für mich Interessanteste an dieser Kamera ist wohl, dass das verwendete Objektiv sich bis f/2,8 öffnen lässt, was ich natürlich direkt mal schamlos ausgenutzt habe, auch auf die Gefahr hin, dass ich das Bild dadurch unscharf mache, weil ich ja - wie gesagt - die Fokus-Entfernung raten musste. Das Ergebnis ist aber eine Bank im Siegtal (unten bei der Kläranlage), die ein tolles Bokeh hat! (1/300, f/2,8.) Da kann man doch durchaus mit arbeiten, finde ich! Ein sehr stimmunsgvolles Foto, bei dem die kleine Silette mal richtig zeigen kann, was in ihr steckt. Die Bank ist gut scharf trotz Offenblende, der Hintergrund schön cremig. Würde mich interessieren, wie sich das auf einem zeitlich passenden quietschbunten Farbfilm darstellen würde. Hm, das wäre doch mal ein Projekt fürs Frühjahr: Einen von den abgelaufenen 200ern da rein und bei 100 durchbelichten... Erinner mich da mal einer dran, wenn die ersten Blumen raus kommen! ;-)


Der nächste Schnappschuss zeigt die Sieglindenbrücke, ein Versuch, ein bisschen Architektur in Szene zu setzen. (1/60s, f/11.) Mal wieder schief. Aber interessanter ist hier, wie scharf oder unscharf das Bild wird, wenn man so weit abblendet, wie ich es hier getan habe. Insgesamt wirkt das Bild hier ein bisschen weich. Ob das an einsetzenden Diffraktionseffekten liegt oder nur an der sehr günstig zu implementierenden viereckigen Blende, weiß ich natürlich nicht sicher. Aber wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem. Bei einem normal großen Abzug würde das kaum auffallen, erst wenn man mit moderner Technik auf die Pixelebene (oder sollte ich eher "Kristallebene des Films" sagen?) hineinzoomt, stellt man fest, dass das Bild nirgends so richtig scharf ist. Gut, es ist um einiges besser, als ich es grundsätzlich erwartet hätte. Man muss auch immer im Hinterkopf behalten, dass es sich zwar um eine schon etwas bessere Schnappschusskamera handelt, aber eben doch nur um eine Schnappschusskamera. Da kann man keine Wunder erwarten.

An dieser Stelle möchte ich vor allem anmerken: Das Ding funktioniert! Das ist ja nicht selbstverständlich, die Lebenszeit eines solchen Gerätes war damals schon nicht mehr auf "ewig" ausgelegt. Wir befinden uns hier nicht mehr im Zeitalter des Wirtschaftswunder, als Kameras noch teilweise aufgrund von Overengineering praktisch unzerstörbar waren. Gerade dieser "Sensor"-Auslöser war damals, Ende der '60er, Anfang der '70er der heiße Scheiß. Ich finde es also schon bemerkenswert, dass mechanisch alles an der Kamera funktioniert und nur der Selenzellen-Lichtmesser ausgebrannt ist! Aber zurück zu den Fotos.

Ein Mast im Nichts, mit einem Dingsbums dran. (1/60s, f/11.) Es gilt hier das Gleiche, wie für das Bild davor: Ausreichend scharf für das, was es ist, nämlich eine kompakte Kamera für Schnappschüsse. Die Qualität ist besser als erwartet, aber vielleicht ein bisschen weich - nicht wirklich unscharf, aber eben mit einer gewissen Retro-Qualität versehen. Aber das Rätsel, weshalb da ein halber Plastik-Kanister an den Pfahl genagelt ist, lüftet das auch nicht! ;-)

Nach den vielen Hochkantfotos habe ich das Siegwehr dann aber mal im normalen Breitformat aufgenommen. (1/125s, f/8.) Die Schärfe ist besser und wenn der Film eine höhere Auflösung hätte, könnte man den Reiher auf dem Wehr sicher auch noch besser erkennen. Dafür bietet dieses Foto eine Möglichkeit, über Dinge wie Verzerrungen und Abschattungen in den Ecken zu reden. Beides ist - zumindest bei dieser Blende - eher geringfügig, wenn überhaupt, sichtbar. Die Schärfe von Ecken und Rändern ist kaum anders als in der Bildmitte und nur ganz am Rand lässt sich feststellen, dass die Helligkeit überhaupt zu den Ecken hin abfällt. Bei f/8 erwarte ich allerdings auch kaum etwas anderes, denn das sollte so ziemlich genau die vorgesehene Arbeitsblende für diese Kamera gewesen sein: Sonne lacht, Blende acht.


Das Gleiche lässt sich auch beim Bild der Siegburger Abtei beobachten: Durchweg scharf genug, kaum wahrnehmbare Vignettierung und nur ganz außen links in der Hecke kann man ein bisschen Verzerrung und Verwischung erkennen. Das Color-Agnar-Objektiv ist sicherlich kein besonders gutes oder neumodisches Objektiv; ich nehme an, es handelt sich um eine Variante des dreilinisigen Tessars, aber dafür habe ich keine wirklichen Beweise, also nehmt diese Aussage nicht für bare Münze. Was ich sehe, würde aber ungefähr dazu passen. Auf jeden Fall bekommt man brauchbare Bilder damit hin, die dem Zeitalter entsprechen, aus dem diese Kamera stammt.

Wenn ich schon in Siegburg bin, muss ich natürlich einmal über den Marktplatz schleichen und die Victoria mitnehmen. (1/300s, f/4.) Bei höchster Geschwindigkeit und mäßig abgeblendetem Objektiv bekommt man gerade so ein bisschen Unschärfe in die Blätter im Vordergrund, während die Dame auf ihrem Sockel schön scharf daher kommt. Ihre Gesichtszüge, die Falten in ihrer Kleidung, die Federn in ihren Flügeln sowie die Blätter im Lorbeerkranz sind duchaus noch erkenn- oder zumindest erahnbar, selbst in dieser herunter gerechneten 4k-jpg-Version des Bildes, die ich hier ausstelle. (Die Auflösung des Films und des Scanners geben eh nicht viel mehr her. Aber schon ein bisschen.) Ich denke, dass zwischen f/4 oder f/8 also tatsächlich der Sweet Spot liegt, bei dem man diese Kamera betreiben will, möchte man möglichst scharfe und hoch aufgelöste Bilder haben. Alles darüber sorgt für einen leichten Weichzeichner durch Diffraktion, alles darunter bringt Probleme mit sich, wenn man die Entfernung nicht einfach auf unendlich stellen kann - oder so wie in diesem Beispiel mit 10 Metern doch schon sehr nah dran -, sondern tatsächlich was Vernünftiges raten muss. Wobei wir uns aber f/5,6 noch gar nicht angeschaut haben.

Das tun wir aber jetzt sofort im nächsten Bild: Die Abtei aus der Nähe. (1/300s, f/5,6.) Obwohl ich hier wohl laut meinen Aufzeichnungen vergessen hatte, eine Korrektur am Fokusring vorzunehmen, ist das Bild knackig scharf geworden. Also entweder stimmt meine Aufzeichnung nicht und ich habe das Bild doch nicht bei 5 Meter gemacht, oder die Schärfentiefe ist bei f/5,6 erstaunlich groß! Ich vermute einfach mal, dass ich Blödsinn notiert habe, denn die Details in den Fensterläden sind doch schon extrem hoch. Überhaupt ein ganz nettes Foto, so aus diesem Winkel, mit den drohenden Wolken dahinter. Gefällt mir. (Darüber haben wir in diesem Artikel noch gar nicht gesprochen, sondern nur über technische Details. Wird also mal Zeit.)


Eine schwierige Belichtung gegen das Licht in den Schatten der Mauer hinein erwartet uns im folgenden Foto. (1/60s, f/4.) Trotzdem kommt die Mauer recht gut raus, was natürlich auf Kosten des Himmels geht. Meine Absicht war hier, das Gegenlichtverhalten zu testen, und ich muss sagen, es ist gar nicht so schlecht. Ich hatte zumindest mit etwas Flare oder Ghosting gerechnet, aber weit und breit keine Spur. Und der Kontrast ist auch brauchbar. Gut, das Foto als solches ist jetzt nicht das spannendste, was ich je gemacht habe. Aber technisch einwandfrei.

Für das Hexentürmchen habe ich sehr lange warten müssen, bis die blöde Wolke sich endlich verzogen hatte und ich noch mal so richtig weit abblenden konnte. (1/60s, f/11.) Bei so viel Licht erscheint mir dieses Mal das Bild gar nicht so weichgezeichnet wie oben bei den Fotos mit f/11. Es scheint also auch ganz von der Situation abhängig zu sein, wie das Endergebnis schließlich aussieht. Trotzdem: f/5,6 war schärfer, oder?

Aber wie sieht es auf kurze Distanz aus? Das Licht ballerte voll in die efeuberankte Mauer hinein, da habe ich f/11 einfach mal stehen lassen und auf 1m fokussiert - das Minimum, das diese Kamera bietet. Das Ergebnis könnte schärfer sein. Wie gesagt, in normaler Abzug-Größe oder auch noch etwas darüber hinaus wie auf meinem 14"-Laptop-Bildschirm kann man sich nicht beschweren, aber zoomt man etwas hinein, wird es doch etwas weicher als man es bei einer "Makro"-Aufnahme gerne hätte. Gut, dafür war diese Kamera aber sicherlich auch nicht gedacht...


Ganz zum Schluss begegnete mir auf dem Heimweg noch dieser alt Ascona. (1/300s, f/5,6.) Und ja, f/5,6 gefällt mir glaube ich am Besten an dieser Kamera. Auf die kurze Distanz - 3 Meter hatte ich eingestellt - bekommt man auch noch die Andeutung eines leichten Bokehs im Hintergrund, gerade genug, um das Hauptmotiv ein bisschen hervor zu heben. Schönes Bild, eigentlich, wenn das nicht die Sucher-Parallaxe wäre. Darüber hatten wir noch gar nicht gesprochen: Da der Sucher relativ weit oben und links neben der eigentlichen Kameralinse sitzt, hat man bei den angepeilten 3 Metern doch schon relativ viel Parallaxe. Das heißt, ich hätte eigentlich noch ein bisschen weiter nach oben und links zielen müssen, um das gewünschte Motiv weiter mittig auf den Film zu bekommen. Aber hier handelte es sich wirklich im einen spontanen Schnellschuss, denn ich wollte das Bild im Kasten haben, bevor der Transporter dahinter mit Einparken fertig war. ;-)

Erstes Fazit: Eine ganz eigene Erfahrung, so etwas Rudimentäres wie diese Sucherkamera zu verwenden. Macht aber sichtbar Spaß! Ich denke, ich werde im Frühling tatsächlich mal einen alten Farbfilm da durch schicken, mal sehen, wie die Ergebnisse dann werden!

Agfa Sillette LK Sensor

Noch ein Mitbringsel vom letzten Rheinauenflohmarkt: Eine Agfa Silette LK Sensor. Es handelt sich um das letzte Modell, dass unter dem Namen Silette verkauft wurde. Das war damals, am späten Ende der 1960er, als das eckigere Design der '70er schon vor der Tür stand und am Rahmen kratzte, damit es einer rein lässt! ;-)


Es handelt sich ganz offensichtlich um eine kompakte Schnappschusskamera, die aber doch einen erstaunlichen Funktionsumfang hat: Das verbaute "Color-Agnar" - damals war Farbe wohl ein echtes Verkaufsargument - hat eine fast normale Brennweite von 45mm und einen erstaunlich guten Lichtwert von f/2.8. Die Blende ist viereckig, da bin ich auf jeden Fall schon mal gespannt, welche Auswirkung das auf Fotos haben wird, wenn ich denn mal dazu komme, welche damit zu machen. Ich hab so schon noch genug Foto-Projekte rum liegen, denen ich mich mal widmen müsste.

Das von Außen ansonsten auffälligste Feature ist der große, runde Knopf, der hier den Auslöser gibt. Daher auch der Name: Sensor. Mit diesem Zusatz wurden in den '70ern ja praktisch alle Agfa-Kameras beworben. Und das ist wirklich ein sehr leichtgängiger Auslöser, für den man wenig Kraft aufwenden muss. Das war das Verkaufsargument: Weniger Verwackler.


Der Verschluss ist ein üblicher Zentralverschluss, der ausreichend schnell ist. 1/300s war damals ja durchaus noch üblich und sorgt für f/4 bei Schatten bis f/8 bei Sonnenschein. f/11 bis f/22 ist dann noch für die ganz hellen Strandtage da. Die Blende ist übrigens nicht geklickt, sodass man den kleinen Belichtungsmesser-Zeiger ganz genau zwischen die beiden dreiecke bugsiert bekommt. Eine solche Anzeige gibt es übrigens sowohl oben auf der Kamera als auch im Sucher - praktisch. Leider zeigt er bei meinem Exemplar im Dunklen eher Blödsinn an: Halte ich die Kamera in die pralle Sonne, erscheint mir die Einstellung, mit der der Messer zufrieden wäre, einigermaßen plausibel; aber sobald ich rein gehe, ist es mit der Präzision vorbei: unter 1/125s und f/4 schlägt er viel zu weit aus. Ich nehme an, die Selenzelle irgendwo in dem Ding hat es einfach hinter sich.

Wo die genau steckt, war mir eh länger ein Rätsel, denn wenn ich mit dem Finger das Fensterchen oben rechts abgedeckt habe, passierte erst mal rein gar nichts; aber auch, wenn ich die Linse zu gehalten habe, schlug der Zeiger nicht merklich aus. Ganz dubios. Bis ich das ganze dann in der Sonne noch mal getestet habe. Da habe ich dann festgestellt, dass die Zelle wohl doch - wie erwartet - hinter dem rechten Fensterchen sein muss. Da schlug der Zeiger dann nämlich tatsächlich plötzlich aus. Aber wie kann ein Selen-Belichtungsmesser zu viel anzeigen? Je ausgebrannter die Dinger sind, desto weniger sollten die anzeigen! Ich nehme also an, dass die Grundjustierung des Zeigers einfach nicht mehr stimmt; irgendwelche gealterten Widerstände und Kondensatoren? Wenn ich auf ISO/ASA 25 runter gehe, stimmt der angezeigte Wert ungefähr mit dem überein, was meine Nikon ausspuckt. Nun ist ein Selenzellenmesser mit dem, was eine TTL-Kamera angibt, eher weniger zu vergleichen, aber irgendwie muss ich das Ding ja kalibrieren.

Aber zurück zum Rest der Kamera: Die Entfernung muss man natürlich manuell einstellen und es gibt auch keinen Entfernungsmesser, nur einen ganz normalen Sucher. Das ist bei f/2.8 als offenste Blende schon eine Herausforderung. Aber da man ja eh nur bis 1/300s als schnellste Zeit belichten kann, kommt man wahrscheinlich eh eher selten in die Verlegenheit, Offenblende nutzen zu wollen. Früher hat man das Ding wahrscheinlich auf 1/60s und 8m gestellt und alles mit f/11 aufgenommen, dann sollte so ab dreieinhalb, vier Meter eh alles scharf sein. ;-)


Interessant ist auch der Lade-Mechanismus und der Transporthebel: Um die Kamera zu öffnen, muss man rechts das Knöpfchen runter drücken, dann geht die Rückwand auf. Gleichzeigtig springt auch die Achse für die Filmpatrone raus, sodass man ganz bequem laden kann. Ist eine neue Patrone eingelegt, drückt man die Achse wieder ins Gehäuse rein und diese greift dann die Patrone und hält sie fest. Ziemlich geniale Konstruktion. Jetzt fädelt man den Film in den Schlitz ein, wo eigentlich die Aufnahmespule sein sollte. Diese ist nämlich hinter einem Plastik-Dingsbums versteckt. Sollte man also aus Versehen die Rückwand mit eingelegtem Film öffnen, hat man eine gute Chance, dass nicht alle Fotos ruiniert sind!

Um den Film am Ende wieder zurück zu spulen, muss man unter dem Objektiv einen kleinen Hebel seitlich drücken und dann nach oben schieben, bis es Plöpp macht und der Metallpinn dahinter zum Vorschein kommt. Jetzt ist das Getriebe des Aufzugshebels umgedreht und man kann den Film durch mehrfaches Ratschen zurück in die Patrone befördern. Sehr ungewöhnlich! Das Zählwerk zählt derweil rückwärts, es ist also sinnvoll, dieses immer auf A (wie Anfang) zurück zu stellen, wenn man einen neuen Film einlegt, einfach damit man am Ende auch weiß, wie weit man noch muss.


Insgesamt also eine spannende kleine Kamera, die ich aber erst mal noch ein bisschen reinigen muss. Von Außen habe ich schon die gröbsten Schmutzflecken und Klebereien der letzten 50 Jahre entfernt, aber innen sieht es nicht viel besser aus. Aber immerhin ist die Linse klar und die 4 Zeiten, die man zur Verfügung hat, laufen plausibel ab.

Fazit: Wahrscheinlich habe ich etwas zu viel bezahlt, bei ehBlöd kriegt man welche in ähnlichem Zustand für weniger. Aber da wäre dann auch keine Tasche dabei gewesen und auch keiner Plausch mit kleiner Geschichte: Die Kamera gehörte der Oma der Verkäuferin. Ich hoffe, die ist nur im Heim oder so und das war die Haushaltsauflösung. Ansonsten habe ich wieder ein Waisenkind eingesammelt!