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Gedanken zu Kanzler-TV-Duell gestern

Gestern war TV-Duell statt Tatort. Was jetzt spannender ist, muss jeder für sich ausknobeln, genau so, wie was man am Besten am 23. wählen sollte. Ich fand die Diskussionsrunde gestern eigentlich ganz erhellend, auch wenn die Kommentare im Netz, die ich heute so gelesen habe, größtenteils in die Richtung "laaaangweilig" gingen. Deswegen möchte ich hier mal kurz darlegen, was ich gesehen habe:

Für seine Verhältnisse fand ich Herrn, na, wie heißt er noch mal, Scholz schon überdurchschnittlich gesprächig; er hat sich sogar zwischendurch mal richtig aufgeregt. An Warburg und Cum-Ex konnte er sich trotzdem nicht erinnern. Das macht nichts, denn es hat ihn auch niemand danach gefragt, was ich ein bisschen schade finde. (Die Moderation wollte das Fass in Anwesenheit des Blackrock-Lobbyisten wohl nicht auf machen.) Für mich ist dieses dunkle Kapitel seiner Vorgeschichte noch nicht abgehakt. Nebenbei hat er das Parteiprogramm der SPD einigermaßen glaubwürdig rüber gebracht, for what it's worth. Schuld an allem Übel der Welt ist ein gewisser Christian L. Ich kann mich allerdings nur noch schemenhaft-unscharf und in schwarz weiß erinnern, was der eigentlich ist: Irrelevant.

Währenddessen hat das Merzchen hauptsächlich den Grünen, die weit und breit nicht zu sehen waren, die Schuld an allem gegeben - mittlerweile sieht er wohl überall die hassverzerrte Fratze von Habeck, der ihn mit seiner Wärmepumpe vertrimmen will! Der arme Mann kann nachts schon nicht mehr schlafen, so sorgt er sich um die blühenden Landschaften, die überall mutwillig von hinterhältigen Grünmenschen mit Windrädern zugebaut werden! Außerdem hat er mehr an seinem Wasserglas genuckelt als alles andere, kriegt der zu Hause nichts oder was? Kam mir vor wie so ein Echsen-Alien, das schnell noch nachtankt, bevor er wieder hochgebeamt wird. Nebenbei habe ich rausgelesen, dass er Pflichtverteidiger für überflüssig hält - blöde Rechtsstaatlichkeit - und gerne die Bürokratie abbauen würde - wahrscheinlich mutiert er gerade auch zum Elon-Fanboy.

Die Moderation hat mir zu oft unterbrochen, wenn die beiden sich endlich in Rage geredet hatten und bereit waren, aufeinander los zu gehen - vielleicht hatte Frau Merkel ja doch recht und Jungs in ihrem Sandkasten sind doch zu emotional für Politik. Die beiden anderen, die praktisch Kanzlermacher spielen können - Habeck und Weidel - nicht zu der Debatte einzuladen, halte ich nach wie vor für falsch. Einmal, weil man dann die merzsche Anbiederei an den rechten Rand noch deutlicher hätte sehen können, andererseits hätte der Herr Habeck dann mal mit seiner ruhigen und abgeklärten (einen zur Weißglut reizenden) Art den anderen erklären können, wie konservative Wirtschaftspolitik funktioniert ("It takes money to make money!" Fragt mal Adenauer und Erhard, wo die die Kohle fürs Wirtschaftswunder her hatten). Wahrscheinlich wäre der Frau W dann endlich der Kopf explodiert.

Dieses ganze Flüchtlingsgefasel in den ersten 30 Minuten hätte man sich meiner Meinung nach sparen können. Das, worauf der Herr Scholz so stolz ist, nämlich dass man jetzt wieder Menschen über Afghanistan abwirft, ist meiner Meinung nach inhuman und nichts, womit man angeben sollte. Und die Position von Mr. Bruns, dem alten Kernkraftwerk-Fan, ist ja hinreichend bekannt. Dass der nur Kalif anstelle des Kalifen sein will und sich dafür im Notfall auch von den Blauen wählen ließe, hat er ja letztens im Bundestag eindrücklich bewiesen.

Fazit: Ja, der weiteren Entscheidungsfindung hat mir das ganze Spektakel herzlich wenig gebracht. Allen Unentschlossenen sollte aber langsam mal klar werden, was für eine herzlose, wirtschafts-konfuse, von Wunschdenken geprägte, hilflos-ideologiegetriebene Trickel-Down-Politik uns erwartet, wenn bei der Wahl tatsächlich der Herr M. als Kanzler rauskommen sollte. Wer Herrn S. und seine Partei wählt, kann wenigstens davon ausgehen, dass es nicht noch sehr viel schlimmer kommt, als es ohnehin schon ist, gepaart mit dem reinen Gewissen, dass die Sozen niemals den Faschisten die Hand reichen werden. Und das ist mein Wort zum Sonntag (an einem Montag).

Harmonies

Statt endlich mal die alten Spiele zu spielen, die ich in Seelscheid aus dem Keller geholt habe, haben wir uns letzten schon wieder ein neues angeschafft. Harmonies ist ein Klötzchenlegespiel aus der zZt ja scheinbar sehr beliebten Kategorie von Spielen, die mit einem leicht grün angehauchten Thema daher kommt. (Und versteht mich nicht falsch, das ist gut so, dass bereits junge Kinder mit der Thematik konfrontiert werden; dann treffen sie als Erwachsene vielleicht bessere Entscheidungen als meine Generation.)


Hier geht es primär darum, Lebensräume für verschiedene Arten zu bauen und diese dann dort anzusiedeln. Dazu werden am Anfang der Runde vom in der Mitte des Tisches bereit liegenden Auswahl-Plan drei Klötzchen genommen, die jeweils die unterschiedlichen Lebensräume repräsentieren: Wasser (blau), Blühwiese (gelb), Bäume/Gebüsch (repräsentiert jeweils durch grün für Blätter und braun für Holz), Felsen (grau) und schließlich Gebäude (rot). Aus diesen baut man dann seine Lebensräume zusammen, wobei zu beachten ist, welche die verschiedenen Arten benötigen.

Von diesen liegen zuerst auf dem Tisch fünf als Karten aus, von denen man sich dann eine nehmen kann. Jede dieser Karten hat am linken Rand eine Leiste von freien Plätzen (und Punktzahlen), die man mit kleinen Quadern füllt, sobald man diese Spezies in Beschlag nimmt und oberhalb von seinem Spielplan platziert. Für jeden Lebensraum, den man erfolgreich zusammengestellt hat, kann man nun einen dieser Klötze nehmen und in eben diesen platzieren, wobei immer genau und penibelst darauf zu achten ist, dass die Bäume und Felsen die richtige Höhe haben und das Klötzchen auf dem richtigen Landschaftsklotz zu liegen kommt. Die Orientierung hingegen ist egal, sodass dieses Spiel neben der dreidimensionalen Komponente in die Höhe auch noch die Vorstellungskraft für Rotationen trainiert. Damit haben ja auch so manche Erwachsene Probleme, wie wir letztens beim Orga feststellen mussten, nicht wahr, Frau W.? :-D Es ist also vielleicht gar nicht so schlecht, bereits jüngeren Kindern eine spielerische Möglichkeit zu geben, diese Fähigkeiten zu trainieren.


Man kann übrigens in jedem Zug so viele Tiere platzieren wie möglich. Da gibt es also kein Limit; wenn man es schafft, mit seinen Lanfschafts-Klötzchen mehrere Lebensräume auf einmal (oder auch nacheinander) zu bauen, darf man auch gleich alle passenden Tiere ansiedeln. Dabei ist zu beachten, dass einmal platzierte Tiere ihren Lebensraum nachträglich verändert bekommen können: So ist es etwa möglich, einen Berg zu erhöhen, indem man noch einen Felsen darauf legt; nur die Klötze, auf denen bereits Tiere liegen, dürfen nicht mehr verändert werden.

Bis zu vier Tierarten kann man so auf einmal abarbeiten. Wenn auf der Karte alle Klötzchen verbraucht wurden, kommt sie ins persönliche Archiv und ein Slot wird frei, sodass man wieder eine Karte aus der Auslage nehmen kann. Am Ende wird dann abgerechnet: Der oberste freie Platz jeder Karte ergibt die erzielte Punktzahl. Zudem erhalten die Spieler zusätzliche Punkte für ihre Landschaften: Höhere Bäume und Felsen sind mehr Punkt wert, Blumenwiesen sollten möglichst aus zwei nebeneinander liegenden Klötzen bestehen und das Wasser einen Fluss bilden, dessen Länge in die Bewertung einfließt. Aber Achtung: Es gelten immer verschiedene Nebenbedingungen, etwa zählen Berge nur, wenn sie Kontakt mit anderen Felsformationen haben.


Insgesamt gefällt mir das Spiel sehr gut, auch wenn ich bei den ersten Versuchen ein bisschen abgelost habe! ;-) Die Lernkurve für die Regeln ist nicht so steil wie bei etwa bei Cascadia oder Arche Nova, aber die Dreidimensionalität und die effektivste Platzierung machen das Spiel interessant und nicht auf Anhieb durchschaubar. Und dann kommt auch noch das Glück dazu (oder Pech), je nachdem, welche neuen Landschaften aus dem Sack gezogen werden.

Was mir ein bisschen fehlt: Die Tierarten sind zwar sehr hübsch gestaltet und liebevoll im Detail, aber ich würde mir hier ein paar Hintergrundinformationen (auf den Karten oder auch einfach nur in der Anleitung) wünschen, in denen der Platz dieser Spezies im Ökosystem erklärt wird. Ansonsten habe ich eigentlich nichts zu meckern. Die Spiele sind abwechslungsreich und spannend. Es ist manchmal schwer einzuschätzen, was der Gegner gerade treibt und wie viele Züge einem noch bleiben, aber eigentlich sollte man sich eh hauptsächlich auf seinen eigenen Plan konzentrieren. Das Spiel enthält zwar eine kompetitive Komponente, aber diese ist mehr dazu da, am Ende tatsächlich einen Gewinner zu haben, als dass man sich jetzt darüber die Köpfe einschlägt. Es ist weniger ein schweißtreibendes Rennen als eine gemütliche Wanderung, will ich sagen.

Von mir gibt es jedenfalls eine Empfehlung, fast ohne Einschränkung. Schön ist auch, dass man das Spiel alleine spielen kann. Dadurch kann man auch mal heimlich üben, wenn man eben doch ein bisschen mehr auf Konkurrenz gepolt ist als ich! ;-)

Bonn: Demo für Vielfalt und Demokratie

Da man noch demonstrieren darf, bin ich mal wieder hin gegangen, obwohl mich meine Panik vor größeren Menschenansammlungen ja immer ein bisschen davon abhält. Aber: Face your fears! Ist bald wieder FedCon, da muss ich schon mal trainieren. Also gestern ins Auto, den Tank voll gemacht und auf nach Bonn. Da fand ab halb 12 eine "Demo für Vielfalt und Demokratie" statt, angemeldet von Amnesty International und unterstützt von diversen anderen Gruppen, Gruppierungen und Parteien - offiziell sogar von der CDU, die es scheinbar nötig haben, ihr Profil ein bisschen aufzupolieren, nachdem sie letzte Woche zwei mal mit den blauen Braunbären gestimmt haben. Oder umgekehrt, je nachdem, wie man das jetzt sehen will. ;-)

Das Auto habe ich mal wieder in Beuel abgestellt und bin dann zu Fuß über die Brücke rüber. Aber vorher musste ich natürlich noch die beiden Autos ablichten, die schon sehr vintage sind und da in der Sonne geglänzt haben, soweit das ging - die Eissschicht war teilweise noch dick! (Es ist KALT, sagte ich das schon?)


Da jetzt ein ganzer Haufen Demo-Bilder kommt, habe ich die mal wieder in den erweiterten Eintrag gestopft. Dann belasten die nicht jedermanns Datenvolumen! ;-) Also, wer wissen will, wo welche wunderbaren Plakate zu sehen waren, der möge klicken. Wen das politische Gedöns alles nicht mehr hören kann, der darf einfach überspringen und den Rest meines Blogs lesen! ;-) Ich empfehle aber den KLICK, da sind nämlich ein paar spannende dabei! (Nebenbei, alle Bilder sind mit der D800 und dem teuren Nikkor 35-70/2.8 bzw dem billigen Exakta 70-210/f4-5,6 vom Flohmarkt entstanden. Gerade bei dem Telezoom bin ich immer wieder erstaunt, dass das bei genug Licht und einer Blende abgeblendet so hervorragende, knackige Fotos macht. "Bonn: Demo für Vielfalt und Demokratie" vollständig lesen

Anno 1800 auf der Konsole

Konsolen-Adaptionen von PC-Strategiespielen sind immer so eine Sache: Irgendwo hakelt es immer. Die Umsetzung von City Skylines und Civilization haben mich beide nicht so vom Hocker gerissen, dass ich die jetzt unbedingt an der Konsole hätte weiter spielen müssen. Sie waren OK, aber eben doch etwas fiddelig.

Deswegen war ich erst mal skeptisch, als Anno 1800 im PS Extra auftauchte - passend zum bald neu erscheinenden Titel -, was bedeutet, dass ich es einfach so spielen kann. Da ich das Spiel selber auch noch gar nicht kannte, weil mich bisher das Setting in den 1800er Jahren nicht wirklich interessiert hat und ich noch genügend andere Anno-Titel hier rum liegen habe, bin ich einigermaßen unvoreingenommen in die Sache rein gegangen. Eben hauptsächlich mit der Frage nach der Umsetzung der Steuerung. Wie macht man das überhaupt so ganz ohne Maus und Tastatur?


Und ich muss sagen: Es geht erstaunlich gut. Ja, man sollte regelmäßige Save Games anlegen, besonders wenn man vor hat, sich mit Piraten und Mitspielern anzulegen - die Kampfsteuerung überfordert mich -, aber das normale Bauen in der Sandbox, das Einzige, was ich ja sonst auch immer nur in Anno-Spielen betreibe; wen interessieren schon irgendwelche Szenarien ;-), das geht erstaunlich gut. Ja, wenn man vom PC kommt, hat man eine gewisse Lernkurve vor sich, aber nach einer gewissen Zeit der Übung kann man recht gut seine Gebäude platzieren. Und das Move Tool hilft, wenn man mal wieder etwas zu hektisch mit dem Analogstick war oder zu schnell das X geklickt hat.


Das Spiel selber ist auch ganz nett gestaltet. Da scheine ich wohl tatsächlich in den letzten vier Jahren was verpasst zu haben. Ich habe es jedenfalls recht schnell und problemlos die neuen Gebäude und Klassen von Einwohnern durchschauen können. Nun habe ich aber schon jahrelange Erfahrung mit Anno. Einzig, dass zumindest am Anfang scheinbar jeder verarbeitende Betrieb nur noch einen Produktionsbetrieb erfordert, hat mich zuerst ein wenig aus der Bahn geworfen. Erst ab der Produktion von Brot und Eisenträgern wird es da etwas komplizierter. Aber auch das knobelt man irgendwann aus.


Schön finde ich, dass die Einwohner jetzt auch mal endlich selber was zu tun haben! Sonst liefen de immer nur rum und haben einem die Haare vom Kopf gefressen. Aber dass jeder Betrieb eine gewisse Anzahl von Personal benötigt, das erst mal vorhanden sein muss, damit überhaupt was produziert wird, ist schon mal eine tolle Idee. Das heißt aber auch, dass man seine Stadt relativ schnell wachsen lassen muss, um überhaupt genug Arbeitskräfte zu haben.


Von der Grafik her ist das Spiel auch Anno-typisch hübsch bis niedlich. Es handelt sich um ein reines PS5-Spiel, sodass auch von den Effekten her und der Knackigkeit des ganzen Designs alles auf hohem Niveau daher kommt. Gefällig. Die Texte, die die Leute drauf haben, sind allerdings für einen non-native speaker wie mich schon manchmal ein bisschen zu hoch, und ich halte mich schon für einen fortgeschrittenen Anwender der englischen Sprache. (Ja, man könnte natürlich auch die Konsole auf Deutsch stellen. Hm... Wäre überhaupt mal interessant, was die dann für Sachen von sich geben...)


Insgesamt ein sehr kurzweiliges und typisches Anno, mit dem man Stunden um Stunden verbrennen kann. Wie gesagt, die Steuerung in Konflikten ist mäßig, weil man eben mit der Maus viel zackiger von Schiff zu Schiff und von Einheit zu Einheit klicken kann, aber der Rest ist gelungen. Und wie gesagt, ich spiele ja eh immer nur im Sandkasten, da kann man die Piraten auch getrost abschalten! ;-)

Ark Nova

Wir kaufen uns in letzter Zeit zu viele Spiele. Kurz vor Weihnachten haben wir uns die Arche Nova zugelegt, war gerade günstig. (Vielleicht, weil es die englische Version ist?) Wieder so ein Spiel, bei dem das Erststudium der Anleitung bereits zwei Stunden dauert, sodass wir beim ersten Mal nur beim Versuch bleib, das Spiel tatsächlich zu spielen. Und manche Unklarheit haben wir dann auch erst im dritten oder vierten Spiel endgültig verstanden, bzw und auf eine Interpretation des Sachverhaltes geeinigt. Ich mein, die Anleitung ist wirklich umfangreich!

Aber erst mal: Worum geht es überhaupt? Also: Die Mitspieler, von denen es insgesamt bis zu vier gibt, schlüpfen in die Rolle von Zoodirektoren, die ihren eigenen Zoo auf Vordermann bringen sollen. Nun sind moderne Zoos aber nicht mehr nur Menagerien für exotische Tiere, sondern sie erfüllen auch mehrere andere Zwecke: So etwa spielt die Nachzucht und Arterhaltung eine große Rolle, aber auch Forschung und Lehre sind wichtige Bestandteile des Betriebs. Und so geht es hier in diesem Spiel nicht hauptsächlich darum, Geld zu verdienen, sondern eher draum, internationales Ansehen bei Umweltschützern und Universitäten, sowie Punkte bei den Sponsoren einzusammeln.


Natürlich muss das ganze auch finanziert werden, also ist die Anziehungskraft auf ein zahlendes Publikum auch nicht zu vernachlässigen. Hier gilt es also, einen passenden Mittelweg zu finden. Je exotischer die Tiere, die man in seinen Zoo "pflanzt", desto mehr Punkte beim Publikum, aber nicht unbedingt auf der Ansehens-Leiste. (Ob die Namen der Teile, die ich hier beschreibe, so richtig sind, kann ich nicht sagen, wir haben ja wie gesagt die englische Variante. Da heißen die einen "Appeal Points" und die anderen "Conservation Points".) Da ein Zoo, der noch nichts zur Erhaltung beigetragen hat, also gerade ganz frisch eröffnet hat, eben nicht besonders gut dasteht, beginnt man auf der grünen Leiste also auch direkt mal bei minus 14 Punkten! Da muss man sich erst mal raus arbeiten, indem man zB Arterhaltungs-Projekte unterstützt oder in seinem Zoo Verhaltensforschung betreibt und solche Dinge.

Das Spiel endet, sobald es einem Spieler gelingt, dass sich beide Marker seiner Farbe auf dem Spielplan begegnen. Dann wird abgerechnet, und wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt. Also eigentlich ganz klassisch. Nur der Weg dahin, der ist eben ein bisschen schwieriger. Deswegen werde ich jetzt auch gar nicht erst versuchen, die 20 Seiten Anleitung, die 6 Seiten Erläuterung zu den Karten, oder gar die insgesamt so um die 150 Karten, die einem im Spiel begegnen können, zu erklären. Was man sich merken kann: Man baut Gehege verschiedener Größe in seinen Zoo, in die man dann Tiere einziehen lassen kann, man sucht such Partner auf bis zu vier der fünf Kontinente, die einen vor Ort unterstützen können. man kann bis zu drei Partner-Universitäten haben und schließlich auch noch große Projekte in freier Windbahn unterstützen. Klingt alles sehr Kompliziert, vor allem, weil jede Tier-, Projekt- oder Mitarbeiter-Karte, die man spielt, noch gewisse Nebeneffekte haben kann. Wie gesagt, ich will hier gar nicht alles erklären, dann sitze ich übermorgen noch an der Tastatur.


Schauen wir uns lieber das Spielmaterial an: Die Tierkarten sind nett gestaltet, man erfährt immer auch ein wenig etwas über die jeweilige Art, auch wenn die Spielemacher selber zugeben, dass die Kategorisierung manchmal nicht so 100% stimmt, aber irgendwie ist so ein Spiel natürlich trotz aller Komplexität nur eine Abstraktion der realen Welt. Im Großen und Ganzen vermitteln die Karten schon eine gewisse Menge Wissen über das abgebildete Tier. Die meisten Karten bringen einem Punkte auf der Appeal-Leiste, die auch für Einkommen sorgt: Je mehr Viecher, desto mehr Besucher, desto mehr Geld in der Kasse. Einige bringen aber auch Conservation Points. Und das Kleingedruckte ist auch immer sehr wichtig.

Es gibt verschiedene Layouts für die Zoos, aber die ersten Spiele spielt man am Besten mit der "Map A". Die ist wohl am ehesten Anfänger-geeignet. Aber danach kann man sich auch an die komplizierteren heran wagen. Die hexagonalen Gehege-Plättchen aus Pappe erfüllen ihren Zweck gut, auch wenn das alles manchmal etwa fiddelig ist. Das Spiel ist nichts für Grobmotoriker, ich habe da schon meine liebe Last damit, die Dinger korrekt zu platzieren. Daneben gibt es noch einen Haufen Holz-Marker, etwa die Anzeiger für die Punkte, die auf den Leisten auf dem großen Plan herum laufen, oder die Mitarbeiter, die man einsetzt, um zB Universitäten oder Partner-Zoos auf verschiedenen Kontinente zu erhalten. Sagen wir mal so: Das Material ist reichhaltig und rechtfertigt sicher auch den für ein Gesellschaftsspiel recht hohen Preis.


Der erste Eindruck ist überwältigend: Man hat viel zu viele Dinge, die man scheinbar gleichzeitig im Auge behalten muss. Also wie ein echter Zoodirektor. Nur, dass der eine entsprechende Ausbildung genossen hat, wir aber mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen werden. Trotzdem macht das Spiel von Anfang an großen Spaß, auch wenn man sich die ersten zwei, drei Partien fragt: "Was zum Ficus mache ich hier eigentlich?" Ich fand die gemeinsame Entdeckungsreise mit J, die das Spiel ja auch vorher nicht kannte, aber durchaus spannend. Und es ist auch gar nicht mal so wichtig, wer am Ende gewinnt, denn man bekommt tatsächlich das Gefühl, dass die Arbeit, die man hier investiert, eher dazu dienen soll, dass es dem eigenen Zoo und den darin lebenden Tieren gut geht und dass man sich entsprechendes Ansehen in der Community erkämpft, sprich: Sich auch oder eben besonders für die Tiere in der Wildnis einsetzt! Insofern ist der Grundgedanke hinter dem ganzen Konzept tatsächlich ein eher grüner umweltschützender. In wieweit das geglückt ist, kann ich als Laie nur schwer einschätzen, da müsste mal jemand vom Fach seine Meinung zu abgeben. Wie immer, so nehme ich an, wird nicht jeder Aspekt der Realität 1 zu 1 abgebildet worden sein, aber für mein Verständnis von modernen Zoos passt das alles schon ganz gut und logisch zusammen.


Fazit: Das Spiel ist recht teuer und hat eine steile Lernkurve. Wer mit dieser Art von Strategiespiel eher schlecht zurecht kommt, sucht wahrscheinlich besser in anderen Genres. Man wird aber durchaus mit viel Spielspaß belohnt und die Menge an Material sorgt für Abwechslung bei den Partien. Nebenbei lernt man noch etwas über modernen Umweltschutz und die Kontroverse, ob Zoos, in denen Scharen von Menschen eingesperrte Tiere bestaunen, überhaupt noch zeitgemäß sind und ob man sich nicht lieber ganz auf das Wildtier konzentrieren sollte. Dieses Spiel scheint eindeutig eine Lanze für den modernen Zoo und die Arterhaltungsarbeit, die hier betrieben wird, brechen zu wollen, indem es einem bereits im Grundkonzept mit der Tatsache konfrontiert, dass natürliche Lebensräume leider immer weiter zusammenschrumpfen. Ist es gut, dass manche Arten nur in Zoos überleben werden? Eindeutig: Nein! Aber es ist besser, sie zumindest dort zu erhalten, statt sie komplett aussterben zu lassen! Und so wird vielleicht auch bei dem ein oder anderen Spieler das Bewusstsein für die traurige Realität geschärft.

Ein gutes, komplexes Strategiespiel mit ernstem Hintergrund, also. Mir gefällt es!