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Schwarz-weiß, analog und Mittelformat, Teil 5: Catrins Voigtländer besucht Stadt Blankenberg

Film: Fomapan 120 100 #5, Kamera: Voigtländer Bessa 66, 16. April 2022

Und noch ein Mittelformat-Film. Diesen hier habe ich in Catrins Erbstück, einer Voigtländer Bessa 66 verballert, die sie mir testweise überlassen hatte. Wie ich damals schon erwähnt hatte: Sehr gut erhalten mit nur minimalen Problemen. Deswegen wollte ich auch gleich mal einen Film durch schicken und hier sind die erstaunlich perfekten Ergebnisse.

Wenn man nach Blankenberg hinein geht, sieht man ja schon von Weitem die Kirchturmspitze über die Stadtmauer aufragen; zusammen mit dem Fachwerkhaus und den Bäumen an der Straße ergab das für mich das perfekte erste Motiv. (1/200s, f/8.) Das Ergebnis ist ein brauchbar scharfes Bild, das einen sehr schönen Eindruck macht. Fokussieren war an dieser Stelle einfach: Unendlich. Denn wie erwähnt, diese Kamera hat keinen "richtigen" Sucher, keinen Entfernungsmesser, aber trotzdem eine volle Skala an Entfernungen. Für den ersten Schnappschuss des Tages ist dieses Bild richtig gut geworden.


Der zweite Schnappschuss: Der Katarinenturm. (1/500s, f/5,6.) Wie man an den Werten sieht: Im April fing der Sommer bereits an und ich hätte glatt noch auf f/8 runter gehen können, es ist etwas überbelichtet. Das kann aber auch daran liegen, dass nach 80 Jahren der Verschluss vielleicht doch nicht mehr so hundertprozentig genau eingestellt ist! ;-) Das Bild ist jedenfalls gut geworden und die alte Optik macht durchaus was her: Die Ecken sind leicht vignettiert, aber weisen kaum bis gar keine Verzerrungen auf. So wirklich ganz scharf ist das Bild nicht, wenn man auf Pixelebene herunter geht, aber das erwarte ich bei einer solch simplen Objektivkonstruktion auch nicht. Gefällt mir jedenfalls sehr gut.

Die Glocke hinter der Kirche darf auch nicht fehlen. (1/500s, f3,5.) Hier wollte ich etwas Unschärfe in das Bild bringen, aber leider hat es die Glocke selber erwischt. Das Kreuz im Hintergrund erscheint schärfer als das eigentliche Motiv. Wegen der runden Form konnte ich hier den Ultraschallmesser nur bedingt anwenden, musste als mehr schätzen. 3,50 Meter waren offensichtlich nicht richtig! ;-) Aber mit dem kontrastreichen Baum und der Mauer im Hintergrund macht das Bild bei "normaler", bildschirmfüllender Vergrößerung trotzdem noch einiges her.


Sehr viel besser gelungen ist mir da die Reihe von Kreuzen, die ich danach abgelichtet habe. (1/200s, f/5,6.) Abgeblendet war es einfacher, den Fokus zu treffen, zudem reicht auf diese Entfernung sogar f/5,6, um noch ein bisschen Unschärfe in Baum und Mauer zu bekommen. Extrem gutes Bild, das würde ich mir glatt vergrößern lassen und an die Wand hängen! Bestes Bild seit langem!

In der Stadt Blankenberg, die ja eigentlich nur ein Dorf ist, gibt es viele verschiedene Typen von Häusern aus den unterschiedlichsten Zeiten; besonders angetan hat es mir - neben den vielen Fachwerken - auch die Nummer 8 mit der Holzverkleidung und der hübschen Tür. (1/200s, f/8.) Wenn das blöde Schild am linken Rand nicht wäre, oder wenn es zumindest ganz im Bild wäre! Aber hier sieht man halt die Probleme, die man mit einem einfachen Aufklappsucher hat. Man kann sich nie so ganz sicher sein, was im Frame ist und was nicht. Gut, ich hätte es nach dem Scannen einfach abschneiden können, aber so demonstriert es halt genau diesen Punkt! Ansonsten: Perfekte Belichtung, perfekte Schärfe, guter Kontrast, was will man mehr?


Und dann ist da das Problem mit der fehlenden Doppelbelichtungssperre... (1/200s, f/11 für die Burgmauer und 1/500s, f/4 für die Kunst.) Ja, schon scheiße, irgendwie, denn beide Bilder sehen eigentlich ganz gut aus. So hat es zwar auch etwas künstlerisches, aber ich hätte dann doch lieber die beiden Bilder gehabt! ;-)

Da ich das dann an dieser Stelle gemerkt hatte, habe ich das Bild mit der Burg noch mal gemacht, und siehe da: Perfekt! (1/200s, f/11.) Ehrlich. Muss ich nicht viel mehr zu sagen, oder?


Das Bild unter den Kirschbäumen, das ich vom Stadtturm gemacht habe, ist ebenfalls ganz ansehnlich. (1/50s, f/16.) War ein Experiment, und was lernen wir daraus: Es war zwar nicht allzu windig, aber genug, dass bei 1/50s die Äste so viel hin und her geschwungen sind, dass sie effektiv zwei Mal abgelichtet sind! ;-) Außerdem ist bei f/16 doch schon deutlich zu sehen, dass das Bild noch weicher wird, als es bei kleineren Blenden eh schon ist. Bei der Burg in f/11 fiel das noch nicht so sehr auf, aber ich denke, dass auch hier der Sweet Spot bei ungefähr f/8 liegen wird. Nun sind diese Kameras aber auch nicht dafür gedacht gewesen, dass man da solch große Abzüge bzw. Vergrößerungen von macht, wie ich sie mir auf meinem Monitor anschauen kann!

Das Wellblech auf dem Holzstapel musste ich auch mal wieder mitnehmen. (1/200s, f/8.) Könnte etwas kontrastreicher sein, aber ansonsten ein ganz gutes Bild. Die Bäume im Hintergrund erscheinen mir mal wieder etwas schärfer als das eigentliche Motiv, was bei der Blende eigentlich gar nicht möglich ist, da sollte eigentlich so schon fast alles scharf sein. Trotzdem: Nettes Foto.


Jesus am Kreuz darf nicht fehlen. (1/500s, f/4.) Schärfer geht es wohl nicht, besonders nicht bei f/4, was ja nur minimal über der Offenblende ist. Aber sehr coole Unschärfe im Hintergrund, was bei Mittelformat ja schon nicht ganz einfach zu bekommen ist. Jedenfalls schon wieder ein Bild, das sich in die Serie derer einreiht, die gerne das Prädikat "Bestes auf der Rolle" gewinnen möchte. ;-) Ich erinnere mich allerdings auch, dass das gar nicht so leicht einzumessen war, weil aus dem schrägen Winkel auch hier der Ultraschallentfernungsmesser seine Probleme hatte. Die Dinger sind ja so schon nicht für den Außeneinsatz konzipiert, und wenn dann auch noch auf nicht rechtwinklige Flächen gezielt wird...

Auf Lebewesen zielt man ja grundsätzlich nicht mit sowas, deshalb sind die Pferde von der Entfernung her geraten. (1/500s, f/4.) Das Objektiv war laut meinen Aufzeichnungen auf 8m Entfernung eingestellt, aber ich habe den Eindruck, der hintere Zaun ist am schärfsten. Mag an mir liegen, aber vielleicht klappt der Balgen nicht immer auf die gleiche Länge aus? Wenn man darüber hinweg sieht, dann gefallen mir besonders die unscharfen Blüten an den Bäumen, die das Bild einrahmen. Die Pferde sind gerade so noch scharf genug. Hätte hier vielleicht noch eine Blende hoch gehen sollen, das hätte der Unschärfe am Rand nicht viel getan, aber vielleicht wären die Pferde dann schärfer. Und offenbar war die korrekte Entfernung irgendwie näher als das, was ich eingestellt hatte.


Und zum Schluss noch ein Feuerwehrfahrzeug, bei dem ich es besonders auf den Schatten abgesehen hatte, den das Gebäude auf die Seite wirft. (1/100s, f/8.) Vom Motiv her kann man geteilter Meinung sein, so besonders spannend ist es jetzt wirklich nicht, aber technisch ist es einwandfrei: Schärfer bekommt das die alte Optik nicht hin, die Schatten sind kontrastreich gegen das grelle Rot des LKW, der Baum im Hintergrund rundet alles etwas ab. Gut.

Fazit: Für eine 80 Jahre alte Kamera kann man sich echt nicht beschweren. Ziemlich gutes Teil. Ich nehme aber auch an, dass das damals echt teuer war. Heute ist es sowas wie ein Sammlerstück, auch wenn diese Kameras nicht allzu selten sind.

Voigtländer Bessa 66 mit Skopar 1:3.5 f=7.5cm und Compur 1/500s

Vor über einem Monat hat C mit ihr altes Erbstück mitgegeben: Eine Voigtländer Bessa 66. Wie alt genau dieses antike Stück ist, kann ich nicht genau sagen, aber nach dem, was ich im Internet finden konnte, könnte es sich tatsächlich noch um ein Vorkriegsmodell handeln. Die späteren hatten nämlich einen optischen Sucher, während diese hier nur einen Ausklapp-Rahmensucher mit zwei freistehenden Linsen hat. Das würde bedeuten, wenn ich Recht habe, wurde diese Kamera spätestens 1941 (andere Quellen: 1940) gebaut, das sind über 80 Jahre. Dafür ist sie extrem gut in Schuss!


Der Zentralverschluss ist ein für damalige Verhältnisse sehr schneller Compur-Rapid mit bis zu 1/500s in der kürzesten Zeit bis runter zu 1s in der längsten. Zusätzlich gibt es auch noch einen B-Modus. Die Zeiten habe ich mal wieder mit der Handy-Kamera ausgemessen und bis auf die ganze und Zehntel-Sekunde liege alle in einem ausreichenden Bereich, die schnellen Zeiten sind sogar innerhalb des Messfehlers korrekt (wenn ich mal davon ausgehe, dass ca 25% schneller oder langsamer einfach daran liegen, dass ich einen oder zwei Frames mehr oder weniger getählt habe).


Dass die 1/10s so stark abweicht, liegt wahrscheinlich daran, dass bei dieser Zeit eine zusätzliche Hemmung zugeschaltet wird, die etwas träge ist oder einfach nicht richtig einkuppelt. Die gemessene Zeit ist sogar etwas länger als die bei 1/5s! Da müsste wohl mal was gereinigt und/oder entrostet werden. Leider hat der Stahl nämlich über die Jahre ein bisschen Korrosion angesetzt. Da man aber alles langsamer als 1/50s eh ohne Stativ vergessen kann, sehe ich erstmal kein Hindernis, einen Test-Film da durch zu jagen und zu schauen, was am Ende dabei raus kommt.

Ansonsten gibt es noch den üblichen Defekt, der bei alten Balgenkameras immer wieder auftritt: Die Verriegelung der Frontklappe ist irgendwann abgebrochen, die bleibt also nicht mehr zu. Außerdem hat sich eine der Federn im Auslöser verabschiedet, der klappt sich nicht mehr richtig ein und aus und bleibt beim Schließen gerne mal hängen, während er beim Öffnen über den Auslöserhebel des Verschlusses rutschen kann. Deswegen das grüne Haushaltsgummi auf den Bildern, das hält das Auslöser-Gestänge in der Frontklappe immer unten, damit beim Öffnen und Schließen kein Malheur passiert. Hat den Nachteil, dass der Auslöser jetzt gar nicht mehr aus der Frontklappe raus kommen will, aber mit etwas Geduld (und dünneren Fingern als meinen) kriegt man ihn irgendwann da raus gepiddelt.


Der Balgen selber scheint lichtdicht zu sein und sogar der Filz an der Heckklappe hat noch genug Widerstand. Es scheint, als wäre dieser schon mal ausgetauscht worden. Von daher erwarte ich also keine Probleme. Was mit den Rändern ist, kann ich nicht genau sagen, da liegen die Lichtdichtungen so weit drin, dass ich schlecht hinein gucken kann. Sollte aber auch kein Problem darstellen.

Aber selbst wenn der Testfilm nachher nicht so toll aussehen sollte, die Kamera eignet sich trotzdem hervorragend als Vitrinenstück. Erstaunlicherweise ist dieses Modell für eine Voigtländer auf der einschlägigen Auktionsseite gar nicht so teuer: Geendete Auktionen starten bei 20 Euro, aber selbst gut erhaltene Stücke, zu denen ich diese hier zählen würde, liegen mit 80 Euro in einem Bereich, den man sich durchaus noch leisten kann.


Bleibt die Frage: Was würde mich erwarten, wenn ich tatsächlich einen Film einlegen würde? Das Skopar 7,5cm Objektiv liegt im Mittelformat-Normalbrennweitenbereich und ist mit f/3,5 recht lichtstark für die damalige Zeit. Ich nehme an, es handelt sich um das übliche dreielementige Tessar-Design mit 3 oder 4 Linsen. Da das Objektiv sauber ist, habe ich es nicht auseinander genommen. Es scheint allerdings nicht vergütet zu sein, was damals noch üblich war, da kaum bis nie mit Farbfilmen fotografiert wurde und da s/w-Filme meist auch keine panchromatischen waren.

Apropos Film: In der Kamera lag ein Film, auf dem mindestens ein Bild verschossen ist; der stand nämlich auf der 2. Ich habe den im Wechselsack mal heraus gespult, um zu sehen, um was es sich handelt, wie alt und empfindlich der vor allem ist, aber leider konnte ich nicht viel herausfinden. Es ist ein rot beschrifteter "Fujicolor Daylight" and that's all she wrote. Keine ISO-Angabe, nicht mal, ob es sich um einen Dia- oder einen Negativ-Film handelt. Das alles hätte wahrscheinlich auf der Lasche gestanden. Keine Ahnung, was ich jetzt damit mache. Habe ihn erstmal lichtsicher in eine Patrone verpackt.


Die Rückwand-Verriegelung ist übrigens auch sehr spannend: Man muss den Hebel unten an der Bodenplatte drehen, dann gibt er den Schließmechanismus frei. Musste ich auch erstmal verstehen. ;-)

Fazit: Eine sehr spannende und gut erhaltene, alte Kamera, im Verhältnis zu heute sehr low-tech. Schließlich gibt es hier nicht mal einen Entfernungsmesser, den müsste man zusätzlich dabei haben. Und von integrierten Belichtngsmessern konnte man damals nur träumen. Ich bin gespannt, was für Fotos ich mit diesem tollen Stück antiker Technik wohl machen kann!