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Schwarz-weiß und analog, Teil 149: Mit einer Beltica durch Oberpleis

Film: Fomapan 100 #32, Kamera: Belca Beltica, Januar 2022

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Heute der dritte und letzte Teil des Films, den ich in der Beltica verschossen habe. Vorweg die beiden Bilder, die heute mal wieder doppelt belichtet sind. Das ersre Zeigt im Vordergrund die Kirche von Oberpleis (1/200s, f/8, inf.), während im Hintergrund noch das Wasser-Schild vom letzten Mal herumlungert (1/200, f/4, ca 1,50m.) Außerdem habe ich links einen weißen Rand stehen lassen, als ich den Frame aus dem gescannten Negativstreifen ausgeschnitten habe. Also rundrum ein gelungenes Bild! (Nicht.) ;-) Wobei, interessant sieht es ja schon aus, besonders weil das eine horizontal, das andere vertikal aufgenommen ist.


Das zweite doppelt belichtete Bild stammt mehr so aus der Mitte des Filmes, da hab ich mal einfach so vergessen, vorzuspulen. Passiert. Im Hintergrund ist der Kaugummiautomat zu sehen, den ich auch weiter unten noch mal in besser habe. (1/50s, f/4, ca 3,20m.) Darüber liegen Wolken. Was ich da eigentlich fotografieren wollte, habe ich scheinbar gar nicht aufgeschrieben. Also auch keine Werte. Ich glaube, wenn ich mich recht erinnere, war das tatsächlich ein Fehlschuss: Ich hatte den Auslöser bereits gespannt und wollte gerade vorspulen, weil mir im letzten Moment einfiel, dass ich noch nicht gedreht hatte. Und da hat es aus Versehen Zack gemacht. Interessantes Ergebnis jedenfalls.

Kommen wir jetzt aber zu den Bildern, die was geworden sind. Vorneweg der Säulengang hinter der Kirche, wenn man da durch das Tor geht, das an jenem Tag offen stand. (1/50s, f/2,9, ca 4m.) Der Plan war hier zu prüfen, wie die Kamera auf wenig Licht reagiert und wie die Offenblende in Bezug auf Tiefe reagiert. Sagen wir mal so: Licht ist OK, aber wie bereits bekannt, ist das ganze Bild eher weich. Im Großen und Ganzen gehts aber, dafür das das Teil so uralt ist und in diesem Zustand. Die Unschärfe ist nicht so schlimm wie bei manch anderes Bild auf diesem Film.


Der Baum im Innenhof hingegen ist ziemlich dunkel geworden, da hätte ich wohl eine EV wegnehmen können. (1/200s, f/5,6, inf.) Der Gedanke war hier wohl, eher eine weiter geschlossene Blende zu verwenden, weil das Ausmessen der Entfernung sich hier etwas schwerer gestaltete und ich daher einfach auf Unendlich gestellt habe. Das Ergebnis ist durchwachsen: Die Schärfe ist ganz gut für diese Kamera, aber alles viel zu dunkel. Schade.

Die Glocke am Mahnmal, vro der ein Kraz abgelegt war, ist ebenfalls etwas zu dunkel, wenn auch nicht so schlimm wie das vorhergehende Bild. (1/200s, f/8, ca 4,50m.) Bei f/8 ist die Schärfe ganz OK, wenn auch noch immer nicht überragend. MAcht insofern vielleicht auch Sinn, denn schließlich kommt man bei den verfügbaren Belichtungszeiten selten mal in den offeneren Blendenbereich. Vielleicht ist die Unschärfe also doch schon ab Werk vorhanden. Andererseits war diese Kamera damals nicht ganz billig, da sollte man bessere Ergebnisse erwarten.


Das nächste Bild gefällt mir mal so richtig gut und es ist vielleicht sogar das beste, was dieser Film zu bieten hat: Jesus am Kreuz aus einem extremen Winkel und mit kahlen Ästen im Hintergrund.(1/100s, f/4, ca 4m.) Den Fokus musste ich hier schätzen, denn aus diesem Winkel war beim BEsten Willen keine Ultraschallmessung möglich. Daher ist die Unschärfe nicht alleine die Schuld der Kamera. Trotzdem gefällt es mir sehr gut, vielleicht sogar wegen dieser Unschärfe: Echt Retro. So ein richtiges Vintage-Feeling. Ansonsten kommt der leidende Gesichtsausdruck des Herrn Jesus so richtig gut rüber. Der Bildhauer hat sich offenbar sehr viel Mühe gegeben.

Ein weiteres, richtig cooles Foto: Das alte Post-, jetzt Lasten-Fahrrad, das da an der Wand beim Pfarrhaus am Friedhof abgestellt war. (1/200s, f/5,6, ca 4m.) Fahrräder sind ja ein beliebtes Motiv bei mir, aber besonders solche mit interessantem Design: Dieses geschwungene Rohr, das von ganz vorne am Lenker bis ganz hinten an dem Gepäckträger reicht und die Last verteilt, das hat schon was. Funktional und doch ein Blickfang. Wahrscheinlich rede ich wieder Blödsinn, aber ich finde es gut gelungen. Und das Foto auch: Sehr scharf für diese Kamera, man kann sogar das Posthorn erkennen. Gute Schärfe ist also auch schon mit f/5,6 erreichbar.

Kommen wir schließlich z ein paar hochkanten Bildern. Da hätten wir zum Einen dieses Wegekreuz, an dem ich auch nicht einfach so vorbei gehen konnte. (1/100s, f/4, ca 2.) Leider ist es etwas kontrastarm und unterbelichtet. Mit dem Licht dahinter war das auch nicht ganz einfach auszumessen, vor allem, wenn man eine Kamera völlig ohne alles benutzt. Was das Handy auswirft, ist halt auch nur mäßig genau. Vor allem bei dem Wetter, das wir an dem Tag hatten. Trotzdem ein ganz nettes Foto geworden. Etwas schief.


Das Bild von den Schornsteinen ist ganz gut geworden. (1/200s, f/5,6, inf.) Hier kann man auch das besagte Wetter begutachten: Schön wolkig! Die Wolken sind dann auch ziemlich gut belichtet, alles Andere ist eher silhouettenhaft geworden. Aber wie gesagt, die Wirkung des Ganzen ist eigentlich OK, so oder so ähnlich hatte ich es mir auch vorgestellt.

Und dann: Die Kunst! (1/100s, f/4, ca 2,40m.) Eigentlich hätte hier an der Stelle der Kaufgummiautomat sein sollen und was immer ich eigentlich noch machen wollte, aber jetzt ist es halt die Kunst vor der Schule. Die kommt auch ganz gut rüber. Ein bisschen martialisch, vielleicht, aber ich kann nichts dafür, das war der original Künstler! ;-) Schärfe ist für diese Kamera bei f/4 recht gut, Kontrast auch OK.

Ein Überblick über den Schulhof habe ich dann auch noch geschossen, vor allem wegen der bunten Wandplatten. (1/200s, f/5,6, inf.) Hier haben wir dann eher wieder eine gewisse Weichheit im Bild, welche uns ja schon die ganze Zeit ein bisschen verfolgt, trotz der 2 EV abgeblendet. Ansonsten hatte ich mir grundsätzlich was mehr von dem Bild erwartet, es ist doch ein bisschen langweiliger geworden, als ich gedacht hatte. Deshalb einfach schnell weiter zum nächsten.

Kunst am Bau. (1/100s, f/4, ca 5,60m.) Ich glaube, das war in Bücherschrank. Auch wieder etwas unscharf, wie durch den Weichzeichner gewaschen. Allerdings scheint es so, als hätte ich hier eher etwas fehl-fokussiert, das Haus im Hintergrund erscheint mir schärfer als das eigentlich Objekt meiner Begierde. Ach ja, und außerdem schief. Also der perfekte Sturm aus schlecht belichtet, falsch fokussiert und dann auch noch die alte, schimmelige (literally) Kamera! ;-)


Da ich den Kaugummi-Automaten auf jeden Fall haben wollte, bin ich - wie oben angedroht - noch mal zurück gegangen und habe ein nicht doppelt belichtetes Bild gemacht. (1/100s, f/4, ca 2m.) Und dieses hier ist auch tatsächlich recht gut geworden, so man das von einem Kaugummi-Automaten behaupten kann. Das ist ja bei mir wie mit Traktoren oder Fahrrädern oder Jesussen am Kreuz: Kann ich nicht vorbei gehen, ohne nicht ein Foto gemacht zu haben! ;-) Auch definitiv eines der besseren Bilder auf dieser Rolle und gar nicht mal so unscharf. (Die Leute haben sich bestimmt gewundert, was ich da mit dem Entfernungsmessgerät drei oder viermal den Automaten ausgemessen habe!)

Und zum Schluss mal wieder eine weitere riesige Eistüte. (1/100s, f/5,6, ca 4m.) Ich wusste gar nicht, dass es da so viele von gibt, vor allem: Überall! Diese hier steht am Busbahnhof mitten in Oberpleis rum. Wobei, stehen ist relativ, diese hier sieht doch schon sehr mitgenommen aus. Von den Elementen gezeichnet. Etwas kontrastarm, zu viel Gegenlicht, dafür einigermaßen scharf.

Fazit: Diese Kamera ist in keinem guten Zustand, aber sie macht noch Fotos. Das ist immerhin etwas. Kaum zu glauben, wenn man von dem Zustand ausgeht, in dem ich sie erhalten habe. Trotzdem: Scharfe und kontrastreiche Bilder darf man mit diesem Stück nicht erwarten. Dafür hat sie in ihrem Leben schon zu viel mitgemacht. Trotzdem hat es echt Spaß gemacht, dieses Stück aus den 1950ern durchzutesten.

Nächstes Mal: Ein paar qualitativ sehr viel hochwertigere Fotos aus der Dynax 5 meiner Frau!

Schwarz-weiß und analog, Teil 148: Mit einer Beltica durch Bödingen

Film: Fomapan 100 #32, Kamera: Belca Beltica, Januar 2022

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Der zweite Teil des Films, den ich mit der Beltica belichtet habe, beginnt mit einem Bedienfehler: Eine Doppelbelichtung, die zum einen im Hintergrund den freilegenden Felsen zeigt, den man vom Fahrradweg auf dem alten Bröltalbahndamm zwischen Lanzenbach und Hennef aus erspähen kann (1/50s, f/2,9, ca 3,10m.), zum anderen die Kirche in Bödingen. (1/200s, f/5,6, inf.) Ja, man kann mit dieser Kamer ganz einfach doppelte Belichtungen machen, indem man am Ende eines Tages einfach den Film nicht vorspult und am nächsten Tag völlig vergessen hat, dass man das noch nicht gemacht hat! Was jedenfalls als Unfall begann, ist in der Entwicklung zu einem echten Kunstwerk geworden! Naja. Also, zumindest sieht es interessant aus, und das ist ja schon mal was. ;-)


Das nächste Bild habe ich dann aber korrekt vorgespult und so können wir die betende Nonne aus Sandstein (?) in ihrem Grabmal-Alkoven ganz hervorragend erkennen. (1/100s, f/8, ca 2m.) Ich habe den Eindruck, dass das Bild sogar ziemlich scharf ist, also zumindest etwas mehr als so manches, was wir im letzten Artikel hatten. Eine tiefstehende Wintersonne sorgte hier für eine fast den ganzen Tag anhaltende goldene Stunde. Das ist gut für den Kontrast, was im Endeffekt den Schärfeeindruck erhöht, ohne dass es wirklich viel schärfer ist. Leider ist das Bild mal wieder etwas schief geraten. Wobei, es geht eigentlich, die Grabsteine stehen da eh alle schief, da fällt das gar nicht so sehr auf. Gefällt mir jedenfalls recht gut.

Ebenso ist der Eindruck, den der Jesus hier macht, gar nicht so schlecht. (1/200s, f/8, ca 1,50m.) Dafür, dass ich hier wirklich extrem raten musste - in dem Winkel funktioniert die Methode mit dem Ausmessen mit dem Ultraschallentfernungsmesser nicht so richtig -, habe ich hier ein richtig gutes Bild erhalten, finde ich: Guter Winkel, alles drauf trotz winzigem Sucher und sogar einigermaßen korrekt aufgeteilt.

Der Kirchturm hingegen gegen das helle Licht des Himmels ist eher ein bisschen unterbelichtet geworden. (1/200s, f/4, inf.) Ich mein, ja, man erkennt noch alles, aber so richtig Kontrast ist das jetzt nicht drin. Und etwas langweilig ist es auch. Nicht das interessanteste Bild auf der Rolle. Gepaart mit der Tatsache, dass das Ganze auch wieder nur mäßig scharf geworden ist, würde ich sagen, das ignorieren wir mal fürs Erste. ;-)


Apropos unscharf: An der Mütze, die da überm Törchen hing, war ich wohl etwas zu nah dran. (1/50s, f/4, ca 70cm.) War wohl nix. Dabei wäre das insgesamt ein ziemlich interessantes Foto gewesen. Die unterscheidlichen Grauwerte in der Mütze kommen auch im Unscharfen Zustand recht gut rüber, und trotz der Tatsache, dass das komplett im Schatten lag, ist der Kontrast ganz ordentlich. Aber halt unscharf. Passiert bei diesen alten Sucherkameras ohne jegliche Möglichkeit der Schärfekontrolle.

Der Kirchturm direkt gegen die Sonne macht allerdings einen ziemlich guten Eindruck, wie er da so silhouettenhaft steht. (1/200s, f/11, inf.) Auch hier kann man die allgemeine Unschärfe gut erkennen, gerade gegens Licht nimmt die einges an Kontrast weg. Ich denke, dass es sich hier wirklich um eine grundsätzliche Linsentrübung wegen des Pilzes ist, den ich mit Peroxid umbringen musste, bevor ich die Kamera benutzen konnte. Vielleicht habe ich ja auch beim Wiederzusammensetzen die Abstände nicht ganz genau eingehalten und deswegen ist alles jetzt ein bisschen unscharf. Aber eigentlich sieht das für mich eher nach einem Linsendefekt aus.

Mit dem Licht sieht das nämlich gar nicht so schlimm aus, wie man an diesem Pferd mit Jacke sehen kann. (1/200s, f/8, 8m.) Dabei musste ich hier wiedermal die Entfernung raten, denn mit dem Ultraschallmessgerät zielt man nicht auf Tiere! Zum Einen weiß ich nicht, ob Pferde den Ultraschall nicht hören können und evtl. panisch werden, zum Anderen ist da ein Laser dran und das ist ein grundsätzliches No-No! Aber wie man sieht: Für diese Kamera überdurchschnittlich scharf. Heißt nicht viel, ich weiß, aber trotzdem gefällt es mir. Der Bildausschnitt könnte besser sein, aber mit dem kleinen Sucher ist manchmal halt nicht mehr drin, wenn es schnell gehen muss.


Die anderen Pferde standen wieder mehr im Gegenlicht, da merkt man eine allgemeine Trübheit, als ob das Objektiv geblendet wäre. (1/200s, f/8, 15m.) Frage mich, ob eine Gegenlichtblende schon was ausmachen würde. Diese alten Kameras wurden oft mit einer solchen geliefert, die dann aber irgendwann verloren oder kaputt ging. Keine Ahnung, ob das bei dieser Belca auch der Fall war. Ansonsten, brauchbar scharf, für das, was diese Kamera insgesamt abliefert. Ich mein, bei f/8 und 15 Meter Entfernung kann man ja eigentlich kaum was falsch machen, da sollte eigentlich alles im Bild scharf sein. Und so ist es auch: Alles gleich unscharf. Was mich darin bestärkt, dass ich die Linsen nicht falsch wieder zusammengesetzt habe, sondern die einfach nicht mehr so toll sind.

Den Trecker vor dem Container konnte ich dann mal wieder mit Ultraschall ausmessen, der läuft nicht weg, wenn ich drauf ziele. ;-) (1/100s, f/4, ca 5,50m.) Und was soll ich sagen, auch hier ist die Schärfe OK. Das ganze Bild gefällt mir auch recht gut. Landmaschinen haben es mir bekanntlich ja angetan, besonders in s/w und mit körnigem Film! ;-)


Zu guter Letzt noch ein Jagdhochstand auf dem Feld auf dem Rückweg zum Auto. (1/200s, f/8, inf.) Tatsächlich kann man erkennen, dass der Zaun und die Bäume im Vordergrund nicht ganz so scharf sind wie das eigentlich Subjekt. Erstaunlich, denn bisher hatten wir bei f/8 eigentlich überall die gleiche Unschärfe. Insgesamt ein nettes Bild, zwar auch nicht mein Favorit, aber brauchbar. Und vielleicht sollte ich mal weniger stark komprimieren: Der Grauverlauf im Himmel ist schon sehr artefaktig...

Fazit bis hier hin: Besseres Licht macht bessere Fotos. Gegenlicht ist bei der zerfressenen Linse ganz schlecht. Schattenbilder sind dementsprechend am schärfsten, weil hier weniger Streuung auftritt.

Nächstes Mal: Ein Besuch in Oberpleis. Ich glaube, da sind mir die besten Bilder mit dieser Kamera gelungen, weil das Wetter sehr durchwachsen war und dementsprechend kaum Streuung in den Linsen aufgetreten ist. Nur, was heißt das schon: Die Besten der Schlechten. ;-)

Schwarz-weiß und analog, Teil 147: Mit einer Beltica durch Lanzenbach

Film: Fomapan 100 #32, Kamera: Belca Beltica, Januar 2022

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Nach der Erfahrung mit der Praktica in den letzten s/w-Artikeln, kommen wir nun zu einer Kamera, die im gleichen Paket gelegen hat und die mindestens genauso misshandelt war: Eingetrockneter Verschluss, rundrum ziemlich abgenudelt und überhaupt mit einem Eindruck versehen, als hätte sie Jahrelang auf einem verstaubten Dachboden gelegen. Zudem Pilz in den Linsen, der sich schon in die Beschichtung gefressen hatte: Keine guten Voraussetzungen.

Um so erstaunter war ich von dem Ergebnis, das ich hier mit diesem Film vorstellen möchte. Ich nehme hier jetzt vielleicht das Fazit schon vorweg, das ich eigentlich immer erst am Ende abgebe, wenn ich die Bilder alle beschrieben habe, aber warum nicht mal umgekehrt: Alle Bilder sind leicht unscharf. Es liegt nicht an mir, ich schwöre! Denn ich habe hier zum ersten Mal mit dem Ultraschall-Entfernungsmesser gearbeitet, den ich mir extra für diesen Zweck zugelegt habe! Kameras ohne Entfernungsmesser habe ich ja mittlerweile einige und immer mit der digitalen die Entfernung auszumessen, ist manchmal auch etwas doof. Was die allgemeine Schärfe angeht: Auch Bilder, die bei Unendlich gemacht wurden, sind leicht unscharf. Ich gehe also mal davon aus, das sind die Auswirkungen des Pilzes. Der hat die Linsenoberflächen angeraut und jetzt ist nix mehr mit alles in einen Punkt bündeln. Andererseits, vielleicht sahen die Bilder aus dieser Kamera schon immer so aus, wer weiß? Es ist die erste Belca, die ich gesehen habe!

Kommen wir also zu den Fotos: Da wäre zum Ersten der Trecker, der bei uns gegenüber vom Ende der Straße steht. (1/200s, f/4, inf.) Wie man sieht: Objektiv stand auf Unendlich und der Trecker ist nun wirklich weit genug weg gewesen, dass er bei f/4 eigentlich scharf sein sollte. Ist er aber nicht. Wir können uns bei diesem Film also tatsächlich auf das echte unscharfe und kontrastarme Retro-Feeling gefasst machen. ;-) Wobei, der Kontrast ist erstaunlicherweise eigentlich ganz OK: Es war halt ein nur ein Januar-Morgen, wenn auch sonnig und nahe der goldenen Stunde.

Ohne Foto vom Jesus komme ich ja kaum mal nach Hause, so auch an diesem Tag. (1/200s, f/8, ca 3m.) Wie man sieht, auch auf f/8 abgeblendet wird das Bild nicht richtig scharf. Immerhin ist hier so ziemlich alles gleich unscharf, von der Spitze des Daches bis runter zu den Balken hinter dem Schatten des Kreuzes, sodass ich davon ausgehe, dass das einfach das Beste ist, was ich von diesem sehr simplen und doch sehr angefressenen Objektiv zu erwarten habe. Simpel, weil: Drei Linsen, drei Gruppen, die vorderste ist die einzige, die fokussiert; also so ziemlich das minimalste Design, das überhaupt geht.



Und wie man sieht, ich muss mich erstmal daran gewöhnen, dass der Sucher eine gewisse Parallaxe aufweist, die man zwar korrigieren kann, aber vielleicht ist der auch etwas verbogen. Jedenfalls hätte das Fahrrad etwas weiter mittig sein sollen. (1/100s, f/5,6, ca 2m.) Hier kann man sehen, dass ich mit dem Fokus einigermaßen richtig lag, denn das Vorderrad ist schon ein bisschen unschärfer als der Rest. Schild und Sattel liegen zumindest ungefähr in der Fokusebene, das gefrostete Gras im Hintergrund dagegen schon nicht mehr. Insgesamt aber kein Bild, auf das ich besonders stolz bin: Zu unruhig, nicht gut eingemessen. Naja, ich übe ja noch mit dieser Kamera.

Dann ein Foto, bei dem ich mir gedacht habe: Bringen wir es hinter uns uns testen mal, wie schlimm es im schlimmsten Fall werden kann! Strommasten gegen die Januarsonne! (1/100s, f/16, inf.) Also, eins muss man der Kamera lassen: Sie macht sehr interessante Sonnenstrahlen. Die sehen echt klasse aus, die habe ich so mit noch keiner anderen Kamera abgebildet bekommen. Das simple Objektiv-Design hat zudem den Vorteil, dass es nur ein einziges kleines Pünktchen mit Flare gibt, genau gegenüber der Sonne. Zudem: Bei f/16 sieht man endlich zumindest sowas Ähnliches wie Schärfe im Bild: Strommasten und -leitungen sehen einigermaßen scharf aus, die Schatten der Grasbüschel ebenso. Auch die kahlen Äste am Horizont sind recht gut abgebildet. (Und ich habe das Bild etwas stark komprimiert, da sind ein paar viele Artefakte im Farbverlauf im Himmel. Macht nix. ;-))

Richtig gut geworden ist der einzelne Pylon auf der Wiese genau 180° am gleichen Standort wie das letzte Bild mit den Masten. (1/200s, f/4, ca 1,50m.) Hier ballert die Sonne voll rein, sodass zumindest der Kontrast sehr gut geworden ist. Das hilft auch dem Schärfeeindruck. Was auch hilft: Die relativ weit offene Blende und das dadurch provozierte Bokeh im Hintergrund, das gar nicht mal so schlecht aussieht. Sollte mich nicht verwundern: Unscharf kann die Kamera ja offensichtlich! ;-) Aber das Loch im Pylon kommt gut scharf rüber, erstaunlich besser als alles andere, was wir bisher gesehen haben. Und zusätzlich kann man feststellen, dass ich mit solchen primitiven Suchern noch viel mehr Probleme habe, die Kamera gerade zu halten, als ich sonst sowieso schon habe! :-D


Silhouettenbilder scheinen mit der Kamera ganz gut zu gehen, denn auch die Straße beim Grabmalebildhauer sieht ganz gut aus. (1/200s, f/8, inf.) Auch hier wieder der eine einzige kleine Ghost genau gegenüber der Sonne, die hinter den Bäumen dieses Mal nur vier, sehr asymmetrische Strahlen ausbildet. Bei f/8 sind wir ansonsten scheinbar noch immer im brauchbar scharfen Bereich. Die Sonnenlichtspiegelung auf der Straße war übrigens der Grund, dass ich dieses Bild gemacht habe.

Das nächste Bild war nicht ganz leicht einzumessen, so ist der Tränkeanhänger leider ein bisschen weit an den unteren Rand gerutscht und dafür oben das Band vom Weidezaun uns Bild geraten. (1/50s, f/8, inf.) Wie gesagt: Sehr simpler Aufklapp-Sucher. Nicht ganz so leicht! ;-) Dafür ist das Bild ansich aber ziemlich gut gerworden, wenn auch etwas wackelig bei der langen Belichtungszeit. Hier haben wir aber mal die Möglichkeit, eine andere Eigenschaft des Objektivs zu begutachten: Der Zaun ist in natura zwar auch ein bisschen nach unten durchgebogen, aber so schlimm? Ich glaube, wir haben es hier doch mit ein bisschen Pincushion-Verzerrung zu tun. Mal bei den anderen Bildern drauf achten. ;-)


Straßenschilder haben ja diese besondere Folie drauf, die dafür sorgt, dass möglichst viel Licht zurück geworfen wird, damit man die auch nachts noch sehen kann. So auch hier: Land- und Forstwirtschaft frei! (1/100s, f/8, ca 3,50m.) Ein ganz witziges Bild ist das geworden, auch wenn ich mit mehr Überbelichtung im Schild gerechnet hätte: Die Sonne stand nämlich genau an der richtigen Stelle und mit bloßen Augen konnte man sich das kaum anschauen!

Was wäre der Waldweg nach Hennef ohne die Bank unterm Baum? Um ein Motiv ärmer, das steht fest. (1/50s, f/2,9, 5m.) Wollte jedenfalls auch mal die Offenblende testen und diese Gelegenheit bot sich hier. Vielleicht habe ich es etwas übertrieben, 1/100s hätte auch gereicht, dann wäre es auch nicht so verwackelt. Trotzdem kann man glaube ich erkennen: Auch bei Offenblende ist diese Kamera nur unwesentlich unschärfer als sowieso schon. Dafür aber ein insgesamt ganz schönes Bild bekommen, das genau so auch schon 70 Jahre alt sein könnte. (Gut, damals gab es hier noch den Bahndamm der Siegtalbahn und daher wohl auch kaum eine Bank an dieser Stelle, aber Sie wissen, was ich meine.)


Schön ist auch immer wieder der Blick zur einsamen Scheune. (1/200s, f/4, inf.) Auch mit dieser Kamera liegt diese durchaus friedlich hier im Hanfbachtal. Bei f/4 sollte man erwarten, dass die Äste im Vordergrund entscheidend unschärfer wirken als das eigentliche Motiv bei Unendlich. Ja: Erahnen lässt sich das. Aber auch hier: Insgesamt ist das Bild eher mäßig scharf und wirkt, als hätte ich es einmal durch den Gauss-Filter im Gimp gejagt.

Fazit: Liegts am Pilz oder ist die Kamera grundsätzlich nicht das schärfste Messer im Block? Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber andererseits erhält man hier mit jedem Foto das echte Retro-Gefühl. Diese Bilder stammen nicht von 1950, aber sie wirken so! Und das ist doch eigentlich genau das, was der Vintage-Kamera-Tester haben will, oder? Naja, vielleicht nicht ganz so extrem. ;-) Trotzdem, ich bin erstaunt, dass hier noch so brauchbare Bilder raus kommen, nachdem ich die Kamera überhaupt erst mal mit meinem sehr beschränkten Wissen wiederbeleben musste.

Belca Beltica Objektivreinigung

Nachdem ich gestern schon die Beltica vorgestellt habe, kommt heute ein kurzer Artikel darüber, was ich ihr angetan habe, damit sie wieder halbwegs benutzbar ist. Der Zustand war, wie beschrieben, ja eher schlimm bis fatal. Alleine das Aussehen der armen kleinen Kamera war bemitleidenswert, aber zu m Glück beeinträchtigt das die Funktionstüchtigkeit nicht wirklich. Schlimmer sind da die technischen Defekte:

Zuerst einmal war - wie bei eigentlich all diesen alten Kameras, die viel zu lang ungeliebt in irgendeiner dunklen und feuchten Ecke gelegen haben - war der Verschluss praktisch nicht mehr funktionstüchtig. Normalerweise kann man ja mit ein bisschen Liebe und Überredung auch nach langer Zeit zumindest die schnellen Zeiten wieder zum Leben bewegen, aber in diesem Fall lief nur noch die kürzeste Zeit überhaupt noch mehr oder weniger korrekt. Das "Uhrwerk" war so verklebt, weil alle Ölung, die jemals in dem Teil drin gewesen ist, längst verdampft oder verharzt ist.

Da ich aber nun mal kein Uhrmacher bin - dafür würden meine zittrigen Hände bei weitem nicht ausreichen -, stand mir die Option des Öffnens nicht zur Verfügung. Da mache ich nur endgültig etwas kaputt. Und da ich jetzt auch nicht (geschätzt) 100 Euro für eine professionelle CLA ausgeben möchte, jedenfalls nicht für eine Kamera, die praktisch nichts wert ist, die man auf dem Flohmarkt wahrscheinlich am Ende des Tages geschenkt bekommt, weil sie keiner wollte.


Verschlusszeiten nach der Reparatur - die schnellen sind wieder ganz OK, die langsamen machen immerhin überhaupt wieder etwas. (Video mit 240fps aufgenommen, 24fps Wiedergabe.)

Deshalb habe ich das gemacht, was man eigentlich auf gar keinen Fall machen sollte! Ich habe ein paar Tropfen vom guten Teslanol t6 in den Schlitz mit dem Spannhebel tröpfeln lassen. Der Grund, dass ich mich für das Zeug entschieden habe: Ich habe davon eine riesige Dose im Haus, weil das hervorragend zum Reinigen elektronischer Bauteile geeignet ist, z.B. Potis. Ich mein, dafür ist es gedacht. Zudem ist es sehr dünnflüssig und besteht größtenteils aus Benzinen, die relativ rückstandslos verdampfen, gleichzeitig aber alles vorhandene, evtl. eingetrocknete Schmiermittel wieder auflösen kann. Es ist relativ wenig aggressiv, frisst also keine Löcher ins Metall, weil praktisch säurefrei. Und im Gegensatz zu WD-40, das ja überall hin kriecht, wo man es nicht haben will, bleibt es hauptsächlich da, wo man es hin getan hat, und das, was woanders hin kriecht, verdampft wie gesagt relativ schnell und bildet keinen hartnäckigen Film. Gleichzeitig schmiert es selber aber auch ein bisschen.

Außerdem war mir klar, dass ich auf jeden Fall das Objektiv auseinandernehmen würde müssen. Da hatte der Glaspilz nämlich jahrelang Spaß! Alles, was also doch bis ins Objektiv kriechen würde, könnte ich bei der Gelegenheit auch gleich entfernen. Und was soll ich sagen? Ich bin selber überrascht, dass das Ergebnis einigermaßen gut ist. Wenn man sich das Video da oben anschaut, ist eigentlich nur die 1/10s so richtig schlecht, selbst die 1/25s ist nur etwa 1,3-mal so lang offen, wie sie sein sollte. Ich habe endlich eine sinnvolle Anwendung für den Zeitlupenmodus meines Handys gefunden! Yay! (Bei 240fps ist der OK, aber der 960er ist glaube ich nur einfach auf das Vierfache interpoliert - richtig schnelle Zeiten kann ich also noch immer nicht überprüfen.)


Aber zurück zum Objektiv. Im letzten Artikel konnte man ja schon recht gut den Pilz erkennen, aber oben habe ich noch mal eine Ausschnittsvergrößerung gemacht. Sieht nicht gut aus, was? Deswegen also eine komplette Demontage und Reinigung. Dafür soll sich ja angeblich am Besten das gute alte Wasserstoffperoxid eignen. Macht Sinn, das bringt ja eigentlich alles um, was sich sonst bei Behandlung mit Alkohol oder Ähnlichem einfach nur einkapseln und auf bessere Zeiten warten würde, ist gleichzeitig aber nicht so aggressiv, dass es selber das Glas auflösen würde.

Und das war auch der Grund, weshalb ich nach Neujahr in Hennef in der Stadt war. Aber denkste, es gibt irgendwo H2O2 zu kaufen? Denkste? Ja, nee, offenbar haben zu viele Idioten damit Bomben gebaut oder was, jedenfalls weder im Baumarkt noch in der Drogerie habe ich welches bekommen. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass man heutzutage lieber einen auf Öko macht und mit Sauerstoffbleiche arbeitet. Und Peroxidblond ist scheinbar auch out, bzw. das Haarfärbemittel, das ich bekommen hätte, enthält nur so eine Creme mit allen möglichen Zusatzstoffen, bei denen ich mir nicht so sicher bin, wie der Rest des Glases darauf reagieren würde. Am Ende bin ich dann in der Apotheke fündig geworden. 5€ für ein 100ml Fläschchen. Mit 3% Konzentration. Naja. Nicht das, was ich eigentlich gesucht habe, aber besser als nichts.


Kommen wir also zu Demontage. Die vorderen beiden Elemente lassen sich relativ leicht heraus schrauben, die sind gemeinsam gefasst und man muss sie nur drehen. Dann aber muss ich auch zwischen die beiden Linsen kommen, denn da saß der meiste Pilz hinter. Und das war der Grund, weshalb ich zwischen Neujahr und Hl. Drei Könige immer wieder im Keller gewühlt habe, um den Zirkel zu finden, von dem ich wusste, dass er da irgendwo ist.

Damit ließ sich dann der Ring aus dem Innengewinde lösen und ich hielt schließlich die vordere Linse einzeln in den Händen. Nach einer sanften Reinigung mit einem peroxidieren Wattestäbchen habe ich dann beide für eine Stunde oder so in reichlich - ich hab jetzt schließlich 100ml davon, da kann ich auch was damit rumaasen. ;-) - H2O2-Lösung eingelegt, während ich die hinterste Linse gereinigt habe. An diese kommt man relativ leicht ran: Wenn man den Verschluss auf B stellt und den Auslöser gedrückt hält, kann man die Vorderseite mit einem Wattestab bearbeiten, und durch die geöffnete Rückseite hindurch kommt man gut an die andere Seite, wenn man den Balgen einfährt. Die hintere Linse war sowieso weniger betroffen, da musste ich nur ganz wenig Staub und Schmutz entfernen, keinen Pilz. Habe trotzdem vorsichtshalber das Peroxid dafür genommen. Bei der Gelegenheit habe ich dann auch gleich das auf den Verschluss und die Blende gekrochene Öl entfernt - vom Kontaktreiniger hatte sich nichts bis hier hin vorgewagt, obwohl seit meiner Misshandlung ungefähr zwei Wochen vergangen waren.


Und was soll ich sagen, das scheint tatsächlich zu helfen: Nachdem ich die Linsen mit einem weichen Tuch trocken gerieben hatte und dann noch mal kurz mit Alkohol nachgespült habe, um sie wieder so klar und sauber wie möglich zu kriegen, sehen hintere und mittlere Linse richtig gut aus. Nur ein paar ausgeblichene Dendriten sind zurück geblieben, wo der Pilz sich über die Jahre ins Glas gefressen hat. Dagegen kann ich auch nicht viel machen, das ist tatsächlich eine Beschädigung im Glas. Außer einem gewissen Grauschleier erwarte ich da aber keine größeren Probleme.

Die vordere Linse ist allerdings so stark verkratzt, dass ich mir nicht sicher bin, was man da noch für Bilder mit machen kann. Deswegen werde ich auch noch ein bisschen warten, bis es wieder etwas frühlingshafter ist, bevor ich einen Film durch die Kamera jage. Vielleicht fällt mir bis dahin ja noch was ein, was ich gegen die vielen Putzkratzer machen kann.

Belca Beltica

Ich hatte von der Praktica F.X2 berichtet, die ich letztens ganz zufällig für ganz billig bekommen hatte? Nun, die war nicht alleine im Paket. Ich habe wieder bei einem dieser bösen Konvolut-Angebote zugeschlagen. So langsam wird es Zeit, einen anderen Teil dieses Fischzugs vorzustellen: Diese sehr hübsche Beltica.


Es war irgendwann kurz nach 1950, als Ost und West noch nicht so genau die Namensrechte auseinanderdividiert hatten, als irgendwo in Dresden aus den ehemaligen, mittlerweile enteigneten Balda-Werken der VEB Belca wurde. Aber bereits 1956 gingen diese in dem VEB Kamera-Werke Niedersedlitz auf, sodass diese kleine Kamera irgendwann dazwischen erschienen sein muss. Diese originale Beltica stammt also wahrscheinlich ungefähr aus dem Jahr 1951 oder etwas später - das sind 70 Jahre. Eines der älteren Geräte in meiner Sammlung!

Als ich sie bekommen habe, war sie in keinem guten Zustand - zur Reparatur gibt es demnächst noch einen zweiten Artikel -, und auch jetzt ist sie noch nicht wieder topfit. Wie man sieht, hängt die Belederung ziemlich schlapp an ihr runter, aber ich möchte die nicht unbedingt tauschen, denn das würde das Aussehen doch radikal ändern; insbesondere würde der eingeprägte Schriftzug verloren gehen. Außerdem soll sie ruhig ihr Alter zeigen, das hat sie sich verdient, denn sie ist ganz sicher nicht gut behandelt worden. In den letzten Jahrzehnten musste sie ihr Dasein sicher auf irgendeinem zugigen Dachboden oder in einem feuchten Keller fristen - der Linsenpilz kann ein Lied davon singen.

Trotzdem, gerade im aufgeklappten Zustand macht sie doch einen sehr guten Eindruck. Ich finde sie recht attraktiv, da sie aufgrund ihrer Klappbarkeit recht kompakt ist: Wenn man mit dem Gewicht leben kann, passt sie sicher gut in eine Hemdtasche. (Auf dem Foto unten kann man übrigens ganz gut den Pilz erkennen; das ist entstanden, als mal für fünf Minuten die Sonne raus kam, und die hat genau ins Objektiv geleuchtet. Das war also offensichtlich, bevor ich es gereiniht und desinfiziert hatte. Die Kratzer sind übrigens auch ganz hervorragend zu erkennen.)


Technisch ist sie jedoch wirklich ein echtes Kind der 1950er, obwohl sie schon hochmodernen 135 Film nimmt und somit auch heute noch problemlos Bilder machen könnte. Ob und wann ich allerdings einen Film damit belichte, steht noch nicht fest, denn neben dem Pilz hat die Frontlinse ganz nebenbei heftige Putzspuren, die sich nicht ganz so leicht entfernen lassen und die Qualität der Aufnahmen sicher beeinträchtigen würden.

Immerhin bietet sie aber einen Zentralverschluss mit bis zu 1/200s und das Trioplan-Objektiv startet bei 1:2,9. Das ist kein Tippfehler, sondern ein tatsächlich so krummer Wert, aber warum nicht? Das Objektiv ist übrigens wirklich so simpel, wie es sich anhört. Ich musste es ja auseinandernehmen, um den Pilz umzubringen, und es besteht wirklich nur aus drei Linsen in drei Elementen. Viel simpler geht es nun wirklich nicht. Abblenden kann man das gute Stück auf f/16, das sollte selbst für sehr sonnige Tage und einen ISO 400 Film reichen, wenn man nicht gerade voll ins Licht schießt. Um aber auch mal die kleineren Blenden testen zu können, würde ich eher den normalen 100er zum Testen verwenden.


Das größte technische Feature ist der parallaxen-korrigierte Sucher. Der ist zwar so winzig, dass man praktisch genauso gut ohne Fotos machen könnte, aber immerhin kann man die Entfernung an einem kleinen Drehrädchen einstellen, das einfach die Okular-Seite anhebt oder absenkt. Simpel, aber effektiv.

Und das war's dann auch mit Hochtechnik. Es gibt keinen Belichtungsmesser, es gibt keinen Entfernungsmesser, nichts. Man ist also darauf angewiesen, sowohl die Zeit/Blende als auch die Entfernung irgendwie anders zu bestimmen. Sunny Sixteen reicht bei so einer Kamera meist völlig aus und für die Entfernung muss man entweder ebenfalls kreativ raten oder sich einen Rangefinder kaufen. Heutzutage gibt es zumindest für die Belichtung eine Handy-App, wenn man sich ein bisschen Mathematik im Kopf nicht zutraut und zum Entfernungsmessen kann man im Notfall auch noch immer Schritte zählen. Wobei meine, wenn ich mich anstrenge, ganz gut geeignet sind.


Wenn es im Frühling mal wieder etwas heller wird, werde ich sie vielleicht mit raus nehmen und ein paar Testfotos machen. Wie gesagt, ich weiß noch nicht, was ich mit der Frontlinse mache. Ob mir ein Optiker wohl etwas passendes schleifen könnte? Was das wohl kosten würde? Ich will auch nicht zu viel investieren, schließlich ist das auch mal wieder eine dieser kostenlosen Dreingaben gewesen, die ich bekommen habe, weil ich eigentlich etwas ganz anderes aus dem Paket haben wollte. Ich bin ja noch immer auf die Fotos von der Praktica gespannt, die von der Handhabung her eigentlich einen ganz guten Eindruck machte. Die war allerdings auch sehr viel besser erhalten, weil in ihrem ersten Leben besser behandelt worden. Das will was heißen, denn die sieht von außen ja schon sehr abgezanzt aus...