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Schwarz-weiß und analog, Teil 114: Siebengebirge

Film: Fompan 100 #25, Kamera: EXA Ia, Juli 2021

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Heute der zweite Teil des Films, den ich mit der EXA Ia verschossen habe. Wie bereits beim letzten Mal angekündigt, hatte ich gegen Ende des Filmes Transportprobleme: Die Zähnchen an der Transportachse haben nicht mehr in die Lochung gegriffen, weil der Film offenbar zu feste aufgewickelt war und sich nicht aus der Patrone ziehen lassen wollte. Dadurch gibt es am entwickelten Film ein paar Stellen, an denen die Lochung gerissen ist. Das ist aber weit weniger problematisch, als die teilweise halb doppelt belichteten Bilder. Diese habe ich teilweise so zugeschnitten, dass die doppelt belichteten Stellen nicht mehr dran sind, teilweise habe ich es aber auch gelassen, um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie sowas aussieht.

Aber zuerst einmal kommen die Bilder, die mit dem restlichen Thema des Eintrags nichts zu tun haben: Bevor wir nämlich ins Siebengebirge gefahren sind, waren wir in Uckerath beim Drogeriemarkt, vor dessen Toren ich genau ein einziges Bild gemacht habe, nämlich von der alten Dampfmaschine. (1/125s, f/4.) Hinter dem großen Baum ist es einigermaßen schattig, sodass ich die Blende tatsächlich mal relativ weit öffnen konnte. Auf die Entfernung hält sich die Unschärfe im Hintergrund trotzdem schwer in Grenzen, nur die Bäume und das Gebäude am "Horizont" sind ein bisschen verschwommen. Die Dampfmaschine selber ist erstaunlich scharf; das Objektiv hat mich da ja schon mehrfach überrascht. Insgesamt ist das Bild hier im Schatten aber ziemlich kontrastarm.


Das zweite, nicht einsortierbare Bild, ist das letzte vom Film und zeigt den Nachbarskater auf der Veranda auf einem der Gartenstühle. (1/60s, f/4.) Leider ist er nicht ganz scharf und an der linken Seite sieht man ein Beispiel von Doppeltbelichtung. Fällt in dem Fall nicht so sehr auf, denn das Auge wandert ja automatisch zur Katze. ;-) Keine Ahnung, wie der sich auf den schräg gestellten Stühlen gehalten hat, eigentlich hätte er sofort nach vorne runter rutschen müssen.

Kommen wir nun aber zu den Bilder aus dem Siebengebirge: Geparkt hatten wir in Heisterbacher Rott vor der Kirche, von der ich auch direkt mal ein sehr schiefes Bild gemacht habe. (1/175s, f/11.) Wie man sehen kann, hier war es sehr viel heller als in Uckerath, die Sonne stand ja auch prall auf dem Kirchturm. Eigentlich ein ganz nettes Bild, wenn es nicht so schief wäre. Wieder stelle ich fest, dass die Kamera und dieses Objektiv sich ganz gut für Architektur eignet, da man sowieso zu hohen Blenden gezwungen wird. Kontrast in diesem Bild ist gut, Schärfe auf diese Entfernung sowieso.

Auch das Umspannhäuschen nebenan ist recht gut geworden. (1/175s, f/11.) Hier fällt es nicht ganz so auf, dass ich wieder die Kamera nicht gerade gehalten bekommen habe. Wie gesagt, Lichtschachtsucher machen es mir noch schwerer, habe ich den Eindruck.


Über die Hecke hinweg habe ich dann noch den Kirchturm von den Katholischen fotografiert. (1/175s, f/8.) Etwas langweilig, dieses Bild, gebe ich zu. Da macht der doppelt belichtete Rand links schon fast einen guten Eindruck! ;-) Auch hier wieder total schief. Schwamm drüber, kein besonderes Foto, an dem man nicht mal die Abbildungsleistung des Objektivs genauer begutachten könnte.

Etwas weiter den Berg hoch im Wohngebiet steht dann dieser Ersatz für ein Umspannhäuschen. (1/125s, f/11.) An diesem unscheinbaren Betonbau läuft man wahrscheinlich einfach vorbei, ohne ihn zu beachten. Ich jedoch nicht. Ich fand, die triste Schlichtheit, die Schatten und der Schmutz der Zeit auf dem strahlenden Beton waren ein Bild wert. Und tatsächlich ist es ganz interessant geworden. Tatsächlich habe ich die Kamera sogar fast mal gerade gehalten. Ganz interessantes Bild, auch wenn der doppelt belichtete Streifen links etwas blöd ist.


Ganz schlimm ist es mit der stellenweisen Doppeltbelichtung bei dem nächsten Bild geworden, das ich mal vorgezogen habe, weil ich es irgendwie anders hier nicht unter gekriegt habe: Das Boot hinter der Kneipe. (1/30, f/2,8.) Es handelt sich hier um das vorletzte Bild auf dem Film und es ist ganz schrecklich verstümmelt worden. Schade, denn hier hätte man sich mal das Offenblendenverhalten des Objektivs, gepaart mit einer langen Belichtung betrachten können. So sind die interessanten Ecken leider weg geschnitten. (Durch die starke Überbelichtung konnte ich auch vor dem Beschneiden in die Richtung keine Informationen gewinnen.) Immerhin lässt sich erahnen, dass weit offen die Schärfe auch in der Mitte nicht so berauschend ist. Kann natürlich auch daran liegen, dass ich vielleicht den Fokus nicht genau getroffen habe, aber das halte ich für eher unwahrscheinlich, denn das ganze Bild sieht sehr weich aus. Außerdem fehlt Kontrast, es war schon sehr spät und die Sonne bereits hinter den Bäumen verschwunden.

Aber weiter im Text: Aus dem Dorf hinaus ging es dann endlich in den Wald, vorbei an interessanten Felsformationen. (1/30s, f/4.) Hier war es auch bereits tagsüber sehr dunkel. So dunkel, dass ich mit dem ISO 100 Film eigentlich schon ein bisschen schlecht bedient war. Wobei man gegen dieses Bild nicht viel sagen kann: Die Flechten und Moose auf dem Fels kommen recht gut raus, obwohl es so dunkel war. Die Highlights, wo die Sonne durch das Blätterdach bricht und den nackten Stein anleuchtet, gefallen mir auch ganz gut. Außerdem habe ich es geschafft, die Kamera hochkant gerader zu halten als in Normalposition. Erstaunlich. Bei einer Blendenstufe abgeblendet sehe ich in den Ecken kaum bis keine Abschattung, ebenso keine wahrnehmbaren Verzerrungen. Das Objektiv schlägt sich also ganz gut.

Felsen sind hier übrigens das Thema des Tages. So auch auf dem folgenden Bild, bei dem das Motiv etwas mehr in der Sonne lag und demnach stärker angeleuchtet ist. (1/125s, f/4.) Sowohl die hellen als auch die dunklen Stellen sind ganz gut belichtet, selbst im Himmel kann man noch einen Verlauf erahnen. Auf diese Entfernung ist selbst bei f/4 praktisch alles scharf, wenn auch nicht so sehr, wie man das bei den größeren Blendenzahlen gesehen hat. Trotzdem denke ich, dass man durchaus mit der Leistung zufrieden sein kann. Zum Bild selber: Die felsige Struktur kommt ganz gut zur Geltung, finde ich. Dafür, dass es hier kein eigentliches Motiv gibt, ganz interessantes Foto.


Das im Gegenlicht liegende Rheintal ist hingegen leider nicht mehr zu erkennen, dafür ist das Licht- und Schattenspiel aber ganz hervorragend gelungen. (1/125s, f/11.) Liegt es an den wenigen Linsen in diesem Objektiv, dass ich selbst bei direktem Sonnenlicht keine Flares oder Ghosts sehe? Tolles Bild, jedenfalls, dass mir von allen bisher glaube ich am Besten gefällt.

Das Problem an diesem Tag war übrigens, wenn es um lange Belichtungszeiten geht, dass es einigermaßen windig war und alles etwas hin und her geschaukelt hat, was nicht fest verankert war. So zum Beispiel Blätter. Aber wie man sieht, muss das nicht unbedingt ein Nachteil sein, denn so kann man durch Bewegungsunschärfe das nachbilden, was man mit dem Objektiv alleine sonst nicht so gut hin bekommt: Ein Fels in der Brandung von Ästen und Blättern. (1/30s, f/2,8.) Hier wäre ein Stativ und eine echte Langzeitbelichtung interessant gewesen. Hatte ich aber nicht. Immerhin sieht man hier die allgemeine Weichheit des Fotos bei Offenblende - diese ist also eigentlich nur für den Notfall nutzbar. Trotzdem, Abschattungen und Verzerrungen in den Ecken sehe ich auf den ersten Blich keine, und auch der zweite Blick mit der Lupe macht da kaum einen Unterschied.

Auch das zweite Bild enthält Bewegung, dieses Mal mehr im Vordergrund. (1/30s, f/4.) Durch die vielen Äste hindurch habe ich den Felsen leider nicht ganz scharf gestellt bekommen, da musste ich mehr raten als mir lieb war. Trotzdem ist die Stimmung in diesem Bild ganz gut getroffen: Tiefer Wald, grelle Sonne, Wind, leicht bedrohliches Feeling. Ganz OK geworden.


Wenn man dann jenseits des tiefen Waldes wieder mehr Licht zur Verfügung hat und die Blende wieder etwas weiter zu drehen kann, werden die Bilder auch direkt wieder schärfer. (1/175s, f/6,7.) Nach dem, was ich mit diesem Film an Erfahrung gesammelt habe, würde ich sagen: Offenbelnde nur im Notfall, f/4 hm naja, f/5,6 geht so langsam, f/8 und f/11 perfekt und bei f/16 geht es langsam wieder in die andere Richtung. Zum Motiv: Ganz OK.

Kommen wir nun zu den Bildern, die ich heftig beschneiden musste. Zum Beispiel die Hütte im Wald. (1/30s, f/2,8.) Auch hier sieht man wieder, das bei Offenblende alles etwas weich ist. Und schief. OK, da kann die Blendenwahl nichts dafür, aber es fällt doch auf. Wieder ein Bild aus der Kategorie "Schwamm Drüber".

Eher schade ist es da um den Nikolaus an der Nikolauskapelle, den ich auch schwer beschneiden musste. (1/30s, f/2,8.) Man kann kaum noch sehen, dass es sich hier eigentlich um ein hochkantes Bild gehandelt hat. Für Offenblende im Schatten ist der erstaunlich scharf geworden, oder zumindest wirkt er so - die weiter geschlossenen Bilder sind natürlich noch immer Größenordnungen davon entfernt, besonders wenn man in den Originalscan schaut. Trotzdem gefällt mir dieses Bild in seinem fast quadratischen Format ganz gut.


Ebenso geht es mir beim Spielplatz mit der Rutsche. (1/30s, f/2,8.) Auch wenn ich hier das, was ich eigentlich testen wollte, weg schneiden musste - das Verhalten bei Offenblende in den Ecken - handelt es sich doch im ein interessantes Bild. Es könnte eine Stufe heller sein, aber dann wäre es wahrscheinlich verwackelt worden. Obwohl ich das Gefühl habe, dass sich Kameras mit Lichtschacht besser verwackelungsfrei halten lassen. Zumindest habe ich hier diverse Bilder mit 1/30s gemacht, was bei einem 50mm Objektiv ja schon sehr hart an der Grenze ist. (Das Bild war übrigens nicht hochkant, ich musste nur leider so viel Doppelbelichtung an den Rändern wegschneiden, dass es beinahe so wirkt.) Was man trotzdem ncoh erkennen kann: Sehr weich, fast schon unscharf bei Offenblende, aber das hatten wir ja schon festgestellt.

Zum Schluss noch ein Bild vom Bärenklau gegen das Licht bei einer Entfernung und Blende, bei der man tatsächlich auch mal etwas Bokeh bekommt. (1/60s, f/4.) Auch wenn die Blüten nicht ganz im Fokus sind, so lohnt sich das Bild doch, denn die Blendensechsecke kommen hier richtig gut zur Geltung und werden zu den Rändern hin auch immer mehr lang gezogen. Insofern also trotz Unschärfe kein Totalverlust.


Zum Ausklang noch ein Foto vom Rheintal. (1/175s, f/11.) Wie man sieht, habe ich hier den doppelt belichteten rechten Rand noch mal extra nachbearbeitet und Helligkeit und Kontrast etwas angepasst. Hundertprozentig habe ich es nicht geschafft, aber doch so, dass man erahnen kann, wie das Bild eigentlich gedacht war. Toll jedenfalls der Dunst im Tal und die Sonne mit den Schleierwolken, und den Posttower kann man auch gerade noch so erahnen am glitzernden Band des Rheins. Schönes Foto.

Nächstes Mal: Mit dem nächsten Kellerfund, der Carena SX-300, und einem ISO 400 Film ins Nachbardorf. Soviel vorweg: Macht Klasse Fotos und ist sehr viel leichter zu bedienen als die heutige Kamera! ;-)

Schwarz-weiß und analog, Teil 113: Troisdorf

Film: Fompan 100 #25, Kamera: EXA Ia, Juli 2021

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Wenn man nach der Anzahl der Bilder, die ich auf einmal verballert habe, geht, dann muss dieses Stück ostdeutscher Fotogeschichte schon sehr viel Spaß gemacht haben! ;-) Und tatsächlich: So simpel, wie die Kamera aufgebaut ist, so interessant ist es, damit Fotos zu machen. Wer sich nicht auskennt: Die EXA Ia ist die Budget-Version der größeren Exa- und Exakta-Schwestern. Das war damals, als der Name noch was bedeutet hat, als die Firma Ihagee noch Waren unter diesem Namen in guter deutscher Wertarbeit zusammengebaut hat, um dem kapitalistischen Klassenfeind zu zeigen, dass sie das auch mindestens genau so gut können. Einziges Problem: Diese Dinger sind bis in die 1980er gebaut und verkauft worden, als die ersten japanischen Kamerahersteller schon bald jahrzehnte lang TTL-Belichtungsmessung und Kameras mit Belichtungszeiten bis zu 1/4000s gebaut haben und der Autofokus so langsam in Mode kam. Währenddessen blieb diese Kamera auf dem Stand der Technik von 1960 stehen: Kein Belichtungsmesser, ein Sucher in einem Lichtschacht, und keine Spur von einem Verschlussvorhang, der schneller Zeiten ermöglicht hätte. 1/175s ist das schnellste, was geht. Also eine halbe bis zweidrittel EV schneller, als ich für Sunny Sixteen brauchen würde, immerhin.

Diese Technik aus den 1960ern hat allerdings auch Vorteile: Sie ist praktisch unkaputtbar, denn alles ist rein mechanisch und solange hier nichts eintrocknet oder verrostet, kann man praktisch immer und überall Fotos machen. Ein Belichtungsmesser wäre zwar hilfreich, aber ich habe ja eh immer eine Digitalkamera oder zumindest ein Handy dabei, mit dem man das eben mal so erledigen kann. Es gibt ja für alles eine App heutzutage. Außerdem ist das altmodische Domiplan-Objektiv erstaunlich scharf, wie ich selber feststellen konnte. Und damit kommen wir jetzt auch endlich zu den Bildern, die ich hier heute vorstellen wollte. Entstanden sind sie alle im Juli in Troisdorf, während ich mal wieder nicht mit ins Wartezimmer durfte. Blöde Pandemie!

Deshalb zeigt das erste Bild auch die Außenfassade des Troisdorfer Krankenhauses, bzw die Kapelle im Vordergrund. (f/8, 1/175s.) Wie man an den Werten ablesen kann: Es war sehr hell und die Fassade ist ja auch nicht gerade dunkel gestrichen. Auf den ersten Blick kann man hier sehen, wie gut das Objektiv Kontraste wiedergibt, was auch sehr zum Schärfe-Empfinden beiträgt. Fokussiert hatte ich auf das Kreuz der Kapelle und bei f/8 sind die Fenster in der Fassade praktisch ebenfalls scharf. Man kann jedenfalls die Klammern, die die Waschbeton-Blöcke zusammenhält, noch sehr gut erkennen. Im Vordergrund ist es etwas unschärfer: Die Blätter des Busches sind bereits ziemlich unscharf und das, was vom Parkplatz-Schild am unteren Rand ins Bild ragt, ist praktisch ganz außerhalb des Tiefenschärfebereichs. Hier habe ich also einen guten ersten Eindruck dessen, was uns im Rest des Films erwartet, denn es gibt heute tatsächlich nur ein einziges Bild, dass ich mit Offenblende machen konnte. Es war halt Sommer und sehr sonnig! ;-)


Eines der Bilder, die immerhin mit beinahe offener Blende entstanden ist, ist der Gedenkstein, an dem man auf dem Weg zur Burg Wissem vorbei kommt. (f/3,5, 1/175s.) Hier, unter den schattigen Bäumen, konnte ich so zumindest Ansatzweise das Bokeh-Verhalten bei sehr nahem Fokus austesten. Die Blenden-Kreise werden zu den Ecken hin immer länglicher, aber ein echtes Swirl wie beim Helios stellt sich noch nicht ein. Gleichzeitig sind die sechs Ecken der Blendenlamellen aber noch nicht so richtig wahrnehmbar; da ich ja gerade mal um eine halbe Stufe abgeblendet habe, sind die noch ziemlich rund. Im Vordergrund ist der Stein sehr scharf: Ich hatte das D scharf gestellt und nur die ganz nahe liegenden Buchstaben verschwimmen langsam: O und P sind so scharf, wie es geht, F und E werden langsam unscharf und R und N sind dann bereits so weit aus dem Fokus heraus, dass man sie getrost als unscharf bezeichnen kann. Erstaunlicherweise ist die Unschärfe und der Übergang ziemlich sanft. Auch zu den Ecken des Steins hin halten sich die Verzerrungen noch sehr in Grenzen, was man auf Grund der oben beschriebenen verzerrten Blenden-Kreise eigentlich nicht erwarten würde.

Als ob ich das bestätigen hätte wollen, habe ich nebenan dann noch das Wegekreuz und den daran hängenden Jesus fotografiert und dieses Mal konnte ich die Blende tatsächlich komplett offen lassen. (f/2,8, 1/125s.) Außerdem ist es das erste Bild, bei dem ich mal eine andere als die allerschnellste Zeit verwenden konnte, auch wenn es nur etwa eine halbe Blendenstufe ist. Von so weit unten hoch zu fotografieren, ist mit einem Lichtschacht-Sucher nicht ganz einfach; ich musste mich schon ziemlich verrenken, um den Bildausschnitt hin zu bekommen, den ich haben wollte. Deswegen ist der Jesus leider nicht ganz scharf geworden. Die Abbildungsleistung des Objektivs ist trotzdem relativ gut abzuschätzen und auch hier für sowas altmodisches auch gar nicht so schlecht. Obwohl ich hier direkt ins Licht fotografiert habe und dementsprechend die Mitte ziemlich überbelichtet ist, sieht man keinerlei Flares oder Ghosts, und auch der Kontrast ist durchaus noch OK. Bei einem Farbfilm würden mich an den Übergängen zwischen Kreuz und Himmel noch die Chromafehler interessieren, die man in s/w natürlich nur raten kann. Ich glaube allerdings, dass die Linsen, wenn überhaupt, nicht besonders hoch vergütet sind und sich das Objektiv so wahrscheinlich eher für s/w eignet - obwohl es im Internet sehr viele Leute gibt, die es auch auf moderne Digitalkameras adaptiert haben und da recht gute Farbbilder bei raus kommen.

In die andere Richtung, den Weg zurück zum Krankenhaus runter habe ich dann auch mal einen Schuss abgegeben und diesen E-Scooter getroffen. (f/4, 1/125s.) Die Unschärfe ist hier im Hintergrund etwas nervös, finde ich, fast schon stressig. Passt gut zum geparkten Scooter, der möglichst schnell wieder los will, aber persönlich kriege ich da ein unangenehmes Kribbeln in den Neuronen, was nur schlimmer wird, je länger ich hin gucke! ;-) Cooles Bild, besonders die kaum noch als solche erkennbare, sich entfernende Person auf dem Bürgersteig, aber ich kann es glaube ich nicht viel länger beschreiben, weil mir schwindelig wird. Wenn man schnell noch genau hin schaut, zB oben links in den Bäumen, sind auch hier die Blendenkreise noch sehr lang gezogen. Gut, f/4 ist ja auch nur eine Stufe abgeblendet.


In die andere Richtung steht das weiße Fahrrad, um die Autofahrer an all die Radfahrer zu erinnern, die ständig überall geplättet werden. (f/5,6, 1/175s.) Hier sieht der Hintergrund viel ruhiger aus. Da wir hier einen einigermaßen gleichmäßigen Vordergrund aus Gras haben, kann man auch mal die Vignettierung in den Ecken beurteilen: Hält sich, zumindest bei dieser mittleren Blende, sehr in Grenzen. Schärfe ist sehr schön, das Fahrrad kommt gegen die dunkle Wand und Hecke recht gut raus. Wenn es jetzt noch gerade wäre, wäre es ein gutes Bild. ;-)

Vor dem Eingang zum Schloss stand dieser dreirädrige Alfa Romeo Lieferwagen herum. (f/5,6, 1/125s.) Ich glaube, den habe ich schon öfter dort gesehen, ist also wohl nichts Besonderes. Aber die Reflexe auf dem frisch geputzten Lack haben mich dann doch ein Bild machen lassen. Auch hier ist die Hintergrundunschärfe etwas unruhig, aber nicht ganz so schlimm wie beim E-Scooter oben. Wiedermal etwas schief, ich muss mit dem Lichtschacht echt mal üben. Nicht, dass ich mit einem Prisma bessere Ergebnisse hin bekommen würde! ;-)


Die Stele mit Gesicht vor der Burg ist dann wieder bei weiter abgeblendeter Blende entstanden und direkt ist die Nervosität des Bokehs nicht mehr ganz so ausgeprägt. (f/8, 1/125s.) Ich habe den Eindruck, das Objektiv eignet sich tatsächlich am Besten für weiter geschlossene Blenden. Das altmodische Design mit nur drei Linsen in drei Gruppen hat schon einen sehr heftigen Retro-Effekt. Das heißt nicht, dass man nicht interessante Bilder damit machen kann; im Gegenteil. Man muss sich nur eben drauf einlassen und etwas üben, was in der schnelllebigen Zeit und vor allem auf teurem Film nicht ganz so einfach ist. ;-)

Vor der Burg stehen ja auch noch andere Kunstwerke, zum Beispiel diese alt bekannten Metalltypen. (1/125s, f/8.) In diesem Bild habe ich sie extra mal hintereinander und vor dem Fahrradständer positioniert, um genau den Bereich abzuschätzen, in dem man brauchbare Schärfe erhält. Fokussiert habe ich dabei natürlich auf den vordersten Metalltypen. Der hintere ist schon nicht mehr 100% scharf, aber auf einem normalen Abzug würde das noch kaum auffallen. Erst die hintersten Fahrradständerringe sind wirklich richtig unscharf. Vom Motiv her: Auch ganz witzig, aber ich hatte mir etwas mehr erhofft.


Die Typen aus Stein um die Ecke sind hingegen viel besser geworden, weil die Sonne sie gerade voll angeleuchtet hat, während dahinter nur schattiger Wald und dessen Unterholz liegt. (1/125s, f/8.) Klasse Bild, das mir sehr gut gefällt. Selbst im Schatten ist noch viel Struktur zu erkennen. Die Stele selber ist richtig scharf, vielleicht sogar schon überscharf. Der Schatten jedes einzelnen Grashalms kommt plastisch heraus. Gutes Bild, bei dem man erkennen kann, was diese billige kleine Kamera unter den richtigen Voraussetzungen zu leisten vermag!

Jetzt noch ein Gegenlichttest: Ein Birken-Ast, der aus dem alten Gemäuer hinter der Burg heraus wächst. (1/175s, f/16.) Hauptsächlich wollte ich mal sehen, was passiert, wenn man tatsächlich auf minimale Blende abblendet. Tatsächlich sind die Blätter nicht so scharf, wie man erwarten würde. Zuerst habe ich gedacht, ich hätte den Fokus nicht genau getroffen, aber bei der Blende sollte das keinen Unterschied mehr machen, wo ich hin fokussiere. Daraus entnehme ich, dass die Schärfe schon deutlich nachlässt, wenn man so weit abblendet. Stichwort Diffraktion und so. Ich schätze, von den Bildern her, die ich gemacht habe, dass die beste Schärfe tatsächlich bei f/8 liegt.

Von hier aus bin ich dann in die Stadt runter gegangen und dabei an der Schule vorbei gekommen, die hier steht, die mit einigen Graffiti verziert ist. (1/175s, f/8.) Schönes Bild, das uns aber leider nicht viel Neues über Kamera und Objektiv erzählen kann: Kaum Verzerrung an den Ecken, vielleicht ein kleines Bisschen Pincushion; schöner Kontrast; extrem scharf in der Mitte und noch immer sehr scharf zu den Ecken hin. Die Kamera kann was! Was man ihr eigentlich nicht zutraut.


Am Beginn der Fußgängerzone stehen dann die Scheiben, die als Wasser-Kunstinstallation ein bisschen Kultur nach Troisdorf bringen. (1/125s, f/16.) Noch ein Test bei vollständig geschlossener Blende. Hier scheint mir die Schärfe besser zu sein, was vielleicht auch daran liegen mag, dass ich nicht direkt in die Sonne fotografiert habe. Hochkant ist mit Lichtschacht auch nicht einfach, ich bin erstaunt, dass ich das so gerade hin bekommen habe. Die Schatten auf dem Boden kommen extrem schön rüber. Auch eines der besseren Bilder auf dieser Rolle!

Das magenta Motorrad konnte ich auch nicht einfach so am Rande stehen lassen und musste ein Bild mitnehmen. (1/125s, f/6,7.) Im Schatten konnte ich die Blende endlich wieder etwas öffnen. Praktisch, dass das Objektiv auch halbe Blendenstufen kann, das war hier ganz hilfreich, wollte ich doch einen möglichst weiten Bereich verwenden, damit ich am Ende auch wirklich sagen kann: Ja, ich hab alles mögliche getestet. Gut, bei dem vielen Licht sind langsame Zeiten erstmal nicht drin gewesen, aber dafür war ich mit dem zweiten Teil des Films ja im Siebengebirge im Wald, da war es schattig. Siehe nächsten Teil! ;-)

Die Kugeln im Wasser sind ja eine weiter Kunstinstallation in der Fußgängerzone. (1/125s, f/9,5.) Dieses Bild gefällt mir auch ziemlich gut, besonders die Highlights in der Kugel. Schärfe im Vordergrund ist wieder sehr schön, aber der Hintergrund ist mir etwas zu scharf. Die halbe Blende, die ich da noch an Spielraum gehabt hätte, hätte aber sicherlich keinen großen Unterschied gemacht. So ist es, was es ist: Durch und durch scharf, was mir insgesamt tatsächlich sehr gut gefällt, im Gegensatz zu dem, was ich am Anfang gesagt habe. Man muss ja nicht immer das Mega-Bokeh haben! ;-)


Als ich den Hund fotografiert habe, kamen ein paar kleine Mädchen und sammelten den ein und guckten mich schon so seltsam an, was ich da wohl machen würde; siehe sandalenbewehrten Fuß am rechten Rans. ;-) (1/125s, f/8.) Niedlicher kleiner Köter, der durch die plötzliche Kopfbewegung leider etwas unscharf geworden ist. Trotzdem ganz witziges Bild.

Ansonsten müssen die Mädchen gedacht haben, der alte Perversling mit der Kamera würde sie verfolgen, aber ganz ehrlich, was weiß ich, dass die in dem Haus mit der hübschen Bank wohnen?! ;-) (1/60s, f/11.) Weil ich dann doch mal wissen wollte, ob die langsameren Zeiten auch gehen, habe ich hier mal mit 1/60s experimentiert. Scheint zu funktionieren. Außerdem hat mir das die Gelegenheit gegeben, die ganze Bank in all ihrer Verziertheit scharf zu bekommen und außerdem auch alles andere, was im Bildausschnitt zu sehen ist. Frage mich allerdings, was die mit der Kette da machen? Den mega-gefährlichen Hund anketten? Oder den Opa?! :-D ;-)


Danach ncoh ein kleiner Abstecher zurück in die Innenstadt, wo ich die anderen nassen Glasscheiben fotografiert habe. (1/175s, f/8.) Auch hier ist praktisch wieder alles im Fokus. Eigentlich ganz passend für so eine Straßen-Stadt-Szene. Allerdings fühle ich mich bei so viel Schärfe ja immer etwas abgelenkt. Aber so ist das bei dieser Kombination von Objektiv und Kamera halt: Schneller geht halt nicht, wenn es so hell ist! ;-) Aber ohne die Helligkeit wären die Bilder wahrscheinlich auch nicht so kräftig kontrastreich!

Eigentlich war ich ja noch auf dem Weg zur Kirche um die Ecke, aber ein Blick auf die Uhr sagte mir dann: Es ist Zeit zum Krankenhaus zurück zu gehen und dort die Mutter einzusammeln. Auf dem Weg noch eben ein Foto von der Kunst im Vorgarten neben dem Haupteingang gemacht. (1/125s, f/11.) Bin mir nicht sicher, aber ich glaube das ist tatsächlich das beste Bild von diesem Tag. Viel mehr muss ich glaube ich nicht sagen. Gefällt mir richtig, richtig gut.

Vorläufiges Fazit: Wenn man Sunny 16 kann, oder zumindest eine passende Handyapp, die einem die passenden Belichtungszeiten anzeigen kann, kann man sehr viel Spaß mit dieser kleinen Kamera haben, die einen zum kreativen Denken herausfordert. Bei den Belichtungszeiten ist man zwar sehr eingeschränkt, aber dafür gibt es ein sehr interessantes Objektiv.

Nächstes Mal, wie bereits angedeutet: Das Siebengebirge! Leider gab es da ein paar Filmtransport-Probleme, denn der Foma ist in seiner Patrone offenbar etwas stramm gewickelt gewesen und die Nüppel an der Transportwelle sind schon etwas abgenudelt. Egal, Bilder gab es trotzdem welche.

Exa Ia mit Domiplan 2.8/50

"Na, was haben wir denn da? Eine Kiste mit alten Kameras, von der ich gar nichts wusste!" So oder so ähnlich stand ich gestern im Lager-Keller, als ich mal ein wenig aufgeräumt habe, damit die freundlichen Menschen mit dem neuen Kühlschrank zumindest eine kleine Chance haben, da mit dem Riesengerät auch durch zu kommen.

Darin - also in der Kiste, nicht im Kühlschrank - fand ich das ein oder andere Schätzchen, das ich hier in den nächsten Artikeln ausstellen möchte. Es regnet ja eh, da kann man ja nicht viel sinnvolles machen. Anfangen möchte ich heute bei dieser recht gut erhaltenen Exa Ia. Nachdem ich die Schwiegermutter etwas ausgequetscht habe, habe ich herausgefunden, dass die wohl in einem Prag-Urlaub Ende der 1970er angeschafft worden sein muss, als die eigentlich mitgebrachte Kamera wohl defekt war. Sozusagen eine Überbrückungskamera. ;-) Ich wusste gar nicht, dass die erste Exa so lange gebaut wurde, aber offenbar war das wie mit dem berühmten Trabi: Wenn es funktioniert, dann ändern wir es auch nicht. Denn wie man sieht, das Design und vor allem der Funktionsumfang dieser Kamera ist doch sehr '60er. Tatsächlich sagt das Internet auch: Ja, in der DDR wurde dieses Teil von der Mitte der 1960er bis 1977 gebaut. Es handelt sich also wahrscheinlich um ein eher spätes Modell.


Auf Grund der unsachgemäßen Lagerung in einer Kiste im Keller - immerhin ist da unten eine ziemlich gleichbleibende Temperatur und keine Feuchtigkeit - hatte sich der Sucher-Schirm aus der Fassung gelöst und den Schwingspiegel verklemmt. Da man den Sucher abnehmen kann, wenn auch mit einem kleinen Bisschen wohl dosierter Gewalt, um die Haftreibung der letzten 40 oder mehr Jahre zu überwinden, konnte ich das relativ leicht reparieren: Die Linse/Mattscheibe/Prisma war einfach nur aus ihrer Halterung gesprungen, in der sie auf jeder Seite zwei metallenen Blattfederchen fixiert ist. (Die gewölbte Seite gehört übrigens wohl nach oben, was mich erstmal etwas verwirrt hatte, denn das Teil lag umgekehrt im Lichtschacht.) Dort, wo das Glas die letzten Jahre gegen den Spiegel gestoßen hat, sind jetzt ein paar Kratzerchen im Glas, aber ansonsten scheint alles OK zu sein: Die Kamera lässt sich spannen und bei den wahnsinnigen vier Belichtungszeiten (plus B) auch auskösen.


Ich werde also demnächst mal einen der guten tschechischen Fomas einlegen und schauen, was für Fotos dabei raus kommen. Das Objektiv - ein Domoplan 2.8/50, drei Linsen, drei Gruppen - scheint jedenfalls durchaus brauchbar zu sein. Blenden- und Fokus-Ring lassen sich problemlos, wenn auch dem Alter entsprechend etwas schwergängig, bedienen. Der Blendenring ist in halben Blendenstufen geklickt, was bei der zur Auswahl stehenden der Belichtungszeiten schon etwas seltsam anmutet. Die Blende mag aber nach dem Abblenden nicht wieder in die weit offene Position zurück springen, da ist wahrscheinlich die Ölung ausgetrocknet. Immerhin ist nichts auf den Lamellen zu sehen, also keine Ölspuren oder Verharzung.


Da diese Kamera keinen Verschluss im eigentlichen Sinne hat, also keinen Vorhang, weder aus Metall noch aus Stoff, sondern irgendwie ganz seltsam mit mechanischen Teilen und dem Spiegel funktioniert, die den Lichtschacht abdecken, bin ich auf jeden Fall mal gespannt, was raus kommt.


Von Innen sieht das gute Stück dann auch noch mal sehr interessant aus, denn im Gegensatz zu allen anderen Kameras, die ich in meinem Besitz habe - auch der alten russischen Zenit -, hat die Exa offenbar eine eigene Spule, die man aus dem Gehäuse entnehmen kann, um den belichteten Film aufzunehmen. Wusste ich zB noch nicht, dass es sowas in den 1970ern noch gab. Wenn man Film-Patronen verwendet, ist das auch glaube ich eher unsinnig, vor allem weil die Kamera einen ganz normalen Rückspul-Mechanismus hat. Wenn man allerdings eine zweite Spule hätte und in einer Dunkelkammer Meterware aufspulen würde, könnte ich mir vorstellen, dass das ganz praktisch sein kann: Einfach auf die eine drauf, belichten und wenn man fertig ist, die andere Spule entnehmen und entwickeln. Würde vielleicht sogar ein Wechselsack für reichen.