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Fujifilm FinePix 1400 Zoom

Heute reisen wir mal in der Zeit zurück, liebe Kinder. Zurück in eine Vergangenheit, so um die Jahrtausendwende, als noch nicht jeder pickelig-pubertierende Teen die äquivalente Rechenleistung einer Workstation in der Hose hatte, nur um damit den ganzen lieben langen Tag lang TikTok-Videos zu glotzen. Eine Zeit, in der es eben noch keine Smartphones gab, die digitale Fotografie aber gerade dabei war, ihren Baby-Schuhen zu entwachsen. Stellt euch einfach vor, ihr hättet gerade endliche einen dieser hochmodernen Pentium III Computer mit Vodoo-3-Karte zu Weihnachten bekommen und ihr würdet gerade nebenbei Tomb Raider IV spielen. Ungefähr diese Zeit meine ich.

Damals gab es noch dieses seltsame Marktsegment des Knipsomaten, der Kompaktkamera, der Hau-drauf-mach-ein-Foto-Apparate. (Unter einer Bridge-Kamera tut es heute ja keiner mehr, denn die in allen Handys eingebauten Sensoren mit Mini-Linse sind mehr als ausreichend für den Schnappschuss auf der Party. ) Genau in diese Marktlücke stieß Fujifilm mit dieser kleinen Kompakten, die ich heute hier in Bild und Wort vorstellen möchte: Eine FinePix1400Zoom. (Aus Gründen, die nur das Marketing weiß, stehen diese Worte und Ziffern alle an einem Stück ohne Leerzeichen auf der Klappe. Es war das Ende der 1990er, seid froh, dass das Ding nicht kaugummi-lila daher kommt!)


Ich habe das Setting da oben so detailliert beschreiben, um diese Kamera in ihren zeitlichen Kontext einsortieren zu können. Wenn ich gleich da unten ein paar der Testbilder vorstelle, werden sich die jüngeren Leser wahrscheinlich vor Lachen krümmend auf dem Boden wälzen. Denn wie gesagt, jedes 08/15-Handy vom Discounter kann heute schärfere und hochauflösendere Bilder liefern. Es sind halt fast 25 Jahre technischer Entwicklung dazwischen und auch der Anspruch der Kundschaft hat sich geändert: Wir waren damals einfach nur froh, dass wir unsere Filme nicht mehr zum Entwickeln bringen mussten. Ich gehe davon aus, dass die meisten Leute damals von einem solchen Knipsomaten begeistert gewesen wären, hatten sie in der analogen Zeit doch eh meist nichts qualitativ Hochwertigeres verwendet. Da macht ein bisschen Sensorrauschen in Briefmarken-Bildern von maximal 1280x960 Pixeln auch nicht viel aus. Die meisten Monitore waren damals auch noch analoge Elektronenröhren, die nur selten höhere Auflösungen schafften und das Bild gnädigerweise gleich auch noch - bedingt durch die Breite des Elektronenstrahls - ein bisschen geglättet haben.

Wenn man das jedoch mit heutiger Technik und heutigen Ansprüchen vergleicht, fühlt man sich unweigerlich in die Steinzeit zurückversetzt. Das fängt schon damit an, dass man dieses Gerät mit SmartMedia-Karten bestücken muss. Diese Teile werden seit - ich würde mal schätzen - mindestens 20 Jahren nicht mehr hergestellt. Eine solche aufzutreiben, kostet also bei eBay mehr als die Kamera! (Ich habe dieses Exemplar auf dem letzten Tomb Raider Meeting von M geschenkt bekommen - schöne Grüße mit Dank an dieser Stelle! Das war wohl ihre erste digitale Knipse. Für die 64 MB große Karte (ja, Megabyte! Nix Giga!) hingegen habe ich bei ehBlöd 17,50 € hingelegt, wofür ich alle drei meiner Preisvorschläge gebraucht habe.)


Nachdem ich also eine Karte hatte und die korrodierten Kontakte im Batteriefach gereinigt hatte - Essigessenz to the rescue! -, konnte ich das Gerät tatsächlich erfolgreich in Betrieb nehmen. Und das ist dann auch schon wieder ein Geduldsspiel. Früher waren die Menschen offensichtlich noch nicht so hektisch und auf Instant Gratification aus, denn bis das Objektiv in die Aufnahmeposition ausgefahren ist, das dauert schon einen kleinen Augenblick. Es ist jetzt nicht so schlimm wie bei manch anderem (analogen) Knipser aus den späten 1990ern und frühen 2000ern, aber es braucht schon ein paar Sekunden, in denen man nur hoffen kann, dass die Schnecke noch nicht weiter gekrochen ist! Schnelle Schnappschüsse sind so jedenfalls kaum machbar. (Behindert wird bei diesem Exemplar das ganze Procedere dann auch noch dadurch, dass es die ganze Zeit der Meinung ist, dass die Batterien schwach sind und Heiamachen geht, was das Einfahren des Objektivs beinhaltet. Die Kontakte sind also entweder nicht so richtig sauber geworden oder die Kapazität der Kondensatoren in der Kamera geht langsam in die falsche Richtung.)

Egal. Hat man das Teil dann endlich in einen funktionstüchtigen Zustand versetzt, kann man Fotos machen. Oder sich im spartanischen Menü umschauen. Die wichtigste Funktion ist, die Bildqualität erst mal auf Maximum zu stellen - schließlich habe ich die größte Karte gekauft, die die Kamera laut Betriebsanleitung unterstützt. (Es gibt Berichte im Internet, dass man sie erfolgreich mit 128MB benutzen kann, aber die Phantasiepreise wollte ich dann echt nicht bezahlen, um das zu testen!) Das ist jedenfalls "FINE" bei besagten 1280x960. Default ist "NORMAL", was wohl scheinbar die JPG-Dateigröße halbiert; es gibt auch noch "BASIC", dann bekommt man Dateien mit einem Viertel der Größe. Zu Zeiten, als 64 MB das größte war, was man überhaupt in dem Format bekommen konnte, war "NORMAL" also wohl sinnvoll. Daneben kann man auch noch die Auflösung vierteln: 640x480 ist die einzige andere Auflösung. In der Größe und bei stärkster Kompression kriege ich laut Anleitung so beinahe 1000 Bilder auf meine 64MB-Karte - also ca. 64k pro Bild, die man sogar damals über Dial-Up sorgenfrei per eMail hätte verschicken können. Bei maximaler Qualität sind es nur ein Zehntel so viele, also knapp um über 100, laut Anleitung, was 640k entspricht. Das kann ich ungefähr bestätigen, das größte Bild, dass ich unten eingebunden habe - der Creepy Clown im Wide Shot - hat 689656 Byte, das kleinste - die Regentropfen an der Leiter - 558377 Byte, wobei gut ⅔ der Fotos unter 600000 Byte bleiben. Im Durchschnitt stimmt das also wahrscheinlich.


Die Qualität des rückwärtigen Bildschirms ist ungefähr das, was man von einem DSTN Panel von um die Jahrtausendwende zu erwarten hat: Es funktioniert, ist leidlich hell, hat die Größe einer mittleren Briefmarke und die Auflösung eines VGA-Displays (1,6 Inch, 55000 Pixel D-TFD, also ungefähr 314x176 bei 4:3, und das in active Matrix. Was schon viel ist für die damalige Zeit.) Mehr als als Sucher kann man das Ding kaum gebrauchen, was aber gerade bei Macro-Aufnahmen zu empfehlen ist, da die Parallaxe zwischen Sucher und Objektiv schon heftig wird und dieser auch keine Markierungen für "Nah" und "Fern" hat. Das geht natürlich mächtig auf die Batterien. Schließlich leuchtet da im Hintergrund wahrscheinlich eine gute alte Kaltkathode.

Die Empfindlichkeit des Sensors wird in der Anleitung mit ISO 125 angegeben, was bedeutet, dass die Kamera praktisch immer den Blitz anschalten möchte, sobald auch nur eine halbe Wolke vor der Sonne ist. Es scheint zwar so, dass das Objektiv mit f/3,6 eine einigermaßen brauchbare Lichtstärke aufweist, und das sogar durchgängig über den gesamten Zoom-Bereich von 6-18mm, was bei der kompakten Bauweise - für damalige Verhältnisse - schon gar nicht so schlecht ist. (Entspricht ca. 38-114mm Kleinbild; daraus ergibt sich ein Cropfaktor von 6,333..., der Sensor ist also wirklich winzig im Vergleich zu einer Vollformat- oder APS-C-Kamera. 1/2,5 Zoll? 1/1,8? Mehr Empfindlichkeit als ISO 125 würde ich also auch tatsächlich nicht erwarten, die Pixel sind selbst bei der Auflösung so klein, dass da kaum Licht drauf ankommt.) Es ist übrigens ziemlich egal, wie viel Licht ich angepeilt habe: Die Blende war entweder immer f/3,6 oder f/9,2 laut Exif-Daten. Das Manual sagt f/3,5-8,7. Da ist also wahrscheinlich ein Umrechnungsfehler drin. Ich nehme also an, die Kamera kann überhaupt nur zwei Blenden. Ich müsste an einem richtig hellen Tag raus gehen und testen, ob die angegebenen Verschlusszeiten von maximal 1/750s stimmen. Damit könnte man schon arbeiten.

Ansonsten hatte ich leichte Probleme mit dem Scharfstellen: Auf dem winzigen Display ist kaum zu erkennen, ob das Bild tatsächlich scharf ist. Gerade im Makro-Modus hat die Kamera gerne mal das falsche Objekt angepeilt. Immerhin gibt es einen Messwertspeicher, man kann also den Auslöser halb durch drücken und dann erst das Motiv wählen. Der Speicher speichert auch die Belichtung mit, was ganz hilfreich ist. Schließlich hat der alte Sensor es auch nicht so mit zu viel und/oder zu wenig Licht, kontrastreiche Szenen werden daher etwas sehr knallig für meinen Geschmack. Aber insgesamt ist die Farbwiedergabe erstaunlich gut, der automatische Weißabgleich macht also einen brauchbaren Job, wie man an den Blumen unten sehen kann. Die Beispielbilder habe ich übrigens nicht bearbeitet, die kommen so aus der Kamera:


Also, farblich kann man sich wirklich nicht beschweren. Die Bilder sind knackig, vielleicht ein bisschen übersättigt, aber nicht unnatürlich. Die Farbtöne, gerade im Rot, sind erstaunlich realistisch für so einen alten Sensor. Was man aber direkt sieht, ist die fehlende Auflösung. Man ist heutzutage sehr viel detailreichere Bilder von jedem x-beliebigen Handy gewohnt. Hier sieht man recht schnell jedes Pixel, vor allem auf einem einigermaßen modernen TFT.

Der Macro-Mode, so er denn mal anständig funktioniert, hilft schon, wenn man nah an sein Subjekt heran gehen muss. (Erstes Bild.) Allerdings steht dann nur der Weitwinkel zur Verfügung, sodass nicht wirklich viel mit Bokeh ist. Dann doch lieber einen Meter zurück rücken und mit dem Tele arbeiten. Dann bekommt der Creepy Clown auch ein bisschen unscharf in den Hintergrund. (Letztes Bild.) Der normale Weitwinkel (Mitte) ist ausreichend für eine kleinere Gruppe, aber eben auch nicht super-weit, wie man es von heutigen Handy-Linsen gewohnt ist, die ungefähr ein Kleinbildäquivalent von 28mm (oder auch noch kleiner) abbilden. Die Selfies sind schuld! ;-)


Die Belichtung ist OK, auch bei Objekten, die eher dunkel vor einer hellen Wand daher kommen, wie meine EOS. Also (damals) durchaus brauchbar, um diese Kamera mit in den Urlaub zu nehmen und damit ein paar Schnapper zu machen. Wie gesagt, die Leute waren analoge Knipsen gewohnt, deren Bilder meist eher kritikwürdig waren als das hier, vor allem, wenn man wieder den billigsten Farbfilm gekauft hatte. Ob es bei 1280x960 Pixeln allerdings für 15x10cm Abzüge gereicht hat, möchte ich bezweifeln!

Zum Test des Zoom-Bereichs habe ich dann noch mal meinen Üblichen Kuhweid-Vergleich gemacht: Bei maximalem Zoom lassen die Details dann doch recht schnell nach, die Kompression wird unruhig und die Kontrastkurve macht seltsame Dinge. Überhaupt, dafür dass das "FINE" sein soll und die Dateigröße doch noch recht groß ist, ist die Kompression erschreckend unsauber, mit hellen und dunklen Artefakt-Pixeln an allen möglichen Stellen. Liegt das daran, dass die Hardware damals noch ein bisschen überfordert war? Oder ist der JPG-Encoder eher schlecht geschrieben? Oder rauscht es zu sehr im Sensor, was den Algorithmus verwirrt? Fragen über Fragen!


Am Ende noch den Kater bearbeitet, der saß gerade in der spärlichen Sonne. Im Weitwinkel/Makro-Modus sieht das mit der Kompesseion erstaunlicherweise viel besser aus. Nicht super-gut, aber doch durchaus auf brauchbarem Niveau. Ich nehme also an, dass die Probleme im Tele-Bereich aus dem eher trüben Bild gepaart mit dem Rauschen resultieren. Inwieweit der Prozessor zu schwach ist, kann ich nicht wirklich beurteilen, es sei aber gesagt, dass nach jedem Schuss die Kamera zwei, drei Sekunden rechnet und speichert und in der Zeit nicht für andere Dinge wie Fotografieren zur Verfügung steht.

Fazit: Im Jahre 2000 war das Ding wahrscheinlich ein echter Hit. Im Jahr 2024... eher nicht. Ja, sie kann echt hübsche Fotos machen, aber die geringe Auflösung ist dann doch selbst mir ein bisschen zu wenig. Zwei bis drei Megapixel dürfen es durchaus schon sein! Von der Verarbeitungsqualität her sowie der Abbildungsleistung des Objektives kann man sich allerdings kaum beschweren. Immerhin funktioniert das Teil noch immer und die Bilder sind so scharf, wie sie es eben sein können bei der Auflösung, und zeigt auch keine brutalen Aberrationen oder ausblutende Farben. Fuji konnte halt Optik!

Was hätte ich damals mit so einer Kamera angestellt? Schwer zu sagen, das ist nicht unbedingt mein Marktsegment. Ich habe damals schließlich noch auf die Nikon D100 gewartet, die mehr so meinen Vorstellungen von Kamera entspricht. Aber verächtlich auf so eine Knipse herab schauen muss man deswegen auch nicht. Sie tut ganz genau das, was es auf der Verpackung sagt: Bilder machen mit der einfachen Bedienbarkeit einer Kompaktkamera der späten 1990er. Insofern: Note gut. Aber von einer Kamera, die neu (also im April 2000) schon im oberen Preissegment (das Internet sagt was von 1000 DM) angesiedelt war, erwarte ich auch nichts anderes! (Trotzdem, wenn man sich vorstellt, wie viel Handy man heutzutage für 500€ bekommt... Der Early Adopter ist halt immer der Arsch! ;-))