Skip to content

Schwarz-weiß und analog, Teil 102: Des Kunden Canon EOS 10s, Teil 2

Film: Fomapan 400 #2, Kamera: Canon EOS 10s, Mai 2021

Navigation: 101, 102

Heute der zweite Teil meines Tests der Canon EOS 10s. Alle Bilder wurden mit dem Canon Zoom Lens EF 75-300mm 1:4-5.6 III USM gemacht, dem anderen der beiden Zoom-Objektive. Um ungefähr ähnliche Verhältnisse zu haben, bin ich zu dieser kleinen Expedition am Folgetag zur gleichen Uhrzeit aufgebrochen. Das Wetter war ähnlich, vielleicht etwas sonniger, aber doch vergleichbar. Die angegebenen Werte sind wie immer das, was die Kamera mir kurz vor dem Auslösen angezeigt hat und ich mir aufgeschrieben habe; gerade die Blende ist bei Zooms mit variablen Blendenzahlen aber wie immer mit Vorsicht zu genießen.)

Das erste Bild ist mal wieder einer der diversen Jesuse, die hier überall herum hängen; diesen speziellen findet man an der Straße, die vom Autobahnende nach Warth herunter führt. (ca 90mm, Av, 1/1000s, f/4.) Das Kreuz und die Blätter drumherum sind sehr schön scharf, trotz der Offenblende, und auch an den Rändern und Ecken sieht alles OK aus. Die Unschärfe im Hintergrund ist auf diese Entfernung - nahe an der Minimaldistanz - auch durchaus brauchbar. Insgesamt ein sehr stimmungsvolles Bild, das mir recht gut gefällt. Die Qualität dieses Objektivs ist also schon beim ersten Test durchaus bemerkenswert.

Als zweites haben wir hier das Autobahn-Wegweiser-Schild von der Rückseite, gesehen von der Bus-Brücke hinter der Gesamtschule aus. (300mm, Av, 1/2000s, f/8.) Wie man an den Daten sehen kann, hat hier voll die Sonne drauf geballert und das Pentagram, was eigentlich meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, ist fast gar nicht zu erkennen. Gelb ist ja immer eine schwierige Farbe in s/w. Die vielen gerade Linien hinterlassen bei mir allerdings einen leichten Pincushion-Effekt: Zu den Rändern biegen sich die LInien nach außen durch. Zuerst habe ich das ja auf meinen Knick in der Optik und die entsprechenden Brillengläser zurück geführt, aber ich habs dann mal mit dem Zentimetermaß im Vollbildmodus nachgemessen und das ist doch schon eine deutliche Biegung. In "normalen" Szenen wird der Effekt weniger auffallen, aber hier kommt er tatsächlich seht sichtbar rüber. Von der Schärfe her ist alles OK, auch an den Rändern. Natürlich hilft es, dass ich auf f/8 abgeblendet habe.


Hinterm Industriegebiet habe ich dann noch die riesige Yucca ins Visier genommen, die direkt vor der weißen Wand stand, die ebenfalls kräftig hell angestrahlt war. (ca 80mm, P, 1/750s, f/11) Hier wollte ich hauptsächlich testen, was die Automatik mit einer solch ungleich verteilten Helligkeit macht: Strahlend weiß im Hintergrund, während das eigentliche Motiv eher dunkel ist und an den Blattunterseiten sogar tiefen Schatten aufweist. Muss sagen, die Belichtung, die das Teil hier gewählt hat, ist durchaus OK. Durch f/11 hat man die Betonplatten im Hintergrund noch so scharf, dass man einzelne Details erkennen kann, gleichzeitig scheint aber noch keine nennenswerte Beugung einzusetzen, die das Vordergrundmotiv weicher erscheinen ließe - zumindest nicht soweit, dass ich das bei dem eh etwas weicheren ISO 400 Film wahrnehmen könnte. Da müsste man den gleichen Test mal mit einer hochauflösenden Digitalen machen. So ist das Bild erstaunlich gut geworden, dafür dass die Yucca selber ja nicht so spannend ist und im Hintergrund ja auch nicht viel passiert.

Von der Industrie bin ich dann ins Siegtal herunter gefahren, wo ich als erstes mal wieder Vögel zu sehen bekommen habe, zum Beispiel diese Raben - perfekt für ein langbrennweitiges Zoom. (300mm, P, 1/750s, f/8.) Auch hier habe ich auf den Programm-Modus vertraut, der die Szene auch relativ brauchbar belichtet hat. Der fliegende Rabe glitzert toll in der Sonne, der sitzende hingegen ist praktisch nur als Silhouette zu erkennen.Persönlich hätte ich vielleicht versucht, den Hintergrund etwas unschärfer zu bekommen - wobei ich den Eindruck habe, dass der Schärfebereich dieses Objektives insgesamt etwas größer ist als bei dem anderen. Bildtechnisch stört mich das große weiße Haus im Hintergrund, aber das wäre schwer gewesen, das vorher abzureißen! ;-)

Die beiden Störche in den Siegauen sind leider etwas kontrastarm geraten. (300mm, P, 1/750s, f/6,7.) Da hat die Belichtungsautomatik zu viel Wert auf einen Ausgleich zwischen Wiese und Wald gelegt und die Vögel praktisch völlig übersehen. Ein bis zwei Blenden weniger wären hier wohl angebracht gewesen. Aber es musste schnell gehen, die beiden waren dabei, hinter dem Hügel zu verschwinden. Leider kein gutes Bild.

Die Gänse hingegen saßen viel näher, sind ansich schon viel kontrastreicher, und ich hatte mehr Zeit und Geduld, die genauer einzumessen. (300mm, Av, 1/1500s, f/5,6.) Habe hier die maximal mögliche Blendenöffnung gewählt und trotzdem hält sich die Unschärfe im Hintergrund doch sehr in Grenzen - selbst bei dieser mittleren Entfernung ist also nicht viel mit Bokeh, trotz der langen Brennweite. Nichtsdestotrotz aber trotzdem ein ganz brauchbares Foto.

Wo wir gerade von Bokeh sprechen: Ich habe dann mal die Gänseblümchen am Wegesrand mit genommen - bei Minimaldistanz und mittlerem Zoom. (ca 180mm, Av, 1/500s, f/5,6.) Auf die Entfernung habe ich um ca. eine halbe Blende abgeblendet, damit die Blümchen scharf sind, was aber möglicherweise gar nicht nötig gewesen wäre: Außer dem vordersten und dem ganz hinten, das sich so im Gras versteckt, sind sie alle scharf. Der Schärfebereich dieses Objektives ist also wirklich etwas größer als beim 70-210. Die Belichtung ist auch einigermaßen OK, die Blüten kommen gut gegen den dunklen Hintergrund raus. Insgesamt also ein gelungenes Experiment.

Von dieser Stelle hat man zudem bereits einen guten Blick auf die Burgtürme von Stadt Blankenberg, die ich als nächstes aufs Korn genommen habe. (300mm, Av, 1/4000s, f/4,5 - irgendeine dieser Angaben stimmt nicht: Bei 300mm sollten das f/5,6 mindestens sein. Habe ich mich auf dem Handy mal wieder vertippt, left-shift um eine Taste? Wäre nicht das erste Mal.) Insgesamt ist dieses Bild etwas überbelichtet, die Wolken gerade noch zu erkennen, der Wald ist etwas hell - hat die Automatik hier die Bäume am unteren Rand als Referenz genommen? Die Schärfe ist gut, die einzelnen Blätter am Baum in der Bildmitte sind (im Original-Scan) gerade noch erahnbar und vermischen sich mit dem Filmkorn.


Die Rundviecher, die unter der Tränke etwas Schatten suchen, waren dann meine nächsten Opfer. (ca 135mm, Tv, 1/500s, f/6,7.) Habe hier noch mal die Zeitautomatik gewählt, einfach um zu testen, was die so macht. Auf diese Entfernung und bei dieser Brennweite ist das ganze Bild praktisch überall scharf. Ist vielleicht nicht unbedingt das, was ich will, aber gut geeignet, um in dieser gerne für Portraits genutzten Brennweite nach Fehlern an den Rändern zu suchen. Da sind allerdings kaum welche: Ränder und Ecken sind praktisch genau so scharf wie der Rest vom Bild und es gibt auch keine Verzerrungen, die ich auf dem Film erkennen könnte.

Das halb rasierte Pferd mit der Bachstelze auf dem Zaunpfahl habe ich bei ähnlichen Bedingungen - Licht, Entfernung, Brennweite - gemacht, aber es kommt direkt ganz anders rüber und gefällt mir deutlich besser. (ca 150mm, Av, 1/1000s, f/5,6.) Richtig gutes Bild, vielleicht das Beste auf der Filmrolle, zumindest was Viehzeugs angeht. Blende weiter offen erzeugt zumindest hier im offeneren Gelände auch gleich zumindest einen Ansatz von Bokeh. Den Moment habe ich auch ziemlich perfekt abgepasst, sowohl Pferd als auch Vogel schauen gerade zu mir rüber. Tolles Bild, das man sich auch als Poster an die Wand hängen könnte, wenn man auf Pferde steht!

Und dann begegneten mir diese beiden Schwäne an der Sieg. (300mm, Av, 1/750s, f/5,6.) Obwohl das Bild theoretisch korrekt belichtet ist, hat es praktisch doch die Vögel total überbelichtet. Außerdem gucken die Mistviecher natürlich genau in dem Moment weg oder stecken den Kopf unter Wasser, wenn ich abdrücke! Also eigentlich wie immer! ;-) Schwamm drüber, ich will ja auch eigentlich was über das Objektiv erfahren. Was ich hier aus diesem Bild - wie auch aus denen davor, die ich bei 300mm gemacht habe - lese: Ja, das Objektiv kann Bilder bei der maximalen Brennweite machen; es lohnt sich in vielen Fällen aber nicht wirklich. Ich habe den Eindruck, ab ca 200 bis 250mm verliert es ein bisschen an Charakter, die Bilder sehen meist einfach langweilig aus. Schärfe ist weiterhin gut, Kontrast ist auch OK, auch der Pincushion-Effekt, den ich ganz am Anfang vorgeführt habe, fällt in "normalen" Bildern nicht auf, aber irgendwas fehlt. Ist es die Unschärfe, die ich in meinen Bilder immer versuche, in den Hintergrund zu bekommen? Ich kann es nicht wirklich an irgendwas fest machen, aber Bilder bei kürzeren Brennweiten gefallen mir sehr viel Besser.

Oder liegt es einzig an der automatischen Belichtung, die nicht genau weiß, was sie tun soll? Das Schloss Allner ist nämlich ziemlich gut gelungen! (300mm, P-verschoben, 1/1000s, f/9,5.) Das Bild hat auch etwas, was ich bei den anderen mit dieser Brennweite bisher vermisst hatte, etwas, was ich nicht wirklich in Worte fassen kann. Vielleicht liegt es ja auch einfach am Fotografen, der mit diesen Brennweiten nicht umgehen kann... Ich bin ja immer bereit, was Neues zu lernen und zuzugeben, dass ich nicht perfekt bin, aber ich weiß echt nicht, woran es liegt. ;-)

Trotzdem: Kürzere Brennweiten gefallen mir im Allgemeinen besser; so auch bei diesem Motorrad, dass ich auf dem Weg zurück noch kurz erwischt habe. (ca 85mm, Av, 1/3000s, f/4.) Trotz Offenblende ist hier wieder nicht viel mit Unschärfe; OK, das Haus ist auch sehr nah und ein Zoom ist auch nicht mit einer Festbrennweite mit vierfacher Maximalöffnung zu vergleichen. Von daher sage ich mal: Ganz passabel. Hätte etwas weiter nach links zielen müssen.



Wir hatten diese Jahr viele Schnecken, vor allem auch immer wieder diese Prachtexemplare! (300mm, Av, 1/750s, f/11.) Bei Nahaufnahmen am unteren Ende der Fokusskala bekommt man dann auch endlich mal etwas Unschärfe ins Bild. die 300mm funktionieren hier auch ganz gut, besser als auf so manchem anderen Foto, das ich damit gemacht habe. Die Belichtung ist mir persönlich etwas zu hell geraten, könnte gerne noch eine Blende dunkler sein, um die Highlights auf dem Schneckenhaus und -Fuß deutlicher abzusetzen, aber davon weiß die Automatik wahrscheinlich nichts. Insgesamt ein gutes Bild, für das es sich gelohnt hat, sich mal wieder auf den Boden zu werfen! ;-)

Um noch ein Bild zu verschwenden, habe ich dann noch dieses Stillleben mit Feuerlöscher und Farbeimer gemacht. (75mm, P, 1/125s, f/5,6.) Ist ganz interessant geworden und man bekommt einen Eindruck von der Abbildungsleistung am unteren Ende des Zoom-Bereichs. Die Ecken sind kaum abgeschattet, obwohl ich den nur um eine Blendenstufe abgeblendeten Vorschlag der Programmautomatik einfach so akzeptiert habe. Auch sind keine Verzerrungen oder sonstige Unschärfen in den Ecken vorhanden. Das Objektiv macht also auch hier einen brauchbaren Eindruck.

Da ich den Film während der kleinen Fahrradtour nicht ganz voll bekommen hatte, folgen jetzt noch vier Bilder, die ich am nächsten Tag beim Spaziergang verschossen habe. Zuerst haben wir da die Sohle eines verloren gegangenen Schuhs, mitten im Matsch auf dem Feldweg ins Nichts. (75mm, Av, 1/1000s, f/5,6.) Nicht ganz einfach, direkt nach unten zu fotografieren, wenn die Minimaldistanz 1,50m beträgt! ;-) Aber sieht alles eigentlich ganz brauchbar aus: Wieder keine Abschattungen an den Ecken, die Ränder sind genau so scharf wie die Mitte, nur ganz leichte Verzerrungen in der linken oberen Ecke.

Dann noch ein etwas künstlerisches Bild: Das Korn auf dem Feld. (ca 150mm, Av, 1/2000s, f/4,5.) Dieses Foto habe ich hauptsächlich als Bokeh-Test gemacht. Auf diese relativ nahe Distanz und bei offener Blende erhält man tatsächlich recht viel davon. Trotzdem bleibt das eigentlich anvisierte Ziel gut scharf - in diesem Fall die Mohnblume ziemlich mittig. Das Gewusel aus einzelnen Halmen und Grannen wirkt auch nicht zu unruhig. Wie gesagt: Bei kurzen und mittleren Brennweiten gefällt mir dieses Objektiv eigentlich ganz gut.



Die Kuh habe ich dann als Portrait-Test gemacht, da mir ein menschliches Opfer mal wieder gefehlt hat. (ca 120mm, Av, 1/1000s, f/5,6.) Auch hier komme ich zu dem Ergebnis: Mittlere Brennweiten, weite Blende, alles gut. Das Objektiv scheint auf diesen Bereich optimiert zu sein, in dem man normalerweise Personen fotografiert.

Und zu guter Letzt: Der schlafende Kater! (ca 200mm, P mit Blitz, 1/60s, f/4,5.) Ganz am Ende fiel mir ein: Du musst auch mal den eingebauten Blitz testen! Ohne Film hatte ich ja schon probiert, ob der überhaupt zündet. Aber ob tatsächlich auch ein Bild dabei rum kommt, weiß man nur, wenn man die Kamera auch lädt. ;-) Was soll ich sagen: Passt! Der Blitz ist sogar relativ ausgewogen und gibt dem Foto nicht zu viel Licht. Manche ein eingebauter Blitz übertreibt es ja gerne mal.

Fazit: Es nervt etwas, dass die Kamera immer wieder auf die Standard-Zeiten und -Blenden zurück springt, wenn man das Programm wechselt, statt sich zu merken, was man zuletzt benutzt hat. Außerdem ist sie sehr leicht und platsik-lastig, sowie teilweise von fragwürdiger Qualität - z.B. Öl auf den Lamellen des Verschlusses, was ich bisher bei noch keiner anderen Kamera, wie alt auch immer sie gewesen sein mag, gesehen habe. Andererseits hat sie einige innere Werte: Gute, solide Belichtungsmessung, die eigentlich immer hervorragende Fotos produziert hat. Der Autofokus sitzt meist zu 100% an der richtigen Stelle und ist durch die in die Objektive eingebauten Motoren sehr fix und leise. Mein einziges Problem: Die Kamera aber bald 30 Jahre alt und man weiß nicht, wie lange die Elektronik noch lebt oder ob der Verschluss nicht irgendwann endgültig zusammen pappt.

Zum Glas: Beide Objektive machen sehr anständige Bilder. Allerdings fehlt mir beim EOS-System grundsätzlich der Blendenring. Warum die Kamera-Hersteller den alle mit den Jahren weg rationalisiert haben, ist mir ein Rätsel. Canon ist da ja nicht alleine. Spart man da wirklich so viel Geld? Die Bilder des kleineren 70-210 haben mir grundsätzlich etwas besser gefallen. Das soll nicht heißen, dass das große schlechte Fotos macht. Ich habe auch lange nicht mehr mit so langen Brennweiten, dazu an einem Zoom, gearbeitet, was eine gewisse Eingewöhnung meinerseits bedingt hat.

Insgesamt: Ein solides System, das man heutzutage bei eBay recht günstig bekommen kann und sowohl für den Einsteiger - durch die vorhandene Vollautomatik - wie auch den Fortgeschrittenen - weil im Zweifel auch alles manuell zu regeln ist - geeignet scheint. Hier liegt dann aber auch das größte Problem, das man hat, wenn man sowas los werden möchte, so wie mein Kunde: Obwohl die Preise für analoge Kameras und Objektive in den letzten Jahren spürbar angezogen haben, ist diese doch noch etwas neu und hat dementsprechend nicht den nötigen Retro-Charm. Zudem ist die EOS 10 ja eher untere Mittel- bis obere Einsteigerklasse, was den Preis nochmal etwas drückt. Nicht zuletzt gibt es diese Teile auch noch wie Sand am Meer, sie sind also nichts Besonderes, mit dem man jetzt bei seinen Hipster-Freunden angeben könnte. ;-) Das Einzige, was diese Kamera hervorhebt, ist das kleine s am Namen, was bedeutet, dass es sich im das amerikanische Modell handelt, das in Europa zumindest etwas seltener ist. Das hebt den Preis auf etwa 50 Euro für das Body an. Die Objektive sind beide ebenfalls nicht selten und werden in einer ab-1-Euro-Auktion wahrscheinlich ähnliche Preise erzielen. Das Set liegt also bei 150 Euro, denke ich mal.

Das fehlende Interesse für diese Kameras ist eigentlich etwas schade, denn sie sind durchaus heute noch konkurrenzfähig. Das Modell, das ich hier getestet habe, ist eigentlich immer gut behandelt worden - zumindest sehe ich keine auffälligen Beschädigungen - und sollte, so keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreten, auch noch weitere 20 Jahre funktionieren. 135er-Film wird wohl eher nicht aussterben, so wie andere, exotischere Sorten, sodass man, wenn man die '90er noch mal selber erleben möchte, hier auch auf der sicheren Seite ist. Der Funktionsumfang dieser Kameras ist völlig ausreichend bis teilweise sogar sehr gut: 1/4000s ist verdammt schnell; das einzige, was mir wie immer fehlt, ist die Abblendtaste. Und vielleicht ist man ja sowieso ein Canon-Fotograf und hat moderne, digitale Objektive zur Hand, die man hier - soweit ich weiß - auch verwenden kann, so wie ich es mit meinen Nikkoren auf der etwa gleich alten und ähnlich positionierten F601 mache. (Da funktionieren die modernsten allerdings wegen des fehlenden Blendenrings nicht - dafür müsste ich dann die F50 nehmen, die aber eher im unteren Segment zu finden war.)

Das Alles klingt jetzt so, als wollte ich den Preis etwas hoch treiben, damit wir mehr Geld dafür bekommen, aber das ist tatsächlich meine Meinung! Diese 1990er-SLRS sind alle noch etwas unterbewertet, für das was sie können. Vielleicht ändert sich das in 5 oder 10 Jahren - die Mechanischen aus den 70ern sind schließlich auch irgendwann plötzlich teuer geworden!

Schwarz-weiß und analog, Teil 101: Des Kunden Canon EOS 10s, Teil 1

Film: Fomapan 400 #2, Kamera: Canon EOS 10s, Mai 2021

Navigation: 101, 102

Wie angekündigt: Es regnet. Das ist die perfekte Gelegenheit, die Diafilme zu scannen, die ich letztens im Keller gefunden habe. Erstaunlich, wie gut die sich gehalten haben, obwohl die bestimmt 15 Jahre oder länger belichtet in der Wärme gelegen haben. Mal sehen, vielleicht erlaubt die Schwiegermutter mir ja, ein paar davon hier zu zeigen.

Ansonsten mache ich das, was ich bei Regenwetter immer mache: Einen der vorbereiteten s/w-Artikel raus hauen. Heute kommen wir dann auch endlich zu dem Punkt, an dem die Verwendung eines ISO 400 Films selbst bei gutem Wetter sinnvoll ist: Lange Brennweiten eher lichtschwacher Zoom-Objektive. Denn ich hatte im Mai die Kamera eines meiner Kunden zur Begutachtung hier, eine gute alte 1990er-Jahre Canon EOS 10s, ich hatte ja berichtet.

Alle Bilder, die ich heute hier vorstellen werde, wurden mit dem Canon Zoom Lens EF 70-210mm 1:3.5-4.5 gemacht. Das ist das kleinere der beiden Zooms, die noch in funktionstüchtigem Zustand waren, und ohne zu viel spoilern zu wollen: Die Bilder, die ich aus diesem Objektiv heraus bekommen habe, haben mir durchweg besser gefallen, als die von dem 75-300, das ich beim nächsten Mal vorstellen werde. Ich kann nicht mal genau sagen, woran es liegt, aber irgendwie sind die stimmiger.

Aber bevor ich zu viel quassel, hier kommt der erste Schwung: Unten an der Ecke Höhenstraße/Talstraße hat die Nachbarin immer mal wieder ihre Gießkannen-Tüllen auf die Zaunpfähle gespießt, was - wie ich finde - ein sehr spannendes Motiv abgibt. (ca 100mm, Av, 1/1500s, f/4.) Schon in diesem ersten Bild sieht man, dass man bei Offenblende sogar ein bisschen Bokeh erwarten darf: Die Tonne im Hintergrund ist schön unscharf und die aufgereihten Tüllen wandern nach hinten immer weiter aus der Fokus-Ebene heraus, sodass man gut die tatsächliche Tiefenschärfe gut nachvollziehen kann. Bei der Brennweite darf man aber durchaus etwas Unschärfe erwarten, selbst bei lichtschwachen Zooms. Leider ist das Bild mal wieder etwas schief, aber da kann die Kamera wenig dafür - außer, dass sie so leicht und das Objektiv einigermaßen schwer ist. Ein schönes Bild zum Auftakt, jedenfalls.

(Während ich die Bilder gemacht habe, habe ich zudem versucht, jeden Modus mehrfach zu testen. Normalerweise habe ich meine Kameras ja entweder auf manuell oder Blendenautomatik stehen, aber ich fand es auch mal ganz spannend, das alles etwas durcheinander zu mischen und zu schauen, was die Kamera am Ende sich da so zusammen belichtet. Aber das nur am Rande, jetzt weiter mit den Bilder.)

Den Fahrradweg runter blühten damals im Mai gerade die Bärenklaue - hoffe ich, dass ich das jetzt richtig identifiziert habe, sonst ist das wieder peinlich! ;-) (210mm, Av, 1/450s, f/11.) Hier habe ich direkt mal richtig weit abgeblendet, einerseits um zu testen, dass die Blendensteuerung auch wirklich anständig funktioniert, andererseits um eine längere Belichtungszeit hin zu kriegen, um eben diese auch mal zu testen. Gleichzeitig kriege ich damit auch viel Schärfe in die Blüten, die auf vielen verschiedenen Ebenen abhingen, und wenn man schon einen 400er-Film eingelegt hat, warum nicht? Aber selbst bei dieser weit geschlossenen Blende ist bei maximalem Zoom die Schärfeebene relativ dünn. OK, ich war auch fast auf Minimaldistanz ran gegangen, aber ich bin doch erstaunt, wie stark der Hintergrund zerfließt. Selbst die breite und recht nahe Leitplanke ist nur noch als streifen zu erkennen.


Ähnlich sieht es bei der Noppensocke aus, die wohl ein Kind hier verloren hat und die dann von einem vorbei kommenden Spaziergänger auf einen Pinn gesteckt wurde. (ca 150mm, Tv, 1/180s, f/5,6.) Hier habe ich zum ersten Mal die Zeitautomatik getestet, allerdings ist die bei nur einer Blendenstufe abgeblendet eher langweilig. Die Socke ist erstaunlich scharf, der Autofokus der EOS scheint also einwandfrei zu funktionieren. Man weiß ja nie, bei solch alten Kameras und Objektiven. Ansonsten ein recht witziges Foto, finde ich. Durch den eher dunklen und praktisch komplett unscharfen Hintergrund habe ich tatsächlich mal etwas mehr Körnung in den Graustufen, als ich es auf bisherigen Test-Bildern mit diesem Film hatte. Gefällt mir ganz gut.

Es ist ja selten, dass man an der Talstraße mal einen Moment erwischt, in dem nicht dutzende Autos an einem vorbei rauschen, deshalb habe ich die Gelegenheit genutzt und mal die beiden Schilder am Fahrradweg fotografiert. (70mm, P, 1/180s, f/5,6.) Der Programm-Modus hat hier eine relativ ausgeglichene Belichtung gewählt. Bei 1/180s schaffe ich selbst nicht, das Bild zu verwackeln, wohingegen die anderthalb abgeblendeten Stufen für relativ viel Schärfe in dieser Szene sorgen. Bin sowieso recht erstaunt, wie scharf diese Bilder geworden sind. Das Objektiv gefällt mir in der Beziehung ziemlich gut. Leider werden die vielen Blätter, gepaart mit dem sowieso schon leicht unruhigen Filmmaterial etwas sehr stressig, finde ich.

Ähnlich geht es mir mit dem altbekannten Ölfass am Hanfbach. (ca 135mm, Tv, 1/125s, f/4.) f/4 ist hier praktisch Offenblende und ich hatte auf etwas mehr Unschärfe gehofft. Stattdessen eigentlich alles mittel-scharf, außer der Tonne selber und dem Baum daneben, die sind wirklich messerscharf. Aber sie setzen sich nicht genug vom Hintergrund ab. Ansonsten ein recht nette Bild, trotz der Unruhe, die durch die vielen Blätter und Büsche verursacht wurde.

Der alte Brückekopf der Hanfbachtalbahnbrücke ein paar Meter weiter kommt hingegen richtig gut rüber. (70mm, Av, 1/180s, f/3,5.) Die Äste im Vordergrund sind nicht zu scharf, aber auch noch nicht so unscharf, als dass sie viel vom eigentlichen Motiv verdecken würden. Weiter auf geht die Blende leider nicht. Aber man kann damit leben, bei dieser Brennweite ist das Ergebnis auf diese Entfernung schon ganz ordentlich.

Auf das nächste Bild bin ich ganz besonders stolz: Das sprudelnde Wasser des Hanfbachs ist in seiner turbulenten Bewegung eingefroren, Tropfen fliegen durch die Gegend, viele Highlights im dunklen Grundton. (ca 135mm, Av, 1/350s, f/4.) Hier eine Belichtungszeit hin zu bekommen, die nicht all zu viel Verwischen verursacht, ist schon nicht ganz einfach gewesen. Nur möglich, weil ich den 400er eingelegt hatte. Natürlich wäre eine lange Belichtung mit Wischeffekt auch witzig gewesen, aber ein Stativ hatte ich jetzt nicht dabei. ;-) Insgesamt aber eines der besten Bilder auf der Roll. Mir gefällt sehr, wie das Licht hier genau in die Stelle fällt, an der es besonders sprudelt.


Um noch mal etwas Unschärfe ins Foto zu bringen, habe ich mich dann mal wieder an etwas Stahl in der Landschaft versucht: Der Hochspannungsmast auf der Weide mit seinem Hinweis auf 110kV. (ca 100mm, Av, 1/4000s, f/4.) Bei Offenblende konnte ich in der prallen Sonne mal die minimale Belichtungszeit der Kamera testen. 1/4000s ist wirklich schnell und war damals in den '90ern wirklich Spitze. Solche schnellen (oder noch schnellere) Zeiten hatte Nikon damals nur bei seinen professionellen (unbezahlbaren) Kameras im Angebot. Durch den relativ geringen Abstand zum Gerüst habe ich hier ein wirklich sehr sanftes Bokeh in den Hintergrund bekommen, was mich mit dem Objektiv wieder ein bisschen versöhnt, nachdem es mir in den Bilder da oben ja teilweise zu unruhig wurde.

Der Mund-Nasen-Schutz-Hinweis ist leider etwas unscharf geworden und ich weiß nicht warum. (70mm, P, 1/1500s, f/3.5.) Für die Hintergrundunschärfe hatte ich die Blende auf offen verschoben, aber das sollte am Vordergrund ja nichts ändern. Hat der Autofokus sich hier tatsächlich mal vermessen? Kann natürlich passieren. Ich mein, ist jetzt nicht so schlimm, ist eh ein eher albernes Bild, der Mülleimer mit dem übergepappten Aufkleber. Seltsam ist es trotzdem. Aber vielleicht habe ich mich auch einfach tatsächlich nach dem Scharfstellen noch zu viel bewegt und habe die Fokusebene dadurch zu weit verschoben. Wer weiß.

Beim Klettergerüst kann man sehen, wie klein der Bereich der vollen Schärfe tatsächlich ist, wenn man voll rein zoomt und die Blende offen lässt. (210mm., Av, 1/1000s, f/4,5.) Überhaupt ein sehr interessantes Bild: Sehr dunkel hinten, sehr hell vorne, viel Struktur im Holz, praktisch nur dunkle Flächen dahinter. Interessant. Und die Blendenautomatik hat hier auch eine recht gute Belichtungszeit eingesteuert, die das eigentliche Motiv gut hervorhebt, obwohl das Bild ja praktisch zur Hälfte nur aus Schwarz besteht. Trotz des etwas plastik-lastigen Äußeren der Kamera scheint die darin steckende Elektronik also relativ intelligent zu sein.



Die verlassene Schaukel ist mal wieder eines dieser typischen Depri-Fotos, die ich so gerne in s/w schieße: Verlassen und einsam, kein fröhliches Kindergeschrei weit und breit. ;-) (ca 100mm, M, 1/90s, f/11.) Hier habe ich mich mal manuell austoben können, denn ich wollte tatsächlich genau das Schaukelbrett perfekt belichtet haben, während alles andere mir eher egal war. Gebe zu, dass ich dafür etwas gepfuscht und mit der digitalen eine Spotmessung gemacht habe, die ich dann einigermaßen zu übernehmen versucht habe. Hat ganz gut funktioniert. Auch hier habe ich noch mal eine sehr kleine Blendenöffnung gewählt, weil mich interessiert, wie weit die Schärfe bei dieser Portrait-Brennweite und -Enfernung ungeföhr reicht: Der Pfahl des Schaukelgerüstes in Hintergrund ist bereits unscharf, also nicht sehr weit.

Bei den Blüten des Kastanienbaums bin ich ähnlich vorgegangen: Messen mit der Digitalen, dann Werte manuell übernehmen. (70mm, M, 1/500s, f/5,6.) Das Ergebnis ist hervorragend: Perfekte Belichtung der Blüten, toller Hintergrund. Hier sehe ich auch zum ersten Mal ein paar Blenden-Achtecke, die dem Bild eine zusätzliche Stimmung verpassen, die mir ganz gut gefällt. Leider war da eine Fussel auf dem Film, aber man kann nicht alles haben! ;-) Super-scharfe Blätter und Blüten, jedenfalls. Auch eines der besten Bilder mit diesem Objektiv.

Auf dem Heimweg habe ich dann noch die Kuh fotografiert. (ca 100mm, P, 1/350s, f/6,7.) Ich bin mir nicht sicher, aber die Kamera scheint eine Vorliebe für halbe Blendenstufen zu haben. Ob das an den Objektiven liegt, die ja auch bei halben ihre maximale Öffnung haben und die Elektronik legt einfach mal anderthalb drauf, nach dem Motto, passt scho'? (Bei 100mm ist die Offenblende ca f/4, plus 1½ macht f/6,7.) Das Ergebnis ist jedenfalls durchaus brauchbar. Ich hätte nur die Kamera etwas gerader und vielleicht etwas tiefer halten sollen, aber das ist ein Problem des Fotografen, nicht der Ausrüstung! ;-) Kann mich von der Belichtung her jedenfalls nicht beschweren.

Nach der Kuh dann noch die Ziegenböcke, die man hier in der Kölner Gegend ja gerne mal sieht. (210mm, P, 1/750s, f/8.) Allerdings kenne ich das eigentlich nur aus südlichen Ländern, dass die einem aufs Dach steigen! ;-) Auch hier hat die Vollautomatik mal einfach anderthalb Blenden auf Offen drauf gelegt. Scheint also Programm zu sein. Hihi. Wortspielchen. :-D Ja, sorry, ist halt nur ein Schnappschuss am Rande und nicht in irgendeiner Weise besonders, das Foto, da muss ich dann mal mit Blödeleien von ablenken! ;-)


Kommen wir zu echten, lebenden Tieren: Die Kutsche mit den beiden weißen Pferden fährt hier ja öfter mal durch die Dörfer, deswegen war ich nicht überrascht, als ich die mal wieder gesehen habe. (70mm, P, 1/350s, f6,7.) Eine kurze Nachfrage später, ob ich denn auch darf, und schon waren die beiden auf Film gebannt. Sehen schnieke aus, so aufgezäumt. Hier war ich ganz froh, dass ich eine Vollautomatik in der Kamera hatte, denn ich hatte nicht viel Zeit und habe einfach drauf gehalten. Das Ergebnis: Durchaus hübsch anzuschauen. Sehr scharfe Pferde, der Hintergrund ist mir allerdings etwas zu scharf. Auf meiner Nikon hätte ich hier das 85er genommen und die Blende maximal auf f/4 gestellt. Aber dafür, dass es schnell gehen musste, hat die Canon hier durchaus eine ganz brauchbare Wahl getroffen.

Auch beim nächsten Pferd habe ich den Programmmodus an gelassen. (210mm, P, 1/1000s, f/8.) Bei diesen langen Brennweiten in Kombination mit dem 400er-Film ist f/8 glaube ich ganz in Ordnung. Ich hab jedenfalls nicht viel dran auszusetzen. Bleibt die Frage: Was macht das Pferd da eigentlich?! ;-)

Und zu guter Letzt: Noch ein Pferd. (ca 190mm, P, 1/350s, f/5,6.) Bei wenig Licht im Schatten auch hier noch mal die Programmautomatik getestet, die auch bei diesen Verhältnissen einigermaßen sinnvolle Werte eingestellt hat. 1/350s ist schnell genug, um sämtliche Bewegungen, die einem im Alltag unterkommen, einfrieren zu können, f/5,6 ist eher so in dem Bereich, den ich im Allgemeinen auch bevorzuge, passt für mich also. Und das Bild ist auch richtig hübsch geworden: Man kann das Fell des Tiers praktisch an den Fingerspitzen fühlen, die Sehnen, Muskeln und Adern kommen klasse raus, die feinen Haare der Mähne sind ebenfalls gut zu erkenne und im Hintergrund wird die Wiese nicht zu unruhig. Schönes Foto.

So, das was der erste Stapel Bilder von diesem Test-Film. Beim nächsten Mal gibt es das andere Tele zu sehen.

Sigma Zoom 28-70mm 1:2.8 SAF

Wie ich vor einigen Monaten berichtet habe, hatte ich ja für einige Zeit eine EOS 10s in meinem Besitz. Nachdem ich mit Testen und Bewerten fertig war, hatte ich die meinem Kunden bereits zurück gegeben, bevor ich mir das dazugehörige Sigma 28-70mm f/2.8 mal genauer angeschaut hatte. Und zwar habe ich mir erst die Erlaubnis eingeholt und dann einen passenden Schraubenzieher, um das Objektiv mal von seiner Bajonett-Seite zu öffnen und zu schauen, ob man denn da gar nichts mehr machen kann.


Wie man sieht, nach ein bisschen suchen nach dem Klappern fand ich dann auch schnell das verlorene Zahnrad der Blendensteuerung - siehe roten Kringel im zweiten Bild. Dieses hat, wie man dann in den nächsten Bildern vielleicht sehen kann, einen Riss an einer Seite und hält deswegen nur noch so mittelprächtig auf der dafür vorgesehenen Achse. Das wird wahrscheinlich auch der Grund gewesen sein, dass es abgesprungen und irgendwo in den Untiefen der Zoom-Mechanik verschwunden ist. Mit einer Pinzette konnte ich es jedenfalls heraus fischen.


Nachdem mir klar wurde, dass das so nicht mehr hält, habe ich erst mal für zwei, drei Tage immer mal wieder das Internet nach einem Ersatz durchforstet. Es gibt tatsächlich Anbieter, die einem ein neues Zahnrad in beliebiger Größe sägen können. Die habe ich mir dann mal gebookmarkt. Jedoch: Ich habe keine Schieblehre, mit der man die Dimensionen eines solchen Kleinteils tatsächlich präzise abmessen könnte. Mal ganz von der Zahnsteigung und sowas abgesehen. Wenn man dann solch ein Ersatzteil ordert, sollte es auch passen. Eines, das als passend für dieses Objektiv angeboten wird, habe ich jedenfalls nicht finden können.

So habe ich dann doch erst mal zum Plastkkleber gegriffen und den kleinen Riss mit einem dicken Blobb zugeklebt und dann das Zahnrad sanft in eine Zange eingespannt und den Riss so zu gedrückt. Erstaunlicher Weise hat das relativ gut geklappt: Überstehende Reste des Klebers habe ich mit der feinsten Feile, die ich finden konnte, entfernt. Danach habe ich es vorsichtig, damit der Riss nicht direkt wieder aufplatzt, so auf die Achse platziert, dass die Klebestelle möglichst niemals tatsächlich an dem anderen Zahnrad vorbei muss. Das geht, denn um die Blende von "ganz zu" auf "ganz auf" zu drehen, sind nur etwa 270° nötig. Mit einer Pinzette konnte ich jedenfalls so die Blende einwandfrei mit Hilfe des nächsten Zahnrads in der Reihe bewegen.


Bei nächster Gelegenheit habe ich dann die Passende EOS wieder beim Kunden eingesammelt und bin jetzt dabei, das Objektiv zu testen. Leider muss ich sagen, dass es trotz dieser Reparatur mindestens zwei große Probleme hat:

1.) Die vorderste Linsengruppe, die im Fokusring steckt, lässt sich mit diesem leider um gut zwei, drei Millimeter vor und zurück bewegen. Die Fixierung des Fokusrings ist somit nicht mehr gegeben, er schwebt sozusagen frei in seiner Fassung. Da ist wahrscheinlich auch irgendwas abgebrochen, wo ich so einfach aber von hinten nicht dran komme. Die Schrauben für den Fokusring sind wahrscheinlich irgendwo unter der Gummierung versteckt. Und selbst wenn ich mir zutrauen würde, das zu öffnen, ich habe nicht die nötige Ausrüstung, um die Linsengruppe wieder korrekt einzumessen. Die muss nämlich genau in der richtigen Entfernung justiert werden, damit man einerseits ein scharfes Bild auch bei Unendlich bekommt - so war mir das nämlich aufgefallen: Der Autofokus schlägt am Ende an, aber das Bild ist noch nicht scharf - andererseits muss sie vor allem wieder genau ganz gerade da rein, sonst hat das Bild nachher einen gewissen Astigmatismus. Als jahrelanger Brillenträger kann ich bestätigen, wie nervig bereits kleinste Abweichungen sein können. ;-)

Dieses Problem ist allerdings kein Deal Breaker: Man kann die Linsengruppe einfach wieder bis zum Anschlag in das Objektiv rein schieben. Dann fokussiert der Autofokus (oder der geneigte manuelle User) zwar ein kleines Stück vor der Unendlich-Markierung auf unendlich, aber solange das Bild scharf ist, wen kümmerts? Probleme kriegt man nur, sobald man ca. 20°-25° oder mehr nach unten fotografieren möchte, denn dann übernimmt die Schwerkraft und zieht einem immer wieder die relativ schweren Linsen nach vorne raus. Bei gewissen Abständen bekommt man so einfach kein scharfes Bild und ist gezwungen, auf manuellen Fokus zu wechseln und dann die Linsen vorne ungefähr so festzuhalten, wie man sie braucht. Für einen Bastler wie mich ist das vielleicht noch gerade so akzeptabel, aber jemand, der sich darauf verlassen will, dass man immer ein scharfes Bild erhält, wird spätestens jetzt raus sein.

2.) Eigentlich sind alle anderen Ringe, Abstände und Spiele auch mehr oder weniger dejustiert: Das Objektiv biegt sich unter dem eigenen Gewicht immer ein bisschen nach unten durch. Man ist also gezwungen, immer einen gewissen Druck von vorne nach hinten aufrecht zu erhalten, damit alles einigermaßen gerade bleibt. Gepaart mit dem Problem 1.) ist das nicht gut. Gar nicht gut. Eher schlecht, um es mal so offen zu sagen.

Ein Profi mit der richtigen Ausrüstung könnte das wahrscheinlich alles in einer Stunde erledigen, aber ich bin nur ein Semi-Profi und habe definitiv nicht die korrekten Tools. So bleibt leider nur als Fazit zu sagen: Kaputt! Was einigermaßen Schade ist: Ich habe jetzt ca 2/3 des Films durch die Kamera gespult und es ist ein recht praktisches Zoom. Ich bin ja nicht mehr so der Freund von Zoom-Objektiven, seit ich meine erste Festbrennweite gekauft habe. Aber mit f/2.8 ist das Ding recht lichtstark und bekommt vielleicht sogar sowas wie ein Bokeh hin.

Die größten Nachteile dieses Objektivs sind allerdings - neben den Defekten, die ich oben beschrieben habe - die Größe und das Gewicht. Mit einem Filterdurchmesser von 72mm ist das Ding riesig. Und lang ist es auch noch. Und mit seinen 13 Linsen (in 10 Gruppen) ist es schwer. 620g, um genau zu sein. Das Body wiegt ungefähr genau so viel, das heißt, wenn man sich die Kombination um den Hals hängt, ziehen einen gut 1,3 kg nach vorne. Hallo-ha!

Zur Build Quality kann ich nicht viel sagen, immerhin habe ich hier ein ziemlich in Mitleidenschaft gezogenes Exemplar. Grundsätzlich habe ich ja Probleme mit Objektiven, in denen so viel Elektronik steckt: Es gibt einen Motor für die Blende und einen für den Fokus, diverse Chips, die das ganze steuern, kann alles kaputt gehen und ist wahrscheinlich Unobtainium. Außerdem die ganze Mechanik, die da drin steckt, etwa die vielen kleine Zahnräder aus Plastik. Es ist ja eine Sache, wenn man ein handliches kleines 50mm in Vollplastik baut, aber so ein Monster hätte schon was stabileres verdient. Dann würde es aber bestimmt ein Kilo wiegen! Jedenfalls: Gepaart mit der Größe und dem Gewicht schräkt das die Lebensdauer doch sehr ein.

Meine abschließende Bewertung werde ich dann kundtun, wenn ich die Bilder aus der Entwicklung zurück habe. Die einschlägigen Seiten sind jedenfalls nur mäßig begeistert von der Bildqualität. Gut, das sind oft auch Leute dabei, die zu viel verlangen. Ich bin also mal gespannt, was am Ende rum kommt und ob bei den vielen Problemen, die ich oben beschrieben habe, überhaupt was Scharfes dabei ist! ;-)

Canon EOS 10s

Wie ich ja letzten schon berichtet habe, befindet sich zur Zeit eine Canon EOS 10s in meinem Besitz, die ich von einem Kunden zur Ansicht und Bewertung bekommen habe. Die Kamera ist ungefähr so alt wie meine Nikon F601 - beide wurden ab 1990 bis in zur Mitte des Jahrzehnts gebaut -, daher bietet sich hier auch ein Vergleich an. Die Nikon war aber, soweit ich Preise von damals finde, definitiv ein bisschen teurer. Nikon halt. ;-) (Zur EOS 10 finde ich nur den Yen-Preis zur Japan-Einführung von 140.000¥, was damals ca. 650 DM waren; die Nikon lag wohl eher bei 850 DM.)

Die Kamera ist relativ gut erhalten, wurde pfleglich behandelt, aber trotzdem hat sie leider ein paar Macken. Zum Beispiel hat der Verschluss wohl irgendwann mal Öl ausgeschwitzt, weil sie längere Zeit gelagert wurde. Das Öl ist dann verharzt und hat unschöne Knubbel hinterlassen, die ich erst mal gaaaanz vorsichtig mit Isopropyl an einem Q-Tip weg gewischt habe. Außerdem musste ich erst mal über eine Woche auf eine passende Batterie warten, weil: Nur für einen Test, von dem ich nicht mal weiß, ob die Kamera überhaupt noch funktioniert, gebe ich jetzt keine 20€ aus. Spoiler Alert: Sie scheint zu funktionieren. Zumindest habe ich an zwei mittelmäßig bedeckten Tagen einen 36er ISO 400 Fomapan durch gejagt, der jetzt als nächstes in die Entwicklung geht. (Leider dauert die in letzter Zeit gut doppelt so lange, weil die das Labor gewechselt haben; ich muss doch mal selber entwickeln...)


Auf den Bildern oben sieht man das gute Stück mit einem 75-300mm Zoom. Sowas hatten wir ab Mitte der 1990er ja praktisch auch alle in unserer Tasche, das war damals der heiße Scheiß. Meins war allerdings damals kein Objektiv vom Originalhersteller so wie dieses hier. Durch die längere Lagerung scheint auch das Gummi ein wenig ausgetrocknet zu sein, beim Ausfahren knarzt es etwas. Nichts lebensbedrohliches, aber es ist schon wahrnehmbar und mindert entsprechend den Wiederverkaufswert. (Mein Exakta knarzt zwar nicht, dafür hat es aber als reines Schiebe-Zoom an zwei Stellen im Zoom-Bereich sehr viel mehr Widerstand als es sollte. Ich denke, das hat ähnliche Gründe.)

Am besten erhalten und von den Werten her auch brauchbarer als das "lange" Zoom ist das andere, das wohl eher original mit der Kamera kam oder zumindest zeitnah nachgekauft wurde: Das 70-210mm. Auch wenn es nur eine halbe Blende lichtstärker ist, das macht schon einiges aus. Dafür hat es halt nicht den längeren Zoom-Bereich. Und es sieht wirklich sehr nach einer Designstudie von 1988 aus. ;-)


Das Beste der drei Objektive, die dabei waren, nämlich ein Sigma 28-70mm mit konstanten f/2.8, hat leider einen Sturzschaden und ist defekt: Die Blende ist zu und die Kamera kriegt sie auch nicht auf, um genug Licht für den Autofokus zu bekommen, im manuellen Modus löst sie aber auch nicht aus. Gut, nicht dass man jetzt mit f/22 - oder was ist da die kleinste Blende? - groß irgendwas fotografieren wollen würde. Schade ist es trotzdem, denn das hätte mich wirklich interessiert, wie dessen Bilder aussehen. Das war damals sicherlich auch nicht ganz billig. Falls der Kunde da zustimmt, werde ich es mal für einen Kostenvoranschlag nach Bonn bringen bzw. direkt zu Sigma einschicken.


Ansonsten, hier ein paar Pors und Cons, die mir bei der Belichtung des Films aufgefallen sind.
Pros:
  • Sehr schneller Fokus, auch mit dem älteren der beiden Objektive. Da merkt man, dass Canon damals extra ein neues Bajonett entwickelt hat und nicht wie Nikon den Autofokus auf Grund der Kompatibilität eher als Nachgedanken betrachtet hat.
  • Die Kamera kann man trotz der diversen Motivprogramme auch in Zeit- oder Blendenautomatik betrieben, bzw auch voll manuell. Das war damals bei den Günstigeren ja nicht immer der Fall; die Minolta Einsteiger-SLR vom Schwiegervater zB kann nur Vollautomatik. Motiv-Programme hat meine Nikon hingegen ja gar keine, wenn man mal von dem zweiten Programm-Modus absieht, der schnellere Zeiten bevorzugt. Habe ich jedoch auch nie vermisst.
  • Mit 1/4000s als schnellste Zeit ist sie eine Blende schneller als meine Nikon.
  • Für die Fokuspunkt-Auswahl muss man nur eine Taste drücken und dann am Rädchen drehen. Dafür gibt es nur drei, im Gegensatz zu meiner F601, die fünf hat. Allerdings kann die Canon auch alle drei gleichzeitig benutzten und somit etwas Ähnliches wie ein primitive Matrixmessung machen, was wiederum die Nikon nicht konnte.
  • Sehr leicht. (Mit den Zooms eigentlich zu leicht, siehe Cons.)
Cons:
  • Keine Fokus-Hilfe bei manuellem Betrieb. Seit ich ja noch blinder bin als früher und auch diverse manuelle Objektive verwende, bin ich da ja öfter drauf angewiesen.
  • Die schweren Zoom-Objektive ziehen die Kamera sehr nach vorne runter. Ist halt viel Plastik im Body. Da hat die Nikon klar die Nase vorne: Wenn ich mir angucke, was die in ihrem Leben mitgemacht haben muss, so verdellt und verbogen die ist, aber trotzdem noch immer einwandfrei funktioniert. Kann mir nicht vorstellen, dass die Canon eine solche Misshandlung überlebt hätte.
  • Was mich schwer genervt hat, während ich die Kamera getestet habe: Es gibt links nur das Programmwahlrad, über die man das Gerät auch ein und aus schaltet. Man muss also regelmäßig da dran drehen und kann die Kamera nicht zB in der Zeitautomatik stehen lassen. Und dann setzt die sich auch noch jedes Mal zurück, wenn man das Programm wechselt. 1/125s und f/5,6 scheinen die Standardwerte zu sein und darauf fällt sie jedes Mal zurück. Hrmpf. Wenn die Objektive wenigstens einen Blendenring hätten... aber das Neuere hat je nicht mal eine Skala am Fokusring!
  • Das Öl im Verschluss und die über alles eher etwas, sagen wir mal, günstige Haptik lässt mich an der Qualität und Restlebensdauer etwas zweifeln. Außerdem sieht man, was zu viel Elektronik und extra Motoren bedeuten, wenn man sich das Sigma anschaut: Der Blenden-Aktuator ist hin, wahrscheinlich bei einem Sturz abgebrochen, und manuell is nich.
Fazit: Habe die Kamera trotz der Einschränkung auf die beiden Tele-Zooms eigentlich ganz gerne benutzt und durchgetestet, was man auch daran merkt, dass ich wie gesagt an zwei Tagen, an denen ich noch nicht mal wirklich weit herum gekommen bin, den ganzen Film voll gemacht habe. Grundsätzlich scheinen auch nach 30 Jahren noch alle Funktionen einsatzbereit zu sein und ich hoffe daher, dass der Film nicht komplett leer aus der Entwicklung zurück kommt. ;-) Ein "richtiges" Fazit kann ich also erst ziehen, wenn ich die Negativstreifen in meinen Händen halte. Als Einstieg in die Analogfotografie und für Leute, die vielleicht eh schon (neuere) Objektive für Canon besitzen, könnte ich diese Kamera ansonsten tatsächlich empfehlen, wenn man bereit ist, etwas vorsichtiger mit ihr umzugehen. Altes Plastik ist halt alt. ;-)