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Mit der Synchro Box durch Blankenberg

Keine Angst, die Negative scannen noch - also, würden sie, wenn das Windows nicht mal wieder ein Armschlauch wäre und gerade jetzt seine Updates installieren müsste -, deshalb gibt es erstmal nur einen Bericht darüber, wie ich den ersten 120-Film meiner Karriere entwickelt habe.

Aber erstmal ein paar Bilder vom Shooting: Wie man sieht, habe ich die Kamera mit einem Streifen Malerkrepp gesichert, damit mir nicht mitten drin die Rückwand aufgeht. (Viel geholfen hat es nicht, die ganze Kiste ist nur noch so mäßig lichtdicht, auf den gescannten Negativen sind lauter Streifen drauf. Kann man genau sehen, in welchen Intervallen ich an der Kurbel gedreht habe! ;-))


Da ich einen ISO 200 Foma eingelegt hatte, der ganz bestimmt ein bisschen zu schnell für das Wetter war, das wir an dem Tag hatten - bewölkt, aber viel Streulicht -, habe ich ihn etwas kürzer entwickelt, also ein bisschen gepullt, etwa auf ISO 100. Habe ihn einfach statt der bisherigen 9 Minuten nur 7 im Adonal 1+50 liegen lassen, aber weiterhin jede Minute einmal für ca. 10 Sekunden geschwenkt. Außerdem hatte ich nicht mehr genug Fixierer für eine Verdünnung von 1+4. Deswegen habe ich die 1+7 angerührt, die auf der Flasche auch drauf stehen, und dann ungefähr doppelt so lange fixiert, also 7 Minuten.

So richtig toll ist der ganze Film aber nicht geworden, wobei ich jetzt nicht weiß, ob es an der Entwicklung liegt oder an der Box, die eigentlich nur für die Vitrine taugt. Lauter schwarze Stippser, ich glaube, ich hätte noch länger fixieren müssen. Egal, gibt dem ganzen noch mehr Retro-Look! ;-) Hm, vielleicht habe ich ihn auch nicht lang genug gewässert, bevor ich den Entwickler eingefüllt habe. Der kam nämlich auch noch mit einem gewissen Blaustich aus der Dose. Wusste nicht, dass da so viel Beschichtung auf dem Film ist. Die hat den Entwickler dann evtl. ein bisschen abgeblockt.


Das Ergebnis habe ich dann wie immer in der Dusche aufgehängt und dann erstmal mit der Handy-Kamera abfotografiert, um einen ersten Eindruck zu bekommen. So von weitem sieht er eigentlich ganz gut aus. Die Auflösung vom Handy ist einfach nicht gut genug, das zeichnet die ganzen schwarzen Flecken so weich, dass man sie nicht mehr sehen kann.


Aber spannend war's schon. War jetzt immerhin mein erster 120-Film, und dann direkt ein doppeltes Experiment. Das Einfädeln in die Entwicklerspule war auch nicht ganz so einfach. Als er dann einmal drin war und die Metallklipse gegriffen haben, ging es dann aber erstaunlich einfach, besser als ich gedacht hätte.

Den nächsten 120 Film muss ich dann mal mit einer Kamera machen, bei der ich weiß, dass sie gute Bilder liefert. Da wäre zum einen meine Flexaret oder die zum anderen die Bessa von C. Beide machen ja hervorragende Bilder. Wenn die dann auch Pünktchen haben, weiß ich es auch nicht...

Agfa Synchro Box

Im Frühjahr hat Cs Frau D den Keller bei den Großeltern ausgeräumt, wobei zwei uralte Kameras aufgetaucht sind, unter Anderem eine Agfa Synchro Box, Baujahr irgendwann zwischen 1949 und '52. So behauptet zumindest das Internet. Und die hat sie mir am Wochenende mitgebracht, weil ich ja alles zum Fotografieren verwende, was eine Linse hat und nicht bei drei auf den Bäumen ist! ;-)

Nur, ob man das eigentlich als Kamera bezeichnen kann, weiß ich nicht so wirklich! :-D Ich mein, schaut euch das gute Stück mal an:


Faszinierend, was? In der braun belederten Pappkiste - an der leider der Deckel abgerissen ist, weil die Pappe in den letzten 70 Jahren etwas steif geworden ist - findet man einen schwarzen Klotz mit vorne drei Linsen. Fragt man sich schon mal: Warum drei? Das in der Mitte ist das eigentliche Objektiv, wenn man das denn so bezeichnen mag: Es besteht aus einer einzigen Linse und schafft auf diese Art ungefähr f/11. Kein Fokus, aber bei der Blendenzahl ist eh alles scharf, was ein paar Meter vor der Linse steht. (Die Anleitung sagt "ab drei Meter", aber das ist meinen Berechnungen nach doch ein bisschen geschönt. Schließlich macht das Ding 6x9 Negative und hat eine Brennweite von ca. 105mm, wenn man das in die einschlägigen Apps eingibt und annimmt, dass man bis Unendlich scharf haben will, liegt die untere Grenze bei etwa 7½ Metern. Dann wiederum hat man damals wahrscheinlich Kontaktabzüge in der gleichen Größe der Negative gemacht und nicht an riesigen 4k-Monitoren jedes einzelne Pixel angeguckt, was diese Berechnung wieder etwas relativiert.)

Die beiden anderen Linsen gehören zu den beiden Suchern. Denn man kann sowohl "von oben" in einen Sucher hinein schauen als auch von der rechten Seite, je nachdem wie man die Kamera dreht, also entweder im Quer- oder im Hochformat fotografiert. Diese Sucher sind nur auf den ersten Blick genau so primitiv wie das eigentliche Objektiv, denn sie bestehen immerhin aus zwei Linsen und einem Metallspiegel, der das Licht entsprechend ablenkt. Wie man aber auf den nächsten beiden Bildern sehen kann, ist die Bildqualität eher so naja. Immerhin hat man überhaupt einen optischen Sucher: Viele Schnappschuss-Kameras hatten damals nur einen Rahmen, durch den man ungefähr zielen konnte. Nicht, dass das Konstrukt, das wir hier sehen, viel genauer wäre.


Was noch? Die Belichtungszeit - ja, genau, die eine einzige Belichtungszeit - beträgt je nachdem, wen man im Internet fragt, irgendwo zwischen 1/60s und 1/30s. Also sehr, sehr langsam! Die Anleitung sagt, man sollte 21° DIN (entspricht ISO/ASA 1001) Filme verwenden - 120 Rollen, übrigens, das hatte ich noch nicht explizit erwähnt, auch wenn sich das aus dem Negativformat ja eigentlich ergeben sollte -, um Fotos bei Tageslicht - zwischen 3 Stunden nach Sonnenauf- und 3 Stunden vor -untergang -, woraus sich schließen lässt, dass das ungefähr hin kommt. Ich würde, einfach vom Gehör her, auch auf maximal 1/50s tippen. Eher weniger. Die Kiste also bei dieser Brennweite lang genug still zu halten, dürfte schon etwas schwieriger sein. Vielleicht sollte ich ein Stativ verwenden, wenn ich sie teste. Was ich definitiv vor habe.

Über den kleinen Schieber an der rechten Seite (mittig) kann man dann aber immerhin noch eine Blende einschieben, dann hat die Kamera f/16. Für Szenen mit ganz viel Licht und wenn man noch ein Stückchen näher ran gehen will - der Minimalabstand ist dann laut Anleitung 2 Meter, die App sagt dann ungefähr 6. Zieht man diesen Schieber ganz raus, bekommt man sogar noch ein Gelbfilter. Das sorgt effektiv natürlich auch für ungefähr eine Blende weniger Licht. Wenn man auslöst, rotiert eine Scheibe mit Loch hinter dem Schutzglas vorbei und sorgt dafür, dass Licht in die Kamera und auf den Film fällt.

Ansonsten ist man drauf angewiesen, dass der verwendete Film genug Spielraum für Über- und Unterbelichtung bietet. Selbst der billige Foma sollte zwei Stufen nach oben und nach unten Spielraum haben. Da sollte tatsächlich für Tageslichtaufnahmen bei schönem Wetter ein ISO 100er reichen. Bei dem Wetter, das wir heute haben, wäre wahrscheinlich ein 200er oder gar 400er nicht falsch. Sowas Empfindliches gab es damals eher nicht. Die Anleitung spricht zwischendurch sogar von 18° DIN, also ISO 50. Finde ich persönlich dann schon etwas gewagt. Aber wer weiß, wie empfindlich die Filme damals tatsächlich waren.

Apropos Film: Irgendwie muss man den auch in das Teil bekommen. Dafür muss man hinten aufs Gehäuse drücken und dann die Rückklappe öffnen, nachdem man den Vorspulknopf aus dem Gehäuse heraus gezogen hat, der nämlich mit der Aufnahmespule koppelt. Danach kann man das Innenleben aus dem Gehäuse nehmen. Das ist der eigentlich spannende Teil, es steckt sogar noch eine Holzspule auf dem unteren Halter. Der letzte Film wurde also wohl so in den 1960ern damit verschossen. (Das schließe ich auch daraus, dass die andere Kamera, die ich nicht mitgenommen habe, weil der Verschluss leider defekt war, ungefähr so aus der Mitte der '60er stammte.) Später waren Spulen jedenfalls aus Plastik.


Um den Film zu laden, muss man die leere Spule oben und den neuen Film unten einsetzen. Dann einmal hintenrum um das ganze Dingsbums herum ziehen und einfädeln und manuell bis zum ---> Start <--- vordrehen. Danach setzt man alles wieder in das Gehäuse ein, schließt es wieder und dreht bis zur 1 im kleinen Fenster unten links vor. Dann hat man wahnsinnige 9 Aufnahmen. Das ist jetzt wirklich nicht viel, aber so war das damals! ;-)

Wenn demnächst noch mal gutes Wetter sein sollte, nehme ich sie wohl mal mit zu einem meiner üblichen Jagdgründe. Blankenberg oder so, das bietet sich glaube ich an. Da kann ich viele Bilder von Landschaft und Gebäuden bei gebührendem Abstand machen. Zu viel mehr eignet sich das Ding ja auch nicht. :-D Müsste dann noch schauen, wie ich den fertigen Film entwickle, denn ich habe nur 300ml Fixierer angerührt und nur Material für weitere 300, ich will keinen alten und neuen Fixer mischen. Für einen 120er Film brauche ich aber wahrscheinlich etwas mehr, der ist ja nun doch ein ganzes Stück breiter und ragt sonst oben aus der Suppe raus. Naja, muss ich mal abmessen, wie viel ich mindestens brauche. Vielleicht gehts im Jobo-Tank besser, der ist kleiner, aber ich bezweifle, dass ich mit 300mm auskomme. Ansonsten, im Notfall, geht der halt in die Labor-Entwicklung...

Bis es so weit ist, muss ich aber noch testen, ob die Kamera tatsächlich lichtdicht ist. Die hat nämlich einige Beulen. Ist wohl viel benutzt worden. Hinten im Deckel ist eine Kordel als Dichtung eingeklebt, von der ich nicht weiß, ob sie nach all der Zeit noch flexibel genug ist. Ansonsten sehe ich zwar bisher keine größeren Probleme, aber man weiß ja nie.

Fazit: Spannende Technik. Also, eigentlich genau das Gegenteil von Technik, das Ding ist so simpel und bare metal, dass ich mich frage, ob da überhaupt Fotos raus kommen! :-D

1 Zumindest ungefähr. Damals war das alles noch nicht so durchgeeicht und überbürokratisiert wie heute. ISO/ASA wurde auch erst irgendwann Mitte der 1960er so richtig modern.