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Zombicide

Was ja das Schlimmste daran ist, wenn man regelmäßig Gleichgesinnte (Nerds/Geeks) trifft: Man hat ähnliche Interessen und Vorstellungen davon, was ein unterhaltsamer Abend ist. So begab es sich, dass der A letztes Mal auf dem Tomb Raider Orga seine Version von Zombicide dabei hatte und dort bereits J mit dem Zombie-Virus infiziert hatte, während ich noch mit dem kleinen Prinzen die Wände hoch gelaufen bin und das völlig verpasst hatte. Aber als wir uns dann letzten Monat in Kassel getroffen haben, war es auch um mich und meinen Verstand geschehen.

Der Detailreichtum der Figuren ist einfach umwerfend. Nun muss ich allerdings dazu sagen, dass As Zombies noch viel besser aussehen, denn er hat sie mit Modellbaufarbe angemalt. Erste Sahne! Dagegen sind unsere noch immer "stock" wie sie aus der Verpackung kamen, als wir sie letztens aus dem lokalen Bonner Comicladen mitgenommen haben. Man muss ja auch den regionalen Handel unterstützen, auch wenn die da 10 Euro teurer waren als im Internet. Man hat ja auch eine Verantwortung, dass die Innenstädte nicht noch mehr aussterben, weder wegen Geschäftsaufgabe noch wegen marodierenden Zombie-Horden! :-D


Worum geht es in dem Spiel? Nun, es ist mal wieder die Endzeit angebrochen, die Apokalypse hat begonnen und Schwärme von Untoten fluten die Städte. Nur eine kleine Anzahl Überlebender - gespielt von den Mitspielern dieses Spiels - hat es geschafft, sich in dieser düsteren Zukunft zu behaupten. Jetzt suchen sie in den Ruinen der einst blühenden Zivilisation nach Vorräten, Waffen und sonstigen Kisten. Der übliche Zombie-Film, sozusagen.

Idealerweise hat man sechs Mitspieler, die jeder einen Überlebenden steuern. Aber man kann das Spiel auch mit beliebig vielen anderen Spielern oder gar alleine spielen, dann müssen mehrere Charaktere eben von ein und der selben Person gesteuert werden. Jeder Überlebende hat besondere Fähigkeiten, die sich im Laufe des Spieles (durch Upleveln) auch verbessern können. Zur Auswahl stehen sechs erwachsene Charaktere und sechs Kinder, die statt 3 Lebenspunkten nur 2 haben.


Und dann sind da die Zombies: Schlurfende Schlurfer, die eher gemächlich unterwegs sind, rennende Läufer, die die Überlebenden durch die verwüstete Stadt scheuchen, schwabbelige Fettbrocken, denen nur mit den besseren Waffen, die erst gefunden werden müssen, beizukommen ist, und schließlich die Monstren, völlig overpowered und nur mit einem der selten zu findenden Molotov-Cocktails zu besiegen. Diese Zombies sind nicht besonders helle, rennen aber jedem kleinsten Geräusch hinterher und fressen alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.

In jeder Spielrunde haben die Überlebenden (am Anfang) drei Aktionen, die sie ausführen können: Angreifen, suchen oder sich über den (immer wieder neu zusammenstellbaren) Spielplan bewegen. Dann sind die Zombies dran, die einfach dem lautesten Geräusch hinterher rennen. Wer von ihnen erwischt wird, wird gebissen und verliert einen Lebenspunkt. Wer bei 0 ankommt, wird gefressen und (je nach Regeln des gespielten Szenarios) das Spiel ist verloren - entweder überleben alle oder keiner. Wenn man Glück hat, schafft man es, sämtliche von der Anleitung des Szenarios gestellte Aufgaben zu lösen und den Ausgang zu erreichen. Dann gewinnen die Überlebenden. Und das ist schon alles.


Was das Spiel so interessant macht, ist die Kombination aus RPG und Strategie. Einfach nur blindlinks Zombies zu meucheln, bringt zwar Erfahrungspunkte (hier Adrenalin genannt) und baut die Fähigkeiten aus, aber leider bestimmt auch das Level des stärksten Spielers, wie viele Zombies am Ende einer Runde neu auf das Spielfeld wanken. Es ist also durchaus nötig, dass die Spieler sich untereinander absprechen und auf eine Strategie verständigen - ein Punkt, den wir heute wohl ein bisschen vernachlässigt haben, denn die Zomnies haben alle unsere Hirne gefressen. Nicht, dass man den Unterschied so schnell merken würde! ;-)

Zugleich ist das Spiel sehr abwechslungsreich und bietet immer wieder anders aufgebaute Szenarien mit leicht abgewandelten Regeln. Es ist natürlich auch möglich, sich sein eigenes Szenario zu bauen, aber so weit sind wir noch nicht. Zusätzlich - sozusagen als DLC - kann man auch noch in den Laden gehen, noch mehr echtes Geld auf den Tresen legen und Erweiterungen mit zusätzlichen Charakteren und/oder Szenarien kaufen. Aber auch das haben wir noch nicht, wobei aber J bereits ihr Auge auf die Supernatural-Charaktere geworfen hat, die es auch noch gibt.


An den Szenarien stehen ungefähre Spielzeiten (die wir praktisch noch nie eingehalten haben) und Schwierigkeiten dran, sodass man sich erstmal vorsichtig herantasten kann. Überhaupt ist die Anleitung gut übersetzt und schön bebildert, aber teilweise etwas undurchsichtig. Das liegt aber wahrscheinlich in der Natur der Dinge, denn so ein Regelwerk ist eben nicht mal kurz in einem Blogartikel von 1.000 Wörtern erklärt... ;-) Ich habe hier wirklich nur an der Oberfläche gekratzt, die Details sind schon ein bisschen komplizierter!

Wer also gerne RPGs spielt und eine Vorliebe für Zombies hat, kann hier viel Spaß haben, besonders weil die Figuren so "liebevoll" gestaltet sind. (Ich weiß nicht, ob das bei den Zombies das richtige Wort ist!) Auch die Charaktere sind interessant designt und es macht Spaß, sie zu steuern. Wem das aber alles jetzt schon zu kompliziert klingt, sollte lieber die Finger davon lassen. Eine Runde Mensch-ärgere-Dich-nicht kann auch sehr entspannend sein! :-D

Wir sind jedenfalls ziemlich begeistert von dem Spiel. A hatte eine andere Version, die mehr so Dungeon-artig daher kam, mit Zauberern und Kriegern als Charaktere. Daneben gibt es auch noch diverse andere Pakete. Leider sind die Figuren sehr aufwendig herzustellen und er Preis entsprechend hoch. Ich nehme an, die Auflage der verschiedenen Versionen ist auch nicht ganz so hoch - Zombies sind ja doch eher ein Nischenprodukt. Man sollte sich also vielleicht schon vorab überlegen, welche Szenerie einem am Besten gefallen.