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Schwarz-weiß und analog, Teil 103: Bödingen und Umgebung

Film: Fomapan 100 #23, Kamera: Nikon F50, Juni 2021

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Wie ich ja bereits vor einiger Zeit berichtet hatte, war in einem der Überraschungs-Pakete eine Nikon F50 mit drin, die ich nach der provisorischen Reparatur auch erst mal ausgiebig testen musste. Nachdem ich jetzt den Film zurück bekommen habe, bin ich tatsächlich einigermaßen begeistert, was für gute Bilder die macht! OK, natürlich habe ich da das gleiche gute Nikon-Glas dran geschraubt wie an meine F601, die ich sonst benutze, oder auch die Digitalkameras, von daher ist das eher nicht so verwunderlich. Aber andererseits ist die F50 nun wirklich das kleinste Einsteiger-SLR-Modell der 1990er gewesen, als Nikon nun wirklich nicht mehr das Beste vom Besten verbaut hat.

Mit dabei war auch gleichzeitig ein Tamron AF Aspherical 28-80mm 1:3.5-5.6 77D, das ich bei der Gelegenheit auch gleich noch mal mit getestet habe, obwohl ich das ja schon auf den Digitalen gemacht hatte. Ist ja immer gut zu wissen, wie sich so ein kleines handliches Zoom im s/w-Analogen verhält, besonders weil die F50 so klein und handlich ist, dass man sie gut als Zweitkamera mit sich rum schleppen kann.

Wobei mir auffällt, dass ich gar nicht aufgeschrieben habe, in welchem Modus ich die Bilder jeweils gemacht habe. Ich kann aber noch sagen, dass ich fröhlich zwischen den vier Grundbetriebsarten hin und her gewechselt habe, also Programm-, Zeit- und Blendenautomatik ausgiebig getestet habe, und die AI-Objektive funktionieren ja eh nur im manuellen Modus.

Insgesamt hat dieser Film vier Einträge ergeben, von denen der erste glaube ich direkt die meisten Bilder beinhaltet, nämlich 14 Stück. Das liegt daran, dass wir an dem Tag, als ich den Foma 100 in die Kamera eingespannt hatte, nach Bödingen hoch gefahren sind zu einem kleinen Abendspaziergang bei bestem Licht. Da konnte ich mich schwer zurück halten. ;-)

Das erste Bild ist daher auch kurz hinter dem Wanderparkplatz entstanden und zeigt den Telefonleitungsmasten mit seinen diversen Wanderwegwegweiserschildern. (Sigma High Speed Wide 28mm, 1/250s, f/4.) Hier habe ich direkt als erstes mal das einzige Fremdhersteller-Objektiv, dass ich meistens noch immer mit mir rum schleppe, auf der Kamera getestet. Auf der Digitalen hat das ja eine leichte Kurzsichtigkeit, die ich bisher auf der F601 noch nie bemerkt habe. Und so auch hier bei der F50: Das Bild ist einwandfrei scharf. Muss also an dem Autofokus-Sensor in meiner D610 liegen... Hm. Was das Foto angeht: Gut belichtet und guter Bildausschnitt. Und ausnahmsweise sogar mal gerade, was mit der Mattscheibe der F50 gar nicht so leicht ist, weil die keine Linien enthält, wie ich es von meinen anderen Nikons gewohnt bin.

Beim zweiten Bild habe ich dann mal das Tamron-Zoom an dem verfallenen Gebäude um die Ecke getestet. (Tamron 28-80mm, bei 28mm, 1/350s, f/4.) Und ich muss sagen, das Ergebnis gefällt mir auf s/w eigentlich ganz gut: Die Abschattungen und Verzerrungen in den Ecken, die ich bei meinem Digital-Review so zu bemängeln hatte, geben dem Foto den entsprechenden Retro-Charm. Der mittlere Bereich ist sehr scharf und sowohl Vorder- als auch Hintergrund haben ausreichend Unschärfe, um sich vom Gebäude abzusetzen. Schönes Foto.



Als nächstes folgt das blöde Schaf, das genau in dem Moment, als ich auf den Auslöser drücke, den Kopf schütteln muss. (Tamron 28-80mm, bei 80mm, 1/90s, f/5,6.) OK, so habe ich mal ein etwas ungewöhnlicheres Bild erhalten. So einen Schafskopf sieht man ja auch nicht alle Tage von der Unterseite. Mein Test des Tamron bei dieser Brennweite und Entfernung wird dadurch jedoch ein bisschen konterkariert. ;-) Durch die schnelle Bewegung ist da nämlich viel mehr Unschärfe drin, als ich es gewollt hätte. Am Hals hoch kann man nämlich gut jedes einzelne Härchen erkennen, während die Schlabberohren total verwischt sind. Naja, OK, nicht total, aber doch schon so, dass es auffällt. Dafür gibt es im Hintergrund tatsächlich brauchbares Bokeh. Wie schon beim digitalen Test fällt auf, dass es praktisch keinerlei Abschattungen an den Ecken gibt, die sind durchs Zoomen abgeschnitten worden. Die Kamera hat auch hier eine brauchbare Belichtung hin bekommen.

Im Dunklen Wald habe ich dann mal Wurzelwerk und Moose mit dem Weitwinkel weit offen fotografiert. (Sigma 28mm, 1/20s, f/1,8.) Einfach um zu testen, was die Kamera bei solchen Lichtverhältnissen macht. Das Ergebnis ist nicht schlecht, aber vielleicht etwas zu ausgewogen belichtet. Ein halbe bis ganze Blende langsamer hätte es tatsächlich auch getan. Ansonsten hat sie sich hier ganz ordentlich geschlagen. Und die Offenblenden-Effekte des Sigma geben diesem Foto schon irgendwie sehr interessante Hintergrund-Phänomene! ;-)

Zeit, mal ein AI-Objektiv zu testen, und zwar an diesem hübschen Pferd, das da im Tal auf uns gewartet hat. (Nikkor 200mm AI, 1/250s, f/4.) Für die Belichtungsmessung hatte ich zwei bis drei Möglichkeiten, die ich abwechselnd benutzt habe: Hatte ich eh gerade ein AF-Objektiv auf der F50, habe ich einfach mit diesem die Szene ausgemessen; hatte ich hingegen ein AI drauf, habe ich mit der Digitalen gemessen; Oder ich habe teilweise auch einfach geraten, wenn die Szene nicht zu kompliziert war. (Einen einzelnen Belichtungsmesser könnte ich auch mal brauchen.) Das Ergebnis ist jedenfalls ein perfekt belichtetes Pferd mit sehr schön sanftem Bokeh im Hintergrund. Das 200mm Nikkor macht immer wieder erstaunlich schöne Fotos. Und in diesem Fall kann ich zusätzlich noch berichten: AI-Objektive funktionieren auch an einer F50, auch wenn es vielleicht etwas umständlich ist, die Belichtung anderweitig zu raten.


Das kleine Pumpenhäuschen ein paar Meter weiter habe ich dann mal ganz mutig gegen das Licht mit dem "richtigen" Weitwinkel abgelichtet. (Nikkor 20mm AF, 1/250s, f/4.) Bei einer Blende abgeblendet macht das schon relativ wenige Schatten in den Ecken, aber gerade genug, dass es mir noch gefällt. (Ich bin da ja anders als viele andere Leute: Kleine optische Fehler geben den Bildern Charakter. Meine Meinung.) Bleibt festzuhalten: Auch dieses Objektiv funktioniert perfekt an der F50. Warum sollte es auch nicht? Die ist schließlich für AF-Objektive gebaut worden.

Dann war es mal an der Zeit, das einzige Objektiv, das ich bisher nicht anständig an einer analogen Kamera testen konnte, zu benutzen: Das Nikkor 50mm G. Blöd nur, dass ich es hier bei der Ruine eines dieser Pilgerwegs-Häuschen auf Grund des vielen Schattens trotzdem weit offen benutzen musste, denn das geht theoretisch ja auch an der F601. (Nikkor AF-S 50mm G, 1/30s, f/1,8.) Der Nachteil ist: Ich muss es manuell fokussieren, was bei der kurzen Fokusskala und der etwas eigenwilligen Art und Weise, wie sich der Fokusring drehen lässt - immer mit etwas Spiel nach rechts und links, bevor der tatsächlich mal was macht - nicht ganz einfach ist, besonders bei Offenblende. Aber hier habe ich doch recht gut den passenden Punkt gefunden. (Kleines Wortspielchen: Die F50 zeigt zwar kein > oder < an, damit man weiß, in welche Richtung man drehen muss, aber einen Punkt, wenn man richtig liegt, schon.) Insgesamt ist dieses Bild jedenfalls sehr schln stimmungsvoll geworden und ich kann mich nicht beschweren. Experiment gelungen!

Welches hatte ich noch nicht? Das 85er. Die vielleicht nicht ganz so perfekte Gelegenheit bot sich beim eingewucherten Tränke-Anhänger. (Nikkor AF 85mm, 1/90s, f/2,8.) Es war dann nämlich doch schon etwas dunkel und hier vor allem auch noch schattig, und ich habe mich wohl zu viel bewegt: Das ganze ist ein bisschen bewegungsunscharf. Sieht aus, als hätte ich gezittert, dabei war es doch gar nicht so kalt! ;-) Naja, das Wichtigste ist: Auch dieses Objektiv funktioniert an der F50, die Belichtungsmessung ist OK, das Bild ist ansonsten auch ganz nett geworden, nur halt leider etwas zittrig. Mein Fehler.

Und dann war es an der Zeit, das Objektiv zu testen, weshalb ich dieses besagte Paket überhaupt ersteigert hatte: Das 35mm. Leider ist das erste Bild, das ich damit gemacht habe - der Weg, den wir gerade gekommen waren mit einer weiteren Pilgerstätte -, etwas unscharf. (Nikkor 35mm AI, 1/125s, f/2,8.) Liegt wahrscheinlich an meiner Blindheit einerseits und andererseits daran, dass ich vielleicht doch zwei, drei Blenden abblenden hätte sollen; Belichtungszeit war schließlich noch genug vorhanden. Auch mein Fehler.


Weiter den Berg hoch habe ich dann diese Schaufelsammlung fotografiert und mir gedacht, dass ich dafür eigentlich auch noch mal das mitgelieferte Zoom benutzen kann. (Tamron 28-80mm bei 28mm, 1/180s, f/3,5.) Wieder sieht man gut die Abschottungen in den Ecken, aber insgesamt ist das Bild eigentlich genau so geworden, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Schaufeln könnten untenrum etwas schärfer sein, ich habe mich da wohl zu sehr auf diesen Behälter im Hintergrund konzentriert. Ach ja, und dass das so schief ist, liegt ausnahmsweise nicht nur an mir: Der Hang war tatsächlich so. ;-)

Da hier oben sehr viel mehr Licht war als unten im Tal, habe ich das mal zum Anlass genommen, die Blende etwas weiter zu zu drehen, als ich diesen Bagger und seine Schwester, die Raupe - ist das überhaupt eine, wenn die gar keine Kette hat? -, mit genommen habe. (Tamron 28-80mm bei 28mm, 1/180s, f/5,6.) Die Vignetierung geht davon allerdings nicht wirklich weg. Hier wollte ich vor allem testen, wie die Kamera mit krassen Hell-Dunkel-Gegensätzen umgeht. Wie man sieht, sie versucht ihr Bestes, dieses Dilemma aufzulösen: Man kann sowohl im Himmel noch Wolken erkennen als auch die Details in in den dunkleren Bereichen unter den Fahrzeugen. Irgendwann kommt das Filmmaterial natürlich an seine Grenzen, aber insgesamt hat sie doch ein gutes Ergebnis abgeliefert. Natürlich hätte sich der Fotograf hier eigentlich für eines von beiden entscheiden sollen: Entweder Vordergrund korrekt belichtet oder Silhouette. Aber die Automatik macht hier das Beste, was sie kann.

Auch das Bild von der kleinen Backsteinkapelle habe ich dann noch mit dem Tamron gemacht. (Tamron 28-80mm bei ca 45mm, 1/45s, f/5,6.) Hätte etwas weiter nach links zielen sollen, aber ansonsten ein ganz gutes Bild, finde ich. Die Hell-Dunkel-Gegensätze waren hier nicht ganz so schlimm wie im Bild zuvor, was man an einem allgemein etwas besser ausgeleuchten Ergebnis sehen kann. Nettes, etwas schiefes Bild. Technisch aber einwandfrei, die F50 hat hier gut gearbeitet.


Dann habe ich mich noch um 180° gedreht und hinter mir das Gebäude fotografiert, dessen Fenster mich unheimlich an unsere alte Turnhalle an der Schule erinnert hat! (Tamron 28-80mm bei ca 40mm, 1/90s, f/5,6.) Die Häuser rechts stören etwas, aber wie immer gilt: Die Leute reagieren komisch, wenn ich mit der Abrissbirne komme! ;-) Auch hier stimmt die Belichtung ziemlich genau, was kein Wunder ist, denn mit diesem Objektiv gemachte Bilder habe ich ja jetzt bereits diverse hier eingestellt, die alle soweit OK waren. Ich nehme an, dass diese Kamera damals in den 90ern tatsächlich mit diesem Objektiv verkauft wurde und wahrscheinlich niemals was anderes zu Gesicht bekommen hat, bis ich angefangen habe, alles drauf zu schrauben, was nicht bei drei auf den Bäumen ist! ;-)

Ganz am Ende fiel mir dann plötzlich auf, dass ich ja das 135er noch gar nicht getestet hatte; da traf es sich gut, dass wir auf dem Rückweg zum Auto noch dieses Pferd trafen. (Nikon Lens Series E 135mm, 1/180s, f/4.) Sehr gutes Bild geworden! Wenn man den linken Rand ignoriert, da habe ich beim Zuschneiden wohl Scheiße gebaut! Ups! ;-) Auch hier musste ich mit anderen Mitteln die Belichtung bestimmen, aber ich weiß nicht mehr wie. Ich glaube, ich habe hier tatsächlich geraten, die Lichtverhältnisse hatten sich ja nicht entscheidend geändert seit den letzten Bildern. Cooles Foto jedenfalls.

Ein erstes kleines Fazit: Dafür, dass die F50 im Prinzip das günstigste war, was man in der Mitte der 1990er mit dem Namen Nikon kaufen konnte, wenn man eine SLR haben wollte, macht die richtig gute Fotos. Die Kompatibilität ist gut, wenn auch mit Einschränkungen bei alten AI- oder den hochmodernen G-Objektiven. Größtes Manko: Das viele Plastik und der bei meinem Exemplar dadurch abgebrochene Schiebeschalter für den Dummy-Modus. (...den aber eh keiner wirklich braucht, da alle Motivprogramme auch so erreichbar sind, so man die denn unbedingt benutzen wollte.)

Nächstes Mal: Zu Fuß über den Hausberg nach Hofen. Ein sehr kurzer Eintrag, aber trotzdem spannend. ;-)