Skip to content

Porst CR-5 Computer mit Porst Color Reflex 1:1.6/50mm

Was macht man als Foto-Nerd auf einem Flohmarkt? Man guckt sich alte Kameras an. Was macht man als willensschwacher Foto-Nerd auf einem Flohmarkt, wenn der Verkäufer immer tiefer mit dem Preis geht, immer immer tiefer? War ja schon fast peinlich!

Habe dann jedenfalls diese wunderschöne, relativ saubere und gut erhaltene Porst CR-5 Computer mitgenommen, die auch gleich noch ein passendes Porst Color Reflex 1:1.6/50mm mitgebracht hat. Ziemlich lichtstarkes Ding, weshalb ich mich am Ende habe doch noch breitschlagen lassen. Außerdem war der passende Frontdeckel noch vorhanden, weshalb die vordere Linse auch perfekt erhalten ist. Erstaunlich für ein Stück aus der Flohmarkt-Grabbelkiste. Von hinten ist es auch extrem sauber, da es wohl praktisch immer auf die Kamera geschraubt war. Nach ein paar mal hin und her schrauben ist auch der Fokusring wieder einigermaßen leichtgängig. Einzig und alleine sind die Blenden-Lamellen etwas träge beim Öffnen; schließen tun sie jedoch einwandfrei und schnell genug, dass es wohl auch ohne Eingriff erstmal funktionieren wird. Mal sehen.


Die Kamera selber ist wohl baugleich zu einer Fujica AX-3, was auch erklären würde, weshalb sie ein Fujica X Bajonett besitzt. Cool, noch ein Anschluss, den ich noch nicht in der Sammlung hatte. ;-) Angetrieben wird sie von einer Ucar 544 - die allerdings leer ist. Mit vier LR44 und einem Stück Alufolie als "Adapter" habe ich sie dann aber trotzdem ans Laufen bekommen: Der Belichtungsmesser funktioniert einwandfrei, der Verschluss löst aus und die Zeiten scheinen plausibel. Da die komplett elektronisch gesteuert ist - daher das "Computer" im Namen -, hatte ich auch nichts anderes erwartet. Leider bedeutet das auch, dass sie auch im manuellen Modus nicht ohne Batterie arbeiten möchte. Zum Glück läuft sie aber auch mit relativ günstigen 4LR44, die man auch heute noch kaufen kann. Beim nächsten Drogerie-Besuch werde ich mal direkt mal gucken, ob ich eine für einen angemessenen Betrag bekomme.

Ich nehme übrigens an, dass das Objektiv eigentlich auch eine Fujinon ist; in der Betriebsanleitung der Fujica sind zwei X-Fujinon (X-Fujinon 1:1.6 f=50 mm DM, 6 Linsen in 6 Gruppen) aufgelistet, eins davon mit dem Zusatz EBC. Welches jetzt tatsächlich das gleiche wie dieses mit Porst-Branding ist, weiß ich natürlich nicht, aber eins von beiden erscheint mir logisch.


Bevor ich einen Film durch die Kamera jage, muss ich allerdings mal sehen, ob ich neue Lichtdichtungen einbauen muss. Rund um die Rückwand sind die ein bisschen bröselig. Jetzt nicht so, dass sie komplett zerfallen würden, aber halt auch nicht mehr einwandfrei. Das gleiche gilt für den Spiegelanschlag: Auch hier ist der Schwamm ein bisschen matschig, aber nicht so, dass er total auseinander fallen würde. Geht also fürs Erste noch. Kommt wahrscheinlich davon, dass das gute Stück dann doch schon ein paar mal auf einen Flohmarkt geschleppt worden ist.

Aber ansonsten eine ziemlich spannende Kamera: Belichtungszeiten von 2 Sekunden bis 1/1000s, plus Bulb. Die elektronische Steuerung ist wohl in der Lage, auch Werte zwischen den eigentlichen Blendenstufen zu belichten, aber angezeigt werden im Sucher nur die "normalen" ganzen Stufen. Zusätzlich kann sie auch einen Auto Exposure Modus, zur gewählten Blende wird automatisch die passende Zeit eingesteuert. Außerdem gibt es noch eine AEL-Einstellung (Auto Exposure Lock), aber was die ganz genau macht, habe ich noch nicht so ganz kapiert. Die Anleitung ist ein bisschen zweideutig. So, wie ich das verstehe, muss man zielen, den Auslöser halb drücken, dann den Bildausschnitt wählen und auslösen. Klingt richtig, aber wer weiß.


Die Belichtungsmessung funktioniert mit Filmen von ISO 12 - 3200, außerdem kann man manuell noch +/-2 Blenden Über- oder Unterbelichtung einstellen, also ziemlich Standard. Effektiv kann man also auch 6400er oder 12800er Filme nutzen, wenn ich das richtig verstehe. Nicht, dass es sowas noch geben würde.

Witzig ist auch der kleine Hebel neben dem Okular, mit dem man einen kleine Abdeckscheibe hoch schieben kann. So spart man sich eine zusätzliche Okular-Abdeckung für Selbstauslöser-Bilder. Ansonsten kann man noch Doppelbelichtungen machen, indem man den R-Knopf drückt, also die Filmführungslochung aushakt, während man den Spannhebel zieht. Und sie besitzt eine Abblendtaste, die ich ja bei den meisten Kameras dieser Generation immer vermisse.

Fazit: Für 20 Euro habe ich hier also zwar nicht unbedingt ein Schnäppchen gemacht, aber immerhin auch keinen Griff in den Abfalleimer getan. Werde also demnächst mal wieder einen der guten alten Foma 100 da einlegen und testen, was am Ende raus kommt. Außerdem sieht das gute Stück, nachdem ich es geputzt habe, auch richtig schick aus.

Voigtländer Bessa 66 mit Skopar 1:3.5 f=7.5cm und Compur 1/500s

Vor über einem Monat hat C mit ihr altes Erbstück mitgegeben: Eine Voigtländer Bessa 66. Wie alt genau dieses antike Stück ist, kann ich nicht genau sagen, aber nach dem, was ich im Internet finden konnte, könnte es sich tatsächlich noch um ein Vorkriegsmodell handeln. Die späteren hatten nämlich einen optischen Sucher, während diese hier nur einen Ausklapp-Rahmensucher mit zwei freistehenden Linsen hat. Das würde bedeuten, wenn ich Recht habe, wurde diese Kamera spätestens 1941 (andere Quellen: 1940) gebaut, das sind über 80 Jahre. Dafür ist sie extrem gut in Schuss!


Der Zentralverschluss ist ein für damalige Verhältnisse sehr schneller Compur-Rapid mit bis zu 1/500s in der kürzesten Zeit bis runter zu 1s in der längsten. Zusätzlich gibt es auch noch einen B-Modus. Die Zeiten habe ich mal wieder mit der Handy-Kamera ausgemessen und bis auf die ganze und Zehntel-Sekunde liege alle in einem ausreichenden Bereich, die schnellen Zeiten sind sogar innerhalb des Messfehlers korrekt (wenn ich mal davon ausgehe, dass ca 25% schneller oder langsamer einfach daran liegen, dass ich einen oder zwei Frames mehr oder weniger getählt habe).


Dass die 1/10s so stark abweicht, liegt wahrscheinlich daran, dass bei dieser Zeit eine zusätzliche Hemmung zugeschaltet wird, die etwas träge ist oder einfach nicht richtig einkuppelt. Die gemessene Zeit ist sogar etwas länger als die bei 1/5s! Da müsste wohl mal was gereinigt und/oder entrostet werden. Leider hat der Stahl nämlich über die Jahre ein bisschen Korrosion angesetzt. Da man aber alles langsamer als 1/50s eh ohne Stativ vergessen kann, sehe ich erstmal kein Hindernis, einen Test-Film da durch zu jagen und zu schauen, was am Ende dabei raus kommt.

Ansonsten gibt es noch den üblichen Defekt, der bei alten Balgenkameras immer wieder auftritt: Die Verriegelung der Frontklappe ist irgendwann abgebrochen, die bleibt also nicht mehr zu. Außerdem hat sich eine der Federn im Auslöser verabschiedet, der klappt sich nicht mehr richtig ein und aus und bleibt beim Schließen gerne mal hängen, während er beim Öffnen über den Auslöserhebel des Verschlusses rutschen kann. Deswegen das grüne Haushaltsgummi auf den Bildern, das hält das Auslöser-Gestänge in der Frontklappe immer unten, damit beim Öffnen und Schließen kein Malheur passiert. Hat den Nachteil, dass der Auslöser jetzt gar nicht mehr aus der Frontklappe raus kommen will, aber mit etwas Geduld (und dünneren Fingern als meinen) kriegt man ihn irgendwann da raus gepiddelt.


Der Balgen selber scheint lichtdicht zu sein und sogar der Filz an der Heckklappe hat noch genug Widerstand. Es scheint, als wäre dieser schon mal ausgetauscht worden. Von daher erwarte ich also keine Probleme. Was mit den Rändern ist, kann ich nicht genau sagen, da liegen die Lichtdichtungen so weit drin, dass ich schlecht hinein gucken kann. Sollte aber auch kein Problem darstellen.

Aber selbst wenn der Testfilm nachher nicht so toll aussehen sollte, die Kamera eignet sich trotzdem hervorragend als Vitrinenstück. Erstaunlicherweise ist dieses Modell für eine Voigtländer auf der einschlägigen Auktionsseite gar nicht so teuer: Geendete Auktionen starten bei 20 Euro, aber selbst gut erhaltene Stücke, zu denen ich diese hier zählen würde, liegen mit 80 Euro in einem Bereich, den man sich durchaus noch leisten kann.


Bleibt die Frage: Was würde mich erwarten, wenn ich tatsächlich einen Film einlegen würde? Das Skopar 7,5cm Objektiv liegt im Mittelformat-Normalbrennweitenbereich und ist mit f/3,5 recht lichtstark für die damalige Zeit. Ich nehme an, es handelt sich um das übliche dreielementige Tessar-Design mit 3 oder 4 Linsen. Da das Objektiv sauber ist, habe ich es nicht auseinander genommen. Es scheint allerdings nicht vergütet zu sein, was damals noch üblich war, da kaum bis nie mit Farbfilmen fotografiert wurde und da s/w-Filme meist auch keine panchromatischen waren.

Apropos Film: In der Kamera lag ein Film, auf dem mindestens ein Bild verschossen ist; der stand nämlich auf der 2. Ich habe den im Wechselsack mal heraus gespult, um zu sehen, um was es sich handelt, wie alt und empfindlich der vor allem ist, aber leider konnte ich nicht viel herausfinden. Es ist ein rot beschrifteter "Fujicolor Daylight" and that's all she wrote. Keine ISO-Angabe, nicht mal, ob es sich um einen Dia- oder einen Negativ-Film handelt. Das alles hätte wahrscheinlich auf der Lasche gestanden. Keine Ahnung, was ich jetzt damit mache. Habe ihn erstmal lichtsicher in eine Patrone verpackt.


Die Rückwand-Verriegelung ist übrigens auch sehr spannend: Man muss den Hebel unten an der Bodenplatte drehen, dann gibt er den Schließmechanismus frei. Musste ich auch erstmal verstehen. ;-)

Fazit: Eine sehr spannende und gut erhaltene, alte Kamera, im Verhältnis zu heute sehr low-tech. Schließlich gibt es hier nicht mal einen Entfernungsmesser, den müsste man zusätzlich dabei haben. Und von integrierten Belichtngsmessern konnte man damals nur träumen. Ich bin gespannt, was für Fotos ich mit diesem tollen Stück antiker Technik wohl machen kann!

Konica Autoreflex TC mit Hexanon AR 40mm F1.8

Heute also will ich die Kamera, die Ute mir mitgegeben hat, als wir letztes Wochenende in Kassel waren, vorstellen. Es handelt sich um eine Konica Autoreflex TC mit einem Hexanon AR 40mm f/1.8, ein Erbstück. Da sie ja weiß, dass ich ständig alte Kameras benutze und einfach nicht genug davon kriegen kann, hat sie mir die in die Hand gedrückt, wofür ich sehr dankbar bin. Eine Konica hatte ich nämlich noch nicht.

Die Autoreflex TC wurde seit 1976 gebaut und gehört zu den damals sehr weit verbreiteten Einsteiger-SLRs. Sie hat einige Features der größeren Konicas von damals leider nicht, zum Beispiel keine Abblendtaste und die schnellste Belichtungszeit und auch "nur" 1/1000s. Dafür wartet sie aber mit einem brauchbaren Belichtungsmesser auf, der nach ersten Tests relativ mittenlastig ist. Leider benötigt die Kamera die guten alten Quecksilber-Batterien; sie funktioniert allerdings auch mit zwei LR44 und entsprechenden Adaptern - die ich mit aus einem Stück Papier und etwas Alufolie selber gebaut habe -, wenn man den ISO-Wert manuell korrigiert. Ich habe für den ISO 100 Fomapan, den ich zum Testen direkt mal eingelegt habe, jetzt ISO 50 eingestellt, aber da die Batterien noch sehr frisch sind und eine dementsprechend hohe Spannung haben, glaube ich fast, dass das noch immer ein bisschen hoch ist. Aber immerhin stimmen die gemessenen Werte ungefähr mit dem überein, was meine Nikon zum gleichen Motiv sagt. Mal sehen, was raus kommt.


Was diese Kamera aus der Masse der damals verbreiteten Einsteiger hervorhebt ist die Zeitautomatik: Verriegelt man das Objektiv in der Stellung AE ("Auto Exposure"), wählt die Kamera automatisch die passende Blende. Die Bedienungsanleitung empfiehlt, die Zeit auf 1/125s stehen zu lassen und einfach drauf los zu fotografieren. Bei normalem Tageslicht könnte das sogar funktionieren, das Objektiv ist mit f/1,8 bis f/22 ja praktisch für alle Eventualitäten gerüstet. Das Ergebnis wäre mit einem ISO 100 Film dann ungefähr Sunny Sixteen.

Die wählbaren Zeiten starten übrigens bei 1/8s, umfassen also 8 Stufen (plus Bulb als neunte). Das ist für die damalige Zeit in diesem Segment OK. Heutzutage würde man sich aber über etwas mehr Flexibilität in beide Richtungen freuen. Bei entsprechender Helligkeit ist die weitest offene Blende so eben f/4 oder gar f/5,6. So bin ich jedenfalls am Samstag und Sonntag durch Kassel gezogen und habe Bilder gemacht. Übrigens im manuellen Modus, den AE habe ich noch nicht getestet. Wollte mich erstmal etwas in die Bedienung einarbeiten, bevor ich nachher testweise auf Automatik wechsle.


Der Belichtungsmesser geht übrigens an, wenn man den Spannhebel etwas auf sich zu zieht. Das passiert automatisch, wenn man den Film zum nächsten Bild transportiert. Dort bleibt er dann, aber damit er einem nicht ins Auge pikst, ist der Hebel selber mit einer Feder ausgestattet, sodass man ihn etwas abknicken kann. Um den Belichtungsmesser auszuschalten ist an der Rückseite der Kamera ein kleiner Drucktaster, der den Spannhebel wieder in die Aus-Position zurückspringen lässt. Etwas ungewohnt für mich, aber durchaus nicht ungewöhnlich für die Zeit.

Wie man sieht, zu der Kamera gehört ein sehr interessantes 40mm Objektiv. Es gab damals wohl die Auswahl zwischen zwei Kits, eines mit diesem und eines mit einem 50mm. Ich bin ganz froh, die etwas weitere Variante zu haben, denn: Ich mag sowohl die normale Brennweite von 50mm also auch die etwas weitwinkligere 35er sehr gerne und dieses Objektiv ist ein guter Kompromiss aus beidem. Außerdem wurde es damals schon als Pancake angepriesen, auch wenn es meiner Meinung nach dafür doch noch einen Ticken zu groß ist. Trotzdem ist es sehr kompakt und leicht, außerdem hervorragend zu bedienen.


Fotos von der Innenseite der Kamera kann ich leider gerade keine machen, denn ich habe wie gesagt einen Film drin liegen. Ist allerdings auch nicht allzu spannend, da ist ein ganz normaler Schlitzverschluss, vertikal ablaufend, drin. Die Lichtdichtungen müssten evtl. mal erneuert werden, aber ich denke, dass sie bei diesem Test-Film wohl noch reichen werden. Der Spiegelanschlagpuffer ist erstaunlicherweise noch OK.

Was den Sucher angeht: Sehr schön helles Sucherbild, was sicher auch an dem recht lichtstarken 40mm liegt. Fokussieren ist mit dem Schnittbildsucher und den Mikroprismas drumherum problemlos möglich. Ich hatte jedenfalls bisher keine Probleme. Ob die Bilder dann nachher auch tatsächlich scharf werden, das sehen wir dann nach der Entwicklung. Oben links in der Ecke wird übrigens ein kleiner roter Warnanzeiger eingeblendet, wenn die Kamera im manuellen Modus ist bzw. der Belichtungsmesser überfordert ist.


Fazit: Eine sehr leichte, kompakte SLR, die sowohl manuelle Belichtung zulässt als auch eine Halbautomatik besitzt. Das Ende der 1970er hat viele interessante Kameras hervorgebracht, es war eine Zeit der Innovationen. Da der Name Konica heute nicht mehr so den großen Klang hat, da sie sehr bald danach in den 1980ern in Minolta aufgegangen sind, die wiederum selber irgendwann ihre Consumer-Sparte an Sony verkauft haben, sind diese Kameras relativ günstig zu bekommen. Was nicht zuletzt an der Menge der produzierten Geräte liegt, denn diese Kamera und ihre kompetenteren Geschwister waren durchaus beliebt. Das Objektiv macht zudem bisher einen sehr soliden Eindruck; Nachforschungen im Netz ergeben überdurchschnittliche Bewertungen für diese kleine, kompakte Optik. Ich erwarte also voller Spannung das Ergebnis meines Testfilms! Vom Funktionsumfang ist sie etwas besser als die Olympus OM-10, die aus einer ähnlichen Zeit stammt, denn im Gegensatz zu jener hat sie einen eingebauten manuellen Modus. Andererseits gefällt mit die Zeitautomatik der Olympus vom Prinzip her besser - auch wenn die Blendenautomatik für Einsteiger vielleicht leichter zu handlen ist. Außerdem sieht die Olympus mehr sexy aus, aber das ist ein persönlicher Geschmack, den nicht jeder teilen muss. ;-)