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Kleinere Reparaturmaßnahmen

Wo ich gerade dabei war: Ich habe dann mal den Balgen an der unbekannten Kamera wieder befestigt. Dazu habe ich mir als erstes Mal genau angeschaut, was da abgeht. Die Verklebung, die den (papierdünnen) Balgen an der Frontplatte befestigt hatte, scheint über die Jahrzehnte einiges an Feuchtigkeit angezogen zu haben. Denn nur dort, wo sich diese befand, hat der Rost sich bis tief ins Metall gefressen. Oder vielleicht waren da irgendwelche anderen oxidierenden Komponenten drin, wer weiß, was die damals verbaut haben.


Bei dieser Inspektion wurde mir dann schnell klar: Da klebt nichts anders drauf, das muss erst mal runter. Zuerst habe ich es mit einem Wattestab in WD40 versucht, aber außer Fusseln im Rost hat das nichts gebracht. Dann bin ich auf Alkohol gewechselt, um das WD40 wieder weg zu bekommen, denn da klebt bekanntlich ja auch nichts drauf. Schweren Herzens habe ich also den Dremel ausgepackt und mit dem feinen Polierkopf und mäßigem Druck den Rost so lange bearbeitet, bis der Stahl darunter zum Vorschein kam.

Das ging ganz gut und dann habe ich das gleiche auf der anderen Seite, also am Ansatz des Faltbalgens versucht. Da klebten nämlich genau so viele Krümel dran rum. Danach habe ich ein paar Streifen Teppichklebeband angebracht. Das kann man nämlich relativ rückstandsfrei wieder los werden, wenn es nicht funktioniert. Und das war auch ganz gut so, denn: Hat nicht funktioniert. Am Balgen wollte es nicht kleben bleiben. Deswegen habe ich dann das schwerere Geschütz aufgefahren.


Für solche Zwecke habe ich ja mal vor längerer Zeit eine große Flasche Flüssigkatex angeschafft. Das wird ja auch nicht besser, muss auch mal verwendet werden. Hier gilt das gleiche: Das Zeug ist relativ neutral und wenig aggressiv, löst also den alten und empfindlichen Balgen nicht auf. Außerdem kann man das im getrockneten Zustand recht simpel einfach wieder abziehen. Also habe ich flugs ein bisschen von dem Zeug auf der Innenseite aufgepinselt und dann den Balgen angedrückt. Das Praktische ist, dass ich während der Trockenphase keine Klammern oder sowas brauchte, weil ich die Kamera einfach zuklappen konnte. Und was soll ich sagen: Das hält bombenfest. Außerdem kann so an die frei gerubbelten Stellen, an denen jetzt kein Lack mehr dran ist, keine Luftfeuchtigkeit mehr dran kommen. Also hoffe ich mal, dass es auch nicht weiter rostet.

Bleibt die Tatsache, dass der Schirm, bestehend aus eine angeätzten Glasscheibe, bei etwa einem Drittel abgebrochen ist. Mit dem bisschen, was davon noch übrig ist, konnte ich aber zumindest die grundsätzliche Funktionstüchtigkeit und Lichtdichtigkeit testen. Natürlich steht das Bild in der Kamera Kopf. Und spannend ist es auch nicht, einfach nur der übliche Blick auf Kuhweid. ;-)


Heute morgen habe ich dann mal das Maßband genommen und abgemessen, was denn das Format des Mediums wäre, das man mit so einer Kamera belichten kann. Wie man aus der hoch professionellen Zeichnung da unten entnehmen kann, war die Breite des Schirms wohl mal so um die 52mm und die Höhe ungefähr 41mm. Das entspricht etwa 2⅛ x 1⅝ Zoll. Was mich nach ein bisschen Recherche zum Sixteenth Plate Format geführt hat, also einem 16tel der originalen Nassplatten-Größe. Halte ich persönlich für ein sehr seltsames Format, aber was weiß ich schon?!

Das wiederum hat mich dann auf Aspekte der Fotografie gebracht, über den ich bisher noch nicht so viel gehört hatte: Tintype und Ferrotype. Ich war mir zwar bewusst, dass noch weit bis ins 20ste Jhd. hinein auf Jahrmärkten oder ähnlichen Veranstaltungen Portraits der Besucher angefertigt wurden, und zwar auf Metallplatten. Diese wurden mit einer Lichtempfindlichen Silber-Schicht (Nitrat?) beschichtet und konnten relativ einfach entwickelt werden, sodass die Kundschaft die fertigen Bilder praktisch direkt mit nach Hause nehmen konnten. Der Trick dabei war, dass die belichteten und entwickelten Silber-Stellen tatsächlich heller erschienen als die dunkle Platte aus Metall, sodass man ohne großen Aufwand einen Positiv-Eindruck erhielt, obwohl man eigentlich ein Negativ betrachtet. Also, so verstehe ich jedenfalls die diversen Artikel und Webseiten, die ich zwischenzeitlich zu dem Thema gelesen habe. Über den Zusatz verschiedener (giftiger) Substanzen (Cyanide?) wurde dieser Effekt noch verstärkt.


Und ich glaube, dass ich genau so ein Teil hier in den Händen halte: Eine alte Kamera für Tintype. Das würde erklären, weshalb man den Schirm relativ einfach und kompliziert abziehen kann, um eine beschichtete Platte einzusetzen. Die kleinen Portraits waren wohl am Ende des 19ten Jhds. sehr beliebt. Wenn man Tyntype oder Ferrotype bei eBay eingibt, bekommt man jedenfalls einen Haufen kleiner Porträtfotografien angeboten, die die Jahre erstaunlich gut überstanden haben. Denn im Gegensatz zu Papierfotos, die früher oder später weg rotten, sind diese Bilder auf Metallplatten ziemlich beständig dem Zahn der Zeit gegenüber.

Ich habe sogar ein, zwei Angebote gefunden, in denen man einen passenden Plattenhalter erwerben könnte. Sind leider sehr teuer oder in UK, was den Versand erschweren würde. Aber ich muss mal auf den kommenden Flohmärkten die Augen offen halten, vielleicht findet man da sowas ja auch. Wäre jedenfalls extrem interessant, wenn man da einfach einen Bogen Film einspannen könnte. Oder auch einfach nur ein Fotopapier, das ich dann nachher entwickeln könnte. Oder ich bastel mir was aus schwarzer Pappe und stecke ein Stück 35mm Film rein! Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt! ;-)

Insgesamt also ein sehr interessanter Kaninchenbau, in den mich diese kleine Kamera also geführt hat.

...und dann war da noch was Unbekanntes

Auf dem Flohmarkt habe ich zu der Rolleiflex auch noch dieses sehr seltsame Gerät bekommen. Ich bilde mir ja ein, wenigstens ein oberflächliches Wissen von Kamera und der entsprechenden Historie zu haben, aber dieses Teil sagt mir erstmal auch nichts.

Was weiß ich darüber? Eigentlich nichts. Es handelt sich offensichtlich um ein eine Art Balgenkamera. Statt eines Objektives gibt es nur eine einzelne Linse hinter dem Verschluss. Dieser hat zwei Hebelchen, der eine löst den Verschluss aus, der andere wählt den Modus: Bulb oder irgendeine unbestimmte Zeit - ich schätze sowas wie 1/50s. Sehr faszinierend. Vorne kann man noch einen kleinen Rahmen aus einigermaßen stabilen Draht aufklappen, vielleicht als Stütze? Oder als Sucher?


Und das Bild wird auf der anderen Seite auf eine Glasplatte geworfen (die leider schon defekt war, als ich das gute Stück bekommen habe). Ich nehme an, dass man hier - wenn man die Kamera auf einem Stativ montiert hat - die Bildkomposition vornehmen kann, dann die Glasplatte herausziehen und gegen ein kleines Film-Magazin oder eine Nassplatte austauschen kann. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich so kleine Kameras dafür gab und ob die Belichtungszeit für sowas langsames ausreichend ist.

Ehrlich gesagt, habe ich absolut gar keine Ahnung, worum es sich hier tatsächlich handelt. Es gibt keine Beschriftung, keine Marierung, rein gar nichts, was mir einen Hinweis auf Hersteller oder Modell geben würde. Ich wüsste nicht mal genau, wonach ich suchen sollte. Zuerst dachte ich, es würde sich eigentlich eher um sowas wie eine Kamera Obskura handeln, nur ein bisschen mehr ausgeklügelt mit Linse und so, weil der Verschluss nämlich in der B-Einstellung hängen blieb und ich den Hebel manuell zurück setzten musste. Nach ein paar Mal fing er dann aber regelmäßig an, automatisch wieder zurück zu schnappen.


Leider ist der Balgen vorne von Frontplatte abgerostet. Überhaupt ist da schon ein kleines bisschen viel Rost im Spiel. OK, nennen wir das mal Patina! ;-) Aber funktionstüchtig ist das so nicht, deswegen werde ich da eine hochprofessionelle Restauration durchführen. Also, so professionell, wie ich das kann. Ich werde keine großen Veränderungen vornehmen, keine Angst. Nur den Balgen möchte ich schon ganz gerne wieder vorne dran haben an der Stelle, wo er hin gehört. Der Plan ist, dass ich dafür den Rost weg mache, zumindest dort wo die Verklebung war, welche wohl die Feuchtigkeit angezogen hat. Also nicht außen rum, nur innen, wo es nötig ist. Dann werde ich es wohl mit dem guten doppelseitigen Teppichklebeband versuchen und wenn das nicht hält, mit dem flüssigen Latex, das ich eh noch im Schrank stehen habe. Das ist weniger aggressiv als irgendein Klebstoff.

Also, stay tuned. Vielleicht kriege ich ja auch noch raus, was das überhaupt für ein Teil ist. ;-) Sieht ein bisschen nach sowas wie einer primitiven Ensignette aus, aber die waren glaube ich alle mit Film, oder?

Kodak Jr. Six-20

Die Kamera, die ich am letzten Samstag zuerst auf dem Rheinauenflohmarkt gefunden und mitgenommen habe, war eine Kodak Junior Six-20. Die hatte ich mit beim letzten Mal schon angeschaut, aber da ich ja eigentlich auf der Jagd nach einer Canon SLR bin, hatte ich die damals nicht mitgenommen. Jetzt aber war es so weit, ich konnte sie nicht noch länger da stehen lassen, vor allem, weil ein kurzer Check ergeben hat, dass sie schienbar problemlos läuft. Außerdem war auch diese Kamera komplett mit der originalen und nicht auseinander fallenden Tasche zu haben.


Wie das ja oft der Fall bei diesen alten Kameras ist, man kann sich nie ganz sicher sein, was man da jetzt tatsächlich gerade in der Hand hält. Hier ist zu erwähnen, dass die Objektiv/Verschluss-Einheit auf einer achteckigen Platte aufgebaut ist. Das, zusammen mit der Offenblende von f/6,3 lässt mich vermuten, dass es sich hier um eine der besseren Versionen dieser Kamera handelt. Ich kann nicht genau herausfinden, ob das eine Version ist, die in Stuttgart gebaut wurde oder tatsächlich aus den USA importiert wurde. Das Baujahr nach 1933 bis spätestens 1940, das ich im Netz finde, schleißt die beiden Möglichkeiten nicht aus. Es kann sich nämlich durchaus um ein Vorkriegsmodell aus den USA handeln, und selbst nach nach '39 wurde ja nicht sofort der gesamte Handel dicht gemacht, da die Amerikaner erst '41 in den Krieg eintraten. (Für Details bräuchte ich jetzt jemanden, der sich in dem Thema genauer auskennt! ;-)) Das heißt aber auf jeden Fall, dass diese Kamera mindestens 80 Jahre alt ist. Dafür sieht sie sehr gut erhalten aus.

Ich habe dann auch, wie das meine Art ist, direkt mal einen Film rein gemacht. Ich hatte in der Rolleiflex ja noch zwei 620 Spulen gefunden, sodass das umspulen eines 120er Films auf diese kein Problem darstellte. Und was soll ich sagen: Scheint alles zu funktionieren. Ich hab den Film zwar noch nicht gescannt, aber mit der Lupe sieht er knackig scharf aus. Allerdings scheint er beim Umspulen noch ein paar zusätzliche Kratzer bekommen zu haben - der Fompan 200 ist ja eh schon immer von der Fabrik aus voller Streifen, die Emulsion ist wohl zu weich. Außerdem habe ich beim Einfädeln in die Patersonspule mal wieder geflucht und geschrien. Der ist unheimlich fummelig, was das angeht. Mit dem 100er hatte ich diese Probleme nicht, oder zumindest weniger. Ich habe jetzt mal ein paar Rollen Kentmere bestellt, vielleicht geht das damit besser, man muss das ja ausnutzen, dass es auch andere Hersteller gibt! ;-)


Fazit: Auch mit einer maximalen Geschwindigkeit von 1/100s und bei f/6,3 kann man Fotos machen. Und das selbst noch nach 80 Jahren. Diese Kamera war zwar etwas teurer, als ich sie bei eBay bekommen hätte, aber dafür ist die Tasche dabei, eine Spule und vor allem konnte ich sie mir vor Ort anschauen und testen. Ein solider Kauf. Und außerdem habe ich jetzt ein Gerät, dass 9x6 Negative produzieren kann. Weiß gar nicht, ob die Scans dann überhaupt noch in den altersschwachen Scannerrechner rein passen! :-D

Rolleiflex

Kommen wir nun zu den wirklich spannenden Dingen, die ich auf dem letzten Rheinauenflohmarkt eingesammelt habe. Dinge, an denen ich wirklich nicht vorbei gehen konnte. Wie diese Kamera, von der ich es kaum noch erwarten kann, sie endlich hier vorzustellen: Eine originale Rolleiflex! In gutem Zustand mit einem Haufen originalem Zubehör dabei! Ich konnte mein Glück kaum fassen! Und einigermaßen günstig war sie außerdem auch noch!

Ich hatte zwar an dieser Stelle bereits mein eigenes Limit erreicht - ich geh ja nie mit mehr als 50 € auf den Flohmarkt, dann kann ich auch nicht mehr ausgeben -, aber zum Glück hat der Verkäufer auch diese hochmoderne Art der digitalen Bezahlung akzeptiert! (Irgendwas mit Paul oder so! ;-))


Wie man sehen kann, das gute Stück kommt mit der originalen Ledertasche, die auch noch nicht auseinander fällt. Das ist ja nicht immer der Fall, ich habe da diverse Kameras, die nicht so alt sind, deren Etuis und Taschen schon lange in Einzelteile zerfallen sind, da die Fäden irgendwann morsch werden.

Apropos Alter: Wenn ich das richtig sehe, habe ich hier tatsächlich die allererste Version der Rolleiflex. Sie ist also irgendwann zwischen 1928 und 1931 gebaut worden. Hier die Merkmale, die mich zu dieser Annahme führen: Das allgemeine Design ist dunkel gehalten und nicht wie bei den späteren Rolleiflexen eher silbern. Sie hat auch das relativ schnelle f/3,8 Tessar. Die Knöpfe sind eher messingartig, es gibt keinen Hebel zum Filmtransport, wie es ihn breits ein paar Jahre später bei der Standard Rolleiflex gab. Die Andruckplatte im Inneren ist nicht lackiert und sie hat zudem zwei rote Sichtfenster, einmal am Boden, einmal auf der Rückseite. Aber das Wichtigste: Sie kam mit einem 620 Farb-Film (Orwo), den ich wohl tatsächlich mal in die Entwicklung geben werde und das Ergebnis dem Verkäufer zukommen lasse - ich hab ja aufgrund der digitalen Zahlung jetzt seine eMail-Adresse! ;-) Weshalb ist das mit dem 620er Film wichtig? Weil die späteren alle direkt 120 Rollfilm genommen haben, nur die allerersten Modelle nahmen eigentlich 117er B1 Rollfilm, konnten dann aber auch relativ problemlos auf den etwas schmaleren 620 umgerüstet werden. Die Produktion von B1 lief wohl irgendwann der 1930er aus, als diese Kamera eigentlich noch viel zu jung war, als dass man sie hätte wegwerfen wollen, deswegen gab es da wohl diese offiziellen Umbauten, die diese hier wohl bekommen hat. 620 Film ist dann irgendwann in den 1990ern verschwunden - erstaunlich spät -, sodass ich annehme, dass die Kamera seit mindesten 30 Jahren eingemottet war.


Dafür - und für ihr Alter von über 90 Jahren - hat sie sich aber richtig gut gehalten! Sie sieht richtig schick und retro aus. Und sie funktioniert einwandfrei. Der Verschluss löst bei allen Zeiten (1s bis 1/300s, B und T) aus, das ist das Wichtigste, aber auch alle anderen Funktionen haben keine Beeinträchtigung. Das Gehäuse ist zwar ein bisschen verzogen und schließt nur mit sanfter Überredungskunst, die Dichtungen haben sicher auch schon bessere Tage gesehen, aber ansonsten alles einwandfrei. Auch die Linsen sind klar und im Sucher schwirren nur vereinzelte Staubkörner herum. Selbst der Klappmechanismus am Sucher funktioniert ohne Problem. Ein wirklicher Glücksfund!

Ich habe dann auch direkt am Sonntag einen Film durch geschickt. Nachdem ich in der anderen Kamera, die ich vorher schon mitgenommen hatte, eine 620er Spule gefunden hatte, und in dieser gleich zwei - den Orwo-Film habe ich auf eine billige Plasitik-120er-Spule umgespult, bevor ich den in die Entwicklung gebe; bei der ist das nicht so schlimm, wenn die verloren gehen sollte ;-) -, hatte ich insgesamt also drei Stück. Zwei davon habe ich gleich mal mit einem 120er bestückt. Der passt einwandfrei auf die etwas dünnere Spindel und scheint auch an den Rändern lichtdicht abzuschließen. Leider habe ich bei der Entwicklung das Gehirn nicht eingeschaltet und so ist jetzt am Rand vom Film ein Finger breit nicht richtig entwickelt, weil ich Döskopp nur 300ml statt der notwendigen 500ml verwendet habe! Ich Idiot! Aber als Beweis, dass an der Rolleiflex alles funktioniert, reicht das trotzdem!


Aber damit nicht genug! Zusätzlich war da noch einiges an originalem Zubehör dabei: Ein Gelbfilter in der passenden Größe ist immer gut und der originale Drahtauslöser ist auch dabei gewesen. Der hat leider das Problem, dass oben am Knopf der Textil-Schlauch abgerissen ist und er deswegen leider nur noch bedingt funktioniert. Aber dafür war gleich noch ein zweiter dabei, der zwar zeitlich ähnlich alt sein sollte, allerdings ein bisschen zu lang ist und sich deswegen an der Kamera nicht in den vorgesehene Nuppsi einhängen lässt. Aber man kann den Verschluss auch gleich unten am Objektiv auslösen, insofern ist der auch nicht unbedingt nötig, erklärt aber die Delle in der Belederung, wo er eingeschraubt war. ;-)

Der Belichtungsmesser stammt zeitlich wahrscheinlich eher aus den 1960ern, wäre aber auch ganz praktisch, wenn er denn nicht nach dem Mond gehen würde. Das übliche Problem mit Selenzellen. Aber als histprisches Artefakt, ebenfalls komplett mit Lederetui, da sag ich nicht nein!

Als weitere Dreingabe war dann aber auch noch das zur Kamera passende Stativ dabei. Das muss auch so aus den 1920ern/1930ern stammen, ist es doch tatsächlich noch aus Messing gebaut! Messing! Nix Alu oder gar Plastik! Wie das den Krieg überdauert hat, weiß ich gar nicht. Schließlich hat man selbst Eheringe eingeschmolzen, um daraus Patronenhülsen zu bauen! Und dann kam die Nachkriegszeit, in der viele dieser alten Kameras und deren Zubehör von den siegreichen Truppen eingesammelt wurden, sozusagen als kleine Reparation am Rande. Oder man musste diese Teile auf dem Schwarzmarkt verhökern, um was zu Essen zu kaufen. Wenn ich so drüber nachdenke, was diese Kamera also alles durchgemacht haben muss, dass sie heute noch so gut erhalten hier neben mir auf dem Schreibtisch steht...


Fazit: Einer der besten Käufe, die ich seit langem getätigt habe. Diese Rolleiflex mit samt ihrem Zubehör ist beinahe schon zu schade, um sie mit in die Wildnis zu schleppen. Sie sollte eigentlich einen besonderen Platz in der Vitrine bekommen! Aber da sie einwandfrei funktioniert, werde ich sie zu besonderen Gelegenheiten sicher noch einmal auspacken. Sie ist nämlich einfach zu schön, um sie einfach nur wegzusperren, wo sie keiner sehen kann! :-)

Polaroid 340 Automatic Land Camera

Keine Angst, ich habe nicht schon wieder sinnlos Geld ausgegeben. (Jedenfalls nicht dafür. ;-)) Allerdings frage ich mich schon, warum ich eine Sofortbild-Klappkamera von irgendwann zwischen 1969 bis 1971 (laut Internet) bei meinen Eltern im Keller finde. Und zwar ein Modell Polaroid 340 Automatic Land Camera. Ich glaube kaum, dass die jemals von denen benutzt worden ist. Die Mutter wusste nicht mal, dass sowas existiert. Also, sie wusste, "dass da noch eine Kamera rumliegt", aber ansonsten hatte sie gar keine Details dazu. Die habe ich jedenfalls gefunden, als ich da letztens die Bohrmaschine vom Regal genommen habe, um das Loch für die Glasfaser in die Wand zu bohren, aber das ist eine andere Geschichte.

Ich habe das gute Stück dann jedenfalls mal mit genommen. Also, die Polaroid jetzt, nicht die Bohrmaschine. Davon haben wir selber genug. ;-) Und was soll ich sagen? Das Ding sieht aus, als würde es problemlos funktionieren - natürlich mit der Einschränkung, dass es seit ungefähr 10 Jahren keine Filmkassetten mehr dafür gibt. Man könnte noch welche kaufen, wenn man utopische ehBlöd-Preise zahlen will. So, ein Pack mit 10 Fotos für 100€/$/£. Und die sind dann halt 2015 abgelaufen. Und ich bin ja verrückt, aber halt nicht so verrückt! :-D


Wie man sieht kommt die Kamera mit einem sehr schönen kleinen Kunstlederkoffer. Wenn man sie daraus befreit, hat mein einen ziemlichen Klotz in den Händen. Vom Volumen her ungefähr zwei Ziegelsteine übereinander. Und das Gewicht ist auch nicht ohne, wobei ich das jetzt nicht in Einheiten von Ziegelsteinen messen würde. Wenn man die Plastikkiste drumherum dann öffnet, kommt die Frontplatte zum Vorschein und man kann den Balgen ausfahren und den Sucher aufklappen. Letzterer hat zudem einen gekoppelten Rangefinder an der einen Seite, sodass man schnell und präzise scharfstellen kann, indem man über die Hebelchen am oberen Rand durch rechts-links-drücken das Bild scharf bekommen kann. Diese sind mit dem Balgenmechanismus verbunden und bewegen die gesamte Frontplatte mit Linse und allem vor und zurück.

Die Belichtung erfolgt angeblich automatisch, aber ich sehe keinen Belichtungsmesser. Stattdessen gibt es einen ISO-Drehknopf unter der Linse, der in den für Sofortbildfilmen damals üblichen Schritten eine halbe Blendestufen zwischen den "normalen" ISO-Werten hin und her schalten kann: 75, 150, 300 und noch ein paar seltsame Werte bis 3000. Außerdem gibt es einen Hebel, mit dem man eine zusätzliche Blende in die Optik einschieben kann. Das scheint mit alles vollkommen manuell und mechanisch abzulaufen, sodass sich die "Automatik" wahrscheinlich eher auf darauf beschränkt, dass der Film nach der Belichtung automatisch ausgeworfen wird? Ich kann nur raten, ich habe schließlich weder einen Film noch eine passende Batterie. Mir würde es in dem Zusammenhang ja schon reichen, wenn ich eine alte, leer Kassette in die Finger bekommen könnte, dann würde ich mir schon aus einem Stück 120 Film was zusammen-macgyver-n, um das Teil zu testen. ;-) Aber ich bräuchte die Kassette wahrscheinlich schon, um zu sehen, wo die Filmebene zumindest ungefähr liegen müsste. Soweit ich das sehe, ist da leider nirgends eine Markierung, wie man das bei SLRs oder besseren Knipsen manchmal hat.

EDIT: Bei Buktus gibt es auch dafür eine Anleitung und in der steht, dass da vorne tatsächlich ein "Magic Eye" dran ist, dass die Belichtung misst und dementsprechend wohl eine Zeit auswählt. Ob das nach der langen Zeit noch funktioniert?


Wenn man sich die Bilder so anschaut, die Kamera sieht eigentlich ganz schon schick und Retro aus. Außerdem ganz gut erhalten, dafür dass sie Gott weiß wie lange jetzt schon im Keller rumgelegen hat, der nicht unbedingt kamera-freundlich temperiert ist und viel zu hohe Luftfeuchte hat. Der Balgen sieht dicht aus, die Plastikteile fühlen sich allerdings etwas ölig an - wahrscheinlich schwitzt das irgendwelche Weichmacher aus. Aber alles nichts, was die Funktion beeinträchtigen sollte. Zudem hat die Kamera einen recht hübschen Retro-Look, der gerade ja total in ist. Ach ja, hinten auf der Rückseite gibt es noch einen Timer, den man einstellen kann, je nach dem wie lange der Film entwickeln muss, bis man ihn aus der Kamera heraus kriegt.

Zum Schluss noch ein oder drei Blicke in die Innereien der Kamera: Da haben wir das Batteriefach, in das man eine recht exotisch 4,5V Batterie einlegen soll. Ich nehme an, da würden es zur Not wahrscheinlich auch drei AAA in einem Halter tun. Die Mechanik, die für die Entwicklung und den Auswurf des Bilds aus der Kassette verantwortlich zu sein scheint, sieht da schon spannender aus. Und die Linse von innen ist ein bisschen angelaufen, die müsste ich mal putzen. Aber nichts ist pilzig oder riecht unangenehm. Gut, alles ist ein bisschen staubig, aber da kann man ja was gegen tun.


Schade also, dass die paar Filme, die es noch gibt, so teuer sind. Es gab da vor einiger Zeit wohl mal eine Kickstarter-Kampagne, aber was draus geworden ist, weiß ich auch nicht so genau. Die Filme, die sie produziert haben, scheinen jedenfalls ausverkauft zu sein. Wie gesagt, eine leere Kassette würde mir wahrscheinlich ja schon reichen, um zumindest zu testen, ob noch Leben in ihr steckt. Dann könnte ich wie gesagt Stück von einem 120er Film da rein zwängen. Ohne Strom scheint die Kamera nämlich völlig mechanisch auszulösen, ohne danach die Chemiemischung in Gange zu setzen. So genau weiß ich nicht, wie ich mir das vorzustellen habe. Das letzte Mal, dass ich diese Art von Film zu sehen bekommen habe, muss bald 40 Jahre her sein, als man auf diese Sofortbilddinger noch Passfotos gemacht hat. (Da gab es so extra Kameras mit viel Linsen, meine ich mich zu erinnern. Die Filmfläche ist ja recht groß, da kann man durchaus 2 mal 2 Bilder drauf bekommen.) Oder war das noch der Schulfotograf, den es damals noch gab? Jedenfalls musste man von den Filme hinten diese Folie abziehen, wenn sie fertig waren. Meine ich. Ist lang her. Ich muss zugeben, bei diesen Instant-Kameras und deren Technik kenne ich mich auch nicht so aus. Die andere Möglichkeit ist wohl, dass man diese Kameras (destruktiv) auf Instax umbaut, aber ich glaube, das will ich nicht. Erstmal habe ich keine Ahnung wie, dann ist das Format ja ein ganz anderes und außerdem möchte ich an diesem ganz gut erhaltenen Stück nichts kaputt machen. Vielleicht gibt es demnächst im Zuge der Retrowelle ja auch für sowas wieder einen Film zu kaufen! ;-)

Und ganz zum Schluss noch die Frage: Welche Art von Fotograf hat so eine Kamera tatsächlich benutzt? Das "Land" im Namen klingt für mich ja eher nach Landschafts- als nach Portrait-Fotografie, was (s.o.) mein einziger Berührungspunkt mit dieser Technik war. Aber will man so ein dickes Ding im Feld mit sich herum schleppen? Die Filme waren damals sicher auch nicht günstig, da kann man auch nicht einfach so mal drauf halten. Die gesamte Aufmachung und Build Quality schreien allerdings nach "professioneller" Anwendung. Also doch für Fotografen, die eher Leute gegen Geld fotografieren? Den Vater kann ich ja leider nicht mehr fragen, ob er noch wüsste, wie das Ding in den Familienbesitz überging und wer das zuvor benutzt hat.