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Schwarz-weiß und analog, Teil 251: Mit der Nettar am Mediapark

Fomapan 200 (120) #3, 3. Juli 2023
  • Kamera: Zeiss Ikon Nettar
  • Entwicklung: 5x Prewash, Adonal 1+50, 9:00 Minuten 20,5°C, Adofix Plus 1+7, 5:00 Minuten(5.), Adoflo II 1+200
Heute gibt es Test-Bilder. Irgendwann im Sommer habe ich von C eine Kamera bekommen, die sie wiederum von ihrer Nachbarin bekommen hatte: Ein Nettar. Diese war ziemlich pilzig und verrostet, sodass ich sie erstmal wieder auf Vordermann bringen musste. (Und zwar in 1, 2, 3, 4 Teilen.) Da ich sie dafür praktisch komplett auseinander genommen hatte, war ich mir nicht so sicher, ob es tatsächlich ansehbare Bildergebnisse geben würde. Aber: Sieht gut aus! Scheine den Fokusring zumindest einigermaßen korrekt angebracht zu haben. Andererseits, mit f/6.3 ist das Objektiv ja auch nicht sooo empfindlich, was ein bisschen Kurz- oder Weitsichtigkeit angeht.

Da wir an dem Tag ins Kino wollten, sind alle Bilder rund um den Mediapark entstanden; so auch das erste mit dem Colonius und dem Hochhaus am Mediapark. (∞, 1/200s, f/16.) Gegens Licht war Sunny Sixteen eine gute Wahl und trotzdem ist noch genug Detail in den Fenstern zu erkennen. (Viel langsamer wird es an diesem Tag übrigens auch nicht, es war sehr hell!) Der Foma 200 im 120-Format scheint also gar nicht so schlecht zu sein, sage ich ja immer wieder. Wenn da nicht diese kleine schwarzen Stippse wären. Kratzer? Gut, wenn man nicht rein zoomt, fällt das bei 720p auf meinem Notebook gar nicht auf. Zur Bewertung der Qualität der Optik kann man sich gerne die Ecken anschauen, die schon sehr verzerrt und unscharf sind. Voll Retro! ;-) Aber das ist halt so bei diesen alten Dreilinsern. Immerhin gibt es bei f/16 so gut wie keine Vignettierung.


Der Schwan mit seinen beiden Jungen ist ein ziemlich gutes Foto geworden, das hätte ich gar nicht gedacht. (4m, 1/200s, f/11.) Die Auflösung der Kamera ist erstaunlich gut. Immer wieder erstaunlich, was diese alten Medium-Format-Knipsen auf den Film zeichnen können. Aber auch der Kontrast sieht sehr gut aus, nachdem ich die Sauerei zwischen den Linsen weg gepopelt hatte. Die arme Kamera hatte wirklich einige Jahre auf dem Dachboden hinter sich. Oder im Keller. Jedenfalls war sie nicht korrekt gelagert worden. Dafür funktioniert der Verschluss aber erstaunlich gut. Man sollte meinen, dass gerade dieser nicht mehr so besonders gut laufen würde mit den ganzen Verharzungen, die sich über die Jahre gebildet haben.

Und man bekommt sogar ein bisschen Bokeh hin, wie man an diesen Tauben auf der Mauer sehen kann. (2m, 1/200s, f/11.) Und das bei so weit geschlossener Blende. Erstaunlich. Ich mein, ja, man sieht, dass das f/11 ist, aber man kann auch erahnen, was bei weiter geöffneter Blende möglich wäre. So heben sich die Tauben aber wenigstens ein kleines Bisschen vom Hintergrund ab. Diese Kameras waren einfach für langsameren Film gebaut. Was war in den 1950ern Standard? Irgendwas zu ISO 50 Äquivalentes, wahrscheinlich.

Die große Eins musste ich gleich zweimal fotografieren, denn beim ersten Mal habe ich nachher nicht am Knöpfchen gedreht, sodass ich eine unfreiwillige Doppeltbelichtung hatte. Die gibt es am Ende zu sehen. Aber gut, dass ich es noch gemerkt habe - es hat auch Vorteile, wenn man sich jedes Foto aufschreibt -, denn das Ergebnis ist spannend. (3m, 1/200s, f/8.) Immerhin sind wir hier nur noch 2/3 Blendenstufen von Offenblende entfernt und so bekommen wir auf diese Entfernung schon eine ganze Menge Unschärfe. Immerhin ist bei den Mittelformatkameras die Brennweite auch entsprechend groß. So zeigen die Bäume im Hintergrund schon ein kleines bisschen Rotationsansatz. Aber wirklich nur ein kleines Bisschen. Das ist der Retro-Look, nach dem ich immer so suche! ;-)


Die Lüftungsrohre neben dem Colonius ist dann schon wieder sehr viel härter am Licht entlang fotografiert. (Fast ∞, 1/200s, f/11) Zum Glück zogen immer wieder Wolken vorbei und sorgten so für diese dramatische Stimmung, wie wir sie hier sehen. Ein ziemlich gutes Bild, zu dem ich mal wieder nicht viel zu sagen habe.

Der Blick über die Brücke - inkl. Radfahrerin - gefällt mir fast genau so gut. (∞, 1/200s, f/11.) Schön geometrisch, nette Spiegelungen auf dem Wasser, ein paar Wolken am Sommerhimmel: Gut. Und sogar fast gerade. Was mir bei den quadratischen Bildern aber ehrlich gesagt meist gar nicht so sehr auffällt wie bei denen im Format 3:2. Wie auch immer, ich merke jedes Mal, dass Mittelformat ein ganz besonderes Feeling hat, besonders mit diesen alten Klappkameras. Da fühlt man sich wirklich in die 1950er/60er zurück versetzt.

Die Brücke habe ich auch ein bisschen von der Seite mitgenommen, denn die Bögen über dem flachen Wasser machen sich auch so gut. (∞, 1/200s, f/8.) Leider war das Wasser etwas zu unruhig, um eine schönere Spiegelung zu bekommen. Hier am Mediapark zieht es ja immer wie kölsche Hechtsuppe. Zwischen den Bäumen war es jedenfalls etwas schattiger und ich konnte die Blende ein bisschen weiter öffnen. Schließlich ging es mir darum zu sehen, ob ich die Skala wieder richtig angebracht hatte. Sieht gut aus: Die Brücke ist scharf und auf die hatte ich schließlich gezielt.


Fahrräder haben es mir ja eh angetan, besonders solche, die in Herden auftreten. (4m, 1/75s, f/16.) Hier habe ich die Blende sehr weit geschlossen und mal eine langsamere Zeit verwendet, schließlich wollte ich wissen, ob auch die funktionieren. Scheint so. Ich mein, viel Auswahl hat man bei diesen alten Zentralverschlüssen ja eh nicht, da ist es gut zu wissen, dass das bisschen, das man hat, auch tatsächlich geht. Und außerdem boten sich die hintereinander abgeställten Räder auch dafür an, denn so habe ich sie praktisch alle im Fokus. Und ich glaube, unten links habe ich ein bisschen die Linse verdeckt? Sieht nach dem unscharfen Rand eines Fingers aus! ;-)

Ein bisschen verwischte Springbrunnendüsen gefällig? (150cm, 1/75s, f/8.) Hier befinden wir uns ziemlich am unteren Ende der Entfernungsskala, so wie sie auf dem Objektiv angebracht ist. Die Fontänen könnten ein bisschen schärfer sein, ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass das hier an meinem eigenen Unvermögen, Entfernungen richtig abzuschätzen, liegt, und nicht an der Fokusskala. Die schein bisher schließlich zu stimmen. Andererseits ist das das einzige Foto, dass ich praktisch "am Anschlag" gemacht habe und die Fokusebene liegt offensichtlich ein bisschen vor der vorderen Fontäne. Naja, egal, trotzdem ein ziemlich cooles Bild!


Das Cinedom selber darf natürlich auch nicht fehlen. (∞, 1/200s, f/6,3.) Ich dachte mir, so gegen Ende des Films, da muss ich dann doch mal Offenblende testen, sonst habe ich die am Ende gar nicht dabei, und bei Unendlich wird schon nicht so viel schief gehen. Und auch hier muss ich sagen: Erstaunlich scharf alles. So sehr, dass man auf dem Mittelformat tatsächlich noch die Leute erkennen könnte, wenn man es wollte. Was Multiplex-Kinos angeht, ist das Cinedom tatsächlich eines der hübscheren, finde ich. Viele dieser Dinger sind ja einfach nur in die Landschaft geworfene Betonklötze. Das in Bad Godesberg zB ist ja nicht unbedingt das hübscheste, und auch in Siegburg oder Troisdorf folgt die Form eher dem Zweck. Während hier in Köln, da hat man zumindest einen Ansatz von Architektur: Weite, runde Fensterfronten, die das Licht rein lassen, zB. Und in der Abendsonne spiegeln die auch schön, was sich auf dem Foto auch ganz gut macht.

Und ganz zum Schluss noch die versprochene Doppelbelichtung: Sieht ja schon sehr witzig aus. Sowas passiert einem heutzutage halt einfach nicht mehr - wobei die D800 tatsächlich wohl einen Modus für Doppelbelichtung hat, wenn ich die Betriebsanleitung richtig verstanden hat; ob die aber den Sensor tatsächlich zwei Mal belichtet oder einfach zwei Bilder digital mischt, weiß ich auch nicht. Jedenfalls verpasst man so manchmal auch witzige Fotos. Wie dieses: Schwäne, die über den Bürgersteig schwimmen und Autos, die im See parken! ;-)


Fazit: Eine weitere, gut funktionierende Klappkamera im Mittelformat, die hübsche Bilder macht. Nicht, dass ich nicht mittlerweile genug davon hätte! ;-)

Nächstes Mal: Oberkassel mit der Konica Autoreflex TC.

Schwarz-weiß und analog, Teil 245: Siegburg

Fomapan 100 #46, Mai 2023
  • Revueflex 1000s, Auto Flex 1:2.8 f=50mm,Travenar Auto Wide Angle 1:2.8 f=28mm,
    Revuenon-Special 1:2.8 f=135mm
  • Entwicklung: Adonal 1+50, 8:45 Minuten, 20,5°C, Adofix Plus 1+7 (uralt), 9:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Alle Jahre wieder bringe ich wen zum Arzt in Siegburg und während der langen Wartezeit laufe ich durch die Stadt und mache Fotos, weil es in Siegburg immer Motive zu entdecken gibt. Außerdem wollte ich den Film dann auch mal voll bekommen, das hat mich etwas gestört, dass ich die Familienbilder vom Anfang noch immer nicht in den Händen hatte. Wie man direkt am ersten Bild erkennen kann: Es gab sehr viel mehr Licht als bei der letzten Session in Blankenberg. Das liegt aber auch daran, dass wir hier am recht späten Vormittag unterwegs waren. Da ballerte die Sonne schon recht kräftig vor sich hin.

Da die Telefonsäulen ja dieses Jahr endgültig alle abgebaut werden, habe ich die Gelegenheit genutzt, vor der Stadtbibliothek auf dem Marktplatz noch mal eine mitzunehmen. (50mm, 1/1000s, f/2,8.) Mir werden die Teile echt fehlen, denn die haben immer ein interessantes Motiv abgegeben. Besonders, weil man bei jeder wieder neu entdecken muss, wie sie vandalisiert worden ist. Wohl auch einer der Gründe, weshalb die Telekom dieses Negativgeschäft jetzt eingestellt hat. Außer ein bisschen Matsch, Dreck und Graffiti scheint es sich bei dieser aber in Grenzen zu halten. Nur hat der letzte nicht aufgelegt und so telefoniert diese Zelle mit ihrem eigenen Schritt! ;-)


Ebenfalls länglich und aufrecht: Der Schandpfahl. (50mm, 1/500s, f/2,8.) Das Hausdach im Hintergrund hat leider auf dem Film einen sehr ähnlichen Grauwert bekommen, sodass der Pfahl sich nur schwer dagegen abheben kann. Liegt aber auch daran, dass da der Schatten aufs Gesicht fällt. Hätte wohl insgesamt einen anderen Winkel wählen sollen. Interessant: Der Ansatz von Bokeh-Drehung direkt hinter dem Pfahl.

Kein Besuch in Siegburg ist komplett ohne ein Foto von der Viktoria auf dem Marktplatz. (135mm, 1/1000s, f/4.) Durch das erste Frühlingslaub des Jahres hindurch: Sehr schön gelungenes Bild. Eine etwas längere Brennweite wäre wahrscheinlich noch besser gewesen, aber wie gesagt, da muss ich mal schauen, ob ich auf dem nächsten Flohmarkt (oder bei ehBlöd) eine finde. Nicht, dass ich nicht schon genug Altglas hätte... ;-)

Das Holzgassen-Logo ist erstaunlich dunkel geworden. (50mm, 1/1000s, f/4.) Und auch erstaunlich, wie scharf eigentlich alles in dem Bild ist, obwohl ich gerade mal eine Stufe abgeblendet hatte. Habe sowieso den Eindruck, dass ich den Schärfepunkt nicht ganz so genau auf den Schriftzug gesetzt hatte, sondern wohl ein bisschen dahinter. Das würde auch den allgemeinen Eindruck erklären. Mit dem blühenden Obstbaum an der linken Seite hatte ich mir allerdings ein bisschen mehr von diesem Foto versprochen. Ist OK, aber nicht herausragend, kompositionstechnisch.


Dafür finde ich die Strukturen in dem Sicherheitsglas des Dachs der Dingsbums-Passage schon ziemlich krass. (50mm, 1/1000s, f/4.) Kann man mal sehen, wie fein dieser billig Film tatsächlich auflösen kann. Da kommt der Scanner kaum noch mit. Gutes Bild, bei dem es immer wieder neue Details (und Fusseln) zu entdecken gibt.

Wenn man den Blick schon nach oben neigt, warum dann nicht auch das Gegengewicht des Krans fotografieren, der da in der Baugrube hinterm Kaufhof stand, wo einst Ihr Platz war? (135mm, 1/1000s, f/4.) Auch hier sind die feinen Strukturen des Gutters hervorragend abgebildet. Die Breite der einzelnen Gitterstreben liegt nur knapp oberhalb der Korngröße. Das alte Revuenon kann echt was.


Überhaupt wurde im Frühling viel in Siegburg gebaut, so auch noch immer am entkernten Rathaus. (50mm, 1/500s, f/8.) Wie man an den Netzen oben am Gebäude erkennen kann: Auch das 50mm Kit-Objektiv kann erstaunlich scharf Strukturen abbilden, von denen ich nicht erwartet hätte, dass man sie auf dem billigen Foma überhaupt erkennen könnte.Da würde ich tatsächlich gerne mal Linienpaare zählen. (Im Datenblatt steht was von 110 Linienpaaren pro mm. Sieht so aus, als würde er das auch tatsächlich hin bekommen, soweit ich das mit meinem Consumer-Equipment beurteilen kann - auf dem Scanner steht zwar 6400 dpi drauf, aber ich schätze ja immer, dass er etwas mehr als die Hälfte auch tatsächlich hin bekommt. Mal gerade etwas Mathe: Um 110 lp/mm aufzulösen, bräuchte ich also rein theoretisch, wenn wir jetzt mal nicht an all die anderen optischen Faktoren, Kontrastkurven, Sampling Moire und sowas denken 220 dots/mm * 25,4 mm/inch ≈ 5600 dpi. Mit der Realität hat das natürlich gar nichts zu tun. ;-))

Zurück zu meinen Fotos: Da hätten wir noch diese Kirschklingel, die mir schon auf dem Hinweg neben der Sparkasse aufgefallen war. Jetzt war die Zeit, ein Foto daran zu verschwenden, denn der Film sollte ja voll werden. (50mm, 1/1000s, f/2,8.) Wenn man weit offen fotografiert, sollte man echt aufpassen, auf diese kurze Entfernung nicht all zu sehr hini und her zu schwanken, denn dann passiert genau das, was man in diesem Bild sieht: Die Klingel ist nicht ganz scharf. Ich hab es aber auch echt wieder übertrieben: Für ein brauchbares Bokeh hätte auch durchaus f/5,6 gereicht. Aber nein, der Herr muss ja wieder! ;-)


Der Erpel vor dem Müllcontainer hingegen ist kräftig scharf und mächtig kontrastreich. (135mm, 1/1000s, f/4.) Der saß dam am S-Caree rum, da wo der Teich vor der Stadtmauer ist. Besonders spannend finde ich die Muster auf dem Containerdeckel, Spiegelungen von allem Möglichen, was drum herum so rum steht. Und der Rost am Geländer. Und natürlich das Ententier selber.

Das letzte Bild aus Siegburg - aber nicht das letzte auf dem Film - habe ich dann an dieses Blitzen-Portrait verschwendet. (50mm, 1/250s, f/2,8.) Auge in Auge mit der Staatsmacht! ;-) Kamera gegen Kamera! :-D So, wie das Ding aussieht, scheint es wenig beliebt zu sein, dabei kontrolliert das hier doch eigentlich nur das Durchfahrtsverbot durch die Fußgängerzone. Eigentlich also eine sinnvolle Einrichtung. Könnte viel mehr Fußgängerzonen geben. Und Radwege. Und weniger SUVs. Aber ich verrenne mich wieder in meine Utopien. ;-)


Das tatsächlich letzte Foto auf dem Film habe ich dann an die kleine, sprießende Salatpflanze verschwendet, die auf dem Tisch draußen auf der Veranda stand. (50mm, unbekannte Zeit und Blende.) Die Schwiegermutter zieht die da immer vor und dann fressen sie die Schnecken. :-D So auch dieses Jahr, wieder nix von abbekommen. Aber immerhin ein Foto. ;-)

Nächstes Mal: Ein U-Boot auf dem Rhein! Herrjeh, das sind viele Fotos auf einmal, da werde ich ja was zu tun haben!