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Schwarz-weiß und analog, Teil 269: Spaziergang mit Canon EF 50/1.4

Kentmere 100 #9, Jan. 2024
  • Canon EOS 10s, Canon EF 50/1.4, Sigma EF 24/2.8
  • Fomadon P Stock, 9:00 Min., 20°; Adofix 1+5, 20°, 10:00 Min.
Als ich D's alte Canon EOS 700D übernommen habe, habe ich zugleich sein dazugehöriges 50mm genommen. Das ist nämlich ein wirklich hübsches Objektiv, mit einer Lichtstärke von f/1,4 und all dem modernen Schnick-Schnack (Beschichtung, Ultraschallmotor, etc.). Also ein schickes Teil, das zugleich aber auch den Vorteil hat, mit einem EF-Anschluss auch an die analoge Kamera zu passen. Was ich dann auch direkt mal an der EOS 10s getestet habe. Die Ergebnisse gibt es in den folgenden zwei Einträgen dieser Serie zu bestaunen, während der dritte Teil mit dem 24mm Sigma gemacht wurde, das ich bei ehBlöd gekauft habe.

Wir befinden uns hier zeitlich gerade am Anfang des Januar '24, als was liegt näher, ein bisschen spazieren zu gehen und die Wintersonne zu genießen. Davon hatten wir dieses Jahr ja eher nur mäßig viel, man hat sich über jeden Sonnenstrahl gefreut. Ich weiß, ich wiederhole mich. ;-) Aber viel Licht ist für Test-aufnahmen immer gut. Das macht es mir leichter, diese Verschwendung von Filmmaterial zu rechtfertigen! Apropos: Auf Film fallen kleinere Probleme mit Objektiven ja meist weniger auf, da die Auflösung nicht so hoch ist, alles Negative geht im Rauschen der Filmkörnung unter. Andererseits kennen wir dieses Objektiv hier im Blog ja ansonsten nur von der 700D, die einen Crop-Sensor hat, also gut die Hälfte des Bildes eh weg wirft, den dieses 50er in die Kamera wirft. Es ist also interessant zu sehen, wie die Unterschiede so sind, und vor allem, wie sich die Optik an den Rändern und in den Ecken so schlägt.

Beginnen wir also mit der Brettertanne, die noch vom Weihnachtsfest übrig geblieben ist. (1/500s, f/2.) Die Nachbarn haben die einfach in den Wendehammer platziert gehabt, wo ich sie direkt mal aufs Korn nehmen konnte. Direkt mal eine weit offene Blende benutzt, um den Hintergrund schön unscharf zu bekommen. Das Bild ist überdies total schief, was aber auch daran liegt, das eigentlich alles, was wir hier sehen, nicht der Gravitation folgt: Die Straße geht den Berg hoch, das Geländer ist ebenfalls schräg, der Baum sowieso. Nur die Baumstämme im Hintergrund geben eine ungefähre Idee davon, wo eigentlich unten ist. Optisch kann man sich glaube ich nicht beschweren: Die Maserung im Holz ist auch bei f/2 hervorragend sichtbar und kontrastreich. Alles OK - wie erwartet.


Das Tor stand offen, also habe ich die beiden Schmuddelchen in ihrem Unterstand auch gleich mal mitgenommen. (1/500s, f/4.) Ja, bei f/4 ist das Objektiv schärfer, das merkt man sogar auf Film. Dadurch, dass das Bild aber nicht aus einem Ausschnitt aus der Bildkreismitte besteht, bekommt man das gar nicht so sehr mit. Oder kommt mir das nur so vor, dass man das auf der Digitalen viel stärker wahrnimmt? Die kleinen Fehler werden einfach nicht so stark vergrößert. Insgesamt macht es aber auf der alten 10s einen beachtlichen Eindruck. Gut, das sollte man von einem modernen Objektiv auch erwarten, das mit allen Mitteln moderner Magie (fortgeschrittene Wissenschaft) berechnet wurde. Wobei, um das Fazit mal vorweg zu nehmen, das AF Nikkor 50/1,4 - obwohl ca eine Generation älter - gefällt mir im Allgemeinen besser, und da insbesondere bei weiten Blenden. Hm, ich sollte das mal mit dem Adapter auf die 700D schrauben und einen direkten Vergleich anstellen!

Wenn ich schon hier bin, kann ich auch gleich noch den Trecker fotografieren. (1/1000s, f/2,8.) Hier habe ich die Blende noch immer recht weit offen - was dem Hintergrund auf diese Entfernung eine ganz leichte Weichheit verpasst -, aber schon weit genug zu, um den Trecker richtig scharf zu bekommen. Der helle Himmel eignet sich darüber hinaus hervorragend dazu, nach Vignettierungen zu suchen, die man nicht finden wird. Also, ich sehe jedenfalls keine. Alles ist gut. Diese Entfernung und diese Lichtverhältnisse sind scheinbar das, wofür diese Optik gerechnet ist.

Dann noch schnell einen Pferdeschnappschuss und es kann weiter gehen. (1/500s, f/4.) Das ist ungefähr so Portrait-Entfernung. Bei einem Menschen wäre das ungefähr Kopf-Schulter. Also vielleicht nicht ganz die Entfernung, die man für ein Passfoto bräuchte. Und ich sehe hier keinerlei Fehler in der Optik: Die einzelnen Haare an den Pferdeohren werden nur in der Auflösung des Films begrenzt, der Kontrast ist gut, obwohl ich hier durchaus eine Blende heller hätte belichten können (der Kentmere erhält allerdings ganz gut die dunklen Zeichnungen im Pferdegesicht), Keine Vignettierungen, obwohl das UV-Filter recht dick ist, das ich da vorne dran habe, keine optischen Verzerrungen. Eigentlich schon fast zu gut. Man merkt, dass dieses Objektiv schon eher in die digitale Ära gehört, obwohl es Äquivalentes natürlich auch schon zu analogen Zeiten gab und ich bezweifle, dass sich an der Linsenrechnung groß was getan hat. Die Fehlertoleranzen und die Beschichtungen sind nur einfach besser geworden.


In die andere Richtung leuchtete die Sonne den anderen Trecker an, da musste ich natürlich ebenfalls zuschlagen. (1/1000s, f/2,8.) Anders als auf der Digitalen sehe ich hier auf Film weniger Ausbluten in den Highlights. (Der Halo um die Hydraulikstange ist eher ein Artefakt der Überbelichtung und der anschließenden Entwicklung.) Finde ich erstaunlich: Der CCD der 700D scheint da also empfindlicher zu sein. Insgesamt macht das Bild einen beeindruckenden Gesamteindruck, der Detailreichtum in den Ästen im Hintergrund ist schon erstaunlich - und das, obwohl die Zweige bereits sehr weit jenseits der Fokusebene liegen. Dieser Eindruck setzt sich bis hinauf in den Hang des Bergs auf der anderen Talseite fort. Hier kann das Objektiv mit seinem ganzen modernen Erbe glänzen.

Dann aber bin ich endlich ein paar Meter gelaufen und habe im Nachbardorf die Kugeln vor die Linse genommen, die da immer am Weihnachtsbaum, der am Kriegsdenkmal rum steht, hängen. (1/350s, f/4.) Für so eine Nahaufnahme - fast schon ein Makro - ist f/4 ja schon recht weit offen, aber ich wollte die Spiegelungen der gegenüberliegenden Straßenseite möglichst weich halten. Was überflüssig war, die Kugel ist gar nicht glatt genug, als dass sie ein scharfes Bild reflektieren könnte. Aber auf jeden Fall auch ein sehr schönes Bild, bei dem sich die Modernität dieses Objektives zeigt.

Bin dann offenbar den Berg hoch am ehemaligen Bauernhof Jansen vorbei und habe oben an der Ausfallstraße ein bisschen Fachwerk mitgenommen, bei dem nur die Mülltonnen ein bisschen stören - oder sind gerade die die Aussage dieses Motivs? ;-) (Unbekannte Zeit, f/8.) Für Architektur blende ich ja auch gerne mal ab und bei f/8 hat dieses Objektiv meiner Meinung nach auch seinen Sweetspot, was Schärfe angeht. Schönes Bild. Muss glaube ich nicht noch mehr zum Objektiv sagen, das ist schon ziemlich offensichtlich hier.


Nebenan steht ja noch ein Jesus, den man an sein steinernes Kreuz genagelt hat und dessen Gesicht gerade genau in der Schattenlücke lag, den die Bäume um die Ecke geworfen haben. (1/2000s, f/2.) Auch hier mal wieder die weitere Blende genommen, um den Hintergrund unscharf zu haben, was aber der Schärfe des Motivs keinen Abbruch tut. Ja, OK, f/8 ist natürlich schärfer, aber für Film ist das hier doch mehr als ausreichend!

Zurück habe ich dann den Weg an der Hauptstraße durchs Tal genommen und an der Brücke über den Hanfbach das 30-t-Schild mitgenommen. (1000s, f/1,4.) Ich mache in letzter Zeit eh zu wenige Bilder von Straßenschildern, so kriege ich meine Sammlung ja nie vollständig! ;-) Hier habe ich dann tatsächlich mal die Blende ganz offen gelassen (und ein bisschen unterbelichtet, die 10s lässt sich wohl vom hellen Hintergrund ablenken). Der Effekt im Hintergrund ist auf diese kurze Distanz schon spektakulär. Auch hier kann ich mich nicht wirklich über die Schärfe beschweren, immerhin ist dasweit offen. Hier kann man vielleicht ein ganz kleines bisschen Abschattung in der oberen rechten Ecke wahrnehmen, aber die kann genau so gut vom Farbverlauf des Himmels selber herrühren.


Normalerweise halte ich mich ja zurück, wenn es um Blüten und Gedöns geht, während ich auf s/w-Film fotografiere. Meist kommt dabei nichts gutes rum, aber hier habe ich eine Ausnahme gemacht und diese schon ziemlich weit aufgeblühten Schwänzchen abgelichtet. (Keine Belichtungsdaten.) Auf die kurze Distanz (und bei - ich vermute mal - f/4?) hebt sich das Büschel auf jeden Fall gut ab. Es hilft natürlich, dass der Hintergrund auch eher dunkel ist. Auch für solche Bilder ist das Objektiv also gut geeignet.

Fazit: Warum nicht mal moderne Objektive an 30, 35 Jahre alten Kameras testen? Kommt immer wieder gut! Die Ergebnisse können spektakulär sein. Allerdings fehlt dann auch ein bisschen das Retro-Flair. ;-)