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Braun Candy M Motor

Nachdem der P und ich gestern Overath unsicher und jeder einen Film voll gemacht haben, ich diese entwickelt habe und mich dann auf den Heimweg machen wollte, hat er mir noch eben schnell seine alte Kamera in die Hand gedrückt. "Das war das erste, womit ich fotografiert habe." Oder so ähnlich, der O-Ton ist mir mittlerweile entfallen, aber das war so ungefähr die Bedeutung.

Es handelt sich um eine Braun Candy M Motor und ich habe in der ganzen Zeit, in der ich mich mit Kameras beschäftige, selten etwas getroffen, über das es weniger Informationen im Internet gibt! Das Spannendste, das ich auf den einschlägigen Seiten über die Kamera gefunden habe: Sie existiert! Und dass sei ungefähr aus dem Jahr 1986 stammen muss. Das ist alles. Mehr Informationen gibt es nicht, außer ein paar abgelaufene eBlöd-Auktionen oder -Marketplace-Angebote. Und irgendwo will jemand ein gescanntes PDF der Anleitung für $Geld verkaufen, ja danke auch für nichts. :-/

Trotzdem, hier erst mal ein paar Beauty Shots. Wie man sehen kann: Ja, die 1980er lassen grüßen. ;-) Ich mein, ich finde dieses Design ja schon irgendwie klassisch-retro. Mein erster nicht-Sony-Walkman war ähnlich plastik-lastig und klobig. Dieses Font im "Candy"-Schriftzug! Überhaupt, drei verschiedene Fonts für Name der Kamera, Name des Herstellers und den Zusatz "Motor", letzteres so richtig blockig, geht es mehr 1980?! ;-)


Alles, was ich ansonsten über diese Kamera weiß, habe ich mir selber aus den Fingern gesogen, ist also entsprechend mit Vorsicht zu genießen: Die Brennweite des Objektivs ist zwar unbekannt, aber ein Blick durch den Sucher lässt mich irgendwas leicht Weitwinkliges vermuten. Wahrscheinlich 35mm oder auch ein bisschen weiter, hätte ich geschätzt. Das würde sich auch mit einem Foto einer anderen Version dieser Kamera decken, die in rot daher kam (Yay, die 1980er!) und irgendwann auf eBay vertickert worden ist. Die hatte nämlich groß "33mm" neben der geöffneten Linse stehen. Da das Teil außer der Farbe praktisch gleich aussah, nehme ich an, dass diese hier die gleiche Optik verwendet.

Was ich ziemlich definitiv sagen kann: Das Objektiv ist Fix Focus, hat also keine Schärfe-Einstellung, sondern zielt wahrscheinlich auf einen Punkt, der vermutlich so 10 Meter vor der Kamera liegt. Daraus würde ich schließen, dass wir es hier auch nicht mit einem besonders lichtstarken Objektiv zu tun haben. Schneller als f/5,6 würde ich es nicht einschätzen. Aber wie gesagt, das ist alles geraten!

Was nur halb geraten ist: Irgendwo in den Untiefen des Internets gibt es eine (dänische) Seite, die alle möglichen Kameras mit Namen auflistet und da ist auch diese dabei. Dort wird unter der Spalte Verschluss "T/125" angegeben. Woraus sich schließen lässt, dass die Kamera (immer? maximal?) mit 1/125s auslöst? Würde Sinn machen: Das bisschen Elektronik da drin kann dann einfach Sunny 16 machen und wenn das Licht nicht reicht, fordert sie mit ihrer kleinen roten LED dazu auf, den Blitz anzuschalten.

Ich fasse also mal meine Vermutungen zusammen: Fester Fokus, eine (?) Belichtungszeit, lichtschwaches leichtes Weitwinkel. Klingt soweit nach einer typischen hau-drauf-Knipse aus den 1980ern!


Jedenfalls, sag ich zum P: "Ja sicher, gib her, ich teste die mal!" Weil, ich teste alles, was Fotos machen kann! Alles! Wirklich alles! ;-)

Aber die hier leider nicht. :-( Denn sie will nicht mehr. Zumindest bekomme ich sie nicht ans Laufen: Ich lege Batterien ein (2x AAA, die man praktischerweise schon damals überall bekommen hat), lege meinen Testfilm ein, den alten, gammeligen Farbfilm, der auf die wiederverwendbare Patrone gespult ist, aber nix rührt sich. Der Auslöser ist auch verdächtig störrisch, ich fürchte, da klemmt was. Kein Wunder, das Teil ist ja komplett aus Plastik. Außer die Linse, da bin ich mir nicht sicher, ob die nicht tatsächlich aus Glas ist. Das einzige Lebenszeichen ist die rote LED, die mich auffordert, den Blitz anzuschalten - es ist dunkel hier im Büro - und das Pfeifen des Kondensators, wenn ich dieser Aufforderung nachkomme. Insofern steckt also noch ein Funken Leben in ihr.

Was hingegen verdächtig ist - außer dem Auslöse-Knopf, der sich nicht komplett durchdrücken lässt -, ist die Zählwerk-Spule, die sich frei in beide Richtungen drehen lässt, was darauf hindeutet, dass der Rückspulknopf aktiviert ist. Der scheint aber eigentlich nur ein Taster zu sein; wenn ich ihn drücke, klickt er jedenfalls. Also ist entweder der Kontakt kaputt oder was weiß ich, das gehört vielleicht auch einfach so. Eine Anleitung wäre nicht falsch, aber ich gehe jetzt nicht hin und werfe irgendwem 10 Euro in den Rachen für ein gescanntes PDF.


Was mich jetzt noch ansonsten interessieren würde, ist die Antwort auf die Frage: Welcher Zusammenhang besteht zwischen der auf dem Gehäuse aufgedruckten Firmennamen "Braun - Nürnberg" und der tatsächlich existierenden alten Firma Braun aus Nürnberg, die meines Wissens nur bis in die 1970er kameras gebaut hat, nämlich nach dem Krieg in den '50ern mal mit Box-Kameras angefangen und dann mit Schnappschuss-Sucherkameras geendet hat? Ich mein, ja, es gibt noch immer eine Firma Braun in Nürnberg, die auf ihrer Webseite auch behauptet, dass sie noch immer existiert und auch durchgängig seit 1905 existiert hat, aber das Teil, das ich oben gerade beschrieben habe, stammt mit ziemlicher Sicherheit aus irgendeiner Fabrik in Taiwan, mit viel Glück noch aus Japan. OK, die scheinen jetzt Dash- und Action-Cams zu bauen - also aus China zu importieren, möglich, dass die damit schon in den '80ern angefangen haben. Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich denen mal eine Support-Email schreiben! :-D

Fazit: Ich werde mal versuchen, die Kiste noch irgendwie ans Laufen zu kriegen, aber vorher muss ich den Eigentümer fragen, ob ich sie dafür auseinander nehmen darf. Weil, ich kenn mich ja, danach wieder zusammensetzen ist jetzt nicht unbedingt immer mein Ding! ;-) Wäre jedenfalls sehr spannend, da einen Film durch zu schicken, einfach nur wegen des Retro-Feelings.

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