Schwarz-weiß und analog, Teil 220: Eine Vito BL im Kurpark und Rest von Hennef (und am Hausberg)
Fomapan 400 #10, 11. und 12. Januar 2023
Soo, habe zwar mittlerweile digitale Bilder für drei Einträge hier liegen, aber man kommt ja zu nix. Deswegen heute schnell ein Retorten-Artikel, damit ich früh ins Bett kann.
An dieser Stelle möchte ich erstmal den Herrn J vom Trekdinner Bonn grüßen, denn die folgenden Fotos sind mit ein Voigtländer Vito BL entstanden, die er mir übereignet hat. Es handelt sich, wie bereits beschrieben, um ein Erbstück, das er selber wohl nie benutzen wird. Und da ich ja alles verwende, was einen Verschluss hat: Zack, hier sind die Fotos aus dem Kurpark, wo ich dieses antike Stück unter bekannten Bedingungen getestet habe! (Ich gebe hier übrigens heute jedes Mal die mit dem Rangefinder gemessene und an der Kamera eingestellte Entfernung ein, einfach nur, weil ich sie mir mit in mein Spreadsheet geschrieben hatte. Diese sind natürlich nur ungefähre Angaben - so genau ist die Skala an dem Teil einfach nicht - und dementsprechend mit Vorsicht zu genießen, geben aber ein ungefähres Gefühl der tatsächlich verwendeten Entfernung.)
Wobei ich sagen muss, so eine alte Sucherkamera zu bedienen, ist nicht ganz einfach, wie man direkt am ersten, völlig verunglückten Schuss vom Rhododendron sieht. (1/300s, f/11, 1m.) f/11 ist einfach auch nicht mehr, was es mal war. Ich hatte gehofft, dass ich den Schärfebereich damit so weit erweitern könnte, dass ich noch ein paar Zentimeter weiter ran rücken könnte, aber wie man sieht, habe ich mich da wohl ein bisschen verkalkuliert. Aber einen wertvollen EInblick erhalten wir trotzen: Der Verschluss funktioniert! Und zudem wirft es direkt eine weiter Frage auf: Warum habe ich einen 400er Film genommen, wenn es doch so schrecklich hell war?! Ja, das frage ich mich wirklich, denn ich habe völlig ignoriert, dass die Kamera ja schnellstenfalls 1/300s kann. ISO 400 ist viel zu empfindlich!
Der zweite Testschuss von Fontäne und Schwanzflosse macht dies genau so deutlich wie der erste. (1/300s, f/8, ~20m.) Auch diese ist ein bisschen hell geworden, trotz einer Blendenstufe weniger als bei dem Rhododendron. (Die Bilder sind eigentlich auch umgekehrt entstanden, aber solche Details ignoriere ich heute einfach mal.) Gegen das Licht haben wir hier auf jeden Fall ein bisschen den üblichen Nebel einer Blendung im Bild. Verschärfte Bedingungen, also. Aber da die Kamera ja keinen gekoppelten Belichtungsmesser hat, der hier verwirrt werden könnte, ist das Bild insgesamt ziemlich gut belichtet. (Der eingebaute Selenzellen-Messer ist ungekopppelt, man muss Zeiten und Blenden manuell auf den Verschluss übertragen, sodass man da gut korrigierend eingreifen kann.) Leider ist es aber auch total schief, was bei einer solch kleinen Sucherkamera, die zudem noch erstaunlich leicht in der Hand liegt, durchaus zu erwarten war. Ich kann ja "normale" Kameras kaum gerade halten. Was aber auf jeden Fall auch sichtbar wird: Zumindest bei stärkerem Abblenden - wie es bei diesen Kameras ja durchaus normal ist - hat das kleine Color-Skopar mit seinen vier Elementen eine erstaunliche Schärfe. All die kleinen Tropfen in der Fontäne sind erkennbar, solange sie nicht im Rauschen des Foma 400 untergehen. Das verspricht interessante Bilder, wenn ich es schaffe, die Kamera etwas gerader zu halten als hier und vielleicht auch besser zentriert!
Ohne ein Bild vom Siegfried gehe ich vom Kurpark ja nicht nach Hause. (1/300s, f/8, 7m.) Auch der ist schön scharf und außerdem für ein hochkantes Bild auch noch sehr gerade. Das mit der Schärfe erstaunt mich ehrlich gesagt am meisten, denn schließlich muss ich hier mit dem Entfernungsmesser und seinem extrem kleinen Guckloch arbeiten, was schon mal nicht so schrecklich genau ist, wie ich es von meinen SLRs gewohnt bin, bei denen ich halt sofort sehen kann, wann das Bild scharf ist. Zum anderen muss ich die gemessene Entfernung dann auch noch auf das Objektiv übertragen, was ebenfalls fehleranfällig ist. Zum Glück haben beide die gleiche Entfernungsskala, sodass man sich wenigstens etwas orientieren kann. Aber am erstaunlichsten finde ich ja, dass ich mit dem eingebauten Selenmesser so gut belichtete Bilder hin bekomme.
Ein Problem mit Sucherkameras ist ja immer die Parallaxe zwischen Sucher und Objektiv, die in diesem Fall dazu geführt hat, dass ich den oberen Teil des Kirchenfensters abgeschnitten habe. (1/300s, f/11, 7m.) Schade, die Belichtung und die Schärfe sind nämlich einwandfrei. Dafür habe ich aber ziemlich genau "flach" auf die Wand gezielt, sodass wir hier gut nach Verzerrungen suchen können. Ich glaube, ein kleines Bisschen Barrel Distortion ausmachen zu können, aber nicht so viel, dass es in Alltagssituationen ins Gewicht fallen würde. Wahrscheinlich stammt dieser Eindruck sogar eher daher, dass die Mauer selber nicht ganz so gerade ist. Schon vor 60 oder 70 Jahren konnte man also die üblichen Festbrennweiten selbst mit wenigen Linsen und mäßigem Aufwand so genau berechnen, dass man ein recht unverzerrtes Bild erhalten hat. Das sieht man auch gut in den Ecken, die in ihrer Schärfe der Mitte in nichts nachstehen. Auch Vignettierungen kann ich zumindest bei dieser Blendeneinstellung nicht ausmachen. Interessant!
Dieser erste allgemeine Eindruck setzt sich bei der Tür der Kirche fort: Die einzelnen Bausteine sind praktisch wie am Schnürchen aufgereiht, alle Linien bleiben gerade. (1/300s, f/16, 4,50m.) Bei f/16 ist das Bild komplett scharf, aber ich hatte auch nichts anderes erwartet. Interessantes Architektur-Bild. Gefällt mir sehr gut. Schön kontrastreich kann die Kamera auch, das sieht man hier definitiv. Diese alten un- oder maximal einfach beschichteten Linsen sind aber wahrscheinlich auch gerade auf s/w-Film optimiert - damals hat man ja höchstens mal in Ausnahmefällen in bunt fotografiert, auch wenn die Benennung des Objektivs etwas anderes suggeriert!
Dass das kleine Objektiv auch sowas wie Hintergrundunschärfe kann, beweist es bei diesem kleinen Vogelhäuschen, das ich auf dem Weg in die Stadt getroffen habe. (1/300s, f/8, 1,70m.) Die Enfernung zum Motiv war hier so gering, dass selbst bei dieser starken Abblendung das Wohnsilo im Hintergrund ganz leicht weichgezeichnet ist. Ich würde das jetzt noch nicht Bokeh nennen, aber es gibt dem Bild genau die Tiefe, die ich mir erhofft hatte! Ein Bild, dass ich mit meiner DSLR nicht hätte besser hinbekommen können! Definitiv eines der besten auf der Rolle und in meinen Top Ten für den Monat Januar! Besonders dieser logische Kontrast zwischen den immer gleichen Wohneinheiten im Hintergrund und dem irgendwie so individuell erscheinenden Vogelhäuschen hat es mit angetan!
Das Fahrrad hinter der Bäckerei hat mal wieder ein wenig Schlagseite, ist aber trotzdem ganz nett geworden. (1/60s, f/11, 2,90m.) Zudem habe ich hier zum ersten Mal eine andere als die allerschnellste Geschwindigkeit testen können und die scheint auch völlig problemlos zu funktionieren. Die extra kleine Blendenöffnung habe ich her gewählt, um die Reflexionen in den Scheiben im Hintergrund auch noch einigermaßen scharf zu bekommen. Das, was auf den ersten Blick wie ein Vorhang aussieht, sind nämlich diese lamellenartingen Glaselemente des Parkhauses auf der anderen Seite des kleinen Parkplatzes. Die einzelnen Profilstreifen im ziemlich abgefahrenen Vorderreifen sind erstaunlich gut zu erkennen, trotz ihrer relativen Kontrastarmut - wieder bin ich von der Schärfe des Objektivs erstaunt. Gut, f11 ist auch wirklich sehr weit geschlossen, aber man sollte gerade deswegen schon ein bisschen Diffraktion erwarten. Hält sich allerdings gut in Grenzen - wobei die wahrscheinlich noch unterhalb des Auflösungsvermögens des Films liegen wird.
Im Gegensatz zu Siegburg haben wir hier in Hennef ja schon länger diesen alten Eisenbahnwagon stehen und ich glaube, bisher hat sich noch keiner wegen der fürchterlichen Terrorblagen beschwert oder deswegen irgendwelche Ratsbeschlüsse gekippt. (1/300s, f/16.) Aber ich wollte nicht über lokale Politik referieren, sondern eher über meine Fotos. Es war hell, wie man sieht, die Belichtung entspricht ja schon ziemlich genau Sunny Sixteen. Das Ergebnis ist wiedermal ein extrem scharfes und kontrastreiches Bild, leicht zur Seite geneigt. Aber trotzdem hübsch anzuschauen. Spätestens an dieser Stelle habe ich die kleine Vito ins Herz geschlossen und werde damit definitiv noch ein paar mehr Bilder schießen! Mal sehen, vielleicht im Sommer mal einen Farbfilm in den Rheinauen, wenn wir da noch mal Trekdinner machen. Dann schließt sich der Kreis auch!
Immer, wenn ich in letzter Zeit am Parkhaus vorbei komme, nehme ich eine der Lampen mit. (1/125s, f/11, 2,70m.) Muss ich auch nicht viel zu sagen, außer dass mir dieses Bild ebenfalls sehr gut gefällt. Kaum schief, Fokus genau getroffen, bei der Blende ist wieder praktisch alles scharf, was bei Architektur ja immer gut kommt, Belichtung perfekt, was will man mehr? Schönes Bild eines eher hässlichen, 08/15-standard Parkhauses.
An der Bahnhofsunterführung dann noch eines der Wandgemälde mitgenommen, heute das Mädchen mit Baseballcap. (1/300s, f/8, 3,00m.) Die Entfernung zu messen, war hier nicht ganz so einfach, weil die Wand relativ wenige Anhaltspunkte bietet, an denen man den Rangefinder festmachen könnte. Trotzdem, sieht gut aus. Die Farben kommen auch in diesem s/w-Bild sehr gut rüber, wie immer beim Foma das Rot relativ dunkel. Schönes Bild.
Den Regenschirm am Fahrrad habe ich dann mal wieder aus Experimentierfreude mitgenommen. (1/300s, f/16, 1,10m.) Oben ist meine Hand im Bild, mit der ich ein bisschen das Flare unterdrücken wollte, was jetzt einen recht spannenden Effekt gibt. Voll abgeblendet bekommt man offebar Sonnensterne über das komplette Bild, das müsste ich mal wirklich ausprobieren. Ansonsten: Totales Chaos im Bild. Da habe ich wohl ein bisschen viel auf einmal aufs Korn genommen - kein wirklich gut komponiertes Bild.
Noch mal ein bisschen, sehr subtile Hintergrundunschärfe gibt es bei diesem Nikolausmützenbild. (1/300s, f/11, 1,10m.) Im Gegensatz zum vorherigen Bild ist dieses hier ziemlich gut zusammenkomponiert, finde ich. Belichtung und Schärfe sind auch sehr gut. Gefällt mit also mal wieder extrem gut. Könnte ich nächstes Jahr eine Weihnachtsgrußkarte mit künstlerischen Ambitionen draus machen!
An der Unterführung bei der Meys-Fabrik habe ich dann noch mal wieder das coole Buch mitgenommen, bevor das auch noch von Graffiti übermalt wird. (1/300s, f/5,6, 4m.) Hier unten war es dunkel genug, auch mal einen etwas kleineren Blendenwert einzustellen. Auch mit dieser Einstellung sehe ich keinen dramatischen Abfall in der Schärfe und auch die Ecken sind noch immer gut ausgeleuchtet und unverzerrt. Das verbaute Objektiv hat also eine erstaunliche Qualität für eine einfache Sucherkamera! (Wobei die ja gar nicht so einfach ist; mit ihrem Belichtungsmesser und dem aufgesteckten Rangefinder gehört die sicher zu den teureren Modellen der damaligen Zeit.)
Normalerweise würde ich an dieser Stelle ein Trennung vornehmen und aus den folgenden sechs Fotos noch einen eigenen Artikel machen. Aber ich muss die Pipeline ja irgendwann mal abgearbeitet bekommen, also mache ich einfach weiter. Schließlich habe ich schon so viele Einträge über unseren Hausberg, dass ich nicht noch einen brauche, und rein technisch betrachtet befinden wir uns ja auch noch immer in Hennef! Deshalb, weiter geht es mit dem folgenden Tag, an dem das Wetter sehr viel dunkler und bedeckter war - eine perfekte Gelegenheit, den viel zu empfindlichen Film ein bisschen länger zu belichten oder die Blende mal so richtig weit zu öffnen!
Das mache ich auch gleich beim ersten Bild dieses Tages: Eichenlaub. (1/300s, f/3,5, 3m.) Hier bekomme ich zum ersten Mal tatsächlich sowas wie ein richtiges Bokeh, wenn auch nur sehr eingeschränkt. Das Bild ist leider ein bisschen sehr dunkel geworden und der Hintergrund setzt sich kaum gegen das eigentlich Motiv ab, aber erahnen kann man das schon, gerade an den Bäumen, die über den Horizont hinaus ragen.
Um einen Eindruck vom Wetter an jenem Tag im Januar zu bekommen, habe ich hier ein Bild vom Ölberg, den man von da oben ja sehr gut sehen kann. (1/125s, f/8, unendlich.) Windterrissene Wolken überm Siebengebirge. Der Baum links hätte eigentlich noch ein bisschen mehr im Bild sein sollen, blöde Parallaxe. Ansonsten ist das Bild eher etwas langweilig geraten.
Die Schafe hatten sich so perfekt aufgereiht, dass ich sie auf jeden Fall mitnehmen musste. (1/300s, f/3,5, 4,50m.) Da ich hier die Blende weit öffnen konnte, habe ich sogar wieder ein bisschen Hintergrundunschärfe rein bekommen. Diese leichte Weichzeichnung kann man allerdings auch noch immer kaum als Bokeh bezeichnen. Aber das war damals ja auch nicht unbedingt so modern wie jetzt gerade. Hübsches Bild jedenfalls, auf dem die Mäh-mähs richtig gut raus poppen. Bin erstaunt, wie genau man doch mit dem Entfernungsmesser und der manuellen Übertragung der Werte arbeiten kann. Gut, wenn die Schafe jetzt nicht 'ne halbe Minute still gehalten hätten, sähe das schon wieder ganz anders aus!
Dreht man sich an der Stelle einmal um sich selber, sieht man das ausgeblichene Durchfahrt verboten für Kraftfahrzeuge, weil Privatweg. (1/300s, f/3,5, 2m.) Je näher man dem Motiv kommt, desto mehr Unschärfe kann man dann aber doch im Hintergrund provozieren. Hier sehen die Bäume am Horizont schon sehr interessant aus, aber bereits das Gestoppel am Feldrand ist schön weich. Interessantes Bild, an dem man sehen kann, dass man selbst mit solch altem Equipment, das nie für sowas gedacht war, sehr interessante, künstlerische Bilder schießen kann.
Und am Ende noch der verkrüppelte Baum am Hof oben auf halbem Weg den Berg hoch. (1/125s, f/5,6, 7m.) Habe ihn ganz gut getroffen und bei dem Wetter sieht er auch sehr mysteriös aus. So ein bisschen wie aus einem alten Horrorfilm. Ich kann den Hund von Baskerville praktisch schon knurren hören!
Fazit: Eine sehr spannende Kamera, mit der man mehr machen kann, als es auf den erste Blich den Anschein hat! Zudem ein Stück Zeitgeschichte.
Nächstes Mal: Die Rheinauen durch ein 60er-Jahre Objektiv.
- Voigtländer Vito BL
- Entwicklung: Adonal (1+50), 11:30 Minuten, 20°C, Adofix Plus 1+5 (8.), 7:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Soo, habe zwar mittlerweile digitale Bilder für drei Einträge hier liegen, aber man kommt ja zu nix. Deswegen heute schnell ein Retorten-Artikel, damit ich früh ins Bett kann.
An dieser Stelle möchte ich erstmal den Herrn J vom Trekdinner Bonn grüßen, denn die folgenden Fotos sind mit ein Voigtländer Vito BL entstanden, die er mir übereignet hat. Es handelt sich, wie bereits beschrieben, um ein Erbstück, das er selber wohl nie benutzen wird. Und da ich ja alles verwende, was einen Verschluss hat: Zack, hier sind die Fotos aus dem Kurpark, wo ich dieses antike Stück unter bekannten Bedingungen getestet habe! (Ich gebe hier übrigens heute jedes Mal die mit dem Rangefinder gemessene und an der Kamera eingestellte Entfernung ein, einfach nur, weil ich sie mir mit in mein Spreadsheet geschrieben hatte. Diese sind natürlich nur ungefähre Angaben - so genau ist die Skala an dem Teil einfach nicht - und dementsprechend mit Vorsicht zu genießen, geben aber ein ungefähres Gefühl der tatsächlich verwendeten Entfernung.)
Wobei ich sagen muss, so eine alte Sucherkamera zu bedienen, ist nicht ganz einfach, wie man direkt am ersten, völlig verunglückten Schuss vom Rhododendron sieht. (1/300s, f/11, 1m.) f/11 ist einfach auch nicht mehr, was es mal war. Ich hatte gehofft, dass ich den Schärfebereich damit so weit erweitern könnte, dass ich noch ein paar Zentimeter weiter ran rücken könnte, aber wie man sieht, habe ich mich da wohl ein bisschen verkalkuliert. Aber einen wertvollen EInblick erhalten wir trotzen: Der Verschluss funktioniert! Und zudem wirft es direkt eine weiter Frage auf: Warum habe ich einen 400er Film genommen, wenn es doch so schrecklich hell war?! Ja, das frage ich mich wirklich, denn ich habe völlig ignoriert, dass die Kamera ja schnellstenfalls 1/300s kann. ISO 400 ist viel zu empfindlich!
Der zweite Testschuss von Fontäne und Schwanzflosse macht dies genau so deutlich wie der erste. (1/300s, f/8, ~20m.) Auch diese ist ein bisschen hell geworden, trotz einer Blendenstufe weniger als bei dem Rhododendron. (Die Bilder sind eigentlich auch umgekehrt entstanden, aber solche Details ignoriere ich heute einfach mal.) Gegen das Licht haben wir hier auf jeden Fall ein bisschen den üblichen Nebel einer Blendung im Bild. Verschärfte Bedingungen, also. Aber da die Kamera ja keinen gekoppelten Belichtungsmesser hat, der hier verwirrt werden könnte, ist das Bild insgesamt ziemlich gut belichtet. (Der eingebaute Selenzellen-Messer ist ungekopppelt, man muss Zeiten und Blenden manuell auf den Verschluss übertragen, sodass man da gut korrigierend eingreifen kann.) Leider ist es aber auch total schief, was bei einer solch kleinen Sucherkamera, die zudem noch erstaunlich leicht in der Hand liegt, durchaus zu erwarten war. Ich kann ja "normale" Kameras kaum gerade halten. Was aber auf jeden Fall auch sichtbar wird: Zumindest bei stärkerem Abblenden - wie es bei diesen Kameras ja durchaus normal ist - hat das kleine Color-Skopar mit seinen vier Elementen eine erstaunliche Schärfe. All die kleinen Tropfen in der Fontäne sind erkennbar, solange sie nicht im Rauschen des Foma 400 untergehen. Das verspricht interessante Bilder, wenn ich es schaffe, die Kamera etwas gerader zu halten als hier und vielleicht auch besser zentriert!
Ohne ein Bild vom Siegfried gehe ich vom Kurpark ja nicht nach Hause. (1/300s, f/8, 7m.) Auch der ist schön scharf und außerdem für ein hochkantes Bild auch noch sehr gerade. Das mit der Schärfe erstaunt mich ehrlich gesagt am meisten, denn schließlich muss ich hier mit dem Entfernungsmesser und seinem extrem kleinen Guckloch arbeiten, was schon mal nicht so schrecklich genau ist, wie ich es von meinen SLRs gewohnt bin, bei denen ich halt sofort sehen kann, wann das Bild scharf ist. Zum anderen muss ich die gemessene Entfernung dann auch noch auf das Objektiv übertragen, was ebenfalls fehleranfällig ist. Zum Glück haben beide die gleiche Entfernungsskala, sodass man sich wenigstens etwas orientieren kann. Aber am erstaunlichsten finde ich ja, dass ich mit dem eingebauten Selenmesser so gut belichtete Bilder hin bekomme.
Ein Problem mit Sucherkameras ist ja immer die Parallaxe zwischen Sucher und Objektiv, die in diesem Fall dazu geführt hat, dass ich den oberen Teil des Kirchenfensters abgeschnitten habe. (1/300s, f/11, 7m.) Schade, die Belichtung und die Schärfe sind nämlich einwandfrei. Dafür habe ich aber ziemlich genau "flach" auf die Wand gezielt, sodass wir hier gut nach Verzerrungen suchen können. Ich glaube, ein kleines Bisschen Barrel Distortion ausmachen zu können, aber nicht so viel, dass es in Alltagssituationen ins Gewicht fallen würde. Wahrscheinlich stammt dieser Eindruck sogar eher daher, dass die Mauer selber nicht ganz so gerade ist. Schon vor 60 oder 70 Jahren konnte man also die üblichen Festbrennweiten selbst mit wenigen Linsen und mäßigem Aufwand so genau berechnen, dass man ein recht unverzerrtes Bild erhalten hat. Das sieht man auch gut in den Ecken, die in ihrer Schärfe der Mitte in nichts nachstehen. Auch Vignettierungen kann ich zumindest bei dieser Blendeneinstellung nicht ausmachen. Interessant!
Dieser erste allgemeine Eindruck setzt sich bei der Tür der Kirche fort: Die einzelnen Bausteine sind praktisch wie am Schnürchen aufgereiht, alle Linien bleiben gerade. (1/300s, f/16, 4,50m.) Bei f/16 ist das Bild komplett scharf, aber ich hatte auch nichts anderes erwartet. Interessantes Architektur-Bild. Gefällt mir sehr gut. Schön kontrastreich kann die Kamera auch, das sieht man hier definitiv. Diese alten un- oder maximal einfach beschichteten Linsen sind aber wahrscheinlich auch gerade auf s/w-Film optimiert - damals hat man ja höchstens mal in Ausnahmefällen in bunt fotografiert, auch wenn die Benennung des Objektivs etwas anderes suggeriert!
Dass das kleine Objektiv auch sowas wie Hintergrundunschärfe kann, beweist es bei diesem kleinen Vogelhäuschen, das ich auf dem Weg in die Stadt getroffen habe. (1/300s, f/8, 1,70m.) Die Enfernung zum Motiv war hier so gering, dass selbst bei dieser starken Abblendung das Wohnsilo im Hintergrund ganz leicht weichgezeichnet ist. Ich würde das jetzt noch nicht Bokeh nennen, aber es gibt dem Bild genau die Tiefe, die ich mir erhofft hatte! Ein Bild, dass ich mit meiner DSLR nicht hätte besser hinbekommen können! Definitiv eines der besten auf der Rolle und in meinen Top Ten für den Monat Januar! Besonders dieser logische Kontrast zwischen den immer gleichen Wohneinheiten im Hintergrund und dem irgendwie so individuell erscheinenden Vogelhäuschen hat es mit angetan!
Das Fahrrad hinter der Bäckerei hat mal wieder ein wenig Schlagseite, ist aber trotzdem ganz nett geworden. (1/60s, f/11, 2,90m.) Zudem habe ich hier zum ersten Mal eine andere als die allerschnellste Geschwindigkeit testen können und die scheint auch völlig problemlos zu funktionieren. Die extra kleine Blendenöffnung habe ich her gewählt, um die Reflexionen in den Scheiben im Hintergrund auch noch einigermaßen scharf zu bekommen. Das, was auf den ersten Blick wie ein Vorhang aussieht, sind nämlich diese lamellenartingen Glaselemente des Parkhauses auf der anderen Seite des kleinen Parkplatzes. Die einzelnen Profilstreifen im ziemlich abgefahrenen Vorderreifen sind erstaunlich gut zu erkennen, trotz ihrer relativen Kontrastarmut - wieder bin ich von der Schärfe des Objektivs erstaunt. Gut, f11 ist auch wirklich sehr weit geschlossen, aber man sollte gerade deswegen schon ein bisschen Diffraktion erwarten. Hält sich allerdings gut in Grenzen - wobei die wahrscheinlich noch unterhalb des Auflösungsvermögens des Films liegen wird.
Im Gegensatz zu Siegburg haben wir hier in Hennef ja schon länger diesen alten Eisenbahnwagon stehen und ich glaube, bisher hat sich noch keiner wegen der fürchterlichen Terrorblagen beschwert oder deswegen irgendwelche Ratsbeschlüsse gekippt. (1/300s, f/16.) Aber ich wollte nicht über lokale Politik referieren, sondern eher über meine Fotos. Es war hell, wie man sieht, die Belichtung entspricht ja schon ziemlich genau Sunny Sixteen. Das Ergebnis ist wiedermal ein extrem scharfes und kontrastreiches Bild, leicht zur Seite geneigt. Aber trotzdem hübsch anzuschauen. Spätestens an dieser Stelle habe ich die kleine Vito ins Herz geschlossen und werde damit definitiv noch ein paar mehr Bilder schießen! Mal sehen, vielleicht im Sommer mal einen Farbfilm in den Rheinauen, wenn wir da noch mal Trekdinner machen. Dann schließt sich der Kreis auch!
Immer, wenn ich in letzter Zeit am Parkhaus vorbei komme, nehme ich eine der Lampen mit. (1/125s, f/11, 2,70m.) Muss ich auch nicht viel zu sagen, außer dass mir dieses Bild ebenfalls sehr gut gefällt. Kaum schief, Fokus genau getroffen, bei der Blende ist wieder praktisch alles scharf, was bei Architektur ja immer gut kommt, Belichtung perfekt, was will man mehr? Schönes Bild eines eher hässlichen, 08/15-standard Parkhauses.
An der Bahnhofsunterführung dann noch eines der Wandgemälde mitgenommen, heute das Mädchen mit Baseballcap. (1/300s, f/8, 3,00m.) Die Entfernung zu messen, war hier nicht ganz so einfach, weil die Wand relativ wenige Anhaltspunkte bietet, an denen man den Rangefinder festmachen könnte. Trotzdem, sieht gut aus. Die Farben kommen auch in diesem s/w-Bild sehr gut rüber, wie immer beim Foma das Rot relativ dunkel. Schönes Bild.
Den Regenschirm am Fahrrad habe ich dann mal wieder aus Experimentierfreude mitgenommen. (1/300s, f/16, 1,10m.) Oben ist meine Hand im Bild, mit der ich ein bisschen das Flare unterdrücken wollte, was jetzt einen recht spannenden Effekt gibt. Voll abgeblendet bekommt man offebar Sonnensterne über das komplette Bild, das müsste ich mal wirklich ausprobieren. Ansonsten: Totales Chaos im Bild. Da habe ich wohl ein bisschen viel auf einmal aufs Korn genommen - kein wirklich gut komponiertes Bild.
Noch mal ein bisschen, sehr subtile Hintergrundunschärfe gibt es bei diesem Nikolausmützenbild. (1/300s, f/11, 1,10m.) Im Gegensatz zum vorherigen Bild ist dieses hier ziemlich gut zusammenkomponiert, finde ich. Belichtung und Schärfe sind auch sehr gut. Gefällt mit also mal wieder extrem gut. Könnte ich nächstes Jahr eine Weihnachtsgrußkarte mit künstlerischen Ambitionen draus machen!
An der Unterführung bei der Meys-Fabrik habe ich dann noch mal wieder das coole Buch mitgenommen, bevor das auch noch von Graffiti übermalt wird. (1/300s, f/5,6, 4m.) Hier unten war es dunkel genug, auch mal einen etwas kleineren Blendenwert einzustellen. Auch mit dieser Einstellung sehe ich keinen dramatischen Abfall in der Schärfe und auch die Ecken sind noch immer gut ausgeleuchtet und unverzerrt. Das verbaute Objektiv hat also eine erstaunliche Qualität für eine einfache Sucherkamera! (Wobei die ja gar nicht so einfach ist; mit ihrem Belichtungsmesser und dem aufgesteckten Rangefinder gehört die sicher zu den teureren Modellen der damaligen Zeit.)
Normalerweise würde ich an dieser Stelle ein Trennung vornehmen und aus den folgenden sechs Fotos noch einen eigenen Artikel machen. Aber ich muss die Pipeline ja irgendwann mal abgearbeitet bekommen, also mache ich einfach weiter. Schließlich habe ich schon so viele Einträge über unseren Hausberg, dass ich nicht noch einen brauche, und rein technisch betrachtet befinden wir uns ja auch noch immer in Hennef! Deshalb, weiter geht es mit dem folgenden Tag, an dem das Wetter sehr viel dunkler und bedeckter war - eine perfekte Gelegenheit, den viel zu empfindlichen Film ein bisschen länger zu belichten oder die Blende mal so richtig weit zu öffnen!
Das mache ich auch gleich beim ersten Bild dieses Tages: Eichenlaub. (1/300s, f/3,5, 3m.) Hier bekomme ich zum ersten Mal tatsächlich sowas wie ein richtiges Bokeh, wenn auch nur sehr eingeschränkt. Das Bild ist leider ein bisschen sehr dunkel geworden und der Hintergrund setzt sich kaum gegen das eigentlich Motiv ab, aber erahnen kann man das schon, gerade an den Bäumen, die über den Horizont hinaus ragen.
Um einen Eindruck vom Wetter an jenem Tag im Januar zu bekommen, habe ich hier ein Bild vom Ölberg, den man von da oben ja sehr gut sehen kann. (1/125s, f/8, unendlich.) Windterrissene Wolken überm Siebengebirge. Der Baum links hätte eigentlich noch ein bisschen mehr im Bild sein sollen, blöde Parallaxe. Ansonsten ist das Bild eher etwas langweilig geraten.
Die Schafe hatten sich so perfekt aufgereiht, dass ich sie auf jeden Fall mitnehmen musste. (1/300s, f/3,5, 4,50m.) Da ich hier die Blende weit öffnen konnte, habe ich sogar wieder ein bisschen Hintergrundunschärfe rein bekommen. Diese leichte Weichzeichnung kann man allerdings auch noch immer kaum als Bokeh bezeichnen. Aber das war damals ja auch nicht unbedingt so modern wie jetzt gerade. Hübsches Bild jedenfalls, auf dem die Mäh-mähs richtig gut raus poppen. Bin erstaunt, wie genau man doch mit dem Entfernungsmesser und der manuellen Übertragung der Werte arbeiten kann. Gut, wenn die Schafe jetzt nicht 'ne halbe Minute still gehalten hätten, sähe das schon wieder ganz anders aus!
Dreht man sich an der Stelle einmal um sich selber, sieht man das ausgeblichene Durchfahrt verboten für Kraftfahrzeuge, weil Privatweg. (1/300s, f/3,5, 2m.) Je näher man dem Motiv kommt, desto mehr Unschärfe kann man dann aber doch im Hintergrund provozieren. Hier sehen die Bäume am Horizont schon sehr interessant aus, aber bereits das Gestoppel am Feldrand ist schön weich. Interessantes Bild, an dem man sehen kann, dass man selbst mit solch altem Equipment, das nie für sowas gedacht war, sehr interessante, künstlerische Bilder schießen kann.
Und am Ende noch der verkrüppelte Baum am Hof oben auf halbem Weg den Berg hoch. (1/125s, f/5,6, 7m.) Habe ihn ganz gut getroffen und bei dem Wetter sieht er auch sehr mysteriös aus. So ein bisschen wie aus einem alten Horrorfilm. Ich kann den Hund von Baskerville praktisch schon knurren hören!
Fazit: Eine sehr spannende Kamera, mit der man mehr machen kann, als es auf den erste Blich den Anschein hat! Zudem ein Stück Zeitgeschichte.
Nächstes Mal: Die Rheinauen durch ein 60er-Jahre Objektiv.
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