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Schwarz-weiß und analog, Teil 221: Die Rheinauen wie in den 1960ern

Fomapan 400 #10, 15. Januar 2023
  • Voigtländer Vito BL
  • Entwicklung: Adonal (1+50), 11:30 Minuten, 20°C, Adofix Plus 1+5 (8.), 7:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Die kleine Vito BL hat den Vorteil, dass sie recht handlich ist und man sie mal eben einstecken kann. Die Lederhülle ist zwar etwas störrisch, aber wenn man sich da einmal dran gewöhnt hat, geht das auch. Nur den Entfernungsmesser habe ich dann irgendwann vom Coldshoe abgemacht und einfach so weiter verwendet, weil der nämlich nicht mit in die Tasche rein passt. Auf diese Art habe ich dann die Rheinauen in Bonn unsicher gemacht. Da ist die Kamera dann doch irgendwie wieder in die Nähe ihres ehemaligen Zuhauses zurückgekehrt.

Das erste Motiv, das ich ausprobieren wollte, war die Piratenfahne, die sich um sich selber gewickelt hatte. (1/300s, f/11, 4m.) Bei der Blende ist es eigentlich völlig egal, was ich an Entfernung einstelle und ich glaube, dass 4 Meter hier ein bisschen kurz gegriffen waren. Aber scharf ist sie trotzdem, nur ein bisschen überbelichtet vielleicht: Das schwarz hinterm Totenkopf ist eher ein helles grau geworden. Nun war der Himmel aber auch sehr hell und das Material der Fahne nicht unbedingt das dichteste, da scheint schon ein bisschen was durch. Wie man sieht, es war mal wieder etwas stürmisch. Bonn: Stadt der Winde, sozusagen. ;-)


Der Blick auf den Posttower durch das Pampasgras war mitten im Januar auch ein bisschen kahler als normalerweise, wenn hier doch ein bisschen mehr Gemüse rum steht. (1/300s, f/8, Gelbfilter, 5m.) Bei den recht strukturierten Wolken, die wir an diesem Tag hatten, habe ich mir gedacht: "Ist doch mal eine Gelegenheit, das Gelbfilter zu testen, mal sehen, was dabei rum kommt." Wie man sieht, es bringt die Wolkenstruktur recht gut zur Geltung. Außerdem nimmt das ja ein bisschen Licht weg und ich kann ein kleines bisschen langsamer belichten, was bei dem viel zu schnellen 400er-Film gar nicht so falsch ist. (Das ist glaube ich eine Nummer 2, aber das müsste ich jetzt nachschauen. Moment, hab ich doch irgendwo hier im Blog... Hm, kann man auf dem Foto nicht erkennen. Und die Kamera ist gerade gut verstaut. Ist ja auch nicht so wichtig.) Insgesamt also ein recht interessantes Bild, und ich hoffe, der einsame Spaziergänger hat nichts dagegen einzuwenden, dass er jetzt hier von hinten zu sehen ist. Ich fand es ganz witzig, den mit drin zu haben, der sieht so einsam aus, obwohl man das in den Rheinauen ja eigentlich nie ist. Da ist immer wer. ;-)

Zum Beispiel Gänse. (1/300s, f/11, Entfernung ∇ "Schnappschuss".) Da ich hier nicht ewig ausmessen konnte, wie weit die entfernt sind, habe ich das mal so gemacht, wie die Anleitung das vorsieht: Die Entfernung auf dieses auf dem Kopf stehende Delta (oder Nabla?) kurz vor 3 Meter gestellt, abblenden auf jenseits von f/5,6 musste ich bei der Helligkeit ja eh, und zack: Funktioniert! Alles scharf. Gut, ist bei f/11 ja auch zu erwarten. Erst die Schwäne auf der Mitte des Rheinauensees scheinen langsam unscharf zu werden. Bei einem solchen Schnappschuss mag es mir auch verziehen werden, dass ich das gute Stück mal wieder total schief gehalten habe. Ihr solltet froh sein, dass überhaupt was zu sehen ist! :-D


Die Schwäne habe ich zwar auch mehr geraten als gemessen, aber da die sehr viel näher (weil neugierig) waren als die Gänse, habe ich mich mit mir selber auf unter 2 Meter geeinigt. (1/300s, f/16, 1,80m.) Außerdem liegt es in der Natur der Dinge, dass Schwäne sehr weiß sind, und wenn die Sonne plötzlich aus den Wolken hervor bricht, dann reflektieren sie sehr stark. Ganz besonders, wenn die Sonne wie im Januar üblich kaum über den Horizont kriecht und dementsprechend der Winkel zwischen Schwan und Lichtquelle ca. 90° beträgt. Warum erzähle ich das alles? Weil: Sunny 16. Für den Film sieht es so aus, als hätte ich direkt in die Sonne fotografiert! All diese Überlegungen haben zu einem ganz netten Foto geführt: Die Schwäne waren dabei, aus dem Wasser unter ihnen zu trinken, also zumindest sah das so aus. Sind ja schon gewaltig große Vögel. Wundere mich jedes Mal, wie riesig die sind, wenn die einem so nah kommen. Draußen auf dem Teich merkt man das ja nicht so.

Dann noch ein sehr gelungenes (und ausnahmsweise mal gerades) Hochkantfoto vom Posttower, mit Bank, See, Baum und sogar einem Mülleimer. (1/300s, f/11, Gelbfilter, 7m.) Gefällt mir sehr, wie das Filter die Kontraste ein bisschen anhebt. Und wie sich das Glas des Posttowers in den Wellen auf dem See spiegelt. Schönes Bild. Muss ich glaube ich kaum mehr zu sagen.


Für die Steine im Wasser habe ich das Filter dann mal nicht abgemacht, einfach um zu testen, was dann passiert, aber auch, weil es so hell war, dass ich die Blende nicht noch weiter schließen konnte. (1/300s, f/16, Gelbfilter, 3m.) Die Reflexionen auf den nassen Steinen waren nämlich heller als Sunny Sixteen. Das Ergebnis erstaunt: Kräftiges Schwarz in den Silhouetten der Bäume, strahlendes Weiß in den Spiegelungen, dazwischen starke Kontraste, wie ich sie gerne mag. Jetzt nur noch gerade halten... ;-)

Die Häuser gegenüber auf der Beueler Seite des Rheins sehen auch von hier aus gut aus, besonders, wenn man sie mit einem Baum kombiniert. (1/300s, f/8, Gelbfilter, Entfernung: Unendlich.) f/8 macht sogar den Baum noch einigermaßen scharf, obwohl der vielleicht 5 Meter von mir entfernt stand, und das ist schon großzügig bemessen. Durch das Gelbfilter scheint der Rhein wie aus Blei vor einem zu liegen, während die Wolken darüber schon ein bisschen bedrohlich wirken. Krasses Bild!

Nachdem das mit dem Filter so gut funktioniert hat, die Belichtungszeiten bzw. Blenden etwas zu drücken, habe ich ihn kaum noch abgeschraubt. So ist auch dieses Bild vom Schiff unter dem halb im Wasser stehenden Baum entstanden. (1/300s, f/8, Gelbfilter, Entfernung: Unendlich.) Leider mal wieder etwas schief. Ich kann Sucherkameras nicht anständig bedienen, wie man sieht. ;-) Aber ansonsten ein schönes Foto mit dem sehr dunklen Ast vor dem wolkenverhangenen Himmel.


Dann noch Enten, Kanupaddler und Schiff vor der Skyline auf der anderen Seite des Wassers, mit extremen Wolken darüber: Krass! (1/300s, f/8, Gelbfilter, Entfernung: Unendlich.) Sehr spannendes Foto, besonders wegen des Lichtreflexes in dem Stahl und Glas der Gebäude, die einen unheimlichen Kontrast zu den dunklen Wolken ergeben und gleichzeitig lange Streifen über die Wellen des Rheins werfen. Klasse Foto! Nehm ich, wie es ist! ;-)

Die Pilze am Mülleimer musste ich aber auch mitnehmen, und die sind auf diese Entfernung sogar scharf, obwohl dieses Objektiv nun wirklich nicht Makro-geeignet ist. (1/125s, f/16, Entfernung: Minimal.) Ich glaube, f/16 hat da aber auch was mit zu tun! ;-) Die Pilze sind jedenfalls hervorragend raus gekommen und haben eine hübsche Musterung auf den Hüten. Selbst bei f/16 wird der Horizont tatsächlich ein bisschen weichgezeichnet - OK, bei Minimalfokus, also irgendwo so um einen Meter, ist das auch zu erwarten. Schon so auf Höhe des Mülleimers ist das Bild deutlich unschärfer. Der hätte übrigens nicht so prominent mit drauf sein sollen, oder eben vielleicht etwas mehr, aber ich erwähne das jetzt noch mal: Sucherkamera! Parallaxe! ;-)


Und dann noch mal direkt in die Sonne - also, indirekt-direkt! :-D (1/300s, f/11, Gelbfilter, 5m.) Einfach mal voll rein in die Reflexion auf dem See unter der schwimmenden Brücke. Das Ergebnis ist ein sehr krasses Foto, auf dem praktisch nur die Wellen richtig zu erkennen sind, dafür aber so richtig extrem. Auch das gefällt mir extrem gut! Das Filter nimmt auch hier gut ein, zwei Blenden im gelben Wellenlängenbereich runter und verstärkt so den Kontrast noch mal extrem. Faszinierend!

Und zum Schluss noch mal der Posttower. (1/300s, f/11, Gelbfilter, Entfernung: Unendlich.) Aber hauptsächlich habe ich dieses Bild wegen des Schattens, den der Baum am anderen Ufer auf die Seeoberfläche wirft, gemacht. Ein ebenfalls extrem gelungenes Foto. Wie man sieht, war es zwischenzeitlich auch wieder ein bisschen lockerer bewölkt, was den Himmel noch mal extra poppen lässt. Die Gelegenheit für dieses Foto kommt so schnell nicht wieder und ich kann mich glücklich schätzen, genau an dieser Stelle zu dieser Zeit an diesem Tag im Januar gestanden zu haben. Perfekt.

Zwischen-Fazit: Mich begeistert diese kleine Kamera immer wieder. Für das aus heutiger Sicht ja eher primitive Objektiv mit seinen (wahrscheinlich) vier Linsen macht sie erstaunlich scharfe Bilder, was aber auch daran liegt, dass man weit abblenden muss, weil einem nur mäßig schnelle Zeiten zur Verfügung stehen. Aber wenn man damit umgehen kann, bekommt man auch 60 Jahre später noch Klasse Fotos aus dieser Kamera heraus!

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