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NGS GMICX-110

Aus Gründen, die ich vielleicht auch mal im Blog verarbeiten sollte, sah ich mich mit der Notwendigkeit eines Mikrofons konfrontiert. Eins, das etwas höhere Qualität produziert als mein Headset. Zuerst bin ich bei der Mutter in den Keller gestiegen und habe aus meiner Elektronikschrott-Schublade meine alten Mikrofone von <1990 heraus geholt. Das eine hat noch immer einen Kabelbruch, das schied also aus. Das andere, baugleiche funktionierte nach etwas gutem Zureden, hat mittlerweile aber auch einen Wackelkontakt entwickelt. Die Dinger sind einfach steinalt und sowieso nicht mehr Stand der Technik. Außerdem brummt und quietscht der Soundchip auf meinem Motherboard und 'ne echte Soundkarte wie in meiner Frau ihrem Rechner habe ich ja keine. (Man beachte die rheinische Satzstellung. ;-))

Also habe ich beschlossen, mir ein externes Mikro für "Gaming", "Streaming", "Vlogging" anzuschaffen. Und zwar eines der billigeren Modelle, denn so ernsthaft betreibe ich das Ganze dann doch wieder nicht. Meine Wahl fiel nach kurzer Suche auf das Modell GMICX-110 der Firma NGS. Von beiden noch nie gehört. Aber öfter mal was Neues. Im Gegensatz zu anderen Menschen kaufe ich auch Dinge, die nicht 42-tausend Reviews bei $Versender haben.

Was mich zu diesem <40€ Gerät hin gezogen hat: Es hat einen USB-Anschluss, also einen eigenen D/A-Wandler an Bord. Somit sollten die Probleme des Übersprechens von allen möglichen Störquellen in meinem Rechnergehäuse auf den On-Board-Soundchip weg fallen. Ich gucke da insbesondere den Trafo vom Soundsystem an! Und das DECT-Telefon, das ich sowieso schon so weit wie möglich in die andere Ecke des Büros gestellt habe. Ach ja, nicht zu verlachlässigen sind vier rotierende SATA-Festplatten aus der Steinzeit, zwei IDE-DVD-Brenner aus der Zeit der Dinosaurier und diverser anderer Scheiß, der in der Kiste rumgammelt und Strom verschwendet. Ich bin zwar eigentlich kein Freund von USB-Geräten, aber für den Anwendungszweck vielleicht sinnvoll.


Weitere Features, die ich auf dem Papier ganz gut fand: Der Anschluss für einen Kopfhörer direkt am Mikro, Lautstärkeregler und ein Button für Stummschalten. Der Echo-Regler ist eher im den Bereich der unnötigen Spielereien zu verorten. Kann man ja auf 0 stehen lassen, braucht man nicht. Zudem hat es ein kleines Tischstativ, sodass man es nicht in der Hand halten muss. Das ganze Gehäuse ist aus (dünnem) Metall, da habe ich die Hoffnung, dass das auch ein bisschen gegen die vielen Störquellen abschirmt, die heutzutage in einer Wohnung anzutreffen sind - ich gucke euch an, billige 50hz-LED-Lampen!

Was ich auch ganz witzig finde: Es ist kompatibel mit der Playstation 4/5. Falls ich also mal wieder mit den anderen Bekloppten online spielen sollte, hätte ich da auch die Möglichkeit, das Ding zu verwenden. Außerdem bedeutet das für mich: Das Ding meldet sich via USB höchstwahrscheinlich als Standard-USB-Audio-Device, benötigt also keine gesonderten Treiber! Das ist immer gut zu wissen, wenn man Linux-Fanatiker ist wie ich. Außerdem steht auf der Packung noch was von 3 Jahren Garantie. Da diese Firma ungefähr drei Produkte auf dem Markt hat, ist das natürlich auch nur mäßig hilfreich, die können durchaus morgen am Tag sagen: Sorry, Konkurs! Aber immerhin haben sie genug Selbstvertrauen, das auf die Packung zu schreiben.

Was mich dann auch zum Lieferumfang bringt. In der sehr ordentlichen Packung findet man genau die Teile, die auch tatsächlich im Internet versprochen wurden: Das Microphon, der passende Spuckschutz - als "Anti Pop" beworben, ich lach mich scheckig; ich wusste ja, dass Streamer und Podcaster eher un-sexy sind, aber das führt dann doch etwas zu weit! :-D ;-) - der Tripod und ein recht langes USB-A-auf-B-Kabel. Das Mikro selber wird in die Plastik-Halterung eingeschraubt und steht dann mäßig stabil auf den drei klappbaren Beinchen. OK, ich hatte nicht mehr erwartet. Wenn das USB-Kabel am Popo eingesteckt ist, hat es ein gewisses Gegengewicht und fällt nicht ganz so schnell um. Am Stativ selber ist ein Schräubchen, mit dem man es in der gewünschten Position fixieren kann. Dass bei dem Preis alles eher plastiklastig ist, war ja zu erwarten. Aber OK, das liegt daran, dass ich nicht mehr Geld ausgeben wollte.


Funktioniert es denn wenigsten? Nunja, es tut das, was es soll und ist dabei auch einigermaßen empfindlich. Ich muss jetzt bei Aufnahmen definitiv die Tür schließen, sonst habe ich die in der Küche wühlende Schwiegermutter oder den schnurrenden Kater mit aufgenommen. Die Qualität ist für den Preis auch ganz OK, durch die recht hohe Empfindlichkeit nimmt es naturgemäß allerdings auch das Rauschen der PC-Lüfter mit auf, das dann nachträglich aus der Aufnahme entfernt werden muss - aber dafür hat man ja Audacity! ;-) Mein Gegenüber meinte allerdings, dass es ein bisschen schwachbrüstig im Bassbereich ist, was sich dadurch beheben lässt, dass ich meinen Stuhl ganz nach unten fahre und mehr so genau in die Spitze hinein spreche, was den weiteren Vorteil hat, den Signal-Rauschabstand zu verbessern.

Was mich jedoch zu Anfang mächtig gestört hat: Der Ausgang am Gerät ist immer ein Monitoring-Ausgang. Soll heißen: Sobald die Aufnahme läuft, höre ich nicht nur den Kollegen sprechen, sondern auch mich selber. Das ist grundsätzlich ja OK, wenn man einen entsprechenden Kopfhörer verwendet, der rundum alles abschirmt, insbesondere auch die eigene Stimme. Aber mit meinen billigen In-Ear-Stöpseln ist das schon etwas gewöhnungsbedürftig, mit dem "richtigen" Over-Ear-Headset geht es besser. Aber grundsätzlich fände ich die Möglichkeit, nur die Gegenstelle zu hören, besser. Zumindest ein Lautstärkeregler für die eigene Stimme sollte doch eigentlich drin gewesen sein, oder? Naja. OK. Was soll's. Außerdem ist der Verstärker, der mir das Signal ins Hirn ballert, nicht unbedingt frei von hochfrequentem Rauschen - was erstaunlich ist, denn die Aufnahmen, die ich damit bisher gemacht habe, sind eigentlich recht gut.

Der Anschluss stellt sich mehr oder weniger problemlos dar: USB rein, läuft. Wenn da nicht mein Soundsystem wäre, das sich immer vordrängelt, aber das ist ein Software-Konfigurations-Problem, da kann das Mikro nichts dafür. Sowohl unter Linux als auch unter Windows ging die Inbetriebnahme absolut schmerzfrei. (An meinem Notebook wirft der Kernel allerdings mit Bandbreiten-Problemen um sich, weil das ALSA hier fest auf 48000Hz eingestellt ist, mehr kann der On-Board-Soundchip nicht. Auch nicht das Problem des Mikros, sondern weil ich zu viel an den Einstellungen gespielt habe.) An einer der Playstations habe ich es jetzt noch nicht probiert, aber ich gehe davon aus, dass das genauso problemlos gehen wird. Ebenso nehme ich an, dass es keine Probleme am Mac geben würde, aber ich habe keinen.

Fazit: Es tut, was es tun soll, und für den Preis lohnt es sich jetzt nicht, es wieder zurück zu schicken. Was qualitativ Hochwertigeres bekomme ich wahrscheinlich erst ab dem dreifachen Preis. Insgesamtes Urteil also: Ganz OK.

Pro:
+ einfache Installation
+ brauchbare Aufnahmequalität (für den Preis), brauchbare Empfindlichkeit (für den Preis)
+ Kompatibilität (Linux, Windows, Playstation)

Contra:
- Monitoring-Ausgang nicht einzeln regelbar, man hört sich immer selber, und das meist zu laut; zudem mit Verstärker-Rauschen versehen; der Lautstärkeregler regelt (auch) die Aufnahme-Empfindlichkeit
- Das Stativ neigt zum Umkippen und könnte etwas länger sein

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