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Übern Berg mit 'ner Canon

Voll das Dilemma: Ich habe da noch Bilder von der Weihnachtsorgie in Wesel, die ich eigentlich noch dieses Jahr raus werfen wollte, andererseits habe ich gestern so schöne Bilder mit Cs alter 400D gemacht, die ich ja heute zurück gebe, die möchte ich eigentlich nicht noch auf einen anderen Tag verschieben! ;-) Ich habe mich also für die aktuellen Fotos entschieden; die anderen sind ja mittlerweile eh veraltet und können somit ruhig noch ins neue Jahr verschoben werden. Fängt das auch gleich richtig besinnlich an! :-D

So, jetzt aber zu den Bildern aus der Canon. Wie ich ja bereits berichtet hatte, sind die eigentlich ganz annehmbar, dafür dass die Kamera ja gerade so ein haarbreit über dem, was ich hier als 4k-Auflösung verkaufe, kann. Also gerade so ausreichend für meine Zwecke. Bei der relativen Lichtschwäche des kleinen EF-S 18-55mm 1:3.5-5,6 habe ich wieder hauptsächlich Offenblendenfotos gemacht. Mit dem Unterschied, dass heute zumindest zeitweilig mal die Sonne hinter den Wolken hervor gekommen ist und ich dementsprechend das ISO auf 100 stellen kann. Das ist der Wert, bei dem man diese Kamera wahrscheinlich verwenden soll. Bis 400 ist OK, 800 geht auch noch, aber alles darüber ist dann doch ein bisschen viel verlangt. Was man auch daran sehen kann, dass die sich ja gar nicht auf noch viel größere Werte einstellen lässt.


Aber wie gesagt, es gab mal etwas Licht, daher sehen die Bilder auch gleich viel kontrastreicher aus. Ich mein, es ist noch immer Winter da draußen, man kann also keine Wunder erwarten. Besonders in den dunklen Ecken ist die Helligkeit manchmal nicht ganz ausreichend und die Bilder wirken wieder ein bisschen fahl und farblos, sodass ich in der Post ein bisschen nachgeholfen habe. Vielleicht, wenn ich mich ein bisschen länger mit dem Ding beschäftigen würde und mal einen anderen Belichtungsmessermodus probieren täte - die Bilder sind alle mittenbetont gemessen, teilweise mit Messwertspeicher -, hätte ich wohl noch was raus holen können. Aber es ist, wie es ist, und für 17 Jahre alte Technik kann man echt nix sagen.


Einzig und alleine das Objektiv ist mit offen ein bisschen zu weich. Nun sag ich da so, als würde Abblenden helfen. Tut es auch - aber eben nur ein bisschen. Vielleicht tue ich dem Ding ja auch unrecht und es liegt am Sensor, kann ja sein, oder die Fokusebene ist vielleicht auch etwas verstellt, oder der Autofokus an sich ist nicht der Beste. Aber alles in allem, für ein Objektiv, dass ja extra für einen Sensor in APS-C-Größe gerechnet wurde, finde ich die Bilder allesamt ein bisschen zu weich, auch für ein kleines Kit-Zoom und gerade bei den veranschlagten Lichtwerten, die da drauf gedruckt sind. OK, vielleicht sind meine Ansprüche auch einfach zu hoch...

Nachdem ich jetzt das Objektiv ein bisschen gedisst habe, könnt ihr ganz entspannt auf den "erweiterten Artikel" klicken. Ich habe nämlich nichts desto trotz 100 Fotos gemacht. Man muss das Wetter ja ausnutzen! ;-)


Das Objektiv ist aber nicht nur schlecht: Da es eben für genau diese Sensorgröße gemacht wurde, hat es einen recht großen Nahbereich und man kann gut sehr nah an seine Motive heran rücken. Dadurch kommt man schon in einen gewisses Makro-Feeling, fast wie bei einem Handy. Der Verlängerungsfaktor von 1,6 hat halt doch auch Vorteile. Da macht es auch nichts, dass die Sensorauflösung eben nicht ganz so groß ist, man bekommt doch noch einiges an Details raus.


Zumal man auch ganz hervorragendes Bokeh hin bekommt, wenn man offen so nah an seine Motive heran gehen kann. Da habe ich schon ein paar sehr nette Fotos raus bekommen. Ich kann mich ja selten zurückhalten, wenn es um Fotos von Grünzeug und dessen Blüten geht, aber mit dieser Kamera-Objektiv-Kombination ist schon einiges drin.

Nebenbei ist auch das Kontrast-Verhalten ganz gut. Das Licht war jetzt alles andere als günstig, aber da, wo welches war, sind die Bilder alle sehr kräftig geworden. Mir fehlt allerdings die Nikon-typische Wärme in den Bildern. Liegt es am Glas oder am Sensor? Kann ich schlecht sagen. Aber irgendwas ist anders. Die Bilder gehen meiner Meinung alle eher in die blaue Richtung. Vielleicht ist es aber auch sowas Triviales wie der verwendete Weißabgleich-Algorithmus. Den habe ich ja schon im letzten Artikel zu dieser Kamera dazwischen gehabt. Da waren die Kameras damals einfach noch nicht so weit, was ich ja auch an meiner D100 merke, die das Problem ja noch viel krasser hat.


Was gibt es noch zu berichten? Nicht viel, fürchte ich. Mittlerweile habe ich wohl alles gesagt, was man zu der Kamera und der Optik wissen muss. Und ich bleibe dabei: Es mögen zwar technisch nicht die besten Bilder sein, die da raus kommen, aber als günstige Einsteiger-Kombination kann ich das Ding nur empfehlen. Diese Kamera befindet sich nämlich gerade in dem altbekannten Loch, das es bei so vielen technischen Geräten gibt: Zu alt, um noch einen anständigen Preis zu bekommen, gleichzeitig aber noch nicht alt genug, dass sich die Vintage- und Retro-Nerds dafür interessieren würden. So kann man dieses Kit durchaus für um die 100 Euro bekommen, je nach Zustand und vorhandenem Zubehör auch schon für 50. Was ich für ein echtes Schnäppchen halte!


Nun muss man dazu im Hinterkopf behalten, dass die Kamera damals auch neu schon nicht zu dem Teuersten gehörte, was Canon gebaut hat. Die fällt ja eher in die Consumer-Klasse. Die Wikipedia sortiert sie bei "Einsteiger" ein. Und das kommr auch ziemlich genau hin. Die komplizierten Funktionen für den Enthusiasten sind zwar vorhanden, man muss sie nur zu nutzen wissen. Aber 90% der damaligen Käufer wird diese Kamera wohl immer im Programmmodus mit der Vollbild-Messung betrieben haben. Dafür scheint sie mir auch ausgelegt zu sein. Dabei macht sie sicher gute Fotos, die damals wahrscheinlich auch all jene überzeugt haben wird, die noch von der guten alten Negativ-Fotografie kamen und jetzt endlich digital werden wollten. Das schafft sie sicher problemlos.

Der Profi hätte damals sicher zu einer 5D gegriffen, der Enthusiast, der auf Full Frame verzichten konnte, zu einer der zweistelligen Nummern. Und so findet diese kleine, leichte und leicht zu bedienende Kamera eben ihre Nische. Die sie ganz gut ausfüllt. Wie immer muss ich als alter Nikonianer natürlich eine Lanze für "mein" System brechen und sagen, dass ich mich damals wahrscheinlich wieder für eine Nikon entschieden hätte, aber das halt hauptsächlich, weil ich eben alles andere Gear wie Objektive und Blitz auch schon dafür hatte. Aus eben solchem Grund würde der Canonist eben auch eher zu Canon greifen.


Nachdem ich jetzt diese Kamera so ausführlich und auf Herz und Nieren testen konnte, würde mich interessieren, was damals noch so auf dem Markt war. So würde ich mir gerne mal eine der frühen Sonys oder gar die letzten Minoltas aus diesem Segment anschauen. Aber da kenne ich leider keinen, der eine hat und sie mir leihen könnte. Und extra dafür eine bei eBay kaufen erscheint mir auch ein bisschen übertrieben! ;-) Obwohl, so teuer sind die ja auch nicht, landen eben in einem ähnlichen Preissegment... Und es gibt im Haus kompatible Minolta-Objektive! Das sind ja gleich schon drei Gründe! :-D


Insgesamt finde ich es jedenfalls faszinierend zu sehen, wie sich die gehobene Digitale Fotografie in den letzten 20 Jahren gewandelt hat. Am Anfang waren diese kleinen und recht kompakten Kameras geradezu revolutionär, machten sie die Spiegelreflex-Digitalfotografie doch praktisch jedem zugänglich. (Meine D100 war damals ja eher im hochpreisigen Segment und für die Early Adopters gedacht. Wie bereits letztens gesagt, da wäre ein D80 oder D40 eher der richtige Vergleich mit dieser 400D.) Und Features, die die Hersteller voneinander differenzieren, waren damals auch noch nicht ganz so dringend nötig, Hauptsache man konnte überhaupt endlich zu einem vernünftigen Preis digitale Fotos machen, die nicht nach Knipse aussahen!

Mein abschließendes Fazit lautet also: Schöne Kamera. Kann man benutzen. Mit den Einschränkungen, die sich heutzutage eben aus dem Lauf der technischen Entwicklung ergeben. Daumen hoch.

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