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Bonn: Demo für Vielfalt und Demokratie

Da man noch demonstrieren darf, bin ich mal wieder hin gegangen, obwohl mich meine Panik vor größeren Menschenansammlungen ja immer ein bisschen davon abhält. Aber: Face your fears! Ist bald wieder FedCon, da muss ich schon mal trainieren. Also gestern ins Auto, den Tank voll gemacht und auf nach Bonn. Da fand ab halb 12 eine "Demo für Vielfalt und Demokratie" statt, angemeldet von Amnesty International und unterstützt von diversen anderen Gruppen, Gruppierungen und Parteien - offiziell sogar von der CDU, die es scheinbar nötig haben, ihr Profil ein bisschen aufzupolieren, nachdem sie letzte Woche zwei mal mit den blauen Braunbären gestimmt haben. Oder umgekehrt, je nachdem, wie man das jetzt sehen will. ;-)

Das Auto habe ich mal wieder in Beuel abgestellt und bin dann zu Fuß über die Brücke rüber. Aber vorher musste ich natürlich noch die beiden Autos ablichten, die schon sehr vintage sind und da in der Sonne geglänzt haben, soweit das ging - die Eissschicht war teilweise noch dick! (Es ist KALT, sagte ich das schon?)


Da jetzt ein ganzer Haufen Demo-Bilder kommt, habe ich die mal wieder in den erweiterten Eintrag gestopft. Dann belasten die nicht jedermanns Datenvolumen! ;-) Also, wer wissen will, wo welche wunderbaren Plakate zu sehen waren, der möge klicken. Wen das politische Gedöns alles nicht mehr hören kann, der darf einfach überspringen und den Rest meines Blogs lesen! ;-) Ich empfehle aber den KLICK, da sind nämlich ein paar spannende dabei! (Nebenbei, alle Bilder sind mit der D800 und dem teuren Nikkor 35-70/2.8 bzw dem billigen Exakta 70-210/f4-5,6 vom Flohmarkt entstanden. Gerade bei dem Telezoom bin ich immer wieder erstaunt, dass das bei genug Licht und einer Blende abgeblendet so hervorragende, knackige Fotos macht.
Schon auf der Brücke war mächtig was los, sodass ich kaum Bilder mache konnte, die keine Leute enthalten. Deswegen gibt es die auch nicht im Blog. Muss ja nicht jeder wissen, wer wann wo warum auf welcher Demo war. Habe auch, soweit das möglich war, die Gesichter in den Menschenmengen unkenntlich gemacht. Keine Ahnung, ob ich das in dem Fall tatsächlich muss: Wer auf eine Demo geht, muss meiner Meinung nach damit leben, fotografiert zu werden und im Internet zu landen, aber ich bin kein Jurist und deswegen gehe ich lieber auf Nummer sicher!


Als ich dann in die Nähe des Marktplatzes kam, wurde es so richtig voll! Aber so _richtig_! Beim letzten Mal vor knapp einem Jahr, als die Braunblauen gerade ihre Deportationspläne durchgesprochen hatten, war es ja schon voll in Bonn, aber ich hatte den Eindruck, dass es heute bestimmt noch mal ein paar mehr waren. Der halbe Rhein-Sieg-Kreis hatte sich scheinbar zum Protestieren versammelt. Und wenn ich damals schon den Eindruck hatte, dass zwischen den ganzen, auf Kravall gebürsteten Studenten auch ein erstaunlich großer bürgerlicher Anteil von Menschen zu sehen war, so verstärkte sich das gestern noch einmal. Damals habe ich jedenfalls keine "Unternehmer gegen Rechts" Seite an Seite mit Fahnen schwenkenden Linken gesehen. Der Widerstand gegen die Aushöhlung der Demokratie geht also tatsächlich quer durch die Gesellschaft und ich habe den Eindruck, dass der Herr Merz sich da einerseits ein dickes Ei bei seiner Basis gelegt, aber andererseits auch Fans beim rechten Rand gewonnen hat.

Was ich in diesem Zusammenhang ein bisschen schade fand, war, dass - trotz der Aufforderung mehrerer Vorredner - der Herr Streek als Direktkandidat der CDU sehr laut ausgepfiffen wurde, so sehr, dass ich nicht hören konnte, was er zu sagen hatte. Da er bisher nicht im Bundestag sitzt, weiß ich nämlich nicht, wie/ob er abgestimmt hätte. (Die Frau Winkelmeier-Becker, RSK I, ist nämlich scheinbar am Freitag zu Hause geblieben, im Gegensatz zum Herrn Röttgen, RSK II, der mit "ja" gestimmt hat. Da ist scheinbar auch nicht jeder so richtig glücklich mit den Entscheidungen von Oben und dem Fraktionszwang...)


Aber zurück zur Demo. Viele Fahnen, viele Plakate, viel Gewicht auf dem Wort "bunt". Insgesamt war die Stimmung nicht ganz so ausgelassen, wie beim letzten Mal, hatte ich den Eindruck. Die bevorstehenden Wahlen und der weiter Ruck nach Rechts scheint die Leute ein bisschen nervöser zu machen. Daher wohl auch das Ausbuhen und -pfeifen von Herrn Streek, der auch wenig begeistert schien. Wie gesagt, von meinem Standort hinter der Bühne konnte ich ihn leider nicht verstehen. Man soll ja nicht alle über einen Kamm scheren. Andererseits: "An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!" (Nebenbei wundere ich mich immer wieder, dass ich als agnostischer Atheist (atheistischer Agnostiker?) anderen immer wieder die Bibel erklären muss! Das ist wie Windows-Support durch einen Linux-User. Story of my life! :-D)

BTW: Da ich es in der Menschenmenge nicht so richtig aushalten konnte, hatten wir dan Standort gewechselt. Standen nämlich am Anfang direkt vor dem Thalia in der Masse. Aber irgendwann tick ich aus, wenn ich nur noch Menschen links und rechts und vorne und hinten sehe, dann setzt der Fluchtinstinkt ein und ich muss da raus. Deswegen standen wir nachher hinter der Bühne, an der Ecke zwischen Rathaus und Uni. Da stand auch eine ganze Menge Polizei rum, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass die hier ein bisschen auf verlorenem Posten waren. Nicht, dass es in irgendeiner Weise aggressiv gewesen wäre, aber was sollen zehn Leutchen gegen eine Walze von 10.000 ausrichten? Immerhin hatten sie die Zugangswege mit ihren Mannschaftswagen blockiert. Schon schlimm, dass man heutzutage immer sowas im Hinterkopf hat, dass da ein Bekloppter mit seinem Wagen rein fahren könnte. (Aber auch kein Grund für den Grund, wegen dem wir alle hier waren!) Jedenfalls hätte ich da fast das "Symbolbild: Frauen an einem durch Männer dominierten Arbeitsplatz" machen können. Aber ich weiß nicht, ob die Polizei es so gern hat, im Einsatz fotografiert zu werden. Jedenfalls: Fünf Kerle, alle so 1,90, dazwischen ein Mädel, das fast untergeht! ;-) Wenn man von "verlorenen Posten" spricht! :-D Aber auch die waren alle recht locker. Die Lageeinschätzung war also eher entspannt. Oben auf der Treppe am Rathaus hinter der Bühne liefen auch noch ein paar rum, die die Massen beobachtet hat, ob auch alles in Ordnung ist. Und scheinbar war auch alles in Ordnung. Ich dachte, die hätten heutzutage Dronen für sowas? Oder ich hab die einfach nicht gesehen/gehört. Würde aber erklären, warum die Tauben so hektisch waren. Andererseits waren deren übliche Landeplätze alle belegt! ;-)


Und dann wurde mir irgendwann auch ein bisschen sehr kalt, sodass ich beschlossen habe, ein wenig früher zu gehen, bevor der richtige Heimreiseverkehr einsetzt. Wieder zurück über die Brücke und auf die andere Rheinseite, wo es ein ganz normaler Sonntag Mittag war: Wenig Verkehr, kaum Leute (außer ein paar Demonstranten, die ebenfalls auf dem Heimweg oder zu ihren Autos unterwegs waren). Beuel ist bei Licht betrachtet eigentlich ganz nett. Viele alte Häuser und verwinkelte Gassen. Hier könnte man auch schön Fotos machen, wenn es mir - wie gesagt - nicht ein bisschen zu kalt gewesen wäre. Das viele Rumstehen auf dem Marktplatz hat nicht geholfen, ebenso dass ich meine Thermounterwäsche nicht gefunden hatte! ;-)


Und so war ich schon um 2 wieder zu Hause und ziemlich geschafft. Demonstrieren ist echt anstrengend, man sollte es kaum glauben. Als Fazit: Zu laut, zu viele Menschen. Ich konnte auch nur die Hälfte von dem, was die anderen Redner von sich gegeben haben, verstehen. Ein ziemliches Hin und Her, weil jeder jemanden suchte - so wie ich B vom Trekdinner am Anfang der Veranstaltung.

Bleibt am Ende zu Hoffen, dass es was bringt und die Demokratie und Vielfalt, die im Titel der Demo beschworen wurde, nicht ein Auslaufmodell ist. Es ist ja nicht nur hier in Deutschland so, dass die extremen Rechten erstarken. Man schaue nur über den großen Teich rüber zu Präsident Musk und seinem Lakaien Donald Trump. Wie die beiden da gerade die gesamte Verwaltung demontieren und davon träumen, Kanada und Grönland einzugemeinden, erinnert mich doch sehr an unseren speziellen Freund im Kremel. :-/

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