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Canon Zoom Lens EF 70-210mm 1:3.5-4.5 Ultrasonic

Normalerweise stelle ich hier ja nicht das gleiche Objektiv zwei mal vor. Heute mache ich eine Ausnahme, denn zum Einen ist das jetzt bald 4 Jahre her, dass ich dieses Canon Zoom Lens EF 70-210mm 1:3.5-4.5 Ultrasonic schon einmal hier im Blog hatte, zum anderen habe ich mich nach eben dieser langen Zeit endlich dazu durch gerungen, dem Herrn B das Ding endlich abzukaufen. Irgendwie muss man das Weihnachtsgeld ja los werden! ;-) Ich hatte ja damals bereits ein Auge darauf geworfen, aber dann doch nur das kleine Normal-Zoom mit genommen, das mit bei der analogen EOS 10s dabei war. Von den anderen Objektiven, die er noch im Angebot hatte, gefiel mir damals allerdings schon dieses hier am Besten, auch wenn ich es nur mit einem Foma 400 getestet hattet, da ich damals ja noch keine digitale Canon hatte.

Seit ich aber die 700D von D in meinem Besitz habe - also jetzt so ungefähr auch schon wieder ein Jahr -, habe ich damit unheimlich viele Bilder gemacht. Hauptsächlich, weil ja meine Nikon D610... ACH KOMM! HÖR DOCH DAMIT AUF! :-D ;-) Mir fehlt jedenfalls die ganze Zeit ein Objektiv für das lange Ende. Ein günstiges Objektiv vor allem, das auch einigermaßen brauchbare Bilder macht und trotzdem schon ein bisschen Rertro ist. Das EOS-EF-System ist mir ja eigentlich zu neu, das ist ja aus den späten 1980ern. Gut, das sind jetzt auch bald 40 Jahre, aber bis vor Kurzem war das ja noch immer der aktuelle Anschluss, auch für neue Canons. (Bei Nikon bin ich da nicht so, das F-Bajonett ist schließlich von 1959! "Mit 66 Jahren...")


Dieses Teil tickt so ungefähr alle Boxen, die ich oben aufgezählt habe: Ein Objektiv der ersten (oder zweiten?) Generation, das nicht übermäßig schlechte Lichtwerte hat und dabei einigermaßen brauchbare Bilder auch weit offen produziert, die nicht zuuu retro aussehen, aber trotzdem ein gewisses Vintage-Feeling mit bringen. Der Autofokus hat bereits einen dieser hypermodernen Ultrasonic-Motoren, ist also einigermaßen leise und gerade so brauchbar schnell - mit aktuellen Motoren kann der nämlich bei dem recht langen Wurf nicht mithalten. Aber man kann jederzeit in den Fokus eingreifen, auch ohne den Schalter auf M zu stellen. Das ist schon mal nicht schlecht, wenn das Autofokussystem mal daneben liegt, was an der digitalen recht selten, an der alten analogen Kamera aber durchaus häufiger vorkommen kann. (Mit f/4,5 ist es am langen Ende zwar nicht allzu lichtschwach, aber die Sensoren waren Damals ja noch nicht sooo gut.)

Apropos Lichtwerte: f3,5 ist bei 70mm natürlich eher mäßig, aber doch auch über den gesamten Brennweitenbereich einigermaßen konstant: Die je eine drittel Blende Abweichung nach oben und unten ist ja kaum der Rede wert und man kann durchaus gut einfach mit f/4 rechnen - sowohl auf Film als auch digital -, wenn man mal manuell belichten will.


Die Bildqualität ist für ein Zoom aus dieser Zeit und dieser Preisklasse angemessen. Die Bilder sind brauchbar scharf, auch auf dem Crop-Format-Sensor, wobei ich aber für wirklich scharfe Bilder eher auf f/5,6 oder gar auf f/8 abblenden würde. Die Chroma-Fehler halten sich in Grenzen, sind aber durchaus vorhanden, werden aber beim Abblenden auch weniger. Die Farbwiedergabe gefällt mir ganz gut, wobei die ja doch scheinbar sehr von der Kamera-Sensor abhängt - meine Nikon-Objektive, die ich mit dem Adapter auf der 700D verwendet habe, sehen da ja auch einigermaßen anders aus als an einer echten Nikon. Was Flares und Ghosts angeht, kann ich nur auf meine Erfahrungen von vor vier Jahren zurück greifen, denn zZt ist es eher bedeckt bis grau-in-grau, weswegen ich nicht genug Licht zum Testen hatte. (In die Baustellenlampe hinein wollte ich jetzt nicht extra deswegen fotografieren.) ;-)

Der Zoom-Bereich ist für mich auf analogem 35mm Film ausreichen, auf der Crop-Digitalen ist er sogar recht lang: 210mm x 1,6 = 336mm Kleinbildäquivalent. Das kann schon was. Dafür startet es unten aber auch erst bei 70mm x 1,6 = 112mm. Das ist gerade so noch in dem, was ich Portrait-Bereich nenne, der für mich spätestens bei 135mm endet. Aber das 50er, das ich von D mit übernommen habe, ist da wahrscheinlich eh die bessere Wahl mit seinen äquivalenten 80mm. Das große, immer wiederkehrende Problem mit Crop-Kameras: Man braucht immer irgendwie ein dediziertes Weitwinkel, um in dem Bereich überhaupt was machen zu können. Dafür hat man praktisch null Probleme mit Vignettierung, denn die wird eh rundrum weg geschnitten. Wobei die sich auch auf den analogen Vollformatbilder schon schwer in Grenzen hielt. Einer der Gründe, weshalb ich damals schon diese etwas kürzere Brennweite dem ebenfalls zur Auswahl stehenden 75-300 vorgezogen habe. Die Verzeichnungen sind naturgemäß bei Tele-Zooms, besonders solchen mit recht geringem Brennweitenumfang wie diesem 3x - eh besser kontrolliert als zB bei den gruseligen Reise-Zooms dieser Ära, die alles abdecken wollten, aber nichts so richtig konnten. Ich habe jetzt jedenfalls nicht explizit nach welchen gesucht und aufgefallen sind mir in meinen Bildern auch keine, bei denen ich gesagt hätte: Das geht jetzt aber gar nicht. Scheinen sich also in Grenzen zu halten.


Ich habe dieses Teil jetzt seit dem Montag vor Silvester in meinem Besitz und zwei kleinere Touren extra nur mit diesem fotografiert - einmal rund um den Hausberg und einmal auf dem Heimweg vom Kunden in der Wahner Heide. Beide Sessions haben recht gute Ergebnisse geliefert, auch wenn ich bei diesem schrecklichen Winterwetter ohne jede Sonne am Himmel doch mit dem ISO recht weit hoch gehen musste - um die 400 war mein Standard, aber in den dunklen Ecken der Heide habe ich dann das Auto angestellt, weil ich keinen Bock mehr hatte, ständig am Knöpfchen zu drehen. Da ist er dann von sich aus auch durchaus mal auf 1600 hoch. (Die Bilder, bei denen die Kamera 3200 vorgeschlagen hat, habe ich dann mal einfach nicht gemacht. Meistens jedenfalls.) Mit modernen Kameras sollte das alles nicht so kritisch sein, aber die 700D fängt dann doch recht schnell an, heftig zu rauschen.

Fazit: Ich finde es OK. Nicht mehr. Nicht weniger. Natürlich gibt es besseres Glas, das mehr Licht rein lässt und schärfer ist. Natürlich gibt es hübschere Tuben, die nicht aussehen wie 1990. Aber ich suchte eben genau nach diesem Sweet Spot, bei dem das Aussehen der Bilder schon ein bisschen mehr Vintage ist, aber man im Zweifel auch noch eine brauchbar scharfe Bildqualität bekommt. Und den Preis, den sollte man auch nicht vernachlässigen! Bessere Teles in diesem Bereich kosten nämlich auch heute noch richtig Asche! Was auch daran liegt, dass Canon EF Objektive scheinbar grundsätzlich ein wenig teurer auf dem Gebrauchtmarkt sind als zB Nikon AF. Vielleicht wegen des Motors und der damit einhergehenden Kompatibilität mit modernen Spiegellosen? Das war jedenfalls für mich der Grund, dieses spezielle Exemplar zu erwerben, das ich schon kannte, und nicht das Gleiche (oder mit viel Glück auch etwas weniger) bei ehBlöd auszugeben, nur um dann Glasscherben im Paket zu finden. Das ist nämlich das einzige, was mir ein bisschen Sorgen bereitet: Die Build-Quality! Dieses Objektiv kommt für ein EF schon recht stabil und schwer daher, aber trotzdem habe ich bei Teilen ab den 1990ern immer Angst, irgendwas kaputt zu machen, nur weil ich es angucke! Zu viel Plastik, zu viel, was mit den Jahren austrocknet und spröde wird. Dieses Exemplar scheint sich gut gehalten zu haben, der J geht gut mit seinen Sachen um, aber bei dem Kram, den man auf ehBlöd findet, weiß man halt nie so genau.

Erstaunlicherweise finde ich nur Reviews der originalen (?) 1:4 Version, aber nicht für dieses spätere (?) 1:3.5-4.5. Da würde mich ja schon fast ein direkter Vergleich interessieren! Aber nein, ich werde - aus oben genannten Gründen - jetzt nicht los rennen und das Teil bei eBay suchen! ;-) Stattdessen werde ich jetzt mal zwei Einträge mit Fotos vorbereiten, die ich mit diesem Ding hier gemacht habe! :-D

Testbilder Zoom-Nikkor Auto 1:3.5 43-86mm

Heute klären wir die Frage: Ist dieses Zoom-Nikkor Auto 1:3.5 43-86mm, das ich zu der Nikkormat dazu bekommen habe und das der eigentliche Grund für den Kauf war, wirklich so schlecht, wie manche Leute behaupten. (Spoiler: Also, gut ist es jedenfalls nicht.) Da es sich um eine Version mit AI-Anschluss handelt - Umbau? Es handelt sich definitiv um die ältere Version mit der Beschriftung im Filtergewinde und nicht am äußeren Rand -, kann ich es einfach auf meine D800 montieren und mal schauen, was rauskommt.

Was als erstes auffällt, ist der sehr weit entfernte minimale Abstand von 1,20 Meter. Jetzt weiß ich auch, warum da ein Makro-Zwischenstück dabei war! Weil, sonst, ohne kriegt man ja echt Probleme, wenn man auf normale Abstände an kleinere Details ran rückt. Jedenfalls habe ich im Büro nicht mal die Baustellenlampe scharf bekommen.


Draußen ist Dezember, dementsprechend ist das Wetter eher bedeckt bis beschissen. Das sieht man auch direkt am Vogelhaus, das hier auf dem Gartentisch unsere gefiederten Freunde und Katzen anlockt. Die Farben gefallen mir ganz gut und das Bild ist auf den ersten Blick auch ganz OK von der Schärfe her. Auffällig sind hier bereits die Abschattungen in den Ecken. Es ist ein altes UV-Filter montiert, das aber relativ flach ist - eins von der Sorte ohne Gewinde, auf das man noch weitere Filter schrauben könnte -, aber ich fürchte, dass das leider am Objektiv selber liegt. Auf den Bildern, bei denen ich ein wenig mehr am Kontrast gedreht habe - wie gesagt, das Wetter ist schlecht -, fällt das doch extrem auf.

So zum Beispiel beim Blick nach Kuhweid: Ich habe hier jeweils ein Bild bei jeder auf dem Tubus vermerkten Brennweite gemacht, also 43mm, 50mm, 60mm, 70mm und 86mm. Hier sieht man insbesondere im Weitwinkel-Bereich sehr kräftige Verzerrungen an den Rändern: Man werfe einen Blick auf den Hof am rechten Rand. Je weiter man hinein zoomt, desto schärfer wird er. Bei 43mm handelt es sich eigentlich nur noch um einen weißen Blobb, der total verschmiert daher kommt, während er bereits bei 50mm erkennbar wird, und ab 60mm könnte man ihn fast als scharf bezeichnen.



Unendlich scheint bei diesem Objektiv aber sowieso nicht die beste Einstellung zu sein. Auch Die Bäume am Horizont sehen sehr schmierig aus, nicht richtig scharf. Sie gehen praktisch in den Chromafehlern komplett unter. OK, die Bilder sind auch alle offen entstanden. Wenn man abblendet, hat man bereits am f/5,6 sehr viel schärfere Bilder. Aber das ist ja nicht unbedingt der Sinn der Sache, bei einem bereits mäßig lichtstarken Objektiv noch weiter abzublenden.

Nach den obligatorischen Kuhweid-Fotos habe ich meine Exkursion durch den nassen Garten fortgesetzt. Dinge, die näher liegen als unendlich, machen im Großen und Ganzen einen besseren Eindruck. Zumindest habe ich das Gefühl. Der Eimer mit den Steinen ist OK, die Rose ist auch mäßig scharf geworden (nur leider durch den Minimalfokus viel zu weit weg) und auch das Vogelhaus, das irgendwann runter gekommen ist und jetzt bei dem anderen Kram liegt, der im Frühjahr einer Überholung bedarf, geht. Man kann also durchaus nicht nur in der Mitte scharfe Bilder haben. Ab f/5,6 geht es steil bergauf.


Beim Creepy Clown habe ich die Tatsache ausgenutzt, dass die Blende tatsächlich bei f/4 auch noch einen Klick hat. Bereits das bisschen Abblenden hilft ein ganzen Stück mit dem allgemeinen Eindruck der Fotos. Es ist allerdings auch ganz heftig die Vignettierung zu erkennen, die auf der recht einheitlich hellen Wand sehr deutlich sichtbar wird.

Die im Internet viel besprochenen Kissen und Tonnen sieht man hier noch nicht so direkt, aber es ist an der Zeit, sich auf der Suche danach auf die Lauer zu legen. Dafür brauche in parallele Linien. Am Besten wäre ein bisschen Architektur, aber im Garten habe ich davon eher weniger Auswahl. Zuerst habe ich mich am Gewächshaus versucht, aber das kommt eigentlich ganz OK rüber. Die Tür vom Gartenhaus hingegen zeigt das Problem, das man kaum ignorieren kann. Im Weitwinkelbereich biegen sich die parallelen Linien kräftig durch. Sieht alles sehr tonnig aus. Hingegen hat man das genaue Gegenteil im Tele-Bereich, hier wird alles sehr kissig. Die Linien biegen sich zu den Ecken hin sehr nach außen. Und ja, das ist schon extrem und wahrnehmbar; ich würde für Architektur definitiv ein anderes Objektiv empfehlen, aber dazu am Ende mehr.


Hingegen sind Bilder mit Alltagsmotiven und Schnappschüssen durchaus brauchbar, siehe Sockenkater. Der hat sich praktisch in Pose geworfen. Nett von ihm.

Was ich jetzt aufgrund des ekeligen Wetters nicht testen konnte, ist das Flare-Verhalten, das angeblich ja ganz schrecklich sein soll. Was mich auch schon zum Fazit bringt: Ist das jetzt wirklich das schlimmste Zoom, das Nikon je gebaut hat? Naja, es ist halt nicht gut. Ist es schlimmer als andere Zooms? Schwer zu sagen. Es ist halt tatsächlich eines der ersten. Normal-Zooms wurden erst ein paar Jahre später so richtig modern. Da stand schon sehr viel mehr an Technik zur Verfügung, um bessere Berechnungen durchzuführen. Wenn ich das hier mit dem standard Tokina-Ding vergleiche, das in den 1980ern praktisch jeder Amateurfotograf in seiner Tasche hatte, ist es nicht unbedingt viel schlechter, und das will was heißen. Wie gesagt, es ist das erste seiner Art, da kann man ein paar Abstriche hinnehmen, während bei 10 oder 15 Jahre neueren Teilen meine Ansprüche eigentlich höher sind. Und ja, die Verzerrungen sind horrende, die Schärfe leidet deutlich und ist erst abgeblendet brauchbar. Aber dann sieht es eigentlich ganz OK aus. Nicht schlimmer als so manches andere Zoom, das mir bisher vor die Füße gefallen ist. Im Alltag wird man das kaum wahrgenommen haben, damals war man es ja gewohnt, ein wenig mehr abzublenden. f/8 dürfte der Sweet Spot sein, alles andere ist halt so lala. Und das war 1970 durchaus OK.

Zudem sollte man im Hinterkopf behalten, dass das kein Profi-Glas ist. (Es mag damals zwar so teuer gewesen sein, aber die Zielgruppe war sicher eine andere.) Der Profi hatte damals ein 35er, ein 50er und ein 105er dabei und hat fröhlich gewechselt. (Der Profi hatte wahrscheinlich auch eine Nikon F oder F2 statt einer Nikkormat.) Mein Eindruck ist, dass hier auf einem Stück alter Technik rum gehackt wird, ohne den Kontext der damaligen Stand der Technik mit einzubeziehen. Ja, natürlich ist das Objektiv völlig objektiv betrachtet schlecht. Aber es gab eben auch nichts anderes und so ein Ding in den späten 1960ern überhaupt ohne die Hilfe von Computern berechnet zu bekommen, mit seinen gegeneinander laufenden Schneckengängen und erstaunlich vielen Linsen, war schon ein kleines Wunder.

Sollte man es also heute noch verwenden? Nunja, Architektur würde ich lassen. Alles, was viele gerade Linien aufweist, wird unweigerlich verbogen aussehen. Die fehlende Vergütung wird auch nichts Gutes für das Flare-Verhalten bedeuten, das ich ja leider nicht testen konnte, weil Wetter. Aber es gibt auch Dinge, die mir gut gefallen haben: Die Farben sind hübsch und kräftig. Die Vignetierung und die optischen Fehler geben den Bildern einen eindeutigen Retro-Look. Die Schärfe ist mittig und auf mittlere Distanzen durchaus gut, selbst noch bei den 36 MP der D800. Der Brennweitenbereich ist ein bisschen eingeschränkt, besonders im Weitwinkel, aber es ist eigentlich alles wichtige abgedeckt. Von Landschaft bis Portrait alles dabei, nur eben von Architektur würde ich die Finger lassen. (Man müsste den Sweetspot ausmessen, irgendwo bei 60mm, wo sich beide Verzerrungen gegenseitig aufheben.) Das Bokeh ist übrigens auch ganz nett, siehe Creepy Clown oder Rose da oben.

Also, abschließend, TL;DR: Mir gefällt es für das, was es ist, ganz gut. Es wird jetzt nicht mein Always On Objektiv werden, aber wenn man in der Stimmung ist, warum nicht? Sollen die anderen doch meckern, ich nenne das Charakter! Ist halt nicht so glatt geleckt wie modernes Glas.

Nikkormat FT mit Zoom-Nikkor Auto 1:3.5 43-86mm

Nikon baut gefühlt schon eine Ewigkeit SLR-Kameras, aber ich hatte bisher noch kein Exemplar aus dem goldenen Zeitalter der japanischen Kameraindustrie. Ich nenne das jetzt einfach mal so. Gemeint ist hier - für mich persönlich - die Zeit in den späten 1960ern, frühen 1970ern, als japanische Kameras plötzlich mit Features daher kamen, bei denen die alt eingesessenen Platzhirsche aus Deutschland nicht mehr mithalten konnten, weil sie sich zu lange auf ihren Lorbeeren ausgeruht hatten. Features wie Bajonett-Anschlüsse, TTL-Messung und Zoom-Objektive, um nur ein paar zu nennen.

Um diese Lücke zu schließen, habe ich mir eine Nikkormat FT angelacht, sozusagen als Weihnachtsgeschenk an mich selber. ;-) Diese frühe Nikkormat stammt aus genau dieser Zeit und wurde ab 1965 gebaut. Sie verfügt über einen originalen Nikon F Anschluss, benötigt also die so genannten Hasenohren zur Kupplung der Blende an den Body. Eine ziemliche Fummelei, wie ich feststellen konnte. Das System war echt noch nicht ausgereift, aber in einer Zeit, als die Miniaturisierung noch nicht so weit war, wahrscheinlich am leichtesten zu implementieren. Mit im Lieferumfang war ein (etwas neueres, ca. 1972) Zoom-Nikkor Auto 1:3.5 43-86mm, das laut Nikon selber angeblich (in der originalen Version) erste massenproduzierte Normalzoom der Welt. Andere Leute halten es für das schlechteste Nikkor, das jemals hergestellt wurde. Ein bisschen harsch, finde ich.


Aber zum Objektiv komme ich später. Hier soll es vorerst um die Kamera gehen. Dieses Exemplar, das ich günstig erworben habe, sieht in der Tat schon ein bisschen mitgenommen und viel benutzt aus. Es hat Dellen und Abschürfungen, Kratzer auf den Verschlussvorhangslamellen, aber mechanisch scheint alles zu funktionieren. Die Zeiten (B, 1s-1/1000s) laufen nach Gehör wie erwartet und sogar die Lichtdichtungen scheinen noch OK zu sein, was ich aber demnächst mal genauer untersuchen werde. (Filmgetestet ist sie zum Zeitpunkt, da ich dies schreibe, noch nicht. EDIT: ...auch wenn der Film mittlerweile belichtet da rum liegt und auf die Entwicklung wartet.)

Leider scheint der interne TTL-Messer (Cadmium-Sulfid) nicht mehr so richtig zu reagieren, obwohl die quecksilberhaltige PX625, die im Batteriefach lag, tatsächlich noch fast die Nennspannung von 1,35 Volt anzeigt. Das ist die erste Batterie von diesem Typ, die ich in einer Kamera finde, die tatsächlich noch Spannung hat. Erstaunlich, die Teile werden schließlich seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt. Das Problem ist - nachdem ich raus gekriegt habe, dass man den Spannhebel etwas raus stehen lassen muss, weil das Messer überhaupt erst anschaltet; wahrscheinlich der Grund, weshalb die Batterie noch nicht ganz leer ist -, dass sie Nadel im Sucher sehr heftig zuckt und hin und her schwingt, wenn ich die Belichtungszeit oder die Blende wechsle. Ich nehme an, das liegt daran, dass die Schleifkontakte in der Kamera mal gereinigt werden müssten, Die haben bestimmt einiges an Korrosion und Dreck angesammelt, was auch erklären würde, dass sie mal eine oder zwei Blenden zu wenig und mal genau richtig anzeigt, obwohl ich Kombinationen wähle, die eigentlich äquivalent sein sollten, von der EV her betrachtet zumindest. Ich werde die Kamera also vorerst (haupsächlich) mit einem externen Messer betreiben (oder Sunny Sixteen raten). Der Vorteil an diesen alten Kameras ist ja, dass sie voll mechanisch ablaufen und die Batterie eigentlich gar nicht benötigt wird, wenn man auf den Belichtungsmesser verzichten kann. Schade ist aber schon, denn zusätzlich zum Messer im Sucher hat diese Kamera auf dem Top Deck auch noch eine Nadel.


Allerdings hat externe Messung einen weiteren "Vorteil": Ich kann auch einfach meine mittlerweile recht große Sammlung moderner Nikkore verwenden, die keine Hasenohren haben. Wenn ich eh nicht durch die Kamera messe, muss die auch nicht wissen, welche Blende gerade eingestellt ist. ;-) Ansonsten gibt es im Netz ja mittlerweile 3D-Druck-Vorlagen für die Teile und selbst meine modernsten AF-D-Objektive haben Pilotbohrungen für die Schrauben, ich könnte sie also im Prinzip alle nachrüsten.

Aber eigentlich möchte ich eine so alte Kamera wegen des Retro-Feelings auch mit den passenden Objektiven betreiben, also vorerst mit dem Zoom, das dabei war. Da das allerdings wirklich nicht der große Wurf war, was Schärfe und Verzerrungen angeht, bin ich jetzt auf der Jagd nach einem schönen 50mm 1:2, aber die Dinger sind tatsächlich noch immer recht teuer. Vor allem solche, die auch an AI mounten, damit ich sie an modernen Kameras verwenden kann. Nebenbei habe ich auch ein Auge auf die verschiedenen 55mm Micro-Nikkore geworfen, die es gibt, also entweder die originalen 1:3,5 oder die neueren 1:2,8. Aber die sind noch teurer, beide. Vorerst also erst mal so.


Die Kamera selber kann nur manuelle Belichtungen. Als der Messer noch funktioniert hat, musste man also eine Blenden/Zeit-Kombination finden, bei der der kleine Zeiger im Sucher möglichst in der Mitte zur Ruhe kam. Die Messung war eine einfache Durchschnittsmessung über das gesamte Bild. Die Filmempfindlichkeit wird unten am Bajonett eingestellt, ebenso wird die Zeit - ungewöhnlich für Nikon - durch einen zusätzlichen Ring an der Kamera eingestellt, der einen kleinen "Hebel" hat, damit man den schneller findet. Da die Zeiten und die Blenden-Werte, die im Sucher angezeigt werden, bei wenig Licht nur schwer zu erkennen sind, ist das nicht ganz einfach. Dann muss man die Kamera "blind" bedienen, aber so war das damals halt: Man muss öfter mal das Auge vom Sucher nehmen, wenn man wissen will, was man eigentlich gerade eingestellt hat, während man in den Schatten hinein fotografiert. Kameras waren damals wohl nur für schönes Wetter gedacht. ;-)

Für die ganz schlimmen Objektive, etwa Fischaugen, die in das Body hinein ragen, gibt es eine Spiegel-Verriegelung, die verhindert, dass eben dieser an das Objektiiv anschlägt und dabei evtl. beschädigt wird. Dann ist allerdings auch nichts mehr mit Sucherbild und man muss raten, was man fotografiert. ;-) Ebenso ist die Belichtungsmessung dann natürlich nicht mehr möglich.


Die Kamera hat übrigens auch keinen Cold/Hot Shoe, einen Blitz (der bei dieser Kamera tatsächlich dabei war, ich hab ihn nur nicht auf den Bildern mit drauf) kann über die Sync-Anschlüsse an der Seite verwendet werden. Eine Montage-Platte, die man unten an die Kamera anschrauben kann, war auch mit dabei. Aber schon erstaunlich, dass es diese standardisierte (und sehr viel praktischere) Form des Blitzanschlusses damals noch nicht gab! Ich glaube, die FT2 hatte bereits einen Cold Shoe auf dem Prisma. Gut, die kam auch 10 Jahre später raus. Erstaunlich, dass diese Kamera praktisch unverändert so lange verkauft wurde, wobei die FT2/3/n jeweils ja auch nur kleinere Updates waren. Im Prinzip wurde dieses Kameraknozept 15 Jahre lang mehr oder weniger unverändert verkauft. Eine Ewigkeit, auch damals schon! Und auch die später folgenden EL-Versionen hatten nur mäßig viel Elektronik verbaut.

Fazit: Eine sehr hübsche Kamera und ein Stück Geschichte. Dieses Exemplar hat einiges mit gemacht - laut Vorbesitzer "durch die ganze Welt gereist" -, was man ihr ansieht. Aber das scheint sie gut weggesteckt zu haben. Bin auf Fotos gespannt.

Letzter Film des Jahres 2024

Während ich noch immer diverse Einträge schwarzweißer Artikel vor mir her schiebe, produziere ich schon wieder fleißig neue Bilder. Zum Abschluss des Jahres habe ich gestern noch mal einen Film in die Rodinal-Suppe gelegt und siehe da: Die Nikkormat FT, die ich jetzt schon seit einer Woche oder so antease, funktioniert wohl einwandfrei. Warum auch nicht, die ist schließlich eine hervorragende Kamera mit unzerstörbarer 1960er-Technik! ;-)


Aber zu der Kamera gibt es ja wie gesagt bereits einen vorbereiteten Eintrag, aber auch den schiebe ich jetzt schon seit einer Woche oder so vor mir her. Schlimm. Ich bin einfach zu produktiv! ;-)

Ansonsten gibt es über diese Entwicklung nicht viel zu berichten. Ich hatte Angst, dass die Lichtdichtungen nicht mehr Licht dichten, dichten sie aber doch, daher diese Bilder, die eindeutig zeigen: Ja, ich bin dicht! Nur Goethe war Dichter. :-D (Watt is los, ich hatte doch noch gar keinen Silvester-Alkohol! ;-))


Bleibt die Frage, wieso der Film sich so seltsam durchbeult, wie er da unter der Dusche baumelt. Hat die Firma Foma den wieder zu fest gewickelt? Lag er schon zu lange im Kühlschrank? Hat die Kamera zu viel Spannung? Man weiß es nicht.

Ansonsten aber schön zu wissen, dass diese sehr hübsche, wenn auch abgenutzte Kamera noch immer problemlos Bilder macht! Ich freue mich drauf, die im Sommer auch mal öfter zu benutzen, einfach weil ich so ein kleiner Nikon-Fanatiker bin, der einfach alles, was die je gebaut haben, toll finde, und weil ich gerade ganz besonders die späten 1960er und die frühen 1970er so spannend finde. Jetzt fehlt mir nur noch eine originale F, dann wäre ich glücklich. Aber die sind ja leider einfach viel zu teuer!

Ein 127 Film aus China

Da hatte ich ja letztens bemerkt, dass an meiner D800 die silikonistische Abdeckung von den Blitz-Buchsen gerissen ist und jetzt endgültig nicht mehr hält. Also, ohne Tesafilm, mit geht es noch so gerade, wenn ich die beiden miteinander verklebe. Da es in ganz Europa niemanden gibt, der mir diese Abdeckung verkaufen wollen, ohne dafür horrende Versandgebühren und/oder Preisaufschläge zu verlangen, hatte ich mich dann ja schweren Herzens entschlossen, direkt an der Quelle (Shenzen) zu bestellen. Ich weiß ja nicht, wie die das mit dem Versand machen, aber offenbar ist die chinesische Post zu 110% subventioniert, anders kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Teil (actually zwei, einzeln gab es die nicht) für insgesamt knapp über 8 Euro um den halben Globus geschickt werden kann, ohne zusätzliche Gebühren. Aber das ist ein anderes, politischeres Thema.

Jedenfalls hatte ich ja schon länger bei Ali Express die chinesischen s/w-Filme beobachtet, denn die produzieren ja tatsächlich noch 127 und andere obskure Formate. Zu welchem Zweck? Ich kann nur raten. Für westeuropäische Analog-Enthusiasten kann es ja wohl kaum sein. Gibt es in China noch Leute, die nach wie vor Kameras für 127 Film regelmäßig benutzen? Oder hat das vielleicht irgendeinen faszinierenden Legacy-Grund? (Ich denke bei sowas ja immer direkt ans Militär. Die haben sicher nicht nur bei uns seit Jahrzehnten standardisierte Prozesse und Abläufe, die keine Macht der Welt je ändern wird. Das Militär ist immer ein Paradebeispiel für "das haben wir schon immer so gemacht". Wenn es nach dem Militär ginge, würden wir noch immer mit römischen Sandalen in die Schlacht ziehen, die haben schließlich das römische Imperium möglich gemacht! :-D Ich vermute, bei den Chinesen wird das ähnlich sein. Oder vielleicht brauchen die den Film in ihrem Raumfahrtprogramm. Oder vielleicht liegt es einfach daran, dass die Chinesen ALLES herstellen, wenn man sie danach fragt. ALLES. Die sind da nicht so "oh, das ist jetzt aber nicht mehr Stand der Technik, einen Fiesta zu bauen, da machen wir lieber pleite". Wenn da einer 127 Film will, wird das produzierte Rohmaterial halt auf 4cm geschnitten und auf Spulen gewickelt. Und zwar so lange, bis die Maschine, die das macht und aus den 1950ern und irgendeinem abgerockten Ostblockland stammt, irgendwann den Geist aufgibt. Und dann finden die sicher noch eine kreative Methode, die zu reparieren. Und das ist der Grund, weshalb ich seit 25 Jahren sage, dass wir uns noch alle wundern werden, wenn die Chinesen eines Tages die Welt regieren. Because they get shit done! Die haben alle gelacht, als sie auf der Expo in Hannover ihre Raumstationen und Mondbasen im Verhältnis 1:42 vorgestellt haben! Who's laughing now? Aber ich schweife ab.)


Jedenfalls war der Film gestern in der Post - da dürfte der Silikon-Schnuppsi für die Kamera ja nicht weit hinterher hinken. Ich hab den dann mal ausgepackt und es ist tatsächlich etwas drin, was aussieht, als wäre es ein 127 Film. Außen auf der Dose steht GP3 ISO 100 und irgendwas chinesisches, was ich nicht lesen kann. (Google sagt: "panchromatischer Film" und "Shanghai Jianfang Industrial Co., Ldt.".) Klingt also nach dem, was ich bestellt habe. Ich werde dieses Film also mal in die Yashica 44 stecken und gucken, was raus kommt. Aber nicht bei dem Wetter, da werde ich noch ein bisschen auf den Frühling warten.

Und warum habe ich nur eine einzige Spule bestellt? Weil: Eine hat 7 Euro nochwas gekostet, während das Zweier-Pack 18 Euro kosten sollte, und die größeren entsprechend noch mehr. Und ich weiß nicht, wer da nicht rechnen kann, aber da probiere ich das erst mal mit einer Spule. Wenn das dann funktioniert und ich raus habe, wie man den Film überhaupt entwickeln muss, kann ich mir noch immer überlegen, ob ich mehr davon bestelle. Der hat ja schließlich kaum zwei Wochen gebraucht, bis der hier war, das ist nicht die Welt, und das trotz Weihnachten. Erstaunlich, was die Chinesen hin bekommen. Ich bin kein Freund ihres politischen Systems, aber man muss anerkennen, dass sie erstaunliche Dinge hin kriegen.


Was mich aber auch zum nächsten Problem bringt: Wie zum Henker entwickel ich den Film? Einfach in Rodinal werfen und gucken, was raus kommt? Gibt es da irgendwo ein Datenblatt? Hat wer Erfahrungswerte? Es gibt immerhin auf Massive Dev Chart Anhaltspunkte, allerdings nur für 35mm oder 120. Ich nehme an, 127 ist nur anders geschnittener 120 Film, sodass ich mich wohl daran orientieren werde. Es gibt übrigens auch 620 Film, da müsste ich mal drüber nachdenken, dann müsste ich für die Rolleiflex nichts umspulen! Hmmm... So blöd, dass meine Willkommensangeote (weshalb diese Rolle so billig war) jetzt nicht mehr gültig sind, weil ich ja schon mal bestellt habe! Ob man da wohl iiiirgendwie drumherum kommt?! ;-) :-D