Skip to content

Throwback Thursday: Dänemark, 1999 - Teil 7: Lebewesen

Es ist Donnerstag, also an der Zeit, den nächsten Artikel mit Fotos von vor 22 Jahren zu verwursten. Heute heißt das Thema "Lebewesen", was alles einschließt, was da kreucht und fleucht oder auch nur einfach so ortsfest rumsteht aber trotzdem lebendig ist.

Woran ich mich am meisten erinnere bei diesem speziellen Urlaub, das waren die Schwalben. Wir sind damals bis Anfang September geblieben und die fingen bereits an, sich für den Heimflug nach Afrika zu sammeln. Dafür haben sie zum Beispiel auch gerne die Antenne auf unserem Dach genutzt. Was bei Schwalben ja eigentlich eher ungewöhnlich ist, die sitzen ja eher selten irgendwo rum. Aber der dänische Wind hätte sie sonst vielleicht weggeweht, wer weiß. Ich kann mich jedenfalls noch sehr gut an das Geschnatter erinnern, das rund ums Haus abging, während sie die Insekten gejagt haben, die so unvorsichtig waren, sich aus dem hohen Dünengras in die Luft zu begeben.



Enten, Gänse und Schwäne sind hingegen ja nicht ganz so spannend, vor allem auf diese Entfernung, bei der die Auflösung von Objektiv, Film und Abzug, mal ganz vom Scanner abgesehen, schwer an ihre Grenzen stoßen. Da waren aber noch andere Vögel, die mir sehr in Erinnerung geblieben sind: Diese Dünen-Hühner, die morgens immer zu Besuch kamen. Also, wirklich ganz früh morgens. Deswegen sind die leider auch so verwackelt, denn erstmal war es noch so dunkel, dass an schnelle Belichtungszeiten nicht zu denken war, zum anderen waren die auch sehr sehr schreckhaft und haben sich meist schon verdrückt, bevor ich die Kamera holen konnte. Insofern handelt es sich trotz Allem um einen Glückstreffer, dass ich überhaupt dieses eine Foto von den Tieren habe.

Andere Lebewesen findet man am Strand und dann meist schon in einem etwas zerfledderten Zustand und nicht mehr unbedingt so lebendig: Quallen. Wenn die in die Brandung geraten, ist es ja eigentlich schon um sie geschehen. Ich kann mich nicht erinnern, ob wir in diesem Jahr besonders viele hatten. Es gab immer Jahre, in denen die in Massen aufgetreten sind, besonders später im Jahr. Ich glaube aber, dieses war eher eine der normaleren Saisons. Hübsch sind sie ja auch nicht unbedingt, wenn sie so plattgedrückt von der Schwerkraft am Strand rum modern, aber sie waren halt da und ich fotografiere nun mal alles! ;-)


Wir hatten auch mal schlechtes Wetter. Das ist in DK ja ganz normal, dass es auch mal ein paar (mehr) regnerische Tage gibt. Das nehmen dann meist die Schnecken zum Anlass, die Scheiben hoch zu kriechen. Dann kann man sie von innen im Warmen fotografieren. Mit meiner damaligen Ausrüstung ohne Makro ist das allerdings meist weniger von Erfolg gekrönt. Obwohl ich damals schon eine Nahlinse hatte. Warum habe ich die eigentlich nicht für sowas benutzt?

Ach ja, und noch ein Tier, das ein ständiger Besucher war: Diese prächtige Spinne, die im Schein der Haustürlampe Mücken gefangen hat. Die ist da wirklich dick und kugelrund gemästet worden. Unterm Vordach war sie ja auch gut geschützt, sowohl was die natürlichen Feinde als auch Wind und Wetter angeht.

Kommen wir zum Kreuchen und Fleuchen: Es war ein sehr warmes und sonniges Jahr, weswegen wir einige Eidechsen bewundern konnten. Das war damals, als es noch nicht wieder so viele Kreuzottern gab. Oder vielleicht doch, wir haben sie nur nicht so oft gesehen. Stattdessen war die Eidechsenpopulation noch etwas höher. Die einen fresse die anderen, nehme ich mal an. Eidechsen sind auf jeden Fall sehr wärmeliebend und fanden die Veranda und den geschützten Sonnenschein dort jedenfalls extrem toll. Deswegen habe ich häufiger welche zu Gesicht bekommen und dementsprechend auch mal fotografiert. Leider sind die ja auch sehr schreckhaft und man kann nicht viel näher ran als auf diesem Bild.

Zudem gab es Raupen in allen Variationen. Vor allem diese hier mit den langen schwarzen Haaren. Keine Ahnung, was für Falter da nachher draus schlüpfen. Wahrscheinlich was ganz Unscheinbares. Hübsch sind sie trotzdem.

In den feuchteren Gegenden findet man auch öfter mal Molche und andere Amphibien. Worum es sich bei diesem Exemplar handelt, das da den Arm hoch gelaufen ist, weiß ich mal wieder auch nicht. Lässt sich auf dem Foto auch schlecht bestimmen. Manche Leute haben es ja nicht so mit Amphibien, aber ich finde die höchst faszinierend. Schade, dass es nur noch so wenige gibt.


An größerem Viehzeugs gibt es unter Anderem auch Dünenhasen. Also, eigentlich ganz stinknormale Feldhasen, wie sie auch hier rum laufen. Auch die sind ziemlich schreckhaft, wahrscheinlich weil sie auch bejagt werden. Also, damals, jedenfalls, ich weiß nicht, wie das heute ist. Zwischen den ganzen Touristen will wahrscheinlich auch kein Jäger rum ballern, deswegen sind diese weitläufigen Ferienhausgebiete auch sowas wie ein Rückzugsgebiet.

Und da es langsam gegen Herbst ging, sprossen schließlich auch noch die Pilze. Dieser hier zum Beispiel in irgendeinem Friedhof vor einer der diversen dänischen Kirchen, die ich letzte Woche vorgestellt hatte. ;-)

Nächste Woche: Landschaftsansichten.

Throwback Thursday: Dänemark, 1999 - Teil 6: Westjütländische Kirchen

1999 muss ein Jahr gewesen sein, in dem wir offenbar nicht viel anderes zu tun hatten, als übers Land zu fahren und dänische Kirchen zu fotografieren. Jedenfalls kommt mir das so vor, wenn ich mir die Fotos von damals so anschaue. Deswegen habe ich mehr als genug, um einen ganzen Eintrag nur mit Kirchen voll zu machen.

Wie immer hatte ich meine treue F601 dabei, die damals noch mit drei unterschiedlichen Zoom-Objektiven gepaart wurde: Dem 19-35mm Weitwinkel der Marke Soligor, dem 28-70mm und dem 75-300mm, jeweils von Exakta. Wenn ich mir die Fotos so anschaue, ist bei den Kirchen allerdings hauptsächlich das Weitwinkel zu Einsatz gekommen. Genau kann ich es natürlich nicht mehr sagen, denn damals habe ich noch nicht zu jedem Foto die Werte aufgeschrieben, wie ich das heute mache.



Die ersten zwei Bilder gehören tatsächlich zusammen und zeigen die Kirche in Kolkær. Das passt zu den Fotos von letzter Woche, als ich die Fotos vom ehemaligen Braunkohletagebau um die Ecke in Søby vorgezeigt habe. Eher untypisch ist, dass die komplett aus Backstein erbaut ist und zudem keine weiße Verputzung aufweist.

Wo allerdings Bild No. 3 aufgenommen wurden, weiß ich dagegen gar nicht mehr. Und so wird mir das jetzt auch mit all den restlichen Aufnahmen gehen, es sei denn es ist zufällig ein Schild mit dem Ortsnamen im Bild. ...oder es ist eine der einprägsameren Kirchen, wie bei den Bild 4, die steht in Lodbjerg, nordlich von Ørum und Flade Sø, ganz in der Nähe dieses hübschen Granitleuchtturms, der ja auch bekannt sein sollte, weil er hier schon vorkam. Überhaupt eine sehr schöne Gegend hier nördlich von Thyborøn.

Bei den Bildern No. 5 und 6, bei denen hilft dann tatsächlich Google Lens weiter: Die Kirche steht in Sinding in der Herning Kommune. Siehste Mal, was man mit moderner Technik alles so raus kriegen kann! Mal sehen, bei wie vielen anderen das auch noch funktionieren wird. ;-)


Ob das Relief auf dem Bild No. 7 allerdings zu der Kirche gehört, kann ich nicht sagen. Logisch wäre es, denn es ist schließlich auf dem übernächsten Foto. Allerdings finde ich zu dem Thema nichts im Internet, deswegen bin ich dann doch wieder eher skeptisch.

Die nächsten beiden Bilder (No. 8 und 9) zeigen die Kirche in Studsgaard, die habe ich ebenfalls per Lens gefunden. Hat zwar etwas länger gedauert, aber Beharrlichkeit zahlt sich aus. Außerdem ist es hilfreich, dass die dänische Wikipedia offenbar sämtliche jütländischen Kirchen mit Bild eingetragen hat, sodass Google auch entsprechendes Vergleichsmaterial zur Verfügung hat. Ein Hoch auf die Wissenschaft, äh, KI! ;-) Schon erstaunlich, da die Kirchen doch alle irgendwie gleich aussehen, nur die Details unterscheiden sich.


Bei No 10 könnte es sich um die Kirche in Rind handeln. Die sieht jedenfalls verdächtig ähnlich aus und da waren wir auch mal irgendwann! Wohlgemerkt Rind, nicht Sdr. Rind, das ist eine andere Baustelle! Achherrjeh, wieso haben die Dänen auch auf jedem Hügel eine Kirche stehen. Muss ein sehr gläubiges Volk sein. Oder die haben damals den Iren so viel christliche Klamotten geklaut, als sie noch als Wikinger auf große Fahrt gingen, dass sie sonst keinen Platz gehabt hätten, das alles unterzubringen! ;-)

Beim nächsten Bild, der No. 11, bin ich allerdings trotz des markanten Turms echt aufgeschmissen. Das Problem ist hier aber hauptsächlich, dass die künstliche Intelligenz davon so abgelenkt ist, dass sie den Rest der Kirche gar nicht mehr mit in die Bewertung nimmt. Zum Glück ist Bild No. 13 eine andere Ansicht der gleichen Kirche und hier erhalte ich die Antwort: Resen. Und das dürfte auch stimmen!


Und da das Bild No.12 genau in der Mitte zwischen den beiden Außenansichten auf dem Film liegt, muss dieser Altar auch definitiv in diese Kirche gehören! Puh, die reinste Detektivarbeit! ;-)

No. 14 ist allerdings leider nicht zu identifizieren. Kirchen ohne Turm sind schwer. Dabei muss diese hier ganz nah an einem Gewässer liegen, siehe linken Rand. Und die Nische für die Glocke ist auch einigermaßen markant. Tja, aber ich habe nichts gefunden.


Tja, und bei Innenräumen - No. 16 und 17 - bin ich dann halt ganz überfragt. Da müsste man echt noch mal vor Ort nachfragen. Oder im Internet, vielleicht kenne sich ja wer aus. Ich nehme allerdings an, dass die zu den entsprechenden Kirchen davor bzw dahinter in der Reihenfolge gehören. Ist aber nur geraten, wir waren in diesem Sommer in so vielen, dass ich echt keinerlei Überblick habe. Hm, irgendwo im Keller liegen auch noch die Info-Blättchen für 5 Kronen oder so, die wir damals überall eingesammelt haben, vielleicht muss ich da mal rein schauen.


Und genauso weiß ich leider nicht, in welcher Kirche (No. 18) dieses Taufbecken (No. 19) steht. Auch davon haben wir uns so viele angeschaut, dass ich 22 Jahre später echt nicht mehr weiß, wo das gewesen ist. Obwohl ich mich meine zu erinnern, dass das ein besonderes Becken ist, mit dem es irgendwas auf sich hatte. Aber was weiß ich, ich kann mich ja schon nicht erinnern, was gestern passiert ist... ;-)

Throwback Thursday: Dänemark, 1999 - Teil 5: Søby Brunkulslejer

Es ist wieder die Zeit im Jahr, in der ich alte Fotos scanne, um einen Kalender daraus zu machen. Das trifft sich gut, denn für frische Fotos habe ich weder Zeit noch die passende Unterwasserausrüstung (es regnet).

Das Jahr 1999 war sehr ergiebig. So habe ich schon letztes Jahr praktisch einen kompletten Kalender daraus bauen können, auch wenn es nur die erste Hälfte des Urlaubs war, die ich damals gescannt habe. Vom Rest fehlten mir nämlich die Negative. Und die sind auch bis jetzt nicht wieder aufgetaucht. Also habe ich die Abzüge gescannt. Zum Glück handelte es sich ausnahmsweise um die "guten" 15x10 cm auf teurem Kodak-Papier. (Ich glaube, die haben mir ausnahmsweise mal die Eltern gesponsort, weil die es leid waren, dass mein Fotos immer in diesem Briefmarken-9-Pfennig-Format von der Entwicklung zurück kamen.) ;-) Trotzdem ist die Qualität natürlich nicht das gleiche wie bei Negativ-Scans, trotzdem dass ich meine treue Nikon F601 im Einsatz hatte.


Da ich die Bilder dieses Mal thematisch aufgeteilt habe, fangen wir heute mit dem Braunkohlelager Søby an. Wer es nicht wusste: Als im letzten Weltkrieg der Brennstoff knapp wurde, lohnte es sich plötzlich, den Sand von der Heide zu kratzen und darunter die Braunkohle auszubuddeln. Es gab also tatsächlich mal eine Kohleindustrie in Dänemark. Als die deutschen Besatzer dann wieder weg waren, ging es mit dem Braunkohleabbau auch bald wieder bergab, bis in den 1970ern die Pumpen abgestellt wurden und die Baggerlöcher voll liefen. Das heißt, das war keine 30 Jahre, bevor diese Fotos entstanden sind, die jetzt 22 Jahre alt sind. Der aktuelle Stand wird also definitiv anders aussehen. Insofern ist das hier ausgestellt auch schon fast ein historisches Dokument.



Damals war das jedenfalls noch so ein richtiger Lost Place. Heute, nehme ich an, wird da wahrscheinlich auch mehr los sein. Von der Natur her, die sich hier langsam das Areal zurück eroberte, war das damals jedenfalls sehr empfehlenswert. Ich hoffe, dass da jetzt nicht zu viel Tourismus passiert. Andererseits wäre es den eher strukturschwachen Kommunen da in der Mitte Jütlands schon zu gönnen. Bringt Einnahmen.


Wer etwas mehr über die Gegend und das Braunkohlelager erfahren will, der sei auf die Webseite der Margaretenroute verwiesen, die ist auch auf Deutsch zu finden. Wer Dänisch kann oder wie man einen Internetübersetzer bedient, dar kann ausführlichere Informationen beim Umweltministerium finden.

Insgesamt kann man aber sehr gut sehen, was ich immer mit "schärfere Objektive hätten sich eh nicht gelohnt" meine: Selbst die "guten" Abzüge sind im Vergleich zu den digitalen Drucken, die man heutzutage statt Abzug bekommt, schon sehr verrauscht und unscharf. Damals haben wir das gar nicht so wahrgenommen, aber im Zuge der Digitalisierung des Sehens, oder wie soll ich das mal nennen, hat man sich doch sehr daran gewöhnt, immer ein (vermeintlich) perfektes Bild vorgesetzt zu bekommen.

Schwarz-weiß und analog, Teil 109: Ilford Delta in Troisdorf

Film: Ilfort Delta 400 #1 (abgelaufen 2002), Kamera: Nikon F601, Juli 2021

Navigation: 107, 108, 109

Sooo, nachdem ich in letzter Zeit eher alte Audio-Technik repariert habe - oder es zumindest versucht habe -, ist es an der Zeit, noch mal einen s/w-Artikel aus der Pipeline zu holen. Die letzten 10 Fotos vom abgelaufenen Ilford Delta warten jetzt schon extra lang in meiner Pipeline.Entstanden sind sie in Troisdorf, als ich dort auf dem Heimweg von der Heide vorbei kam, und ich mir gedacht habe, ein bisschen Architektur kann nicht schaden.

Angefangen habe ich vor dem Rathaus, das in seinem ganzen Erscheinungsbild schwer an die 1960er erinnert, mit dem Unterschied, dass irgendwann seitdem jemand auf die Idee gekommen ist, ein bisschen Kunst davor zu stellen, damit es nicht ganz so trist wirkt; so auch hier dieses Stein-Tor, das mich ein bisschen an Japan erinnert. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/2.) Man sieht es nicht direkt, aber das Bild ist gut eine Blende überbelichtet, sodass die im Schatten liegenden Teile des Gebäudes gut hervor stechen. f/2 habe ich in der Hoffnung gewählt, dass das Gebäude vielleicht ein wenig unscharf würde, aber so nah an der Unendlich-Position des Fokus-Rings hätte ich mir das auch sparen können. Erstaunlicherweise ist trotzdem ein wenig Struktur im Himmel zu erkennen. Die eine Blende über hat dem nicht mehr so empfindlichen Film also nicht geschadet, im Gegenteil. Das Motiv selber ist - bis auf die Tatsache, dass ich die Kamera mal wieder schief gehalten habe - leider eher genau so trist geraten wie das Gebäude, das es darstellt. Aber man sieht, dass der alte grobkörnige Film hier durchaus Stärken hat, die letztes Mal in der Landschaft der Heide nicht so gut heraus kamen: Scharf und grob zugleich gibt er viel Kontrast her und lässt das Rathaus noch brutaler aussehen, als es eigentlich ist.

Vor dem Rathaus-Haupteingang gibt es diese Schlaufe aus Stahl, die durchbrochen mit irgendwas beschriftet ist, was ich beim besten Willen nicht lesen kann! (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/2.8.) Auch hier habe ich gut eine Blendenstufe drauf gelegt, um gegen die Dominanz des hellen Himmels anzukämpfen. Was man aber nicht wirklich merken würde: Es sieht eigentlich genau richtig belichtet aus, zumindest wenn man die Schleife erkennen möchte. Insgesamt ein recht stimmiges Bild, bei dem das Gekribbel des Filmkorns eigentlich auch ganz gut passt. Und ich habe die Kamera erstaunlich gerade gehalten.


Neben dem Rathaus gibt es dann noch diese Stelen mit runden Köpfen - ich nehme an, das sollen stilisierte Personen sein und ich muss mir echt mal angewöhnen, die Beschreibungsschildchen neben den Skulpturen zu lesen, wenn ich sie schon fotografiere! ;-) (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/2.) Es ist einfacher, die eine Blendenstufe Überbelichtung zu erreichen, indem man einfach am Blendenring dreht, bis die Kamera ihre minimale Belichtungszeit erreicht hat und dann noch einen Klick! So bin ich hier wieder bei f/2 gelandet. Auch hier perfekt belichtet; ich fühle mich als sicher in der Aussage, dass es durchaus eine gute Idee ist, diesen seit fast zwei Jahrzehnten abgelaufenen Film als ISO 200 zu belichten. Die Gänseblumen im Gras vor den Rundköpfen kommen ebenso gut aus dem groben Rauschen heraus wie die Architektur im Hintergrund. Das Nikon-Glas ist bei fast offener Blende immer wieder erstaunlich scharf. Sollte es auch, die Optik ist die gleiche wie am (damals) viel teureren 50mm Nikkor. Zumindest behauptet das das Internet. Aber ich komme vom Thema ab: Gutes Bild, gefällt mir.

Als nächstes springe ich ein bisschen hin und her, denn es war so einfacher, das Layout gefälliger zu gestalten - aber was heißt das schon in meinem Blog? ;-) Hier haben wir jedenfalls die Rückseite des Troisdorfer Bahnhofs, wo die Fracht abgefertigt wird - und alle paar Monate mal wieder ein paar Jugendliche auf die Waggons klettern, um sich einen lebensgefährlichen Stromschlag abzuholen. (Nikkor AI 35mm, 1/500s, f/5,6.) Am rechten Rand gut zu sehen: Der Film war so lange auf der Rolle aufgespult, dass er unbedingt wieder in diese Position zurück will. Falls ich noch mal einen von der Sorte scanne, sollte ich es mal mit dem Einklemmen zwischen zwei Glasplatten versuchen, dass kann er sich nicht so hoch wellen. (Könnte ich eigentlich durchaus demnächst mal ausprobieren, denn der Kodak VR, den ich letztens durch die Kamer geschickt habe, sieht, was das angeht, noch viel schlimmer aus.) Bis auf dass ich es schon wieder nicht geschafft habe, ein gerades Bild hin zu bekommen, sieht dieses Foto eigentlich ganz gut aus. Mittlerweile war es so bedeckt, dass ich nicht mehr unbedingt für den zu hellen Himmel korrigieren musste. Trotzdem sind die Fugen des Backsteingebäudes gerade noch so zu erkennen. Erstaunlich, dass sie nicht im Rauschen des Films untergehen.


Im zweiten Bild sieht man ganz deutlich, warum hier gerne mal jemand tot vom Waggon fällt: Es gibt keinen Zaun oder ein Mauer, die das Bahnareal vom Rest der Stadt trennt - nicht, dass das irgendwen aufhalten würde, der unbedingt auf einen der Tankwagen klettern will. (Nikkor AI 35mm, 1/2000s, f/2,8.) Das klingt jetzt ein bisschen bösartig, was ich da oben gesagt habe, aber ganz ehrlich, Leute: Klettert nicht auf Eisenbahnwaggons, wenn darüber Stromleitungen mit 40kV hängen! Lasst es einfach! Erst vor ein paar Wochen war wieder ein entsprechend trauriger Bericht im Lokalfernsehen, dass so eine Aktion von mindestens einem von drei Jugendlichen mit dem Leben bezahlt wurde. Das sieht auf dem Foto nach viel Abstand aus, aber wenn man sich aufrecht hinstellt, reicht das offenbar, dass der Bogen überspringt. Ansonsten, was das Foto angeht: Auch wieder schief, ich glaube langsam, dass die Kamera den Film schräg eingezogen hat! ;-) Aber trotzdem ein ganz nettes Bild von Industrie.

Jetzt gibt es einen kleinen chronologischen Sprung in die Vergangenheit, denn das Minarett der Moschee habe ich auf dem Weg zum Bahnhof fotografiert. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/4.) Hier habe ich, weil ich ja praktisch direkt in den hellen Himmel hinein fotografiert habe, gleich mal zwei Blendenstufen drauf gelegt. Das Ergebnis ist erstaunlich perfekt: Die Details am Turm kommen sehr kontrastreich und scharf rüber, der Himmel verliert trotzdem kaum an Details. Auch hier war es ja schon einigermaßen bedeckt, deshalb sollte mich das auch nicht so sehr erstaunen. Insgesamt ein recht gutes Bild, die Reflexionen in den Schieben am unteren Rand und der ins Bild hineinhängende Ast des Baumes über mir geben dem Ganzen einen guten Rahmen.


Aber zurück zum Bahnhof: Das Backsteingebäude hat da noch diese nicht unbedingt einladend wirkende Tür und vergitterte Fenster, eine Lampe über dem Eingang und seltsam gespannte Leitungen. (Nikkor AI 35mm, 1/500s, f/5,6.) Man kann sogar noch die Lochung in den Platten sehen, die hier zum Verbarrikadieren des Eingangs verwendet wurden. Vom groben Korn ist hier tatsächlich kaum was zu sehen, denn es geht in den Strukturen des Motivs tatsächlich fast komplett unter. Auch hier hätte ich nur mal wieder die Kamera etwas gerader halten müssen, dann wäre es ein perfektes Bild geworden.

Genauso sehe ich das beim nächsten Bild: Alle Linien führen auf den Fluchtpunkt zu, nur leider verstärkt das den Eindruck, dass alles schief ist, nur noch mal um einen Faktor 10! (Nikkor AI 35mm, 1/60s, f/5,6.) Mit dem 35er scheine ich aber auch echt besonders viele Probleme diesbezüglich zu haben, zumindest auf der analogen Kamera! Der F601 fehlt echt eine Mattscheibe mit Hilfslinien! Oder alternativ, wenn ich mir schon Dinge wünsche, hätte ich gerne mal wieder die Fähigkeit, ohne verzerrende Brille was sehen zu können! Aber zurück zum Bild: Ganz OK soweit, etwas hell am rechten Rand, aber das war zu erwarten, da ich für den Schatten unterm Dach belichtet habe. Das Pipimännchen-Graffiti auf dem Boden gibt dem ganzen eine etwas albern/tragische Komponente.

Danach war es an der Zeit, zurück zum Auto zu gehen, das ich auf dem großen Parkplatz nicht unweit vom Krankenhaus abgestellt hatte. Der Film war eh fast voll, also habe ich noch schnell die letzten beiden Bilder verschossen und auch hier ein bisschen mehr experimentiert als sonst: Die Bahnunterführung, die den kürzesten Weg darstellte, habe ich mit dem Weitwinkel so richtig weit auseinander ziehen können. (Nikkor AF 20mm, 1/60s, f/4.) Hier hätte etwas mehr Licht gut getan, f/2,8 wären wohl besser gewesen - was auch mit dem übereinstimmt, was ich oben schon sagte, nämlich dass eine Überbelichtung bei ISO 200 ganz OK wäre. Auch hier wieder alles schief, ich weiß nicht, was an dem Tag mit mir los war. Es gibt offenbar solche Tage, an denen man kein gerades Bild hin bekommt. Aber ansonsten ist es ganz OK, die Auflösung des Films ist gerade noch ausreichend, um winzige Figuren in das Licht am Ende des Tunnels zu zeichnen. Graffitis und der Fahrplan sowie die hellen Streifen der Neonröhren an Decke und Wand finde ich besonders gut. Im Dunkel des Bodens sieht man gut das Filmkorn.


Das letzte Bild schließlich zeigt den Aufgang zu den Bahnsteigen Nummer 9. (Nikkor AF 20mm, 1/125s, f/4, Blitz.) Eine schmutzige Treppe führt hinauf in das Licht. Sehr poetisch. Wäre da nicht der leichte Geruch von Urin. ;-) Insgesamt ein ziemlich gutes Bild, das auch nur mäßig schief ist. Mit leichtem Aufhellblitz für die Ränder, wofür der eingebaute Blitz der F601 allerdings etwas zu schwach war. Andererseits hat es mir so nicht den Schattenwurf an Decke und Wänden kaputt geblitzt. Gutes Bild, von dem man jetzt allerdings nicht unbedingt behaupten kann, dass es schön oder gefällig wäre. Aber es bildet die Realität sehr präzise und in ihrer ganzen Harsch-heit ab!

Fazit: Interessanter Film, von dem ich gerne noch ein paar mehr verschießen würde. Auch wenn das mit dem kräftigen Kribbeln und dem groben Korn nur mäßig geeignet ist für einige Motive, hat es doch Spaß gemacht. Und eine Stufe überbelichten ist ja jetzt auch nicht so schwierig, viele Leute machen das ja angeblich grundsätzlich.

Soo, das war das Experiment mit dem abgelaufen Ilford Delta. Nächstes Mal wird die FE10 getestet, dann aber wieder mit einem altbekannten Foma 100. Bis dahin.

Schwarz-weiß und analog, Teil 108: Ilford Delta in der Wahner Heide

Film: Ilfort Delta 400 #1 (abgelaufen 2002), Kamera: Nikon F601, Juli 2021

Navigation: 107, 108, 109

Die Wahner Heide ist für den alten, abgelaufenen Ilford Delta dann wahrscheinlich doch etwas hell und kontrastreich gewesen. Was sich teilweise aber tatsächlich als ein Vorteil erwiesen hat. Vor allem, weil ich einfach mal drauf gehalten habe, selbst bei den beklopptesten Motiven, die ich normalerweiser nicht mit Film fotografieren würde.

So zum Beispiel die gammelige Banane auf dem Parkplatz. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/500s, f/8.) Hier im Schatten kribbelt der Film so richtig, weil ich nachträglich beim Scannen ganz heftig an den Kurven schrauben musste, damit man überhaupt noch was erkennt. Und im Hintergrund der viele Kies, der sowieso schon sehr unruhig ist. Der andere Müll in dem Bild ist zudem auch noch mit gesellschaftspolitischer Aussage belastet: Don't litter! ;-) Albernes Foto, da darf ich auch eine alberne Beschreibung machen, oder?

Noch schlimmer wird es dann im nächsten Foto, gegen den sich die Silhouetten der abgestorbenen Äste vor dem wolkigen Himmel so richtig gut absetzten. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/11.) Ziemlich interessantes Bild, in dem die Reste von Filmempfindlichkeit recht gut beurteilen kann: Viel ist da nicht übrig. Und vom Motiv hier ist leider auch nicht viel los hier. Wobei, so ein bisschen was für depressive Tage! ;-)



Da wie hier in der Heide auch direkt nebenan den Flughafen haben, sind auf jeden Fall auch ein paar Flugzeuge auf dem Film. (Nikkor AI 200mm, 1/2000s, f/8.) Hier sieht man auch noch ganz deutlich ein anderes Problem, das dieser Film über die Jahre der Lagerung entwickelt hat: Er will sich immer wieder in seine Ausgangsposition zurück aufrollen, vor allem wenn es im Scanner schön warm wird. Deswegen die seltsamen Muster am linken Rand. Ansonsten: Schön scharf, das grobe Korn macht das irgendwie nur noch deutlicher, habe ich den Eindruck. Coole Wolken.

Beim zweiten Versuch war ich wohl etwas langsam, denn die Nase vom Flieger ist schon hinter den Bäumen. (Nikkor AI 200mm, 1/2000s, f/8.) Das ist blöd, denn eigentlich ist das relativ gut ausgeleuchtet. Naja, Schwamm drüber.

Aber jetzt kommen vier recht coole Bilder: Ziegen! OK, Ziegen sind immer cool, aber mit dem körnigen Film machen die sich besonders gut. Im ersten stehen sie unter einem großen Baum um Schatten, so habe ich relativ viel Kontrast außen rum, aber nicht so viel in den Ziegen selber. (Nikkor AI 200mm, 1/500s, f/5,6.) Dafür sind die Blätter im Baum ziemlich krass. Schönes Foto. Gefällt mir ziemlich gut.

Das zweite Bild ist etwas näher zum Baum aufgenommen, sodass die Ziegen ein bisschen größer sind. (Nikkor AI 200mm, 1/500s, f/5,6.) Dieses Foto gefällt mir tatsächlich noch viel besser: Gut ausgeleuchtet und super scharf. Und die schönen groben Körnern im Fell der Tiere! Passt gut zusammen.



Beim Dritten kamen die Ziegen dann mal näher ran und ich konnte auf die Normalbrennweite wechseln und mal ein richtiges Ziegen-Portrait machen. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/4.) Von den dreien ist dieses definitiv das Beste! Oder? Also, die Ziege sieht jedenfalls so aus, als würde sie mir voll zustimmen! Sogar die Zaun-Strippen finde ich total geil. ;-) Muss ich also nicht noch mehr dazu sagen, oder?

Das vierte und letzte Ziegenfoto ist zwar auch gut, kommt da aber nicht mehr wirklich ran, oder? (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/4.) Auch wenn die Ziege sehr neugierig guckt, da sie sich in diesem Moment umgedreht hat, ist sie nicht mehr 100%ig scharf. Außerdem ist das Foto mal wieder total schief. Das Filmmaterial hingegen macht es dann doch wieder einigermaßen interessant, wegen des grobkörnig-kontrastreichen Retro-Looks.

Nach den Ziegen musste mal was anderes auf den Film, und da kam mir dieses Gebäude ganz gelegen, in dem wahrscheinlich irgendwelche Flughafentechnik versteckt ist; von außen hat es jedenfalls interessante Graffiti. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/5,6.) Die Sprühdose guckt etwas zugedröhnt, die sich ein bisschen wie in einem alten, kribbeligen s/w-Film vorkommt. ;-)


Und dann gab es da noch diesen Wanderwegwegweiser für den Eichenlaubwanderweg. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/1,8.) Keine Ahnung, ob der tatsächlich so heißt, aber ich nenn ihn jetzt einfach mal so. Sollen die doch andere Schilder aufstellen! ;-) Hier im Schatten konnte ich jedenfalls mal wieder die Blende gaaaanz weit auf machen und ein bisschen Unschärfe im Hintergrund einfangen. Wobei, durch das viele Kribbeln sieht das gar nicht mehr so unscharf aus. Schöne Foto, das mir mal wieder ganz gut gefällt.

Dann noch runter Richtung Landebahn gegangen, wo ich zuerst an den Tanks vorbei kam, die ich durch den Zaun hindurch fotografiert habe, deswegen wahrscheinlich auch der dunklere Schatten am linken Rand. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/5,6.) Mit dem empfindlichen Film war es hier draußen einfach zu hell. Und wie ich ja schon im ersten Artikel festgestellt habe, hätte ich gute eine Blende weiter auf drehen können, dann hätte ich das Problem nicht so sehr gehabt.

Aber das coolste Foto ist wahrscheinlich der landende Flieger unscharf durch den Stacheldraht am Zaun. (Nikon Lens Series E 135mm, 1/2000s, f/8.) Einfach perfekt! Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen! Bestes Bild auf der Rolle!


Der tieffliegende FedEx-Frachter kommt da einfach nicht ran, obwohl er aus diesem Winkel gar nicht so schlecht ist. (Nikon Lens Series E 135mm, 1/2000s, f/8.) Irgendwie irritierend, dass man das Fahrwerk auf der einen Seite gar nicht zu sehen ist! Glücklicherweise war ich dabei und kann sagen: Problemlose Landung! ;-)

Auf dem Rückweg gab es dann noch diese Wellblechhütte zu sehen. (Nikon Lens Series E 135mm, 1/2000s, f/5,6.) Sieht faszinierend aus, sehr krasse Kontraste. Mit dem 135er arbeitet der Film ziemlich gut zusammen, finde ich. Mag motivseitig jetzt nicht so interessant sein, aber ich finds gut. Etwas heller belichtet hätte es sein können, daher komme ich immer mehr zu der Erkenntnis: Eine Blende mehr schadet dem abgelaufenen Film echt nicht.

Zurück am Parkplatz konnte ich dann noch ein Longhorn-Rind fotografieren. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/500s, f/4.) Wo kommt bloß der Texaner her? Strange! Mehr PS! MEEEHR PEHHH ESS!!!!112 TUUUUURBOOOOOHHHhhhhh... ;-) OK, geht mir direkt wieder besser. Musste einfach raus! ;-)


Ach ja, unterwegs gab es noch ein paar Isolatoren, an denen kann ich ja auch nie vorbei gehen. (Nikkor 35mm AI, 1/1000s, f/5,6.) Besonders, wenn es so schöne alte sind, die aussehen, als wären sie mindestens aus den 1940ern. Interessantes Bild, viel Unschärfe im Hintergrund, die wieder durch das grobe Korn viel schärfer aussieht, als ich es erwartet hätte.

Und zuletzt noch ein vintage Mercedes. (Nikkor 35mm AI, 1/2000s, f/5,6.) Der sieht auf diesem alten Film auch ziemlich gut aus. Oh, nein, jetzt will ich schon wieder singen! "Oh Lord..." Nein! Bad photographer! BAD BAD BAD! ;-) :-D So, genug Albernheiten. Muss am Wetter liegen, das Tief macht Kopfschmerzen. ;-)

Nächstes Mal: Troisdorfer Rathaus und Bahnhof.