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Schwarz-weiß und analog, Teil 109: Ilford Delta in Troisdorf

Film: Ilfort Delta 400 #1 (abgelaufen 2002), Kamera: Nikon F601, Juli 2021

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Sooo, nachdem ich in letzter Zeit eher alte Audio-Technik repariert habe - oder es zumindest versucht habe -, ist es an der Zeit, noch mal einen s/w-Artikel aus der Pipeline zu holen. Die letzten 10 Fotos vom abgelaufenen Ilford Delta warten jetzt schon extra lang in meiner Pipeline.Entstanden sind sie in Troisdorf, als ich dort auf dem Heimweg von der Heide vorbei kam, und ich mir gedacht habe, ein bisschen Architektur kann nicht schaden.

Angefangen habe ich vor dem Rathaus, das in seinem ganzen Erscheinungsbild schwer an die 1960er erinnert, mit dem Unterschied, dass irgendwann seitdem jemand auf die Idee gekommen ist, ein bisschen Kunst davor zu stellen, damit es nicht ganz so trist wirkt; so auch hier dieses Stein-Tor, das mich ein bisschen an Japan erinnert. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/2.) Man sieht es nicht direkt, aber das Bild ist gut eine Blende überbelichtet, sodass die im Schatten liegenden Teile des Gebäudes gut hervor stechen. f/2 habe ich in der Hoffnung gewählt, dass das Gebäude vielleicht ein wenig unscharf würde, aber so nah an der Unendlich-Position des Fokus-Rings hätte ich mir das auch sparen können. Erstaunlicherweise ist trotzdem ein wenig Struktur im Himmel zu erkennen. Die eine Blende über hat dem nicht mehr so empfindlichen Film also nicht geschadet, im Gegenteil. Das Motiv selber ist - bis auf die Tatsache, dass ich die Kamera mal wieder schief gehalten habe - leider eher genau so trist geraten wie das Gebäude, das es darstellt. Aber man sieht, dass der alte grobkörnige Film hier durchaus Stärken hat, die letztes Mal in der Landschaft der Heide nicht so gut heraus kamen: Scharf und grob zugleich gibt er viel Kontrast her und lässt das Rathaus noch brutaler aussehen, als es eigentlich ist.

Vor dem Rathaus-Haupteingang gibt es diese Schlaufe aus Stahl, die durchbrochen mit irgendwas beschriftet ist, was ich beim besten Willen nicht lesen kann! (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/2.8.) Auch hier habe ich gut eine Blendenstufe drauf gelegt, um gegen die Dominanz des hellen Himmels anzukämpfen. Was man aber nicht wirklich merken würde: Es sieht eigentlich genau richtig belichtet aus, zumindest wenn man die Schleife erkennen möchte. Insgesamt ein recht stimmiges Bild, bei dem das Gekribbel des Filmkorns eigentlich auch ganz gut passt. Und ich habe die Kamera erstaunlich gerade gehalten.


Neben dem Rathaus gibt es dann noch diese Stelen mit runden Köpfen - ich nehme an, das sollen stilisierte Personen sein und ich muss mir echt mal angewöhnen, die Beschreibungsschildchen neben den Skulpturen zu lesen, wenn ich sie schon fotografiere! ;-) (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/2.) Es ist einfacher, die eine Blendenstufe Überbelichtung zu erreichen, indem man einfach am Blendenring dreht, bis die Kamera ihre minimale Belichtungszeit erreicht hat und dann noch einen Klick! So bin ich hier wieder bei f/2 gelandet. Auch hier perfekt belichtet; ich fühle mich als sicher in der Aussage, dass es durchaus eine gute Idee ist, diesen seit fast zwei Jahrzehnten abgelaufenen Film als ISO 200 zu belichten. Die Gänseblumen im Gras vor den Rundköpfen kommen ebenso gut aus dem groben Rauschen heraus wie die Architektur im Hintergrund. Das Nikon-Glas ist bei fast offener Blende immer wieder erstaunlich scharf. Sollte es auch, die Optik ist die gleiche wie am (damals) viel teureren 50mm Nikkor. Zumindest behauptet das das Internet. Aber ich komme vom Thema ab: Gutes Bild, gefällt mir.

Als nächstes springe ich ein bisschen hin und her, denn es war so einfacher, das Layout gefälliger zu gestalten - aber was heißt das schon in meinem Blog? ;-) Hier haben wir jedenfalls die Rückseite des Troisdorfer Bahnhofs, wo die Fracht abgefertigt wird - und alle paar Monate mal wieder ein paar Jugendliche auf die Waggons klettern, um sich einen lebensgefährlichen Stromschlag abzuholen. (Nikkor AI 35mm, 1/500s, f/5,6.) Am rechten Rand gut zu sehen: Der Film war so lange auf der Rolle aufgespult, dass er unbedingt wieder in diese Position zurück will. Falls ich noch mal einen von der Sorte scanne, sollte ich es mal mit dem Einklemmen zwischen zwei Glasplatten versuchen, dass kann er sich nicht so hoch wellen. (Könnte ich eigentlich durchaus demnächst mal ausprobieren, denn der Kodak VR, den ich letztens durch die Kamer geschickt habe, sieht, was das angeht, noch viel schlimmer aus.) Bis auf dass ich es schon wieder nicht geschafft habe, ein gerades Bild hin zu bekommen, sieht dieses Foto eigentlich ganz gut aus. Mittlerweile war es so bedeckt, dass ich nicht mehr unbedingt für den zu hellen Himmel korrigieren musste. Trotzdem sind die Fugen des Backsteingebäudes gerade noch so zu erkennen. Erstaunlich, dass sie nicht im Rauschen des Films untergehen.


Im zweiten Bild sieht man ganz deutlich, warum hier gerne mal jemand tot vom Waggon fällt: Es gibt keinen Zaun oder ein Mauer, die das Bahnareal vom Rest der Stadt trennt - nicht, dass das irgendwen aufhalten würde, der unbedingt auf einen der Tankwagen klettern will. (Nikkor AI 35mm, 1/2000s, f/2,8.) Das klingt jetzt ein bisschen bösartig, was ich da oben gesagt habe, aber ganz ehrlich, Leute: Klettert nicht auf Eisenbahnwaggons, wenn darüber Stromleitungen mit 40kV hängen! Lasst es einfach! Erst vor ein paar Wochen war wieder ein entsprechend trauriger Bericht im Lokalfernsehen, dass so eine Aktion von mindestens einem von drei Jugendlichen mit dem Leben bezahlt wurde. Das sieht auf dem Foto nach viel Abstand aus, aber wenn man sich aufrecht hinstellt, reicht das offenbar, dass der Bogen überspringt. Ansonsten, was das Foto angeht: Auch wieder schief, ich glaube langsam, dass die Kamera den Film schräg eingezogen hat! ;-) Aber trotzdem ein ganz nettes Bild von Industrie.

Jetzt gibt es einen kleinen chronologischen Sprung in die Vergangenheit, denn das Minarett der Moschee habe ich auf dem Weg zum Bahnhof fotografiert. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/2000s, f/4.) Hier habe ich, weil ich ja praktisch direkt in den hellen Himmel hinein fotografiert habe, gleich mal zwei Blendenstufen drauf gelegt. Das Ergebnis ist erstaunlich perfekt: Die Details am Turm kommen sehr kontrastreich und scharf rüber, der Himmel verliert trotzdem kaum an Details. Auch hier war es ja schon einigermaßen bedeckt, deshalb sollte mich das auch nicht so sehr erstaunen. Insgesamt ein recht gutes Bild, die Reflexionen in den Schieben am unteren Rand und der ins Bild hineinhängende Ast des Baumes über mir geben dem Ganzen einen guten Rahmen.


Aber zurück zum Bahnhof: Das Backsteingebäude hat da noch diese nicht unbedingt einladend wirkende Tür und vergitterte Fenster, eine Lampe über dem Eingang und seltsam gespannte Leitungen. (Nikkor AI 35mm, 1/500s, f/5,6.) Man kann sogar noch die Lochung in den Platten sehen, die hier zum Verbarrikadieren des Eingangs verwendet wurden. Vom groben Korn ist hier tatsächlich kaum was zu sehen, denn es geht in den Strukturen des Motivs tatsächlich fast komplett unter. Auch hier hätte ich nur mal wieder die Kamera etwas gerader halten müssen, dann wäre es ein perfektes Bild geworden.

Genauso sehe ich das beim nächsten Bild: Alle Linien führen auf den Fluchtpunkt zu, nur leider verstärkt das den Eindruck, dass alles schief ist, nur noch mal um einen Faktor 10! (Nikkor AI 35mm, 1/60s, f/5,6.) Mit dem 35er scheine ich aber auch echt besonders viele Probleme diesbezüglich zu haben, zumindest auf der analogen Kamera! Der F601 fehlt echt eine Mattscheibe mit Hilfslinien! Oder alternativ, wenn ich mir schon Dinge wünsche, hätte ich gerne mal wieder die Fähigkeit, ohne verzerrende Brille was sehen zu können! Aber zurück zum Bild: Ganz OK soweit, etwas hell am rechten Rand, aber das war zu erwarten, da ich für den Schatten unterm Dach belichtet habe. Das Pipimännchen-Graffiti auf dem Boden gibt dem ganzen eine etwas albern/tragische Komponente.

Danach war es an der Zeit, zurück zum Auto zu gehen, das ich auf dem großen Parkplatz nicht unweit vom Krankenhaus abgestellt hatte. Der Film war eh fast voll, also habe ich noch schnell die letzten beiden Bilder verschossen und auch hier ein bisschen mehr experimentiert als sonst: Die Bahnunterführung, die den kürzesten Weg darstellte, habe ich mit dem Weitwinkel so richtig weit auseinander ziehen können. (Nikkor AF 20mm, 1/60s, f/4.) Hier hätte etwas mehr Licht gut getan, f/2,8 wären wohl besser gewesen - was auch mit dem übereinstimmt, was ich oben schon sagte, nämlich dass eine Überbelichtung bei ISO 200 ganz OK wäre. Auch hier wieder alles schief, ich weiß nicht, was an dem Tag mit mir los war. Es gibt offenbar solche Tage, an denen man kein gerades Bild hin bekommt. Aber ansonsten ist es ganz OK, die Auflösung des Films ist gerade noch ausreichend, um winzige Figuren in das Licht am Ende des Tunnels zu zeichnen. Graffitis und der Fahrplan sowie die hellen Streifen der Neonröhren an Decke und Wand finde ich besonders gut. Im Dunkel des Bodens sieht man gut das Filmkorn.


Das letzte Bild schließlich zeigt den Aufgang zu den Bahnsteigen Nummer 9. (Nikkor AF 20mm, 1/125s, f/4, Blitz.) Eine schmutzige Treppe führt hinauf in das Licht. Sehr poetisch. Wäre da nicht der leichte Geruch von Urin. ;-) Insgesamt ein ziemlich gutes Bild, das auch nur mäßig schief ist. Mit leichtem Aufhellblitz für die Ränder, wofür der eingebaute Blitz der F601 allerdings etwas zu schwach war. Andererseits hat es mir so nicht den Schattenwurf an Decke und Wänden kaputt geblitzt. Gutes Bild, von dem man jetzt allerdings nicht unbedingt behaupten kann, dass es schön oder gefällig wäre. Aber es bildet die Realität sehr präzise und in ihrer ganzen Harsch-heit ab!

Fazit: Interessanter Film, von dem ich gerne noch ein paar mehr verschießen würde. Auch wenn das mit dem kräftigen Kribbeln und dem groben Korn nur mäßig geeignet ist für einige Motive, hat es doch Spaß gemacht. Und eine Stufe überbelichten ist ja jetzt auch nicht so schwierig, viele Leute machen das ja angeblich grundsätzlich.

Soo, das war das Experiment mit dem abgelaufen Ilford Delta. Nächstes Mal wird die FE10 getestet, dann aber wieder mit einem altbekannten Foma 100. Bis dahin.

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