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Seelscheid aus der Sicht einer ca. 17 Jahre alten Canon

Ich habe mir ja gestern auf dem Heimweg bei C ihre alte Canon 400D geklaut, mitsamt des Kit-Objektivs Canon Zoom Lens EF-S 18-55mm 1:3.5-5.6 II. Ich weiß nicht genau, wann sie die gekauft hat, aber das Modell ist irgendwann so um den September 2006 herum erschienen. Die hat also definitiv schon was auf dem Buckel. Leider schreibt die keinen Shutter Count in die Exif-Daten, sonst wüsste ich zumindest das.

Bevor ich euch aber wieder mit irgendwelchen Beauty Shots langweile, habe ich die heute einfach mal mit genommen und meine übliche Runde durchs Dorf von Laden zu Laden zu Post zu Laden damit dokumentiert. Das Wetter ist mies (stürmisch, unterbrochen von gelegentlichem Weltuntergang), sodass ich immer gegen den Regen arbeiten musste. Das ISO stand dementsprechend auf sehr optimistischen 400. 800 wäre wahrscheinlich besser gewesen, das Objektiv ist ja nicht besonders lichtstark, aber ich wollte kein zu heftiges Rauschen triggern.


Wie man aber sehen kann, sind die Bilder eigentlich ganz gut geworden und das Rauschen hält sich auch bei denen, die ich ein bisschen aufgehellt habe, sehr in Grenzen. Ich habe zudem praktisch die ganze Zeit mit Offenblende gearbeitet, weil, wie gesagt: Wetter Scheiße! Bei der niedrigen Auflösung von gerade mal 10-Komma-nochwas Megapixeln fällt das auch nicht zu sehr auf, auch wenn ich das Gefühl habe, dass es teilweise - gerade im Tele-Bereich - ein bisschen weich ist. Ansonsten performt das ganz gut: Keine Chroma-Fehler, die ich jetzt direkt sehen würde, und der Kontrast ist auch ganz brauchbar. Die Bilder habe ich größtenteils nur ein bisschen Farbkorrigiert und an den Rändern eine Kleinigkeit abgeschnitten, sodass sie jetzt meine übliche 4k-Auflösung haben, ohne dass ich sie skalieren musste.

Im Weitwinkelbereich ist die Verzerrung aber schon recht heftig. Der Fahnenmast zB biegt sich schon fast Fischaugenartig durch und ich habe da noch ein Bild vom Bücherschrank vor der KSK, das ich hier nicht rein genommen habe, weil es unscharf ist, aber da sieht man das noch deutlicher, weil ich da straight on drauf gehalten habe, statt wie bei der Fahne diese Perspektive von unten zu haben. Gut, 18mm sind auch sehr weit, selbst wenn man dann auf 1,6x runter crop-t. Die effektiv resultierenden 29mm klingen zwar gar nicht so weit, aber im Herzen ändert sich da nicht viel.

Hingegen hatte ich praktisch keine Beanstandung im Bereich Abschattung. Die Ecken der Bilder, in denen das Phänomen ja bekanntermaßen besonders gerne auftritt, werden ja aber auch weg geschnitten, sodass ich da wenig überrascht bin.


Das mit dem Bücherschrank war übrigens das einzig Unscharfe und das lag wahrscheinlich am Regen auf der Frontlinse. Ansonsten war der Autofokus durchweg recht präzise und hat auch bis auf das Bild mit den aus der Hecke raus stehenden Blättern immer den Punkt angepeilt, den ich im Sinn hatte. Das Autofokus-System bei Canon ist aber ja bekanntermaßen eh besser als das, was ich von Nikon seit Jahrzehnten gewohnt bin. Also, angeblich, ich benutze ja eher selten Canons, ich muss mich da auf das verlassen, was andere Leute in diesem neumodischen Internet, das sich ja eh nicht durchsetzen wird, so behaupten. ;-)

Die Bedienung der Kamera ist hingegen für mich alten Nikonianer etwas ungewohnt: Nicht nur, dass das Bajonett andersrum gedreht wird - OK, da ist Nikon ja the odd one out -, auch der Zoom-Ring geht in die andere Richtung. Ich total verwirrt. Glücklicherweise bin ich das ja von diversen anderen meiner Kameras gewohnt. Ist immer so 50-50, ob ich auf Anhieb in die richtige Richtung zoome. ;-) Liegt aber auch wahrscheinlich mit daran, dass ich ja mittlerweile praktisch nur noch Festbrennweiten verwende.


Schön hingegen ist der recht große Makro-Bereich an dieser Linse, die auch ein ordentliches Bokeh ermöglicht, auch wenn man bei vollem Zoom nur noch f/5,6 zur Verfügung hat. Da musste sich Canon aber auch nur mäßig für anstrengen, denn der Crop-Faktor hilft auch hier sehr. Das Makro hat mir auch sehr geholfen, als ich mir dann noch den Weihnachtskaktus und die Orchideen vorgenommen habe. Die sehen auch durchweg alle ganz gut aus. Abblenden auf f/11 oder sowas hätte hier natürlich mehr Schärfe gebracht, aber das Licht war eh schon so spärlich, dass ich verdammt nah an das ran gekommen bin, was ohne Stativ noch möglich ist. Da hätte ich dann mehr Photonen gebraucht! ;-)


Fazit: Der erste Eindruck von der Kombination aus Kamera und Objektiv ist ganz solide. Für eine so alte digitale aus einem eher für Einsteiger gedachten Marktsegment sogar durchaus brauchbar. Was wäre da der korrekte Vergleich bei Nikon gewesen? Eine D40? Oder doch eine D80? Ich glaube, ein genaues Äquivalent gab es da nicht. Aber eine von denen. Die D40 hatten eine geringere Auflösung, passt aber zeitlich ganz gut. Die D80 hat die gleiche Auflösung, aber mehr Featues. (Ich mache das ja immer daran fest, ob eine Kamera eine Abblendtaste hat - die Canon 400D hat keine, wie die D40, während die D80 eine hat.)

Nun sind diese ganzen Vergleiche aber eher akademischer Natur, denn ich habe weder die eine noch die andere. Grundsätzlich habe ich aber den Eindruck, dass beide Nikons stabiler waren. Die Canon fühlt sich doch sehr nach Plastik in meinen Händen an. Mehr wie ein Spielzeug denn eine ernsthafte Kamera. Das bedeutet nicht, dass sie nicht durchaus noch gute Bilder macht, selbst nach all dieser Zeit. Wer also ein wirklich sehr kleines Budget hat und mit gerade so 4k auskommt, kann evtl. noch immer mit dem Teil glücklich werden.

Polaroid Supercolor 670AF

Heute den ganzen Tag Möbel geschleppt, denn einer der $Kunden hat sein altes Büro nach Umzug endgültig aufgelöst. Und was dabei an Technik übrig geblieben ist, habe ich mir unter den Nagel gerissen. Darunter diese alte Polaroid Supercolor 670AF! Wobei, das ist ja im Vergleich zu anderen Sofortbildkameras schon ein echt modernes Stück.


Das AF im Namen bezieht sich nämlich auf den Autofokus, den diese Kamera besitzt. Dieser wird ganz anders als heutzutage über einen Ultraschallsensor eingestellt. Also so, wie diese praktischen Entfernungsmesser aus dem Baumarkt, von denen ich ja auch einen habe, um damit Entfernungen bei alten Kameras ohne Messer bestimmen zu können. Der Messsensor verbirgt sich übrigens hinter dem Messing-Gitter auf der einen Seite.

Ansonsten ist die "Qualität" zB der Linse die Übliche: Eine Linse aus Plastik. OK, da weißte auch, wieso die Bilder immer so matschig waren. Und ich dachte immer, das liegt am Filmmaterial. Ansonsten ist auch alles aus Platisk an dieser Kamera. Bis auf einige Teile im Film-Schacht.


Ansonsten kann ich nicht viel zu dem Gerät sagen, nicht mal, ob es noch funktioniert. Denn dafür müsste man eine Filmkassette einsetzen. Und eine solche habe ich eben nicht. Ist da eigentlich auch die Batterie drin? Denn ich habe bisher an dem Teil auch noch kein Batterie-Fach gefunden. Hm...


Ansonsten, der Aufmerksame wird feststellen, dass ich die Bilder gar nicht mit meiner üblichen Nikon oder dem Handy gemacht habe. Das liegt daran, dass ich auf dem Heimweg eben schnell noch bei C vorbei gefahren bin und ihr ihre alte Canon 400d geklaut habe. Und zwar mit dem Ziel, zu testen, ob das Sigma 28-70mm f/2,8 SAF auch auf digitalen Kameras funktioniert. Tut es leider nicht. Hmpf. Würde mich mal interessieren, ob mir da noch jemand ein Firmwareupdate machen kann... ;-)

Nikon FTZ II

In diesem Haushalt existiert ja seit ein paar Monaten eine Nikon Z fc. Hat sich raus gestellt, dass die gerade bei schlechtem Licht und mit Tele ganz gute Arbeit leistet. Vor allem als ich letztens diesen Kongress fotografiert habe, hat sie sehr schöne Bilder gemacht. Deshalb haben wir ihr jetzt einen FTZ II Mount Adapter gegönnt.

Wie der Name FTZ schon andeutet, adaptiert dieses viel zu teure Stück Technik "alte" Nikon F Mount Objektive an das moderne Z Bajonett der spiegellosen Nikons. (Was ich von der Elimination des Blendenrings halte und den Problemen mit anderen Kleinigkeiten halte, über die ich so gerne nöle, habe ich ja schon öfter berichtet. Wer es genau wissen möchte, möge in dem oben verlinkten Artikel noch mal nachlesen.) Dieser Adapter ist sehr hilfreich, wenn man eh einen ganzen Haufen F-Mount-Glas im Haus herum liegen hat, von den guten alten AI- über AF- bis hin zu modernen AF-S-G-Objektiven. So wie ich, ich alter Glassammler! ;-)


Wenn man die Kiste auspackt, ist man erst mal erstaunt: Das Ding ist groß! Ich wusste ja, dass Nikon Z die geringste Auflagefläche aller Spiegellosen hat, aber dass es so viel weniger ist als der alte F-Mount, war mir nicht bewusst. Wobei, wissen hätte ich das schon können, denn ich glaube, F war genau das andere Extrem, die höchste Auflagefläche von allen. Man hat hier also schon ein ziemliches Stück Tubus in der Hand. Das macht aber nichts, denn irgendwo muss ja auch die Technik drin unter gebracht werden, die die Bedienung von F-Objektiven an einer Z-Kamera ermöglicht.

Da ist zum Einen ein ganzes Array von Kontakten, die auf beiden Seiten vorhanden sind. Hier werden die Daten-Signale und der Strom für den Autofokus-Motor moderner Objektive weiter geleitet. Aber es gibt auch den guten alten Blenden-Aktuator, der auch bei G-Objektiven noch zum Einsatz kommt. Nikon war da ja sehr altmodisch bzw. auf Kompatibilität bedacht und hat im Gegensatz zu zB Canon nie den teilweise analog-mechanischen Weg verlassen. Was ich persönlich ja gut finde, denn das ist ein Plastik-Zahnrad-Bauteil weniger, dass kaputt gehen kann. Gut, dafür geht der Hebel in der Kamera halt irgendwann kaputt, wie an meiner D610... Aber egal, alles hat Vor- und Nachteile, Nikon hat halt diesen Kompromiss gewählt, und so kann ich jetzt sogar auch AI-Objektive von 1977 an der Z fc verwenden. (Wobei hierbei der Hebel gar nicht benutzt wird, sondern Stop-Down-Metering betrieben wird. Aber dazu nachher mehr.)

Ich habe zwei AF-S G Objektive, die vollständig vom Adapter unterstützt werden. Soll heißen: Die können Autofokus. Das ist zum einen das Nikkor AF-S 50mm f/1.8 G, zum anderen das "Monster", das Nikkor AF-S 24-120mm f/4 G. Natürlich gilt an der Z fc mit ihrem APS-C Sensor, dass sich die effektive Brennweite ver-1,5-facht. So hat das 50er effektiv durch den Cropfaktor 75mm. Auch eine schöne Brennweite, die sich schon ganz gut für Portraits nutzen lässt. Wenn man die beiden allerdings an die eher schmächtig-moderne Z fc anbringt, sieht man erst, wie gewaltig dieser Adapter tatsächlich ist! Die Länge meines 50/1.8 verdoppelt sich gefühlt. (Tatsächlich ist es wahrscheinlich ungefähr 1,25 mal so lang wie der Adapter, aber das wirkt schon sehr seltsam. Wenn ich das flache E-Serien-50er aufsetze, ist das noch extremer, da das sogar ein Stück kürzer ist als der Adapter!)


Funktioniert es denn wenigstens? Oh ja! Ich muss sagen, gerade das kleine 50/1.8 macht richtig geile Fotos an der Z fc. Da bin ich fast schon neidisch, die sehen fast besser aus als die, die aus der D800 raus kommen, obwohl die ja ein ganzes Stück Auflösung mehr und auch noch zusätzlich den Vollformat-Sensor hat! Ich habe das und zum Probieren auch gleich mal das 35/2 AI mit in den Kurpark genommen, als ich heute morgen beim Kunden fertig war. Richtig scharfe Bilder, die ich die Tage hier ausstellen werde.

Problemlos funktioniert auch das Zoom, das ich aber nur kurz angetestet habe. Das ist zwar vom Zoom-Bereich etwas eingeschränkter als die beiden Z-Objektive, die mit der Kamera kamen, aber dafür ist es mit f/4 fast durchweg gleich gut oder sogar etwas besser. Dafür ist es aber auch ein richtiger Klotz! Die Z fc ist dafür echt zu klein und zu leicht!

Wie oben angedeutet, habe ich dann auch ein paar Testbilder mit dem AI 35/2 Nikkor gemacht. Für mehr hätte heute das Licht nicht gereicht, es ist ziemlich pissiges Wetter im Kurpark gewesen, das jetzt erst so langsam etwas auflockert. Effektiv hat das an der Crop-Kamera 52,5mm, also perfekte Normalbrennweite. Auch das funktioniert ganz gut, aber das Fokussieren ist für mich nicht ganz so leicht, da ich ja ziemlich blind bin und der Fokusmesspunkt nicht grün werden will. Zu wenig Licht? Oder ist das so normal? Funktioniert das Focus-Peaking nur mit Objektiven mit Kontakten? Der Adapter hat ja keinen Blendensensor, weiß also nicht welche Blende am Objektiv eingestellt ist, vielleicht liegt es daran. Aus dem gleichen Grund schreibt die Kamera auch in jedes Bild f/2 rein, was natürlich Blödsinn ist - ich habe im A-Modus (wie immer) mit bis zu f/8 Bilder gemacht.

Fazit: Für Leute wie mich, die einen Haufen altes Nikon-Glas in der Ecke stehen haben und das auch tatsächlich täglich benutzen, ist die Anschaffung eines solchen Adapters eine gute Investition. Muss es die neue Version II sein? Wahrscheinlich nicht, der alte Adapter tut es wahrscheinlich gleich gut, zumindest solange Nikon nicht auf die Idee kommt, mehr physisch inkompatible Kameras zu bauen - bisher passt der alte wohl nur auf der Z9 nicht, weil sie unten den integrierten Batteriegriff hat, der mit dem Adapter kollidiert. Aber die kann man sich ja eh nicht leisten! ;-) Wer die 5000 Öcken (oder was ist der Listenpreis?) hat, der schlägt sich wahrscheinlich nicht mit Altglas herum, sondern investiert auch gleich in das neueste und beste, was es für Geld zu kaufen gibt! Etwas schade finde ich, dass es keine Focus-Hints gibt, wenn man AI-Glas ansetzt. Bei den bisher von mit getesteten AF und AF-D gibt es kein Problem damit - man muss wegen des fehlenden Motors jedoch selber fokussieren. Was bei dem etwas gewöhnungsbedürftigen Autofokus der Z fc aber keine wirkliche Einschränkung ist. (Bei der Verwendung des 50/1.8G musste ich öfter mal manuell eingreifen, denn die Kamera will grundsätzlich irgendwelche Blätter im Hintergrund scharf machen! Scheinbar hat Nikon noch immer den schlechteren Autofokus, auch nach vielen, vielen Jahren der Aufholjagd.)

tl;dr: Bisher bin ich jedenfalls begeistert und ich verstehe nicht, warum bei ehBlöd so viele diesen Adapter verkaufen oder man im Internet überall liest, dass das nicht anständig funktionieren würde. Wenn man sich vorher über die bestehenden Einschränkungen informiert, wird man auch nicht überrascht! Mir gefallen jedenfalls die Bilder, die ich mit dieser Kombination gemacht habe, so gut, dass ich ernsthaft überlege, ein paar Monate mein Foto-Budget an die Seite zu legen und eine gebrauchte Z5 oder Z6 anzuschaffen, um mein Altglas spiegellos verwenden zu können!

Nikon D800 mit AF-S Nikkor 24-120mm f/4 G ED VR N

Irgendwann letzte Woche hatte ich dann die Faxen dicke, die Nase voll, den Drops gelutscht: Meine D610 wird wohl in näherer Zukunft nicht wieder bei mir eintreffen, die haben die offensichtlich verschludert. Habe ich mit dem Herrn vom Fotoladen ausgemacht, dass er mir zumindest den Restwert von Kamera und Objektiv geben würde und ich mir was "Neues" suche.

Neu heißt in diesem Fall: Etwas, was ich mir leisten kann. Und vielleicht etwas, was ein bisschen eine höhere Auflösung hat. Nicht, dass die 24 MP der 610 nicht völlig ausreichend wären, aber. Die logische Alternative wäre dann wahrscheinlich die D810 gewesen, aber die ist mir doch noch ein bisschen zu teuer. Deswegen habe ich mir mal einige D800er angeschaut, die ungefähr eine halbe Generation älter ist. Da ist die Auswahl zwar nicht ganz so groß, aber deutlich günstiger. Ich hatte da ja schon länger welche beobachtet und eine davon hatte nicht nur den Vorteil, dass sie gerade mal knapp über 7.000 Auslösungen auf dem Zähler hat, sondern auch mit Standort Köln zur Selbstabholung angegeben war. Und Bonus: Ein extrem modernes Zoom-Objektiv gab es auch noch dazu!


Und so bin ich jetzt stolzer Besitzer dieser oberflächlich ganz gut erhaltenen Nikon D800 mit einem AF-S Nikkor 24-120mm f/4 G ED VR N vorne drauf. (Das ist übrigens nur der Vorname von dem Objektiv; unten drunter steht dann noch der restliche Marketingblah: Nano Crystal Coat SWM VR ED IF Aspherical.) ;-) Die habe ich am Sonntag ersteigert und direkt gestern in Köln abgeholt. (Die Bilder, die ich direkt vor Ort gemacht habe, kommen noch; ich hatte vergessen, dass die Kamera natürlich nicht so eingestellt ist, wie ich sie brauche, daher war der Weißabgleich noch auf "Innenraum/Kunstlicht" eingestellt und ich muss die erst mal farbkorrigieren. )

Erstmal zur Kamera: Der größte Unterschied zu meiner D610 ist der Verschluss. Dieser ist bei der D800 nämlich noch altmodisch aus Metall, während er in der zwei Jahre neueren D610/810 aus Kevlar ist. Daher macht die Kamera noch so richtig satte, laute Vorhang-Geräusche, wie man sie von früher aus der analogen Zeit gewohnt ist. Ganz ungewohnt. Außerdem ist sie ein ganzes Stück größer, schwerer und hat zudem mehr Funktionen als Tasten und Knöpfe ausgeführt. Dummerweise sind die Tasten links neben dem Bildschirm in anderer Reihenfolge, sodass ich jetzt ständig "OK" klicke statt "Reinzoomen"! Aber das mit der Benutzerführung ist ja so ein Nikon-Ding! Bis ich mal endlich die Funktion gefunden habe, die mir ermöglicht, meine AF-Objektive mit dem Blendenring statt dem Drehdings zu benutzen, hat fast so lange gedauert, wie die Belegung der Fn-Taste mit der Auswahl der von mir programmierten AI-Objektive!


Ansonsten macht die Kamera ziemlich gute Bilder. Ja, die rauschen ein bisschen mehr, weil sie noch den weniger intelligenten und langsameren Prozessor hat. Deshalb geht sie auch nur bis ISO 6400 (plus die beiden High-Stufen, die dann 12800 und 25600 entsprechen würden). Aber ich denke mal, dass ich damit leben kann, ich benutze schließlich eh hauptsächlich die lichtstarken Festbrennweiten, die mit durchweg meist über 2 EV mehr Spielraum bei schlechtem Licht geben. Aber die 36 Megapixel sind schon schön und ich werde die Tage mal alle meine Objektive damit durchtesten, wie die sich so bei diesen riesigen Fotos verhalten. (Die sind komprimiert übrigens kaum größer als die alten.)

Was das Objektiv angeht: Das hat eine kleine Macke auf der Frontlinse, die aber nicht viel ausmacht. Es hat über den recht großen Zoom-Beriech durchgängig f/4 und wiegt daher ungefähr eine metrische Tonne. Ernsthaft! Es ist schon eingefahren so riesig, dass es zusammen mit der auch nicht ganz kleinen Kamera nicht in die Rucksack-Tasche passt!


Aber die Schärfe ist schon ziemlich krass, auch offen. Siehe Bilder unten. Durch die Verwendung von VR - Nikon-Sprech für die Bildstabilisierung durch bewegliche Elemente - kann man auch bei recht langsamen Zeiten unverwackelte Bilder hin bekommen. Als Beispiel habe ich da unten mal ein paar Blumenfotos rein geworfen, mit Ausschnitten jeweils aus der Mitte. Bei den Bildern fällt auch nicht auf, wie stark die Ecken vignettieren. Und das bei jeder Zoom-Stufe ziemlich gleichmäßig. Das geht bei höheren f-Werten relativ schnell weg, aber da sieht man schon, dass auch moderne Rechnungen und geniale Superbeschichtungen keine grundlegenden physikalischen Grenzen umgehen können.



Die Beschichtung scheint übrigens auch ziemlich gut zu sein. Ich sehe keine Farbsäume in den Kuhweid-Fotos unten. Die Schärfe ist bei allen Zoom-Stufen genial. Der Silent Wave Antrieb ist extrem schnell und präzise, Autofokus vom Feinsten. In der Beziehung steht es meinem (schwer vermissten) AF-S 50/1.8 G in nichts nach. Letzteres hat halt ganz andere Vorzüge.

Ich bin also ziemlich begeistert von diesem Objektiv. Könnte man durchaus als Always-On da drauf lassen, es deckt schließlich alle Brennweiten ab, die man im normalen Einsatz brauchen könnte. Nur ist es eben unglaublich schwer. Mit der Vignettierung kann man leben, muss man in der Kamera die Korrektur höher schrauben. (Apropos schrauben, ich hab ihm direkt mal ein UV-Filter verpasst, damit nicht noch mehr Kratzer rein kommen.)

Wenn ich mir umgekehrt ansehe, was der Listen-Neupreis für das Teil war: OK, da erwarte ich auch Höchstleistungen! Das sollte mal 1200-1300 Euro kosten, also das Doppelte von dem, was ich jetzt zusammen mit der Kamera gezahlt habe. Gut, ist wahrscheinlich auch schon 10 Jahre im Einsatz. Wobei, wahrscheinlich hat das eher weniger Klicks hinter sich als der Rest dieses Setups, denn der Verkäufer hatte noch andere Objektive im Angebot, u.A. auch das oben erwähnte und schwer vermisste 50/1.8. Ich hoffe ja doch, dass die Kamera irgendwann wieder auftaucht, und wenn es nur wegen des Objektivs ist!


So, und weil ich das ja schon für meine Analogen durch das AF 50/1.4 ersetzt hatte, weil ich ja irgendwie eine Normalbrennweite brauchte, habe ich eben dieses dann auch mal drauf gemacht und ein paar Blumenbilder bei der Mutter im Vorgarten gemacht, wo ich heute u.A. war. Die sind allerdings alle nicht bei Offenblende gemacht, sondern auch eher so bei f/4 oder f/5,6. Da macht es aber schon sehr coole Bilder. Auch wenn ich ein bisschen nachträglich am Kontrast gedreht habe. Aber nur ein ganz kleines Bisschen. ;-) Ein etwas ausführlicheres Shoot-Out meiner 50mm-Obektive folgt demnächst mal irgendwann. Wobei das ja - und ich erwähne das jetzt zum dritten mal - ohne das 50/1.8 G nicht vollständig wäre! :-(



Fazit: Ich weiß ja nicht, wie man eine Kamera 10 Jahre haben kann und nur 7.000 Bilder machen kann. Wobei es noch seltsamer wird, wenn man bedenkt, dass der Verkäufer wohl schon der zweite Besitzer war. Die Bodenplatte ist ein bisschen abgeschrubbt, das Objektiv hat einen kleinen Kitsch. Aber für den Preis beschwere ich mich darüber nicht. Ich hoffe also, dass ich noch mal 10 Jahre aus dem Teil raus holen kann. Die Auflösung reicht dafür sicherlich und es wird in absehbarer Zukunft ja keine neuen Kameras für Nikon F mehr geben. F ist tot. Schnüff. War das eigentlich das längste, je gebaute Bajonett? Wird PK in irgendeiner seiner Varianten noch gebaut? Haben die dann demnächst die Krone? Fragen über Fragen!

Ich glaube jedenfalls, dass ich hier ein ganz gutes Geschäft gemacht habe. Ob das wirklich so ist? Wir werden sehen, wie lange es dauert, bis ich diese Kamera in Rente schicke. So, wie ich es jetzt wieder mit der D100 machen werde, die sich das nun wirklich schwer verdient hat! Die hat so treu und brav die letzten 5, 6 Monate vor sich hin geklickt, und die ist ja doch schon ~22 Jahre alt... Insofern habe ich ja Hoffnung, dass diese hier jetzt genau so lange oder länger hält. Schließlich hat sie eine sehr ähnliche Build Quality. Fühlt sich nämlich tatsächlich etwas professioneller an als die kleine 610, die ich bisher benutzt habe. Aber wie gesagt, ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass mich der Herr B irgendwann anruft und sagt: Sie ist wieder da! Dann gibt die auf jeden Fall auch eine gute Zweitkamera ab!

Minolta MD Tele Rokkor 1:2.5 f=100mm

Kommen wir nun zum heimlichen Star des kleinen (großen) Minolta-Pakets, das ich in die Hand gedrückt bekommen habe: Einem Minolta MD Tele Rokkor 1:25 f=100mm. Das ist eigentlich die perfekte Portrait-Brennweite, mit f/2.5 sogar sehr lichtstark. Und was ich sonst so über dieses Objektiv gelesen habe, muss es unter den sowieso schon guten Minoltas noch eine besondere Stellung einnehmen. Diese spiegelt sich auch im Preis wider: Bei ehBlöd kostet dieses Objektiv mehr als alles andere zusammen, was in den beiden Taschen steckte.


Wenn ich es auf die XD7 montiere, sieht es vor allem auch unglaublich passend aus. Ja, ich würde fast schon sagen: Das perfekte Paar! Es liegt unheimlich gut in der Hand, der Fokusring ist extrem präzise und die Blende klackt satt vor sich hin. Dabei ist es nicht allzu schwer, sondern passt sehr gut zur etwas schwereren Kamera. Die Länge ist auch perfekt: Gerade noch so kompakt, dass man es auch so mal eben schnell in einer mittelgroßen Tasche versenken kann, ohne sich Gedanken machen zu müssen oder gar die Optik wechseln zu müssen, weil es nicht passen würde.


Da das Teil sich von der Bedienung her perfekt an meine Arbeitsweise angepasst hat, kann ich leider auch kaum etwas dazu schreiben. Es funktioniert einfach, ohne dass ich mir groß Gedanken gemacht habe: f/4 und drauf los schießen. Macht Spaß, nicht nur bei typischen Portrait-Distanzen, sondern auch darüber hinaus oder gar im Nahbereich. Dieser startet allerdings erst bei einem Meter, wer also noch Makroaufnahmen sucht, wird hier nicht fündig. Landschaft und Architektur sind aber durchaus auch möglich, 100mm ist gar nicht so eng, wie man meinen würde. Gerade für Detail-Arbeiten bei Blumen und den von mir immer wieder gerne genommenen Schildern ist es perfekt geeignet. Durch seine schnelle Fokussierbarkeit ist es wahrscheinlich auch bei der Street Photography einsetzbar, aber da bin ich ja eher nicht der Ansprechpartner der Wahl.

Von dem, was ich bisher von meinen Scans gesehen habe, ist es jedenfalls knackscharf und hat eine hervorragende Abbildungsleistung mit kaum Abschattungen an den Ecken, sogar bei Offenblende. Es ist vielleicht nicht ganz so modern wie mein Nikkor 85mm, aber ich würde behaupten, dass es das E-Serien 135mm durchaus schlagen könnte. Was die Schärfe angeht, kann es gut mit dem Olympus 135mm mithalten, das ich auch sehr gerne benutze - das hat allerdings f/3.5 als Offenblende und daher in dem Bereich einen kleinen Vorteil. Leider habe ich keine andere Brennweite, die sich ganz genau mit diesem Objektiv vergleichen ließe. Das 105mm Nikkor steht auf meiner Liste, hat aber keine besonders hohe Priorität, da es doch sehr teuer ist und schwer zu kriegen. Außerdem habe ich den Bereich mit dem 85er und dem 135er eigentlich gut abgedeckt.


Fazit: Alleine für dieses Objektiv hat sich diese Kamera gelohnt. Wie gesagt, noch betrachte ich das Ganze als Leihgabe, mal sehen, was die Nachbarin dafür haben will! ;-) Ein richtig gutes Stück Altglas!