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Schwarz-weiß und analog, Teil 251: Mit der Nettar am Mediapark

Fomapan 200 (120) #3, 3. Juli 2023
  • Kamera: Zeiss Ikon Nettar
  • Entwicklung: 5x Prewash, Adonal 1+50, 9:00 Minuten 20,5°C, Adofix Plus 1+7, 5:00 Minuten(5.), Adoflo II 1+200
Heute gibt es Test-Bilder. Irgendwann im Sommer habe ich von C eine Kamera bekommen, die sie wiederum von ihrer Nachbarin bekommen hatte: Ein Nettar. Diese war ziemlich pilzig und verrostet, sodass ich sie erstmal wieder auf Vordermann bringen musste. (Und zwar in 1, 2, 3, 4 Teilen.) Da ich sie dafür praktisch komplett auseinander genommen hatte, war ich mir nicht so sicher, ob es tatsächlich ansehbare Bildergebnisse geben würde. Aber: Sieht gut aus! Scheine den Fokusring zumindest einigermaßen korrekt angebracht zu haben. Andererseits, mit f/6.3 ist das Objektiv ja auch nicht sooo empfindlich, was ein bisschen Kurz- oder Weitsichtigkeit angeht.

Da wir an dem Tag ins Kino wollten, sind alle Bilder rund um den Mediapark entstanden; so auch das erste mit dem Colonius und dem Hochhaus am Mediapark. (∞, 1/200s, f/16.) Gegens Licht war Sunny Sixteen eine gute Wahl und trotzdem ist noch genug Detail in den Fenstern zu erkennen. (Viel langsamer wird es an diesem Tag übrigens auch nicht, es war sehr hell!) Der Foma 200 im 120-Format scheint also gar nicht so schlecht zu sein, sage ich ja immer wieder. Wenn da nicht diese kleine schwarzen Stippse wären. Kratzer? Gut, wenn man nicht rein zoomt, fällt das bei 720p auf meinem Notebook gar nicht auf. Zur Bewertung der Qualität der Optik kann man sich gerne die Ecken anschauen, die schon sehr verzerrt und unscharf sind. Voll Retro! ;-) Aber das ist halt so bei diesen alten Dreilinsern. Immerhin gibt es bei f/16 so gut wie keine Vignettierung.


Der Schwan mit seinen beiden Jungen ist ein ziemlich gutes Foto geworden, das hätte ich gar nicht gedacht. (4m, 1/200s, f/11.) Die Auflösung der Kamera ist erstaunlich gut. Immer wieder erstaunlich, was diese alten Medium-Format-Knipsen auf den Film zeichnen können. Aber auch der Kontrast sieht sehr gut aus, nachdem ich die Sauerei zwischen den Linsen weg gepopelt hatte. Die arme Kamera hatte wirklich einige Jahre auf dem Dachboden hinter sich. Oder im Keller. Jedenfalls war sie nicht korrekt gelagert worden. Dafür funktioniert der Verschluss aber erstaunlich gut. Man sollte meinen, dass gerade dieser nicht mehr so besonders gut laufen würde mit den ganzen Verharzungen, die sich über die Jahre gebildet haben.

Und man bekommt sogar ein bisschen Bokeh hin, wie man an diesen Tauben auf der Mauer sehen kann. (2m, 1/200s, f/11.) Und das bei so weit geschlossener Blende. Erstaunlich. Ich mein, ja, man sieht, dass das f/11 ist, aber man kann auch erahnen, was bei weiter geöffneter Blende möglich wäre. So heben sich die Tauben aber wenigstens ein kleines Bisschen vom Hintergrund ab. Diese Kameras waren einfach für langsameren Film gebaut. Was war in den 1950ern Standard? Irgendwas zu ISO 50 Äquivalentes, wahrscheinlich.

Die große Eins musste ich gleich zweimal fotografieren, denn beim ersten Mal habe ich nachher nicht am Knöpfchen gedreht, sodass ich eine unfreiwillige Doppeltbelichtung hatte. Die gibt es am Ende zu sehen. Aber gut, dass ich es noch gemerkt habe - es hat auch Vorteile, wenn man sich jedes Foto aufschreibt -, denn das Ergebnis ist spannend. (3m, 1/200s, f/8.) Immerhin sind wir hier nur noch 2/3 Blendenstufen von Offenblende entfernt und so bekommen wir auf diese Entfernung schon eine ganze Menge Unschärfe. Immerhin ist bei den Mittelformatkameras die Brennweite auch entsprechend groß. So zeigen die Bäume im Hintergrund schon ein kleines bisschen Rotationsansatz. Aber wirklich nur ein kleines Bisschen. Das ist der Retro-Look, nach dem ich immer so suche! ;-)


Die Lüftungsrohre neben dem Colonius ist dann schon wieder sehr viel härter am Licht entlang fotografiert. (Fast ∞, 1/200s, f/11) Zum Glück zogen immer wieder Wolken vorbei und sorgten so für diese dramatische Stimmung, wie wir sie hier sehen. Ein ziemlich gutes Bild, zu dem ich mal wieder nicht viel zu sagen habe.

Der Blick über die Brücke - inkl. Radfahrerin - gefällt mir fast genau so gut. (∞, 1/200s, f/11.) Schön geometrisch, nette Spiegelungen auf dem Wasser, ein paar Wolken am Sommerhimmel: Gut. Und sogar fast gerade. Was mir bei den quadratischen Bildern aber ehrlich gesagt meist gar nicht so sehr auffällt wie bei denen im Format 3:2. Wie auch immer, ich merke jedes Mal, dass Mittelformat ein ganz besonderes Feeling hat, besonders mit diesen alten Klappkameras. Da fühlt man sich wirklich in die 1950er/60er zurück versetzt.

Die Brücke habe ich auch ein bisschen von der Seite mitgenommen, denn die Bögen über dem flachen Wasser machen sich auch so gut. (∞, 1/200s, f/8.) Leider war das Wasser etwas zu unruhig, um eine schönere Spiegelung zu bekommen. Hier am Mediapark zieht es ja immer wie kölsche Hechtsuppe. Zwischen den Bäumen war es jedenfalls etwas schattiger und ich konnte die Blende ein bisschen weiter öffnen. Schließlich ging es mir darum zu sehen, ob ich die Skala wieder richtig angebracht hatte. Sieht gut aus: Die Brücke ist scharf und auf die hatte ich schließlich gezielt.


Fahrräder haben es mir ja eh angetan, besonders solche, die in Herden auftreten. (4m, 1/75s, f/16.) Hier habe ich die Blende sehr weit geschlossen und mal eine langsamere Zeit verwendet, schließlich wollte ich wissen, ob auch die funktionieren. Scheint so. Ich mein, viel Auswahl hat man bei diesen alten Zentralverschlüssen ja eh nicht, da ist es gut zu wissen, dass das bisschen, das man hat, auch tatsächlich geht. Und außerdem boten sich die hintereinander abgeställten Räder auch dafür an, denn so habe ich sie praktisch alle im Fokus. Und ich glaube, unten links habe ich ein bisschen die Linse verdeckt? Sieht nach dem unscharfen Rand eines Fingers aus! ;-)

Ein bisschen verwischte Springbrunnendüsen gefällig? (150cm, 1/75s, f/8.) Hier befinden wir uns ziemlich am unteren Ende der Entfernungsskala, so wie sie auf dem Objektiv angebracht ist. Die Fontänen könnten ein bisschen schärfer sein, ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass das hier an meinem eigenen Unvermögen, Entfernungen richtig abzuschätzen, liegt, und nicht an der Fokusskala. Die schein bisher schließlich zu stimmen. Andererseits ist das das einzige Foto, dass ich praktisch "am Anschlag" gemacht habe und die Fokusebene liegt offensichtlich ein bisschen vor der vorderen Fontäne. Naja, egal, trotzdem ein ziemlich cooles Bild!


Das Cinedom selber darf natürlich auch nicht fehlen. (∞, 1/200s, f/6,3.) Ich dachte mir, so gegen Ende des Films, da muss ich dann doch mal Offenblende testen, sonst habe ich die am Ende gar nicht dabei, und bei Unendlich wird schon nicht so viel schief gehen. Und auch hier muss ich sagen: Erstaunlich scharf alles. So sehr, dass man auf dem Mittelformat tatsächlich noch die Leute erkennen könnte, wenn man es wollte. Was Multiplex-Kinos angeht, ist das Cinedom tatsächlich eines der hübscheren, finde ich. Viele dieser Dinger sind ja einfach nur in die Landschaft geworfene Betonklötze. Das in Bad Godesberg zB ist ja nicht unbedingt das hübscheste, und auch in Siegburg oder Troisdorf folgt die Form eher dem Zweck. Während hier in Köln, da hat man zumindest einen Ansatz von Architektur: Weite, runde Fensterfronten, die das Licht rein lassen, zB. Und in der Abendsonne spiegeln die auch schön, was sich auf dem Foto auch ganz gut macht.

Und ganz zum Schluss noch die versprochene Doppelbelichtung: Sieht ja schon sehr witzig aus. Sowas passiert einem heutzutage halt einfach nicht mehr - wobei die D800 tatsächlich wohl einen Modus für Doppelbelichtung hat, wenn ich die Betriebsanleitung richtig verstanden hat; ob die aber den Sensor tatsächlich zwei Mal belichtet oder einfach zwei Bilder digital mischt, weiß ich auch nicht. Jedenfalls verpasst man so manchmal auch witzige Fotos. Wie dieses: Schwäne, die über den Bürgersteig schwimmen und Autos, die im See parken! ;-)


Fazit: Eine weitere, gut funktionierende Klappkamera im Mittelformat, die hübsche Bilder macht. Nicht, dass ich nicht mittlerweile genug davon hätte! ;-)

Nächstes Mal: Oberkassel mit der Konica Autoreflex TC.

Zeiss Ikon Nettar II 517/16 - Reparaturen Teil 4: Neue Dichtung und ein Film

Gestern Nachmittag habe ich mich dann mal der Restlichen Dinge angenommen, die da mit der Nettar noch zu erledigen waren: Neue Dichtung - am Scharnier hauptsächlich - und eine kleine Fokus-Justage. Ersteres ist ja eher einfach: Ein bisschen Schaumstoff ausschneiden und sich dabei mit dem Skalpell nicht die Finger absäbeln. Aber ich habe es tatsächlich geschafft, man glaubt es kaum, ohne jegliche Verletzung. Mal was Neues. Weil die Rückwand auch nicht mehr ganz so gerade ist und auch nicht mehr so richtig schließen will, habe ich auch auf der anderen Seite, an der die Rückwand anschlägt und eingehakt wird, einen dünnen Streifen Schaumstoff angebracht. Jetzt klemmt der Verschlussmechanismus zwar ein bisschen und der Klebstoff hält die Rückwand beim Öffnen ein bisschen fest, aber das ist grundsätzlich auch nicht so schlimm, denn das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass ich aus Versehen am Haken hängen bleibe, die Kamera öffne und den Film versaue.


Zur Justage des Fokus musste ich ein bisschen Kreativ werden. Da habe ich ein Stück Papier auf einen 6 cm breiten Streifen geschnitten und auf die Spule, die ich in der Kamera gefunden hatte, gewickelt. Diesen habe ich dann über die Rückseite rüber gezogen und dann auf der anderen Seite mit einem Stück Tesafilm fixiert. Da das Objektiv mit seinen f/6,3 ja nicht wirklich lichtstark ist, konnte ich bei voller Beleuchtung erstmal nicht wirklich was erkennen. Deswegen habe ich die alte Decke aus dem Keller geholt und mir über den Kopf geworfen, sodass nur die Kamera vorne raus geschaut hat. Dann den Auslöser auf B gestellt und gespannt, ausgelöst und mit einer Lupe auf dem Abbild auf dem Papierstreifen geschaut, ob in der Unendlichkeit alles einigermaßen scharf ist. Soweit ich das sehen konnte, war es das, zumindest in ausreichendem Maße. Um es genau zu wissen, müsste ich dann wohl einen Film einlegen und diesen belichten. Ich mein, wie gesagt, f/6,3 - wie unscharf kann das Bild da überhaupt sein?! Ich nehme fast an, dass das Objektiv schon vor meiner Reinigung, für die ich es ja komplett auseinander nehmen musste, nicht 100%ig eingestellt war.


Aber wie man sieht, ich habe dann mal einen Film aus dem Keller geholt und werde den mal da durch jagen, wenn ich die Woche mal Zeit habe. Mal sehen, was sich an Motiven ergibt und was am Ende raus kommt. Mit Mittelformat-Entwicklung hatte ich bisher ja nicht so das Glück, da muss ich noch immer etwas üben. Ich weiß nicht, ob es an mir liegt, dass ich den Film zu kurz spüle, bevor ich ihn dem Entwickler aussetze, aber ich hab immer so viele Punkte, die (im Negativ) durchsichtig bleiben (im Positiv also schwarz werden). Oder muss ich den dickeren Film mehr rühren und schütteln und kippen? Ich weiß es nicht. Aber auch das werde ich noch raus bekommen.


Ansonsten bin ich gespannt, was sich mit dieser alten, geschenkten Kamera ergibt und ob sich die Stunden an Arbeit, die ich da hinein gesteckt habe, gelohnt haben. Diese alten Dreilinser machen ja erstaunliche Bilder, finde ich immer wieder. Je nachdem, was ich an Motiven finde, werde ich mit dem ISO 200 Film ja wahrscheinlich eh kaum unter f/8 kommen, sodass der evtl. nicht korrekt justierte Fokus auch nicht so ins Gewicht fallen wird. Zum Glück habe ich ja von J irgendwann mal einen Rangefinder bekommen, dann muss ich wenigstens nicht raten oder zonenfokussieren oder noch schlimmer, den Ultraschall-Entfernungsmesser mit mir um schleppen! ;-)

Zeiss Ikon Nettar II 517/16 - Reparaturen Teil 3: Ein bisschen Lack

Irgendwann letzte Woche habe ich mir im Baumarkt eine Dose schwarzen Sprühlacks besorgt, um zumindest die Innenseite der alten Nettar wieder zu schwärzen, um eventuelle Lichtreflexe zu vermieden, sollte ich das Teil tatsächlich mal mit Film testen wollen. War gar nicht so leicht raus zu bekommen, was ich da wohl brauche. Denn ich bin mir nicht sicher, ob das schon sowas hochmodernes wie Alu ist, oder ob es sich einfach nur um guten, alten 50er-Jahre-Stahl handelt. Ich wollte nämlich nicht noch Grundierung besorgen müssen. Deshalb habe ich mich am Ende einfach für ganz normalen Sprühlack entschieden.

Bevor ich den jedoch aufbringen konnte, musste ich als erstes die Andruckplatte entfernen und dann so viel wie möglich vom alten Lack entfernen. Es sieht so aus, als hätte da bereits jemand versucht gehabt, an der rechten Seite der Rückwand mit schwarzerm Lack nachzubessern. Der sieht einfach nur aufgepinselt auf. Scheinbar hat das Blättern an der Seite angefangen. Da der einigermaßen hält, nehme ich einfach mal an, dass ich keine Grundierung benötige.


Alles habe ich nicht weg bekommen, besonders in den Ritzen klebte am Ende noch immer ein bisschen der alten Fledderfarbe. Aber ich denke, das sollte nicht so schlimm sein, der neue Lack sollte das schon irgendwie festhalten. Oder sogar mit den Lösungsmitteln anlösen und so wieder mit dem Untergrund verbinden. Dann habe ich alles andere so gut wie möglich abgeklebt. Die Rückwand lässt sich ja leider nicht so ohne Weiteres abbauen, deswegen habe ich die einfach am restlichen Gehäuse dran gelassen. Ich mein, das Ding ist in dem Zustand eh so gut wie nichts wert, und wenn ich damit fertig bin, werden professionelle Restauratoren wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Aber ich will ja nicht unbedingt einen Schönheitswettbewerb gewinnen, ich möchte einfach nur die Kamera mit einem Film benutzen können.

Und dann hab ich gesprüht. Ein paar alte Zeitungen und raus in den Garten damit. Ich bin auch kein professioneller Lackierer, deswegen weiß ich nichts von Sprühentfernungen und Mengen und ob ich das noch mit einer zweiten oder gar dritten Schicht hätte versehen müssen. Habe einfach Pi mal Daumen drauf gehalten und ich denke, das Ergebnis ist OK.


Nachdem ich dann das Tape abgerissen hatte, fand ich, dass ich sogar erstaunlich sauber gearbeitet habe. Kaum Nasen und Splotches. Dafür, dass das wahrscheinlich das erste Mal, dass ich jemals überhaupt Sprühlack benutzt habe, kann sich das sehen lassen. Jetzt liegt das gute Stück hinter mir im Büro und trocknet noch ein bisschen vor sich hin und ich krieg einem am Dach von besagten Lösungsmitteln. Hui! Nicht gut für die Gesundheit, steht auf der Dose. Hochflüchtige Aerosole. Ja, dann bewacht die mal besser, bevor die abghauen! ;-)

Und dann hab ich noch ein Foto von der Dose gemacht, damit ich nicht vergesse, wie die aussieht, wenn ich die jetzt in die Garage räume und in 20 Jahren suche. :-D Und natürlich, damit mir jetzt die ganzen Profis sagen können, dass das völlig falsch war und ich lieber Firma XYZ benutzt haben sollte. Ich mein, es ist das Internet, natürlich wird jemand eine Meinung dazu habe.


So, und jetzt scanne ich weiter die Fotos vom Meeting ein. Bzw werde gleich mal eine Pause machen, wenn der 120 Film durch ist. Der ist irgendwie leicht verkratzt und ich denke, das ist wohl beim Einspulen passiert. Außerdem muss ich ihn wohl noch mehr vorspülen, denn da sind noch immer schwarze Flecken drauf, von denen ich annehme, dass sie von der Farbbeschichtung kommen. Wofür war die da noch mal drauf? Das hatte doch auch was mit den Lichtreflexen und der Leitfähigkeit des Acetats zu tun, oder? Keine Ahnung, schon wieder vergessen...

Zeiss Ikon Nettar II 517/16 - Reparaturen Teil 2: Linsenreinigung

Durch ein bisschen Internet-Recherche habe ich zumindest heraus gefunden, dass man das Frontlinsenelement einfach abschrauben kann. Dafür muss man nur die drei winzigen Schrauben an der Fokus-Skala lösen und dann ganz genau markieren, in welcher Position man das Teil vorgefunden hat. Ich habe einfach mit einem Bleistift markiert, wo die Fokusmarkierung hin gezeigt hat - was im Nachhinein keine so tolle Idee war, denn der hat sich durch meine sommerlich-feuchten Finger viel zu schnell weg wischen lassen. So werde ich demnächst wohl noch mal genau den Fokus justieren müssen, aber das ist eine andere Geschichte. Ich empfehle jedenfalls jedem, der das Gleiche vorhat, doch eher zu einem wasserfesten Stift zu greifen. Der geht dann zwar nachher nicht wieder weg, aber wenigstens tut er das dann auch nicht aus Versehen mitten drin, wenn man ihn eigentlich noch braucht.

Nach ca 2¼ Umdrehungen hatte ich jedenfalls die Frontlinse in der Hand und konnte mit dem guten 10%igen H2O2, das ich von meinem Bruder bekommen habe (der das aus Spanien mitgebracht hatte) anfangen, die Linse von den Pilzdendriten zu befreien. Das ging auch sehr gut, er hat sich noch nicht ins Glas gefressen gehabt. Nun sind diese Linsen aber auch nicht beschichtet, sodass die Wahrscheinlichkeit da eher gering ist. Obwohl die auch Spuren im Silikat hinterlassen können, wenn sie allzu lang drauf bleiben.


Ist jedenfalls schön klar und sauber geworden, und nachdem ich mit Alkohol nachgespült hatte, auch ohne Schlieren und Fingerabdrücke. Das gab mir Hoffnung, auch die beiden anderen Linsen von diesem Parasiten befreien zu können.

Aber leider hatte ich noch immer keine Ahnung, wie ich diese erreichen sollte. Das Internet behauptet zwar, man könne "ganz einfach" den C-Ring der hinteren entfernen, aber. Einfach? Habe dann erstmal versucht, weiter von Vorne in den Verschluss einzudringen. Schließlich wollte ich mir das "Uhrwerk" eh genauer anschauen, ob da nicht doch irgendein Dreck drin ist. Wie man sieht, das geht bei dem Vario ganz gut, vor allem, weil einem keine Federn oder sonstiges Gedöns entgegen gesprungen kommen. Aber war unnötig: Da drin war alles in Ordnung.


Schließlich ist es mit mit meiner Pinzette, die ich eigentlich für Schrauben brauche, dann doch noch gelungen, den Ring hinten im Balgen zu lösen und so die ganze Verschluss-Baugruppe aus der Kamera zu bekommen, damit ich mir das mal von allen Seiten genau angucken konnte. Mit einer krummen Pinnbrett-Nadel ist es mit dann tatsächlich gelungen, den vermalledeiten C-Ring hinter der Linse weg zu fummeln. Habe mir gedacht: Wenn ich die verkratzen sollte, ist das auch egal, denn so macht die Kamera eh keine Bilder mehr. Hat aber ohne nennenswerte Kratzer funktioniert!

Aber nicht, ohne dass mir der §%&#! Ring dabei nicht einmal durch das ganzen Büro geflogen wäre! Da ist eine ziemliche Spannung drauf! Also Vorsicht, liebe Kinder: Besser eine Brille tragen! ;-) (Also, sowohl als Augenschutz als auch, damit man das Armschlauch nachher auch wieder findet. Ist nämlich über mich rüber bis auf den anderen Schreibtisch hinter mir geflogen. Musste erst J mit ihren besseren Augen rufen, bis der wieder aufgetaucht war.


Dann konnte ich endlich auch diese Linse reinigen. Natürlich muss man sich gut merken,welche Seite nach innen gehört! Sonst ist nachher nix mehr mit Fotos! Die innere Linse, die noch immer feste in der Mitte des Verschlusses steckt, konnte ich dann aber so reinigen: Einfach den Verschluss auf B stellen, damit die Lamellen auf Seite gehen, und mit einem mit Wasserstoffperoxidlösung geträünkten Wattestäbchen sauber rubbeln. Dann mit Alkohol nachwischen. Ich hoffe, die Sporen sind jetzt alle tot und ich muss das so schnell nicht wieder machen, das war nämlich eine ziemliche Tortur.

Ganz zum Schluss und nach einigem Zusammenbauen habe ich dann noch einen kurzen Fokustest gemacht: Stück Pergamentpapier auf die Spule gewickelt, mit Tesa ein bisschen fixiert: Naja, muss ich noch mal ordentlich machen, aber ganz schlimm scheint es nicht zu sein. Zumindest sehe ich ein Bild, was mehr ist, als ich erwartet hatte! ;-)


So, jetzt fehlt (außerdem) noch etwas schwarze Farbe für das Gehäuse und neue Dichtungen und dann wird mal mit Film getestet. Mal sehen, was die so kann und ob sich der Aufwand überhaupt gelohnt hat.

Zeiss Ikon Nettar II 517/16 - Reparaturen Teil 1: Klappe auf!

Als ich die Nettar in Empfang genommen habe, ging die Frontklappe nicht aus, also ließ sich auch der Balgen nicht wirklich inspizieren. Von innen konnte man zwar erkennen, dass er keine größeren Beschädigungen aufwies, aber sicher konnte ich mir halt nicht sein. Außerdem konnte ich so auch weder die Linsen noch den Verschluss genauer inspizieren. Erstere setzen mit den Jahren ja gerne mal ein bisschen Pilz an, letzteres hakt gerne mal bei den langsamen Zeiten. (Zu dieser Zeit wusste ich ja noch nicht mal, was für ein Verschluss da eigentlich verbaut ist und welche Zeiten der eigentlich können sollte. Wie sich dann später raus stellte, handelt es sich um den simpelsten der möglichen, einen Vario mit ganzen drei unterschiedlichen Zeiten plus Bulb. Da kann nicht viel kaputt gehen.)

Mein erste Priorität war also ganz einfach: Auf kriegen. Ich hatte die Kamera ja schon mit zum Fotoladen unten im Dorf, aber der Herr B kannte auch keinen Trick, wie ich den Balgen ausfahren könnte, ohne mal unter die Abdeckplatte oben am Gerät zu schauen. Das war auch meine Einschätzung und so habe ich damit begonnen, die Drehrädchen ab zu machen. Die mussten auf jeden Fall runter. Unter dem linken verbarg sich dann die eine einzige Gehäuseschraube, die den Deckel fest gehalten hat.


Im Nachhinein betrachtet hätte ich den Blitzschuh allerdings dran lassen können. Gut, hat jetzt auch nicht geschadet, den ab zu machen, aber die beiden kleinen Unterlegscheiben wären mir dabei fast abgehauen. Um das zu verhindern, habe ich wie immer alle Teile erstmal in diversen Konservenglasdeckeln (Oliven) gesammelt, bevor ich sie zur Aufbewahrung in verschiedene Filmdose gesteckt habe, nach Baugruppe sortiert, damit ich nachher auch noch weiß, welche Schraube wozu gehört.

Schließlich hatte ich dann den Deckel ab und konnte mal inspizieren, was sich darunter so verbirgt. Die Knöpfe für Auslöser und Entriegelung konnte ich dann schon mal abnehmen. Vorsicht: Letzterer hat eine Feder drumherum, die zwar nicht gerade klein, aber durchaus sehr flüchtig ist. Das Dichtungsteil unter dem Blitzschuh, das wohl den Sucher ein bisschen schützen soll, ist bei diesem Modell auf der rechten Seite total zerfallen, da muss ich mal gucken, ob ich aus Filz o.Ä. mal was neues bastel. Hab ich aber erstmal so gelassen, das ist ja nicht so lebenswichtig.

Mein weiterer Plan war an der Stelle eigentlich, den Sucher ebenfalls zu demontieren, um auch noch die Platte abnehmen zu können, auf dem der sitzt. Von den vier Schrauben war eine allerdings so festgerostet, dass ich sie auch mit ein bisschen WD40 und leichten Schlägen nicht lösen konnte. Stattdessen habe ich mir den Feinmechanik-Schraubenzieher total verbogen. Also musste ich mir einen anderen Plan ausdenken.


Da das so alles nicht klappen wollte, habe ich schließlich mit einem der ganz kleinen Feinmechanik-Schraubenzieher so lange in dem Loch von der Verriegelung rum gefummelt, bis es Klack machte und der Balgen mit einem satten Schnappen ausfuhr. Dadurch habe ich allerdings wohl den Mechanismus etwas überstrapaziert, denn jetzt hält er den Balgen nicht mehr. Ich glaube, da fehlt auch irgendwie die Feder oder was auch immer, was den Haken oben halten soll, der sich in der Frontklappe einhakt. Aber zum weiteren Testen und Untersuchen der Kamera reichte das auch so.

Vorne am Balgen kam dann der bereits erwähne Vario-Shutter zum Vorschein, der mit dem 75mm f/6.3 Novar Anastigmat eine Einheit bildet. Es handelt sich also um eine der günstigeren Varianten dieser Kamera, denn schließlich existieren auch Versionen mit einem schnelleren Prontor-Zentralverschluss und einem mit f/3,5 fast zwei Blenden schnelleren Objektiv. Aber einem geschenkten Gaul... Naja, in diesem Fall schon, wenn der Gaul (im übertragenen Sinne) zum Zahnarzt muss! Denn: Den Linsenpilz konnte man leider auch nicht übersehen!


Nachdem ich aber keine Möglichkeit gefunden hatte, schnell und unkompliziert an die einzelnen Linsen zu gelangen und ich zudem auch den Verschluss nicht aus dem Balgen gelöst bekam, weil der Ring so fest gezogen war, dass ich Angst um den Zirkel hatte, habe ich jedwede weitere Reparaturversuche auf den nächsten Tag verschoben. Den entsprechenden Bericht gibt es dann im nächsten Artikel zum Thema.