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Amrum, Tag 5 - Leuchtturm bei Nacht

Der Grund, weshalb wir die frühe Fähre genommen hatten und nicht noch ein wenig auf Föhr geblieben sind, war, dass wir abends noch zu einem Dia-Vortrag wollten. Klingt jetzt seltsam (und altmodisch, was es auch war), aber auch das war ein Erlebnis, das mit länger in Erinnerung bleiben wird: Ein echtes Amrumer Urgestein, der mit seiner Kamera bewaffnet wohl die letzten Jahrzehnte das alltägliche Leben festgehalten hat, hat diesen Vortrag gehalten.

Das Thema war die Nordsee und deren Sturmfluten. Da waren wirklich sehr schöne (und auch ein paar erschreckende) Bilder dabei. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Geschichte mit den Rasierklingen, die irgendwann in den '40/'50ern über Bord gegangen waren und von denen sogar eine Kiste bis nach Föhr getrieben worden ist. Als er den Vortrag dort gehalten hat, ist tatsächlich einer aufgestanden und hat ein Päckchen davon eben schnell von zu Hause geholt und vorgezeigt! ;-)

Jedenfalls sehr empfehlenswert, dieser Vortrag. Er hält auch noch welche zu anderen Themen, die würden mich auch echt interessieren. Vor allem, weil er tatsächlich mit so einem altmodischen Dia-Projektor da stand, seinen Vortrag gehalten hat und gleichzeitig manuelle jedes einzelne Dia in das Maschinchen eingelegt hat - also nicht so mit Kästen und zack-zack, sondern zu jedem der ausgewählten Bilder auch eine Geschichte! Sehr schön!

Danach sind wir im Dunkeln noch mal bis runter zum Leuchtturm gegurkt. Weil, als ich in Wittdün meinen Akku habe laden lassen, hatte ich mich ja vorher in dem anderen Laden, in dem Finchen einen neuen Amrum-Aufkleber für ihr Autochen gekauft hat, gut 'ne halbe Stunde mit dem Ladenbesitzer übers Fotografieren unterhalten, weil der ein paar sehr gelungene Motive auf Leinwand gedruckt da hängen hatte - unter Anderem halt den Leuchtturm bei Nacht. Und da habe ich mir gedacht, das probiere ich doch jetzt auch mal aus. Also hatten wir das Stativ schon direkt mal mit genommen und hier folgen jetzt ein paar nächtliche Leuchtturmfotos:


Wenn man dann noch ein Bisschen näher dran geht, kann man auch noch die beleuchtete Auffahrt durch den Wald mit auf das Bild bekommen. Oder auch nur die Spitze:


Auch hier muss ich sagen: Hat sich gelohnt, sich die halbe Nacht um die Ohren zu schlagen! ;-) Erstaunliche Bilder, hätte ich gerne noch von dem Quermarkenfeuer gemacht, aber das wäre dann doch noch ein sehr langer Weg gewesen. Deswegen haben wir das dann doch eher gelassen...

Amrum, Tag 5

Heute also Wattwandern. Dafür haben wir uns gegen Mittag mit all den anderen Wattwandereren in Norddorf treffen müssen, was bedeutet, dass wir knapp eine Stunde vorher den Bus von Nebel aus nehmen mussten.

Sitzen wir da so am Bushäuschen und da fliegen die ganze Zeit Schwalben rein und raus. Und tatsächlich, habe nachgeschaut und da guckten mich ein ganzer Satz junge Schwalben über den Nestrand an:


Niedlich! Und laut. Und erstaunlich wenig Schwalben-Kaka im Bushaus. ;-)

Die Busfahrt kostet übrigens 2,10€ für die ganze Insel - es gibt nur eine Zone. In Norddorf warteten schon so ungefähr 50 andere Wattwanderlustige und es wurden noch ein paar mehr, bevor wir uns auf den Weg gemacht haben. Zuerst ging es nordwärts bis dahin, wo ich letztens mit dem Rad umgekehrt bin, weil man ja die Holzbohlen nicht mir dem Rad befahren soll. Dann noch ein Stückchen weiter Richtung Norden, bis der Steg zu Ende ist, also fast bis zum Schaukasten von der Vogelstation, und dort haben wir uns dann als erstes Mal unserer Schuhe und Socken entledigt.

Danach ging es dann direkt ins Watt. Allerdings ist das Watt hier oben an der Nordspitze sehr sandig, also nicht so schlammig, morastig, glibberig, wie ich das zB vom Jadebusen her kenne - als in Nordenham geborener kennt man das vielleicht, deshalb nehme ich das mal als Vergleich. ;-) Und unser Wattführer bestätigte das dann auch: Das hier ist Sandwatt. Das heißt aber nicht, dass es nicht trotzdem Spaß macht, nur muss man sich vor den Pazifischen Austern in Acht nehmen. (Atlantische gibt es nicht mehr, die sind erfolgreich ausgerottet worden.)


Mitten im Watt fühlt man sich dann irgendwie ein wenig wie in der Wüste: Flacher Sand überall, wohin das Auge blickt. Wenn man sich vorstellt, dass das nur sechs Stunden später wieder ein, zwei Meter unter Wasser steht... Ich meine mich zu erinnern, dass der Wattführer sowas gesagt hat wie, dass an einem Tag mehr Wasser aus dem Watt raus läuft als in einem ganzen Jahr durch den Rhein geht. Und jede Flut bringt neue Nährstoffe mit; kein Wunder, dass der Wattwurm sich her wohl fühlt und das Watt ständig umgräbt. Er hat uns dann einen ausgebuddelt und rum gereicht.


Wenn die Möwen die nicht erwischen, oder irgendwelche anderen Wat(t)vögel, dann werden die sogar erstaunlich alt. (Habe leider vergessen, was er gesagt hat, wie alt genau, aber mehrere Jahre - genug, dass ich mich erinnere, dass ich erstaunt war.)

Am Wrack - oder was davon noch übrig ist - der "City of Bedford" - einem alten Salpeterfrachter, der hier 1825 in einer Sturmflut gesunken ist - haben wir dann einen Moment Pause gemacht. Von hier aus konnte man mehrere andere Gruppen von Wattwandereren beobachten; besonders interessiert hätte mich in dem Zusammenhang noch die Wanderung auf die "Vogelinsel", eine Sandbank zwischen Amrum und Sylt, zu der man bei Ebbe hin wandern kann, woraufhin man dann mit einem Boot abgeholt wird, wenn die Flut kommt. Klingt spannend. Nächstes Mal. ;-)


Überhaupt, viel los im Watt. Alle waren etwas hektisch, denn eigentlich war schlechtes Wetter für den Nachmittag angekündigt, und man möchte wohl nicht im Watt vom Gewitter überrascht werden, wo man weit und breit die höchste Erhebung und somit Blitzableiter ist. Am Ende kam es aber nicht s dramatisch, denn die Gewitterfront ist wohl eher weiter nördlich nach Dänemark rein gezogen, während wir nur Wolken und nicht mal Regen abbekommen haben.

Auf Föhr angekommen haben wir dann noch ein paar Minuten Zeit für den einen Cache gehabt, bevor wir in den Bus steigen mussten, der uns dann nach Wyk gebracht hat. Da haben wir dann einen Spurt hin gelegt, um noch die Fähre zu erwischen, die angeblich schon fast ausgebucht war. Nur, hätten wir gar nicht machen müssen, weil wir dann nämlich noch über 'ne halbe Stunde warten mussten, weil der Touristenbus nicht kam, der die ganze (gebuchte) Horde gebracht hat; ohne wollte sie wohl nicht los fahren. Da wir uns so beeilt hatten, hatten wir natürlich auch keine Zeit mehr, Fahrkarten zu lösen. Der nette Uniformierte am Kai hat uns dann aber doch auch so drauf gelassen und Finchen hat per Internet noch vier Karten gelöst. Nur vorzeigen mussten wir die dann auch noch, wofür ich die halbe Überfahrt in der Schlange bei der Futterausgabe stehen musste. :-/


Wieder auf Amrum mussten wir dann noch mal 2,10€ für den Bus löhnen, weil wir nicht die "große" Fähre genommen haben - in der wäre die Busfahrt mit inbegriffen gewesen. Naja, aber kommste übern Hund, kommste übern Schwanz, wie man so schön sagt...

Wie auch immer, die Wattwanderung war jedenfalls toll und eine bleibende Erinnerung. Die Überfahrt war natürlich auch schön, aber ein bisschen dumm gelaufen, hätte mir in der Zeit, die wir auf die Abfahrt gewartet haben, lieber noch ein wenig Wyk angeschaut. Da kommt man so schnell ja auch nicht wieder hin.