6,674e-11 m³/kg*s²
Gravitation... jeden Tag spüren wir sie, jeden Tag glauben wir aufs Neue, wir könnten ihr entkommen. Jedoch, schon Newton fiel der Apfel auf den Kopf, so die Legende, und ihm wurde klar: "Eh, Alta, ey, was soll das?" Darauf folgte der Momentmal-Moment. Dinge ziehen sich an. Die Erde wird genau so vom Apfel angezogen wie umgekehrt.
Im Patentamt saß Einstein, sortierte seine Akten und dachte an... wer weiß was, im Patentamt war's langweilig. An Mileva, wahrscheinlich. Er war jung, damals, da lässt man sich schon mal ablenken. Ein Genie muss auch menschlich erscheinen. Und dann der Geistesblitz: Gekrümmter Raum! Heureka! So stelle ich es mir vor. War wahrscheinlich anders, im Patentamt dachte er wahrscheinlich mehr über Photoelektrische Effekte nach. Aber astronomisch genau reicht mir diese Vorstellung.
Im Gegensatz zu dem, was die Flacherdenheinis glauben, ist der Planet rund und groß und schwer. Das sind gleich drei Eigenschaften auf einmal, das geht nun wirklich nicht. Aber is so. Ich war in L.A. und ich konnte mein zu Hause nicht mehr sehen, weil es hinterm Horizont lag. Diese Eigenschaft scheint also schon mal zu stimmen. Eratosthenes von Kyrene saß in Alexandria, so die Legende, und maß den Schatten der Mittagssonne am selben Tag wie sein Kumpel in Syrene. 250.000 Stadien erschienen ihm viel, aber was solls? Er schrieb es auf. Über die Zeit maßen viele kluge Menschen neu, mit neuen Geräten, neuen Einheiten, neuen Ideen. 40.075 Kilometer nehmen wir heute an.
Herr Cavendish wollte wissen, wie schwer er denn nun ist, der Planet. Um das heraus zu kriegen, brauchte er ein Jahr. Ein Jahr, in dem er Tag für Tag auf ein paar Massen starrte, die sich gegenseitig anziehen sollten, so hatte es sein Landsmann Newton behauptet. (s.o.) Herr Cavendish muss ein sehr langweiliges Leben geführt haben, wenn er das für spannend hielt. Wahrscheinlich hatte er ansonsten nur ein Stück Raufasertapete zum Anstarren, oder ein Kastenweißbrot. Wer weiß.
Kleine Zusammenfassung:
2πr=U ⇔ U/2π=r ⇔ r=6.378.134m
g=F/m, mit F=GmM/r², macht also
g = 6,673e-11m³/kgs²*5,97e24kg / (6.378.134m)² = 9,81m/s²
Schätzungsweise unter zwei Sekunden, das erscheint auf den ersten Blick nicht viel, trennen den 1,86m großen Radfahrer, in den Pedalen stehend, vom schotterbedeckten Boden. Er bewegt sich langsam und vorsichtig bergab, die Finger an beiden Bremshebeln, hat er doch schlechte Erfahrungen mit solchem Untergrund, und er befindet sich in unbekannten Gefilden, weitab seiner üblichen Strecke. Langsam tastet er sich vor, nimmt Stein um Stein, Meter um Meter bewegt er sich hinab zum Grund des Tales. Es ist ein warmer Frühlingstag, das frisch ausgetriebene Korn zu seiner rechten wogt, getrieben vom lauen Wind, in der strahlenden Mittagssonne, während links der frisch aufgebrochene Acker den Duft von Kartoffelstroh und Regenwurm verbreitet. Schmetterlinge sonnen sich auf dem Weg. Sein Blick schweift über die Landschaft und der Moment der Unachtsamkeit lässt ihn den quer liegenden Stein übersehen. Die Federgabel gibt nach, der Ruck lässt ihn reflexartig die Hände zusammendrücken, das Vorderrad blockiert, stellt sich quer. Seine Wahrnehmung schaltet auf Zeitlupe, als der Schreck Adrenalin ins Blut pumpt. Der Boden kommt näher, übersät mit scharfkantigem Schotter. Die Augen schließen sich zum Schutz, der Arm fährt instinktartig aus, der erste Kontakt.
Schmerz. Die Füße verheddert im metallenen Rahmen des auf ihm liegenden Rades versucht er sich nach oben zu kämpfen, wie der Ertrinkende sich zur Wasseroberfläche kämpft. Wie dieser treibt er momentan kieloben auf der Oberfläche des Planeten, getragen von elektromagnetischer Abstoßung - "Elektron, Griechisch für den Bernstein," denkt er - bevor er sich aufsetzt und die Rippen abtastet. "Noch alles dran?" Scheint so.
Der Blick auf die Uhr verrät: 14,3 km. So weit ist es also mindestens zurück bis zur rettenden Heimstatt. Aber durchs Tal geht es schneller, entlang des kühlen Murmelns des Flusses, statt über den Berg. Das ist zu anstrengend. Das lässt er lieber. "Es hilft ja nix," denkt er sich nach ein paar Minuten, und schwingt sich auf sein Rad. Etwas Rot rinnt aus der Schnittwunde an seinem Ellenbogen, wird langsam, stoppt, verklebt, bevor es sich ablösen und zu Boden fallen kann.
Der warme Wind wogt weiter im Winterweizen, als sei nichts geschehen. Der schwarze Schotter schimmert schiefrig in der Sonne. Die Silhouette des Radlers verschwindet hinter der Kuppe jenseits der Kurve.
Im Patentamt saß Einstein, sortierte seine Akten und dachte an... wer weiß was, im Patentamt war's langweilig. An Mileva, wahrscheinlich. Er war jung, damals, da lässt man sich schon mal ablenken. Ein Genie muss auch menschlich erscheinen. Und dann der Geistesblitz: Gekrümmter Raum! Heureka! So stelle ich es mir vor. War wahrscheinlich anders, im Patentamt dachte er wahrscheinlich mehr über Photoelektrische Effekte nach. Aber astronomisch genau reicht mir diese Vorstellung.
Im Gegensatz zu dem, was die Flacherdenheinis glauben, ist der Planet rund und groß und schwer. Das sind gleich drei Eigenschaften auf einmal, das geht nun wirklich nicht. Aber is so. Ich war in L.A. und ich konnte mein zu Hause nicht mehr sehen, weil es hinterm Horizont lag. Diese Eigenschaft scheint also schon mal zu stimmen. Eratosthenes von Kyrene saß in Alexandria, so die Legende, und maß den Schatten der Mittagssonne am selben Tag wie sein Kumpel in Syrene. 250.000 Stadien erschienen ihm viel, aber was solls? Er schrieb es auf. Über die Zeit maßen viele kluge Menschen neu, mit neuen Geräten, neuen Einheiten, neuen Ideen. 40.075 Kilometer nehmen wir heute an.
Herr Cavendish wollte wissen, wie schwer er denn nun ist, der Planet. Um das heraus zu kriegen, brauchte er ein Jahr. Ein Jahr, in dem er Tag für Tag auf ein paar Massen starrte, die sich gegenseitig anziehen sollten, so hatte es sein Landsmann Newton behauptet. (s.o.) Herr Cavendish muss ein sehr langweiliges Leben geführt haben, wenn er das für spannend hielt. Wahrscheinlich hatte er ansonsten nur ein Stück Raufasertapete zum Anstarren, oder ein Kastenweißbrot. Wer weiß.
Kleine Zusammenfassung:
2πr=U ⇔ U/2π=r ⇔ r=6.378.134m
g=F/m, mit F=GmM/r², macht also
g = 6,673e-11m³/kgs²*5,97e24kg / (6.378.134m)² = 9,81m/s²
Schätzungsweise unter zwei Sekunden, das erscheint auf den ersten Blick nicht viel, trennen den 1,86m großen Radfahrer, in den Pedalen stehend, vom schotterbedeckten Boden. Er bewegt sich langsam und vorsichtig bergab, die Finger an beiden Bremshebeln, hat er doch schlechte Erfahrungen mit solchem Untergrund, und er befindet sich in unbekannten Gefilden, weitab seiner üblichen Strecke. Langsam tastet er sich vor, nimmt Stein um Stein, Meter um Meter bewegt er sich hinab zum Grund des Tales. Es ist ein warmer Frühlingstag, das frisch ausgetriebene Korn zu seiner rechten wogt, getrieben vom lauen Wind, in der strahlenden Mittagssonne, während links der frisch aufgebrochene Acker den Duft von Kartoffelstroh und Regenwurm verbreitet. Schmetterlinge sonnen sich auf dem Weg. Sein Blick schweift über die Landschaft und der Moment der Unachtsamkeit lässt ihn den quer liegenden Stein übersehen. Die Federgabel gibt nach, der Ruck lässt ihn reflexartig die Hände zusammendrücken, das Vorderrad blockiert, stellt sich quer. Seine Wahrnehmung schaltet auf Zeitlupe, als der Schreck Adrenalin ins Blut pumpt. Der Boden kommt näher, übersät mit scharfkantigem Schotter. Die Augen schließen sich zum Schutz, der Arm fährt instinktartig aus, der erste Kontakt.
Schmerz. Die Füße verheddert im metallenen Rahmen des auf ihm liegenden Rades versucht er sich nach oben zu kämpfen, wie der Ertrinkende sich zur Wasseroberfläche kämpft. Wie dieser treibt er momentan kieloben auf der Oberfläche des Planeten, getragen von elektromagnetischer Abstoßung - "Elektron, Griechisch für den Bernstein," denkt er - bevor er sich aufsetzt und die Rippen abtastet. "Noch alles dran?" Scheint so.
Der Blick auf die Uhr verrät: 14,3 km. So weit ist es also mindestens zurück bis zur rettenden Heimstatt. Aber durchs Tal geht es schneller, entlang des kühlen Murmelns des Flusses, statt über den Berg. Das ist zu anstrengend. Das lässt er lieber. "Es hilft ja nix," denkt er sich nach ein paar Minuten, und schwingt sich auf sein Rad. Etwas Rot rinnt aus der Schnittwunde an seinem Ellenbogen, wird langsam, stoppt, verklebt, bevor es sich ablösen und zu Boden fallen kann.
Der warme Wind wogt weiter im Winterweizen, als sei nichts geschehen. Der schwarze Schotter schimmert schiefrig in der Sonne. Die Silhouette des Radlers verschwindet hinter der Kuppe jenseits der Kurve.