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Agfa Isolette

Zwischen den Objektiven, die F mir beim September-Trekdinner in die Hand gedrückt hatte, war auch diese Agfa Isolette. Die ist so alt, dass das eine mit diesem altmodischen I auf der Klappe ist, hinter der sich Balgen, Verschluss und Objektiv verstecken, eines, das eher wie ein J aussieht. Huch, davon habe ich ja gar kein Foto gemacht. Nee, heute ist schlechtes Wetter, ich schlepp die Kamera jetzt nicht in den Regen für ein einziges Foto! Vertraut mir einfach, dass der Schriftzug eher aussieht wie "Agfa Jsolette".

Alleine diese Tatsache ist ein Hinweis für mich, dass es sich um ein etwas älteres Modell handeln muss, also wahrscheinlich noch aus den 1950ern. Sie könnte theoretisch sogar noch aus den '40ern sein, die Kamera wurde in verschiedenen Versionen ab 1937 gebaut. Aber sie sieht mir doch zu gut erhalten aus dafür; ich fürchte, die Kriegswirren hätte sie nicht so gut überstanden. Obwohl die Bilder, die ich beim camera-wiki.org finde, dazu passen würden. Hmm... Jetzt bin ich verwirrt, ist die denn wirklich so alt? Das als J gestylte I würde schon in die Zeit passen...


Mindestens genau so wichtig ist aber das, was diese Kamera kann. Es handelt sich um eine mehr oder weniger weit verbreitete Abwandlung der typischen Mittelformat-120-Film-Kamera dieser Zeit (egal ob jetzt 1940er oder '50er). Ein drei-linisiges 85mm-Objektiv passt da gut zu, gibt es doch auf 6x6 Negativen ungefähr den normalen Blickwinkel, den man im Kleinbildbereich mit 50mm bekäme. Allerdings hat diese Kamera einen kleinen Trick auf Lager: Wenn man sie öffnet, kann mal eine Maske in Form von zwei Metallplatten ausklappen, die dann über dem Filmausschnitt zu liegen kommen. Dann muss man noch einen kleinen Hebel an der Rückseite umlegen und schon kann man 4.5x6 Negative auf 120 Film brennen. Faszinierend, und somit ist dies auch die erste Kamera in meinem Besitz, die dieses interessante Format beherrscht. Immerhin bekommt man so wahnsinnige 16 Bilder auf einen Film statt der üblichen 12. Yay!

Das Objektiv ist mit f/4.5 relativ Lichtstark für seine Zeit - es ist nicht unüblich, dass man an diesen Balgen-Klappkameras welche mit f/6.3, f/8 oder gar f/11 findet. Gut, letzteres ist dann nicht mehr ganz so häufig, kommt aber vor. Für Bilder im Sonnenschein auf normal empfindlichem Filmmaterial (ISO 100) sollte es allemal reichen. Da kann man auch schon mal in den Schatten fotografieren und bekommt noch immer ein Bild raus.


Der Verschluss ist auch recht flott unterwegs, kann er doch mit 1/300s Sekunde in der maximalen Geschwindigkeitsstufe auslösen. Darunter gibt es dann die üblichen 1/100s, 1/50s, 1/50s... usw bis hinunter zu 1s. B und T stehen ebenfalls zur Verfügung. Erstaunlich ist, dass alle Zeiten zumindest einigermaßen korrekt klingen. Die ganz langsamen scheinen mir etwa doppelt so lang den Verschluss zu öffnen, also im Extremstfall macht sie ca 2s bei 1s. Aber diese Zeiten braucht man im Allgemeinen ja eh nicht. Früher, als Filme noch weniger empfindlich waren, da hatte man vielleicht ein Stativ dabei und hat entsprechend lange Zeiten verwenden können, aber heutzutage sollte man aus der Hand geschossen eh nicht unter 1/50s gehen. Und da muss es dann doch schon recht dunkel draußen sein.

Leider hat dieser hier hin und wieder - so alle 10 bis 20 Auslösungen eine leichte Ladehemmung, die Lamellen schließen dann nicht mehr ganz. Dem Alter entsprechend halt. Ich nehme an, da müsste mal ein Tropden passendes Feinmechanik-Öl in das Uhrwerk des Verschluss' getropft werden, oder wahrscheinlich eher sogar mal die entsprechende Feder erneuert werden. Alles in allem kann ich aber nicht meckern, was den Zustand dieses mindestens 70 Jahre alten Gerätes angeht. Da sieht man, dass Dinge früher noch auf Dauerhaftigkeit ausgelegt waren. (Sollte wahrscheinlich auch 1000 Jahre halten, was bei der Kamera offenbar - und glücklicherweise - besser funktioniert hat als beim politischen System der 1930/40er, als dieses Teil entworfen wurde.)


Ansonsten ist da ein fetter Fingerabdruck innen und außen auf der Frontlinse und auf der inneren im Gehäuse ist Schmier. Keine Pilze allerdings, soweit ich das sehen kann. Und irgendwer hat die Fokuslinse zu weit rein geschraubt, die ist richtig fest gefressen. Da muss ich mal schauen, was ich da machen kann. Ansonsten scheint das Teil mehr oder weniger einsatzbereit zu sein und ich bin gespannt, ob ich damit tatsächlich 4,5x6-Bilder machen kann. Das werde ich demnächst dann mal testen.

Fazit: Ein interessantes Stück Zeit- und Fotografiegeschichte. Das ist so die Kamera, die meine Großeltern hatten, als sie Kinderfotos gemacht haben, um sie an die Front zu schicken. Sollte man auch nicht genauer drüber nachdenken... Insgesamt erstaunlich, wie gut die die Jahrzehnte überstanden hat!

Minolta Dynax 300xi mit AF Zoom 35-70mm 1:3.5(22)-4.5

Was ich schon lange machen wollte, jetzt tue ich es endlich: Ich möchte heute ein altes Erbstück vorstellen, nämlich diese Minolta Dynax 300xi mit dem dazugehörigen Kit-Objektiv, einem Minolta AF Zoom 35-70mm 1:3.5(22)-4.5. Keine Angst, die gehört nicht mir, die gehört eigentlich... ja, wem eigentlich? Der Erbengemeinschaft. Dies war nämlich die letzte Kamera, die mein Schwiegervater regelmäßig verwendet hat, wenn er damit seine Retro-Züge und Dampfloks fotografiert hat. Und auch auf dem ein oder anderen Urlaub war sie wohl dabei. Dementsprechend sieht sie auch gut benutzt aus und müsste mal ein bissche sauber gemacht werden. Aber ich habe mir gedacht, ich lasse in diesen Beauty Shots die Patina mal dran, denn sie beweist, dass auch solche relativ simpel gehaltenen Amateur-Kameras durchaus viel benutzt worden sind.

Ich hoffe, dass sie auch noch funktioniert; ich wollte sie demnächst mal mit Film testen und die Aufnahmespule macht schon recht laute Geräusche beim Vorspulen. (Spoiler: Ich habe, sie geht, siehe Video am Ende des Eintrags.) Aber vielleicht gehört das ja so, schließlich ist das Teil praktisch komplett aus Plastik. Von daher bin ich schon erstaunt, dass sie noch so gut erhalten ist. Wie gesagt, sie ist wirklich viel benutzt worden. Der ganze Keller liegt voller Dias! ;-)


Dann wollen wir mal schauen, was kann sie denn so? Tja, eigentlich alles, aber auch irgendwie nur eine einzige Sache: In absoluter Vollautomatik Fotos auf Film brennen. Diese Kamera gehört zu einer Klasse, ich ich im allgemeinen komplett links liegen lasse, bietet sie doch praktisch keinerlei Eingriffsmöglichkeiten in fir Funktion. Ja, OK, sie beherrscht diverse Motiv-Programme (P, Portrait, Landschaft, Makro, Sport und Nachtaufnahme), aber eben nichts anderes. Keine Blendenaumatik, keine Zeitautomatik, von einem manuellen Modus mal ganz abgesehen. Das geht so weit, dass Minolta sich sogar das LCD-Display im Sucher gespart hat, sodass man nicht mal weiß, welche Zeit/Blende denn gerade verwendet werden. Einzig eine LED für die Anzeige des Autofokus ist vorhanden, eine Anzeige für den Blitz (den man zum Glück manuell abschalten kann) und ein paar andere Sachen wie Selbsauslöser und sowas. Nichts, was ich je brauchen würde. Umgekehrt sind aber eben auch die Anzeigen, die ich dringend bräuchte, nicht vorhanden.

Womit dann auch die Zielgruppe ziemlich genau feststehen würde: Der absolute Einsteiger oder Amateur, der sich um nichts anderes kümmern will als die Bildkomposition, sich aber keinen Knipsomaten kaufen will, weil die Hoffung besteht, dass die großen Wechselobjektive nicht nur eine bessere Qualität aufweisen, sondern auch eine gewisse Flexibilität mit bringen: Man kann sie eben tauschen! Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass die Kamera auch den neusten heißen Scheiß unterstützt, und zwar nur diesen: DX kodierte Filme. Und nichts anderes. Legt man einen Film ohne Kodierung ein, bekommt man als Default ISO 100. Na, OK. Werde ich wohl mal einen Foma 100 da durch jagen und hoffen, dass es ein wirklich sonniger Tag ist!


Denn: Das Kit-Objektiv ist ebenso spartanisch wie die Kamera. Mit einem Bereich von 35-70mm deckt es zwar gerade so den Normal-Bereich zwischen dem Ansatz zum Weitwinkel und dem Ansatz zum Portrait-Tele ab, aber so richtig Spaß macht ein 2x Zoom mit einer Lichtstärke um die f/4 nun auch nicht. Ich bin gespannt, ob es dieses Manko mit schönen scharfen Bildern kompensieren kann. Die alten Dias, die der Schwiegervater damit gemacht hat, sehen jedenfalls durchweg OK aus. Es kann also zumindest das, was es kann, ganz gut. Aber probieren geht über studieren, sodass ich da auf meine eigenen Erfahrungen gespannt bin. Das viele Plastik, insbesondere am Bajonettanschluss, macht mich allerdings stutzig. Hier wurde offenbar sehr auf Sparmodus gefahren.

Ich gebe zu, das alles ist wieder Meckern auf hohem Niveau. Alles ist besser als gar keine Kamera und - wie gesagt - daran, wie viel dieses Exemplar verwendet wurde, kann man ablesen, dass es seine Dienste gut verrichtet haben muss. Es ist nun aber eben leider nicht unbedingt die Technik aus den frühen 1990ern, die ich suchen würde, wenn ich eine Retro-Kamera verwenden möchte. Aber Leute, die den Unterschied zwischen f/4 und f/11 eh nicht kennen, wird das nicht stören, sondern mit den Motiv-Programmen durchaus glücklich werden können.


Mein einziges Beef, was ich damit habe, ist die Tatsache, dass man eben auch dann nicht manuell eingreifen kann, wenn man irgendwann mal die Basics der Komposition gemeistert hat und Lust auf mehr hat. Dann muss nämlich leider ein neues Body her, das mehr kann. Die Lernkurve wird also künstlich nach oben beschnitten. Da finde ich die Nikons dieser Art aus dieser Zeit besser, etwa die F50. Die hat auch diverse Motoiv-Programme, bietet aber auch Zeit-, Blenden- und manuellen Modus.

Ansonsten habe ich nur kleinere Probleme mit dem Teil: Der An/Aus-Schalter ist links, das verwirrt mich total. Außerdem setzt sie sich immer in den P-Modus mit Auto-Blitz zurück, wenn man sie aus und dann wieder an schaltet - nervig, weil man nur im Display oben an der Kamera sehen kann, welchen Modus man gewählt hat, nicht aber im Sucher. Immerhin warnt sie, wenn sie den Blitz verwenden will, sodass man dann noch eingreifen kann. Aber: Immer erst Programm wählen, dann durch gucken und auslösen. Das Plastikbajonett knarzt schon recht heftig, wenn ich das dicke Telezoom da dran schraube. Der Zahn der Zeit war da nicht gnädig. Noch geht es, aber ich sehe da Probleme.


Fazit: Ein Teil aus einer interessanten Zeit, als es eben noch keine Handys gab, die dieses Marktsegment im Prinzip komplett aufgefressen haben. Einfach hau drauf und wird schon werden. Aber mit dem Kniff, dass man auch gute Objektive verwenden kann und nicht auf fragwürdige Kompaktkamera-Komponenten angewiesen ist. Mir persönlich zu rudimentär und zu viel Plastik, aber haltbar scheint sie ja gewesen zu sein!

Filmentwicklung am Freitag (Foma 400 in Microphen)

Jedenfalls habe ich dann heute mal die beiden Foma-400-Filme, die ich die letzten Tage verschossen habe, in den Entwickler geworfen, der eh noch offen war, nämlich Microphen. Den habe ich, laut dem Zettel vorne drauf, bereits vor 11 Monaten angesetzt, was bedeutet, dass ich ihn jetzt also nicht unbedingt zeitnah verwende. Ich habe da zur Vorsicht mal ein Stück vom Leader zuerst in die Suppe gelegt, während ich den Rest vom Film auf die Spule gezogen habe, um sicher zu sein, dass der noch gut ist. Aussehen tat er ja noch ganz normal und Microphen stinkt ja auch nicht so grauenvoll wie Rodinal/Adonal bzw D76.

Das Ergebnis vom ersten, den ich mehr oder weniger nach Anleitung entwickelt habe, sieht jedenfalls gut aus. Vielleicht sogar ein bisschen zu dunkel! Mal sehen, was passiert, wenn ich den auf den Scanner lege.


Es handelt sich jedenfalls um den Film, den ich bei ISO 400 auf Pützchens Markt verballert habe. Ich dachte ja eigentlich, dass das Wetter schlechter wäre, weshalb ich mich für 400 entschieden hatte, um das Reise-Zoom von Cosina zu testen, das ich von F. in die Hand gedrückt bekommen hatte. Das ist ja auch nur so mäßig lichtstark. Da dann aber doch die Sonne voll raus kam, habe ich hier teilweise effektive Blenden von jenseits f/11 benutzen müssen. Bin ich ja mal gespannt, in der Vorschau da oben sehen die aber ganz OK aus.

Der zweite Film, den ich heute entwickelt habe, war ebenfalls ein Foma 400, den ich auf 800 belichtet hatte, und zwar mit der Dynax 5 von meiner Frau. Da hatte ich das 28mm und das 100-200mm im Test, die ich beide neu ran geschafft hatte, um die Sammlung zu komplettieren. Schöne Objektive, aber das sagte ich ja schon. Ich habe hier jedenfalls die alte Faustregel angewandt und einfach 50% Zeit drauf gelegt. War auch vielleicht ein bisschen viel. Sieht teilweise schon ein bisschen zu durch gekocht aus. Auch hier bin ich gespannt auf das Scanergebnis. Ich erwarte viel Kontrast! ;-)


Insgesamt also ein ganz erfolgreicher Entwicklungstag, nach dem meine Finger nur mäßig gestunken haben. Wie gesagt, das Microphen müffelt nicht so schlimm. Oder hat meine Nase sich mittlerweile dran gewöhnt? Mal sehen, was ich als nächstes mache. Ich hätte da mal den Gedanken, die alte Minolta 300xi zu testen, die vom Schwiegervater hier noch rum liegt, nebst des Kit-Zooms, das dazu gehört, und dem Sigma, das ich vom F ebenfalls aufs Auge gedrückt bekommen habe. Mal sehen... Die ist so sehr Vollautomatik! Ich weiß nicht, ob ich damit zurecht komme. Die sagt mir ja nicht mal die verwendeten Werte, Zahlen würden den Enduser nur verwirren! ;-)

Minolta 7xi

Es wird langsam mal wieder Zeit, ein paar der Artikel abzuarbeiten, die ich auf die lange Bank geschoben hatte, weil ich gehofft hatte, die zu beschreibenden Kameras doch noch ans Laufen zu bekommen. Doch bei dieser Minolta 7xi, die ich vor fast zwei Monaten vom Flohmarkt in den Rheinauen mit nach Hause genommen hatte, habe ich leider bisher keinen Erfolg gehabt. Nach wie vor zeigt sie beim Anschalten nur ein HELP im Display an, nachdem der Motor einmal die Aufnahmespule durchgedreht hat, und dann geht gar nichts. Ich nehme also an, dass hier tatsächlich ein mechanischer Defekt vorliegt. Oder die Elektronik spinnt, das kann natürlich auch immer sein.

Das heißt also leider, das alles, was ich über diese Kamera zu sagen habe, mehr oder weniger aus zweiter Hand kommt. Das ist schade, denn das Teil ist durchaus interessant. Es stammt aus der Zeit, als Minolta spaßige Sachen gemacht hat, zB diesen Slot für zusätzliche Programme auf Karte. Ich habe keine Ahnung wofür man das brauchen würde, aber es klingt spannend! :-D


Und an sich sieht die Kamera für ihr Alter auch gar nicht so schlecht aus. Der Griff ist kaum angegammelt, da habe ich schon weit schlimmere Minoltas aus dieser Zeit gesehen. Das klassische Design der frühen 1990er passt hervorragend zu den Objektiven dieser Zeit und spricht mich irgendwie auch an - ich bin halt mit Fotografie zum ersten Mal ernsthaft in Berührung gekommen, da war ich so um die 15. (In den Bildern habe ich jetzt gar keine Linse drauf geschraubt gehabt, was vielleicht ein Fehler war. Die Kamera sieht so alleine ein bisschen nackt aus.)

Neben dem Schnick-Schnack mit dem Karten-Slot handelt es sich ansonsten um eine semi-professionelle Spiegelreflex, die aus diesem Grund auch so ziemlich alles kann, was das Herz auch heute noch begehren könnte: Schnelle Verschlusszeiten bis 1/8000s sind normalerweise dem Profibereich vorbehalten, auch eine Blitz-Synchro-Zeit von 1/200s ist sehr schnell. Der Belichtungsmesser kann Punktmessung oder Durschschittsmessung über 14 Segmente. Das klingt in der heutigen Zeit, in der praktisch live über das gesamte Bild gemessen werden kann, schon fast lachhaft wenig, ist aber damals schon eigentlich Overkill gewesen. Neben DX-fodierten Filmen kann man die Empfindlichkeit natürlich auch manuell einstellen - wie gesagt, es handelt sich um mindestens eine Semi-Profi-Kamera.


Leider kann ich halt nur nichts dazu sagen, wie sie zB mit dem Autofokus umgeht. Das verbaute System klingt zumindest auf dem Papier gut: Vier-Zeilen-Sensor und Hilfslicht. Ich gehe davon aus, dass der Autofokus genau so problemlos funktioniert, wie er es bei allen anderen Minoltas dieser Zeit, die ich kenne, auch tut, evtl. sogar besser. Wie gesagt: Semi-Profi. Da erwarte ich schon was mehr.

Was ich nicht so schön finde: Man muss sie mit teuren 2CR5-Batterien füttern. Die Dinger sind im Laden teurer als die Kamera bei eBay. Gut, die halten auch einige Filme durch, aber. Zudem kriegt man die heute nicht mehr überall, da ja eigentlich alle elektronischen Geräte der letzten 20 Jahre einen Lithium-Akku verbaut haben. (Ich bin ja schon froh, wenn ich noch normale AAs im Laden finde.)


Und sie ist nicht ganz leicht. Mit einem dieser hübschen Zooms drauf wiegt die Kamera durchaus jenseits von einem Kilo. Ansonsten scheint mir die Handhabung ganz OK zu sein, solange man nicht an die hinter der Klappe, die hinten im Griff versteckt ist, verborgenen Funktionen wie Serienbild, Selbstauslöser, Blitzmodus etc will. Das Top-Deck ist entsprechend aufgeräumt und außer dem Auslöser findet sich hier nur ein elektronisches Drehrad (ich nehme an für Blende/Zeit in den Modi Zeit- oder Blendenpriorität; hinten ist ein zweites Drehrad, das wahrscheinlich für den manuellen Modus da ist?) und der An-Aus-Schalter nebst einer Taste zum wählen des Programms. Rechts ist noch eine "Card"-Taste, die wohl das auf der eingelegten Karte gespeicherte Programm aufruft.

Insgesamt liegt sie ganz gut in der Hand - ist aber definitiv nichts für kleine Finger! Ich kann mir aber vorstellen, dass die Ergonomie trotz des hohen Gewichts gar nicht so schlecht ist. Vor allem mit einem der etwas schwereren Vollmetalltubus-Objektive der damaligen Zeit. Ich sehe jetzt keine Abblendtaste, aber ich gehe schwer davon aus, dass diese Kamera das irgendwo versteckt auch kann. (Die Taste neben dem Rad kommt mir da wieder in den Sinn? Ich les gleich noch mal ein wenig in der Anleitung! ;-))

Mein leider unvollständiges Fazit: Für den Preis, den man heutzutage auf dem Gebrauchtmarkt zahlen muss, bekommt man eine sehr gut ausgestattete Kamera in Minolta-Qualität. Ich würde echt gerne ein paar Fotos damit schießen, kann es aber leider nicht! :-/

PS: Die Taste neben dem Drehrad ist mit "Motiv-Übersichtsfunktion" beschriftet. Was bitte ist das? Und eine Suche über die gesamte Anleitung findet nichts zum Thema Abblenden oder Schärfevorschau? Enttäuschend. Der Zusammenhang zwischen Blende und Schärfentiefe wird zwar ausführlich erklärt, aber es scheint keine Taste für eine Vorschau zu geben...

PPS: Ich scheine mich in letzter Zeit viel mit Minoltas rum zu schlagen! ;-)

Schwarz-weiß und analog, Teil 269: Spaziergang mit Canon EF 50/1.4

Kentmere 100 #9, Jan. 2024
  • Canon EOS 10s, Canon EF 50/1.4, Sigma EF 24/2.8
  • Fomadon P Stock, 9:00 Min., 20°; Adofix 1+5, 20°, 10:00 Min.
Als ich D's alte Canon EOS 700D übernommen habe, habe ich zugleich sein dazugehöriges 50mm genommen. Das ist nämlich ein wirklich hübsches Objektiv, mit einer Lichtstärke von f/1,4 und all dem modernen Schnick-Schnack (Beschichtung, Ultraschallmotor, etc.). Also ein schickes Teil, das zugleich aber auch den Vorteil hat, mit einem EF-Anschluss auch an die analoge Kamera zu passen. Was ich dann auch direkt mal an der EOS 10s getestet habe. Die Ergebnisse gibt es in den folgenden zwei Einträgen dieser Serie zu bestaunen, während der dritte Teil mit dem 24mm Sigma gemacht wurde, das ich bei ehBlöd gekauft habe.

Wir befinden uns hier zeitlich gerade am Anfang des Januar '24, als was liegt näher, ein bisschen spazieren zu gehen und die Wintersonne zu genießen. Davon hatten wir dieses Jahr ja eher nur mäßig viel, man hat sich über jeden Sonnenstrahl gefreut. Ich weiß, ich wiederhole mich. ;-) Aber viel Licht ist für Test-aufnahmen immer gut. Das macht es mir leichter, diese Verschwendung von Filmmaterial zu rechtfertigen! Apropos: Auf Film fallen kleinere Probleme mit Objektiven ja meist weniger auf, da die Auflösung nicht so hoch ist, alles Negative geht im Rauschen der Filmkörnung unter. Andererseits kennen wir dieses Objektiv hier im Blog ja ansonsten nur von der 700D, die einen Crop-Sensor hat, also gut die Hälfte des Bildes eh weg wirft, den dieses 50er in die Kamera wirft. Es ist also interessant zu sehen, wie die Unterschiede so sind, und vor allem, wie sich die Optik an den Rändern und in den Ecken so schlägt.

Beginnen wir also mit der Brettertanne, die noch vom Weihnachtsfest übrig geblieben ist. (1/500s, f/2.) Die Nachbarn haben die einfach in den Wendehammer platziert gehabt, wo ich sie direkt mal aufs Korn nehmen konnte. Direkt mal eine weit offene Blende benutzt, um den Hintergrund schön unscharf zu bekommen. Das Bild ist überdies total schief, was aber auch daran liegt, das eigentlich alles, was wir hier sehen, nicht der Gravitation folgt: Die Straße geht den Berg hoch, das Geländer ist ebenfalls schräg, der Baum sowieso. Nur die Baumstämme im Hintergrund geben eine ungefähre Idee davon, wo eigentlich unten ist. Optisch kann man sich glaube ich nicht beschweren: Die Maserung im Holz ist auch bei f/2 hervorragend sichtbar und kontrastreich. Alles OK - wie erwartet.


Das Tor stand offen, also habe ich die beiden Schmuddelchen in ihrem Unterstand auch gleich mal mitgenommen. (1/500s, f/4.) Ja, bei f/4 ist das Objektiv schärfer, das merkt man sogar auf Film. Dadurch, dass das Bild aber nicht aus einem Ausschnitt aus der Bildkreismitte besteht, bekommt man das gar nicht so sehr mit. Oder kommt mir das nur so vor, dass man das auf der Digitalen viel stärker wahrnimmt? Die kleinen Fehler werden einfach nicht so stark vergrößert. Insgesamt macht es aber auf der alten 10s einen beachtlichen Eindruck. Gut, das sollte man von einem modernen Objektiv auch erwarten, das mit allen Mitteln moderner Magie (fortgeschrittene Wissenschaft) berechnet wurde. Wobei, um das Fazit mal vorweg zu nehmen, das AF Nikkor 50/1,4 - obwohl ca eine Generation älter - gefällt mir im Allgemeinen besser, und da insbesondere bei weiten Blenden. Hm, ich sollte das mal mit dem Adapter auf die 700D schrauben und einen direkten Vergleich anstellen!

Wenn ich schon hier bin, kann ich auch gleich noch den Trecker fotografieren. (1/1000s, f/2,8.) Hier habe ich die Blende noch immer recht weit offen - was dem Hintergrund auf diese Entfernung eine ganz leichte Weichheit verpasst -, aber schon weit genug zu, um den Trecker richtig scharf zu bekommen. Der helle Himmel eignet sich darüber hinaus hervorragend dazu, nach Vignettierungen zu suchen, die man nicht finden wird. Also, ich sehe jedenfalls keine. Alles ist gut. Diese Entfernung und diese Lichtverhältnisse sind scheinbar das, wofür diese Optik gerechnet ist.

Dann noch schnell einen Pferdeschnappschuss und es kann weiter gehen. (1/500s, f/4.) Das ist ungefähr so Portrait-Entfernung. Bei einem Menschen wäre das ungefähr Kopf-Schulter. Also vielleicht nicht ganz die Entfernung, die man für ein Passfoto bräuchte. Und ich sehe hier keinerlei Fehler in der Optik: Die einzelnen Haare an den Pferdeohren werden nur in der Auflösung des Films begrenzt, der Kontrast ist gut, obwohl ich hier durchaus eine Blende heller hätte belichten können (der Kentmere erhält allerdings ganz gut die dunklen Zeichnungen im Pferdegesicht), Keine Vignettierungen, obwohl das UV-Filter recht dick ist, das ich da vorne dran habe, keine optischen Verzerrungen. Eigentlich schon fast zu gut. Man merkt, dass dieses Objektiv schon eher in die digitale Ära gehört, obwohl es Äquivalentes natürlich auch schon zu analogen Zeiten gab und ich bezweifle, dass sich an der Linsenrechnung groß was getan hat. Die Fehlertoleranzen und die Beschichtungen sind nur einfach besser geworden.


In die andere Richtung leuchtete die Sonne den anderen Trecker an, da musste ich natürlich ebenfalls zuschlagen. (1/1000s, f/2,8.) Anders als auf der Digitalen sehe ich hier auf Film weniger Ausbluten in den Highlights. (Der Halo um die Hydraulikstange ist eher ein Artefakt der Überbelichtung und der anschließenden Entwicklung.) Finde ich erstaunlich: Der CCD der 700D scheint da also empfindlicher zu sein. Insgesamt macht das Bild einen beeindruckenden Gesamteindruck, der Detailreichtum in den Ästen im Hintergrund ist schon erstaunlich - und das, obwohl die Zweige bereits sehr weit jenseits der Fokusebene liegen. Dieser Eindruck setzt sich bis hinauf in den Hang des Bergs auf der anderen Talseite fort. Hier kann das Objektiv mit seinem ganzen modernen Erbe glänzen.

Dann aber bin ich endlich ein paar Meter gelaufen und habe im Nachbardorf die Kugeln vor die Linse genommen, die da immer am Weihnachtsbaum, der am Kriegsdenkmal rum steht, hängen. (1/350s, f/4.) Für so eine Nahaufnahme - fast schon ein Makro - ist f/4 ja schon recht weit offen, aber ich wollte die Spiegelungen der gegenüberliegenden Straßenseite möglichst weich halten. Was überflüssig war, die Kugel ist gar nicht glatt genug, als dass sie ein scharfes Bild reflektieren könnte. Aber auf jeden Fall auch ein sehr schönes Bild, bei dem sich die Modernität dieses Objektives zeigt.

Bin dann offenbar den Berg hoch am ehemaligen Bauernhof Jansen vorbei und habe oben an der Ausfallstraße ein bisschen Fachwerk mitgenommen, bei dem nur die Mülltonnen ein bisschen stören - oder sind gerade die die Aussage dieses Motivs? ;-) (Unbekannte Zeit, f/8.) Für Architektur blende ich ja auch gerne mal ab und bei f/8 hat dieses Objektiv meiner Meinung nach auch seinen Sweetspot, was Schärfe angeht. Schönes Bild. Muss glaube ich nicht noch mehr zum Objektiv sagen, das ist schon ziemlich offensichtlich hier.


Nebenan steht ja noch ein Jesus, den man an sein steinernes Kreuz genagelt hat und dessen Gesicht gerade genau in der Schattenlücke lag, den die Bäume um die Ecke geworfen haben. (1/2000s, f/2.) Auch hier mal wieder die weitere Blende genommen, um den Hintergrund unscharf zu haben, was aber der Schärfe des Motivs keinen Abbruch tut. Ja, OK, f/8 ist natürlich schärfer, aber für Film ist das hier doch mehr als ausreichend!

Zurück habe ich dann den Weg an der Hauptstraße durchs Tal genommen und an der Brücke über den Hanfbach das 30-t-Schild mitgenommen. (1000s, f/1,4.) Ich mache in letzter Zeit eh zu wenige Bilder von Straßenschildern, so kriege ich meine Sammlung ja nie vollständig! ;-) Hier habe ich dann tatsächlich mal die Blende ganz offen gelassen (und ein bisschen unterbelichtet, die 10s lässt sich wohl vom hellen Hintergrund ablenken). Der Effekt im Hintergrund ist auf diese kurze Distanz schon spektakulär. Auch hier kann ich mich nicht wirklich über die Schärfe beschweren, immerhin ist dasweit offen. Hier kann man vielleicht ein ganz kleines bisschen Abschattung in der oberen rechten Ecke wahrnehmen, aber die kann genau so gut vom Farbverlauf des Himmels selber herrühren.


Normalerweise halte ich mich ja zurück, wenn es um Blüten und Gedöns geht, während ich auf s/w-Film fotografiere. Meist kommt dabei nichts gutes rum, aber hier habe ich eine Ausnahme gemacht und diese schon ziemlich weit aufgeblühten Schwänzchen abgelichtet. (Keine Belichtungsdaten.) Auf die kurze Distanz (und bei - ich vermute mal - f/4?) hebt sich das Büschel auf jeden Fall gut ab. Es hilft natürlich, dass der Hintergrund auch eher dunkel ist. Auch für solche Bilder ist das Objektiv also gut geeignet.

Fazit: Warum nicht mal moderne Objektive an 30, 35 Jahre alten Kameras testen? Kommt immer wieder gut! Die Ergebnisse können spektakulär sein. Allerdings fehlt dann auch ein bisschen das Retro-Flair. ;-)