Agfa Isolette
Zwischen den Objektiven, die F mir beim September-Trekdinner in die Hand gedrückt hatte, war auch diese Agfa Isolette. Die ist so alt, dass das eine mit diesem altmodischen I auf der Klappe ist, hinter der sich Balgen, Verschluss und Objektiv verstecken, eines, das eher wie ein J aussieht. Huch, davon habe ich ja gar kein Foto gemacht. Nee, heute ist schlechtes Wetter, ich schlepp die Kamera jetzt nicht in den Regen für ein einziges Foto! Vertraut mir einfach, dass der Schriftzug eher aussieht wie "Agfa Jsolette".
Alleine diese Tatsache ist ein Hinweis für mich, dass es sich um ein etwas älteres Modell handeln muss, also wahrscheinlich noch aus den 1950ern. Sie könnte theoretisch sogar noch aus den '40ern sein, die Kamera wurde in verschiedenen Versionen ab 1937 gebaut. Aber sie sieht mir doch zu gut erhalten aus dafür; ich fürchte, die Kriegswirren hätte sie nicht so gut überstanden. Obwohl die Bilder, die ich beim camera-wiki.org finde, dazu passen würden. Hmm... Jetzt bin ich verwirrt, ist die denn wirklich so alt? Das als J gestylte I würde schon in die Zeit passen...
Mindestens genau so wichtig ist aber das, was diese Kamera kann. Es handelt sich um eine mehr oder weniger weit verbreitete Abwandlung der typischen Mittelformat-120-Film-Kamera dieser Zeit (egal ob jetzt 1940er oder '50er). Ein drei-linisiges 85mm-Objektiv passt da gut zu, gibt es doch auf 6x6 Negativen ungefähr den normalen Blickwinkel, den man im Kleinbildbereich mit 50mm bekäme. Allerdings hat diese Kamera einen kleinen Trick auf Lager: Wenn man sie öffnet, kann mal eine Maske in Form von zwei Metallplatten ausklappen, die dann über dem Filmausschnitt zu liegen kommen. Dann muss man noch einen kleinen Hebel an der Rückseite umlegen und schon kann man 4.5x6 Negative auf 120 Film brennen. Faszinierend, und somit ist dies auch die erste Kamera in meinem Besitz, die dieses interessante Format beherrscht. Immerhin bekommt man so wahnsinnige 16 Bilder auf einen Film statt der üblichen 12. Yay!
Das Objektiv ist mit f/4.5 relativ Lichtstark für seine Zeit - es ist nicht unüblich, dass man an diesen Balgen-Klappkameras welche mit f/6.3, f/8 oder gar f/11 findet. Gut, letzteres ist dann nicht mehr ganz so häufig, kommt aber vor. Für Bilder im Sonnenschein auf normal empfindlichem Filmmaterial (ISO 100) sollte es allemal reichen. Da kann man auch schon mal in den Schatten fotografieren und bekommt noch immer ein Bild raus.
Der Verschluss ist auch recht flott unterwegs, kann er doch mit 1/300s Sekunde in der maximalen Geschwindigkeitsstufe auslösen. Darunter gibt es dann die üblichen 1/100s, 1/50s, 1/50s... usw bis hinunter zu 1s. B und T stehen ebenfalls zur Verfügung. Erstaunlich ist, dass alle Zeiten zumindest einigermaßen korrekt klingen. Die ganz langsamen scheinen mir etwa doppelt so lang den Verschluss zu öffnen, also im Extremstfall macht sie ca 2s bei 1s. Aber diese Zeiten braucht man im Allgemeinen ja eh nicht. Früher, als Filme noch weniger empfindlich waren, da hatte man vielleicht ein Stativ dabei und hat entsprechend lange Zeiten verwenden können, aber heutzutage sollte man aus der Hand geschossen eh nicht unter 1/50s gehen. Und da muss es dann doch schon recht dunkel draußen sein.
Leider hat dieser hier hin und wieder - so alle 10 bis 20 Auslösungen eine leichte Ladehemmung, die Lamellen schließen dann nicht mehr ganz. Dem Alter entsprechend halt. Ich nehme an, da müsste mal ein Tropden passendes Feinmechanik-Öl in das Uhrwerk des Verschluss' getropft werden, oder wahrscheinlich eher sogar mal die entsprechende Feder erneuert werden. Alles in allem kann ich aber nicht meckern, was den Zustand dieses mindestens 70 Jahre alten Gerätes angeht. Da sieht man, dass Dinge früher noch auf Dauerhaftigkeit ausgelegt waren. (Sollte wahrscheinlich auch 1000 Jahre halten, was bei der Kamera offenbar - und glücklicherweise - besser funktioniert hat als beim politischen System der 1930/40er, als dieses Teil entworfen wurde.)
Ansonsten ist da ein fetter Fingerabdruck innen und außen auf der Frontlinse und auf der inneren im Gehäuse ist Schmier. Keine Pilze allerdings, soweit ich das sehen kann. Und irgendwer hat die Fokuslinse zu weit rein geschraubt, die ist richtig fest gefressen. Da muss ich mal schauen, was ich da machen kann. Ansonsten scheint das Teil mehr oder weniger einsatzbereit zu sein und ich bin gespannt, ob ich damit tatsächlich 4,5x6-Bilder machen kann. Das werde ich demnächst dann mal testen.
Fazit: Ein interessantes Stück Zeit- und Fotografiegeschichte. Das ist so die Kamera, die meine Großeltern hatten, als sie Kinderfotos gemacht haben, um sie an die Front zu schicken. Sollte man auch nicht genauer drüber nachdenken... Insgesamt erstaunlich, wie gut die die Jahrzehnte überstanden hat!
Alleine diese Tatsache ist ein Hinweis für mich, dass es sich um ein etwas älteres Modell handeln muss, also wahrscheinlich noch aus den 1950ern. Sie könnte theoretisch sogar noch aus den '40ern sein, die Kamera wurde in verschiedenen Versionen ab 1937 gebaut. Aber sie sieht mir doch zu gut erhalten aus dafür; ich fürchte, die Kriegswirren hätte sie nicht so gut überstanden. Obwohl die Bilder, die ich beim camera-wiki.org finde, dazu passen würden. Hmm... Jetzt bin ich verwirrt, ist die denn wirklich so alt? Das als J gestylte I würde schon in die Zeit passen...
Mindestens genau so wichtig ist aber das, was diese Kamera kann. Es handelt sich um eine mehr oder weniger weit verbreitete Abwandlung der typischen Mittelformat-120-Film-Kamera dieser Zeit (egal ob jetzt 1940er oder '50er). Ein drei-linisiges 85mm-Objektiv passt da gut zu, gibt es doch auf 6x6 Negativen ungefähr den normalen Blickwinkel, den man im Kleinbildbereich mit 50mm bekäme. Allerdings hat diese Kamera einen kleinen Trick auf Lager: Wenn man sie öffnet, kann mal eine Maske in Form von zwei Metallplatten ausklappen, die dann über dem Filmausschnitt zu liegen kommen. Dann muss man noch einen kleinen Hebel an der Rückseite umlegen und schon kann man 4.5x6 Negative auf 120 Film brennen. Faszinierend, und somit ist dies auch die erste Kamera in meinem Besitz, die dieses interessante Format beherrscht. Immerhin bekommt man so wahnsinnige 16 Bilder auf einen Film statt der üblichen 12. Yay!
Das Objektiv ist mit f/4.5 relativ Lichtstark für seine Zeit - es ist nicht unüblich, dass man an diesen Balgen-Klappkameras welche mit f/6.3, f/8 oder gar f/11 findet. Gut, letzteres ist dann nicht mehr ganz so häufig, kommt aber vor. Für Bilder im Sonnenschein auf normal empfindlichem Filmmaterial (ISO 100) sollte es allemal reichen. Da kann man auch schon mal in den Schatten fotografieren und bekommt noch immer ein Bild raus.
Der Verschluss ist auch recht flott unterwegs, kann er doch mit 1/300s Sekunde in der maximalen Geschwindigkeitsstufe auslösen. Darunter gibt es dann die üblichen 1/100s, 1/50s, 1/50s... usw bis hinunter zu 1s. B und T stehen ebenfalls zur Verfügung. Erstaunlich ist, dass alle Zeiten zumindest einigermaßen korrekt klingen. Die ganz langsamen scheinen mir etwa doppelt so lang den Verschluss zu öffnen, also im Extremstfall macht sie ca 2s bei 1s. Aber diese Zeiten braucht man im Allgemeinen ja eh nicht. Früher, als Filme noch weniger empfindlich waren, da hatte man vielleicht ein Stativ dabei und hat entsprechend lange Zeiten verwenden können, aber heutzutage sollte man aus der Hand geschossen eh nicht unter 1/50s gehen. Und da muss es dann doch schon recht dunkel draußen sein.
Leider hat dieser hier hin und wieder - so alle 10 bis 20 Auslösungen eine leichte Ladehemmung, die Lamellen schließen dann nicht mehr ganz. Dem Alter entsprechend halt. Ich nehme an, da müsste mal ein Tropden passendes Feinmechanik-Öl in das Uhrwerk des Verschluss' getropft werden, oder wahrscheinlich eher sogar mal die entsprechende Feder erneuert werden. Alles in allem kann ich aber nicht meckern, was den Zustand dieses mindestens 70 Jahre alten Gerätes angeht. Da sieht man, dass Dinge früher noch auf Dauerhaftigkeit ausgelegt waren. (Sollte wahrscheinlich auch 1000 Jahre halten, was bei der Kamera offenbar - und glücklicherweise - besser funktioniert hat als beim politischen System der 1930/40er, als dieses Teil entworfen wurde.)
Ansonsten ist da ein fetter Fingerabdruck innen und außen auf der Frontlinse und auf der inneren im Gehäuse ist Schmier. Keine Pilze allerdings, soweit ich das sehen kann. Und irgendwer hat die Fokuslinse zu weit rein geschraubt, die ist richtig fest gefressen. Da muss ich mal schauen, was ich da machen kann. Ansonsten scheint das Teil mehr oder weniger einsatzbereit zu sein und ich bin gespannt, ob ich damit tatsächlich 4,5x6-Bilder machen kann. Das werde ich demnächst dann mal testen.
Fazit: Ein interessantes Stück Zeit- und Fotografiegeschichte. Das ist so die Kamera, die meine Großeltern hatten, als sie Kinderfotos gemacht haben, um sie an die Front zu schicken. Sollte man auch nicht genauer drüber nachdenken... Insgesamt erstaunlich, wie gut die die Jahrzehnte überstanden hat!
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