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Canon T80 mit Canon Zoom Lens AC 35-70 1:3.5-4.5

Hier jetzt mal ein paar Bilder und eine kurze Beschreibung der Canon T80, die ich letztens mal wieder auf einem Flohmarkt mitgenommen habe. Mit dabei ist eines von damals drei möglichen AF-Objektiven, nämlich das Normalbrennweiten-Zoom Canon Zoom Lens AC 35-70 1:3.5-4.5. Also eine recht runde Sache, ein Set, wie es damals, in den 1980ern die Fotografie revolutionieren wollte. Genau wie damals auch Nikon hatte Canon nämlich ein Auge auf den boomenden Markt von Autofokus-Kompaktkameras geworfen und war der Meinung: AF ist die Zukunft! Und genau wie Nikon haben sie irgend so ein semi-inkompatibles Frankenstein-Zwischendings kreiert, also Objektive, die zwar irgendwie, aber nie so ganz auf das althergebrachte noch auf das zukünftige System passen würden. In beiden Fällen versuchte man, einen Autofokus-Motor an die Objektive (des bereits vorhandenen Bajonett-Anschluss-Systems) dran zu macgyvern; im Falle von Nikon entstanden so Objektive, die praktisch nur mit der F3FA sinnvoll zu verwenden waren und auf dem F-Mount basierten, hier bei Canon war es das gute alte FD-Mount und auch die drei Objektive, die Autofokus konnten, hatten einen eingebauten Motor und waren sowas wie ein One-Shot. Denn kurze Zeit später verwarf Nikon (fürs Erste) die Idee und bauten den AF Motor in die Kameras ein, wobei sie den F-Anschluss praktisch völlig kompatibel mit Objektiven seit 1977 (und mit Umbau mit denen seit 1959) hielten, was ich ihnen bis heute zu Gute halte, weil es so viele geile alte Nikkore gibt - während Canon sich entschloss, den altehrwürdigen FD-Anschluss in Rente zu schicken und bei den im Objektiv eingebauten Motoren zu bleiben: Der EF-Anschluss war geboren, der EOS-SLR-Kameras bis heute begleitet (und mit Adapter wohl auch noch immer auf den modernen spiegellosen R-Kameras funktionieren sollte).


Soviel zur historischen Einordnung. Wie man an den Bilder da oben sehen kann, ist das alles etwas klobig. Die Motoren waren Anfang der 1980er noch groß und laut. In Zeiten von Marketing-Schlagworten wie "Ultrasonic" und "Silent Wave" kann man sich da kaum noch vorstellen. Aber immerhin, es funktionierte damals - wie laut und (un-)präzise das System tatsächlich ist, kann ich leider nicht testen, denn: Die Kamera hat wohl einen Schaden. Sie zieht den Film nicht ein. Ob es an der Elektronik liegt, wer weiß. Denn sie zeigt immer nur "125" (ISO?) an und der Schiebeschalter tut nix. Egal, welche Hebel und Schalter ich an der Kamera oder dem Objektiv bediene, der Autofokus macht nichts. Wahrscheinlich ist die Kamera so ausgelegt, dass sie nur dann irgendwas macht, wenn sie einen Film eingelegt und eingezogen hat. Nehme ich jedenfalls mal an. Ansonsten: Ein Elektronikschaden ist natürlich auch immer möglich, das Teil ist halt 40 Jahre alt!

Dafür war der Preis, den ich bezahlt habe, natürlich ein bisschen hoch. Aber als historisches Stück habe ich es trotzdem gerne in meiner Sammlung. Ich finde die Idee, den Autofokus einfach als Anhängsel an ein bestehendes System anzuflanschen, schon sehr verführerisch. Ich kann durchaus nachvollziehen, was die Ingeneure sich damals gedacht haben: Wir haben da ein System, das gut funktioniert und etabliert ist, und wir haben auf der anderen Seite diese neumodische Technik, von der wir noch nicht wissen, ob sie sich im SLR-Bereich (der schon immer von Puristen und Traditionalisten - "Profis" und solche, die sich dafür halten - dominiert wurde) durchsetzen wird. Und die 1980er waren auch noch eine andere Zeit, in der das Management auch mal Risiken eingegangen ist und einfach die Ingenieure hat machen lassen. Heraus gekommen ist diese Kamera, die neben ihren dazugehörigen Objektiven auch alle alten FD-Optiken nutzen konnte. So, wie ich das bis heute bei Nikon gewohnt bin. Weshalb ich bis heute Nikon liebe und über Firmen wie Canon oder Minolta etwas verwundert bin, weil sie das Rad völlig neu, wenn schon nicht erfunden, so doch konstruiert haben.


Was kann die Kamera denn? Nun, da ich es nicht selber testen kann, bin ich auf die Angaben in der Anleitung angewiesen. Die Kamera bietet volles Programm, und das meine ich wörtlich: Neben dem Standard-Programm-Modus, der soweit ich das verstehe, mehr oder weniger linear Blende und Zeit verändert, gibt es einen "Deep"-Modus (große Tiefe, also große Blendenzahl bevorzugt), einen "Shallow"-Modus (umgekehrt also kleine Blendenzahl bevorzugt, für Portraits etc.), "Stop Action" (schnelle Zeiten für Sport) und "Flowing" (langsamere Zeiten für Wischeffekte). Einen manuellen Modus scheint es nur mit alten FD-Linsen ohne Kontakte zu geben. Semi-Automatik-Modi (Tv und Av) sind gar nicht vorhanden, wenn ich das richtig verstehe. Immerhin gibt es seitlich neben dem Objektivanschluss eine Taste für "Exposure Compensation" : Drückt man diese, legt die Kamera eine halbe bis ganze EV drauf (im Anhang steht jedoch 1,5 EV... was denn jetzt?) und belichtet entsprechend "heller" - ob über die Zeit oder die Blende, das sagt die Anleitung nicht.

Am Objektiv kann man die Autofokus-Varianten einstellen: "One Shot" für den normalen AF, "Servo", wenn man ein Objekt verfolgen möchte, und schließlich "Manual" für manuelles Fokussieren. Statt eines Zoom-Rings oder eines Pull-Push-Mechanismus hat das Objektiv einen Hebel, mit dem man stufenlos von 35mm bis 70mm gelangt. Mit f/3,5 bis 4,5 ist es mäßig schnell, aber im normalen Bereich. Außerdem kann man über einen Schiebe-Hebel noch einstellen, welche Bereiche der AF benutzten darf: Eher den Nahbereich (Macro bis 80cm), den Fernbereich (80cm bis Unendlich) oder den gesamten Bereich (Makro bis Unendlich). Das soll wahrscheinlich das Focus Hunting im Zaum halten, was bei diesen frühen AF-Systemen ja durchaus problematisch war. Die Technik war eben noch nicht ausgereift, was sich aber nicht alleine auf Canon beschränkt - wer AF-SLR-Kameras aus den 1980ern benutzt hat, wird wissen, was ich meine!


Die restlichen Daten: Die Kamera ist auf Filme von ISO 12 bis 1600 ausgelegt, in Drittel-EV-Schritten. Die Geschwindigkeit des Verschlusses liegt zwischen 1/1000s und 2s, beides nicht überragend. Blitz-Sync ist bei 1/90s. Ansonsten gibt es scheinbar keine weiteren Einstellmöglichkeiten. Das würde auch erklären, wieso es nur so wenige Knöpfchen an der Kamera gibt. Insgesamt scheint sie sich völlig auf den eingebauten Microcontroller zu verlassen. Was wahrscheinlich das Problem ist, das ich mit diesem Exemplar habe.

Fazit: Innovatives AF trifft auf Canon-typische Funktionskastration. Wieso gibt es keinen manuellen Modus mit den AF-Objektiven? Warum gibt es keine Semi-Automatik? Wenigstens ein Program Shift wäre doch wohl drin gewesen? Keine Anzeige von Belichtungszeit und Blende im Sucher? Wieso? Das Positivste, was ich zu sagen habe, betrifft den doppelten Schnittbildsucher, mit dem manuelles Fokussieren hervorragend geht - was aber leider auch darauf hindeutet, wie sehr man dem neumodischen Autofokussystem (nicht) getraut hat. Die ganze Lektüre der Betriebsanleitung erweckt bei mir den Eindruck, dass man sich hier eher an den Einsteiger als den Profi gewendet hat. Was ich schade finde, denn die Idee des Autofokus in einer SLR war damals revolutionär. Pentax waren glaube ich die ersten, die das realisiert haben. Insofern ist diese Kamera ein wichtiges Stück Zeitgeschichte, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich sie öfter benutzen wollen würde, selbst wenn sie problemlos funktionieren täte. Vom Funktionsumfang her ist sie mir einfach zu sehr eingeschränkt. Vielleicht würde die Bildqualität das ja raus reißen, aber die kann ich ja leider nicht testen! Die kann ich aber sicher auch mit der F70 testen, die ich habe: Die macht im Prinzip das gleiche Programm, nur eben mit "normalen" FD-Objektiven. Und ich gehe davon aus, dass ich testweise auch das AF-Objektiv da anschließen könnte, wenn ich es auf manuell stelle! (Sie wehrt sich jedenfalls nicht dagegen; keine Ahnung, wie die Bilder dann werden würden.)

Blendenreinigung: Minolta MC Tele Rokkor-PE 1:4.5 f=200mm

Minolta scheint echt längere Zeit Probleme mit dem Fett in ihren Fokus-Schnecken gehabt zu haben. Oder das Minolta MC Tele Rokkor-PE 1:4.5 f=200mm, das ich vom letzten Rheinauenflohmarkt mit gebracht habe, hat da zu lang in der prallen Sonne gelegen. Jedenfalls musste ich mal wieder die Schraubenzieher raus holen und die Blende entfetten. Die steckte nämlich mehr oder weniger fest. Dabei festgestellt, wie sehr sich doch die Konstruktion von Objektiven in den letzten 60 Jahren verändert hat! Weil: Das Ding stammt von ca 1970 und damals war das noch eine Anschaffung, so ein Objektiv. Nichts, was man nach Gebrauch in die Ecke wirft und wenn es kaputt ist, wird es durch den nächsten billigen Schrott aus China ersetzt. Dieses Teil ist durch und durch aus Metall konstruiert! Ich habe tatsächlich nicht ein Plastik-Teil da drin gefunden!


Wie ich das von anderen Minoltas gewohnt bin, habe ich es zuerst einmal von hinten versucht. Aber nachdem ich einige Teile abgebaut hatte, habe ich festgestellt: "Das wird so nix!" Stattdessen habe ich die ganzen Tuben und Ringe, die ich bis hier her abgebaut hatte, wieder befestigt und mich auf die Vorderseite konzentriert. Dieses Ding ist so over-engineered, dass man wirklich aus dem Staunen nicht heraus kommt: Ich weiß nicht, wie viele Metallrohre hier insgesamt ineinander greifen, die dem Objektiv eine Stabilität verpassen, wie ich sie bisher selten gesehen habe. Ich glaube, das ist eines der stabilsten Teile, die ich je demontiert habe. Macht ja aber auch Sinn: Das war damals bestimmt nicht billig. (Und ich habe es für 10 Euro vom Flohmarkt mit nach Hause genommen!) Leider finde ich keine Preisangaben oder gar keine Katalog aus den '70ern, in dem ein Preis drin stehen würde. Aber ich denke mal, dass das ungefähr das gekostet hat, was heutzutage eine entsprechende Festbrennweite auch kosten würde (wenn es die noch gäbe, die Leute wollen ja nur noch Zooms). Inflationsberinigt, natürlich. Ich gehe als mal von einem mittleren dreistelligen Betrag aus.

Dafür bekam man damals aber offensichtlich Technik, die begeistert. Nachdem ich vorne die drei kleinen Schlitzschrauben unter der Sonnenblende entfernt hatte, konnte ich den Außentubus einfach ab ziehen. Darunter sieht man im Foto schon direkt, wo das Problem liegt: Das Fett läuft aus und verschmiert die präzise aufeinander abgestimmte Mechanik und die Federn im Inneren, sodass die sich nicht mehr richtig bewegen können. Dann bleibt die Blende im geschlossenen Zustand stecken, auch wenn man den Pinn wieder los lässt. Es war von innen so verfettet, dass selbst der nicht mehr immer zurück gesprungen ist. (Bei Gelegenheit muss ich das Ding also auch noch mal von hinten öffnen und die Hebelchen und die Fender gründlicher reinigen, als ich das bis hier hin gemacht hatte. So ganz rund läuft es nämlich noch immer nicht.)


Noch ein paar Schrauben später und ich hatte das komplette Vorderteil mit den vorderen Linsen in der Hand. Darunter konnte ich dann gut die Blendenlamellen in Alkohol einweichen und sachte säubern. Besser wäre wohl gewesen, den gesamten Blendenmechanismus zu entfernen und einmal kräftig durch zu spülen, aber ich wollte keine unnötigen Risiken eingehen. Keine Ahnung, welche Teile da wie ineinander greifen; nachher krieg ich das nicht wieder zusammengesetzt und es geht ja auch so ziemlich gut. Viel weiter als auf f/8 blende ich eh meist nicht ab und bis zu diesem Wert fällt die Blende jetzt wieder schnell genug zu, gerade an einer alten (halb-)mechanischen Kamera wie der XD-7, die ich ja hauptsächlich benutze, wenn ich Minolta-SR/MR/MD-Optiken verwenden will. Muss nur nachher dran denken, dass die Blende sich evtl. nicht wieder ganz öffnet, also einmal am Ring auf Minimum drehen. Dann geht das schon.

Fazit: Muss ich in Zukunft sicher noch mal gründlich reinigen, aber alleine schon die Tatsache, dass ich dieses Meisterwerk der Technik dann noch einmal von innen bestaunen darf, erfüllt mich fast schon mit sowas wie Vorfreude! Das macht echt noch Spaß, an diesen alten Geräten zu arbeiten. Im Gegensatz zu dem Canon EF-S, über das ich mich letztens so schrecklich aufgeregt habe, ist hier kein bisschen Plastik zu sehen! Nur gute, japanische Wertarbeit aus einer Zeit, als noch nicht alles dafür gemacht war, dass man es nach Benutzung weg wirft! Ich mein, die 1970er waren ja auch die Hoch-Zeit der japanischen Kamera-Industrie, finde ich. Was Qualität und Innovation angeht, gab es damals wie heute kaum eine spannendere Zeit!

Minolta MC Tele Rokkor-PE 1:4.5 f=200mm und Panagor Macro Auto Converter MD

Mal eben schnell diese kleine Objektiv-Vorstellung dazwischen schieben. Diese beiden Stücke habe ich vom Rheinauen-Flohmarkt letzte Woche. Es handelt sich zuerst einen Mal um ein Minolta MC Tele Rokkor-PE 1:4.5 f=200mm und zum anderen Panagor Macro Auto Converter, ebenfalls für Minolta SR/MC/MD. Nicht, dass ich für dieses System nicht schon genug Objektive hier rum liegen hätte, aber für den Preis konnte ich da nicht dran vorbei gehen!


Die Blende ist schmutzig und träge, aber das sollte kein größeres Problem darstellen, die zu reinigen. Optisch ist das Ding sehr schön. Ich habe ja schon auf dem Flohmarkt ein paar Bilder gemacht gehabt, die sehr vielversprechend rüber kamen. Keine größeren Verzerrungen oder andere Unstimmigkeiten. Es handelt sich auch um ein ziemlich simpel aufgebautes Teil. 5 Elemente in 5 Gruppen, sagt das Internet. Kann sein. Hauptsächlich habe ich es aber tatsächlich wegen seiner 1970er Ästhetik gekauft. Es sieht einfach total schick aus, sag ich jetzt mal! Alles Metall und Chrom und alleine der Deckel! Das heißt aber nicht, dass die Abbildungsleistung dieses 65 Jahre alten Objektivs nicht trotzdem hervorragend wäre. Ich wünsche mir, dass ich in dem Alter noch so scharf....... das klingt jetzt falsch! :-D


Komischerweise passt der Macro-Adapter da nicht wirklich zu. Der ist eigentlich für ein 50mm gedacht. Gut, montieren kann man ihn trotzdem und Fotos machen auch. Aber irgendwie ist das Konstrukt doch sehr unhandlich bis unbedienbar. Kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass das mit diesem Objekt zum Einsatz kam, vor allem, weil das ja noch aus einer Zeit stammt, in der man auf Film fotografiert hat und wer hatte schon Lust, für ein paar Macro-Aufnahmen einen 3200er-ISO-Film zu kaufen.


Die maximale Öffnung von f/4,5 am Objektiv wird durch den Adapter auf das bis zu 2,75x hoch gezogen auf der 1:1-Einstellung - das entspricht also f/12-und-ein-Bisschen! An einem Tag wie jenem, als ich diese Testaufnahmen da unten gemacht habe, war definitiv zu wenig Licht für sowas, vor allem weil man die Belichtungszeiten ja auch möglichst kurz halten will. Freihändig ist das nicht. Ganz sicher nicht! Trotzdem, die erste Zeile von Bildern sieht ganz gut aus, auch wenn ich da definitiv am Fokus arbeiten müsste!


Mit dem 55mm, das ich normalerweise als Normalbrennweite verwende, wenn ich eine der alten analogen Minoltas benutze, sieht das schon viel besser aus. Da muss man nicht ganz so sehr aufs Verwackeln achten. Und das ganze Konstrukt ist auch nicht so unglaublich lang! Das geht also ganz gut, selbst bei diesem eher bescheidenen Licht.

Fazit: Das 200er wird wahrscheinlich meine Go-To-Tele-Brennweite werden, wenn man wirklich mal weit in die Entfernung greifen will. Schöne Bilder, kontrollierte Aberrationen, keine Vignetierung. Der Makro-Konverter ist eher was für die Sammlung, damit man sowas auch mal gesehen hat. Praktikabel ist das maximal mit Stativ und viel Einmessarbeit, am Besten in einem gut beleuchteten Studio unter kontrollierten Bedingungen. Scharf ist der aber schon, was mich doch sehr erstaunt! (Der Tele-Konverter von Panagor, den ich ich für Nikon F habe, macht ja schon einige Effekte an den Rändern!)

Canon Zoom Lens EF-S 18-55mm 1:3.5-5.6 IS - Pilzbefall

Jedenfalls habe ich mir gedacht: "Das bisschen Pilz kriegste auch so schnell weg. Is ja nicht viel, da hatte ich schon ganz andere Objektive!" Also, zum einen hat es sich heraus gestellt, dass es ein bisschen mehr Pilz ist, als ich dachte, zum anderen hatte ich nicht auf dem Schirm, wie billig dieses Canon Zoom Lens EF-S 18-55mm 1:3.5-5.6 IS Billig-Kit-Objektiv tatsächlich ist! Also, versteht mich nicht falsch, das ist jetzt nicht der übliche Rant eines Nikonianers, dass Objektive von Canon eher unterdurchschnittlich sind, oder auch nicht das immer wiederkehrende "Früher War Mehr Lametta!" (Wobei, ich nehme durchaus an, dass sowas Früher™ nicht in die Tüte gekommen wäre. Ich nehme an, die Kit-Zooms von der Z fc sehen von innen ähnlich aus.)

Was ist denn jetzt so schrecklich? Nun: Die vordere Linsengruppe ist nicht geschraubt, sonder die Linsen sind im Plastik-Träger verklebt/verschweißt. So genau kann ich nicht erkennen, welches der beiden hier zutrifft, aber auf jeden Fall kriege ich die Frontlinse nicht ab. Zum Glück (?) ist der Pilz bei den anderen Gruppen nur außen auf den Linsen und hat sich recht leicht weg peroxidieren lassen, aber unter die Frontlinse komme ich nicht drunter ohne brutalste Maßnahmen. Offenbar hat Canon sich damals gedacht: Falls jemals jemand auf die verrückte Idee kommen sollte, dieses Ding reparieren lassen zu wollen, tauschen wir die Gruppen einfach komplett als ein Modul aus, das kommt billiger, als einen Techniker zu schulen, wie man Schraubringe löst und danach die Linsen wieder richtig zentriert. Schon irgendwie pervers.


Denn eigentlich ist dieses Ding ein Wunder moderner Ingenieurskunst: Da steckt so viel Technik drin auf so wenig Raum, dass es kaum zu glauben ist. Da muss sich einer richtig Gedanken gemacht haben! Das ist nicht mal eben so zusammengeschustert wie viele alte Zoom-Objektive, die ich aus den 1980ern und '90ern kenne, als sowas wie Blendensteuerung und Fokusmotor nur ein nachträglicher Bonus waren, den man an ein bestehendes Design dran macgyvert hat. Dieses Teil ist von Grund auf auf Kostenersparnis getunet. Jedes Gramm Plastik, das man sich sparen konnte, hat man gespart. Es ist echt erstaunlich, was sich der menschliche Geist ausdenken kann. Zum Reparieren natürlich Oberkacke!

Und so habe ich sämtliche Linsen, die ich erreichen konnte, und den Tubus schön mit Wasserstoffperoxid abgerieben, danach ein wenig Isopropyl drüber und jetzt sind sie alle wieder klar und sauber - außer der vordersten Linse, unter die ich eben nicht drunter komme. Da gibt es ein Video im Internet, wo einer mit einem Teppichmesser den Rand um die Linse weg schneidet und nach der Reinigung diese wieder mit klarem Silikonkleber einbaut. Ähmja, die ist sicher nicht mehr zentriert! Ich mein, ich hätte hier nichts zu verlieren, die ist eh hinüber, probieren könnte ich es also mal. Aber ich fand das Vorgehen schon sehr brutal!


Bevor ich zu solchen Kettensägen-Ansätzen übergehe, wollte ich dann doch mal ein paar Testbilder damit machen. Also, an der Kamera, die damit am ehesten was anfangen kann. Der Test auf der Sony war zwar schon ganz OK für einen ersten Eindruck, aber so frisch gereinigt sollte der Kontrast doch durchaus besser sein. Leider regnet es junge Hunde - endlich mal, es war ja wieder viel zu trocken -, sodass die Bilder jetzt nicht wirklich mehr Kontrast zu bieten haben. Ohne Licht ist halt schlecht fotografieren, sag ich immer.

Trotzdem habe ich versucht, bei den nun folgenden Bildern die Blende möglichst weit zu schließen, um zu sehen, ob sich der Pilz, der im Linsensystem verblieben ist, irgendwo Auswirkungen hat. Scheinbar nicht. Selbst in den Makro-Shots ist nichts davon zu sehen. Da ist auch tatsächlich eine der Stärken dieser Konstruktion: 25cm Minimalanstand sind bei 55mm Brennweite (x1,6 = fast 90mm KB-Äquivalent) schon sehr sehr nah. Das sieht man bei den Beeren und den Blüten da unten ganz gut. Die Schärfe ist OK, ich bin mir halt nicht sicher, wie sehr ich die einzelnen Linsengruppen aus ihrer vorherigen Position heraus bewegt habe, als ich sie wieder fest geschraubt habe. Diese leichte Unschärfe nehme ich bei Bildern mit der 700D ja immer wahr, auch mit dem teuren 50/1.4. Ich habe den Eindruck, die gausst da ein bisschen viel drüber, um das Sensorrauschen zu unterdrücken. Oder sie ist einfach schon in der Fabrik nicht genau genug eingemessen worden.


Die Farben sehen aber auf jeden Fall besser aus als im dreckigen Zustand an der Sony. Das Grün kommt schon ziemlich knallig rüber, ebenso die Rottöne. Der Kontrast ist auch stark verbessert, nachdem ich den Schmier entfernt habe, der überall in dem Objektiv zu finden war. Keine Ahnung, was der Vorbesitzer damit gemacht hat. Draußen im Schuppen gelagert oder sowas. Insgesamt macht das dafür, dass es noch immer nicht ganz sauber ist, nachdem ich es komplett auseinander genommen hatte, einen ganz guten Eindruck. (Hinten rum kam ich übrigens nicht weiter; das habe ich nach dem Abbau der Platine dann gelassen und lieber von vorne weiter geputzt. Auch nicht ganz einfach, weil die Wattestäbchen ja heutzutage aus Papier sind und wenn das sich erst mal mit der Peroxid-Lösung voll gesaugt hat, knickt es viel zu leicht ab. Aber so kann man wenigstens die Linsen und deren Aufhängung nicht beschädigen. Das Objektiv kann ja auch irgend so einen stabilisierten Anti-Shake-Kram, daher ist die mittlere Linsengruppe gefedert und lässt sich steuern.)

Zum Schluss noch der übliche Blick nach Kuhweid'. Der Zoom-Umfang ist schon ganz gut. Könnte in der Unendlichkeit schärfer sein. Aber für ein Kit-Objektiv gebe ich ihm jetzt mal ein "befriedigend". (Eigentlich würde ich ihm nur ein "ausreichend" geben, aber ich weiß halt nicht, wie viel von der Unschärfe durch meine Putzorgie zustande gekommen ist.)


So. Und das war das. Mal sehen, ob ich billig ein ansonsten defektes bekomme, bei dem ich das Frontelement klauen kann, um das hier einzubauen. Oder ob ich das tatsächlich mal entsiegle. Würde dann aber glaube ich erst mal mit Aceton versuchten, die Kleber zu lösen, bevor ich da mit dem Teppichmesser ran gehe! Vielleicht ist es ja doch nur verklebt und nicht verschweißt. Wir werden sehen, spätestens wenn/falls es noch einen zweiten Teil zu dem Thema gibt. ;-)