Canon T80 mit Canon Zoom Lens AC 35-70 1:3.5-4.5
Hier jetzt mal ein paar Bilder und eine kurze Beschreibung der Canon T80, die ich letztens mal wieder auf einem Flohmarkt mitgenommen habe. Mit dabei ist eines von damals drei möglichen AF-Objektiven, nämlich das Normalbrennweiten-Zoom Canon Zoom Lens AC 35-70 1:3.5-4.5. Also eine recht runde Sache, ein Set, wie es damals, in den 1980ern die Fotografie revolutionieren wollte. Genau wie damals auch Nikon hatte Canon nämlich ein Auge auf den boomenden Markt von Autofokus-Kompaktkameras geworfen und war der Meinung: AF ist die Zukunft! Und genau wie Nikon haben sie irgend so ein semi-inkompatibles Frankenstein-Zwischendings kreiert, also Objektive, die zwar irgendwie, aber nie so ganz auf das althergebrachte noch auf das zukünftige System passen würden. In beiden Fällen versuchte man, einen Autofokus-Motor an die Objektive (des bereits vorhandenen Bajonett-Anschluss-Systems) dran zu macgyvern; im Falle von Nikon entstanden so Objektive, die praktisch nur mit der F3FA sinnvoll zu verwenden waren und auf dem F-Mount basierten, hier bei Canon war es das gute alte FD-Mount und auch die drei Objektive, die Autofokus konnten, hatten einen eingebauten Motor und waren sowas wie ein One-Shot. Denn kurze Zeit später verwarf Nikon (fürs Erste) die Idee und bauten den AF Motor in die Kameras ein, wobei sie den F-Anschluss praktisch völlig kompatibel mit Objektiven seit 1977 (und mit Umbau mit denen seit 1959) hielten, was ich ihnen bis heute zu Gute halte, weil es so viele geile alte Nikkore gibt - während Canon sich entschloss, den altehrwürdigen FD-Anschluss in Rente zu schicken und bei den im Objektiv eingebauten Motoren zu bleiben: Der EF-Anschluss war geboren, der EOS-SLR-Kameras bis heute begleitet (und mit Adapter wohl auch noch immer auf den modernen spiegellosen R-Kameras funktionieren sollte).
Soviel zur historischen Einordnung. Wie man an den Bilder da oben sehen kann, ist das alles etwas klobig. Die Motoren waren Anfang der 1980er noch groß und laut. In Zeiten von Marketing-Schlagworten wie "Ultrasonic" und "Silent Wave" kann man sich da kaum noch vorstellen. Aber immerhin, es funktionierte damals - wie laut und (un-)präzise das System tatsächlich ist, kann ich leider nicht testen, denn: Die Kamera hat wohl einen Schaden. Sie zieht den Film nicht ein. Ob es an der Elektronik liegt, wer weiß. Denn sie zeigt immer nur "125" (ISO?) an und der Schiebeschalter tut nix. Egal, welche Hebel und Schalter ich an der Kamera oder dem Objektiv bediene, der Autofokus macht nichts. Wahrscheinlich ist die Kamera so ausgelegt, dass sie nur dann irgendwas macht, wenn sie einen Film eingelegt und eingezogen hat. Nehme ich jedenfalls mal an. Ansonsten: Ein Elektronikschaden ist natürlich auch immer möglich, das Teil ist halt 40 Jahre alt!
Dafür war der Preis, den ich bezahlt habe, natürlich ein bisschen hoch. Aber als historisches Stück habe ich es trotzdem gerne in meiner Sammlung. Ich finde die Idee, den Autofokus einfach als Anhängsel an ein bestehendes System anzuflanschen, schon sehr verführerisch. Ich kann durchaus nachvollziehen, was die Ingeneure sich damals gedacht haben: Wir haben da ein System, das gut funktioniert und etabliert ist, und wir haben auf der anderen Seite diese neumodische Technik, von der wir noch nicht wissen, ob sie sich im SLR-Bereich (der schon immer von Puristen und Traditionalisten - "Profis" und solche, die sich dafür halten - dominiert wurde) durchsetzen wird. Und die 1980er waren auch noch eine andere Zeit, in der das Management auch mal Risiken eingegangen ist und einfach die Ingenieure hat machen lassen. Heraus gekommen ist diese Kamera, die neben ihren dazugehörigen Objektiven auch alle alten FD-Optiken nutzen konnte. So, wie ich das bis heute bei Nikon gewohnt bin. Weshalb ich bis heute Nikon liebe und über Firmen wie Canon oder Minolta etwas verwundert bin, weil sie das Rad völlig neu, wenn schon nicht erfunden, so doch konstruiert haben.
Was kann die Kamera denn? Nun, da ich es nicht selber testen kann, bin ich auf die Angaben in der Anleitung angewiesen. Die Kamera bietet volles Programm, und das meine ich wörtlich: Neben dem Standard-Programm-Modus, der soweit ich das verstehe, mehr oder weniger linear Blende und Zeit verändert, gibt es einen "Deep"-Modus (große Tiefe, also große Blendenzahl bevorzugt), einen "Shallow"-Modus (umgekehrt also kleine Blendenzahl bevorzugt, für Portraits etc.), "Stop Action" (schnelle Zeiten für Sport) und "Flowing" (langsamere Zeiten für Wischeffekte). Einen manuellen Modus scheint es nur mit alten FD-Linsen ohne Kontakte zu geben. Semi-Automatik-Modi (Tv und Av) sind gar nicht vorhanden, wenn ich das richtig verstehe. Immerhin gibt es seitlich neben dem Objektivanschluss eine Taste für "Exposure Compensation" : Drückt man diese, legt die Kamera eine halbe bis ganze EV drauf (im Anhang steht jedoch 1,5 EV... was denn jetzt?) und belichtet entsprechend "heller" - ob über die Zeit oder die Blende, das sagt die Anleitung nicht.
Am Objektiv kann man die Autofokus-Varianten einstellen: "One Shot" für den normalen AF, "Servo", wenn man ein Objekt verfolgen möchte, und schließlich "Manual" für manuelles Fokussieren. Statt eines Zoom-Rings oder eines Pull-Push-Mechanismus hat das Objektiv einen Hebel, mit dem man stufenlos von 35mm bis 70mm gelangt. Mit f/3,5 bis 4,5 ist es mäßig schnell, aber im normalen Bereich. Außerdem kann man über einen Schiebe-Hebel noch einstellen, welche Bereiche der AF benutzten darf: Eher den Nahbereich (Macro bis 80cm), den Fernbereich (80cm bis Unendlich) oder den gesamten Bereich (Makro bis Unendlich). Das soll wahrscheinlich das Focus Hunting im Zaum halten, was bei diesen frühen AF-Systemen ja durchaus problematisch war. Die Technik war eben noch nicht ausgereift, was sich aber nicht alleine auf Canon beschränkt - wer AF-SLR-Kameras aus den 1980ern benutzt hat, wird wissen, was ich meine!
Die restlichen Daten: Die Kamera ist auf Filme von ISO 12 bis 1600 ausgelegt, in Drittel-EV-Schritten. Die Geschwindigkeit des Verschlusses liegt zwischen 1/1000s und 2s, beides nicht überragend. Blitz-Sync ist bei 1/90s. Ansonsten gibt es scheinbar keine weiteren Einstellmöglichkeiten. Das würde auch erklären, wieso es nur so wenige Knöpfchen an der Kamera gibt. Insgesamt scheint sie sich völlig auf den eingebauten Microcontroller zu verlassen. Was wahrscheinlich das Problem ist, das ich mit diesem Exemplar habe.
Fazit: Innovatives AF trifft auf Canon-typische Funktionskastration. Wieso gibt es keinen manuellen Modus mit den AF-Objektiven? Warum gibt es keine Semi-Automatik? Wenigstens ein Program Shift wäre doch wohl drin gewesen? Keine Anzeige von Belichtungszeit und Blende im Sucher? Wieso? Das Positivste, was ich zu sagen habe, betrifft den doppelten Schnittbildsucher, mit dem manuelles Fokussieren hervorragend geht - was aber leider auch darauf hindeutet, wie sehr man dem neumodischen Autofokussystem (nicht) getraut hat. Die ganze Lektüre der Betriebsanleitung erweckt bei mir den Eindruck, dass man sich hier eher an den Einsteiger als den Profi gewendet hat. Was ich schade finde, denn die Idee des Autofokus in einer SLR war damals revolutionär. Pentax waren glaube ich die ersten, die das realisiert haben. Insofern ist diese Kamera ein wichtiges Stück Zeitgeschichte, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich sie öfter benutzen wollen würde, selbst wenn sie problemlos funktionieren täte. Vom Funktionsumfang her ist sie mir einfach zu sehr eingeschränkt. Vielleicht würde die Bildqualität das ja raus reißen, aber die kann ich ja leider nicht testen! Die kann ich aber sicher auch mit der F70 testen, die ich habe: Die macht im Prinzip das gleiche Programm, nur eben mit "normalen" FD-Objektiven. Und ich gehe davon aus, dass ich testweise auch das AF-Objektiv da anschließen könnte, wenn ich es auf manuell stelle! (Sie wehrt sich jedenfalls nicht dagegen; keine Ahnung, wie die Bilder dann werden würden.)
Soviel zur historischen Einordnung. Wie man an den Bilder da oben sehen kann, ist das alles etwas klobig. Die Motoren waren Anfang der 1980er noch groß und laut. In Zeiten von Marketing-Schlagworten wie "Ultrasonic" und "Silent Wave" kann man sich da kaum noch vorstellen. Aber immerhin, es funktionierte damals - wie laut und (un-)präzise das System tatsächlich ist, kann ich leider nicht testen, denn: Die Kamera hat wohl einen Schaden. Sie zieht den Film nicht ein. Ob es an der Elektronik liegt, wer weiß. Denn sie zeigt immer nur "125" (ISO?) an und der Schiebeschalter tut nix. Egal, welche Hebel und Schalter ich an der Kamera oder dem Objektiv bediene, der Autofokus macht nichts. Wahrscheinlich ist die Kamera so ausgelegt, dass sie nur dann irgendwas macht, wenn sie einen Film eingelegt und eingezogen hat. Nehme ich jedenfalls mal an. Ansonsten: Ein Elektronikschaden ist natürlich auch immer möglich, das Teil ist halt 40 Jahre alt!
Dafür war der Preis, den ich bezahlt habe, natürlich ein bisschen hoch. Aber als historisches Stück habe ich es trotzdem gerne in meiner Sammlung. Ich finde die Idee, den Autofokus einfach als Anhängsel an ein bestehendes System anzuflanschen, schon sehr verführerisch. Ich kann durchaus nachvollziehen, was die Ingeneure sich damals gedacht haben: Wir haben da ein System, das gut funktioniert und etabliert ist, und wir haben auf der anderen Seite diese neumodische Technik, von der wir noch nicht wissen, ob sie sich im SLR-Bereich (der schon immer von Puristen und Traditionalisten - "Profis" und solche, die sich dafür halten - dominiert wurde) durchsetzen wird. Und die 1980er waren auch noch eine andere Zeit, in der das Management auch mal Risiken eingegangen ist und einfach die Ingenieure hat machen lassen. Heraus gekommen ist diese Kamera, die neben ihren dazugehörigen Objektiven auch alle alten FD-Optiken nutzen konnte. So, wie ich das bis heute bei Nikon gewohnt bin. Weshalb ich bis heute Nikon liebe und über Firmen wie Canon oder Minolta etwas verwundert bin, weil sie das Rad völlig neu, wenn schon nicht erfunden, so doch konstruiert haben.
Was kann die Kamera denn? Nun, da ich es nicht selber testen kann, bin ich auf die Angaben in der Anleitung angewiesen. Die Kamera bietet volles Programm, und das meine ich wörtlich: Neben dem Standard-Programm-Modus, der soweit ich das verstehe, mehr oder weniger linear Blende und Zeit verändert, gibt es einen "Deep"-Modus (große Tiefe, also große Blendenzahl bevorzugt), einen "Shallow"-Modus (umgekehrt also kleine Blendenzahl bevorzugt, für Portraits etc.), "Stop Action" (schnelle Zeiten für Sport) und "Flowing" (langsamere Zeiten für Wischeffekte). Einen manuellen Modus scheint es nur mit alten FD-Linsen ohne Kontakte zu geben. Semi-Automatik-Modi (Tv und Av) sind gar nicht vorhanden, wenn ich das richtig verstehe. Immerhin gibt es seitlich neben dem Objektivanschluss eine Taste für "Exposure Compensation" : Drückt man diese, legt die Kamera eine halbe bis ganze EV drauf (im Anhang steht jedoch 1,5 EV... was denn jetzt?) und belichtet entsprechend "heller" - ob über die Zeit oder die Blende, das sagt die Anleitung nicht.
Am Objektiv kann man die Autofokus-Varianten einstellen: "One Shot" für den normalen AF, "Servo", wenn man ein Objekt verfolgen möchte, und schließlich "Manual" für manuelles Fokussieren. Statt eines Zoom-Rings oder eines Pull-Push-Mechanismus hat das Objektiv einen Hebel, mit dem man stufenlos von 35mm bis 70mm gelangt. Mit f/3,5 bis 4,5 ist es mäßig schnell, aber im normalen Bereich. Außerdem kann man über einen Schiebe-Hebel noch einstellen, welche Bereiche der AF benutzten darf: Eher den Nahbereich (Macro bis 80cm), den Fernbereich (80cm bis Unendlich) oder den gesamten Bereich (Makro bis Unendlich). Das soll wahrscheinlich das Focus Hunting im Zaum halten, was bei diesen frühen AF-Systemen ja durchaus problematisch war. Die Technik war eben noch nicht ausgereift, was sich aber nicht alleine auf Canon beschränkt - wer AF-SLR-Kameras aus den 1980ern benutzt hat, wird wissen, was ich meine!
Die restlichen Daten: Die Kamera ist auf Filme von ISO 12 bis 1600 ausgelegt, in Drittel-EV-Schritten. Die Geschwindigkeit des Verschlusses liegt zwischen 1/1000s und 2s, beides nicht überragend. Blitz-Sync ist bei 1/90s. Ansonsten gibt es scheinbar keine weiteren Einstellmöglichkeiten. Das würde auch erklären, wieso es nur so wenige Knöpfchen an der Kamera gibt. Insgesamt scheint sie sich völlig auf den eingebauten Microcontroller zu verlassen. Was wahrscheinlich das Problem ist, das ich mit diesem Exemplar habe.
Fazit: Innovatives AF trifft auf Canon-typische Funktionskastration. Wieso gibt es keinen manuellen Modus mit den AF-Objektiven? Warum gibt es keine Semi-Automatik? Wenigstens ein Program Shift wäre doch wohl drin gewesen? Keine Anzeige von Belichtungszeit und Blende im Sucher? Wieso? Das Positivste, was ich zu sagen habe, betrifft den doppelten Schnittbildsucher, mit dem manuelles Fokussieren hervorragend geht - was aber leider auch darauf hindeutet, wie sehr man dem neumodischen Autofokussystem (nicht) getraut hat. Die ganze Lektüre der Betriebsanleitung erweckt bei mir den Eindruck, dass man sich hier eher an den Einsteiger als den Profi gewendet hat. Was ich schade finde, denn die Idee des Autofokus in einer SLR war damals revolutionär. Pentax waren glaube ich die ersten, die das realisiert haben. Insofern ist diese Kamera ein wichtiges Stück Zeitgeschichte, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich sie öfter benutzen wollen würde, selbst wenn sie problemlos funktionieren täte. Vom Funktionsumfang her ist sie mir einfach zu sehr eingeschränkt. Vielleicht würde die Bildqualität das ja raus reißen, aber die kann ich ja leider nicht testen! Die kann ich aber sicher auch mit der F70 testen, die ich habe: Die macht im Prinzip das gleiche Programm, nur eben mit "normalen" FD-Objektiven. Und ich gehe davon aus, dass ich testweise auch das AF-Objektiv da anschließen könnte, wenn ich es auf manuell stelle! (Sie wehrt sich jedenfalls nicht dagegen; keine Ahnung, wie die Bilder dann werden würden.)
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