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Schwarz-weiß und analog, Teil 38: Siegburg

Film: Fomapan 100 (#5), Kamera: Zenit ET
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Corona heißt, dass ich - während ich drauf warte, dass ich die Person, die ich beim Arzt abgesetzt habe, wieder einsammeln darf, weil ich nicht mit ins Wartezimmer darf - mich ein wenig in Siegburg umschaue. Viel Neues zu entdecken gibt es ja nicht unbedingt, deswegen habe ich mich dieses Mal unter Anderem an einigen, etwas ungewöhnlicheren, alltäglicheren Motiven versucht. Alle Bilder sind mit dem Helios 44-2 gemacht.

Das fängt mit dem Kassenautomat am Ausgang der Tiefgarage gegenüber vom TÜV an. Mit der richtigen Belichtung (1/500s, f/2) konnte ich hier die schummrige Stimmung glaube ich ganz gut einfangen. Viele gerade Linien, ein Fluchtpunkt, die Welt draußen vor den Fenstern ist gerade unscharf, dass man den leuchtenden Werbeschriftzug für "(Hör)geräte" erahnen kann. "Wenn möglich bitte passend zahlen!" - ein Lebensmotto: Am Ende stehen wir alle an der großen Kasse, dann wird abgerechnet. ;-)


Draußen an der Apotheke hängen die Geranien und blühten wie verrückt, ihr Rot ein krasser Kontrast zur geweißelten Wand im Hintergrund. Dahinter, unscharf, ein Fenster, der Einblick in eine andere, eine private Welt. (Mir wurde kürzlich gesagt, ich müsse meine Kunst besser verkaufen, deswegen versuche ich es ja mal mit hohlen Phrasen. ;-)) Bei f/4 reichten hier vor der weißen Wand wieder 1/500s gerade so.

Voraus das Kinogebäude rechts, dann die Straße, links Wohn- und Geschäftsgebäude. Moderne Architektur, strenge gerade Linien, darüber ein grau verhangener Himmel, der bei 1/500s und f/5.6 gerade noch Strukturen aufweist. Bäume, die -vergeblich - auf einen Regenschauer hoffen. Die Müllabfuhr, ein Haltestellen-Schild. Keine Menschen, postapokalyptisch. (OK, ich hab die Covidioten unten einfach nicht mit ins Bild genommen; trotzdem war das der Eindruck, den ich erwecken wollte.)


Die Fahnen am Amtsgericht hängen derweil nicht ganz schlaff herab, ein leichter Luftzug bewegt ihre untere Kante. Dahinter die Kirche, die aus den Baumwipfeln hervorragt, gekreuzt vom Baukran. Und am unteren Rand, eine Telefonsäule. Bei f/5.6 und 1/500s sowie auf Unendlich gestellt ist das Bild gerade so scharf, wie das Helios nur kann.

Auf dem Markt grüßt wie immer Victoria von der Siegessäule herab, mit dem Lorbeerkranz in der einen Hand, einem Palmwedel (?) in der anderen. Aber die Göttin ist wankelmütig, gewährt mal dem Einen, mal dem Anderen den Sieg. Ich hoffe, dass es am Ende nicht das Virus sein wird. ;-) (f/4, 1/500s)


Schließlich stehen hinter dem Rathaus (oder davor?) noch Hans und Grete und halten Hände. Bezeichnender Weise schauen beide in völlig unterschiedliche Richtungen: Er scheint voraus zu schreiten, vielleicht schon das Knusperhäuschen im Auge, sie beinahe hinterher zu ziehen, während sie einen Blick zurück wirft auf das, was sie zurück lassen. Da ist aber nur ein Graffiti auf dem Garagentor gegenüber. (Hatte ich schon mal erwähnt, dass Siegburg seltsam ist: Das Rathaus, ein Gebäude, das eine gewisse Repräsentanz ausstrahlen sollte, steht irgendwo in der zweiten Reihe, statt am Marktplatz, wo das Leben brummt.) (f/4, 1/500s.)

Nächstes Mal gibt es Fotos, die rund um Lanzenbach entstanden sind.

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