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Nikon Lens Series E 50mm 1:1.8

Jaja, ich konnte wiedermal die Finger nicht still halten: Aus einer privaten und nicht besonders gut beschriebenen Auktion bei eh-Blöd habe ich dieses alte Schätzchen erhalten. Hatte 25€ drauf gesetzt und den Zuschlag bei 22,50€ erhalten. Das ist relativ wenig für dieses Objektiv, das normalerweise jenseits von 50€ weg geht (Fehlerbalken -10/+30). Allerdings bin ich da auch trotzdem noch ein ziemliches Risiko eingegangen, denn bei einer Artikelbeschreibung, die außer dem Namen des zu versteigernden Objekts nur noch den Haftungsausschluss enthält, muss man ja auf jeden Fall annehmen, dass irgendwas faul ist.

So auch hier: Das Objektiv kam am Freitag zwar ausreichend gut verpackt bei mir an, allerdings konnte ich auch auf Anhieb sehen, dass der (oder die) Vorbesitzer das Teil in den letzten 40 Jahren wahrscheinlich nicht ein einziges mal auch nur oberflächlich gereinigt hatte. Die Optik allerdings sah schon mal nicht ganz so übel aus, die Linsen sind alle klar und Pilze konnte ich auch mit der Handy-Lampe keine sehen. Dafür ist die Blende schon ziemlich ölig und dementsprechend ist das Blendenhebelchen auf der Rückseite nur mäßig zu bedienen. Glücklicherweise läuft der Fokusring brauchbar leicht, nachdem ich mal etwas von dem Dreck da raus gepiddelt hatte. Nicht ganz unwichtig bei einem manuellen Objektiv!


Warum hatte ich mich für dieses Objektiv überhaupt interessiert? Weil ich für die analoge F601 noch eine Standard-Brennweite gesucht habe. In dem Bereich ist es mir nicht so wichtig, ob ich da jetzt unbedingt Autofokus habe, das kriege ich gerade noch so hin, im Zweifel mit der Einstellhilfe im Sucher. Wichtiger ist mir da Größe und Gewicht, und da ist dieses Objektiv unschlagbar, da es in seiner Flachheit schon fast an ein Pancake erinnert. Ich frage mich, wie die da 6 Elemente in 5 Gruppen rein bekommen haben[1]. Wenn man es so da auf der Kamera montiert sieht, sieht das schon seltsam aus: Das Body ist dicker als das Objektiv!

Hier ein paar Test-Bilder: Als erstes einer der diversen Pfaffenhütchen-Sträucher, die zZt überall prominent ihre Früchte in die Sonne halten. Das Bild ist bei f1.8 (Offenblende) entstanden und ich habe nur minimal an der Belichtung korrigiert; die Farben allerdings sind nicht verändert, sondern im Prinzip so, wie sie aus der Kamera kamen. Von links nach rechts: Volles Bild auf 1920x1282 herunter gerechnet, dann ein Ausschnitt in der gleichen Größe aus der Bildmitte und zuletzt ein Ausschnitt aus der linken unteren Ecke.


Wie man sieht, das Bokeh ist nicht schlechter als bei der modernen G-Variante, die ich normalerweise auf der D610 habe. Das mit dem Scharfstellen ist bei Offenblende so eine Sache, schon minimale Bewegungen verschieben die Fokusebene so stark, dass das eigentliche Subjekt nicht mehr ganz scharf ist. Aber ich denke, ich hab's hier ganz gut getroffen. Die Mitte ist ziemlich scharf, die linke untere Ecke ist auch noch im Bereich von OK. Zumindest so, dass ich es auf einem körnigen s/w-Film wahrscheinlich nicht mehr merken würde.

Zum Vergleich das (beinahe) gleiche Foto (plus/minus der Kamera-Bewegung, die davon herrührt, dass ich den Blendenring blind nicht gefunden habe) bei f/2.8, also 1⅓ Blendenstufen abgeblendet. Auch hier habe ich nur etwas (allerdings etwas mehr als im ersten Beispiel) an der Belichtung gedreht. Reihenfolge wie oben.


Ansich gibt es da nicht viel zu zu sagen, außer dass das Bild - wie erwartet - minimal schärfer ist. Das Bokeh wird nur minimal eckiger. Das Hauptproblem an diesem Bild ist allerdings, dass ich nicht mit Sicherheit sagen kann, dass die Blende tatsächlich bis auf die eingestellten f/2.8 abgeblendet hat, wegen der Verölung. Meiner Erfahrung nach wird das besser, je länger man ein solches Objektiv wieder benutzt. Ich kenne mich nicht so 100%ig damit aus, aber ich habe den Eindruck, dass es sich dabei hauptsächlich um einen Lagerschaden handelt, der daher rührt, dass die Lamellen jahrelang nicht bewegt wurden, sondern "zusammengefaltet" im inneren des Gehäuses lagen. Bei dem alten Helios hat sich das jedenfalls mit der Zeit gegeben. Hoffe ich einfach mal das Beste, ansonsten muss ich es wohl mal auf machen und reinigen.

Deswegen habe ich es mal fröhlich weiter benutzt und hier gibt es noch ein paar spätere Bilder, bei denen ich mir einigermaßen sicher bin, dass die Blende bis auf den korrekten Wert eingestellt war - zumindest passen die Belichtungszeiten in den Exif-Daten gut. Dieses Mal auch völlig ohne Belichtungskorrektur, d.h. außer der Neukomprimierung (und dem Verkleineren beim ganzen Bild) keine weiteren Manipulationen. Reihenfolge wieder wie oben, zuerst einmal mit f/1.8:


Die Schärfe reicht tatsächlich nicht ganz an die des modernen G-Objektivs heran, aber ist für 40 Jahre alte Technik nicht schlecht. Allerdings kann man hier auch sehr gut sehen, wie dünn die Fokusebene bei f/1.8 tatsächlich ist: Millimeterarbeit! Und jetzt das ganze noch mal mit f/4:


Man merkt: Für solche Experimente wäre ein Stativ sinnvoll, sodass man den Bildausschnitt nicht beim umstellen der Blende verändert. ;-)

Fazit: War das jetzt für 22,50€ ein Fehlkauf? Nein. War es ein Schnäppchen? Auf Grund des mäßigen Zustands der Blende auch nicht. War es also ziemlich genau der richtige Preis, den ich da bezahlt habe? Wahrscheinlich. Günstigere Verkäufe habe ich in den letzten Monaten in der eh-Blöd-App jedenfalls nicht gefunden. Macht es gute Fotos? Auf jeden Fall. Ist die Qualität ausreichend für das, was ich damit vor habe, nämlich analoge s/w-Bilder mit der F601 zu machen? Definitiv.

[1] Ken Rockwell

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