Schwarz-weiß, analog und Mittelformat, Teil 1: Stadt Blankenberg
Film: Fomapan 100 (120 #1), Kamera: Zeiss Ikon Mess-Ikonta 524/16, Novar 75mm f/3.5
Ich unterbreche das reguläre Programm für etwas ganz Anderes. Naja, OK, etwas semi-Anderes: Den ersten 120 Rollfilm, den ich in meinem Leben belichtet habe!
Obwohl es sich nur um den billigen Fomapan-Film handelt - auf dem Filmstreifen ist übrigens stattdessen ein "Ultra" einbelichtet, was hat es damit eigentlich auf sich? -, ist die Auflösung überwältigend! Da die Ikonta ja als kürzeste Zeit nur 1/300s unterstützt, musste ich hauptsächlich die Blende sehr weit schließen, f/8 ist hier eigentlich der Durchschnitt. Dadurch wirken die Bilder noch mal alle schärfer, als ich das gewohnt bin. Ich habe mit die weiten Blenden ja so sehr angewöhnt, dass das schon recht seltsam aussieht, wenn plötzlich alles so scharf ist. Aber ich experimentiere ja noch! 120er Fotografie ist was ganz Neues für mich, schon alleine von quadratischen Format her betrachtet.
Trotzdem sind die Bilder meiner Meinung nach vorzüglich geworden. Die unglaubliche Auflösung kann ich hier gar nicht richtig darstellen, denn um das Internet nicht zum explodieren zu bringen, habe ich alle Fotos auf 2048x2048 Pixel runter gerechnet - ich wollte erst 4096x4096 verwenden, aber 1 bis 2 MB pro Bild erschien mir etwas Overkill! (Die originalen Scans haben übrigens bei 6400 dpi knapp ca. 14.000-Quadratpixel, davon ist etwa ein Viertel tatsächlich benutzbar, da der Scanner ja in eine Richtung interpoliert und in die andere auch eigentlich nur zu Marketing-Zwecken etwas höheres unterstützt. Damit bin ich aber trotzdem noch immer im Bereich von 8k.) 2048 bringt jedenfalls noch immer fast die doppelte Auflösung meiner normalen 35mm-Scans rüber.
Bei den ersten beiden Bildern habe ich zusätzlich erst mal etwas mit den Scanner-Einstellungen und der Streifen-Entfernung experimentiert. Letzteres hat sich eigentlich als überflüssig erwiesen, zumindest dort, wo die defekten Pixel des Scanners nicht mitten im Himmel liegen. Bei der Bildgröße wird die Bearbeitung nur auch langsam etwas kompliziert, ich brauche einen neuen PC mit mehr Speicher und vor allem mehr Kernen! Von daher sind die Scans praktisch nicht nachbarbeitet, sondern mehr oder minder so, wie sie aus dem Scanner kamen.
Das aller, allererste Bild, das ich je im 120-Format gemacht habe, zeigt den üblichen Blick auf den Turm über der Einfahrt zur Stadt Blankenberg. (1/300s, f/8.) Ich hab mir gedacht: "Mach was, was Du schon (n+1)-Mal gemacht hast, das kann am wenigsten schief gehen!" Und tatsächlich, es sieht auch ziemlich gut aus! Oben um den Turm flattern Vögel, vorne dran hängt der Weihnachtsschmuck - der corona-bedingt dieses Mal ja eher überflüssig war, es gab keinen Weihnachtsmarkt im Jahr 2020 -, die Bäume im Vordergrund sind so scharf, dass man sich dran schneiden könnte, im Hintergrund ziehen sich zwei sich kreuzende Chemtrails durch den leicht bewölkten Himmel. Cooles Bild! Richtig gut! Auch wenn es nur einer der üblichen Touri-Shots ist.
Im zweiten Bild haben wir die Stadtmauer, wenn man vom Tor weg um die Ecke die Treppe hoch geht. (1/300, f/8.) Die Mauer ist so crispy, die Holzgitter so klar, der Baum so fraktal, da kann ich gar nicht lang genug hin schauen! Man sieht allerdings auch, die Ecken leiden selbst bei f/8 noch stark unter Vignettierung, während sich die Verzerrung einigermaßen in Grenzen hält. Alles in Allem bin ich von der Leistung dieser beinahe 70 Jahre alten Kamera extrem überrascht, im positiven Sinne. Hätte nicht gedacht, dass das Objektiv so präzise Abbildungen liefern kann. Aber es fängt die Herbst-/Winter-Stimmung auf diesem s/w-Film hervorragend ein!
Durch den Bogen hindurch habe ich dann den Kirchturm fotografiert, auch wenn das Objektiv dafür leider etwas zu sehr im Normal-Bereich liegt. (1/300s, f/8.) Auch hier bin ich glücklich überrascht, wie gut das Objektiv abbildet, zumindest bei diesen hohen Blendenzahlen: Die Uhr ist bis in kleinste Details erkennbar, der Gockel auf der Kirche ist in allen Details zu erkennen und man hat keine Probleme, das Schild unten links zu lesen. Gut, so weit runter gerechnet jetzt nicht mehr wirklich, da setzen dann irgendwann die JPG-Artefakte ein, aber im Original kann man jeden einzelnen Vogelschiss auf dem Kirchdach erkennen. OK, nicht, dass man das jetzt wollte, aber man könnte, wenn man denn die entsprechende Neigung verspürte! Die Komposition des Bildes leidet wie gesagt etwas daran, dass ich hier eher etwas Weitwinkligeres benötigt hätte, aber Alles in Allem ist sie doch stimmig.
Die eigentliche Attraktion Blankenbergs ist jedoch die Burganlage, die allerdings leider auf Grund der Corona-Pest gesperrt ist. (1/300s, f/8.) Normalerweise hätte ich nämlich zwischen den Türmen und im Garten sicher auch noch einige Fotos gemacht. So habe ich aus dieser Perspektive zugeschlagen. Hoch thront die Mauer und die Türme auf dem Vorsprung, umgeben und eingerahmt von Bäumen. Gute Bild. Die Laterne stört mich etwas, aber die ist schwer nicht im Bild zu haben. Nächstes Mal bring ich einfach die Kettensäge mit! Ganz oben rechts in der Ecke kann man dann zwischen den Ästen aber doch sehen, dass das Objektiv hier nicht mehr ganz scharf abbildet, während man oben links auch etwas Verzerrung wahrnehmen kann. Bei den stärker im Schatten liegenden unteren Ecken fällt das hingegen weniger auf.
Die Burgmauer ist die erste Aufnahme, bei der ich es dann mal gewagt habe, von der Unendlich-Einstellung des Objektivs weg zu gehen; zum Ausgleich bin ich gleich noch eine Blendenstufe hoch gegangen. (1/150s, f/11.) Wie ich je bereits berichtet habe, ist der Messsucher an der Kamera ziemlich verstellt, weshalb ich gerne mit dem Tele auf der DSLR die Entfernung ausgemessen und das Ergebnis dann mit dem Messsucher verglichen habe, um ein ungefähres Gefühl dafür zu bekommen, wie stark der nach geht. Dieses Bild ist jedenfalls bei einer Einstellung von 15 Metern entstanden, während der Messsucher eher so 5 haben wollte. Da ich aber auf jeden Fall erst mal ein scharfes Bild haben wollte, habe ich halt f/11 gewählt, insbesondere auch, weil die Mauer sich ja etwas vom Betrachter weg dreht und ich wirklich alles scharf haben wollte. Dadurch sind uns die folgenden beiden Beobachtungen möglich: 1.) Bei f/11 wird das Bild schon wieder unschärfer, die maximale Schärfe der Optik liegt offenbar bei f/8. 2.) Die Entfernung hat besser zum Baum links gepasst als zum Rest des Bildes; die Mauer empfinde ich zumindest als weniger scharf und der Hintergrund ist tatsächlich etwas verschwommen, wenn man sich die Horizontlinie mit den Bäumen darauf genau anguckt. (Dieser Effekt ist in der größeren Version des Bildes natürlich viel besser zu sehen, aber - wie gesagt - ich wollte nicht jedermanns Datenkontingent sprengen! )
Da wir das Burggelände also nicht betreten konnten, sind wir weiter an der Stadtmauer entlang zurück und schließlich unter dieser hindurch, wo ich mich umgedreht und dieses Foto gemacht habe. (1/200s, f/8.) Man beachte auch, dass unten links bei der Filmentnahme etwas Licht eingedrungen ist, was interessante Effekte produziert hat. Das hatten wir weniger ausgeprägt auch schon auf dem vorhergehenden Bild. Das Bild an sich ist etwas überlastet mit der dicken Mauer, dem Turm und dem vielen Gebüsch am Rande, aber das macht auch zugleich seinen Reiz aus, die sich nach oben schlängelnde Treppe mit ihrem Geländer, der Schattenwurf auf den Natursteinen, die Fusseln am Himmel, die ich nicht weg retuschiert habe. Achnee, Moment, die gehören da ja gar nicht hin! Kein schlechtes Bild, aber auch nicht das Beste auf dieser Rolle. Eher ein Experimet. Vor allem aber passt hier die Entfernungs-Einstellung von 15m ziemlich genau.
Der Turm im Gegenlich ist auch ein Experiment, nämlich wie das Filmmaterial und vor allem die Optik auf direktes in-die-Sonne-zielen reagiert. (1/300s, f/11.) Ich muss sagen: Erstaunlich gut. Ich habe vielleicht sogar etwas zu vorsichtig belichtet, eine Blendenstufe weniger wäre schon drin gewesen. Das Objektiv macht relativ wenig Flares und nur einen punktförmigen Ghost genau gegenüber der Sonne. Sonnenstrahlen sind nur sehr rudimentär ausgebildet, geben dem Bild aber ein gewisses Etwas. Insgesamt: Ein Experiment, von dem ich nicht viel erwartet habe. Dafür ist es ganz OK geworden.
Das nächste Experiment war die Glocke hinter der Kirche. (1/100s, f/3,5.) Zum einen wollte ich hier auch mal längere Zeiten und gleichzeitig weit offene Blende testen, zum Anderen aber auch die Entfernung weiter eichen: Habe wieder mit dem Tele genau ausgemessen, wie weit das PX auf der Glocke entfernt ist (2m - bei der Entfernung weicht der Messsucher erstaunlicherweise kaum mehr ab, was bestimmt wieder an irgendeinem Logarithmus liegt, der sich in der Konstruktion eines solchen versteckt ) und dies am Entfernungsring eingestellt. Was soll ich sagen: Das Bild ist 100% an den Stellen scharf, die ich haben wollte! Die Glocke glänzt leicht im Schatten der Kirche und ist richtig knackig scharf mit nur ganz leichten Aberrations-Problemen in den Kontrasten (die auf einem Farbfilm wahrscheinlich irgendwie bunt wären), während der Hintergund, der Baum, die Mauer, die Kreuze, leicht swirly im Bokeh ist! Hervorragend! Da wünsche ich mir nur ein paar mehr Highlights auf der Glocke - wie war das mit den Reflektoren, die ich mir mal anschaffen und durch die Gegend schleppen wollte?! Total geiles Bild, jedenfalls, bei dem ich auch nicht geglaubt hätte, dass ich es durch den archaischen Sucher so gut eingemessen bekommen hätte. Von den Effekten her auf jeden Fall das interessanteste Foto auf der Rolle; ob es das beste ist, möchte ich nicht sagen, dafür ist es thematisch so verschieden vom Rest..
Das andere Bild, das ich im Kirchhof gemacht habe, ist ebenfalls ein Experiment, dieses Mal aber eher mit Schatten und Licht. (1/50s, f/5,6.) Hier habe ich die relative Dunkelheit ausgenutzt und mal nur bis in den mittleren Bereich abgeblendet. Die relativ lange Belichtungszeit hat das Bild hier schon minimal verwackelt, ich bin ja nicht so für meine ruhige Hand bekannt. Die Entfernung hatte ich uf ca. 4 Meter eingestellt, was ungefähr korrekt war, aber in der Bewegungsunschärfe macht das keinen erkennbaren Unterschied. Wenn ich ein Stativ gehabt hätte, wäre dieses Bild sehr gut, so ist es leider etwas meh. Immerhin, das, was ich testen wollte, habe ich herausgefunden.
Von hier aus noch die andere Richtung ums Dorf geschlichen und durch das hier aufgestellte Fenster hindurch die Burg fotografiert. (1/300s, f/8.) Ein guter Test für die Tiefenschärfe bei dieser Blende: Während die Burg praktisch im Unendlichen liegt (worauf ich das Objektiv auch eingestellt hatte), ist das Fenster nur wenige Meter entfernt. Trotzdem ist es nur minimal unscharf. Im Stern im Fensterladen oben rechts sind noch sämtliche Strukturen zu erkennen, ebenso die einzelnen Lämpchen der Lichterkette. Schade, dass das Bild etwas schief geraten ist.
Ein Viehzeug darf bei meinen Fotos ja nie fehlen, deswegen haben wir den Schafen noch einen Besuch abgestattet. (1/300s, f/5.6.) Perfekt die Entfernung eingestellt - ca. 7m - und auch sehr gut die Belichtung geraten. Sowohl Vorder- als auch Hintergrund weisen ein ganz kleines Bisschen Unschärfe auf - der Hintergrund jedoch merklich mehr, genau wie ich es haben wollte. Das Schaf hingegen ist so scharf und glotzt außerdem völlig unbeteiligt in die Gegend. Schönes Bild, an dem ich kaum etwas auszusetzen habe!
Zu guter Letzt noch mal Kirchturmspitze und Stadtmauer mit Bäumen drumherum (1/300s, f/8.) Von der Sorte hatten wir ja jetzt schon einige, trotzdem ist auch dieses irgendwie besonders. Die Äste, die oben ins Bild ragen, geben Tiefe, sind bei f/8 aber noch immer extrem scharf. Der Schattenwurf auf die Mauer zeigt die tiefstehende Wintersonne an. Die durchbrochene Mauer öffnet etwas den Raum. Die Kirchturmspitze sticht in den Himmel wie ein Zeiger. Ich phantasier mir hier wieder was zusammen... Trotzdem: Auch wieder ein tolles Bild.
Fazit: Wenn das Wetter wieder besser wird, lade ich den nächsten Film in die Ikonta und ziehe wieder los. Denn auch der zweite, den ich am nächsten Tag hier auf dem Dorf verschossen habe, ist ganz gut geworden. Nur sollte ich wohl tatsächlich den Wechselsack zur Filmentnahme verwenden und vielleicht auch über ein paar Hüllen nachdenken, denn gerade der zweite Film hat doch etwas viel Licht abbekommen. Aber das werdet ihr dann demnächst, wenn es so weit ist, ja selber beurteilen können.
Ich unterbreche das reguläre Programm für etwas ganz Anderes. Naja, OK, etwas semi-Anderes: Den ersten 120 Rollfilm, den ich in meinem Leben belichtet habe!
Obwohl es sich nur um den billigen Fomapan-Film handelt - auf dem Filmstreifen ist übrigens stattdessen ein "Ultra" einbelichtet, was hat es damit eigentlich auf sich? -, ist die Auflösung überwältigend! Da die Ikonta ja als kürzeste Zeit nur 1/300s unterstützt, musste ich hauptsächlich die Blende sehr weit schließen, f/8 ist hier eigentlich der Durchschnitt. Dadurch wirken die Bilder noch mal alle schärfer, als ich das gewohnt bin. Ich habe mit die weiten Blenden ja so sehr angewöhnt, dass das schon recht seltsam aussieht, wenn plötzlich alles so scharf ist. Aber ich experimentiere ja noch! 120er Fotografie ist was ganz Neues für mich, schon alleine von quadratischen Format her betrachtet.
Trotzdem sind die Bilder meiner Meinung nach vorzüglich geworden. Die unglaubliche Auflösung kann ich hier gar nicht richtig darstellen, denn um das Internet nicht zum explodieren zu bringen, habe ich alle Fotos auf 2048x2048 Pixel runter gerechnet - ich wollte erst 4096x4096 verwenden, aber 1 bis 2 MB pro Bild erschien mir etwas Overkill! (Die originalen Scans haben übrigens bei 6400 dpi knapp ca. 14.000-Quadratpixel, davon ist etwa ein Viertel tatsächlich benutzbar, da der Scanner ja in eine Richtung interpoliert und in die andere auch eigentlich nur zu Marketing-Zwecken etwas höheres unterstützt. Damit bin ich aber trotzdem noch immer im Bereich von 8k.) 2048 bringt jedenfalls noch immer fast die doppelte Auflösung meiner normalen 35mm-Scans rüber.
Bei den ersten beiden Bildern habe ich zusätzlich erst mal etwas mit den Scanner-Einstellungen und der Streifen-Entfernung experimentiert. Letzteres hat sich eigentlich als überflüssig erwiesen, zumindest dort, wo die defekten Pixel des Scanners nicht mitten im Himmel liegen. Bei der Bildgröße wird die Bearbeitung nur auch langsam etwas kompliziert, ich brauche einen neuen PC mit mehr Speicher und vor allem mehr Kernen! Von daher sind die Scans praktisch nicht nachbarbeitet, sondern mehr oder minder so, wie sie aus dem Scanner kamen.
Das aller, allererste Bild, das ich je im 120-Format gemacht habe, zeigt den üblichen Blick auf den Turm über der Einfahrt zur Stadt Blankenberg. (1/300s, f/8.) Ich hab mir gedacht: "Mach was, was Du schon (n+1)-Mal gemacht hast, das kann am wenigsten schief gehen!" Und tatsächlich, es sieht auch ziemlich gut aus! Oben um den Turm flattern Vögel, vorne dran hängt der Weihnachtsschmuck - der corona-bedingt dieses Mal ja eher überflüssig war, es gab keinen Weihnachtsmarkt im Jahr 2020 -, die Bäume im Vordergrund sind so scharf, dass man sich dran schneiden könnte, im Hintergrund ziehen sich zwei sich kreuzende Chemtrails durch den leicht bewölkten Himmel. Cooles Bild! Richtig gut! Auch wenn es nur einer der üblichen Touri-Shots ist.
Im zweiten Bild haben wir die Stadtmauer, wenn man vom Tor weg um die Ecke die Treppe hoch geht. (1/300, f/8.) Die Mauer ist so crispy, die Holzgitter so klar, der Baum so fraktal, da kann ich gar nicht lang genug hin schauen! Man sieht allerdings auch, die Ecken leiden selbst bei f/8 noch stark unter Vignettierung, während sich die Verzerrung einigermaßen in Grenzen hält. Alles in Allem bin ich von der Leistung dieser beinahe 70 Jahre alten Kamera extrem überrascht, im positiven Sinne. Hätte nicht gedacht, dass das Objektiv so präzise Abbildungen liefern kann. Aber es fängt die Herbst-/Winter-Stimmung auf diesem s/w-Film hervorragend ein!
Durch den Bogen hindurch habe ich dann den Kirchturm fotografiert, auch wenn das Objektiv dafür leider etwas zu sehr im Normal-Bereich liegt. (1/300s, f/8.) Auch hier bin ich glücklich überrascht, wie gut das Objektiv abbildet, zumindest bei diesen hohen Blendenzahlen: Die Uhr ist bis in kleinste Details erkennbar, der Gockel auf der Kirche ist in allen Details zu erkennen und man hat keine Probleme, das Schild unten links zu lesen. Gut, so weit runter gerechnet jetzt nicht mehr wirklich, da setzen dann irgendwann die JPG-Artefakte ein, aber im Original kann man jeden einzelnen Vogelschiss auf dem Kirchdach erkennen. OK, nicht, dass man das jetzt wollte, aber man könnte, wenn man denn die entsprechende Neigung verspürte! Die Komposition des Bildes leidet wie gesagt etwas daran, dass ich hier eher etwas Weitwinkligeres benötigt hätte, aber Alles in Allem ist sie doch stimmig.
Die eigentliche Attraktion Blankenbergs ist jedoch die Burganlage, die allerdings leider auf Grund der Corona-Pest gesperrt ist. (1/300s, f/8.) Normalerweise hätte ich nämlich zwischen den Türmen und im Garten sicher auch noch einige Fotos gemacht. So habe ich aus dieser Perspektive zugeschlagen. Hoch thront die Mauer und die Türme auf dem Vorsprung, umgeben und eingerahmt von Bäumen. Gute Bild. Die Laterne stört mich etwas, aber die ist schwer nicht im Bild zu haben. Nächstes Mal bring ich einfach die Kettensäge mit! Ganz oben rechts in der Ecke kann man dann zwischen den Ästen aber doch sehen, dass das Objektiv hier nicht mehr ganz scharf abbildet, während man oben links auch etwas Verzerrung wahrnehmen kann. Bei den stärker im Schatten liegenden unteren Ecken fällt das hingegen weniger auf.
Die Burgmauer ist die erste Aufnahme, bei der ich es dann mal gewagt habe, von der Unendlich-Einstellung des Objektivs weg zu gehen; zum Ausgleich bin ich gleich noch eine Blendenstufe hoch gegangen. (1/150s, f/11.) Wie ich je bereits berichtet habe, ist der Messsucher an der Kamera ziemlich verstellt, weshalb ich gerne mit dem Tele auf der DSLR die Entfernung ausgemessen und das Ergebnis dann mit dem Messsucher verglichen habe, um ein ungefähres Gefühl dafür zu bekommen, wie stark der nach geht. Dieses Bild ist jedenfalls bei einer Einstellung von 15 Metern entstanden, während der Messsucher eher so 5 haben wollte. Da ich aber auf jeden Fall erst mal ein scharfes Bild haben wollte, habe ich halt f/11 gewählt, insbesondere auch, weil die Mauer sich ja etwas vom Betrachter weg dreht und ich wirklich alles scharf haben wollte. Dadurch sind uns die folgenden beiden Beobachtungen möglich: 1.) Bei f/11 wird das Bild schon wieder unschärfer, die maximale Schärfe der Optik liegt offenbar bei f/8. 2.) Die Entfernung hat besser zum Baum links gepasst als zum Rest des Bildes; die Mauer empfinde ich zumindest als weniger scharf und der Hintergrund ist tatsächlich etwas verschwommen, wenn man sich die Horizontlinie mit den Bäumen darauf genau anguckt. (Dieser Effekt ist in der größeren Version des Bildes natürlich viel besser zu sehen, aber - wie gesagt - ich wollte nicht jedermanns Datenkontingent sprengen! )
Da wir das Burggelände also nicht betreten konnten, sind wir weiter an der Stadtmauer entlang zurück und schließlich unter dieser hindurch, wo ich mich umgedreht und dieses Foto gemacht habe. (1/200s, f/8.) Man beachte auch, dass unten links bei der Filmentnahme etwas Licht eingedrungen ist, was interessante Effekte produziert hat. Das hatten wir weniger ausgeprägt auch schon auf dem vorhergehenden Bild. Das Bild an sich ist etwas überlastet mit der dicken Mauer, dem Turm und dem vielen Gebüsch am Rande, aber das macht auch zugleich seinen Reiz aus, die sich nach oben schlängelnde Treppe mit ihrem Geländer, der Schattenwurf auf den Natursteinen, die Fusseln am Himmel, die ich nicht weg retuschiert habe. Achnee, Moment, die gehören da ja gar nicht hin! Kein schlechtes Bild, aber auch nicht das Beste auf dieser Rolle. Eher ein Experimet. Vor allem aber passt hier die Entfernungs-Einstellung von 15m ziemlich genau.
Der Turm im Gegenlich ist auch ein Experiment, nämlich wie das Filmmaterial und vor allem die Optik auf direktes in-die-Sonne-zielen reagiert. (1/300s, f/11.) Ich muss sagen: Erstaunlich gut. Ich habe vielleicht sogar etwas zu vorsichtig belichtet, eine Blendenstufe weniger wäre schon drin gewesen. Das Objektiv macht relativ wenig Flares und nur einen punktförmigen Ghost genau gegenüber der Sonne. Sonnenstrahlen sind nur sehr rudimentär ausgebildet, geben dem Bild aber ein gewisses Etwas. Insgesamt: Ein Experiment, von dem ich nicht viel erwartet habe. Dafür ist es ganz OK geworden.
Das nächste Experiment war die Glocke hinter der Kirche. (1/100s, f/3,5.) Zum einen wollte ich hier auch mal längere Zeiten und gleichzeitig weit offene Blende testen, zum Anderen aber auch die Entfernung weiter eichen: Habe wieder mit dem Tele genau ausgemessen, wie weit das PX auf der Glocke entfernt ist (2m - bei der Entfernung weicht der Messsucher erstaunlicherweise kaum mehr ab, was bestimmt wieder an irgendeinem Logarithmus liegt, der sich in der Konstruktion eines solchen versteckt ) und dies am Entfernungsring eingestellt. Was soll ich sagen: Das Bild ist 100% an den Stellen scharf, die ich haben wollte! Die Glocke glänzt leicht im Schatten der Kirche und ist richtig knackig scharf mit nur ganz leichten Aberrations-Problemen in den Kontrasten (die auf einem Farbfilm wahrscheinlich irgendwie bunt wären), während der Hintergund, der Baum, die Mauer, die Kreuze, leicht swirly im Bokeh ist! Hervorragend! Da wünsche ich mir nur ein paar mehr Highlights auf der Glocke - wie war das mit den Reflektoren, die ich mir mal anschaffen und durch die Gegend schleppen wollte?! Total geiles Bild, jedenfalls, bei dem ich auch nicht geglaubt hätte, dass ich es durch den archaischen Sucher so gut eingemessen bekommen hätte. Von den Effekten her auf jeden Fall das interessanteste Foto auf der Rolle; ob es das beste ist, möchte ich nicht sagen, dafür ist es thematisch so verschieden vom Rest..
Das andere Bild, das ich im Kirchhof gemacht habe, ist ebenfalls ein Experiment, dieses Mal aber eher mit Schatten und Licht. (1/50s, f/5,6.) Hier habe ich die relative Dunkelheit ausgenutzt und mal nur bis in den mittleren Bereich abgeblendet. Die relativ lange Belichtungszeit hat das Bild hier schon minimal verwackelt, ich bin ja nicht so für meine ruhige Hand bekannt. Die Entfernung hatte ich uf ca. 4 Meter eingestellt, was ungefähr korrekt war, aber in der Bewegungsunschärfe macht das keinen erkennbaren Unterschied. Wenn ich ein Stativ gehabt hätte, wäre dieses Bild sehr gut, so ist es leider etwas meh. Immerhin, das, was ich testen wollte, habe ich herausgefunden.
Von hier aus noch die andere Richtung ums Dorf geschlichen und durch das hier aufgestellte Fenster hindurch die Burg fotografiert. (1/300s, f/8.) Ein guter Test für die Tiefenschärfe bei dieser Blende: Während die Burg praktisch im Unendlichen liegt (worauf ich das Objektiv auch eingestellt hatte), ist das Fenster nur wenige Meter entfernt. Trotzdem ist es nur minimal unscharf. Im Stern im Fensterladen oben rechts sind noch sämtliche Strukturen zu erkennen, ebenso die einzelnen Lämpchen der Lichterkette. Schade, dass das Bild etwas schief geraten ist.
Ein Viehzeug darf bei meinen Fotos ja nie fehlen, deswegen haben wir den Schafen noch einen Besuch abgestattet. (1/300s, f/5.6.) Perfekt die Entfernung eingestellt - ca. 7m - und auch sehr gut die Belichtung geraten. Sowohl Vorder- als auch Hintergrund weisen ein ganz kleines Bisschen Unschärfe auf - der Hintergrund jedoch merklich mehr, genau wie ich es haben wollte. Das Schaf hingegen ist so scharf und glotzt außerdem völlig unbeteiligt in die Gegend. Schönes Bild, an dem ich kaum etwas auszusetzen habe!
Zu guter Letzt noch mal Kirchturmspitze und Stadtmauer mit Bäumen drumherum (1/300s, f/8.) Von der Sorte hatten wir ja jetzt schon einige, trotzdem ist auch dieses irgendwie besonders. Die Äste, die oben ins Bild ragen, geben Tiefe, sind bei f/8 aber noch immer extrem scharf. Der Schattenwurf auf die Mauer zeigt die tiefstehende Wintersonne an. Die durchbrochene Mauer öffnet etwas den Raum. Die Kirchturmspitze sticht in den Himmel wie ein Zeiger. Ich phantasier mir hier wieder was zusammen... Trotzdem: Auch wieder ein tolles Bild.
Fazit: Wenn das Wetter wieder besser wird, lade ich den nächsten Film in die Ikonta und ziehe wieder los. Denn auch der zweite, den ich am nächsten Tag hier auf dem Dorf verschossen habe, ist ganz gut geworden. Nur sollte ich wohl tatsächlich den Wechselsack zur Filmentnahme verwenden und vielleicht auch über ein paar Hüllen nachdenken, denn gerade der zweite Film hat doch etwas viel Licht abbekommen. Aber das werdet ihr dann demnächst, wenn es so weit ist, ja selber beurteilen können.
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