Skip to content

Minolta Dynax 5

Ich glaube, es ist mal an der Zeit, die Kamera meiner Frau hier vorzustellen. Die fällt zwar nicht unbedingt unter das Thema "Vintage" oder "Retro", denn sie ist ja erst 20 Jahre alt - also, die Kamera, jetzt ;-) -, aber da sie zur letzten Generation von Film-SLR gehört, die Minolta noch auf den Markt bringen konnte, ist sie trotzdem sehr interessant. Denn sie beinhaltet praktisch alle Features, die man sich wünschen kann. Autofokus und diverse Programme waren damals schon ein alter Hut, deswegen muss ich da ja eher weniger drauf eingehen. Aber zum Beispiel die Tatsache, dass das Minolta A Bajonett später nach dem Aufkauf der Fotosparte von Sony übernommen und als Sony Alpha wiederauferstanden ist, gehört schon eher in diese Kategorie. Das bedeutet nämlich auch, dass man neben den älteren Minolta-Objektiven aus den 1990ern auch moderne Sony-Objektive aus den 2000ern verwenden kann - theoretisch, ich habe keine, deshalb konnte ich es bisher noch nicht testen.


Das hat allerdings auch den Nachteil, dass die älteren Objektive noch immer relativ teuer sind, da sind nicht nur von der Bildqualität her extrem hochwertig sind, sondern eben auch noch hervorragend an allen Sony-Alpha-Kameras funktionieren. Ich schränke das mal bewusst auf die Bildqualität ein, denn mir persönlich ist die Verarbeitungsqualität etwas sehr plastiklastig. Das macht sowohl die Kamera als auch die Objektive extrem leicht, was durchaus ein Vorteil sein kann. Die Idee einer kleinen, leichten und trotzdem leistungsfähigen SLR mit hervorragenden Optiken erinnert mich hier sehr an die Olympus-OM-Serie, die eine ähnliche Philosophie verfolgt hat.

Aber alle Objektive, die keinen Blendenring haben, sind mir erstmal suspekt, denn so kann die Blende nur über die Kamera gesteuert werden. Die Dynax 5 hat hierfür ein kleines Drehrad neben dem Auslöser, und wenn ich klein sage, meine ich KLEIN. Für meine riesigen Grabscher ist diese Kamera fast schon zu klein und fragil; sie ist definitiv für kleinere Damenhände gebaut, wenn ich mal so chauvinistisch sein darf. Sorry, Männer haben halt größere Pfoten. Jedenfalls hat die Kamera tatsächlich nur dieses eine Einstellrad; wenn man sich also im manuellen Modus befindet, muss man zusätzlich die AV-Taste links am Kameragehäuse drücken, um die Blende einzustellen, denn dann ist das Drehrad alleine nur für die Belichtungszeit zuständig.


Schön ist hingegen, dass die Kamera Zeiten bis 1/4000s unterstützt. Gut, das war damals schon Standard, zumindest in dieser Preisklasse, aber erwähnen wollte ich es trotzdem. Zudem lassen sich Blenden und Zeiten in Halbblendenschritten einstellen, sodass man eigentlich immer eine passende Belichtung findet. Drittelblendenschritte wären zwar noch schöner gewesen, waren aber tatsächlich den oberklassigen Kameras vorbehalten. Wobei die in der Filmfotografie auch eher überflüssig sind, moderne Filme waren damals schon gut genug, um solche leichte Fehlbelichtungen gut wegstecken zu können.

Ein Feature, was meine Frau ja von Anfang an begeistert hat, ist das Eye-Start: Die Kamera stellt automatisch sofort scharf, sobald man sie vors Auge hält. Dafür ist ein kleiner Infrarot-Sensor neben dem Sucher zuständig. Der Nachteil ist: Wenn man vergisst, den Schalter auf Off zu schieben, sind die Batterien innerhalb kürzester Zeit leer. Der Stromverbrauch ist sowieso eines der größten Mankos dieser Kamera: Zwei Lithium-Batterien Typ CR2 sind nötig, um das gute Stück zu betreiben. Wir haben dann mal Akkus dafür angeschafft, denn die Dinger sind schweineteuer!


Original kam die Kamera im Kit mit einem 28-80mm f/3.5-5,6 Zoom. Das macht zwar auch sehr schöne Bilder, ist aber für meinen Geschmack etwas lichtschwach. Deswegen habe ich ja für wenig Geld eine feste Normalbrennweite beschafft, die jetzt standardmäßig da drauf ist. Das macht wirklich sehr schöne Bilder und ist mit f/1.7 so ziemlich das lichtstärkste, was ich bisher angeschafft habe - alle anderen 50mm, die ich habe, sind zwar mit f/1.8 minimal schwächer, aber zum Angeben muss das schon sein! :-D

Daneben steht noch ein Tamron Tele-Zoom 100-300mm mit f/5-6.3. Da lohnt sich dann wirklich schon ein ISO 400 Film! Das macht auch ganz nette Bilder, es ist allerdings seit Jahren nicht benutzt worden. Wahrscheinlich müsste ich da mittlerweile auch mal die Blende entölen. ;-)

Insgesamt begeistert mich diese Kamera immer wieder: Klein, leicht und tolle Fotos! Leider ist der Sucher etwas verfärbt, da ist wohl auch mit der Zeit irgendwelches Fett drauf gekrochen. Stört aber nur minimal und hat keinen Einfluss auf die Fotos. Ich benutze diese Kamera jedenfalls extrem gerne, sie lädt geradezu dazu ein, gleich mal einen ganzen Film zu verballern. Der AF ist sehr präzise und liegt mit den verschiedenen Messpunkten auch meist genau richtig. Belichtungsmessung lässt sich relativ einfach auf Knopfdruck von Matrix auf Spot stellen. Von Manuell über Zeit- und Blendenautomatik bis hin zum Vollprogramm ist auch alles dabei, wobei ich ja meist im Modus A bleibe. Die schnellen 1/4000s sind hervorragend, wenn man mit kleinen Blendenwerten auch im vollen Sommersonnenlicht Fotos machen will, um viel Bokeh zu bekommen. Dafür eignet sich das Minolta 50mm f/1.7 übrigens ganz hervorragend. Mein größter Minuspunkt ist das viele Plastik, das mich an der fortdauernden Langlebigkeit zweifeln lässt. Dem exzessiven Stromverbrauch haben wir ja durch die Verwendung von Akkus etwas entgegengewirkt. Die Akkus waren übrigens teurer als der Restwert der Kamera, was ich etwas unfair finde! Diese Kamera ist definitiv mehr wert als die 10 bis 20 Euro, die man bei eBay sieht! Natürlich sind die Dynax 7 und 9 die besseren Kameras, die 5 ist halt Mittelklasse. Aber das Preis-Leistungsverhältnis tendiert hier eindeutig zur 5, meiner bescheidenen Meinung nach.

Praktica F.X2 mit Carl Zeiss Jena Tessar 2.8/50

Ich hatte ja echt gehofft, dass das Wetter noch mal besser würde und ich ein paar hübschere Beauty Shots machen könnte als im Büro auf dem Stuhl bei viel zu wenig Licht. Bei der Menge, die ich fotografiere, sollte ich mir vielleicht mal ein Fotostudio einrichten oder zumindest eine Rolle von diesem praktischen Stoff kaufen, um die alten Photographica mal besser präsentieren zu können.

Aber das ist ein anderes Thema. Heute wollte ich lieber über diese sehr alte und sehr mitgenommene Praktica F.X2 reden, die ich mal wieder in einem der üblichen Überraschungspakete bekommen habe, das ich über die große, böse Internet-Auktionsplattform für vergleichsweise sehr wenig Geld erstanden habe. War einfach viel zu billig, was da insgesamt alles in dem Paket drin war. Denn diese Kamera ist eigentlich gar nicht das Objekt meiner Begierde gewesen, sie ist eigentlich nur Beifang. Da sie sich aber als mehr oder minder sofort bereit zum Einsatz erwies, habe ich sie mal vorgezogen. Die anderen Teile in dem Paket bedürfen etwas mehr Liebe, bevor sie wieder gehen.


Es spricht auf jeden Fall für die Qualität, die Anfang/Mitte der 1950er Jahre produziert wurde, dass ich nicht groß was machen musste außer den Stoffvorhang etwas lichtdichter zu bekommen. Dafür habe ich die von anderen Kameras bereits bewährte Flüssiglatex-Methode angewandt; ich bin da ja mittlerweile schon geübt darin, das Zeug so dünn und tropfenfrei wie möglich zu verteilen.

Bei der Kamera war - wie man auf dem Foto sehen kann - ein Tessar 50mm f/2,8 dabei. Lichtstark genug und die Tessars haben ja eh einen guten Ruf, der bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts zurück reicht. Ich nehme nicht an, dass diese spezielle Version irgendeine Art von Beschichtung aufweist - auch wenn es in der Anleitung, die man sich wie immer aus den üblichen Quellen herunterladen kann, so steht -, bei Gegenlicht-Fotos muss ich also etwas vorsichtiger sein. (Als ob! ;-)) Was hingegen fehlt ist der Prisma-Aufsatz für den Lichtschacht. Ich weiß nicht, ob das damals als Zubehör verkauft wurde, oder ob der fester Bestandteil des Lieferumfangs war. Die Betriebsanleitung, ließt sich eigentlich so, als wäre er immer mit dabei gewesen. Aber der Lichtschacht-Sucher tut es ja auch, vor allem mit der Vergrößerungslinse. Muss ich halt ein bisschen mehr fummeln und Geduld beweisen.


Die Schmierung im Schneckengang des Fokusrings ist leider etwas eingetrocknet, deshalb muss man schon etwas mehr Kraft auf aufwenden, als mir im Allgemeinen lieb wäre. Aber dafür ist die Blende nicht verölt, sodass ich da schon mal nicht eingreifen brauchte. Selbst der Automatik-Pin und die dazugehörige Feder scheinen einigermaßen zu funktionieren, Genaueres werde ich herausfinden, wenn der Film, den ich eingelegt habe, entwickelt ist.

Die Kamera bietet relativ schnelle Belichtungszeiten bis 1/500s, was zur damaligen Zeit nicht selbstverständlich war. Der seitlich laufende Stoffvorhang scheint damals solche Zeiten im Amateur-Bereich möglich gemacht zu haben. Die Zeiten einzustellen, ist ein wenig komplizierter als normalerweise: Mit dem kleinen Pfeil oben auf dem Wählrad kann man kurze oder lange Zeiten vorwählen; steht er auf der schwarzen Markierung (links), so gelten die kurzen Zeiten auf dem Wählrad, steht er auf der roten, sind es die langen. Kurz heißt dabei: 1/25-1/500s (oder B/Bulb oder Blitzbetrieb, der - wenn ich das richtig im Kopf habe - mit 1/40s synchronisiert ist), lang sind 1/2, 1/5 oder 1/10s wählbar. Wahrscheinlich wird hier dem "Uhrwerk" durch das Umstellen einfach noch eine weitere Hemmung hinzugefügt. Keine Ahnung, wie das genau geht, aber der Vorteil ist ganz klar, dass man viel mehr Zeiten zur Auswahl hat als zum Beispiel an meiner Zenit, die gut 30 Jahre neuer ist, so viel technische Spielerei aber nicht aufweist und deshalb langsamstenfalls 1/30s beherrscht.

Um die Zeiten einzustellen, muss man das Wählrad übrigens anheben. Da das etwas verkrustet war, habe ich das erst gemerkt, als ich schon länger gefummelt hatte und mich wunderte, dass nix geht. Dann aber laufen die Zeiten nach Gehör passend ab, was ich schon erstaunlich finde. Die Kamera wurde wahrscheinlich ewig irgendwo gelagert und überhaupt sieht sie sehr gut benutzt aus. Definitiv kein Vitrinenstück, so wie die Belederung abfleddert und ich den Dachboden-Staub erstmal aus allen Ritzen pulen musste, besonders aber aus dem Lichtschacht.

Die Linsen im Objektiv sehen ebenfalls klar aus und ohne Pilz, auch wenn das Metallgehäuse ziemlich verschrabbt ist. Interessant ist hier, dass man mit einem einfachen Dreh nach rechts die Blende auf offen drehen kann, wenn man dann aber loslässt, schnackt es wieder zurück auf die zuvor verwendete Blende. Die Automatik ist also eher eine Semiautomatik, die die Blende zwar auf den eingestellten wert herunter regeln kann, wenn der Auslöser betätigt wird, man aber selber wieder für ein helles Sucherbild sorgen muss. Umgekehrt hat man so aber auch direkt eine Tiefenschärfe-Vorschau. Um die Blende tatsächlich umzustellen, muss man den Ring etwas zur Kamera hin schieben und dann drehen. Faszinierende Technik, die ich so auch noch nicht kannte. (Sorry, wenn ich das jetzt wieder mit der sowjetischen Zenit vergleiche, aber es erinnert mich halt ein bisschen daran: Da kann man ja die gewünschte Blende einstellen und dann an einem zusätzlichen Ring auf offen drehen. Da ich regelmäßig vergesse, nach dem Scharfstellen und Wählen des Bildausschnitts diesen wieder zurück zu drehen, finde ich das Carl Zeiss Design irgendwie eleganter. Da hat man wenigstens keine total überbelichteten Bilder nachher.)


Beim Einlegen des Films war sie übrigens etwas störrisch: Der Schlitz in der Spule ist relativ breit und so flutscht der Foma gerne beim Aufziehen wieder raus. Der ist nämlich auf Grund des modernen Polymer-Trägers sehr rutschig und merkt sich außerdem gerne die Aufwickelrichtung, in die er unbedingt wieder zurück will. Da es sich hier um eine "umgekehrte" Wicklung mit der empfindlichen Schicht nach außen handelt, wollte er erst beim dritten oder vierten Versuch überhaupt halten. Dadurch habe ich sicher ein ganzes Bild, wahrscheinlich noch mehr, auf dem Film verloren, weil ich bei offener Rückwand schauen musste, dass da kein Blödsinn passiert und alles richtig gewickelt ist. Auch hier werde ich erst nach der Entwicklung sehen, was wirklich abgeht.

Von Vorteil ist, dass es sich um eine M42-Kamera handelt, ich also meine vorhandenen M42-Objektive verwenden kann. Da bin ich auch mal auf das Ergebnis gespannt. Bisher habe ich nur drei Bilder mit dem Tessar gemacht, danach wurde das Wetter so unglaublich schlecht, dass sich weitere Experimente nicht gelohnt haben. Bei den dreien bin ich auch sehr gespannt, wie die denn wohl von der Belichtung her geworden sind, denn ich habe nur mein Handy als Belichtungsmesser missbraucht. (Es handelt sich um eine vollkommen manuelle Kamera, falls das noch nicht klar gewesen sein sollte. An in das Gehäuse integrierte Belichtungsmesser dachte in den '50ern noch keiner! Oder wenn, dann waren sie doch noch ein paar Jahre in der Zukunft.)

Ach ja, und eine Besonderheit noch: Der Spiegel schwingt nach der Auslösung nicht automatisch zurück, sondern wird mit dem Verschluss wieder aufgezogen. Hat den Vorteil, dass man sofort merkt, dass man sich gar nicht mit Fokussieren oder Motivwahl beschäftigen muss, wenn man eh nicht auslösen kann. Was aber auch ein Nachteil sein kann. Gespannt wird übrigens über einen Drehknopf, nicht über einen Hebel. Das war damals auch noch relativ weit verbreitet, also nicht so besonders.

Fazit: Insgesamt kann man schon behaupten, dass das damals sowas wie Cutting Edge Technology war: Spiegelreflex, M42 mit Auto-Objektiv-Unterstützung, schnelle Verschlusszeiten. War damals nicht üblich. In welches Marktsegment die Kamera damals tatsächlich fiel, kann ich schlecht einschätzen; sie war aber sicher für den gehobenen Anspruch des geneigten Hobbyfotografen geeignet. Wenn sie so funktioniert, wie es zZt scheint, ist sie das sogar heute noch. Bin gespannt auf die Bilder und wieviel Licht die Rückwand wohl rein lässt! ;-) Bei alten Kameras muss man ja immer auf Überraschungen gefasst sein!

Blendenreinigung Minolta AF 50mm 1:1.7 (22)

Mir ist vorher noch nie so richtig klar gewesen, wie sehr die Minolta-AF- (und damit wohl auch die Sony-α-) den Nikon-AF-Objektiven ähneln: Kontakte und Chip für die "Intelligenz", ein Hebelchen für die Blendensteuerung und ein Schraub-Anschluss, um von der Kamera aus den Fokusring anzutreiben.

Aber von vorne: Vor bald zwei Jahren habe ich sehr, sehr günstig das im Titel erwähnte Minolta AF 50mm 1:1.7 (22) für das A-Bajonett erstanden, damit die Dynax 5 meines Hasens auch mal eine schön lichtstarke Festbrennweite hat. Was ich damals in meinem jugendlichen Leichtsinn offenbar vergessen habe zu überprüfen, war, ob die Blende sich auch anständig einstellen lässt. Einmal am Blendenhebel hin und her drehen hätte mir nämlich gezeigt: Nö. Da ist so viel Öl auf den Blendenlamellen, dass die Feder die nicht oder nicht schnell genug aufgezogen bekommt, um anständig belichtetet Bilder zu produzieren. So habe ich das jetzt erst gemerkt, als ich den Film gerade scannen wollte und feststellen musste, dass so ziemlich alle Bilder völlig überbelichtet sind, besonders die, die im Programmmodus gemacht wurden, der offensichtlich große Blendenzahlen bevorzugt. Hrmpf.


Also mal wieder zu meinem loyalen Schraubenzieher-Kit gegriffen und flugs die vier silbernen Schrauben aus dem Bajonett entfernt, um dieses abnehmen zu können. Darunter kommt dann die Mechanik zum Vorschein, die ich bereits oben beschrieben habe. Interessant ist allerdings, wie ähnlich sich die Macharten her sind. Außer, dass man sich hier schon sehr früh den zusätzlichen Blendenring gespart hatte, was Nikon ja noch lange mit sich herum geschleppt hat, zum Glück! Ich stelle ja auch heute noch, soweit das geht, die Blende lieber über den Ring als über das Drehrad an der Kamera ein.

Nach dem Öffnen des Bajonetts musste ich dann noch die hintere Linsengruppe entfernen - noch mal drei schwarze Schrauben, relativ lang -, um von hinten an die Blendenlamellen zu kommen. Ich bin ja niemand, der immer direkt das ganze Objektiv demontiert, um die Blende komplett aus der Fassung zu holen. Da kann man nur viel zu viel kaputt machen. Deswegen gehe ich meist so vor, dass ich von hinten (wo die Lamellen auch besonders verölt waren) mit Isopropyl und einem Wattestäbchen vorsichtig die Blende gut befeuchte und dann das Öl ebenso vorsichtig mit der anderen, trockenen Seite des Stäbchens abwische. Das reicht meistens schon. Wenn nicht, kann man sich noch immer dran geben, die vorderen Linsengruppen zu demontieren.


Auch in diesem Fall scheint das geholfen zu haben. Nach drei, vier Reinigungs-Sessions, bei denen ich auch mal die befeuchtete Blende öfter auf und zu gezogen habe, um auch etwas Alkohol in die restliche Mechanik zu kriegen und das dorthin eingesickerte Öl heraus zu befördern, waren die Lamellen wieder frei. Der Alkohol verdünnt meist auch das Öl auf der Vorderseite der Blende und die Watte saugt das dann durch die Ritzen auf, sodass sie auch auf der Vorderseite wieder OK aussieht.

Aber Aussehen ist nicht alles, es muss auch funktionieren. Deswegen vor dem Wiederzusammenbau den Bajonettanschluss kurz aufgesetzt, der auch die Feder beinhaltet, und am Hebelchen getestet, ob die Blende jetzt wieder ordnungsgemäß zufällt. Und das tat sie.


Wie man auf diesen beiden vorher-nachher-Fotes sieht, ist das schon ein deutlicher Unterschied. Im Allgemeinen lagere ich meine Linsen nach einer solchen Reinigung erstmal für längere Zeit in dem vollständig geschlossenen Zustand, damit die Alkoholreste verdampfen können und vor allem nicht neues Öl auf die Lamellen kriecht. Davon ist nämlich sicher noch welches im Rest der Mechanik, das ich mit dieser schnellen Methode ohne Komplettdemontage nicht erwischt habe. (Nicht auf der Seite lagern, übrigens, damit das Fett, wenn überhaupt, nach unten sickert und nicht auf die Lamellen.) Aber das Lagern mit geschlossener Blende ist bei Minolta offenbar nicht vorgesehen: Sowohl die Kamera als auch der zugehörige Objektivdeckel spannen die Feder und drehen die Blende auf offen. Also habe ich den Deckel jetzt erstmal nicht fest gezogen, sondern ihn nur aufgelegt. Mal sehen, wie das in ein paar Tagen ist, ob dann noch Isopropylalkoholreste auf den Lamellen zu sehen sind, wenn ich die Blende ein paar mal auf und zu drehe.

Die andere Frage ist: Was mache ich jetzt mit dem überbelichteten Film? Da sind bestimmt noch brauchbare Bilder dabei, besonders die aus dem Wald, als es relativ dunkel war und ich eh recht kleine Blendenwerte eingestellt hatte... Aber die aus Köln, aus dem prallen Sonnenschein? Naja, mal sehen, ob noch was Brauchbares dabei ist.

Auto Chinon 1:1.9 50mm

Was bringt einem die schönste Kamera aus den 1980ern, wenn man keine passende Normalbrennweite dafür besitzt? OK, eigentlich war das Ding so billig, dass ich es einfach nicht vorbei ziehen lassen konnte. Voll funktionstüchtig, mit Rückdeckel, einem montierten Skylight-Filter und noch als Bonus einem (unbenannten) Gelb 1,5x Filter sowie noch einem zweiten Skylightfilter von Ceneiplan, das alles für 24 Euro, da kann ich nicht meckern. Der einzige kleine Mangel: Das Objektiv selber hat einen kleinen Riss im Filtergewinde. Ist wohl mal hin gefallen. Und der Fokus-Ring läuft etwas schwergängig, müsste mal neu gefettet werden.


Warum bei der riesigen Auswahl von Pentax K-Mount Objektiven gerade dieses Auto Chinon 1:1.9 50mm? Weil es a) halt extrem billig ist, b) im Internet relativ gute Bewertungen bekommen hat und schließlich c) auch einigermaßen Lichtstark daher kommt. Ihr wisst ja, ich liebe die weit offenen Blenden und den matschigen Hintergrund. ;-) Leider waren die Versionen mit 1:1.7 oder gar 1:1.4 ein ganz kleines bisschen jenseits meiner Preisvorstellungen, nämlich gleich gut drei Mal so teuer, mindestens.

Davon abgesehen passt es hervorragend zur Chinon CP-7m, denn es wäre ja sozusagen die Standard-Brennweite. Es wird sogar in der Betriebsanleitung erwähnt, neben den anderen Objektiven, die als Chinon gebranded sind. Dass es jetzt vielleicht nicht ganz so lichtstark ist, wie es bei der Auswahl möglich gewesen wäre, stört mich nur minimal.Es kommt drauf an, ob es schöne Bilder macht. Außerdem habe ich jetzt endlich mal ein Gelbfilter, mit dem ich testen kann, ob das wirklich so viel bringt, wie immer behauptet wird.


Das mit dem Testen, das wird allerdings noch ein bisschen Zeit brauchen, denn nachdem ich mich ja gestern in Siegburg mal wieder so auf die Fresse gelegt habe, dass die drei jungen Damen, die auf den Bus warteten (?) mir schon aufhelfen wollten, habe ich die Nacht mit einem an den linken Fuß ge-tape-ten Kühlakku verbracht. Deswegen auch diese eher mittelmäßigen Handy-Fotos im Dunklen auf dem Sofa. Aber immerhin kann ich ihn heute morgen schon wieder bewegen. Mal sehen, wie lange ich brauche, bis ich wieder richtig laufen kann. Gestern Abend musste ich jedenfalls einbeinig zur Toilette hüpfen. :-( Dabei soll heute perfektes Fotowetter werden. Hm, mal sehen.

Aber zurück zum Thema und ein paar Daten raus hauen: Das Objektiv hat wohl keine Mehrfachvergütung, was aber eigentlich auch nicht viel aus macht. Zumindest hat es nicht diesen typischen grün/lila-Stich, wenn man in die Linsen leuchtet. Man kann ohne leben, zumindest bei dem Preis, solange man nicht zu hart an der Sonne fotografiert. Die weiteste Öffnung ist - wie gesagt - bei f/1,9. Ziemlich krumme Zahl, das ist wahrscheinlich eher dem Marketing-Department geschuldet: Ob f/1,9 oder f/2, das macht jetzt keinen wirklichen Unterschied. Der Blendenring ist bei halben Blenden geklickt, außer zwischen f/1,9 und f/2,8. Was ich seltsam finde. Aber ist halt so. Kleinste Öffnung ist bei f/16, was ausreichen sollte, besonders in der Kombination mit der schnellsten Belichtung von 1/2000s in der Kamera. Tja, und weitere Eigenschaften kann ich noch nicht sagen, denn ich habe noch keine Bilder damit gemacht, geschweige denn entwickelt. Da das Auflagemaß bei Pentax-K aber sehr nah an dem von Nikon-F liegt, muss ich mal ausprobieren, ob ich es einfach davor halten kann. Zumindest testweise. Mal sehen...

Ansonsten ist das Objektiv relativ kurz und kompakt. Nicht so sehr wie mein Series E Nikon, aber es geht in die Richtung. Nun sind Festbrennweiten in dem Bereich ja meist relativ klein und übersichtlich. Mit einem Filtergewinde von 49mm ist es perfekt, denn für die Größe habe ich noch einige andere Objektive, sodass ich auch mal das Gelbfilter anderweitig testen kann.

Chinon CP-7m Multi-Program

Steter Tropfen höhlt den Stein, wie man so schön sagt: Nachdem ich bei den letzten drei Besuchen des Rheinauen-Flohmarktes bereits an dieser Kamera vorbei gegangen bin, habe ich dann beim letzten Mal endlich nach dem Preis gefragt. Und der war mit 30 € relativ fair, denn die Kamera ist sauber, gepflegt und hatte sogar einen relativ frischen Satz Batterien im Blitz. Ja, es gab sogar einen Blitz dazu, mit den dazugehörigen Blitzfltern, einen Adapter für M42-Objektive (leider ohne den passenden Schlüssel, deswegen habe ich mich noch nicht getraut, den aufzusetzen, weil ich nicht weiß, ob ich ihn ohne wieder ab bekomme, das muss ich erst nachforschen) und sogar die Anleitung ist noch dabei.

Wer oder was ist Chinon? Die Firma gibt es schon seit über 70 Jahren. Für Kameras sind die heute nicht mehr unbedingt allzu bekannt, nachdem die Ende der 1990er von Kodak gekauft wurden und mittlerweile wohl eher im Bereich digitale Displays arbeiten. Aber damals, in der Mitte der 1980er, als die CP-7m erschien, waren die noch ganz gut dabei. All das änderte sich, als die ersten Consumer-Autofokus-SLRs auf den Markt kamen, das haben ja nur die großen Marken überlebt. Und wie lange die die digitale Revolution noch überleben, ist eine ganz andere Frage.

Aber hier erst mal ein paar "Beauty Shots". Die Kamera hat einen unverkennbaren 1980er-Stil, klobig, eckig, Plastik. Aber so gehört das! Voll retro!


Außerdem sind es ja die inneren Werte, auf die es ankommt: Angeblich ist dies die einzige Kamera, die mit allen der damals sehr beliebten Pentax K-Mount Objektiven eine Programm-Automatik hin bekommt. Einfach die Blende auf f/22 (bzw den größtmöglichen Wert) drehen und schon kann man sich vollständig auf die Fokussierung konzentrieren. Revolutionär! ;-)

Und nicht nur das, sie kann vor allem auch gleich drei verschiedene Programme - Normal, Action und Creative -, die auch gleich auf der Plakette auf der Rückseite näher erklärt werden: Während das Normalprogramm ab etwa 1/60s beginnt, größere Blendenwerte einzusteuern, macht dies das Action-Programm erst viel später und bevorzugt schnelle Belichtungszeiten. Der Creative-Modus hingegen geht genau umgekehrt vor und bevorzugt weiter geschlossene Blenden, um mehr Schärfentiefe in die Bilder zu kriegen. Leider zeigt das Sucherdisplay nicht an, welche Blende denn jetzt tatsächlich verwendet wird, sondern nur die Zeiten. Der Aufwand wäre für 1986 wohl zu groß gewesen, denn ich weiß nicht, ob die PK-Objektive tatsächlich absolute Blendenwerte an die Kamera kommuniziert oder nur relative. Ich habe nur dieses eine, das mit der Kamera kam und habe mich noch nicht weiter mit der Materie beschäftigt.

Des Weiteren gibt es noch einen Automatik-Modus, der zur gewählten Blende die passende Zeit einspielt, einen voll-manuellen Modus und einen Bulb-Modus. Alle diese Modi erreicht man über die eine viereckige Taste an der Oberseite, auf deren Ecken man drücken kann. Interessantes Design-Konzept, aber so war das damals: Man probierte noch Dinge aus, es hat nicht einfach jeder das gleiche gebaut, es gab noch keine allgemeingültige Design Language für elektronisch gesteuerte SLR Kameras und jeder Hersteller versuchte, innovativ zu sein und sich von den anderen abzusetzen. Was ein bisschen blöd ist, sind die beiden Tasten, mit denen man die Belichtungszeit im manuellen Modus verstellt. Diesen aufwärts-abwärts-Quatsch habe ich ja an der F50 schon für albern gehalten, und das war ein Jahrzehnt später.

Was Objektive angeht: PK gibt es wie Sand am Meer, von teuer bis unglaublich günstig. Muss ich mal sehen, ob ich da noch die ein oder andere Festbrennweite dazu kaufe, wenn ich sie günstig auf dem Flohmarkt finde. Bis dahin muss ich mich mit dem üblichen billigen Japan-Exakta-Standard-Zoom begnügen, das dabei war. Das sieht man ja auch unglaublich oft, für alle möglichen Anschlüsse! Das muss in den 1980er das absolute Standard-Ding gewesen sein, an jedem dritten Flohmarkt-Stand sieht man das. Im Gegensatz zu dem, das damals auf der Olympus war, funktioniert dieses hier aber völlig problemlos.


Wie man sieht, die Kamera ist in einem wirklich sehr guten Zustand und hat kaum Gebrauchsspuren oder Abnutzungen. Von innen könnte sie beinahe sogar fabrikneu sein. Alle Funktionen laufen einwandfrei, die Zeiten klingen gut. 8s bis 1/2000s, übrigens, falls es interessiert, also schnell genug, dass ich die auch mal mit einem 400er Film laden kann, solange ich nur das Zoom habe, und dann trotzdem mal in die Sonne fotografieren kann. ;-) Die Kamera kann auch DX-Kodierungen lesen, aber über den ISO-Button auf der Oberseite kann man bei unkodierten Filmen auch den richtigen Wert manuell einstellen. Wenn ich die Anleitung richtig verstehe, dann kann man diese Taste bei kodierten Filmen benutzen, um mehrere EV-Werte Korrektur einzustellen. Was ja im Prinzip das Gleiche ist. Der einstellbare ISO-Bereich reicht wohl von 25 bis 5000.

Der Blitz - ein Eurolux TCB-320 - ist ziemlich rudimentär, mit nur einem Mittenkontakt. Also keine TTL-Messung, wie ich das verstehe, und er feuert auf der Kamera auch nur im manuellen Modus. OK, das reicht theoretisch ja auch aus; alles, was man wissen muss, ist hinten auf der kleinen Plakette aufgedruckt. Vorne kann man noch den Automatik-Sensor von blau auf rot umstellen, um verschiedene EV-Werte zu erreichen. Ansonsten konnte ich leider keine weiteren Informationen oder gar eine Anleitung finden. Das ist das Problem bei Geräten, die vor dem Internet gebaut wurden. Immerhin kann man ihn um 90° drehen, sodass man - statt den Leuten direkt ins Gesicht zu blitzen - auch eine helle Decke als Reflektor nutzen kann.

Wie auch immer: Ich bin jedenfalls sehr auf die Bilder gespannt, die ich nebenbei mit der Kamera machen, wann immer sich die Möglichkeit bietet! Wenn ich nicht so viel zu tun hätte und vor allem das Wetter besser wäre, wäre ich ja schon längst wieder draußen unterwegs damit. ;-) Der erste Eindruck ist jedenfalls, dass die Bedienungsfreundlichkeit eigentlich ganz OK ist. Größtes Manko - neben dem etwas umständlichen Objektiv, bei dem sich Fokusring und Zoom ständig ins Gehege kommen - ist der An-Schalter, der genau umgekehrt funktioniert wie an meinen Nikons, sodass ich immer das Bedürfnis habe zu schauen, ob ich sie jetzt wirklich auf L (wie Lock) gedreht habe oder sie wieder auf C (wie Continuous steht, 2½ Bilder pro Sekunde übrigens); S wie Single Shot ist in der Mitte, falls das jemand nicht aus meinen bisherigen Ausführung entnehmen konnte. ;-)

Ansonsten ist die Kamera eigentlich ganz gut zu bedienen. Kann mich nicht groß beschweren, obwohl sie auf den ersten Blick ja nicht allzu ergonomisch aussieht.