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Carena SX-300 mit Auto-Beroflex 1:2.8 f=28mm, Exakta 35-70mm 1:3.5-4.8 Macro, Beroflex Zoom Auto 1:5.6 f=80-200mm

Auch heute hatte ich keine Zeit für nix und nebenbei war das Wetter auch nicht so prickelnd. Obwohl ich meine Schritte auch so fast zusammen bekommen habe, weil ich sowieso so viel rum laufen musste. Statt eines frischen, neuen Eintrags gibt es also heute einen bereits vorbereiteten. Aber ausnahmsweise mal nicht zum Thema s/w-Film, sonder zu den Kameras, die ich vor ein paar Wochen wiederentdeckt habe.

Und zwar geht es heute um den dritte Kellerfund, eine ausgesprochen gut erhaltene Carena SX-300. Das ist wohl angeblich die baugleiche Kamera wie eine Minolta X-300 - hergestellt unter Lizenz in der gleichen chinesischen Fabrik (Seagull in Shanghai) wie das Original. Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht; da aber die Kamera einen Minolta (SR/MC/MD) Objektivanschluss hat, würde ich fast davon ausgehen, dass dem tatsächlich so ist.


Mit dabei sind die drei Objektive, die man in den Bilder sehen kann: Eine Festbrennweite, nämlich das montierte Auto-Beroflex 1:2.8 f=28mm; ein Zoom für den Normalbereich, das Exakta 35-70mm 1:3.5-4.8 Macro, das man links daneben liegen sieht; sowie ein Tele-Zoom mit eigenem Lederköcher, ein Beroflex Zoom Auto 1:5.6 f=80-200mm. Das ist eine komplette Ausstattung, mit der man eigentlich alle wichtigen Brennweitenbereiche abgedeckt bekommt, wenn auch im Falle der Zooms zum Teil nur sehr lichtschwach. Persönlich würde mir auf jeden Fall noch eine 50mm Festbrennweite fehlen, am Besten das originale Minolta f/1,4. Die sind gar nicht so teuer, weil auch auf eBay reichlich zu bekommen, deshalb warte ich hier mit dem Testen vielleicht tatsächlich noch etwas und überlege, ob ich mir nicht noch ein solches dazu beschaffe. Wirklich nötig wäre es zwar nicht, aber. Andererseits habe ich gerade keine andere Kamera mit einem Test-s/w-Film geladen...

Vom Zustand her kann man echt nicht meckern: Habe zwei neue LR44 eingelegt und alles ging direkt ohne Probleme. Da ist zwar der ein oder andere Kratzer und eine Beule im Lack, aber das sollte mich nicht davon abhalten, gute Fotos mit dieser Kamera zu produzieren.


Vom Design her sieht sie ja sehr nach Ende '80er, Anfang '90er aus, und genau aus dieser Zeit stammt sie auch. Praktisch das letzte, was Minolta noch vor den Autofokus-Kameras designt hat. Sozusagen das Beste seiner Zeit. Naja, fast: Es ist und bleibt nun mal eine Kamera, die eher auf den Einsteiger in die SLR-Fotografie abzielt: Keine Abblendtaste, zB, das ist für mich immer so ein Kriterium. Allerdings ist das Gehäuse insgesamt relativ schwer und fühlt sich nach stabilem Metall an; es scheint also nicht alles aus Plastik zu sein. Und sie kann immerhin bis zu 1/1000s schnell belichten und ist damit eine Blendenstufe schneller unterwegs als die vollmechanische Zenit. Allerdings eine langsamer als meine Nikon, und die fällt schon nicht unbedingt in den Profi-Bereich. ;-)


Interessant finde ich auch die Aufnahme-Spule mit dieser Einfädelhilfe. Sowas habe ich auch schon ganz lange nicht mehr gesehen. ;-) Die Dichtungen scheinen auch alle noch in Ordnung zu sein, was nach 30 Jahren ja nicht selbstverständlich ist. Ist wohl tatsächlich gut gelagert worden, auch schon bevor sie hier bei uns im Keller gelandet ist. Wie gesagt, zum Glück ist es da unten im Keller wohl immer einigermaßen wohltemperiert mit niedriger Luftfeuchtigkeit gewesen.

Mal sehen, wann ich dazu komme, einen Film hier durch zu jagen. Vielleicht schon recht bald? Es ist ja nicht so, dass ich nicht eh noch viel zu viele s/w-Bilder in der Pipeline hätte... ;-)

Exa Ia mit Domiplan 2.8/50

"Na, was haben wir denn da? Eine Kiste mit alten Kameras, von der ich gar nichts wusste!" So oder so ähnlich stand ich gestern im Lager-Keller, als ich mal ein wenig aufgeräumt habe, damit die freundlichen Menschen mit dem neuen Kühlschrank zumindest eine kleine Chance haben, da mit dem Riesengerät auch durch zu kommen.

Darin - also in der Kiste, nicht im Kühlschrank - fand ich das ein oder andere Schätzchen, das ich hier in den nächsten Artikeln ausstellen möchte. Es regnet ja eh, da kann man ja nicht viel sinnvolles machen. Anfangen möchte ich heute bei dieser recht gut erhaltenen Exa Ia. Nachdem ich die Schwiegermutter etwas ausgequetscht habe, habe ich herausgefunden, dass die wohl in einem Prag-Urlaub Ende der 1970er angeschafft worden sein muss, als die eigentlich mitgebrachte Kamera wohl defekt war. Sozusagen eine Überbrückungskamera. ;-) Ich wusste gar nicht, dass die erste Exa so lange gebaut wurde, aber offenbar war das wie mit dem berühmten Trabi: Wenn es funktioniert, dann ändern wir es auch nicht. Denn wie man sieht, das Design und vor allem der Funktionsumfang dieser Kamera ist doch sehr '60er. Tatsächlich sagt das Internet auch: Ja, in der DDR wurde dieses Teil von der Mitte der 1960er bis 1977 gebaut. Es handelt sich also wahrscheinlich um ein eher spätes Modell.


Auf Grund der unsachgemäßen Lagerung in einer Kiste im Keller - immerhin ist da unten eine ziemlich gleichbleibende Temperatur und keine Feuchtigkeit - hatte sich der Sucher-Schirm aus der Fassung gelöst und den Schwingspiegel verklemmt. Da man den Sucher abnehmen kann, wenn auch mit einem kleinen Bisschen wohl dosierter Gewalt, um die Haftreibung der letzten 40 oder mehr Jahre zu überwinden, konnte ich das relativ leicht reparieren: Die Linse/Mattscheibe/Prisma war einfach nur aus ihrer Halterung gesprungen, in der sie auf jeder Seite zwei metallenen Blattfederchen fixiert ist. (Die gewölbte Seite gehört übrigens wohl nach oben, was mich erstmal etwas verwirrt hatte, denn das Teil lag umgekehrt im Lichtschacht.) Dort, wo das Glas die letzten Jahre gegen den Spiegel gestoßen hat, sind jetzt ein paar Kratzerchen im Glas, aber ansonsten scheint alles OK zu sein: Die Kamera lässt sich spannen und bei den wahnsinnigen vier Belichtungszeiten (plus B) auch auskösen.


Ich werde also demnächst mal einen der guten tschechischen Fomas einlegen und schauen, was für Fotos dabei raus kommen. Das Objektiv - ein Domoplan 2.8/50, drei Linsen, drei Gruppen - scheint jedenfalls durchaus brauchbar zu sein. Blenden- und Fokus-Ring lassen sich problemlos, wenn auch dem Alter entsprechend etwas schwergängig, bedienen. Der Blendenring ist in halben Blendenstufen geklickt, was bei der zur Auswahl stehenden der Belichtungszeiten schon etwas seltsam anmutet. Die Blende mag aber nach dem Abblenden nicht wieder in die weit offene Position zurück springen, da ist wahrscheinlich die Ölung ausgetrocknet. Immerhin ist nichts auf den Lamellen zu sehen, also keine Ölspuren oder Verharzung.


Da diese Kamera keinen Verschluss im eigentlichen Sinne hat, also keinen Vorhang, weder aus Metall noch aus Stoff, sondern irgendwie ganz seltsam mit mechanischen Teilen und dem Spiegel funktioniert, die den Lichtschacht abdecken, bin ich auf jeden Fall mal gespannt, was raus kommt.


Von Innen sieht das gute Stück dann auch noch mal sehr interessant aus, denn im Gegensatz zu allen anderen Kameras, die ich in meinem Besitz habe - auch der alten russischen Zenit -, hat die Exa offenbar eine eigene Spule, die man aus dem Gehäuse entnehmen kann, um den belichteten Film aufzunehmen. Wusste ich zB noch nicht, dass es sowas in den 1970ern noch gab. Wenn man Film-Patronen verwendet, ist das auch glaube ich eher unsinnig, vor allem weil die Kamera einen ganz normalen Rückspul-Mechanismus hat. Wenn man allerdings eine zweite Spule hätte und in einer Dunkelkammer Meterware aufspulen würde, könnte ich mir vorstellen, dass das ganz praktisch sein kann: Einfach auf die eine drauf, belichten und wenn man fertig ist, die andere Spule entnehmen und entwickeln. Würde vielleicht sogar ein Wechselsack für reichen.

Nikon PK-13

In den Überraschungspaket war noch mehr drin: Zum Beispiel dieses hübsche PK-13 Verlängerungsrohr, perfekt für den geneigten Makro-Fotografen, dem die normalen Nahlinsen nicht ausreichen. ;-)


Habe damit die letzten Tage mal etwas experimentiert. Da es sich um einen AI-Zwischenring handelt, der keine elektronische AF-S Blenden-Steuerung durchreicht, ist mein 50mm G natürlich unbrauchbar. Aber das Series E 50mm ist ein guter Kandidat für diesen Einsatzzweck. Selbst mit dem 27,5 mm Rohr dazwischen ist es noch immer kleiner als so manches einzelne Objektiv:


Man sollte meinen, dass ich damit als erstes mal in den Garten renne und ein paar Blumen und sowas fotografiere, aber ehrlich gesagt, dafür ist diese Kombi gar nicht mal so gut geeignet. Man muss so nah an das Subjekt ran gehen, dass man schon fast mit der vorderen Linse anstößt - dafür bekommt man aber fast eine 1:1 Abbildung hin, zumindest in der Kombination mit der D100, deren APS-C-Sensor ja noch mal um 1,5x verlängert. Also liegt es nahe, damit mal wieder ein paar Negativ-Experimente zu machen.

Deshalb hier jetzt mal die ersten drei Bilder von dem Film, den ich noch nicht gescannt habe, sozusagen als Sneak Preview. Zum Einsatz kam hier die D100 und die Negative habe ich auf die Durchlichteinheit vom Scanner gelegt. Das Ergebnis ist ganz OK, zumindest das bisher beste, was ich mit meinen Makro-Experimenten aus s/w-Negativen heraus geholt habe.


Aber die Auflösung ist natürlich noch höher, wenn ich die D610 benutze, selbst wenn hier die Vergrößerung nur etwa 1:1,5 ist. Dafür habe ich dann noch den +4 Diopter vorne drauf gedreht - siehe Bilder oben. Damit komme ich dann tatsächlich fast an die 1:1 ran. Das Ergebnis ist dann auch schon irgendwie schärfer. Außerdem rauscht das CCD der modernen Kamera sehr viel weniger, sodass die Negative auch viel klarer werden.


Außerdem habe ich hier auch Tageslicht verwendet, indem ich die Negative einfach vor den wolkenverhangenen Himmel gehalten habe. Das gibt ungefähr die Lichttemperatur, die ich dafür brauche, und Wolken sind von Natur aus eher diffus! ;-) Da es ein wenig windig war, ist das erste allerdings nicht ganz so scharf, wie es sein könnte, da es die ganze Zeit hin und her geflattert hat.

Fazit: Frage mich, ob ich mir hier etwas basteln sollte, um demnächst die Negative so abzufotografieren. Die Auflösung ist gut, der Kontrast gefällt mir beim Tageslicht etwas besser als mit der Scannerlampe (die ich eigentlich nur verwendet habe, weil es heute so bedeckt und regnerisch ist, dass das mit dem Davorhalten einfach nicht funktioniert hat). Für so eine Bastelstunde sollte ja ein Acrylglas-Diffusor und ein Rohr aus dem Baumarkt eigentlich ausreichen, oder?

Ach ja, die hier gezeigten Negative sind übrigens mit der EOS 10s vom $kunden belichtet, das war der Testfilm. Von dem, was ich bisher von den Negativen gesehen habe, sind die Bilder sehr gut geworden, die Kamera und all ihre Funktionen scheinen also bestens in Schuss zu sein, wenn man mal von den üblichen Alterserscheinungen absieht, die ich ja bereits im verlinkten Artikel beschrieben hatte.

Nikkor AI 35mm 1:2, wieder rund gebogen

Weil ich heute Nachmittag ein bisschen Zeit hatte, habe ich mich mal hin gesetzt und mit der kleinen Zange so lange am Filtergewinde des letztens erst vorgestellten Nikkor 35mm herum gedängelt, bis ich das alte Skylight-Filter zumindest ein Stückchen weit rein drehen konnte. Denn: Ich habe doch ein bisschen Angst, dass ich mit die Frontlinse verkratze, wenn ich da kein Filter drauf habe, und ein Deckel wollte in dem verbeulten Gewinde auch nicht halten.



Wie man sieht, jetzt hat es noch ein paar Beulen mehr, aber immerhin halten sowohl Filter als auch der Deckel (den ich vom Tokina geklaut habe, weil das eh gerade nicht in Benutzung ist, weil an dem die Blende ja nicht geht). Ist zwar nicht schön, aber solange es nicht ins Bild hinein reicht, ist mir das egal. Außerdem habe ich den Eindruck, dass sich der Fokus-Ring jetzt wieder besser drehen lässt. Scheint wohl nicht mehr aneinander zu schrabben.

Müsste mir dann mal ein weiteres einfaches UV-Filter zulegen, dass ich da stattdessen anbringen würde. Das alte Skylight ist doch schon ziemlich angefressen, das hatte ich ja irgendwann mal von einem der alten Zooms abgemacht, weil es im Gegenlicht schon einige Probleme hatte. Setzt voraus, dass ich das Skylight auch wieder runter kriege, ich hab es jetzt schon ziemlich fest gedreht...

Ansonsten: Hatte ich erwähnt, dass diese alten AI-Objektive ziemlich gut aussehen? Also, ist jetzt meine persönliche Meinung, aber vom Design her sieht es selbst in diesem verrammelten Zustand besser aus als so manches moderne Objektiv. Und stabiler sind die Dinger allemal. Selbst meine beiden E-Serien Objektive sind stabiler gebaut als das 50mm G. ;-) Die könnte man wahrscheinlich nicht einfach so mit der Feinmechanik-Zange wieder hin bekommen, nachdem sie so verbogen waren.

Tamron AF Aspherical 28-80mm 1:3.5-5.6 77D

Dieses Objektiv habe ich zusammen mit der Nikon F50 bekommen. Es gehört ungefähr in die gleiche Zeit, also um das Jahr 1995 herum. Tamron gehört auch heute noch zu den günstigeren Drittanbietern, die aber zugleich auch den Anspruch erheben, nicht unbedingt die schlechteste Ware abzuliefern. In den 1990ern herrschte noch rege Konkurrenz bei den Objektivherstellern, ein Trend, der meiner Meinung nach etwas abgeflaut hat: Die Dritthersteller begnügen sich heute meist entweder mit dem Billig-Segment oder bauen umgekehrt sehr exklusive Linsen mit dem entsprechend hohen Preis, während die Kamera-Hersteller eigentlich wieder mehr im mittleren Segment dominieren. Ist jedenfalls mein persönliches Gefühl, ihr dürft gerne anderer Meinung sein. ;-)


Wie man sieht, hier ist eigentlich alles aus Plastik. Wer oft und - so wie ich - manchmal auch etwas ruppig sein Objektiv tauscht, der wird das Metall am Bajonett vermissen. Umgekehrt macht das fehlende Alu dieses Objektiv sehr leicht. Dadurch passt es auch sehr gut zur ebenso leichten F50, denn jedes Gramm, das vorne über hängt und den Schwerpunkt weiter nach vorne zieht, zählt.

Dieses Standard-Zoom deckt einen recht weiten Bereich ab. Mein erstes Objektiv, dass ich mit der F601 bekommen hatte, ging nur von 35 bis 70mm. Gerade die Erweiterung des Bereiches nach unten ins Weitwinkligere ist oft hilfreich, wenn man viel Landschaft fotografiert, so wie ich, oder auch in engen Straßen und Gassen ein paar Gebäude komplett auf den Film oder Sensor kriegen möchte. Für künstlerische Anwandlungen ist es dann vielleicht doch wieder nicht weitwinkelig genug und der große Minimalabstand stört - dazu gleich mehr. Der leicht erweiterte Tele-Bereich hingegen macht nicht so viel aus. Viele hatten damals (und haben auch heute noch) ein zweites Tele-Zoom, das diesen Bereich, meist so ab 70 oder 75mm, mit abdeckt; ist also nicht kriegsentscheidend. Hingegen war ich damals einer der Wenigen in meinem näheren Umfeld, der sich ein extra Weitwinkel-Zoom angeschafft hatte.


Die Fotos aus dem Garten habe ich gemacht, als ich das Ding gerade das erste Mal ausgepackt hatte, und sofort fiel mir auf: Der Mindestabstand von 70cm ist doch recht groß. Wer gerne im Weitwinkel-Bereich Blumen-Details fotografieren möchte, braucht hier definitiv eine Nahlinse oder sonstige Hilfsmittel. Ich habe mich über die Zeit so an "Minimalabstand ungefähr gleich Brennweite" gewöhnt, dass ich erst mal etwas verwirrt war: "Wie jetzt, noch einen Schritt zurück...?" OK, im Tele-Bereich stimmt diese Rechnung ja auch wieder. Trotzdem, selbst mein billiges, etwa gleich altes Exakta startet bei ca 50cm, genau wie das - allerdings sehr viel neuere - Tamron Reisezoom. 20 cm klingt jetzt nicht nach viel, aber gerade, wenn man weitwinklig in den Makrobereich will, zählt jeder Zentimeter.

Ach ja, und außerdem hat es keine Entfernungsskala. Was das damals für eine Mode war, habe ich auch nie verstanden. Hat die Marketing-Abteilung gedacht: "Uh, das ist ein Einsteiger-Objektiv, da darf man die Leute nicht mit so vielen Zahlen überfordern"? Oder war das einfach damals die schlichte, futuristische Design Language, die das verboten hat? Ich find's albern, ich habe gerne eine Skala. War aber damals Gang und Gäbe, dass die gerade in diesem Preis-Segment weg gelassen wurde. (Oder wollte man sich nicht die Blöße geben, dass man sich schon in der Fabrik nicht die Mühe gemacht hat, die Teile richtig auf den jeweiligen Anschluss anzupassen? Dieses Exemplar jedenfalls lässt sich ein ganzes Stück über Unendlich hinaus drehen, weiter als es für den Zoom-Bereich eigentlich nötig wäre. Und ja, nach dem Ändern des Zoom-Ausschnitts muss man definitiv noch mal den Fokus nachjustieren, denn der ändert sich!)

Nach den eher zufälligen Bildern oben habe ich dann jetzt noch mal ein paar systematischere Experimente angestellt. Als erstes die Auswirkung der gewählten Blende auf das Ergebnis beim Weitwinkel: Bei 28mm ist f/3,5 die Offenblende und man kann sehr starke Vignettierungen in den Ecken erkennen. Also, schon extrem! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, hier haben die Ingenieure einfach die alte 35mm-Rechnung übernommen und noch ein kleines Bisschen vorne dran gepappt. Im Labor wurden die Negative ja meist sowieso nicht 1 zu 1 auf den Abzug übernommen, da war immer ein kleines bisschen Rand, der abgeschnitten wurde. Oder der Dia-Rahmen hat die Ecken ein bisschen abgedeckt und durch die Projektion kamen in den Ecken eh noch mal weitere Abschattungen hinzu. Aber das, was ich hier auf dem ersten Bild sehe, ist doch schon ziemlich extrem, und ich habe hier auch nicht am Kontrast gedreht, um das extra raus zu holen.


Blendet man dann eine Stufe (und etwas mehr) auf f/5,6 ab, geht die Abschattung schon ein bisschen weg, ist aber noch deutlich wahrnehmbar. (Zweites Bild.) Erst ab f/8 (drittes) nimmt man sie flüchtig betrachtet kaum noch wahr und bei f/11 (viertes Bild) ist sie fast ganz weg. Allerdings lässt hier die Schärfe auch langsam schon wieder nach. Sieht man in den original-großen Bildern natürlich besser. Die Schärfe ist meiner Meinung nach bei f/8 am Besten. Man muss allerdings zugeben, dass sie über den gesamten Bereich, den ich hier vorstelle, durchweg gut ist. Auch erkenne ich wenige bis gar keine Chroma-Fehler; das groß auf dem Gehäuse beworbene Aspherische Element scheint also seine Arbeit vernünftig zu machen.

Das Bokeh ist erstaunlich OK für so ein relativ altes Zoom. So richtig weiche Soße wie bei einer Festbrennweite, die sich um zwei Blendenstufen (oder mehr, wenn man das nötige Kleingeld hat) weiter öffnen lässt, darf man allerdings nicht erwarten. Aber das tut ja auch keiner. Die Verzerrungen halten sich auch in Grenzen, selbst die unscharfen Bereiche in Richtung der Ecken sehen nur mäßig langgezogen aus. (Mehr zu der anderen Art von Verzerrung aber gleich weiter unten.)

Im Weitwinkel-Bereich stört mich also am meisten die Vignettierung in den Ecken und der sehr lange Minimalfokus. Bei einem Objektiv, das eh schon bei der Lichtstärke eher so Mittelmaß ist, wird man beide Phänomene auch im Einsatz in der realen Welt bemerken: Im Schatten oder Abends, wenn man noch den ISO 100 Film in der Kamera hat, will man möglichst viel Licht rein bekommen und möglichst wenig verwackeln. Hier bin ich definitiv gespannt, wie die Bilder vom Film aus der F50 aussehen.

Im Tele-Bereich macht das Objektiv definitiv einen besseren Eindruck: Die Abschattungen an den Ecken sind weggeschnitten und der Minimalfokus passt ganz gut zur Brennweite. Auch hier ist die Schärfe erstaunlich gut, es sind praktisch keine Chroma-Fehler zu sehen, und auch die Hintergrundunschärfe ist brauchbar, mit den gleichen Einschränkungen wie oben. Der Telebereich ist somit bis auf die noch mal schwächere Lichtstärke also wenig problematisch. (Bilder unten bei f/5,6 - offen -, f/8 und f/11.)


Kommen wir nun zu der anderen Art von Verzerrung: Kissen und Tonnen und sowas. Davon haben wir hier reichlich. Ich habe zum Test mal die Backsteinmauer fotografiert. Ich kann zwar nicht mit Sicherheit sagen, dass die Maurer jeden Stein ganz genau gerade gelegt haben, aber sie haben sicher nicht so unsauber gearbeitet:


Gerade beim ersten, dem Weitwinkel-Bild, komme ich mir ein bisschen vor wie auf hoher See: Rauf, runter, rauf... entscheidet euch mal! ;-) Auch hier hinterlässt das Objektiv im Tele-Bereich einen viel besseren Eindruck, weil es die verwundenen Stellen an den Rändern einfach weg schneidet.

Ansonsten, was gibt es noch zu berichten? Insgesamt gefallen mir die Farben ganz OK; sie sind zumindest nicht weit weg vom Original. Kontrast ist auch ganz gut. Selbst an einem diesigen Tag früh morgens kann man noch ohne große Nachbearbeitungen die Gebäude jenseits der Kuhweid' gut erkennen.


Die drei Bilder hatte ich hauptsächlich als Beispiel für den abgedeckten Zoom-Bereich gedacht. Ganz weit, normal-Brennweite in der Mitte, und zum Schluss maximales Tele. Damit kann man schon arbeiten und wenn man nicht gerade eine Wand aus 3 Meter Entfernung fotografiert, fallen die vielen kleinen Fehler auch gar nicht so sehr auf.

Was mich zu meinem Fazit bringt: Dafür, dass ich die F50 mit diesem Objektiv praktisch als Dreingabe bekommen habe, kann ich mich nicht beschweren. Einem geschenkten Gaul und so. Auch, wenn man nach einem erweiterten Normalbrennweiten-Zoom sucht, das nicht allzu viel wiegt, kann man hier glücklich werden. Die geringe Lichtstärke, gerade im Tele-Bereich, ist bei Film-Fotografie aber eher hinderlich. An der Digitalkamera drehe ich dann einfach an der ISO-Schraube, aber einen Film wechselt man nicht mal eben so. Das Objektiv ist recht kompakt, kommt aber naturbedingt nicht an die Kompaktheit einer Festbrennweite heran. Insgesamt also eine etwas gemischte Erfahrung. Ich werde es wahrscheinlich nicht behalten, schon alleine um das 35mm, weswegen ich dieses Paket überhaupt gekauft hatte, gegenzufinanzieren. Außerdem: Ich habe genug anderes Altglas in dem Brennweiten-Bereich. Auch wenn ich es mal direkt mit meinem alten Exakta vergleichen sollte...

Was noch an Experimenten fehlt: Im Dunkeln mal Punktlilchtquellen fotografieren und das Flare-Verhalten angucken. Aber es ist Sommer, es wird ja nicht richtig dunkel! ;-)