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Schwarz-weiß und analog, Teil 206: Seelscheider Friedhof, mal wieder

Kentmere 400 #1, Oktober 2022
  • Nikon F50, Tamron AF Aspherical 28-80mm 1:3.5-5.6 77D
  • Entwicklung: Microphen Stock, 8:00 Minuten 20°C, Adofix Plus 1+5, 4:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Gerade vom Trekdinner zurück, da trifft es sich immer gut, dass man noch einen s/w Artikeln (oder fünf) aus der Retorte holen kann! Das ist genau das, was ich jetzt brauche! ;-)

Heute also ein paar Bilder aus Seelscheid, beginnend mit dem Gesteck, das wir im Winter auf den Friedhof geschleppt hatten. (1/250s, f/5,6, @~28mm.) Wie man sieht, das Bild ist extrem schief geraten, was hauptsächlich daran liegt, dass ich ganz weit runter musste und mir dann die Fototasche fast wieder um die Ohren geflogen wäre, also alles wie immer. Daraufhin habe ich panisch gezuckt und dabei ist dieses Bild entstanden. Hat auch was! ;-) Also, eigentlich nicht wirklich. Was hab ich letztens gelernt? Im Kino nennt man das den Dutch Angle? Klar, wenn man so mit einem Bein oben und mit dem anderen unten auf dem Deich steht... :-D Ansonsten ein eigentlich (technisch) ganz gut gelungenes Foto: Kontrastreich aber trotzdem mit schönen Mittentönen, scharf und nicht zu körnig. Wieder stelle ich fest, dass unter den richtigen Bedingungen mit dem Tamron ganz brauchbare Fotos zu machen sind, auch wenn mir gerade hier im Weitwinkel-Beriech ein bisschen die Unschärfe fehlt. Nun muss ich zugeben, dass ich aber auch entsprechend abgeblendet hatte, um die Blumen alle scharf zu bekommen.

Auf der anderen Seite des Friedhofs habe ich mal wieder nach dem Zustand meines Caches geschaut und dabei diese Pflanzschale auf der Bank gefunden, also gleich zwei Gründe, ein Foto zu machen. (1/250s, f/5,6, @80mm.) Der Trick bei Zooms ist halt, um ein wenig Unschärfe ins Bild zu bekommen, möglichst weit rein zu zoomen. Dann klappt es sogar ganz gut. Trotzdem ist das Bild schief, obwohl ich hier dem schiefen Zaun und der schiefen Bank die Schuld geben möchte. Der Zaunpfosten selber ist nämlich eigentlich ziemlich genau am Rand ausgerichtet. Insgesamt ein ganz interessantes Bild. Besonders die durch die Bank ragenden Grashalme haben es mir angetan.


Zurück vom Friedhof habe ich dann mal wieder den Strommast neben der Garage fotografiert, weil ich noch immer fasziniert bin, dass es auch im Jahre 2022 noch immer oberirdische Leitungen bei uns im Dorf gibt. (1/1000s, f/8, 80mm.) Habe hier mit dem Exposure Lock gearbeitet, weiß aber gar nicht mehr, was ist eigentlich angepeilt hatte. Wahrscheinlich den Zaun, der vor dem Masten unten steht, der dürfte die passende Helligkeit gehabt haben. War mal wieder einfacher, als die Kamera auf manuell zu stellen, das ist bei der F50 ja mit dem Drücken von mindestens zwei Tasten zugleich verbunden. Da geht das so echt bequemer. Dass das Bild so schief wirkt, ist in diesem Fall aber ein gewolltes Stilmittel. Der Blick nach oben ist eh meist nicht besonders gerade und so stellte sich mir der Mast an jenem Oktobertag halt gerade dar.

Und, huch, was ist denn das? Wir sind wieder zurück am Friedofseingang, wo das Hunde-Verboten-Schild hängt? (1/360s, f/4, @~40mm.) Ja, das kommt davon, weil das zwischen die hochkanten nicht so gut dazwischen gepasst hätte und es mir hier unten einfach besser gefällt. Wie immer finde ich dieses Schild am Tor ganz spannend und bei der offenen Blende bekommt man auch wieder ein kleines bisschen Bokeh in den Hintergrund. Ansonsten muss man sagen, scharf ist das Ding ja tatsächlich, die Schrauben und der Schmutz am Schild kommen schon recht krass raus.


An der neuen Bank bei den Weltkriegskreuzen saß dann noch der letzte Schmetterling des Jahres rum, den ich auch mal mitgenommen habe. (1/250s, f/5,6, @80mm.) Bei geschlossenen Flügeln fällt es auch gar nicht so sehr auf, dass das "nur" ein s/w-Bild ist. Hier möchte man vor allem unweigerlich hinein zoomen und dann kann man feststellen: Ja, die Auflösung des Kentmere ist gar nicht so schlecht. Auch die Fühler und die feine Maserung des Holzes sind sehr gut erkennbar. Technisch ist der Film also durchaus besser als der böse Fomapan. Sollte mal mehr damit fotografieren. ;-) (Noch mehr?)

Gieskannen haben es mir ja auch angetan, besonders wenn sie in Horden daherkommen. (1/180s, f/3,5, @28mm.) Hätte glatt noch einen Schritt näher ran gehen können, um den Weitwinkel-Effekt noch zu verstärken. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich nicht schon die minimal zur Verfügung stehenden 70cm voll ausgenutzt habe. Das war ja einer der größten Kritikpunkte, die ich an diesem Objektiv hatte. Insgesamt ist das aber ein ganz nettes Bild geworden, bei dem die weiter hinten stehenden Kannen langsam in der Unschärfe verschwimmen. Und es ist einigermaßen gerade! ;-) (Ist bei mir ja nicht immer gegeben, siehe oben!)


Dass ich die Gärtnereireste tatsächlich noch auf Film festgehalten habe, ist gar nicht so blöd gewesen, denn mittlerweile sind die alten Gewächshäuser komplett verschwunden und ich nehme fast an, dass hier demnächst eine Neubausiedlung entstehen wird. (1/2000s, f/3,5, @28mm.) Dafür, dass ich hier mehr oder weniger blind durch den Zaun fotografiert habe, ist das Bild echt ganz brauchbar geworden. Eindach mal drauf gehalten, klappt halt manchmal sogar auch! Wobei ich den Eindruck habe, es könnte nach hinten hin etwas schärfer sein. Da hat sich der unbeobachtet Autofokus wohl eher vorne was gesucht. Na, aber egal, einen Eindruck davon, wie es da aussah, bekommt man so auch. Auf s/w sieht das sogar schon ein bisschen nach Lost Place aus. ;-)

Und zuletzt noch die Schlitten von mir und meinem Bruder unter der Carport-Decke, direkt neben den alten Zink-Wannen, in denen früher immer Gebüsche standen. (1/6s, f/3,5, 28mm.) Samma, wie hab ich eigentlich bei einer Sechstel Sekunde die Kamera so still halten können, dass da tatsächlich ein brauchbares Bild bei rum gekommen ist. Kann doch gar nicht sein, oder, da hab ich doch einen falschen Wert in meiner Sheets-Tabelle stehen, oder? Das heißt 1/60s oder?! Ich kann mich leider nicht erinnern, wie dunkel es da tatsächlich unter dem Cartport war, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht 1/6s ist, sondern 1/60s! Ansonsten ein sehr interessanter Abschluss dieses Tages und dieses Eintrages, denn nicht nur sieht man, dass der Film und der Entwickler gut zusammen spielen, sondern auch wieder, wie bei Minimalbrennweite das Objektiv die geraden Linien am linken Rand ein bisschen zu einem Pincushion verzerrt, besonders in dieser Aufwärts-Perspektive. Spannendes Bild, das mich zu wilden Spekulationen verannlasst! ;-)

Nächstes Mal: Tiefstehende Sonne in Hennef.

Schwarz-weiß und analog, Teil 205: Troisdorf-Kriegsdorf im Herbst

Kentmere 400 #1, Oktober 2022
  • Nikon F50, Tamron AF Aspherical 28-80mm 1:3.5-5.6 77D
  • Entwicklung: Microphen Stock, 8:00 Minuten 20°C, Adofix Plus 1+5, 4:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Heute war zwar durchweg sonniges Wetter (und noch immer schweinepopo-kalt), aber ich hatte bisher keine Zeit zu nix und werde wahrscheinlich auch nicht mehr dazu kommen, vor die Tür zu gehen und neue Fotos zu machen, daher also einen Instant-Artikel veröffentlichen: Nur noch das passende Datum hinzufügen und fertig! ;-)

Und zur Feier des Tages mal was anderes: Ich habe letzten Herbst noch mal die Nikon F50 raus gekramt und einen Kentmere 400 damit voll gemacht. Außerdem habe ich zu diesem Zweck einfach mal das Tamron-Objektiv verwendet, das ich damals mit der Kamera zusammen bekommen habe. Das macht eigentlich ganz brauchbare Fotos, natürlich mit den Einschränkungen, die ich damals schon alle aufgeschrieben hatte. Es ist halt "nur" so ein einfaches und recht günstiges Zoom, von denen ich im Allgemeinen ja sowieso nur mäßig begeistert bin. Aber dieses hier ist ganz OK, weswegen ich auch noch mal einen Film damit voll machen wollte. Außerdem wollte ich testen, wie sich der Kentmere 400 in Microphen verhält. Das war damals so ein Test, wie der grundsätzlich aussieht, bevor ich anfange, ihn in unendliche Weiten zu pushen! ;-)

Den Anfang macht ein Garagentor mit einem Auto drauf gemalt das ich nach dem Parken in Kriegsdorf praktisch direkt an der nächsten Ecke gefunden habe. (1/750s, f/5,6, @80mm.) Das Ergebnis ist ganz gut: Schön ausgeglichene Kontraste und für einen 400er Film recht wenig Körnung. Das Objektiv ist für diese Kombination aus Entwickler und Film zudem ausreichend scharf genug, der Autofokus hilft zudem, denn wie ich ja schon häufiger berichtet habe: Ich bin eigentlich blind wie ein Fisch an Land! :-/ Was mir bei den vielen geraden Linien auffällt: Die Verzerrungen dieses Objektivs halten sich zumindest ganz am oberen Ende des Zoom-Bereiches sehr in Grenzen. Alle geraden Linien sind auch weiterhin gerade. Aber dass das Ding im Tele-Bereich ganz OK ist, hatte ich ja damals (s.o.) schon festgestellt.


An Kugummi-Automaten gehe ich ja auch selten vorbei, ohne ein Foto zu machen. (1/500s, f/4,5, @~40mm.) Auch hier gefallen mir die mäßigen Kontraste ganz gut. Der Kentmere in Microphen scheint einen sehr viel moderneren Look zu haben, als es der Foma in Adonal hat. Macht ja auch Sinn, es handelt sich eindeutig um die aktuellere Kombination. Gefällt mir ganz gut. Das Motiv selber: Ist halt ein Kaugummi-Automat. Ich weiß auch nicht, warum ich die Dinger immer so faszinierend finde! ;-)

Alte, nicht mehr aktuelle Schilder sind fast genau so anziehend. (1/1500s, f/4, @35mm) Dieses hier gehört zur Metzgerei, die mittlerweile geschlossen war. Ist ja leider häufig, dass diese kleinen Läden vor Ort alle zu machen mussten, weil sich deren Betrieb praktisch nicht mehr lohnt. Zurück bleibt dann dieser Mann mit dem Messer, der mir einen gewissen Vibe von Psycho verpasst! :-D

Mein nächstes Opfer war dieser komplett zugewucherte Laternenmast. (1/750s, f/5,6, @80mm.) Leider bekommt man selbst bei diesen Abständen von Vorder- und Hintergrund auch bei vollem Zoom und Offenblende so gut wie keine Separation durch Unschärfe hin. Dafür sind diese Zooms einfach nicht gemacht und auch der Grund, weshalb ich sie eher selten verwende. Hätte ich hier das 85mm Festbrennweiten-Nikkor benutzt, hatte ich mal ganz einfach f/2 wählen können und zack: Blurry Background. OK, dann wäre der Film aller Wahrscheinlichkeit wohl zu schnell und die Kamera zu langsam! ;-)


Das dritte hochkante Bild in dieser kleinen Serie hat eine gewissen Lokalkolorit: Ein Hennes-Häuschen für Vögel! ;-) (1/2000s HI, f/4,8, @35mm.) Dass die Kamera an dieser Stelle mich vor Überbelichtung gewarnt hat, habe ich großzügig ignoriert, schließlich wollte ich ja auch für das Vogelhaus und die Lampe belichten, nicht für den viel zu hellen Himmel im Hintergrund. Das Ergebnis ist trotz meiner Faulheit - ich hätte schließlich auf manuell wechseln können und die Punkmessung anschalten sollen - gut geworden. Eigentlich sogar sehr gut. Viel Kontrast und trotzdem noch leichte Wolkenstruktur im Himmel. Witziges Bild.

Das mit Holz verkleidete Haus konnte ich auch nicht einfach so links liegen lassen. (1/90s, f/8, @35mm.) Bei f/8 sieht das Bild schon fast überscharf aus; mit dem Objektiv lassen sich also definitiv scharfe Fotos machen. Das Verhältnis von Kontrast zu Rauschen der Körnung ist angemessen für einen 400er Film, nicht zu heftig, aber auch nicht zu subtil. Man sieht, dass es sich um ein Bild auf Film handelt.


Wenn es einen Spielplatz in der Nähe gibt und dieser ein Schaukel-Dingsbums beinhaltet, bin ich auf jeden Fall dabei! So auch bei diesem Delphin. (1/60s, f/5,3, @~70mm.) Auf so kurze Entfernung lässt sich dann tatsächlich etwas Bokeh provozieren, das auch gar nicht mal so schlecht aussieht. Ja, man merkt, dass der Lichtwert dieses Objektivs eher auf der dunklen Seite ist, aber trotzdem kann man gut den Vordergrund vom Hintergrund trennen. Der Zaun ist vielleicht etwas nervös. Trotzdem ein nettes Bild.

Dann fing es an zu regnen und wir haben uns bei der Kirche untergestellt. (1/750s, f/4, ~40mm.) Man wieder hattte ich Probleme, die Kamera gerade zu halten. Das liegt in diesem Fall aber hauptsächlich daran, dass wir uns tatsächlich beeilt haben, unter den schützenden Baldachin zu gelangen. Wie gesagt, nass von oben, und die F50 ist jetzt auch eine Kamera, die glaube ich nicht besonders wasserfest ist. ;-) Das Tamron schon mal gar nicht! :-D


Aber immerhin gibt es hier ein Schwein. (1/90s, f/4,8, @~55mm.) Das grunzt und qiekt leider nicht, weil es aus Metall ist, aber ein spannendes Foto hat es trotzdem abgegeben. Auch hier sehen wir die Andeutung von Bokeh im Hintergrund. Bei einer 1/3 Blende über f/4 kann man das bei dieser Brennweite gerade noch so erwarten.

Kleines Fazit: Kentmere 400 in Microphen geht gut. Leider sind dann sowohl Film als auch Entwickler deutlich teurer als Foma und Adonal.

Schwarz-weiß und analog, Teil 204: Delta im Fast-Hellen

Ilford Delta 3200 #1, Oktober 2022
  • Nikon F601, Nikkor 35mm 1:2. AF Nikkor 85mm 1:1.8
  • Entwicklung: Microphen Stock, 9:00 Minuten 20°C, Adofix Plus 1+5 (4. Benutzung), Adoflo II 1+200
Heute möchte ich in fünf Bildern vorstellen, wofür ich eigentlich eine ganze Rolle bräuchte. Vor allem, ich kann die Bilder, die die meiste Aussagekraft haben, leider überhaupt nicht hier rein stellen - nämlich die 32 restlichen Fotos dieses Films -, weil da Personen drauf sind. Ah, nagut, ich nehm noch vier weitere dazu, ganz unten am Ende: Die Hunde und die längst gegessene Pizza werden wohl nichts dagegen haben. ;-)

Und zwar geht es um die Entwicklung des Films, für den ich bisher das meiste Geld ausgegeben habe. Mal was anderes als die üblichen Fomapans. Auch besser als die etwas besseren Kentmeres. Nämlich ein Ilford Delta 3200. Warum dieser Film? Weil ich erst auf einer Familienfeier und dann bei einem unserer kleinen Zusammentreffen verrückter Tomb Raider war und beides hat im Haus stattgefunden, wo wenig bis kaum Licht vorhanden ist. Wenn ich also nicht den Blitz auspacken wollte, musste ich etwas empfindlicheres verwenden. Da hat man heutzutage ja kaum noch eine Auswahlmöglichkeit: Zwischen den noch einigermaßen normalen ISO/ASA 400 Filmen wie den bereits erwähnten Kentmere/Foma und dem recht teuren Ilford Delta 3200 klafft eine ziemliche Lücke, was den Preis und die Empfindlichkeit angeht. Und auch der Delta hat zwar 3200 auf der Packung stehen und die DX-Kodierung behauptet das auch, aber eigentlich handelt es sich um einen Film, der eigentlich nur so um die ISO 1000 hat und nur aufgrund seiner guten Pushbarkeit als 3200er verkauft wird. (Ganz verrückte Menschen pushen den ja sogar bis 6400 oder gar noch weiter, aber ich weiß nicht, was das dem Kontrast antut!)

Die Alternative zum Delta wäre Kodak Tmax P3200. Der ist noch mal 2 Euro teurer. Von dem, was ich aus dem Internet heraus gelesen habe, scheint das so eine Art Glaubensfrage zu sein, welchen der beiden Filme man am Ende bevorzugt. Ich habe mich fürs erste für den günstigeren der beiden entschieden, schließlich wollte ich erst mal schauen, ob ich überhaupt damit zurecht komme und wie mir das Endergebnis an sich zusagt. Dazu hatte ich mir in weiser Voraussicht gleich eine Packung von Ilfords Microphen-Entwickler besorgt, weil dieser extra zum Pushen dieser Art von Filmen ausgelegt ist.

Aber jetzt genug Vorrede, hier die Ergebnisse. Anfangen möchte ich mit den Bildern, die am Ende der beiden oben erwähnten "Veranstaltungen" noch auf der Rolle waren. Die habe ich an einem frühen und leicht diesigen Morgen verschossen, bevor die Sonne so richtig aufgegangen war. Trotzdem war es schon so hell, dass die meisten Bilder bei sehr schnellen Zeiten entstanden sind - die Filmgeschwindigkeit ist schon extrem! Und dabei hatte ich extra nur das 35mm mitgenommen, weil ich dachte: "So früh morgens wirst Du f/2 sicher brauchen können, selbst bei einem Weitwinkel!"

Das erste, was mir über den Weg lief, war dieses Pferd. (35mm, 1/1000s, f/4.) Wie man sieht, es war doch schon erstaunlich hell! Aber was noch viel erstaunlicher ist: Auch so ein hoch empfindlicher Film mach erstaunlich scharfe und nicht zu grobkörnige Bilder! Das Rauschen ist von der Menge her durchaus vergleichbar mit dem, was meine D601 bei diesem ISO-Wert produziert. Gut, die Körner im Film sind definitiv größer als die Pixel im CCD, aber erstaunlicherweise nicht so störend, wie ich es erwartet hatte. Bei normaler Größe betrachtet - also maximal bildschirmfüllend auf meinem Full-HD 24-Zöller - sieht es kaum anders aus als der Kentmere 100, den ich letztens vorgestellt habe, den ich in Adonal entwickelt hatte. Wenn man natürlich in die 4k-Version hinein zoomt, finden sich schnell Stellen, an denen das Rauschen und Kribbeln des Korns extrem sind. Aber nie unangenehm, meiner Meinung nach. Der Kontrast zwischen den einzelnen Körner ist durchaus zu verkraften. Und so bekomme ich hier ein wirklich schönes Pferdeportrait mit guter Auflösung und nicht allzu übertriebenen Kontrast, den ich aufgrund des Push eigentlich erwartet hatte. Einzig der helle Streifen am unteren Rand stört mich ein bisschen, der daher kommt, dass der Film sich hier im Negativ-Halter hoch gebogen und das Scannerlicht ungünstig gebrochen hat. Das Material erinnert sich also definitiv daran, dass es lange auf eine Spule gewickelt war. Vielleicht hätte ich den Film vor dem Scannen ein paar Tage in meinem Negativ-Buch platt pressen sollen? ;-)


Im folgenden Bild - noch ein Pferd - ist der Kontrast schon ein ganzes Stück kräftiger ausgeprägt. (35mm, 1/250s, f/4.) Trotzdem ergibt sich ein recht gefälliger Gesamteindruck. Es rauscht zwar gerade in den Mittentönen im Wiesen-Bokeh sehr stark, aber ich kann doch einigermaßen damit leben, wenn ich mir gleichzeitig vor Augen halte, wie dunkel es an jenem Tag tatsächlich war und welche Belichtungswerte ich trotzdem verwenden konnte. Denn eigentlich war es hier tatsächlich noch zu hell!

Deswegen habe ich dann auch mal in den Schatten hinein fotografiert und dieses sehr schöne Vogelhaus ist dabei heraus gekommen. (35mm, 1/125s, f/2.) Davon mal abgesehen, dass mir das Motiv und die Blendenbälle in den Blattlücken im Hintergrund extrem gefallen, zeigt der Film hier seine wirklichen Stärken: Satte Töne, deren kräftige Körnung dem ganzen Bild schon fast eine siebdruckartige Qualität verleiht. Trotzdem bleibt der Schärfeeindruck gut erhalten: Die Moosflecken auf dem Dach und die Kratzer an der Seite, die aufgerissene Borke, alles ist innerhalb des Fokus-Bereichs präzise und messerscharf abgebildet.


Unweigerlich kam ich wieder beim Steinmetz vorbei, wo ich die Robbe auch mal auf diesen Film gebannt habe. (35mm, 1/1000s, f/4.) Oder ist ein Seehund? Oder gar ein Walross ohne Stoßzähne? Man weiß es nicht. Klasse Foto jedenfalls, bei dem der Film durchaus glänzen kann - auch wenn ich hier ein paar Emulsionsdefekte (die weißen Stippser) zu bemängeln habe. Krasser Kontrast, schöne Schärfe, hübsche Sechsecke im Hintergrund. Gefällt mir.


Auf dem Weg zurück durchs Dorf habe ich dann in Ermangelung von echter Architektur die Betonklötze fotografiert, die als Gegengewicht am Kran dienen. (35mm, 1/60s, f/2,8.) Normalerweise würde ich solche Bilder ja eher bei f/8 machen, aber das 35mm ist selbst recht weit offen scharf genug. Durch das raue Material fällt das Filmkorn hier praktisch gar nicht auf. Wer also gerne Architektur, besonders moderne mit freilegendem Beton, fotografiert, dabei aber kaum Licht zur Verfügung hat oder einfach grundsätzlich auf der Suche nach dieser Art von Look ist, kann auf jeden Fall zu diesem Film greifen! Ich frage mich, wie der wohl aussehen würde, wenn man ihn bei nur 1600 oder gar 800 belichten und entsprechend entwickeln würde. Wäre sicher mal ein Experiment wert.

Die nun folgenden Bilder haben alle keine Belichtungsinformationen, denn ich habe sie wie gesagt mehr so nebenbei gemacht, ohne jedes Mal genau aufzuschreiben, was ich eingestellt hatte. Sie sind (glaube ich) alle mit dem 85mm AF-Nikkor entstanden und sollten alle so um die f/4 und 1/60s schwanken - indoors war es dann doch noch ein ganzes Stück dunkler.

Der kleine weiße Wuschelhund kommt hier jedenfalls schon mal sehr gut zur Geltung. Schönes Highlight in den Augen, gut scharf und schön unscharf im Hintergrund. Dort gibt es aber auch eine ganzen Menge Rauschen zu sehen, das teilweise schon extrem kontrastreich wird. Wahrscheinlich eine Folge des wenigen Lichtes und des Push. Trotzdem ist es recht gefällig und gibt einen guten Eindruck dessen, was mit dem Film möglich ist.


Die Pizza hingegen stand auf dem dunklen Abendtisch und wurde nur von (recht langwelligem) Lampenlicht beleuchtet, dementsprechend ist hier die Körnung noch extremer. Selbst in der Maserung des Tisches ist sie noch hervorragend zu erkennen. Hier komme ich definitiv ans Ende dessen, was gerade noch so möglich ist.

Und ganz zum Schluss noch ein Bingo. Der lag in der durchs Fenster herein flutenden Mittagssonne. Hm, naja, so viel Sonne, wie man Mitte/Ende Oktober halt kriegt, wenn draußen eher mistiges Wetter ist.


Fazit: Toller Film!

Nächstes Mal: Ein Kentmere in drei Teilen, aus der Nikon F50. Ich wollte mal sehen, wie ein ganzer Film nur mit dem damals mit der Kamera gekommenen Tamron aussieht! ;-)