25 Jahre
Man sollte es kaum glauben: Deutschland ist seit 25 Jahren wiedervereint. Das ist eine saumäßig lange Zeit.
Ich kenne Deutschland länger vereint als getrennt: 1990 war ich 15 Jahre alt. Mit 15 hat man meist andere Probleme, als sich um Politik zu kümmern, aber natürlich geht sowas nicht an einem vorbei. Ich erinnere mich an meine zwiespältigen Gefühle: Geht das nicht zu schnell? Ist der ehemalig sozialistische Osten bereit für die Marktwirtschaft, oder wird "der Westen" "den Osten" übervorteilen und ausplündern, wie manche es befürchtet haben? Sind "die Wessis" umgekehrt bereit für "die Ossis"? Darf man sich überhaupt freuen, wenn die Teilung - ein Resultat eines verlorenen zweiten Weltkrieges, angezettelt von einem größenwahnsinnigen Volk - ein Ende findet? Was sagt der Rest Europas (und der Welt) zu schwarz-rot-goldenen Fahnen, die von glückstrunkenen Menschen, die auf der Mauer sitzen, geschwenkt werden?
Ja, mit 15 war ich sehr nachdenklich und von meiner Grundeinstellung eher vorsichtig. OK, habe ich nie so ganz abgelegt: Ich juble auch nicht, wenn "wir" Weltmeister werden, besaufe mich nicht sinnlos, wenn die entsprechende fünfte Jahreszeit anbricht.
Irgendwann in den frühen '90ern gab es dann eine Stufenfahrt nach Berlin. Da war von der Mauer schon nicht mehr viel übrig, es wuchs zusammen, was zusammen gehörte. Den Unterschied zwischen Ost und West konnte man aber sehen, sobald man über die im Boden eingelassene Markierung stieg und sich plötzlich "drüben" befand. Trotz hektischer Bauaktivität sah es hier irgendwie anders aus, geschlossene Geschäfte und es war so gut wie kein Mensch auf den Straßen.
Ein paar Jahre später sah es schon anders aus: In der Mitte der 2000ern war ich noch mal in Berlin. Die Stadt brummte. Ein ganzer Haufen Westler hatte in die andere Richtung rüber gamacht und die Stadt in Beschlag genommen, hatte ich den Eindruck. Und überall wurde gebaut. Jedenfalls sieht das in meiner Erinnerung so aus.
Danach nur noch sporadisch mal in den östlichen Teil der Republik gekommen. Bis ich dann jetzt dieses Jahr 10 Tage in Sachsen war. Ist jetzt kein Vergleich mit Berlin. Schön war es hier. Aber die ein oder andere Ruine steht auch hier noch rum, in der keiner mehr wohnt. Auch nach 25 Jahren sind die Narben noch zu sehen, wo Leute weg gegangen sind, weil sie keine Zukunft gesehen haben. Laut dem RBB übrigens etwa 3 Millionen, das ist schon heftig. (Da müsste heutzutage doch noch Platz für ein paar Syrer sein, oder? ) Gut, Landflucht gibt es auch hier und heute, die Leute ziehen hin, wo es die Jobs und die Infrastruktur gibt, und die Alten bleiben zurück. Aber 3 Mio sind schon eine Hausnummer.
Fazit: Fünfundzwanzig Jahre sind eine laaange Zeit. Und der 3. Oktober ist tatsächlich zu einem Datum geworden, an dem man sich trotz aller Nachdenklichkeit freuen können sollte. Was die großen Zusammenhänge angeht, Deutschland ist mit der Vereinigung "volljährig" geworden: Hatten zuvor noch immer die Alliierten das letzte Wort, so hat der 2+4-Vertrag diesen unseren Staat endgültig unabhängig gemacht. Die Schützende Hand des großen Bruders im Osten ist genau so weggefallen, wie die... Einmischung... der... Naja, OK, manche Dinge ändern sich halt nie.
Wie auch immer: Fröhliches Einheitsfeiern, alle! Müsste dringend noch mal nach Berlin, einfach so, um zu sehen, wie die Stadt jetzt aussieht...
Ich kenne Deutschland länger vereint als getrennt: 1990 war ich 15 Jahre alt. Mit 15 hat man meist andere Probleme, als sich um Politik zu kümmern, aber natürlich geht sowas nicht an einem vorbei. Ich erinnere mich an meine zwiespältigen Gefühle: Geht das nicht zu schnell? Ist der ehemalig sozialistische Osten bereit für die Marktwirtschaft, oder wird "der Westen" "den Osten" übervorteilen und ausplündern, wie manche es befürchtet haben? Sind "die Wessis" umgekehrt bereit für "die Ossis"? Darf man sich überhaupt freuen, wenn die Teilung - ein Resultat eines verlorenen zweiten Weltkrieges, angezettelt von einem größenwahnsinnigen Volk - ein Ende findet? Was sagt der Rest Europas (und der Welt) zu schwarz-rot-goldenen Fahnen, die von glückstrunkenen Menschen, die auf der Mauer sitzen, geschwenkt werden?
Ja, mit 15 war ich sehr nachdenklich und von meiner Grundeinstellung eher vorsichtig. OK, habe ich nie so ganz abgelegt: Ich juble auch nicht, wenn "wir" Weltmeister werden, besaufe mich nicht sinnlos, wenn die entsprechende fünfte Jahreszeit anbricht.
Irgendwann in den frühen '90ern gab es dann eine Stufenfahrt nach Berlin. Da war von der Mauer schon nicht mehr viel übrig, es wuchs zusammen, was zusammen gehörte. Den Unterschied zwischen Ost und West konnte man aber sehen, sobald man über die im Boden eingelassene Markierung stieg und sich plötzlich "drüben" befand. Trotz hektischer Bauaktivität sah es hier irgendwie anders aus, geschlossene Geschäfte und es war so gut wie kein Mensch auf den Straßen.
Ein paar Jahre später sah es schon anders aus: In der Mitte der 2000ern war ich noch mal in Berlin. Die Stadt brummte. Ein ganzer Haufen Westler hatte in die andere Richtung rüber gamacht und die Stadt in Beschlag genommen, hatte ich den Eindruck. Und überall wurde gebaut. Jedenfalls sieht das in meiner Erinnerung so aus.
Danach nur noch sporadisch mal in den östlichen Teil der Republik gekommen. Bis ich dann jetzt dieses Jahr 10 Tage in Sachsen war. Ist jetzt kein Vergleich mit Berlin. Schön war es hier. Aber die ein oder andere Ruine steht auch hier noch rum, in der keiner mehr wohnt. Auch nach 25 Jahren sind die Narben noch zu sehen, wo Leute weg gegangen sind, weil sie keine Zukunft gesehen haben. Laut dem RBB übrigens etwa 3 Millionen, das ist schon heftig. (Da müsste heutzutage doch noch Platz für ein paar Syrer sein, oder? ) Gut, Landflucht gibt es auch hier und heute, die Leute ziehen hin, wo es die Jobs und die Infrastruktur gibt, und die Alten bleiben zurück. Aber 3 Mio sind schon eine Hausnummer.
Fazit: Fünfundzwanzig Jahre sind eine laaange Zeit. Und der 3. Oktober ist tatsächlich zu einem Datum geworden, an dem man sich trotz aller Nachdenklichkeit freuen können sollte. Was die großen Zusammenhänge angeht, Deutschland ist mit der Vereinigung "volljährig" geworden: Hatten zuvor noch immer die Alliierten das letzte Wort, so hat der 2+4-Vertrag diesen unseren Staat endgültig unabhängig gemacht. Die Schützende Hand des großen Bruders im Osten ist genau so weggefallen, wie die... Einmischung... der... Naja, OK, manche Dinge ändern sich halt nie.
Wie auch immer: Fröhliches Einheitsfeiern, alle! Müsste dringend noch mal nach Berlin, einfach so, um zu sehen, wie die Stadt jetzt aussieht...