Skip to content

Nikon FE10

Wiedermal habe ich zugeschlagen, als ein interessantes Päckchen Nikon-Technik vorbei kam. In diesem hier war eine einigermaßen gut erhaltene FE10 drin. Ich bin mir nicht sicher, aber ich gehe davon aus, dass das Zoom-Nikkor, das da vorne drauf klemmt, das passende Kit-Objektiv ist, da es bis auf die erste Stelle die gleiche Seriennummer hat.


Die Rückwand war sehr matschig, wie das bei diesen alten Gummierungen nun mal leider öfter so ist. Mit etwas Alkohol habe ich die oberste Schicht abgerubbelt, jetzt kann man sie wieder anfassen, ohne dass man fest klebt. Dafür ist der Glanz dann leider auch weg und das Ganze sieht etwas matt aus. Egal, Hauptsache, man kann das gute Stück benutzen.

Es handelt sich im Nikons letzte semi-manuelle Kamera: Fokussiert wird völlig manuell, nur mit Hilfe eines Schnittbild-Suchers, aber es ist ein Belichtungsmesser eingebaut und man kann einen Automatik-Modus benutzen, der die passende Zeit zur gewählten Blende vorgibt. (Zeitautomatik.) Nur die FM10, die gar keine Automatik hatte, wurde länger verkauft, wenn es um diese Art von Back-To-Basics-Kameras geht.

Der Witz ist: Das Teil wurde von Cosina im Auftrag von Nikon gebaut. Zumindest behauptet das das Internet. Verkauft wurde sie bis seit Mitte der 1990er und bis in die frühen 2000er. Ich habe keine Ahnung, von wann dieses Modell stammt. Angeblich waren diese günstigen und mehr oder weniger manuellen Kameras eigentlich für den Dritte-Welt- und Schwellenländer-Markt gedacht, aber gerade die FE10 und die FM10 haben eine gewisse Anhängerschaft in den Industrieländern gefunden, eben weil sie so back-to-basics sind.

Nachdem ich sie etwas länger benutzt habe - habe bereits zwei Filme damit verschossen - kann ich das auch durchaus nachvollziehen: Mit der schnellsten Belichtungszeit von 1/2000s ist sie sehr flott unterwegs, im Automatik-Modus kann sie bis zu 8s lang belichten, auch wenn man manuell am Rad nur bis zu 1s einstellen kann. Außerdem gibt es eine Abblendtaste, die ich bei so manch anderer günstigen Kamera schwer vermisse. Und oben drauf gibt es - für die eher künstlerisch veranlagten Fotografen - sogar die Möglichkeit, vor dem Betätigen des Spann-Hebels die Transportrolle auszukuppel, was Doppel- und Mehrfach-Belichtungen möglich macht. Der Sucher ist auch schön hell und vor allem ist die Mattscheibe riesig: Wenn ich die Brille auf habe und nicht mit dem Auge bis direkt ans Okular ran kann, sehe ich gar nicht alles. Der Schnittbildsucher ist auch einigermaßen präzise, aber auch da ist das größte Problem meine immer schlimmer werdende Blindheit.


Natürlich ist nicht alles nur eitel Sonnenschein: Z.B. braucht man leider immer geladene Batterien (2x LR44 tun es hervorragend), denn ohne löst sie nicht aus. Der Verschluss ist nämlich elektronisch gesteuert. Andererseits halten die Batterien wahrscheinlich eine halbe Ewigkeit, wenn man sie vor der Lagerung der Kamera immer brav wieder aus der Halterung nimmt. Andere Negativ-Punkte sind die insgesamt etwas plastik-lastige Verarbeitung: Hier wurde tatsächlich an allem gespart, außer Bajonett und Verschluss ist hier glaube ich alles aus Plastik. Ach ja, und wenn es Abends langsam etwas dunkler wird, kann man zwar hervorragend die Belichtungszeit-Anzeige-LEDs sehen, die leuchten schließlich, aber die Skala daneben liegt im Dunklen. Das kommt sogar schon teilweise in dunkleren Ecken tagsüber vor. Ist jetzt kein Beinbruch, andere Kameras, die diese Technik verwenden, haben ähnliche Probleme. Aber ich wollte es erwähnt haben.

Was das (Kit?) Objektiv angeht, frage ich mich, ob das überhaupt von Nikon gebaut wurde, oder ob das auch eine Aufragsfertigung ist. Würde ja Sinn machen, wenn das auch von Cosina stammen würde. Es steht allerdings tatsächlich "Zoom-NIKKOR" drauf. Jedenfalls wiegt es gefühlt weniger als mein 135mm E Objektiv und besteht wahrscheinlich auch zu 90% aus Plastik, wenn man das Glas mal raus rechnet. Aber es funktioniert. Mehr zum Objektiv später in einem separaten Artikel.

Apropos, was Objektive angeht: Sämtliche meiner AI, AI-S, AF (-D, -S, -whatever) Objektive funktionieren; letztere natürlich nur manuell, aber das ist ja logisch. (Das G ohne Blendenring scheidet natürlich aus.) Wobei ich glaube, dass der Schnittbildsucher mit den AF-Objektiven ein gaaaanz kleines Bisschen daneben liegt, also wirklich nur minimal. Zumindest sah das auf dem ersten Film so aus, der zweite ist noch auf dem Weg in die Entwicklung. (Wer aufmerksam mit liest, weiß jetzt, dass es sich dabei um den Kodak Gold 200 handelt, den ich zum Trekdinner in den Rheinauen verschossen habe.)

Mit im Paket war auch neben dem Zoom noch eine schwarze Ledertasche, aber die muss ich erst mal gründlich lüften, die müffelt etwas; die hat wohl jemand mit Glasreiniger-Spray abgewischt. (Zusätzlich war da noch mehr drin, aber das gehört auch in einen eigenen Artikel.)


Fazit: Sehr spannende Kamera. Einerseits modern, kaum 20 Jahre alt, das ist bei meiner Sammlung ja wirklich noch jung. Erstaunlich, dass man meine D100 ungefähr zeitgleich kaufen konnte! Andererseits komplett manuell benutzbar, wenn man mal vom Zwang zu Batterien absieht. Mit dem Kit-Objektiv ist diese Kamera zudem so leicht, dass man glatt vergessen könnte, dass man sie überhaupt dabei hat. Allerdings habe ich mich mittlerweile so an Festbrennweiten gewöhnt, dass ich eher das 50mm E drauf mache und vielleicht noch zusätzlich das 135er und irgendeines der Weitwinkel mitnehmen würde. Insgesamt hat es mir jedenfalls sehr viel Spaß gemacht, mit dieser Kamera Bilder zu schießen!

Agfamatic 2008 Sensor

Es regnet. Heftig. Ununterbrochen. Also, was tun? Noch eine Kamera vorstellen, die ich letzten Monat im Keller gefunden habe... ;-)

Deshalb heute ganz exklusiv: Eine Agfamatik 2008 in bestem Zustand. Naja, also, ich denke, dass sie im besten Zustand ist, denn ich habe sie noch nicht getestet, weil nämlich ein Film drin liegt, auf dem erst fünf Bilder belichtet sind. Seit wann der da drin liegt? Ich habe keine Ahnung! Wahrscheinlich seit Mitte der 1980er, als das Teil schätzungsweise aussortiert wurde. Da in diesen Teilen aber relativ wenig verbaut ist, was kaputt gehen kann, nehme ich an, dass sie funktioniert. Wenn ich den Auslöser drücke, macht es jedenfalls "schnapp" - Ups, jetzt sind 6 Bilder auf dem Film! ;-) - und wenn ich sie zusammen schiebe, wird der Film auch brav weiter transportiert. Der Schalter für die Umschaltung zwischen normal und "tele" funktioniert auch, also zumindest im Sucher.


"Aber was ist das überhaupt für ein... DING?" Das fragen sich jetzt vielleicht einige Menschen, die jünger sind als jemand, der in den 1970ern geboren wurde. Für mich waren diese Art von Kameras noch tagtäglich präsent. Meine erste Kamera war etwas ganz Ähnliches, nicht so teuer und nicht so "professionell" (hust), aber doch ganz änhlich. Im Prinzip waren das die Kompaktkameras der 1970er.

Das Design geht allerdings schon weiter zurück, bis in die 1960er. Damals kam man auf die glorreiche Idee, für den Amateur- und Schnappschuss-Markt eine neue Art von Film zu entwickeln: 110. Dabei handelt es sich im Prinzip im 16mm Film mit Papierrücken, der in einer Plastik-Kassette steckt. Damit spart man sich das langwierige Fummeln beim Einlegen eines 35mm-Films in eine "normale" Kamera. Damals gab es noch keine automatische Einfädelung, da musste man den Film tatsächlich noch in die Aufnahmespule einfädeln. Da waren diese Kassetten schon echt praktisch. Gut, auf dem 16mm Film waren die Bilder nachher schon extrem körnig, wenn man damit auch nur Abzüge normaler Größe gemacht hat, aber für mich als Kind am Anfang der 1980er war das trotzdem das perfekte System: Film rein, /*ratsch-ratsch/* zum ersten Bild vor gespult, Zielen, Auslösen, fertig. Ich weiß gar nicht, wo die Fotos von damals hin sind.

Als dann die ersten Kompaktkameras mit automatischer Einfädelhilfe raus kamen, ging es mit diesen 110er Kameras ziemlich schnell bergab. Die 135 Filme waren immer billiger, hatten mehr Auflösung und hatten auch einfach mehr Prestige! Die kleinen ratsch-ratsch-Kameras landeten in einer Kiste oder im Müll und wurden vergessen. Dabei waren die gar nicht mal sooo billig. Die 2008 zB kam laut Internet 1975 raus (ist also genau so alt wie ich, nur besser gealtert ;-)) und kostete 105 Mark. Das klingt jetzt erst mal nicht nach viel, was sind heutzutage noch 50 Euro? Ein Wochen-Einkauf im Discounter. Aber mit Inflation ist das schon gut das Dreifache an Kaufkraft, und für 150 Euro würde man heute definitiv schon etwas Besseres bekommen als nur eine kleine Standard-Digital-Knipse (evtl. mit Handy drumherum ;-)).


Technisch ist das Teil jetzt auch nicht sooo der Bringer: mit einem f/9,5 26mm Festbrennweiten-Objektiv ist es nicht besonders Lichtstark. Keine Ahnung, wie der Tele-Schiebeschalters die Vergrößerung verändert, aber meinem Gefühl nach verdoppelt sich ungefähr die Brennweite. (Beachten: 16mm-Fotos belegen ungefähr ein Viertel dessen, was ein 35mm Bild ausmacht. Wenn man also die Brennweite ungefähr mal zwei nimmt, kriegt man ein ungefähres Gefühl für die äquivalente Kleinbild-Brennweite.)

Zudem gibt es zwei Belichtungszeiten: 1/50s für "schlechtes Wetter" und 1/100s für "gutes Wetter". Hrmpf. Naja, passt halt irgendwie zu der Blendenöffnung - die sich übrigens gar nicht ändern lässt. Man kann halt irgendwie Fotos damit machen. Wie die dann nachher aussehen, hängt schwer vom verwendeten Filmmaterial und dem Umgebungslicht ab. Deswegen gibt es wahrscheinlich auch einen passenden elektronischen Blitz in der Kiste, den ich aber demnächst separat vorstelle, weil ich den erst mal reinigen und testen musste.

Was fasziniert mich also so an dieser Kamera, oder überhaupt an dieser Art von Kameras? Zum einen natürlich die Nostalgie. Aber andererseits ist das Design auch ziemlich zeitlos. Die Verarbeitung war damals auch noch eine ganz andere: Obwohl es sich nun wirklich um ein Einsteiger-Modell handelt, fühlt es sich wertig und zuverlässig an, sobald man es in die Hand nimmt. Ja, da ist einiges an Plastik dran, aber zugleich gibt es auch viel Metall und alleine, dass der Filmtransportmechanismus nach 45+ Jahren überhaupt noch funktioniert, ist schon sehr verwunderlich. Heutzutage würde sowas gerade bis zum Ende der Garantie halten, weil danach eh was Neues angeschafft wird. Weil die Technik so schnell fortschreitet und man ja eh immer das aller-aller-Neueste haben will/muss/kann. Das waren damals tatsächlich noch andere Zeiten, als selbst die Schappschuss-Kamera noch darauf ausgelegt war, ein Leben lang zu halten.

Ich bin jedenfalls mal sehr gespannt. Ich werde den Film jetzt mal voll machen und in die Entwicklung geben. Obwohl ich kaum Hoffnung habe, dass da noch Bilder bei raus kommen. Aber ich lasse mich gerne überraschen! ;-) Ansonsten gibt es auch wieder 110er Filme zu kaufen. 24 Farb-Bilder, ISO 200 für 7 Euro. Oder s/w ISO 100 für den gleichen Preis. Ist jetzt vielleicht was teurer, aber einfach, um dieses alte Feeling aus der Kindheit noch mal zu haben, das vielleicht tatsächlich einmalig auch wert. Oder ich kaufe mir doch mal so eine praktische Schneidemaschine für 120 Film, damit ich meine 127-Spulen mal selber neu bestücken kann. Da bleiben ja 16mm Abfall über, wenn man die wieder in die Kassette rein bekommen würde... ;-)