Das dritte kleine Zoom, das ich von F beim Trekdinner bekommen habe, ist ein
Vivitar 75-210mm 1:3.8 Close Focusing Auto Zoom als M42-Ausführung. Das gute Stück ist äußerlich ein bisschen abgenutzt, aber das macht nichts, denn innen drin scheint alles OK zu sein. Zumindest haben sowohl meine oberflächliche Inspektion als auch der Test an meiner Mamiya keine Probleme ergeben. Hier sehen wir es allerdings zusammen mit der Revue 1000s meiner Eltern. (Das Schöne an M42 ist ja, dass es so eine riesige Auswahl gibt. Man kann die wildesten Kombinationen zusammenstellen. Aber ich glaube, zeitlich passen diese beiden Teile richtig gut zusammen.)
Wie man sehen kann, ist das ein ziemlicher Trümmer! Lang und schwer, wobei letzteres natürlich nur zu erahnen ist. Das macht die Bedienung nicht ganz leicht, im wahrsten Sinne des Wortes. Außerdem handelt es sich um eine altmodische Konstruktion - soll heißen, es gibt einen Zoom- und einen Fokusring, sodass man umgreifen muss, wenn man das eine oder das andere justieren will. Push-Pulls mit nur einem Ring sind hier deutliche komfortabler. Aber diese Art von Zoom ist sehr viel einfacher zu konstruieren.
Das Gewicht rührt zum einen Teil von der soliden Metall-Konstruktion her, zum Anderen hat es aber auch eine recht hohe Lichtstärke von f/3,8, und das durchgängig über den gesamten Zoom-Bereich, was ich schon recht beeindruckend finde. Zum Vergleich: Die Tele-Festbrennweite, die ich auf meiner Nikon verwende, hat f/4 bei 200mm. Das ist gut eine Blende schneller als das, was man ansonsten so als Tele-Zoom zu sehen bekommt, die meist bei f/5,6 enden, oder noch schlimmere Werte am langen Ende aufweisen.
Erkauft wird diese Lichtstärke allerdings mit recht gut sichtbaren Abschattungen in den Ecken, insbesondere bei den langen Brennweiten. Hier fällt der reale Lichtwert sicher um eine bis vielleicht sogar zwei Stufen ab. (Ich bin kein Experte und habe kein kalibriertes Equipment, um das genau messen zu können. Ich muss also mit den Augen schätzen, was auf den Negativen nach dem Scan zu sehen ist.) Außerdem gibt es auf gewisse Entfernungen und bei Offenblende interessante Dreheffekte im Bokeh. (So sehr, dass ich beim Scan erst gedacht habe, dass das da ein Bild wäre, dass ich mit dem Helios 44 gemacht habe, das ich gleichzeitig getestet habe.)
Die Schärfe ist offen und bei lange Brennweiten OK. Nicht überragend, aber OK. Für den Foma 200, den ich zum testen verwendet hatte, reicht es. Weiter geschlossen und zu kürzeren Brennweiten hin verbessern sich all diese Mankos relativ schnell: Weniger Abschattungen, weniger Swirl, mehr Schärfe. (Wobei das mit dem Swirl ja heutzutage als Stilmittel gerne gesehen ist, wenn man Vintage oder Retro oder was auch immer rüber bringen will. Da schrecken ja auch aktuelle Hollywood-Produktionen nicht vor zurück!
)
Der Wurf des Zoom ist relativ lang, für ein Objektiv, das gerade mal ~3x macht. Das ist gut, weil man sehr präzise einstellen kann, welchen Bildausschnitt man haben will. Andererseits ist es schlecht, denn man muss schon ein, zwei Mal umgreifen, um den gesamten Bereich abgedeckt zu bekommen. Wenn man auf der linken Seite über die 75mm hinaus dreht, bekommt man einen sehr brauchbaren Makro-Bereich, der den Namen tatsächlich verdient. 1:4 ist hier drin, das ist schon einiges.
Der Fokusring ist ebenso leichgängig wie überdimensioniert, also ähnlich wie beim Zoom. Das ist bei langen Teles allerdings nicht falsch, denn so kann man sehr präzise einstellen, wo man den Fokuspunkt setzen möchte. An meiner Mamiya hatte ich wie gesagt leichte Probleme mit dem Schnittbildsucher und meiner Blindheit, ab der Nikon D800 mit Adapter hilft der Fokus-Indikator (bis auf die Tatsache, dass wie bei allen M42-Objektiven die Pfeile natürlich in die falsche Richtung zeigen.) Aus den digitalen Testbildern mache ich übrigens noch einen eigenen Artikel, wenn ich ein paar mehr zusammen bekommen habe.
Die Adaptierbarkeit von M42 ist sehr gut und bei diesem Objektiv, dass nicht hinten am der Korrekturlinse anstößt, kann ich sogar meine Nikon benutzen. Außerdem hat es einen Schalter, mit dem man es in den manuellen Modus umschalten kann; dann muss der Stift im Anschluss nicht gedrückt werden, um das Objektiv abzublenden. Das ist hilfreich, zeigt aber auch, wie alt das Teil ist: Es gab noch Kameras, die keine Offenblendenmessung hatten.
Hier noch ein kleines Preview, direkt frisch aus dem Scanner. Man muss dazu sagen, dass ich mit der Mamiya noch immer nicht TTL messen kann, der Batteriekontakt ist noch immer nicht wieder angelötet. Deswegen habe ich mit dem Handy gemessen und das gibt scheinbar nicht immer die besten Werte vor. Ich müsste mal in einen richtigen modernen externen Messer investieren. Einfach auch, weil man als fortgeschrittener Amateur sowas haben sollte.
Fazit: Für ein geschenktes Objektiv gut. Weiß nicht, wie viele Leute sich heutzutage noch dieses gefühlte Kilo Glas um die Schulter hängen wollen würden, Retrowelle hin oder her. Es macht spannende Bilder und ich habe gerne diesen Film damit verschossen. Darüber hinaus ist es doch recht unhandlich und lang.