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Vivitar 75-205mm 1:3.8 Close Focusing Auto Zoom, Teil 2: Digital adaptierte Bilder

Nachdem ich dieses Objektiv ja letztens hier mit seinen Werten und dem allgemeinen Handling vorgestellt habe, habe ich es auch mal auf eine von diesen Adapterlinsen geschraubt, die ich hier für M42 auf Nikon F liegen habe. Mit der einen ist es (bei kurzen Brennweiten) etwas kurzsichtig (bei weiten nicht; nicht bei jeder Brennweite liegt der Unendlich-Fokus also am Anschlag), was sich auf die Nahbilder nicht wirklich auswirkt. Deshalb habe ich nur ein paar Fotos aussortiert. Am nächsten Tag habe ich dann den Adapter genommen, den ich ein bisschen runter geflext hatte, damit ich das Objektiv näher an die Bildebene kriege, und siehe da: Unendlich funktioniert jetzt auch bei 205mm.

Hier aber erstmal die Bilder vom ersten Tag aus dem Garten, inklusive Creepy Clown. Der ist umgezogen und sitzt jetzt direkt vor der Wand, neben ein paar Gartenwerkzeugen. Will gar nicht wissen, was der nachts damit treibt! Wahrscheinlich irgendwelche verstümmelten Leichen verbuddeln! ;-)


Die Abblidungsleistung ist erstaunlich gut, obwohl da noch diese schrecklich verkratzte chinesische Linse dazwischen ist. Die Belichtungsautomatik der Nikon ist ein wenig verwirrt, aber das bin ich gewohnt: Adaptiere Linsen, insbesondere Teles, werden schon mal ein bisschen fehlgemessen. Wie immer ist es dabei am besten, die Messung weit offen vorzunehmen und dann erst abzublenden. Denn ab f/5,6 mag der Fokussensor auch in der D800 nur noch manchmal funktionieren. Gerade bei Nahaufnahmen aus der Hand ist es da gar nicht so einfach, nicht beim Drehen am Ring den Fokus wieder zu verlieren. Aber ab f/8 und aufwärts kann man dann auch per Sicht auf der Mattscheibe korrigieren, so wie früher, selbst wenn die der D800 dafür eigentlich nur mäßig geeignet ist.

Aber gerade im Makro-Bereich kann dieses Objektiv so richtig seine Stärken ausspielen. Da bekommt man tatsächlich erstaunlich scharfe und kontrastreiche Bilder hin! Die gefallen mir teilweise richtig gut. Das Bokeh ist manchmal ein bisschen unruhig und sogar streifig, aber ich vermute, dass da die besagte verkratzte Adapterlinse eine wichtige Rolle spielt. Die ist echt nicht von höchster Güte, vor allem, nachdem ich bei der zweiten mit der Flex am Stahl war! ;-)


Im Nahbereich ist also alles OK bis gut. Wie sieht es denn dann im Unendlichen aus? Das habe ich mit der anderen Linse am nächsten Morgen getestet, als die Sonne zumindest manchmal zwischen den Wolken heraus kam. Der Schnitt ist da unten zwischen dem Baumschneidegerät und dem Haus auf Kuhweid, das jetzt auch bei 75mm scharf wird. Das Flugzeug hingegen ist nicht ganz scharf, aber das liegt an mir, weil ich nicht schnell genug am Ring gedreht habe, bevor es in den Wolken verschwunden ist.


Überhaupt ist der Fokusring wirklich sehr, sehr lang ausgelegt: Damit ist eine sehr präzise Scharfstellung möglich, aber eben nicht die schnellste. Wahrscheinlich liegt der Grund hier im großen Brennweitenumfang und dem großen Makrobereich. Den hatte ich ja oben schon erwähnt, aber in der Sonne kommen diese Stärken noch mal viel deutlicher zum tragen, so zum Beispiel bei dem Bild vom Totholz da unten. Etwa auf f/11 abgeblendet bekommt man hier doch eine beeindruckende Schärfe und Deteilreichtum. Erstaunlich für ein 50 Jahre altes Zoom, dessen primäre Funktion ja eigentlich in die Ferne zu schauen ist.

Aber auch auf mittlere Entfernungen, die man normalerweise für Portraits verwenden würde, sieht es recht gut aus. Ich habe bei der Grundschärfe in jeder Entfernung und bei jedem Zoom-Faktor kaum einen Unterschied zwischen Offenblende und weiter abgeblendet gesehen - außer dass ich wieder Dreck auf dem Sensor habe. Bereits weit offen oder beim viertel (?) Klick (von f/3,8 auf f/4?) sind die Bilder durchweg brauchbar, wenn auch teilweise nicht leicht zu fokussieren. Hier hilft eine Kamera mit Fokusanzeige sehr. (Sowas modernes wie Fokuspeaking kann ich ja nicht, sorry, würde aber die Experience sicher auf eine ganz andere Ebene heben.) Die Hibiskusblüte ist mit f/16 übrigens das am weitesten abgeblendete Bild in dieser kleinen Serie. Brechungseffekte an der Blende halten sich hier auch sehr in Grenzen, so erstaunlich das auch sein mag.


Nachdem ich also den Vorgarten (und den Matrazenbär in meinem Auto) auch noch bearbeitet hatte, habe ich mich in meinen schlumpfigen Indoor-Klamotten sogar noch ein paar Meter vom Haus entfernt und die Blumen unten im Wendehammer mitgenommen. Die beiden ersten sind wieder auf kürzeste Distanz im Makromodus bei starkem Abblenden entstanden, während die Sonnenblumen bei 205mm auf mittlere Distanz von ein paar Metern bei f/4 eingesammelt wurden. Da kann man glaube ich ganz gut erkennen, was ich meinte mit "es macht kaum einen Unterschied". Alles ist zumindest gut.


Die Spinne musste dann auch noch dran glauben. Diese habe ich tatsächlich mal auf 4k runter gecroppt, sodass man die Schärfe bis ins letzte Detail betrachten kann. Im Macro-Bereich ist das mit der Schärfentiefe bei f/4 schon wirklich nicht so einfach, aber ich habe sie glaube ich ganz gut hin bekommen. Man kann die einzelnen Haare am Körper gut erkennen.

Fazit: Ja, da gibt es Chroma-Fehler. Die Handhabung ist nicht ganz einfach. Die Adapter, die ich habe, sind sch***e. Aber die Bilder sind trotzdem erstaunlich gut geworden. Sollte das Objektiv heimlicherweise gar nicht so schlecht sein? Die paar Bilder, besonders die mit Makro, haben mir echt Spaß gemacht, obwohl es doch eigentlich nur blöde Testbilder sind! Das Ding hat was! Auf jeden Fall ist es sehr Retro, aber eben doch von der Qualität so annehmbar, dass man die Bilder auch benutzen kann. Mir gefällts!