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Zeiss Ikon Nettar II 517/16

Na, was haben wir denn hier? Ein uralte Zeiss Ikon Nettar! Wo kommt die denn her? Nun, das ist kurz erzählt: Da ich ja mittlerweile in meiner näheren persönlichen Umgebung dafür bekannt bin, alles zu schießen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird unweigerlich an mich gedacht, wenn irgendwo eine alte Kamera auftaucht. So auch letztens bei der Nachbarin von C. Die wollte dieses faszinierende Stück historischer Fototechnik (ca. 1950) loswerden und da sag ich doch nicht nein, nur weil sämtliche Farbe von dem Ding abblättert! ;-)

Wie man sieht, das gute Stück ist schon ein bisschen mitgenommen. Welche Nettar ich hier genau habe, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, die wurden schließlich über einen sehr langen Zeitraum in verschiedensten Ausführungen gebaut. Wo ich mir ziemlich sicher bin: Es ist wohl ein Nachkriegsmodell, also wie gesagt aus den frühen 1950ern. Die Kombination aus Vario-Verschluss und Novar Anastigmat 75mm bei f/6.3 lässt mich auf ein Nettar II 517/16 tippen. Zumindest finde ich eine solche in den üblichen Wikis. (Die frühere 515/16 hatte wohl noch nicht das Metallgehäuse um den Sucher, sondern einen zum Ausklappen.) Es könnte aber auch durchaus eine noch etwas spätere 518/16 sein, wobei ich allerdings nicht sehe, dass die einen Selbstauslöser hätte, was das wiederum eher unwahrscheinlich macht. Die Kombination aus diesem Verschluss, der Brennweite und der recht kleinen maximalen Blendenöffnung wurde wohl sehr lang und in verschiedensten Versionen angeboten. Auf, an oder in der Kamera habe ich jedenfalls keine Hinweise gefunden, um welches Modell es sich genau handeln könnte. (Falls es tatsächlich eine 517 ist, dann wird sie dieses Jahr übrigens ziemlich genau 70 Jahre alt!)


Die abblätternde Farbe hat ja schon mal nichts gutes verheißen. Das ist schon mal gar kein gutes Zeichen und deutet auf eine lange Lagerung unter den falschen Bedienungen hin. Es hat mich also nicht wirklich gewundert, dass ich ein paar Probleme zu überwinden hatte, bevor ich die so präsentieren konnte, wie sie jetzt ist. (Und das ist noch immer nicht der bestmögliche Zustand, den ich wiederherzustellen plane. Zu den Basteleien, die ich vornehmen musste, um sie überhaupt so ausstellen zu können, folgen noch zwei weitere Einträge. Und mindestens noch einer mit Dingen, die ich noch nicht gemacht habe, nämlich plane ich mindestens noch, die abgeblätterte Farbe zumindest innen wieder herzustellen, damit der Film kein Streulicht abbekommt, und die Dichtungen müssen sicher auch erneuert werden. Ach ja, und die Fokusskala muss ich sicher auch noch mal richtig justieren.)

Ansonsten finde ich diese alten Balgenkameras ja sehr spannend. Besonders die im Mittelformat, denn die Kombination aus lichtschwachem Dreilinser und der riesigen Negativ-Fläche produziert meiner Erfahrung nach sehr scharfe Bilder mit wenig Bokeh, also so richtig Retro. Zudem sind die auch hübsch anzusehen und man fällt doch einigermaßen damit auf, wenn man durch Stadt und Land zieht und Bilder macht. Wenn man dann Glück hat, findet man so andere Fotoenthusiasten (aka Altglassammler), mit denen man dann noch ein kleines Schwätzchen halten kann.


Aber zurück zu dieser Kamera: Der Balgen scheint lichtdicht zu sein, das ist schon mal gut, und nachdem ich sie eine Weile gelüftet habe, müffelt sie auch nicht mehr nach Keller. Der Verschluss lief von Anfang an problemlos bei allen Zeiten, da musste ich also nichts dran machen. Gut, der hat ja auch nur B, 1/25s, 1/75s und 1/200s. Da kann ja nicht viel kaputt gehen. ;-) Wobei, ob die jetzt tatsächlich die angegebenen Geschwindigkeiten machen, kann ich auch nur raten. Sie sind nach dem Gehör aber zumindest unterschiedlich lang und klingen somit OK.

Von innen sah sie nicht so gut aus, da musste ich erstmal die Andruckplatte wieder einhaken. Und die viele abgeblätterte Farbe entfernen, die ziemlich ekelig an allem hängen bleibt. Aber die Rollen und auch die restliche Mechanik zum Filmtransport laufen frei und problemlos. Grundsätzlich könnte sie also wohl Bilder machen. Was ich wohl eines Tages auch mal ausprobieren werde. ;-) Einziges Manko: Als ich sie bekam, ging die Klappe gar nicht auf, weil sich der Haken offensichtlich irgendwie verbogen hatte. Und jetzt geht sie nicht mehr zu. Naja, also, schon zu, aber sie bleibt halt nicht zu. Aber immerhin, im geschlossenen Zustand hätte man ja gar nichts davon.


Wie man sieht, die Tasche gab es dazu, und solange sie da drin ist, hält die eben den Balgen im Gehäuse. Oder ich muss mal schauen, ob ich den Haken irgendwie repariert bekomme. Ich glaube aber, da fehlt eine Feder oder irgendwas anderes, was die Platte im normalen Zustand oben hält.

Ansonsten freue ich mich, dieses Stück meiner Sammlung hinzufügen zu dürfen. Die vier Stunden Arbeit, die ich allerdings bisher da rein gesteckt habe, zusammen mit Schweiß, Tränen und Fluchen, die sind das eigentliche Erlebnis, das die Retro-Fotografie so interessant macht. ;-) Und die folgen in den nächsten Einträgen.

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