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Scanergebnis vom selber entwickelten Film

So, dann wollen wir mal schauen, wie das Ergebnis des selber entwickelten Films so ist und was ich an Unterschieden zwischen meiner und der Labor-Entwicklung ausmachen kann. Ich möchte nicht zu weit in meiner Reihenfolge von Filmen vorgreifen, deshalb nehme ich nur je ein Bild, das ich mit der gleichen Kamera (der Minolta XG2) und dem gleichen Objektiv (dem Rokkor-PF 55mm f/1,7) geschossen habe. Der größte Unterschied dürfte sein, dass der laborentwickelte ein Foma 100 war, während der selbstgemachte ein Foma 200 ist. Aber so groß sind die Unterschiede da ja eh nicht, manche Leute behaupten gar, dass das eh der gleiche Film wäre. So weit will ich allerdings nicht gehen.

Ich habe mich für zwei Bilder entschieden, die einigermaßen ähnliche Motive in etwa gleichen Lichtverhältnissen zeigen. Da ist zum einen die Nottreppe an einem alten Industriegebäude im Süden Bonns, aufgenommen bei 1/500s und f/5,6 auf Fomapan 100 gemacht habe. Wie man sieht, das war, bevor ich die Lichtdichtungen repariert habe. Das andere zeigt die Krankenhauskapelle in Siegburg bei 1/1000s und f/8 auf Fomapan 200. Der Unterschied ist also nur eine EV.


Schauen wir uns jetzt ein paar Details an, für die ich Ausschnitte aus den originalen Scans verwende, bei denen ich die Kurve nicht angepasst habe, diese sondern nur so verschoben habe, dass der gesamte Bereich des RGB-Farbraums einigermaßen angedeckt ist. Die Scans sind beide bei 6400 dpi mit meinem Epson Precision V500 gemacht worden bei einem Gamma von 1,25 und vollem Graustufenumfang. Ausgabe war ein 16 Bit unkomprimirtes TIFF.

Schauen wir uns als erstes mal an, was die meisten Analogfotografen fast schon wie andere Leute Pornos angucken: Das Korn. Da ich hier zwei unterschiedliche Filmempfindlichkeiten vergleiche, ist das mit der Körnigkeit schon mal so eine Sache, da nicht direkt vergleichbar. Trotzdem wird sie doch auch stark von der Entwicklung beeinflusst. Ich habe hier eine Stelle im Himmel ausgewählt, der in beiden Bildern einigermaßen dunkel geworden ist. Links in der Labor-Entwicklung ist für einen 100er Film schon einigermaßen viel Korn zu erkennen. Es ist aber einigermaßen gleichmäßig und relativ unscharf.


Da ist die eigene Entwicklung schon um einiges kontrastreicher und schärfer, was das Korn angeht. Wie gesagt, das hier sind Ausschnitte aus dem 6400-dpi-Scan. Würde man das Negativ auf normale Abzug-Größe von 15x10 vergrößern, würde man wahrscheinlich noch kaum etwas davon bemerken. Selbst ein 30x15 Abzug für ein Bild an der Wand wäre wohl noch OK. Darüber hinaus würde es dann vielleicht doch langsam bemerkbar, aber wer will schon Poster machen? ;-) (Man beachte vor allem die Kratzer, die ich in den Film gemacht habe, weil ich ihn zuerst nicht in die Spule gekriegt habe!) :-D

Ob das jetzt am Filmmaterial alleine oder auch an meiner Entwicklung liegt, wer weiß? Seit Rossmann das Labor gewechselt hat, finde ich leider keine Informationen dazu, welchen Entwickler die verwenden. Man ist da ja eh immer drauf angewiesen, dass man auf jemanden trifft, der Ahnung davon hat. Die handschriftlichen Markierungen auf den Tüten scheinen aber zumindest drauf hinzudeuten, dass immer die gleiche Person dafür zuständig ist.

Jedenfalls: Ich bin bei meiner eigenen Entwicklung relativ zufrieden mit dem Korn. Adonal / Rodinal ist nach meinen Recherchen ja bekannt dafür, dass die Bilder etwas körniger werden, besonders bei den geringeren Verdünnungen. Aber für eine 1+100 Lösung müsste ich für einen Film gerade mal noch 3ml abmessen, da ist mir die Gefahr einer Fehldosierung doch zu groß, besonders mit diesen Plastik-Dingern, an denen die einzelnen Striche schon einen viertel Milliliter breit sind. Hätte damals im Chemieunterricht doch mal eine Bürette klauen sollen! :-D (Die Dinger waren zwar auch nur schul-genau, aber besser als diese Plastikröhrchen!)

Mein nächster Blick gilt der Schärfe bzw. dem Auflösungsvermögen des Films. Auch hier ist der 200er-Film prinzipbedingt im Nachteil, da er wegen der höheren Empfindlichkeit größere Körner hat. Der 100er aus dem Labor kommt hier recht gut weg. Schön kann man die Streifen erkennen, die der Scanner ins Bild bringt, weil nicht jedes Pixel des Sensors die gleiche Empfindlichkeit hat. Zudem hat hier die JPG-Komprimierung einiges vom Korn weg geglättet. Die Konturen sind trotzdem recht gut erkennbar, auch wenn der Kontrast höher sein könnte.


Beim zu Hause entwickelten 200er haben wir wieder sehr viel mehr Korn, das auch keine Komprimierung der Welt weg drücken könnte. Darin geht der eigentliche Mast, ab dem das Kreuz angebracht ist, schon ein bisschen unter. Insgesamt wirkt das Bild aber kontrastreicher. Gleiches gilt für die Ecken und Kanten des Dachs. Auch hier gilt: Beide Bilder sind für normale Vergrößerungen definitiv scharf genug und mit ein bisschen Magie (Filter) im Vergrößerer ließe sich der Kontrast entsprechend steigern, um auch ein Poster davon zu drucken.

Der Schattenvergleich ist nicht ganz so einfach, denn in den beiden Bildern sind die Schatten doch schon sehr unterschiedlich. In der Laborentwicklung gehen die schattigen Stellen allerdings etwas unter. Das deckt sich auch mit meiner Beobachtung, dass der belichtete Umfang beim Scannen relativ weit unten im dunklen Bereich ansetzt und an sich etwas komprimiert/gestaucht rüber kommt. So musste ich dieses Bild insgesamt etwas "in die Breite ziehen", die Kurve also stärker über den RGB-Farbraum strecken. Dadurch wirken die tiefen Töne fleckiger und verlieren an Detail.


Das sieht beim 200er etwas anders aus: Die dunklen Schattenstellen wirken weniger flächig, auch hier zeigt sich noch immer eine leichte Körnung. Mag sein, dass das an der erweiterten Empfindlichkeit bei ISO 200 liegt, aber ich glaube eher, dass hier das Labor ein bisschen zu kurz entwickelt hat oder dass das Adonal einfach etwas aggressiver ist und hier auch nur sehr leicht belichtete Stellen entwickelt hat. Nun war ich mit 9 Minuten im Bad und einem 10s pro Minute Rhythmus auch ziemlich am oberen Limit dessen, was das Datenblatt von Foma für den 200er vorschlägt. Aber mir gefällt es ganz gut. Die Unterseiten der Blätter sind brauchbar dunkel bis fast komplett schwarz, die Fenster oben links sind auch OK, ebenso die Fenster. Im Scan steckt auf jeden Fall genug Information, um die dunklen Stellen noch stärker zu spreizen und trotzdem keine Details zu verlieren.

(Im Endeffekt hängt diese Bewertung übrigens auch stark vom verwendeten Ausgabe-Medium ab, gerade beim Schwarzwert: Ein brauchbarer Monitor ist hier Voraussetzung. Auf meinem alten HP Notebook sieht das alles ganz OK-ish aus, wenn ich die Helligkeit auf Maximum drehe; der "gute" LG-Monitor am Desktop hat da viel mehr Umpf! hinter und macht schwarz ziemlich schwarz, soweit das Backlight es zulässt - ist halt doch nur ein altemodisches LCD Panel -; während der billige LG 19", der als Zweitgerät daneben steht, eher nicht so geeignet ist. Am coolsten sieht das übrigens alles auf alten Plasma-Gerät am Scanner-Rechner aus, ich hoffe, dass der noch ein paar Jährchen lebt. Auch wenn der wirklich nicht zum Thema Stromsparen passt und an den Rändern auch schon einige ausgebrannte Pixel aufweist. Insgesamt wäre es mal an der Zeit für einen kalibrierten 4k Monitor, aber das sage ich ja nicht zum ersten Mal. ;-))

Kommen wir zum Schluss noch zu den Highlights: Auch hier eignen sich beide Bilder nur mäßig. Ich habe mal die beiden größten Reflexionen der hinter mir stehenden Sonne raus geschnitten, einerseits im Regenrohr (oder was das da ist) und andererseits an diesem metallenen Wasauchimmer da auf dem Dach hinter der Kapelle. Das Rohr ist leider sehr hinter dem Geländer versteckt, aber immerhin gibt es hier ein paar weiße Pixel. Insgesamt fehlt hier aber schon ein bisschen Kontrast.


Kontrastprobleme habe ich im selbst entwickelten Film eher weniger, hier ist eher zu viel Korn. Aber das Highlight, so klein es auch sein mag, ist kräftig hell bis weiß und blutet auch kaum in angrenzende Bereiche aus. Auch hier macht sich bemerkbar, dass das Histogramm weniger stark komprimiert aus dem Scanner kam. Das resultiert darin, dass ich wieder mehr Möglichkeiten habe, an den Kurven zu drehen, ohne zu viele Details zu verlieren.

Fazit: Insgesamt gefällt mir die weniger starke Körnigkeit der Laborentwicklung etwas besser, aber Kontrast und Ausnutzung des Dynamikumfangs des Films sind bei der eigenen Entwicklung etwas besser. Beim nächsten Mal vielleicht eine halbe Minute weglassen. Alles in Allem ist das natürlich alles vom persönlichen Geschmack abhängig. OK sind beide Bilder, mit beiden kann man arbeiten. Für den ersten Versuch bin ich wirklich sehr erstaunt, dass das Ergebnis so gut geworden ist. Als ich den Film aufgehängt habe, wollte ich es zuerst kaum glauben.

So, und jetzt muss ich nur noch das Problem beheben, das die Kamera entwickelt hat, nachdem ich die Lichtlecks gefixt habe, nämlich dass die Messung manchmal noch nach dem Auslösen weiter läuft und dann sekundenlang belichten will. (Im manuellen Modus hatte ich nämlich keine solchen Probleme!) Es ist aber auch immer was... ;-) Meinen zweiten Test-Film habe ich - hatte ich das schon erwähnt - in die OM2 eingelegt, die hat solche Ladehemmungen nicht.