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Nikon F90X

So, dann will ich mal die Kamera vorstellen, die daran schuld ist, dass ich jetzt auch dieses fürchterliche Hanimex-Objektiv besitze: Eine Nikon F90X. Ich bin ja schon länger auf der Suche nach einer F100, aber die Dinger sind einfach viel zu teuer. Ist ja immer so, wenn man das letzte haben möchte, das es in einer Epoche zu bekommen gab, seien es jetzt Autos, CPUs oder eben Kameras.

Aber die F90x ist ein guter Kompromiss: Ich habe mitsamt des Objektives nur etwa ein Fünftel dessen bezahlt, was mich ein F100 Body alleine kosten würde. Und vom Funktionsumfang her ist die F90x nicht wirklich schlechter, handelt es sich doch schließlich um den direkten Vorgänger, der noch bis in die 2000er Jahre hinein gebaut wurde. In diesem Prosumer-Bereich unterscheiden sich die Kameras eh kaum voneinander. Meist handelte es sich ja nur um sowas wie Modellpflege, wenn wieder eine neue Nummer raus kam. Nicht so wie heutzutage, wo tatsächlich eine neue Nummer auch ein größerer oder empfindlicherer Sensor bedeutet. Der größte Unterschied ist wohl, dass die F100 besser mit neueren G-Objektiven umgehen kann, da sie zwei Einstellräder besitzt - man kann also auch den manuellen Modus und die Zeitautomatik verwenden, was bei der F90(x) nicht möglich ist. Zugegeben, das wäre tatsächlich ein Grund, eine F100 zu kaufen, aber ich tendiere ja eh eher zu alten AF- oder AI-Objektiven mit Blendenring. Dafür ist die F90x gut gerüstet.


Wenn man sich die von mir erstandene Kombination vom Kosten-Nutzen-Standpunkt aus anschaut, muss man schon zugeben: Das Objektiv ist jetzt wirklich nicht zu viel zu gebrauchen, aber alleine wegen seines Rufs als schlimmstes Verbrechen gegen die Götter der Optik, das es je gab, ist es schon wieder irgendwie was wert. Also, zumindest würde ich es bei ehBlöd auch wieder für etwa 30 Euro los werden, dann hätte ich die Kamera praktisch für 'n 10er bekommen, plus Versand. Da sag ich nicht nein.

Aber eigentlich wollte ich über die Kamera selbst reden. Deren innere Werte im Speziellen. Da wäre vorweg die unglaubliche Geschwindigkeit zu nennen, mit der dieses Gerät auslösen kann: Die kürzeste Zeit liegt bei 1/8000s. Das ist definitiv schon im Bereich dessen, was sonst nur Profi-Kameras schaffen und eine Blendenstufe schneller als meine D610! (Die ist ja auch nur im fortgeschrittenen Amateur-Bereich angesiedelt; das äquivalente Prosumer-Gerät wäre damals die D800/810 gewesen.) Ansonsten kommt sie mit allem möglichen Schnick-Schnack daher, beginnend mit solch unwichtigen Dingen wie diverse Automatik-Programme - die Nikon-typisch eher schwer zu erreichen sind - bis hin zu praktischen Features wie einer eingebauten Okular-Verdunklung für Stativ-Aufnahmen.


Ansonsten steht die Ausstattung einer modernen DSLR in nichts nach. Meine D100 hatte ungefähr den gleichen Umfang an Schnickschnack, vielleicht sogar eher etwas weniger. Der Autofokus ist extrem schnell und präzise (für die Zeit), sowohl bei den "normalen" AF-Objektiven als auch an meinem 50mm G, an dem es im Gegensatz zur F601 oder der F50 tadellos funktioniert. Probleme hatte ich bisher nur an einem mäßig hellen, winterbedeckten Tag, als ich eine weiße Kirchenwand mit dem 20mm fotografieren wollte. Da hat der Autofokus einfach eine Kontrastecke gefunden, um sich richtig einstellen zu können. Aber dafür gibt es ja noch immer den manuellen Fokus-Modus.

Wie bereits erwähnt, ist die größte Einschränkung, dass ich G-Objektive nicht in den Modi A und M verwenden kann, sondern auf S oder die verschiedenen Programme angewiesen bin. Ich habe bei meinem Testfilm daher - ganz uncharakteristisch für mich - mal einige der diversen Ps durchgetestet, aber meistens zusätzlich die gute, alte Programmverschiebung verwendet, um mich nicht vollends den Vorstellungen der Nikon-Programmierer der 1990er auszuliefern! ;-) Das funktioniert erstaunlich gut und die Bilder, die das 50mm G auf Film macht, geben mir recht: Super Klasse! An der F601 hat das ja auch mit Tricks nie so richtig zu meiner Zufriedenheit funktionieren wollen.

Der allergrößte Vorteil ist ja eh mal wieder, dass ich alle meine vorhandenen Nikon F Objektive verwenden kann: Praktisch alles, was seit 1977 gebaut wurde, geht einfach so - auch wenn man auf 3D-Matrixmessung verzichten mus, was aber meiner Meinung nach nur eine kleine Einschränkung darstellt. Was besagte AI-Objektive angeht, da habe ich ja mittlerweile so einiges angesammelt. Ältere, Non-AI-Objektive gehen hingegen leider nicht einfach so, die müssten erst umgebaut werden. Habe ich aber noch immer keins; das Nikkor 55mm f/1.2 ist ja leider unbezahlbar, so ab 200 Euro aufwärts! Wer will mich sponsorn? :-D


Aber zurück zur Kamera: Die ist zwar nicht mehr die neueste und hat auch einige Schrammen, aber ich suche ja grundsätzlich nicht unbedingt was schönes, sondern was benutzbares und vor allem billiges! ;-) Nach Inspektion der wenigen Dichtungen, die die Nikons dieser Zeit ja überhaupt haben, und einem kurzen Test mit meinem üblichen belichteten Film, um den Transport zu testen, habe ich direkt mal einen Film eingelegt und innerhalb eines Spaziergangs übers Dorf voll gemacht. Man kann also mit Fug und Recht behaubten: Fotografieren mit dem Gerät macht Spaß!

Und die Bilder sehen erwartungsgemäß genial aus, denn Nikon-Glas gehört noch immer zu dem Besten, was ich kenne. Das ist einfach so, fürchte ich. Selbst das alte 200mm AI-Nikkor lässt sich mit dieser Kamera im A-Modus problemlos verwenden und blitzschnell perfekt einstellen, da nicht nur die Mattscheibe ganz brauchbar ist, sondern auch die Fokushilfe unten im Display sehr hilft. Leider ist der Film sehr staubig und fusselig geworden, da muss ich noch ein bisschen dran rum retouchieren. War mein Fehler, er ist mir noch feucht den Dreck gefallen. Mist. Aber die Belichtungen sind mit allen von mir an diesem Tag verwendeten AI-Objektiven (das 35mm und das bereits erwähnte 200mm Nikkor) perfekt gewesen, obwohl die Kamera dann nur mittenbetonte oder Punktmessung unterstützt, also leider keine 2d- oder 3d-Matrixmessung. (Die beiden E-Objektive werde ich als nächstes mal mit dieser Kamera testen wollen, aber ich erwarte hier im Prinzip das gleiche hervorragende Ergebnis.)

Man muss allerdings beachten, dass die Kamera auch ein ziemliches Gewicht mitbringt. Da ist einiges an Metall im Gehäuse verbaut. Gechätzt ist meine D100 ein bisschen schwerer, die D610 ein bisschen leichter. Die F601 ist im Vergleich hingegen spürbar leichter, hat aber eben auch nicht diese Funktionsfülle. Mein 1-Euro-Exemplar hat ja schon einiges mitgemacht, aber ich habe den Eindruck, die F90 könnte man tatsächlich mit einem Auto überfahren und sie würde noch gehen.


Vom Aussehen her erkennt man direkt, dass sie aus den 1990ern stammt. Die Nikon Design Language war damals ja ziemlich unverkennbar. Das Hanimex aus dem AI-Zeitalter sieht da ja ein bisschen fehl am Platze aus, aber wenn ich das 85mm Nikkor drauf schraube, das zeitlich ja sehr nah dran ist, passt das doch ganz gut dazu, wie man auf den Bildern sehen kann.

Zu den Profi-Features dieser Kamera gehört ja auch, dass man relativ einfach die Einstellscheibe wechseln kann. Die hier sichtbare ist wahrscheinlich die Standard-Scheibe. Das Witzige ist: Wenn ich sie tauschen wollen würde, würde die mich wahrscheinlich mehr kosten, als ich für die Kamera bezahlt habe! ;-) Eine, mit der sich die AI-Objektive noch schneller und präziser einstellen ließen, wäre wahrscheinlich nicht falsch. Obwohl die Messung mit den Nikon-Üblichen > o < LCD-Anzeigen - wie oben erwähnt - auch so ganz gut möglich ist. Soweit ich das verstehe, gibt es aber nur eine andere Mattscheibe, nämlich den Typ E mit Hilfslinien. Keine Ahnung, ob auch welche für andere Kameras passen würden. Wahrscheinlich nicht. Aber ich glaube, es gab auch inoffizielle von Drittherstellern. Muss ich mal nachforschen.

So, und zum Schluss noch ein paar Bilder "aus dem Feld", als ich das 50mm G drauf hatte. Das passt eigentlich auch ganz gut dazu. Schade nur, dass ich das nicht auch im A-Modus verwenden kann, den ich ja fast immer nutze.


Bin jedenfalls schwer von den Bildern beeindruckt, die aus der Kamera raus gekommen sind. Wie gut die Nikkore mit analogem Film zurechtkommen, habe ich ja schon bei meiner F601, der F50 oder auch der FE-10 immer wieder bestaunt. (Kann es sein, dass ich mittlerweile doch sehr viele Nikons habe?! ;-)) Aber mit der F90x schafft man es dann doch noch auf ein höheres Level, weil diese mit ihren noch schnelleren Belichtungszeiten auch weit offene Belichtungen mit schnellem, körnigen Film erlaubt.

Fazit: Ich hoffe, dass die Kamera lange anständig funktioniert, denn dann könnte sie meine F601 nämlich als Go-To-Kamera ablösen, wenn es darum geht, mit einem modernen Gerät Bilder zu machen, die gut ausgemessen sein müssen. Wir werden sehen!

Schwarz-weiß und analog, Teil 193: Hennefer Retro-Schnappschüsse

Film: Fomapan 100 #41, Kamera: Agfa Silette LK, September 2022

Regen, Regen, Regen. Trotzdem habe ich mal den Film in der letztens vorgestellten Vito mal vollgemacht, nebenbei, als wir einkaufen waren. Der kommt morgen in die Suppe, wenn ich Zeit habe. Jedenfalls gibt es deswegen einen Instant-s/w-Pipeline-Eintrag aus der Retorte. Zack, fertig für heute! ;-)

Fangen wir also mal mit Pferden an. (1/125s, f/5,6.) Diese beiden ungleichen Exemplare standen oben am Eingang zum Hexenwald. Wenn ich Ponys sehe, muss ich ja einfach drauf halten. In diesem Fall aber ganz besonders, denn dadurch, dass die beiden so nah beieinander standen, hat man mal einen richtigen Größenvergleich. Die Blätter im Vordergrund sind bei f/5,6 noch leicht unscharf und das ist auch gut so, der Hintergrund ist mir persönlich nämlich etwas zu scharf. Liegt vielleicht daran, dass ich mit einer Einstellung von 10 Metern doch schon etwas zu weit nach hinten gezielt habe, so weit waren die beiden nämlich eigentlich nicht entfernt. Insgesamt aber durchaus ein hübsches Foto.


Nach dem Kurzbesuch im Hexenwald waren wir in Rott, wo ich mal wieder die Kirche fotografiert habe. (1/125s, f8.) Vielleicht ein bisschen zu hell, eine Blende schneller wäre durchaus drin gewesen, aber so kann man die Backsteine alle ganz genau erkennen. Die leichte Unschärfe, die hier beim Hineinzoomen wahrnehmbar ist, rührt wahrscheinlich von meiner obsessiven JPG-Komprimierung her - im Originalscan stellt sich das nicht so flächig dar. Hätte hier wohl ausnahmsweise ein bisschen mehr Qualität zulassen sollen. Naja, aber immerhin kann man tatsächlich jeden einzelnen Backstein ausmachen. Wer also Lust zum Zählen hat... andere Leute zählen ja Schafe, wenn sie nicht einschlafen können, vielleicht geht das ja auch mit Backsteinen. :-D

Hinter der Kirche auf dem Friedhof dann noch schnell den Jesus am Kreuz abgegriffen. (1/60s, f/11.) Habe nicht viel zu dem Bild zu zu sagen, es ist so ziemlich wie alle anderen, die ich auf diesem Film bei f/11 gemacht habe. Gefällt mir gut, recht kontrastreiche Schattenwürfe und nette Wolken im Hintergrund. Gut, ist jetzt nicht das erste Mal, dass ich dieses Grabmal auf Film banne, insofern ist es vielleicht nicht ganz so spannend, aber trotzdem ein gutes Foto.


Die Rosen sind tatsächlich einmal ein Bild, das so richtig unscharf geworden ist. (1/125s, f/8.) Aber auch nur ganz knapp: Die hintere Blüte, die das seitlich raus steht, ist schon ganz OK, und unten lugen ein paar Knospen raus, die sogar scharf sind. Da habe ich wohl doch etwas weniger als den eingestellten Meter vom Motiv entfernt gestanden. Naja, aber für solche Aufnahmen ist eine kleine Sucherkamera ohne Entfernungsmesser ja eigentlich auch nicht gedacht. ;-)

Jetzt folgt der Sprung ganz ans Ende des Films, das ich vorziehen möchte, damit die Bilder da oben nicht so alleine sind. Der Aufbau der Herbstkirmes in Hennef war eigentlich ganz spannend, besonders das Riesenrad hatte es mir angetan. (1/300s, f/5,6.) Hier sehen wir es hinter dem noch geschlossenen Churros-Stand, der gerade von seinem Besitzer aufgebaut wird. Technisch ist das Bild ganz OK, es könnte etwas schärfer sein, besonders die Vordergrundmotive. Habe hier auf Unendlich gestellt, keine Ahnung, wie weit der Stand tatsächlich entfernt war, aber ich dachte eigentlich, dass das bei f/5,6 schon keinen Unterschied mehr macht. Vielleicht aber doch. Naja, egal, in normaler Größe betrachtet ist das Bild OK und es gefällt mir vom Motiv her auch sehr gut. Es fehlt allerdings ein bisschen der Kontrast.


In der Riesenrad-Nahaufnahme haben wir dagegen fast schon zu viel Kontrast! (1/300s, f/5,6.) Seltsam, habe ich doch die gleichen Werte bei so ziemlich gleichen Lichtverhältnissen verwendet. Auch hier kam die Unendlich-Einstellung zum Einsatz, aber dieses Mal ist das viel näher stehende gläserne Treppenhaus eigentlich genau so scharf wie der Hintergrund. Seltsam, warum das oben nicht der Fall war, kann ich mir nicht erklären. Muss wohl tatsächlich eine subjektive Wahrnehmung sein. Bestimmt durch den Kontrast bedingt. Cooles Foto jedenfalls, von dem sich ein Abzug durchaus lohnen würde.

Und dann noch mal so richtig unscharf: Die Schießbude war gerade dabei, ihre Preise aufzuhängen und ich habe wohl nicht die richtige Entfernung eingestellt. (1/60s, f/2,8.) Dabei war das die perfekte Gelegenheit, die Offenblende zu testen. Schade, so sind die Bären komplett unscharf und die Decke des Standes dafür viel zu sehr. Mist! ;-)


Das letzte Foto des Films - aber nicht dieser Serie - habe ich auf der Rückseite des tütkischen Ladens verschossen, wo die Mitarbeiter sich immer mal wieder zur Raucherpause einfinden, weswegen es dort ein paar Stühle gibt. (1/125s, f/4.) Witziges Motiv, leider total schief. Bin hier weit runter in die Knie gegangen und dann hat es mich beim Auslösen fast umgehauen. Wundere mich schon etwas, dass da keine Bewegungsunschärfe drin ist, weil ich mich wirklich tatsächlich fast längs hingelegt hätte. :-D f/4 ist hier gerade so OK, die hinteren Stühle sind schon etwas unscharf.

Nächstes Mal: Schwarzweiße Bilder aus dem Grünen C.

Voigtländer Vito BL

Was haben wir denn hier?! Eine Voigtländer Vito BL! Wo hab ich die her? Vom letzten Trekdinner! Denn der J wollte sie nicht mehr haben und sie lieber in gute Hände abgeben. Und da hat er an mich gedacht, was ich sehr zu schätzen weiß! Ganz besonders, weil er den passenden Entfernungsmesser gleich mitgeliefert hat! Cool, endlich habe ich sowas, die Dinger sind in funktionsfähigem Zustand ja nicht ganz einfach (oder günstig) zu bekommen. Ich habe ja genügend Sucherkameras, bei denen es sehr hilfreich ist, so ein Teil zu haben, dann muss ich nicht mehr immer die Entfernung raten und kann vielleicht auch mal weiter offene Blenden verwenden. ;-)


Aber erstmal die Kamera: Es handelt sich, wie gesagt, um eine Vito BL. Das ist von der Ausstattung her so ziemlich das normalste, was man Ende der 1950er als Kompaktkamera bekommen konnte. Und Kompakt ist sie wirklich, zumindest für die damalige Zeit. In ihrem Leder-Case ist sie auch ganz hübsch anzuschauen.

Die inneren Werte: Ein 50mm ist Standard an dieser Kameraklasse, damals stand man noch nicht so auf weitwinklige Kompakte, da hat man lieber noch eine echte Normalbrennweite verbaut. Mit f/3,5 ist es leider nur mäßig lichtstark, sollte aber laut dem, was ich darüber gelesen habe, einigermaßen scharfe Bilder produzieren. Zeiten lassen sich von 1s bis 125s in ganzen Blendenstufen einstellen, zusätzlich gibt es als schnellste Zeit noch 1/300s. Das sehe ich an vielen alten Zentralverschlüssen, dass die eigentlich die Reihe korrekt fortsetzende 1/250s fehlt und es stattdessen 1/300s gibt. Wahrscheinlich war das damals ein Marketing-Argument. "Schauen Sie hier, die Kamera ist schneller als die Konkurrenz!" Oder man wollte vielleicht passend zur krummen Offenblende eine entsprechend krumme Zeit anbieten? Wer weiß. Viel Unterschied macht das eh nicht und ich behandele beim Fotografieren diese Zeit eigentlich, als wäre es 1/250s.


Leider hat der Verschluss - trotzdem dass sie sehr gepflegt aussieht und offenbar die letzten ~65 Jahre gut behandelt worden ist - das übliche Problem mit den langen Zeiten: 1s bis 1/8s lösen zwar aus, bleiben dann aber offen stecken, weil die zusätzliche Hemmung einfach nicht will. B funktioniert hingegen problemlos. Ist aber egal: Wenn ich demnächst einen Testfilm da durch schicke, hatte ich eh nicht vor, mit dem Stativ durch die Gegend zu rennen; mir reicht das so, solange 1/30s geht und alles Schnellere ebenso, bin ich völlig zufrieden. Wahrscheinlich bräuchte das "Uhrwerk" einfach nur eine Reinigung und einen Flatsch neues Fett, dann ginge das auch wieder.

Spannend ist an dieser Kamera auch, wie man den Film wechselt: Erst unten am Boden den kleinen Hebel ausklappen, drehen und dann kann man diesen Teil der Bodenplatte aushaken. Daraufhin springt auch die Rückwand auf. Soweit ich das sehen kann, scheint der Schaum zur Dichtung auch noch brauchbar zu sein, was rund um die Rückwand verläuft, muss ich mir mal bei Tageslicht genau anschauen. (Wie man sieht, habe ich die Beauty Shots ausnahmsweise mal wieder innen und mit Blitz gemacht; im Winter ist es immer so dunkel und regnerisch da draußen! ;-)) Auslösen will die kleine Kamera übrigens nur mit Film: Die Perforation am Filmrand bewegt das Zahnrad oberhalb des Lichtschachtes, welches wiederum den Auslöser spannt. Habe ich so auch noch nicht gesehen. Mit meinem alten Entwicklerspulen-Einspul-Übungsfilm hat das problemlos funktioniert, ich hoffe, dass der etwas dünnere und fragilere Foma das auch mitmacht.

Ansonsten haben wir hier noch einen interessanten Belichtungsmesser eingebaut, der tatsächlich sogar noch funktioniert. Selenzellen sind ja eigentlich immer schon ausgebrannt, wenn ich sie in die Finger kriege, aber dieses Exemplar zeigt zumindest Werte an, die in der gleichen Größenordnung liegen wie das, was meine Digital misst. Für eine Messung muss man jedenfalls den kleinen Knopf hinten an der Kamera für ca. 1 Sekunde drücken und dann langsam loslassen. Daraufhin dreht sich oben an der Kamera in dem rechten Fenster die Anzeige und bleibt an der Stelle stehen, die die gemessene EV anzeigt. Darunter kann man dann Blenden-Zeit-Kombinationen ablesen. Faszinierend, so etwas habe ich noch nicht gesehen. Einziger Nachteil ist: Man muss die Kamera vom Auge nehmen, um die Werte abzulesen. Aber zum Einstellen muss man das wahrscheinlich sowieso, denn der Blendenring ist ganz vorne am Objektiv und etwas schwergängig aufgrund der Klicks, sodass man sich den Fokus damit verstellt. Aber wenn man an einem sonnigen Tag draußen einmal f/8 und 1/125s eingestellt hat, ändert man das wahrscheinlich eh nicht mehr. Sind ja nicht alle so verrückt wie ich und versuchen, grundsätzlich die weiteste Blende zu verwenden! ;-)


Schön ist auch, dass ein Gelbfilter mitsamt der passenden Tasche auch noch dabei war. Leider löst sich der Reißverschluss langsam auf, ebenso gehen die Nähte auseinander, weil der Kunstfaser-Faden nach den geschätzten ~65 Jahren einfach einer Benutzung nicht mehr standhält. muss ich mal schauen, ob ich da persönlich zu Nadel und Faden greife, um den zu ersetzen, oder ob ich das Lederzeug lieber im Originalzustand lasse. Es ist ja jetzt nicht so, dass da irgendwas raus fallen würde. Also, jedenfalls bis jetzt nicht.

Außerdem gibt es noch eine Sonnenblende. Beide, also Blende und Filter, sind zum Aufstecken statt zum Schrauben, wie man das vielleicht sonst gewohnt ist. Das Filter ist dabei etwas störrisch, während die Gegenlichtblende fast schon abfällt, wenn man nicht aufpasst. Es ist aber auf jeden Fall schön, dass beide Originalteile noch vorhanden sind! Das ist nach der langen Zeit ja durchaus nicht üblich. Ebenso gibt es noch die originale Betriebsanleitung, die schon allein wegen so mancher archaisch anmutender Formulierung ein Durchlesen wert ist! ;-) (Wenn heute einer von einem "netten Foto" redet, würde man sich wahrscheinlich veräppelt vorkommen, aber 1958 meinte man das wohl noch ganz ernst. Wann hat "nett" eigentlich diesen negativen Beigeschmack bekommen? Wo sind die Germanisten, wenn man sie braucht! :-D)


Aber das stille Highlight - zumindest aus meiner Sicht, weil ich da schon länger nach gejagt habe - ist der Entfernungsmesser, ebenfalls von Voigtländer. Wie alle Parallaxenmesser mit dieser winzigen Okularöffnung benötigt auch dieser recht viel Licht, um ihn sinnvoll betreiben zu können. Die Spiegel sind wahrscheinlich auch mit den Jahren etwas matt geworden und auf der rechten Seite kriege ich auch den Fingerabdruck auf dem Lichteinlass nicht weg gewischt. Also, jedenfalls traue ich mich nicht, da fester zu rubbeln, ich will schließlich keine Kratzer rein machen. Denn ansonsten ist auch dieses Teil in einem fast schon perfekten Zustand. Oben drauf ist ein bisschen der Lack angekratzt, aber das kommt davon, weil er wohl immer wieder in die kleine Tasche zurück gesteckt worden ist. Da hat er sich wohl etwas bewegen können und das Leder der Befestigungsschlaufen hat wohl etwas gescheuert.

Das ist aber alles nur ein kosmetisches Problem. Solange die Messung damit genau ist, bin ich froh, dass ich so ein Teil jetzt habe. Ich besitze schließlich noch diverse andere Sucher-Kameras, die ebenfalls keinen Entfernungsmesser haben (oder in einem Fall nur einen, der defekt ist), da kommt mir dieses Teil doch extrem gelegen!


Nicht völlig unerwähnt möchte ich lassen, dass J mir auch noch drei alte Fuji Superia 200 dazu gepackt hat, die 2003 angelaufen sind. Das passende Filmmaterial habe ich also auch direkt! ;-) Ja, ne, erstmal wird mit einem Foma getestet, bei dem ich weiß, dass der neu genug ist, dass der beim Entwickeln keinen Quatsch macht. Weil, Filme, die Werbung für die WM 2002 in Korea machen, denen kann man glaube ich nicht mehr so richtig trauen, auch wenn sie eine vierte Farbschicht anpreisen! :-D Ich weiß nur noch nicht, ob ich da jetzt einen 100er einlege, was im Winter bei f/3,5 schon eine Herausforderung sein könnte, oder einen 400er, der dann wahrscheinlich wieder viel zu schnell für 1/300s ist, oder den letzten 200er, den ich eigentlich noch ein bisschen aufbewahren wollte, bis ich neue besorgt habe. Jaja, ich bin auch so ein Hamsterer!

Fazit: Eine sehr spannende kleine Kamera, die ich definitiv benutzen werden. Ich hätte jetzt nicht direkt auf dem Flohmarkt oder bei ehBlöd nach sowas gesucht, aber das ist ja gerade das Interessante, wenn man von seinen Bekannten, Verwandten, Freunden oder anderen Leuten, die einen hassen :-D , eine Kamera übereignet bekommt: Man weiß nie, was einen erwartet!

So, und demnächst noch die Revueflex, die ich von F bekommen habe. Die muss ich aber erstmal auseinander nehmen und den Aufzug reparieren, der Vorhang ist beim Testen endgültig hängen geblieben... Aber diese diese osteuropäischen Modelle (Zenit) sind ja wie ein Trabbi, den man durchaus auch mal selber auseinander nehmen und wieder zusammensetzen konnte! ;-)

Schwarz-weiß und analog, Teil 192: Retro-Schnappschüsse am Drachenfels

Film: Fomapan 100 #41, Kamera: Agfa Silette LK, September 2022

Heute gab es zwar morgens eine Regenpause und ich habe auch direkt mal 37 Bilder geschossen, aber die sind alle noch nicht entwickelt. Deshalb ist es wiedermal an der Zeit, einen fertigen Artikel aus der Pipeline rauszuhauen. ;-)

Als nächstes habe ich die kleine Silette mit auf den Drachenfels geschleppt. Das Siebengebirge bietet ja immer spannende Motive. Ich glaube, das war der Samstag, an dem wir uns damals mit dem Trekdinner hier treffen wollten, dann aber nur J und S aufgetaucht sind. Japp, passt, die bunten, digitalen Fotos sehen sehr ähnlich aus! ;-) Geparkt haben wir an dem Tag offenbar in Rhöndorf und sind von dort durch das Dorf gegangen, um den Berg hoch zu kommen. Ja, ich erinnere mich, die Zufahrt zu unserem "normalen" Parkplatz war damals gesperrt. Ich glaube, da waren telekomische Arbeiten im Gange und mussten deshalb an der Hauptstraße parken.

So haben wir aber die Möglichkeit nutzen können, den Brunnen mitsamt der daneben aufgestellten Fahne/Wimpel/Wie-nennt-man-sowas unten in der Stadt zu fotografieren. (1/300s, f/5,6.) Die allgemeine Schärfe ist OK, aber ich habe hier wohl ein bisschen zu weit nach hinten geschätzt, als ich den Fokus eingestellt habe. Das Schärfste scheint nämlich der Busch hinter dem Brunnengesicht zu sein. Aber wie gesagt, nicht allzu schlimm; in Normalabzuggröße fällt das kaum auf, erst wenn man hinein zoomt, stellt man fest, dass man das Schild nicht lesen kann und die Beschriftung "Drachenfels-Quelle" ein bisschen unscharf daher kommt.


Die Trecker hingegen sind extrem scharf geworden. (1/60s, f/11.) Das hatte ich jetzt ehrlich gesagt nicht erwartet, denn im letzten Eintrag waren die Bilder, die ich mit f/11 gemacht habe, leicht weichgezeichnet. Vielleicht klappt das mit dieser sehr hohen Blendenzahl auf diese mittlere Entfernung - 7m hatte ich eingestellt - doch irgendwie besser. Das Bild ist jedenfalls schön kontrastreich und scharf geworden. Ach ja, und Trecker! Trecker sind immer ein Foto wert, besonders solche altertümlichen Modelle! Die passen direkt zum Alter der verwendeten Kamera, oder? ;-)

Beim Aufstieg habe ich unterwegs noch eine Fahne gefunden, die direkt fotografiert werden wollte. (1/300s, f/8.) Ich glaube, das war da oben am Ulanen-Denkmal. Wie man sieht, es war gut windig, die Fahne flattert recht heftig. So von hinten hinterleuchtet sieht sie ganz nett aus. f/8 scheint für die Kamera außerdem gut geeignet zu sein, auf diese Entfernung - wieder 7m - völlig ausreichend, um das Motiv in den scharfen Bereich zu bekommen, ohne zu viel Diffraktion zu riskieren.


Beim nächsten Bild musste ich recht lange zielen, bis ich einigermaßen sicher sein konnte, dass ich nur den Obelisken und den Hund auf das Negativ brenne, nicht aber das dazugehörige Herrchen. (1/125s, f/5,6.) So ist nur ein Rucksack mit im Bild. Über Parallaxen zwischen Objektiv und Sucher hatte ich ja im letzten Eintrag schon geredet, viel besser ist es mit einer Sucherkamera also nicht machbar. Insgesamt finde ich dieses Bild von der Komposition her sehr gut gelungen: In der Mitte das eigentliche Motiv, der Obelisk, face-on, sozusagen. Daneben den Hund, der sehnsüchtig schaut, wo er denn sein Geschäft verrichten könnte, oder zumindest eine Markierung setzen könnte. Und im Hintergrund der Bauzaun und die Betonfüße, die dazu gehören. Das alles eingerahmt von bereits leicht unscharfen Bäumen. Gefällt mir.

Dann das nächste Bild erst wieder oben auf dem Drachenfels verschossen. (1/300s, f/8.) War sehr sonnig hier oben. Die 45mm sind für solche Aufnahmen ja nur eher mäßig geeignet, etwas weitwinkliger wäre hier von Vorteil. Anderseits kann man so Details besser heraus arbeiten, etwa diese Abbruchkante der Ruine. Nicht unbedingt ein Postkarten-Motiv, eher einzusortieren unter Architekturfoto. Das Bild ist gut kontrastreich, könnte vielleicht eine Blende langsamer belichtet sein, um die Mauer mehr hervorzuheben, aber dann würde man wohl die interessanten Wolkenstrukturen im Hintergrund verlieren. Diese sind für f/8 und eine Entferungseinstellung von 9m noch extrem scharf. Macht Sinn: Meine Handyapp rechnet mir flugs aus, dass das bereits hyperfocal für Unendlich ist. (Für alles gibt es eine App heutzutage!)

Ebenfalls hier oben auf dem Drachenfels gibt es diesen als Motiv sehr beliebten Bogen. (1/125s, f/8.) Allerdings kriegt man den nie ohne Touristen aufs Bild, zumindest nicht an einem sommerlichen Samstag. So habe ich auch hier sonnenbebrillte Gesichter und behütete Köpfe im Bild. Wie gesagt: Stichwort Parallaxe. Ansonsten ein sehr schönes Bild mit interessantem Schattenwurf. Wenn ich eine Kamera verwendet hätte, bei der ich mit der Scharfstellung ganz auf Nummer Sicher gehen könnte, hätte ich natürlich eine sehr viel weiter offene Blende verwendet, um die Blätter im Vordergrund unscharf zu bekommen. So ist halt alles scharf. Geht auch. Ist ja auch irgendwie passend zum verwendeten Gerät. Früher hätte man die Kamera an einem solchen Tag wahrscheinlich immer auf genau dieser Einstellung stehen gelassen und ohne drüber nachzudenken Bilder gemacht, die zu 90% OK geworden wären. Diese ständige Digitalfotografie lässt einen viel zu viel Wert auf die "richtige" Belichtung legen; Film ist da nicht so fimschig! ;-)


Doch, noch ein Foto habe ich hier oben gemacht: Das Miet-Fernrohr, mit dem man einen tollen Blick auf das Rheintal hat. (1/125s, f/11.) Jupp, sehr hell hier oben. Das Ergebnis ist ein tolles Bild mit Wolken und einem sich in die Unendlichkeit schlängelnden Fluss. Trotz f/11 ist hier definitiv noch Unschärfe im Hintergrund auszumachen; der Fokus war auf 2 Meter gestellt, somit ist das auch nicht so erstaunlich. Etwas schief, aber ansonsten ein spannendes Foto.

Dann ging es an den Abstieg und wir haben uns überlegt, nehmen wir doch die andere Seite, da gibt es auch noch was zu sehen, zum Beispiel die Zahnradbahn. (1/300s, f/8.) Die blöden Baken an der Straße stören mich etwas, ansonsten ist das Bild ziemlich gut geworden, finde ich. 'n bisschen viele Leute vielleicht. Technisch muss ich jetzt glaube ich nicht mehr viel dazu sagen: f/8 macht gute Bilder.


Um das aufziehende Unwetter über der Eifel noch dunkler zu bekommen, habe ich das Bild mit der Drachenburg im Vordergrund gewollt ein bisschen unterbelichtet. (1/125s, f/22.) Außerdem habe ich so auch mal ein Bild dabei, bei dem ich die Blende maximal geschlossen habe! Die sich ergebende Stimmung ist schon extrem! Diese Wolken! Die durchbrechenden Sonnenstrahlen! Das Licht, das durch die Fenster im Turm sickert! Trotzdem hat der Film noch Struktur in der Burg eingefangen, was ich kaum für möglich gehalten hätte. Eigentlich hatte ich nämlich ein reines Silhouetten-Foto geplant. Aber dunklere Dächer und Fenster zeichnen sich tatsächlich noch gut sichtbar ab. Was die Schärfe angeht: So weit abgeblendet muss man definitiv ein bisschen Weichheit in Kauf nehmen, aber erstaunlicherweise auch nicht viel mehr als bei den bisherigen Bildern, die ich bei f/11 gemacht habe. Die Masten oben auf den Dächern leiden definitiv ein bisschen und sehen leicht verwaschen aus - im Originalscan mehr als in dieser heruntergerechneten 4k-Version. Trotzdem: Ein faszinierendes Bild, bei dem sich das Experiment ausgezeichnet hat!

Am alten Ausflugslokal, das noch immer nicht renoviert ist, sondern als Ruine herumgammelt, findet man diese alten Laternen. (1/125s, f/11.) Diese Szene in irgendeiner Form "gerade" einzufangen, war nicht einfach - und ist mit auch nicht hundertprozentig gelungen. Das bisschen, das man vom Horizont sehen kann, ist leider leicht geneigt. Aber man möge es mir verzeihen, denn alles andere in diesem Bild ist von Natur aus schief! Mast, Lampen, Bäume, der Hang selber, ja selbst der Rhein im Hintergrund, alles neigt sich in die eine oder andere Richtung. Technisch ansonsten ein gutes Bild. f/11 gibt dem ganzen wieder eine leichte Retro-Weichzeichnung. Schöne Wolken, die einen guten Hintergrund bilden und nettes Lichtspiel in dem zerbrochenen Glas.


Aus der Nähe habe ich dann auch noch mal ein Bild von der Drachenburg gemacht, das in diese Fall aber eher ungewollt etwas unter ist. (1/125s, f/11.) f/8 wäre hier sicher besser gewesen. So habe ich zwar einen tollen Himmel, aber das Gebäude selber säuft leider ein bisschen ab. Obwohl da doch für einen günstigen Foma recht viel Detail im Schatten auszumachen ist.

Vor dem Haupteingang stand dann noch dieser Eis-Bully herum, leider im Schatten, daher etwas kontrastärmer, als ich es mir gewünscht hätte. (1/300s, f/8.) Jetzt ein Käsekuchen-Waldbeer-Eis! Wie man sieht, alles scharf genug, um es lesen zu können. Auf die Entfernung auch nicht anders zu erwarten. Ganz nettes Bild.

Danach weiter den Berg runter an der Niebelungenhalle vorbei. (1/125s, f/8.) Hier bin ich wieder zur Standardbelichtung zurück gekehrt. Diese macht das Gästehaus auf dem Petersberg im Hintergrund ungefähr gleich scharf wie die Halle selber - hatte das Objektiv auf Unendlich stehen gelassen, erschien sinnvoller, als jetzt zu versuchen, die schätzungsweise 20 Meter irgendwie da einzustellen und dann festzustellen, dass das bei der Blende eh keinen Unterschied macht. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass der Vordergrund leicht schärfer ist. Ich bräuchte mal so eine praktische Lupe, mit der man eigentlich die Schärfe der Körnung bestimmen kann, wenn man das Negativ in einen Vergrößerer einlegt, dann könnte ich das vielleicht mit mehr Sicherheit behaupten. Wahrscheinlich handelt es sich nur um eine optische Täuschung, weil mein Hirn im Gästehaus die gleiche Detailtiefe erwartet wie in der Halle, was aufgrund des mehrere Kilometer großen Abstands einfach nicht drin ist! ;-)


Und ganz zum Schluss noch ein Bild, dass ich auf dem Rückweg nach Röhndorf gemacht habe, als es bereits langsam dunkel wurde - hauptsächlich wegen des Unwetters in der Eifel: Eine alte Pflanzschale. (1/60s, f/4.) Mit relativ offenen Blendenwerten und auf kurze Distanzen bekommt man mit dieser Kamera erstaunliches Bokeh hin! Ein wirklich bemerkenswertes Foto, dafür dass ich es mit einer 50+ Jahre alten Sucherkamera geschossen habe! Würde mich ineressieren, wie das wohl aussähe, wenn ich mich getraut hätte, f/2,8 einzustellen. Wäre ja die Gelegenheit gewesen! Trotzdem: Mit einem zusätzlichen, richtigen Entfernungsmesser ausgestattet, kann ich mir die Kamera durchaus auch für Portraits vorstellen!

Nächstes Mal: Eine Mischung aus einem Spaziergang in Rott und Fotos vom Aufbau der Kirmes in der Innenstadt von Hennef. Jeweils nur vier Bilder, die zeitlich und auch auf dem Film voneinander getrennt sind, aber eigene Einträge hätten sich dann auch irgendwie nicht gelohnt.

Hanimex Automatic MC 1:2.8 24mm

Vorweg: Man soll ja nicht immer alles glauben, was im Internet steht. Es ist immer gut, sich eine eigene Meinung zu bilden, denn im Internet stehen oft irgendwelche Halbwahrheiten oder gar komplette Lügen. Deshalb ist es immer wichtig, Angaben, die man im Netz findet, zu überprüfen, statt sie einfach nur so zu glauben, weil die gleiche INformaton immer und immer wieder wiederholt wird. Da hat meist Quelle A bei Quelle B abgeschrieben, die ihre Infos von Quelle C hat, welche schließlich wieder von Quelle A als Quelle angegeben wird. ;-)

Nachdem ich das gesagt habe: Manchmal hat das Internet aber auch recht!



Heute möchte ich hier ein kleines Weitwinkel vorstellen, das im Netz teilweise als "das schlechteste Objektiv aller Zeiten" angeboten wird. Ich habe es jetzt nicht unbedingt deswegen käuflich erworben, aber als eine sehr schöne und vor allem sehr viel modernere Nikon, die ich ein andermal vorstellen werde, für einen realistischen Preis vorbei kam, die dieses Objektiv sozusagen als Dreingabe dabei hatte, habe ich zugeschlagen. Denn meine Neugier war geweckt und die Kamera war das eigentliche Objekt der Begierde. Es handelt sich um ein Hanimex Automatic MC 1:2.8 24mm, also eine Brennweite, die ich noch nicht mein eigen nenne, sodass ich gedacht habe: "OK, sollte das Teil doch nicht so schlecht sein, wie alle immer behaupten, kann ich es ja sogar mal benutzen. Außerdem, vielleicht ist es für Nikon F ja auch ein ganz anderes als die Exemplare in M42- oder PK-Version, die man im Netz findet."

Boy, was I wrong! :-D

Schauen wir uns mal einfach die ersten paar Bilder an, die ich mit meiner D610 und diesem Objektiv gemacht habe. Wie immer, wenn ich Objektive vorstelle, habe ich die Bilder farblich nicht nachbearbeitet. Heute habe ich allerdings entgegen der üblichen Gepflogenheiten das Histogramm minimal gestreckt - denn das Wetter ist so scheiße da draußen, dass ich sonst gar keinen Kontrast im Bild gehabt hätte. (Aber ehrlich, nur minimal.) Die Bilder sind wie immer heruntergerechnete JPGs, die ansonsten so aus der Kamera kamen - ich fotografiere bekanntlich ja nicht (oder nur selten) in RAW. Als Motiv habe ich meinen roten Honda genommen, denn der war für mich erreichbar, ohne komplett nass geregnet zu werden. Falls es heute mal irgendwann aufhören sollte mit dem Sauwetter, traue ich mich vielleicht auch noch in den Garten! ;-)




Beispiel-Bilder Hanimex Automatic MC 1:2.8 24mm: f2,8 - f4 - f5,6 - f8
Oben: Resize 1920x1282 - Mitte: Center Crop - Unten: Top Left Corner Crop
Nikon D610, ISO 800, JPG fine, Vignettierungskorrektur mittel

Runtergerechnet und dann auch noch in dieser Briegfmarkengröße sieht f/2,8 auf den erste Blick gar nicht so schlimm aus. Wenn man sich das jetzt in s/w und auf einem 9x13 Abzug vorstellt, könnte man meinen, dass man es eben mit einer sehr alten Optik zu tun hat, irgendwie so aus den 1930ern. Die Vignettierung ist schon brutal - da fehlen zu den Ecken hin bestimmt zwei, zweieinhalb Blendenstufen. Öffnet man dann die Ausschnitte in der zweiten und dritten Reihe, die die der originalen Auflösung entsprechen, kann man mit dem mittleren fast noch leben. Sieht nicht viel schlechter aus als die Bilder, die ich mit dem adaptierten M42 Travenar gemacht habe, das ja extrem unter der billigen chinesischen Korrekturlinse leidet. Wobei das interessantere Farben produziert hat. (Wobei ich zugeben muss, da war auch viel besseres Wetter als heute! [1] [2] [3]) Aber spätestens, wenn man zum Ausschintt aus der linken oberen Ecke kommt - die btw noch die wenigst schlimmste ist - sieht man, wie stark dieses Objektiv unter Verzerrungen leidet. Da ist ja praktisch alles nur noch ein langezogener Matsch, der von der Mitte des Bildes zu den Ecken flüchtet.

Um eine Stufe abgeblendet kann man die Mitte des Bildes schon beinahe verwenden, die Ecken sind aber weiterhin deutlich dunkler und praktisch unbrauchbar. Erst ab f/5,6 hellen sich diese etwas auf und die Verzerrungen gehen auf ein Maß zurück, dass man sagen kann: Ausreichend. Wenn man wirklich einigermaßen scharfe Bilder haben will, muss man aber tatsächlich zu Blende f/8 greifen. Hier erricht man endlich eine Schärfe, die ich mit dem 20mm Nikkor bereits weit offen bekomme. (Das muss ich übrigens ganz dringend noch mal verwenden. Das habe ich die letzte Zeit ein bisschen stiefmütterlich behandelt.)

Wenn man also einen echten Retro-Look sucht, ohne ihn nachher künstlich mit Filtern und Gedöns in ein Bild rein rechnen zu müssen: Hier seid ihr genau richtig! :-D Ich mein, wenn man jetzt nicht unbedingt solche grau-in-grau (mit rotem Auto) Bilder macht, wie die da oben, kann man ganz nette Ergebnisse erzielen:


Aber wirklich tolle Fotos wird dieses Objektiv niemals machen. Ich glaube, das ist die schlechteste Festbrennweite, die ich je gesehen habe. Mein altes 19-35mm Soligor Zoom war das viel besser, und was bringt einem die eine Blende mehr Lichtstärke, wenn man sie nicht benutzen kann?

Wie gesagt, falls das Wetter heute noch mal trockener werden sollte, werde ich mal ein paar Bilder der verklinkerten Hauswand machen, um nach Kissen- und Tonnen-Verzerrungen zu suchen, aber ich habe da keine großen Hoffnungen, dass meine Meinung besser wird. Vielleicht, wenn im Frühling die Blumen raus kommen, werde ich ein Anwendungsgebiet für diese Linse finden. Da muss man auf nahe Entfernungen eh stark abblenden, wegen der Tiefenschärfe, was die Schärfe im Rest des Bildes insgesamt verbessert, und mit einer Naheinstellgrenze von unter 25cm sollte es sich dafür auch eingermaßen eignen.

Positives? Ja, gibt es auch: Das Ding ist aus Metall, nirgends Plastik in sicht. Es liegt gut in der Hand, der Fokusring ist nicht ganz so leichtgängig, aber wahrscheinlich ist das Fett etwas hart geworden mit den Jahren. Besser, als wenn es auf die Blende sifft. Die ist nämlich immerhin frei von Öl und klickt gut. Ansonsten fällt mir nichts Positives ein. Leider. ;-)

Edit 13.01.2023: Heute Vormittag war mal kein Regen, deshalb reiche ich jetzt die Bilder unserer Außenwand nach, die ganz gut geeignet ist, nach Tonnen-, Kissen- und sonstigen Verzerrungen zu suchen.



Beispiel-Bilder Hanimex Automatic MC 1:2.8 24mm: f16 - f8 - f5,6 - f4 - f2,8
Oben: Resize 1920x1282 - Unten: Bottom Left Corner Crop
Nikon D610, ISO 800, JPG fine, Vignettierungskorrektur mittel

Tatsächlich halten sich diese Art von Verzerrungen für ein so weites Weitwinkel doch recht in Grenzen. Ich mein, man sieht schon was, wenn man etwas genauer hinschaut, aber das könnte genausogut auch die Wand selber sein, die nicht ganz gerade gebaut wurde. Für ein 24mm tatsächlich ganz in Ordnung. Ich hatte mit Schlimmerem gerechnet, wenn man sich die Schärfe-Performance dieses Objektivs anschaut.

Dafür ist nämlich die untere Reihe wieder ein gutes Beispiel: Selbst vollständig abgeblendet bei f/16 wird die linke untere Ecke nicht ganz scharf. Der letzte Zipfel ist noch immer leicht matschig-schlierig. Aber f/8 ist durchaus verwendbar, wenn man jetzt nicht bis auf die Pixelebene hineinzoomt. f/5,6 geht vielleicht auch noch, meine Ansprüche sind ja nicht so hoch, aber der Kontrastabfall - bedingt durch Aberrationen und den Verlust an Kantenschärfe - ist hier doch schon recht stark ausgeprägt. Immerhin ist die Bildmitte noch brauchbar. (Vertraut mir, die habe ich nicht noch mal hier eingebaut, so interessant sind die Klinkersteine jetzt wirklich nicht! :-D) Allerdings ist die Vignettierung hier schon wirklich extrem und alle weiter offenen Blenden sind in der Beziehung ist einfach inaktzeptabel.

Was mir noch aufgefallen ist: Der Anschlag bei Unendlich ist ein bisschen zu weit, d.h. einfach auf Unendlich stellen und fotografieren führt zu unscharfen Bildern. Also ungeeignet für Astro Fotografie. OK, hätte jetzt wohl auch niemand ernsthaft versucht, oder? ;-) Ich hatte zuerst die Vermutung, dass es an der allgemeinen Unschärfe liegt, aber tut es wohl nicht. Und weiterhin stört mich, dass der Fokus-Ring in die falsche Richtung gebaut ist: Wenn die Kamera "mehr nach links drehen" anzeigt, muss man tatsächlich nach rechts drehen. Daran erkennt man im allgemeinen Objektive, die für viele verschiedenen Anschlüsse gebaut wurden - Nikon ist bei der Richtung seiner Ringe ja eher die Ausnahme. Ist jetzt also nur bedingt die Schuld dieses Objektivs, aber ich wollte es trotzdem erwähnen.

Fazit: Ich fürchte wirklich, dass das hier das schlechteste Objektiv ist, das ich jetzt in meiner Sammlung habe. Das schließt selbst diese gefürchteten Tokina-Billig-Normal-Zooms aus den 1980ern ein, die man auf jedem Flohmarkt hinterher geworfen bekommt. Die sind wenigstens unter bestimmten Bedingungen durchaus einsetzbar, während dieses Hanimex extrem viel Licht braucht, damit man es um mindestens 3 Stufen abblenden kann, bevor es überhaupt brauchbare Ergebnisse liefert. Und selbst dann wird es nie wirklich richtig gut. Es hat ein paar Pluspunkte: Die Stabilität ist wegen des vielen Metalls ganz OK und für ein Weitwinkel hat es akzeptable Barrel Distortions, aber das reißt es dann auch nicht mehr raus. Es hat einfach ansonsten zu viele Schwächen.

tl;dr: Als Retro-Filter-Objektiv geeignet, wenn man absichtlich verwaschene und vignettierte Bilder machen will. Ansonsten ist mein altes Soligor Zoom eher zu empfehlen, das kostet bei ehBlöd eher sogar weniger als dieses Gewicht.