Schwarz-weiß und analog, Teil 211: Trekdinner und ein paar Bilder vom Bonner Weihnachtsmarkt
Kentmere 400 #2, November 2022
Das Ergebnis hat mich schwer beeindruckt: Die nun folgenden Bilder sind alle um zwei EV unterbelichtet worden, dafür aber entsprechend länger im Microphen gebadet. Die Kontraste sind dementsprechend hoch, aber nicht so stark, dass man in den mittleren Bereichen nichts mehr erkennen könnte. Das Korn ist weiterhin relativ klein und wenig aufdringlich, zumindest in diesen dunklen Fotos, die ich heute vorstellen möchte. Diese sind alle in Bonn entstanden, entweder vor, während oder nach unserem kleine Zusammentreffen. Benutzt habe ich die Dynax 5 meiner Frau, weil die zum einen mit dem 50/1,7 ein recht lichtstarkes Objektiv, andererseits einen präzisen Autofokus hat - in der Dunkelheit wollte ich nicht auch noch manuelle fokussieren müssen, wo ich doch so schrecklich blind geworden bin. Darüber hinaus stellt sie vor allem eine known good Konstante dar, bei der ich mich nicht darum sorgen muss, dass die Kamera irgendeinen Blödsinn treibt.
Fangen wir am Bushof vor dem Hans im Glück, in dem wir uns damals getroffen haben, ab und betrachten die Spiegelung des Neon-Daumen-Hoch in den Glasscheiben der Haltestelle. (1/60s, f/2, manuell.) Bereits hier, im Zwielicht der städtischen Nacht, bekommen wir erstaunlich gut ausgeleuchtete Mitteltöne, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Ja, es körmt durchaus recht heftig, aber das trägt eher zum Charakter dieser Nachtfotos bei, statt zu stören. Belichtet habe ich hier nach Gefühl und für die Reflexion in den Scheiben. Dafür, dass das eigentlich nur der erste Testschuss war, habe ich hier ein recht characktervolles Bild bekommen. Gefällt mir auf Anhieb.
In die andere Richtung konnte ich dann den Daumen in seiner ganzen Glorie sehen und habe hier ein bisschen mehr Licht rein gelassen, um auch den Hintergrund etwas stärker herauszuarbeiten. (1/45s, f/2, manuell.) Das Ergebniss ist ein grelles Leuchten um die eigentliche Neonröhre herum, bedingt durch die lange Entwicklung im unverdünnten (und damals noch frischen) Microphen. Finde ich einen ziemlich coolen Effekt, das sieht ein bisschen nach diesen Science Fiction Effekten aus, die man sonst heutzutage in der digitalen Welt erst nachträglich wieder ins Bild rein rechnen muss. Gleichzeitig erscheinen die Personen im Hintergrund fast schon wie am hellichten Tage - oder zumindest bei sehr viel mehr Licht, als mir tatsächlich zur Verfügung stand. Einzig und alleine das Katzenhaar stört, dass ich damals nach dem Scannen nicht weg retouchiert habe. Liegt aber auch an einer sehr blöden Stelle. Trotzdem ein total krasses Foto, das zeigt, was man aus einem Kentmere 400 durch Pushen heraus holen kann.
Die eine defekte Ziffer der Haltestellenuhr konnte ich auch nicht einfach so stehen lassen, habe sie also in Silber festgehalten. (1/45s, f/2, manuell.) Wieder bin ich erstaunt vom Graustufenumfang der mittleren Töne, die auch gar nicht so sehr rauschen. Der Kornkontrast hält sich doch sehr in Grenzen und ist nicht so extrem, dass Details verloren gehen. Die Schrift auf dem Aufkleber ist zum Beispiel noch durchaus lesbar, die Auflösung des Films ist also tatsächlich nicht schlechter als hätte ich ihn beim korrekten ISO-Wert belichtet. Die Streifen im breiten Edding-Graffiti sind ebenfalls gut voneinander unterscheidbar. Zugleich gefallen mir die glänzenden Highlights in der Metallstange. Ein ebenfalls sehr interessantes Bild!
Hatte ich bisher auf meine Intuition vertraut und manuelle Belichtung gewählt, bin ich für das Foto vom Churros-Stand dann doch zur üblichen Halbautomatik zurück gekehrt und die Kamera hat mir zu meiner vorgewählten Blende von f/4 1/750s eingesteuert, was ziemlich gut passt. Obenrum ist es vielleicht etwas dunkel, aber die Leuchtschrift "Kreuz" und das innere des Stand selbst sind perfekt ausgeleuchtet. Wenn das Bild jetzt noch gerade wäre, wäre ich ganz zufrieden.
Auf dem Münsterplatz stand das Bonner Riesenrad. (1/1000s, f/2,8.) Hier habe ich praktisch nur die Lichter vor einem ansonsten komplett schwarzen Hintergrund und ich muss sagen, das gefällt mir auch ganz gut. So ein absoluter An-Aus-Kontrast mit so gut wie keinen Zwischentönen hat auch was. Gut, das würde ich auch mit einem nicht gepushten Film hin bekommen, aber das war ja gerade mein Test: Geht das auch so? Um den ganz hellen Schriftzug bekommen wir durch die Entwicklung wieder einen gewissen Hof, allerdings nicht so stark wie bei dem Daumen oben, den ich ja vergleichsweise lange eingebrannt habe. Interessantes Bild.
Bei dem anderen Curros-Stand, ebenfalls auf dem Münsterplatz, habe ich dann mal die etwas schwierig zu erreichende Spot-Messung der Kamera getestet. (1/500s, f/2,8.) Hat erwartungsgemäß ein perfektes Bild des Schildes gegeben, auf das ich gezielt habe, und drumherum pechschwarze Nacht. Ist ein bisschen wenig zu erkennen, auf diesem Bild, insofern war das wohl nicht das beste Motiv. Aber ich übe ja auch noch!
Sehr spannend sind hingegen die herzförmigen Ballone geworden, die man hier an einem der Stände käuflich erwerben konnte. (1/60, f/2,8.) Die filigrane Plastikhaut ist perfekt zu erkennen, durch das Abblenden sind die Bilder im Hintergrund zu schönen Siebenecken aufgeblasen. Perfekt! Genau so wollte ich es haben!
Da ich von den Bildern während unseres Trekdinners, auf denen Personen zu sehen sind, keine öffentlich ausstellen möchte, weil wegen Persönlichkeitsrecht und so, hier ein Bild der Orangenscheibe, die neben dem Nachtisch serviert wurde. (Unbekannte Belichtungswerte.) Die wirklich sehr geringe Tiefenschärfe deutet darauf hin, dass ich hier die Blende komplett geöffnet hatte. Verwackelt ist hier hingegen nichts, also gehe ich mal davon aus, dass ich nicht weit unter die 1/60s gegangen bin. Das Foto mag zwar nicht das tollste Motiv darstellen, aber es zeigt doch, dass man durchaus mit dem gepushten Film arbeiten kann, wenn man nichts anderes zur Hand hat. Außerdem rauscht er weniger aggressiv als der Ilford Delta in 3200.
Das kann man auch beim Espresso sehen, den ich als nächsten vor die Linse genommen hatte. (Unbekannte Belichtungswerte.) Im Schattenbereich der Tasse kribbelt es zwar schon extrem, vor allem, weil das Negativ sowieso schon etwas dünn aus der Suppe kam und ich nachträglich noch ein ganzes bisschen an den Reglern im Gimp drehen musste. Aber trotzdem: Höchstens genau so schlimm! Außerdem ist dieses Motiv auch noch etwas spannender als die blöden Orangenscheiben!
Draußen vor der Tür haben wir dann noch ein paar Minuten gequatscht und ich habe das Firmenlogo mitgenommen. (Unbekannte Zeit, f/2.) Hier kann gut einen kompletten Farbverlauf von voll durchbelichtet bis fast gar kein Licht abbekommen sehen und wie der Film darauf reagiert hat. Je dunkler es wird, desto mehr stechen die durchs Pushen dann doch komplett umgewandelten Kristalle hervor. Sehr spannend und auch einigermaßen lehrreich, zumindest für mich und meinen ersten Versuch.
Als letztes dann noch ein paar typische bonner Laternen vor der Oper. (Unbekannte Zeit, f/2.) Bei solchen sowieso schon sehr kontrastreichen Szenen fällt es praktisch nicht auf, wie sehr ich den Film gepusht habe. Im Gegenteil: Noch ein sehr schönes Bild.
Fazit: Sehr spannendes Thema, dieses herum gepushe. Und wie wir in Zukunft sehen werden, ist diese Kombination aus Kentmere 400 und Microphen eine Kombination, zu der ich immer wieder zurück kehre, wenn ich günstig einen empfindlichen Film brauche!
Nächstes Mal: Der Rest vom Film, verballert bei einem kleinen, morgendlichen Dorfspaziergang.
- Minolta Dynax 5, Minolta AF 50mm 1:1.7 (22)
- Entwicklung: Microphen Stock, 13:00 Minuten (Push 2 = ISO/ASA 1600), 20°C, Adofix Plus 1+5 (3.), 4:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Das Ergebnis hat mich schwer beeindruckt: Die nun folgenden Bilder sind alle um zwei EV unterbelichtet worden, dafür aber entsprechend länger im Microphen gebadet. Die Kontraste sind dementsprechend hoch, aber nicht so stark, dass man in den mittleren Bereichen nichts mehr erkennen könnte. Das Korn ist weiterhin relativ klein und wenig aufdringlich, zumindest in diesen dunklen Fotos, die ich heute vorstellen möchte. Diese sind alle in Bonn entstanden, entweder vor, während oder nach unserem kleine Zusammentreffen. Benutzt habe ich die Dynax 5 meiner Frau, weil die zum einen mit dem 50/1,7 ein recht lichtstarkes Objektiv, andererseits einen präzisen Autofokus hat - in der Dunkelheit wollte ich nicht auch noch manuelle fokussieren müssen, wo ich doch so schrecklich blind geworden bin. Darüber hinaus stellt sie vor allem eine known good Konstante dar, bei der ich mich nicht darum sorgen muss, dass die Kamera irgendeinen Blödsinn treibt.
Fangen wir am Bushof vor dem Hans im Glück, in dem wir uns damals getroffen haben, ab und betrachten die Spiegelung des Neon-Daumen-Hoch in den Glasscheiben der Haltestelle. (1/60s, f/2, manuell.) Bereits hier, im Zwielicht der städtischen Nacht, bekommen wir erstaunlich gut ausgeleuchtete Mitteltöne, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Ja, es körmt durchaus recht heftig, aber das trägt eher zum Charakter dieser Nachtfotos bei, statt zu stören. Belichtet habe ich hier nach Gefühl und für die Reflexion in den Scheiben. Dafür, dass das eigentlich nur der erste Testschuss war, habe ich hier ein recht characktervolles Bild bekommen. Gefällt mir auf Anhieb.
In die andere Richtung konnte ich dann den Daumen in seiner ganzen Glorie sehen und habe hier ein bisschen mehr Licht rein gelassen, um auch den Hintergrund etwas stärker herauszuarbeiten. (1/45s, f/2, manuell.) Das Ergebniss ist ein grelles Leuchten um die eigentliche Neonröhre herum, bedingt durch die lange Entwicklung im unverdünnten (und damals noch frischen) Microphen. Finde ich einen ziemlich coolen Effekt, das sieht ein bisschen nach diesen Science Fiction Effekten aus, die man sonst heutzutage in der digitalen Welt erst nachträglich wieder ins Bild rein rechnen muss. Gleichzeitig erscheinen die Personen im Hintergrund fast schon wie am hellichten Tage - oder zumindest bei sehr viel mehr Licht, als mir tatsächlich zur Verfügung stand. Einzig und alleine das Katzenhaar stört, dass ich damals nach dem Scannen nicht weg retouchiert habe. Liegt aber auch an einer sehr blöden Stelle. Trotzdem ein total krasses Foto, das zeigt, was man aus einem Kentmere 400 durch Pushen heraus holen kann.
Die eine defekte Ziffer der Haltestellenuhr konnte ich auch nicht einfach so stehen lassen, habe sie also in Silber festgehalten. (1/45s, f/2, manuell.) Wieder bin ich erstaunt vom Graustufenumfang der mittleren Töne, die auch gar nicht so sehr rauschen. Der Kornkontrast hält sich doch sehr in Grenzen und ist nicht so extrem, dass Details verloren gehen. Die Schrift auf dem Aufkleber ist zum Beispiel noch durchaus lesbar, die Auflösung des Films ist also tatsächlich nicht schlechter als hätte ich ihn beim korrekten ISO-Wert belichtet. Die Streifen im breiten Edding-Graffiti sind ebenfalls gut voneinander unterscheidbar. Zugleich gefallen mir die glänzenden Highlights in der Metallstange. Ein ebenfalls sehr interessantes Bild!
Hatte ich bisher auf meine Intuition vertraut und manuelle Belichtung gewählt, bin ich für das Foto vom Churros-Stand dann doch zur üblichen Halbautomatik zurück gekehrt und die Kamera hat mir zu meiner vorgewählten Blende von f/4 1/750s eingesteuert, was ziemlich gut passt. Obenrum ist es vielleicht etwas dunkel, aber die Leuchtschrift "Kreuz" und das innere des Stand selbst sind perfekt ausgeleuchtet. Wenn das Bild jetzt noch gerade wäre, wäre ich ganz zufrieden.
Auf dem Münsterplatz stand das Bonner Riesenrad. (1/1000s, f/2,8.) Hier habe ich praktisch nur die Lichter vor einem ansonsten komplett schwarzen Hintergrund und ich muss sagen, das gefällt mir auch ganz gut. So ein absoluter An-Aus-Kontrast mit so gut wie keinen Zwischentönen hat auch was. Gut, das würde ich auch mit einem nicht gepushten Film hin bekommen, aber das war ja gerade mein Test: Geht das auch so? Um den ganz hellen Schriftzug bekommen wir durch die Entwicklung wieder einen gewissen Hof, allerdings nicht so stark wie bei dem Daumen oben, den ich ja vergleichsweise lange eingebrannt habe. Interessantes Bild.
Bei dem anderen Curros-Stand, ebenfalls auf dem Münsterplatz, habe ich dann mal die etwas schwierig zu erreichende Spot-Messung der Kamera getestet. (1/500s, f/2,8.) Hat erwartungsgemäß ein perfektes Bild des Schildes gegeben, auf das ich gezielt habe, und drumherum pechschwarze Nacht. Ist ein bisschen wenig zu erkennen, auf diesem Bild, insofern war das wohl nicht das beste Motiv. Aber ich übe ja auch noch!
Sehr spannend sind hingegen die herzförmigen Ballone geworden, die man hier an einem der Stände käuflich erwerben konnte. (1/60, f/2,8.) Die filigrane Plastikhaut ist perfekt zu erkennen, durch das Abblenden sind die Bilder im Hintergrund zu schönen Siebenecken aufgeblasen. Perfekt! Genau so wollte ich es haben!
Da ich von den Bildern während unseres Trekdinners, auf denen Personen zu sehen sind, keine öffentlich ausstellen möchte, weil wegen Persönlichkeitsrecht und so, hier ein Bild der Orangenscheibe, die neben dem Nachtisch serviert wurde. (Unbekannte Belichtungswerte.) Die wirklich sehr geringe Tiefenschärfe deutet darauf hin, dass ich hier die Blende komplett geöffnet hatte. Verwackelt ist hier hingegen nichts, also gehe ich mal davon aus, dass ich nicht weit unter die 1/60s gegangen bin. Das Foto mag zwar nicht das tollste Motiv darstellen, aber es zeigt doch, dass man durchaus mit dem gepushten Film arbeiten kann, wenn man nichts anderes zur Hand hat. Außerdem rauscht er weniger aggressiv als der Ilford Delta in 3200.
Das kann man auch beim Espresso sehen, den ich als nächsten vor die Linse genommen hatte. (Unbekannte Belichtungswerte.) Im Schattenbereich der Tasse kribbelt es zwar schon extrem, vor allem, weil das Negativ sowieso schon etwas dünn aus der Suppe kam und ich nachträglich noch ein ganzes bisschen an den Reglern im Gimp drehen musste. Aber trotzdem: Höchstens genau so schlimm! Außerdem ist dieses Motiv auch noch etwas spannender als die blöden Orangenscheiben!
Draußen vor der Tür haben wir dann noch ein paar Minuten gequatscht und ich habe das Firmenlogo mitgenommen. (Unbekannte Zeit, f/2.) Hier kann gut einen kompletten Farbverlauf von voll durchbelichtet bis fast gar kein Licht abbekommen sehen und wie der Film darauf reagiert hat. Je dunkler es wird, desto mehr stechen die durchs Pushen dann doch komplett umgewandelten Kristalle hervor. Sehr spannend und auch einigermaßen lehrreich, zumindest für mich und meinen ersten Versuch.
Als letztes dann noch ein paar typische bonner Laternen vor der Oper. (Unbekannte Zeit, f/2.) Bei solchen sowieso schon sehr kontrastreichen Szenen fällt es praktisch nicht auf, wie sehr ich den Film gepusht habe. Im Gegenteil: Noch ein sehr schönes Bild.
Fazit: Sehr spannendes Thema, dieses herum gepushe. Und wie wir in Zukunft sehen werden, ist diese Kombination aus Kentmere 400 und Microphen eine Kombination, zu der ich immer wieder zurück kehre, wenn ich günstig einen empfindlichen Film brauche!
Nächstes Mal: Der Rest vom Film, verballert bei einem kleinen, morgendlichen Dorfspaziergang.