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Schwarz-weiß und analog, Teil 215: Icarex-Probleme in Lülsdorf

Foma 400 #7, November 2022
  • Zeiss Ikon Icarex 35s, Carl Zeiss Tessar 50/2.8
  • Entwicklung: Adonal 1+50, 11:30 Minuten, 20°C, Adofix Plus 1+5 (300ml, 7. Verw.), 7:30 Minuten, Adoflo II 1+200
In diesem Eintrag fangen die Probleme mit dem Filmtransport so richtig an, was schade ist, denn da sind ein paar ganz gute Bilder dabei, die jetzt leider zu einem gewissen Prozentsatz doppelt belichtet sind. Ich habe sie trotzdem mit hier rein genommen, zum einen um zu zeigen, in welche Probleme man geraten kann, wenn man altes Gear billig bei ehBlöd ersteigert, zum anderen weil mir die Motive trotzdem gut gefallen und man doch zumindest einigermaßen erkennen kann, was ich machen wollte, bevor es schief gegangen ist. ;-)

Wie immer, wenn ich meines Bruders Viehzeug füttern gehe, begebe ich mich danach an den Rhein - der ist ja nur ein paar hundert Meter entfernt - und ich mache als erstes ein Foto vom Rheinkilometerpfosten 668: Heute mal direkt in die Sonne hinein, als Silhouette. (1/1000s, f/16.) Das hat mir die Gelegenheit gegeben, das Tessar mal voll abzublenden. Der Film ist mit ISO 400 ja sehr empfindlich, um ihn voll ins Licht zu halten. Das Ergebnis ist erstaunlich: Toll strukturierte Wolken, die 668 oben an ihrem geschwungenen Stahlträger, die Schornsteine und die kahlen Bäume am anderen Ufer. Gefällt mir direkt mal richtig gut. Trotz der praktisch komplett geschlossenen Blende sehe ich keine besondere Unschärfe durch Beugungseffekte. Das mag an der eher groben Auflösung des Foma 400 liegen, aber insgesamt wirkt das Bild extrem scharf. Der Sweet Spot bei den meisten Objektiven liegt ja im Allgemeinen irgendwo zwischen f/5,6 und f/11 und das kann man eigentlich auch auf Film und nicht nur auf digitalen Bildern sehen, insofern erstaunt mich das schon ein bisschen. Was dem Objektiv unten rum (bei Offenblende) an Schärfe fehlt, macht es im oberen Bereich also durchaus wieder wett. Nun blende ich selten mal weiter ab als f/8, deshalb fällt mir das wahrscheinlich erst jetzt auf. ;-)


Dass ich das erste Bild des Tages schon ganz gut fand, heißt aber nicht, dass die restlichen Bilder schlecht sind: Auch dieser Baum hinter dem Schild mit der gleichen Nummer hat es mir angetan. (1/1000s, f/4.) Habe hier die Blende auf meinen Standard von f/4 gestellt, was mir an hellen Tagen meist erlaubt, mit der schnellsten Zeit zu fotografieren. Hat auch hier ganz gut funktioniert, aber der Versuch, Unschärfe in den Baum zu bekommen, war nur mäßig erfolgreich. Der ist nur ganz leicht weichgezeichnet. Auf diese Entfernung ist das eben nicht so leicht möglich, selbst wenn ich auf f/2,8 gegangen wäre. Was mir mal wieder auffällt: Man braucht eigentlich nur selten mal was anderes als ein gutes altes 50mm. Ich weiß gar nicht, warum ich Jahre meines Lebens mit irgendwelchem Rumgezoome verschwendet habe! ;-)

Spiegelungen haben für mich ja auch immer eine gewisse Anziehungskraft, so auch hier in den Strudeln des vorbeirauschenden Rheins. (1/1000s, f/8.) Sieht ein bisschen aus wie flüssiges Blei oder vielleicht ein Strom aus Quecksilber. Faszinierend. Die einzelnen Wirbel und Strudel sind extrem kontrastreich und hier stößt der Film tatsächlich wieder schnell an seine Auflösungsgrenze. Manche gehen einfach im Hintergrundrauschen der groben Körnung unter. Trotzdem - oder gerade deshalb? - ein sehr spannendes Bild, in dem man stundenlang nach neuen Strukturen suchen kann.


Das nächste Bild ist einfach total schief, was daran liegt, dass ich es im Gehen geschossen habe - das Schiff wollte einfach nicht stillhalten! ;-) (1/1000s, f/5,6.) Vielleicht war es aber auch gerade deshalb so schnell unterwegs, bei dem Gefälle! :-D Dass die Auflösung des Foma 400 - zumindest im Adonal - eher mäßig ist, sieht man hier besonders am Namen des Schiffes, der vorne am Bug eigentlich gut lesbar sein sollte, aber total verrauscht ist. (Main-Tauber übrigens, nur der Vollständigkeit halber.) Müsste den mal in D-76 testen, ob er da ein wenig sanfter wird.

Von hier an sind die meisten Bilder leider meist bis zu einem Viertel überlappend. Um den Spielplatz (1/125s, f/5,6) ist das nicht so schade, aber bei den Steinen im Rhein (1/250s, f/8) ärgert mich das schon ein bisschen. Die sind nämlich eigentlich sehr schön geworden, mit den glitzernden Wellen des Flusses im Hintergrund und der in sanfter Unschärfe verschwindenden Industrie auf der anderen Seite. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich das grundsätzlich zu etwas beinahe Quadratischen zusammenschneiden können, aber das war mir dann auch zu blöd. Schade, schönes Foto.


Der Spielplatz hingegen ist eher so ein bisschen 08/15, eines dieser Bilder, die ich ständig mache. Ja, die Perspektive ist ganz gut gelungen, wie man der Reihe nach durch verschiedenen "Rahmen" aus Spielgeräten schaut, um dann schließlich an der Rutsch anzukommen, aber der Winkel gefällt mir nicht. Hätte einen Schritt zurück gehen sollen und dafür die Rutsche mehr ins Zentrum rücken sollen. Hm. Naja, egal, ist ja eh ruiniert. ;-)

Hingegen ist es um beide der folgenden Bilder einigermaßen schade: Sowohl der Sitz der Wippe (1/500s, f/5,6) als auch das beleuchtbare Jägermeister-Geweih vor den Brettern (1/250s, f/8) sähen als komplettes Bild bestimmt richtig krass aus! Die Wippe hat eine sehr gute Schärfe, die toll mit dem Hintergrund kontrastiert, der eigentlich genau das richtige Maß Unschärfe aufweist. Wäre sicher ein recht hübsches Bild, besonders in dieser Herbststimmung.


Genauso leuchten die Bretter des Sockels der Veranda in der Sonne und man kann sich voll auf die Holzsztukturen konzentrieren. Das Geweih hebt sich mit seinem leichten Schattenwurf gut dagegen ab und sowohl die Gebüsche unten als auch die Scheiben und alles dahinter begrenzen das Bild und rahmen es gut ein. Sehr schade.

Und auch die letzten beiden finde ich sehr frustrierend, dass sie praktisch unbrauchbar geworden sind. Das in der unscharfen Unendlichkeit verschwindende Geländer (1/1000s, f/4) wäre alleine schon ein tolles Foto geworden, aber leider überlappt es so sehr mit dem hell leuchtenden Rhein, auf dem die "Aegle" unterwegs ist (1/1000s, f/8), dass man da am oberen Rand (also rechts, weil ungedreht) wirklich nichts mehr erkennen kann. Dabei ist die Struktur im Betonpfosten extrem gut geworden und sogar die einzelnen Grashalme heben sich gut gegen den Hintergrund ab, obwohl hier doch recht wenig Kontrastunterschied ist.


Und das Schiff, dass gerade mitten durch den breiten, hellen Streifen aus Wellen und Wirbeln bricht, das könnte man sich glatt an die Wand hängen. Mist, Mist, Mist! Aber was will man machen?

Nächstes Mal: Noch mehr Doppeltbelichtungen, dieses Mal in Troisdorf. Danach kommen wieder "gute" Filme. ;-)