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Schwarz-weiß und analog, Teil 212: Morgendlicher Dorfspaziergang

Kentmere 400 #2, November 2022
  • Minolta Dynax 5, Minolta AF 50mm 1:1.7 (22)
  • Entwicklung: Microphen Stock, 13:00 Minuten (Push 2 = ISO/ASA 1600), 20°C, Adofix Plus 1+5 (3.), 4:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Wenn man schon nicht schlafen kann, dann kann man auch aufstehen und den Rest des Films voll machen, den man am Vorabend angefangen hatte. Dann kann man das Experiment mit dem Pushen auch gleich zu Ende bringen und entwickeln. Zu diesem Zweck bin ich also am Sonntag nach unserem Trekdinner einfach mal eben durchs Dorf und habe mal probiert, was passiert, wenn man drei oder vier EV mehr zur Verfügung hat.

Den Anfang macht die Weihnachtsbeleuchtung der Nachbarn gegenüber. (1/45s, f/2,8.) Schön: Die Sterne um die einzelnen LEDs! Wierd: Die Halos, die sich bei der Entwicklung teilweise um die Lämpchen gebildet haben. Spannend: Das sehr grobe, kontrastreiche Korn in der Hintergrundunschärfe. Insofern: Ein sehr spannendes Foto, bei dem ich immer wieder länger hin schauen muss, um alle versteckten Eigenartigkeiten zu finden. Zum Beispiel diese Spinnwebe in der linken oberen Ecke, fasziniert mich total, wie scharf und hell die sich da gegen die Dunkelheit im Hintergrund abhebt.


Danach haben wir da die Kerzen, die bei den Nachbarn unten an der Talstraße von außen auf der Fensterbank standen. (1/45s, f/4.) Um etwas mehr Tiefe ins Bild zu bringen, habe ich hier lieber eine weiter geschlossene Blende genommen, statt auf die 1/60s zu beharren, die man bei der Normalbrennweite im allgemeinen nicht unterschreiten sollte. Das Ergebnis sind zwei knackscharfe Teelichte, die an diesem nebeligen Morgen ein bisschen Licht ins Dunkle brachten.

In diesen beiden eher schattigen Ecken konnte ich so jedoch nicht wirklich die Reaktion dieser Film-Entwickler-Push-Kombination auf mehr Licht testen. Das kommt aber gleich im nächsten Bild mit den Lampignons, das glaube ich eines der besten auf der Rolle ist! (1/350s, f/1,7.) Klasse Bokeh mit mäßigem Kornrauschen, tolle Schärfe im vordersten Lampignon, faszinierendes Bild! Gefällt mir richtig gut, dabei war das auch nur so ein Schnappschuss nebenbei.


Und dann habe ich die Nachbarin mit ihrem Hund getroffen. (1/1500s, f/2.) Und durch schieren Zufall habe ich hier durch einfaches Draufhalten genau den Fokus in das rechte Auge (also, sein linkes) gesetzt und das perfekte Hundeportrait produziert! Hätte ich mehr Zeit gehabt, ich hätte natürlich eher f/4 genommen, aber gerade durch diese wirklich sehr geringe Schärfentiefe wirkt das Bild einfach total weich und warm, obwohl es so ein grauer Morgen war. Ist das das beste Bild auf der Rolle? Ich weiß nicht, aber ich vermute es!

Etwas nebelige Herbststimmung gefällig? (1/180s, f/8.) Es wurde langsam heller und dadurch ist der Nebel ein bisschen ausgewaschen, aber trotzdem noch erkennbar. Die Wiese davor wirkt unnatürlich kontrastreich, aber das macht ja auch der Push-Prozess. Ein einsamer Vogel auf der Erdungsleitung rundet dieses herbstlich-depressive Motiv nach oben ab. Gut.


Und zu allerletzt noch die Scheune, durch die Blätter der den Zugang zu Feld umgebenden Bäume hindurch, eines meiner neuen Standard-Test-Motive. (1/125s, f/8.) Auch hier: Extremer Kontrast, aber das macht das Bild nur noch interessanter. Der Himmel ist praktisch komplett durchbelichtet, man kann die Stromleitungen kaum noch erkennen. Sehr interessante Körnung, durch die hindurch man gerade noch genug Details in der Scheune ausmachen kann. Interessant.

Fazit: Auch bei mehr Licht kann man den Film durchaus um zwei Stufen gepusht verwenden, auch wenn das eigentlich nicht nötig wäre. Bei dem Licht an jenem Morgen hätte durchaus auch eine Stufe gereicht. Trotzdem: Für den extra Vintage Look kann man das auch mal machen.

Nächstes Mal: Ein Agfa APX, den ich bei einer Tour durch Overath verschossen habe. Grüße an P, mit dem zusammen ich dieses kleine Shoot-out veranstaltet habe! ;-)