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Filmentwicklung am Feiertag

Heute endlich mal dazu gekommen, die beiden Filme zu entwickeln. Der eine lag jetzt schon seit zwei, drei Wochen hier im Keller rum und wartete drauf, ein Bad im guten alten Adonal nehmen zu dürfen. Da sind am Anfang lauter Familienfotos drauf, wurde also wirklich mal Zeit, sonst weiß schon keiner mehr den Anlass, weshalb wir uns bei meinem Bruder im Garten getroffen hatte... ;-)


Die Bilder auf diesem ersten Film sind mit der RevueFlex 1000s gemacht, die von den Eltern stammen. Eine Vorschau - mit dem Handy den nassen Film in der Dusche abfotografiert, um zu schauen, ob auch tatsächlich brauchbar entwickelt wurde - gibt es wie immer auch. Das sind die ersten beiden Fotos da unten. Natürlich sind das nicht die Familienfotos, sondern die, die ich ein paar Tage später in Siegburg und Blankenberg verschossen habe.

Sehen vielversprechend aus. Habe heute mal nicht geschwenkt, sondern invertiert. Vielleicht habe ich dann weniger Streifen an den Stellen, wo die Filmtransportlochung ist. Das Internet behauptete sowas. Ich habe das bisher mit den Inversionen ja eher gelassen, weil ich immer Angst habe, der Deckel geht mir ab und ich habe die ganze Sauerei auf den Füßen! Aber der Paterson-Tank scheint tatsächlich dicht zu sein. Ob es allerdings wirklich was gebracht hat, werde ich erst nach dem Scan sehen. Dafür muss der Film aber noch ein bisschen länger trocknen...


Die anderen beiden Vorschaubilder sind von dem Film, den ich letztes Wochenende an das U-Boot (und die Insel im Rhein im Allgemeinen) verschwendet habe. Der, bei dem mir das Batteriefach der F90x auseinander gebröselt ist, das ich ja dann Anfang der Woche geklebt hatte. Scheinen auch ganz gut geworden zu sein, soweit man das anhand der schlechten Handy-Fotos beurteilen kann. Die kleine Linse auf diese Entfernung bringt da immer so heftige Verzerrungen rein. Wenn ich meine D610 jemals wieder kriegen sollte, muss ich tatsächlich mal das Sigma-Makro-Zoom testen, ob ich damit die Negative 1:1 hin bekomme, wenn ich noch eine Nahlinse drauf schraube. Und wie die dann aussehen und was ich als Lichtquelle und als Diffusor verwende. Schaumama. Hatte ich gesagt, dass ich da gestern angerufen hatte, aber noch nichts Neues erfahren habe? Ich glaube nicht. Dauert wahrscheinlich noch viel zu lange. Nächste Woche ist doch schon FedCon... Mist.

Schwarz-weiß und analog, Teil 222: Ein bisschen Sankt Augustin

Fomapan 400 #10, 16. Januar 2023
  • Voigtländer Vito BL
  • Entwicklung: Adonal (1+50), 11:30 Minuten, 20°C, Adofix Plus 1+5 (8.), 7:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Wie immer war am Ende noch ein bisschen Film übrig, sodass ich bei einem der Einkäufe in St. Augustin auch mal diesen voll gemacht habe, wie es ja schon fast eine kleine Tradition ist.

Als erstes haben wir hier das Graffiti/Wandgemälde, das man an der Schulwand gegenüber des Basketball-Courts finden kann. (1/125s, f/16, 5 Meter.) Erstaunlich, wie scharf das geworden ist und wie gut sich die verschiedenen Farben in Grautöne umgewandelt haben. Bei völlig geschlossener Blende habe ich hier ein - wenn auch leicht schiefes - Bild hinbekommen, das in seiner Schärfe schon ein bisschen brutal aussieht. Aber das kommt davon, dass ich mal wieder zum 400er gegriffen hatte, obwohl der doch ein bisschen schnell ist, selbst bei diesem Wetter. Witziges Bild.

Wie man sieht, es war Januar, es ging auf den rheinischen Karneval zu und daher hingen die städtischen Fahnen raus, die genau diesen anpriesen, als hätten wir alle keine Ahnung. (1/300s, f/8, 4,50m, Gelbfilter.) Hier habe ich mal wieder das Gelbfilter aufgesetzt, um die Blende ein bisschen nach unten zu drücken und zugleich die Wolken ein wenig poppen zu lassen. Da, wo der blaue Himmel durchscheint, ist er auch tatsächlich sehr dunkel geworden. Ansonsten flattert die Fahne schön im Wind und die schnellste Belichtungszeit, die die Kamera zu bieten hat, ist aber auch gerade schnell genug dafür, denn in der rechte obere Ecke war die Bewegung schon so schnell, dass sie trotzdem etwas unscharf geworden ist.


Und immer, wenn ich an dem Stuhl vorbei komme, frage ich mich: Kunst oder Vandalismus?! (1/125s, f/16, 7 Meter.) Absolute Tiefenschärfe hat manchmal auch was für sich, so sieht dieses Bild schon irgendwie faszinierend aus. Vom Schulgebäude im Hintergrund bis hin zum Kunstwerk/Vandalismus ist alles scharf. Das sind Bilder, wie meine Frau sie mag, die hält ja nicht so viel von Hintergrundunschärfe wie ich. ;-)

Der Luftabzug sollte ja mittlerweile auch bekannt sein, den habe ich ja auch ständig vor der Linse, ich weiß gar nicht, wieso. (1/300s, f/5,6, 4,50 Meter.) Hier konnte ich mal erstaunlich weit mit dem Blendenwert runter gehen, das passiert in dieser Kamera mit einem 400er Film ja eher selten. Der Schärfe tut es praktisch keinen Abbruch. Nur die Fahrzeuge auf dem Parkplatz, die man durch den Baum hindurch sehen kann, sind ein bisschen unscharf.


Was ist das Problem mit Sucherkameras? Man kann nie sicher sein, dass das, was man fotografieren will, am Ende auch tatsächlich auf dem Bild ist. Will man zB einen Bagger durch einen Bauzaun hindurch fotografieren, sollte man darauf achten, dass jener nicht vor die Aufnahmelinse gerät! (1/300s, f/8, 7 Meter.) Bei dieser Entfernung und dieser Blende wird das Gitter dann schon einigermaßen scharf uns stört mich doch gewaltig, auch wenn es nur ganz am rechten Rand ist. Schade, denn ansonsten gefällt mir das Bild eigentlich ganz gut.

Und wenn am Ende dann noch immer Bilder übrig sind, fängt man an, so verrückte Teile wie Glascontainer zu fotografieren. (1/300s, f/8, 7 Meter.) Nicht, dass ich mein "Altglas" da einwerfen würde. Düfte ich wahrscheinlich auch nicht, optische Gläser machen bestimmt das Flaschenglas kaputt, das muss man bestimmt sortenrein recyclen. ;-) Die Person links ist übrigens völlig zufällig ins Bild gelatscht, die habe ich erst auf dem fertigen Foto entdeckt... Wenn die sich schon ins Foto quetschen musste, hätte die ja durchaus mal was einwerfen können, oder?! ;-)

Vor den Glascontainern gab es dann noch ein paar interessante Texturen zu entdecken. (1/300s, f/8, 1,60 Meter.) Frage mich, welche Geräusche Lara macht, wenn sie da drüber läuft. ;-) Vom leichten Sprühregen sind die Splitsteine jedenfalls schön dunkel und kontrastreich geworden, wie ich es mir erhofft hatte.


Dann noch ein Bild von der FH. (1/300s, f/8, unendlich.) Schief, schief, schief. Wie immer. War mir ein wenig zu nass, da näher ran zu gehen, mit dem normalbrennweitigen Objektiv dieser kleinen Vito ist das doch ein bisschen weiter weg und macht nicht unbedingt den Eindruck, den ich erreichen wollte. Aber es war das Ende vom Film und ich wollte endlich heim! ;-)

Wenn man dann bei Nummer 39 angekommen ist und der Film noch immer nicht zu Ende ist, wundert man sich langsam, ob man den mal wieder nicht richtig eingespannt hat und macht dann schulterzuckend eben noch ein Detail-Bild des Flaschencontainers. (1/300s, f/8, 1,60 Meter.) Die nasse Pappe ist so richtig deprimierend und an manchen Tagen brauche ich das einfach. Auf diese Entfernung bekommt man sogar ein brauchbares Bokeh, ich muss diese Kamera mal mit einem langsameren Film und bei weniger grellen Lichtverhältnissen testen, da scheint mir Potential drin zu sein. ;-)

Fazit: Eine tolle kleine Kamera, deren Bedienung nicht allzu kompliziert ist, trotz ihres Alters. Nur das mit dem Geradehalten üben wir noch mal. Zusammen mit dem Zubehör - Filter, Entfernungsmesser, Taschen -, das ich dazu bekommen habe, ein tolles Paket, für das ich mich an dieser Stelle noch mal ganz Herzlich beim Papaschlumpf bedanken möchte.

Nächstes Mal: Die perfekte Nikon. (...mit der ich bereits viel zu viele Bilder verschossen habe, die hat mich ein bisschen aus der Bahn geworfen!)

Schwarz-weiß und analog, Teil 221: Die Rheinauen wie in den 1960ern

Fomapan 400 #10, 15. Januar 2023
  • Voigtländer Vito BL
  • Entwicklung: Adonal (1+50), 11:30 Minuten, 20°C, Adofix Plus 1+5 (8.), 7:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Die kleine Vito BL hat den Vorteil, dass sie recht handlich ist und man sie mal eben einstecken kann. Die Lederhülle ist zwar etwas störrisch, aber wenn man sich da einmal dran gewöhnt hat, geht das auch. Nur den Entfernungsmesser habe ich dann irgendwann vom Coldshoe abgemacht und einfach so weiter verwendet, weil der nämlich nicht mit in die Tasche rein passt. Auf diese Art habe ich dann die Rheinauen in Bonn unsicher gemacht. Da ist die Kamera dann doch irgendwie wieder in die Nähe ihres ehemaligen Zuhauses zurückgekehrt.

Das erste Motiv, das ich ausprobieren wollte, war die Piratenfahne, die sich um sich selber gewickelt hatte. (1/300s, f/11, 4m.) Bei der Blende ist es eigentlich völlig egal, was ich an Entfernung einstelle und ich glaube, dass 4 Meter hier ein bisschen kurz gegriffen waren. Aber scharf ist sie trotzdem, nur ein bisschen überbelichtet vielleicht: Das schwarz hinterm Totenkopf ist eher ein helles grau geworden. Nun war der Himmel aber auch sehr hell und das Material der Fahne nicht unbedingt das dichteste, da scheint schon ein bisschen was durch. Wie man sieht, es war mal wieder etwas stürmisch. Bonn: Stadt der Winde, sozusagen. ;-)


Der Blick auf den Posttower durch das Pampasgras war mitten im Januar auch ein bisschen kahler als normalerweise, wenn hier doch ein bisschen mehr Gemüse rum steht. (1/300s, f/8, Gelbfilter, 5m.) Bei den recht strukturierten Wolken, die wir an diesem Tag hatten, habe ich mir gedacht: "Ist doch mal eine Gelegenheit, das Gelbfilter zu testen, mal sehen, was dabei rum kommt." Wie man sieht, es bringt die Wolkenstruktur recht gut zur Geltung. Außerdem nimmt das ja ein bisschen Licht weg und ich kann ein kleines bisschen langsamer belichten, was bei dem viel zu schnellen 400er-Film gar nicht so falsch ist. (Das ist glaube ich eine Nummer 2, aber das müsste ich jetzt nachschauen. Moment, hab ich doch irgendwo hier im Blog... Hm, kann man auf dem Foto nicht erkennen. Und die Kamera ist gerade gut verstaut. Ist ja auch nicht so wichtig.) Insgesamt also ein recht interessantes Bild, und ich hoffe, der einsame Spaziergänger hat nichts dagegen einzuwenden, dass er jetzt hier von hinten zu sehen ist. Ich fand es ganz witzig, den mit drin zu haben, der sieht so einsam aus, obwohl man das in den Rheinauen ja eigentlich nie ist. Da ist immer wer. ;-)

Zum Beispiel Gänse. (1/300s, f/11, Entfernung ∇ "Schnappschuss".) Da ich hier nicht ewig ausmessen konnte, wie weit die entfernt sind, habe ich das mal so gemacht, wie die Anleitung das vorsieht: Die Entfernung auf dieses auf dem Kopf stehende Delta (oder Nabla?) kurz vor 3 Meter gestellt, abblenden auf jenseits von f/5,6 musste ich bei der Helligkeit ja eh, und zack: Funktioniert! Alles scharf. Gut, ist bei f/11 ja auch zu erwarten. Erst die Schwäne auf der Mitte des Rheinauensees scheinen langsam unscharf zu werden. Bei einem solchen Schnappschuss mag es mir auch verziehen werden, dass ich das gute Stück mal wieder total schief gehalten habe. Ihr solltet froh sein, dass überhaupt was zu sehen ist! :-D


Die Schwäne habe ich zwar auch mehr geraten als gemessen, aber da die sehr viel näher (weil neugierig) waren als die Gänse, habe ich mich mit mir selber auf unter 2 Meter geeinigt. (1/300s, f/16, 1,80m.) Außerdem liegt es in der Natur der Dinge, dass Schwäne sehr weiß sind, und wenn die Sonne plötzlich aus den Wolken hervor bricht, dann reflektieren sie sehr stark. Ganz besonders, wenn die Sonne wie im Januar üblich kaum über den Horizont kriecht und dementsprechend der Winkel zwischen Schwan und Lichtquelle ca. 90° beträgt. Warum erzähle ich das alles? Weil: Sunny 16. Für den Film sieht es so aus, als hätte ich direkt in die Sonne fotografiert! All diese Überlegungen haben zu einem ganz netten Foto geführt: Die Schwäne waren dabei, aus dem Wasser unter ihnen zu trinken, also zumindest sah das so aus. Sind ja schon gewaltig große Vögel. Wundere mich jedes Mal, wie riesig die sind, wenn die einem so nah kommen. Draußen auf dem Teich merkt man das ja nicht so.

Dann noch ein sehr gelungenes (und ausnahmsweise mal gerades) Hochkantfoto vom Posttower, mit Bank, See, Baum und sogar einem Mülleimer. (1/300s, f/11, Gelbfilter, 7m.) Gefällt mir sehr, wie das Filter die Kontraste ein bisschen anhebt. Und wie sich das Glas des Posttowers in den Wellen auf dem See spiegelt. Schönes Bild. Muss ich glaube ich kaum mehr zu sagen.


Für die Steine im Wasser habe ich das Filter dann mal nicht abgemacht, einfach um zu testen, was dann passiert, aber auch, weil es so hell war, dass ich die Blende nicht noch weiter schließen konnte. (1/300s, f/16, Gelbfilter, 3m.) Die Reflexionen auf den nassen Steinen waren nämlich heller als Sunny Sixteen. Das Ergebnis erstaunt: Kräftiges Schwarz in den Silhouetten der Bäume, strahlendes Weiß in den Spiegelungen, dazwischen starke Kontraste, wie ich sie gerne mag. Jetzt nur noch gerade halten... ;-)

Die Häuser gegenüber auf der Beueler Seite des Rheins sehen auch von hier aus gut aus, besonders, wenn man sie mit einem Baum kombiniert. (1/300s, f/8, Gelbfilter, Entfernung: Unendlich.) f/8 macht sogar den Baum noch einigermaßen scharf, obwohl der vielleicht 5 Meter von mir entfernt stand, und das ist schon großzügig bemessen. Durch das Gelbfilter scheint der Rhein wie aus Blei vor einem zu liegen, während die Wolken darüber schon ein bisschen bedrohlich wirken. Krasses Bild!

Nachdem das mit dem Filter so gut funktioniert hat, die Belichtungszeiten bzw. Blenden etwas zu drücken, habe ich ihn kaum noch abgeschraubt. So ist auch dieses Bild vom Schiff unter dem halb im Wasser stehenden Baum entstanden. (1/300s, f/8, Gelbfilter, Entfernung: Unendlich.) Leider mal wieder etwas schief. Ich kann Sucherkameras nicht anständig bedienen, wie man sieht. ;-) Aber ansonsten ein schönes Foto mit dem sehr dunklen Ast vor dem wolkenverhangenen Himmel.


Dann noch Enten, Kanupaddler und Schiff vor der Skyline auf der anderen Seite des Wassers, mit extremen Wolken darüber: Krass! (1/300s, f/8, Gelbfilter, Entfernung: Unendlich.) Sehr spannendes Foto, besonders wegen des Lichtreflexes in dem Stahl und Glas der Gebäude, die einen unheimlichen Kontrast zu den dunklen Wolken ergeben und gleichzeitig lange Streifen über die Wellen des Rheins werfen. Klasse Foto! Nehm ich, wie es ist! ;-)

Die Pilze am Mülleimer musste ich aber auch mitnehmen, und die sind auf diese Entfernung sogar scharf, obwohl dieses Objektiv nun wirklich nicht Makro-geeignet ist. (1/125s, f/16, Entfernung: Minimal.) Ich glaube, f/16 hat da aber auch was mit zu tun! ;-) Die Pilze sind jedenfalls hervorragend raus gekommen und haben eine hübsche Musterung auf den Hüten. Selbst bei f/16 wird der Horizont tatsächlich ein bisschen weichgezeichnet - OK, bei Minimalfokus, also irgendwo so um einen Meter, ist das auch zu erwarten. Schon so auf Höhe des Mülleimers ist das Bild deutlich unschärfer. Der hätte übrigens nicht so prominent mit drauf sein sollen, oder eben vielleicht etwas mehr, aber ich erwähne das jetzt noch mal: Sucherkamera! Parallaxe! ;-)


Und dann noch mal direkt in die Sonne - also, indirekt-direkt! :-D (1/300s, f/11, Gelbfilter, 5m.) Einfach mal voll rein in die Reflexion auf dem See unter der schwimmenden Brücke. Das Ergebnis ist ein sehr krasses Foto, auf dem praktisch nur die Wellen richtig zu erkennen sind, dafür aber so richtig extrem. Auch das gefällt mir extrem gut! Das Filter nimmt auch hier gut ein, zwei Blenden im gelben Wellenlängenbereich runter und verstärkt so den Kontrast noch mal extrem. Faszinierend!

Und zum Schluss noch mal der Posttower. (1/300s, f/11, Gelbfilter, Entfernung: Unendlich.) Aber hauptsächlich habe ich dieses Bild wegen des Schattens, den der Baum am anderen Ufer auf die Seeoberfläche wirft, gemacht. Ein ebenfalls extrem gelungenes Foto. Wie man sieht, war es zwischenzeitlich auch wieder ein bisschen lockerer bewölkt, was den Himmel noch mal extra poppen lässt. Die Gelegenheit für dieses Foto kommt so schnell nicht wieder und ich kann mich glücklich schätzen, genau an dieser Stelle zu dieser Zeit an diesem Tag im Januar gestanden zu haben. Perfekt.

Zwischen-Fazit: Mich begeistert diese kleine Kamera immer wieder. Für das aus heutiger Sicht ja eher primitive Objektiv mit seinen (wahrscheinlich) vier Linsen macht sie erstaunlich scharfe Bilder, was aber auch daran liegt, dass man weit abblenden muss, weil einem nur mäßig schnelle Zeiten zur Verfügung stehen. Aber wenn man damit umgehen kann, bekommt man auch 60 Jahre später noch Klasse Fotos aus dieser Kamera heraus!

Schwarz-weiß und analog, Teil 220: Eine Vito BL im Kurpark und Rest von Hennef (und am Hausberg)

Fomapan 400 #10, 11. und 12. Januar 2023
  • Voigtländer Vito BL
  • Entwicklung: Adonal (1+50), 11:30 Minuten, 20°C, Adofix Plus 1+5 (8.), 7:00 Minuten, Adoflo II 1+200

Soo, habe zwar mittlerweile digitale Bilder für drei Einträge hier liegen, aber man kommt ja zu nix. Deswegen heute schnell ein Retorten-Artikel, damit ich früh ins Bett kann. ;-)

An dieser Stelle möchte ich erstmal den Herrn J vom Trekdinner Bonn grüßen, denn die folgenden Fotos sind mit ein Voigtländer Vito BL entstanden, die er mir übereignet hat. Es handelt sich, wie bereits beschrieben, um ein Erbstück, das er selber wohl nie benutzen wird. Und da ich ja alles verwende, was einen Verschluss hat: Zack, hier sind die Fotos aus dem Kurpark, wo ich dieses antike Stück unter bekannten Bedingungen getestet habe! ;-) (Ich gebe hier übrigens heute jedes Mal die mit dem Rangefinder gemessene und an der Kamera eingestellte Entfernung ein, einfach nur, weil ich sie mir mit in mein Spreadsheet geschrieben hatte. Diese sind natürlich nur ungefähre Angaben - so genau ist die Skala an dem Teil einfach nicht - und dementsprechend mit Vorsicht zu genießen, geben aber ein ungefähres Gefühl der tatsächlich verwendeten Entfernung.)

Wobei ich sagen muss, so eine alte Sucherkamera zu bedienen, ist nicht ganz einfach, wie man direkt am ersten, völlig verunglückten Schuss vom Rhododendron sieht. (1/300s, f/11, 1m.) f/11 ist einfach auch nicht mehr, was es mal war. ;-) Ich hatte gehofft, dass ich den Schärfebereich damit so weit erweitern könnte, dass ich noch ein paar Zentimeter weiter ran rücken könnte, aber wie man sieht, habe ich mich da wohl ein bisschen verkalkuliert. Aber einen wertvollen EInblick erhalten wir trotzen: Der Verschluss funktioniert! Und zudem wirft es direkt eine weiter Frage auf: Warum habe ich einen 400er Film genommen, wenn es doch so schrecklich hell war?! Ja, das frage ich mich wirklich, denn ich habe völlig ignoriert, dass die Kamera ja schnellstenfalls 1/300s kann. ISO 400 ist viel zu empfindlich!

Der zweite Testschuss von Fontäne und Schwanzflosse macht dies genau so deutlich wie der erste. (1/300s, f/8, ~20m.) Auch diese ist ein bisschen hell geworden, trotz einer Blendenstufe weniger als bei dem Rhododendron. (Die Bilder sind eigentlich auch umgekehrt entstanden, aber solche Details ignoriere ich heute einfach mal.) Gegen das Licht haben wir hier auf jeden Fall ein bisschen den üblichen Nebel einer Blendung im Bild. Verschärfte Bedingungen, also. Aber da die Kamera ja keinen gekoppelten Belichtungsmesser hat, der hier verwirrt werden könnte, ist das Bild insgesamt ziemlich gut belichtet. (Der eingebaute Selenzellen-Messer ist ungekopppelt, man muss Zeiten und Blenden manuell auf den Verschluss übertragen, sodass man da gut korrigierend eingreifen kann.) Leider ist es aber auch total schief, was bei einer solch kleinen Sucherkamera, die zudem noch erstaunlich leicht in der Hand liegt, durchaus zu erwarten war. Ich kann ja "normale" Kameras kaum gerade halten. Was aber auf jeden Fall auch sichtbar wird: Zumindest bei stärkerem Abblenden - wie es bei diesen Kameras ja durchaus normal ist - hat das kleine Color-Skopar mit seinen vier Elementen eine erstaunliche Schärfe. All die kleinen Tropfen in der Fontäne sind erkennbar, solange sie nicht im Rauschen des Foma 400 untergehen. Das verspricht interessante Bilder, wenn ich es schaffe, die Kamera etwas gerader zu halten als hier und vielleicht auch besser zentriert! ;-)


Ohne ein Bild vom Siegfried gehe ich vom Kurpark ja nicht nach Hause. (1/300s, f/8, 7m.) Auch der ist schön scharf und außerdem für ein hochkantes Bild auch noch sehr gerade. Das mit der Schärfe erstaunt mich ehrlich gesagt am meisten, denn schließlich muss ich hier mit dem Entfernungsmesser und seinem extrem kleinen Guckloch arbeiten, was schon mal nicht so schrecklich genau ist, wie ich es von meinen SLRs gewohnt bin, bei denen ich halt sofort sehen kann, wann das Bild scharf ist. Zum anderen muss ich die gemessene Entfernung dann auch noch auf das Objektiv übertragen, was ebenfalls fehleranfällig ist. Zum Glück haben beide die gleiche Entfernungsskala, sodass man sich wenigstens etwas orientieren kann. Aber am erstaunlichsten finde ich ja, dass ich mit dem eingebauten Selenmesser so gut belichtete Bilder hin bekomme.

Ein Problem mit Sucherkameras ist ja immer die Parallaxe zwischen Sucher und Objektiv, die in diesem Fall dazu geführt hat, dass ich den oberen Teil des Kirchenfensters abgeschnitten habe. (1/300s, f/11, 7m.) Schade, die Belichtung und die Schärfe sind nämlich einwandfrei. Dafür habe ich aber ziemlich genau "flach" auf die Wand gezielt, sodass wir hier gut nach Verzerrungen suchen können. Ich glaube, ein kleines Bisschen Barrel Distortion ausmachen zu können, aber nicht so viel, dass es in Alltagssituationen ins Gewicht fallen würde. Wahrscheinlich stammt dieser Eindruck sogar eher daher, dass die Mauer selber nicht ganz so gerade ist. Schon vor 60 oder 70 Jahren konnte man also die üblichen Festbrennweiten selbst mit wenigen Linsen und mäßigem Aufwand so genau berechnen, dass man ein recht unverzerrtes Bild erhalten hat. Das sieht man auch gut in den Ecken, die in ihrer Schärfe der Mitte in nichts nachstehen. Auch Vignettierungen kann ich zumindest bei dieser Blendeneinstellung nicht ausmachen. Interessant!

Dieser erste allgemeine Eindruck setzt sich bei der Tür der Kirche fort: Die einzelnen Bausteine sind praktisch wie am Schnürchen aufgereiht, alle Linien bleiben gerade. (1/300s, f/16, 4,50m.) Bei f/16 ist das Bild komplett scharf, aber ich hatte auch nichts anderes erwartet. Interessantes Architektur-Bild. Gefällt mir sehr gut. Schön kontrastreich kann die Kamera auch, das sieht man hier definitiv. Diese alten un- oder maximal einfach beschichteten Linsen sind aber wahrscheinlich auch gerade auf s/w-Film optimiert - damals hat man ja höchstens mal in Ausnahmefällen in bunt fotografiert, auch wenn die Benennung des Objektivs etwas anderes suggeriert!


Dass das kleine Objektiv auch sowas wie Hintergrundunschärfe kann, beweist es bei diesem kleinen Vogelhäuschen, das ich auf dem Weg in die Stadt getroffen habe. (1/300s, f/8, 1,70m.) Die Enfernung zum Motiv war hier so gering, dass selbst bei dieser starken Abblendung das Wohnsilo im Hintergrund ganz leicht weichgezeichnet ist. Ich würde das jetzt noch nicht Bokeh nennen, aber es gibt dem Bild genau die Tiefe, die ich mir erhofft hatte! Ein Bild, dass ich mit meiner DSLR nicht hätte besser hinbekommen können! Definitiv eines der besten auf der Rolle und in meinen Top Ten für den Monat Januar! ;-) Besonders dieser logische Kontrast zwischen den immer gleichen Wohneinheiten im Hintergrund und dem irgendwie so individuell erscheinenden Vogelhäuschen hat es mit angetan!

Das Fahrrad hinter der Bäckerei hat mal wieder ein wenig Schlagseite, ist aber trotzdem ganz nett geworden. (1/60s, f/11, 2,90m.) Zudem habe ich hier zum ersten Mal eine andere als die allerschnellste Geschwindigkeit testen können und die scheint auch völlig problemlos zu funktionieren. Die extra kleine Blendenöffnung habe ich her gewählt, um die Reflexionen in den Scheiben im Hintergrund auch noch einigermaßen scharf zu bekommen. Das, was auf den ersten Blick wie ein Vorhang aussieht, sind nämlich diese lamellenartingen Glaselemente des Parkhauses auf der anderen Seite des kleinen Parkplatzes. Die einzelnen Profilstreifen im ziemlich abgefahrenen Vorderreifen sind erstaunlich gut zu erkennen, trotz ihrer relativen Kontrastarmut - wieder bin ich von der Schärfe des Objektivs erstaunt. Gut, f11 ist auch wirklich sehr weit geschlossen, aber man sollte gerade deswegen schon ein bisschen Diffraktion erwarten. Hält sich allerdings gut in Grenzen - wobei die wahrscheinlich noch unterhalb des Auflösungsvermögens des Films liegen wird.


Im Gegensatz zu Siegburg haben wir hier in Hennef ja schon länger diesen alten Eisenbahnwagon stehen und ich glaube, bisher hat sich noch keiner wegen der fürchterlichen Terrorblagen beschwert oder deswegen irgendwelche Ratsbeschlüsse gekippt. (1/300s, f/16.) Aber ich wollte nicht über lokale Politik referieren, sondern eher über meine Fotos. Es war hell, wie man sieht, die Belichtung entspricht ja schon ziemlich genau Sunny Sixteen. Das Ergebnis ist wiedermal ein extrem scharfes und kontrastreiches Bild, leicht zur Seite geneigt. Aber trotzdem hübsch anzuschauen. Spätestens an dieser Stelle habe ich die kleine Vito ins Herz geschlossen und werde damit definitiv noch ein paar mehr Bilder schießen! Mal sehen, vielleicht im Sommer mal einen Farbfilm in den Rheinauen, wenn wir da noch mal Trekdinner machen. Dann schließt sich der Kreis auch! ;-)

Immer, wenn ich in letzter Zeit am Parkhaus vorbei komme, nehme ich eine der Lampen mit. (1/125s, f/11, 2,70m.) Muss ich auch nicht viel zu sagen, außer dass mir dieses Bild ebenfalls sehr gut gefällt. Kaum schief, Fokus genau getroffen, bei der Blende ist wieder praktisch alles scharf, was bei Architektur ja immer gut kommt, Belichtung perfekt, was will man mehr? Schönes Bild eines eher hässlichen, 08/15-standard Parkhauses.


An der Bahnhofsunterführung dann noch eines der Wandgemälde mitgenommen, heute das Mädchen mit Baseballcap. (1/300s, f/8, 3,00m.) Die Entfernung zu messen, war hier nicht ganz so einfach, weil die Wand relativ wenige Anhaltspunkte bietet, an denen man den Rangefinder festmachen könnte. Trotzdem, sieht gut aus. Die Farben kommen auch in diesem s/w-Bild sehr gut rüber, wie immer beim Foma das Rot relativ dunkel. Schönes Bild.

Den Regenschirm am Fahrrad habe ich dann mal wieder aus Experimentierfreude mitgenommen. (1/300s, f/16, 1,10m.) Oben ist meine Hand im Bild, mit der ich ein bisschen das Flare unterdrücken wollte, was jetzt einen recht spannenden Effekt gibt. Voll abgeblendet bekommt man offebar Sonnensterne über das komplette Bild, das müsste ich mal wirklich ausprobieren. Ansonsten: Totales Chaos im Bild. Da habe ich wohl ein bisschen viel auf einmal aufs Korn genommen - kein wirklich gut komponiertes Bild. ;-)

Noch mal ein bisschen, sehr subtile Hintergrundunschärfe gibt es bei diesem Nikolausmützenbild. (1/300s, f/11, 1,10m.) Im Gegensatz zum vorherigen Bild ist dieses hier ziemlich gut zusammenkomponiert, finde ich. Belichtung und Schärfe sind auch sehr gut. Gefällt mit also mal wieder extrem gut. Könnte ich nächstes Jahr eine Weihnachtsgrußkarte mit künstlerischen Ambitionen draus machen! ;-)


An der Unterführung bei der Meys-Fabrik habe ich dann noch mal wieder das coole Buch mitgenommen, bevor das auch noch von Graffiti übermalt wird. (1/300s, f/5,6, 4m.) Hier unten war es dunkel genug, auch mal einen etwas kleineren Blendenwert einzustellen. Auch mit dieser Einstellung sehe ich keinen dramatischen Abfall in der Schärfe und auch die Ecken sind noch immer gut ausgeleuchtet und unverzerrt. Das verbaute Objektiv hat also eine erstaunliche Qualität für eine einfache Sucherkamera! (Wobei die ja gar nicht so einfach ist; mit ihrem Belichtungsmesser und dem aufgesteckten Rangefinder gehört die sicher zu den teureren Modellen der damaligen Zeit.)

Normalerweise würde ich an dieser Stelle ein Trennung vornehmen und aus den folgenden sechs Fotos noch einen eigenen Artikel machen. Aber ich muss die Pipeline ja irgendwann mal abgearbeitet bekommen, also mache ich einfach weiter. Schließlich habe ich schon so viele Einträge über unseren Hausberg, dass ich nicht noch einen brauche, und rein technisch betrachtet befinden wir uns ja auch noch immer in Hennef! ;-) Deshalb, weiter geht es mit dem folgenden Tag, an dem das Wetter sehr viel dunkler und bedeckter war - eine perfekte Gelegenheit, den viel zu empfindlichen Film ein bisschen länger zu belichten oder die Blende mal so richtig weit zu öffnen!

Das mache ich auch gleich beim ersten Bild dieses Tages: Eichenlaub. (1/300s, f/3,5, 3m.) Hier bekomme ich zum ersten Mal tatsächlich sowas wie ein richtiges Bokeh, wenn auch nur sehr eingeschränkt. Das Bild ist leider ein bisschen sehr dunkel geworden und der Hintergrund setzt sich kaum gegen das eigentlich Motiv ab, aber erahnen kann man das schon, gerade an den Bäumen, die über den Horizont hinaus ragen.


Um einen Eindruck vom Wetter an jenem Tag im Januar zu bekommen, habe ich hier ein Bild vom Ölberg, den man von da oben ja sehr gut sehen kann. (1/125s, f/8, unendlich.) Windterrissene Wolken überm Siebengebirge. Der Baum links hätte eigentlich noch ein bisschen mehr im Bild sein sollen, blöde Parallaxe. Ansonsten ist das Bild eher etwas langweilig geraten.

Die Schafe hatten sich so perfekt aufgereiht, dass ich sie auf jeden Fall mitnehmen musste. (1/300s, f/3,5, 4,50m.) Da ich hier die Blende weit öffnen konnte, habe ich sogar wieder ein bisschen Hintergrundunschärfe rein bekommen. Diese leichte Weichzeichnung kann man allerdings auch noch immer kaum als Bokeh bezeichnen. Aber das war damals ja auch nicht unbedingt so modern wie jetzt gerade. ;-) Hübsches Bild jedenfalls, auf dem die Mäh-mähs richtig gut raus poppen. Bin erstaunt, wie genau man doch mit dem Entfernungsmesser und der manuellen Übertragung der Werte arbeiten kann. Gut, wenn die Schafe jetzt nicht 'ne halbe Minute still gehalten hätten, sähe das schon wieder ganz anders aus! ;-)


Dreht man sich an der Stelle einmal um sich selber, sieht man das ausgeblichene Durchfahrt verboten für Kraftfahrzeuge, weil Privatweg. (1/300s, f/3,5, 2m.) Je näher man dem Motiv kommt, desto mehr Unschärfe kann man dann aber doch im Hintergrund provozieren. Hier sehen die Bäume am Horizont schon sehr interessant aus, aber bereits das Gestoppel am Feldrand ist schön weich. Interessantes Bild, an dem man sehen kann, dass man selbst mit solch altem Equipment, das nie für sowas gedacht war, sehr interessante, künstlerische Bilder schießen kann.

Und am Ende noch der verkrüppelte Baum am Hof oben auf halbem Weg den Berg hoch. (1/125s, f/5,6, 7m.) Habe ihn ganz gut getroffen und bei dem Wetter sieht er auch sehr mysteriös aus. So ein bisschen wie aus einem alten Horrorfilm. Ich kann den Hund von Baskerville praktisch schon knurren hören! ;-)

Fazit: Eine sehr spannende Kamera, mit der man mehr machen kann, als es auf den erste Blich den Anschein hat! Zudem ein Stück Zeitgeschichte.

Nächstes Mal: Die Rheinauen durch ein 60er-Jahre Objektiv. ;-)

Schwarz-weiß und analog, Teil 219: Seligenthal und Talsperre

Fomapan 400 #9, 21. Dezember 2022
  • Yashica FR-I, Yashica Lens ML 50mm 1:1.7, Yashica Lens DSB Zoom 70-180mm 1:4.5
  • Entwicklung: Adonal (1+50), 11:30 Minuten, 20°C, Adofix Plus 1+5 (6.), 5:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Als ich im letzten Eintrag zu diesem Film geschrieben habe, dass ich gespannt bin auf Bilder, die mit dem 50er bei Offenblende gemacht sind, wusste ich gar nicht, dass das direkt auf das erste zutreffen würde: Ein "Reiter verbotrn" Schild am Aufstieg vom unteren Teil Seeligenthals nach oben. (1/1000s, f/1,7, Yashica 50mm.) Das Schild ist leider nicht scharf, aber das liegt definitiv an meiner Blindheit, denn der Fokuspunkt sitzt wohl ein kleines Bisschen zu weit hinten: Die Klammer, die das Straßenschild hält, ist nämlich perfekt scharf, wie man an Dreck und Flechten sehen kann. Hier finden wir ein spannendes, wenn auch sehr nervöses Bokeh im Hintergrund. Die vielen, sich kreuzenden Äste sind allerdings auch eine echte Herausforderung. Zumindest auf diese Entfernung scheint das Objektiv auch keine Wirbel auszubilden, oder zumindest nur einen ganz leichten Ansatz in den Blättern auf dem Weg und an der rechten Seite, was aber auch durchaus auf die örtlichen Gegebenheiten zurück zu führen sein könnte: Die Blätter lagen einfach so. Trotz der leichten Unschärfe ein Bild, das mir sehr gut gefällt.

Auch bei der Bank aus zugesägten Holzpaletten vor der alten Klosterkirche konnte ich mit Unschärfe experimentieren. (1/1000s, f/1,7, 50mm.) Hier ist das Bokeh im Hintergrund sehr viel sanfter und angenehmer. Die in Reih nund Glied stehenden Bäume verdecken sich gegenseitig, während alles auf einen unsichtbaren Fluchtpunkt dahinter zuzulaufen scheint. Tolles Bild. Eines der besseren auf diesem Film.


Dann endlich war der Moment gekommen, noch mal das Tele-Zoom auszutesten, wo ich doch extra dafür diesen empfindlichen, schnelleren Film gewählt hatte. Die ersten Bilder, bei dem ich dieses Objektiv verwendet habe, sind ja leider verloren gegangen, aber diese Laterne bot sich auch wirklich gut an. (1/250s, f4,5, Yashica 70-180mm @ 150mm.) Bei Offenblende fällt zunächst die tolle Unschärfe im Hintergrund auf. Viereindrittel Blenden ist bei dieser Brennweite ja auch tatsächlich nicht viel, auf diese Entfernung von nur einigen Metern zudem schon fast extrem. Trotzdem ist die Laterne extrem scharf, das Bokeh toll. Einzig die Vignettierung trübt das Bild ein bisschen: Oberer und unterer Rand sind beide ein bisschen dunkler. Bei dem Motiv macht das aber gar nichts, ganz im Gegenteil lenkt es das Auge in die Mitte auf die Lampe. Schönes Bild.

Da ich das Tele jetzt schon einmal drauf hatte, habe ich gleich noch ein paar Portrait-Bilder versucht, auch wenn mir dafür nur die Kunst vor der Kirche zur Verfügung stand. (1/125s, f/4,5, 70-180mm @ 80mm.) Das Gesicht der Nonne ist perfekt scharf, die Unschärfe im Hintergrund sehr geordnet und freundlich. Bei dieser kürzeren Brennweite haben wir deutlich weniger Abschattung an den Rändern. Ebenfalls ein sehr gutes Bild, bei dem mir vor allem die Perspektive sehr gut gefällt. Der Künstler hat aber auch sehr schön die Falten im um den Kopf herum fallenden Stoff herausgearbeitet, dass das Bild so gut geworden ist, liegt also nicht nur an meinen Fotokünsten. ;-)


Das Schaukelmotorrad ist leider ein bisschen überbelichtet. (Manuelle Belichtung, 1/60s f/4,5, 70-180mm @ 80mm.) Das ist besonders schade, weil ich hier tatsächlich selber das Kommando übernommen hatte und so durchaus auch 1/125s hätte wählen können. Aber wie immer muss man sich erstmal an die Eigenheiten einer neuen Kamera gewöhnen und hier ist die Fläche der Integration des Belichtungsmessers größer als ich dachte und es kommt der dunkle Hintergrund stärker zum Tragen. Das heißt aber nicht, dass das Bild ein totaler Verlust ist, ganz im Gegenteil. Nur so hell war es an dem Tag da unten im Tal wirklich nicht. ;-)

Gleiches gilt für die Ecke des Tors auf der gleichen Spielwiese. (Manuelle Belichtung, 1/60s, f/4,5, 70-180mm @ 70mm.) Insgesamt ein sehr krasses Bild, aber leider auch ein kleines bisschen über. Was mich aber auch zu der Frage bringt, ob der Belichtungsmesser im manuellen Modus einfach ein bisschen zu wenig anzeigt? Die (Un-)Schärfe des Bildes ist jedenfalls hervorragend: Rost und blätternde Farbe sind perfekt scharf, während der Hintergrund gerade noch die individuellen Äste erkennen lässt. Noch ein gutes Bild mit einem klassischen Vintage Look. Ich glaube, ich mag dieses Objektiv. Ganz uncharakteristisch für mich, ist das doch ein Zoom!


Aber zurück zum 50er, mit dem sich die Nervenklinik im Weihnachtsstimmungsmodus viel besser einfangen lies. (1/250s, f/4.) Insgesamt aufgrund des Motivs ein sehr witziges Bild, zu dem ich ansonsten aber nicht viel sagen kann. bei f/4 nett unscharf im Hintergrund.

Beim Jesus auf dem Friedhof konnte ich dann mal testen, was passiert, wenn man nur die halbe Blende abblendet. (1/1000s, f/2, 50mm.) Der leuchtete mich jedenfalls so an, dass ich nicht vorbei gehen konnte. Schärfe ist gut, das Bokeh ist vom Charakter her nicht groß anders als weit offen. Bei dieser Entfernung zwischen Motiv und Hintergrund scheint mit das Wirbeln etwas stärker ausgeprägt zu sein, aber doch noch immer stark unterdrückt und nur subtil wahrnehmbar, so dass man es gerade noch auf die physischen Gegebenheiten schieben kann. Ansonsten: Gutes Bild, auch wenn ich es mit diesem Erlösungsgedöns ja nicht so habe. Wobei der Herr von Nazareth hier eigentlich mehr so diesen "warum, Vater?" Ausdruck im Gesicht hat als den üblichen "lasset die Kinderlein kommen." Ist aber vielleicht auch nur meine Interpretation und hängt auch vom Betrachtungswinkel ab.

Ebenfalls auf dem Friedhof: Vergessene Arbeitshandschuhe. (1/60s, f/5,6.) Leider Wasserflecken im Zaun, aber ansonsten ein sehr interessantes Bild, bei dem man den Bereich der Tiefenschärfe und wie sie nach vorne und hinten trotz der recht weit geschlossenen Blende langsam abfällt sehr schön sehen kann. Sonst bleibt nicht viel zu sagen: Scharf, besonders kann man das in den gummierten Fingerkuppen sehen. Kontrastreich. Gutes Bild.


Ein paar Meter weiter die Straße runter ist ja die Ruine der alten Brücke, die sie '45 gesprengt haben. (1/125s, f/2,8, 50mm.) Die habe ich ja auch schon häufiger vor der Linse gehabt, aber im Winter kann man wenigstens ein bisschen durch die Bäume hindurch schauen und auch mal wirklich was vom alten Mauerwerk und Beton sehen. Ein ganz gutes Bild, insgesamt, so kompositionstechnisch. Weniger Bäume wären natürlich trotzdem hilfreich. Ich hol dann mal die Kettensäge! ;-)

Von der Seite kann man dann sehr gut die Kanten und Ecken sehen, auf denen das fehlende Stück der Brücke wohl aufgelegt war. (Manuelle Belichtung, 1/60s, f/8, 50mm.) Hier hat die manuelle Belichtung sehr gut funktioniert, indem ich erst für den Mauerteil gemessen habe und dann den Bildausschnitt entsprechend so angepasst habe, wie ich es haben wollte. Guter Winkel, bei dem der Kontrast zwischen der Natur links und dem strengen, aber verwitterten Beton rechts richtig gut raus kommt.

Die Brücke ist eigentlich ja auch völlig überdimensioniert für diesen kleinen Bach, der da drunter her fließt und in dieser Langzeitbelichtung richtig kräftig vor sich hin sprudelt. (1/4s, f/16, 50mm.) Was man mit ein bisschen Blendezudrehen so alles erreichen kann. Ich sollte mal viel öfter mit sowas experimentieren, besonders auf Film, aber meist ist dafür ja ein Stativ nötig, dass ich auch nicht immer mir mir herum schleppen will. Erstaunlich wenig verwackelt, jedenfalls, uns das bei einer Viertelsekunde. Krasses Bild.


Oben am Brückenansatz wartet übrigens der weiße Spion darauf, dem schwarzen Spion eins über die Mütze zu ziehen. (1/60s, f/4, 50mm.) Dafür bin ich extra da den steilen Hang hoch geklettert und ich hatte wirklich nicht die besten Schuhe dafür an. Aber das wirklich gut gelungene Spionageportrait hat den Aufwand gelohnt. :-D Spy vs Spy gehörte übrigens zu meiner Lieblingsabteilung, damals in den wilden '80ern, als es das noch gab. Die Jugend von heute weiß wahrscheinlich nicht mal, wovon ich gerade rede. ;-)

Dann noch hoch zur Talsperre und einmal über die Staumauer, von wo aus man den Turm im Wasser immer wieder aus einer anderen Perspektive aufs Korn nehmen kann. (1/60s, f/4,5, 70-180mm @ 180mm.) Weiß gar nicht mehr, wie ich es geschafft habe, dieses Bild nicht zu verwackeln, die Belichtungszeit ist jedenfalls etwas lang für die Brennweite. Wahrscheinlich habe ich die Kamera auf dem Geländer aufgestützt gehabt. Aber die eigentlich wichtigere Frage ist die: Ist das eigentlich ein Weinnachtsbaum da am Geländer des Türmchens? Und warum sind die Ränder so hell? Zumindest für letztere Frage habe ich eine potenzielle Antwort: Hab ich wieder zu feste den Entwicklertank geschwenkt? ;-)

Noch ein Telefoto: Der Rettungsring und das Boot an der kleinen Plattform im Wasser. (1/125s, f/4,5, 70-180mm @ 180mm.) Dieses Bild sieht ein bisschen weicher und verwackelter aus, auch hier ist die Belichtungszeit ja etwas kurz gewesen. Aber die Spiegelung des Rettungsrings ist trotzdem ganz gut gelungen. Für die Brennweite bei dem schlechten Wetter gar nicht so schlecht. Ich wollte halt mal testen, wie weit ich gehen kann. Jetzt weiß ich es. ;-)


Bei dem kleinen Wasserzapfhahn standen noch die Hortensien vom letzten Jahr herum, die gerade in s/w ein gutes Bild abgeben. (1/250s, f/4,5, 70-180mm @ 120mm.) Zudem konnte ich hier mal eine andere der möglichen Brennweiten an diesem Zoom testen, und so um die 120mm eignet sich ja auch immer ganz gut für Portraits. Das Bokeh im Hintergrund ist schon sehr spannend, die Vignettierung, die ich bei noch längeren Brennweiten weiter oben wahrgenommen hatte, fällt noch nicht so stark aus. Die Schärfe scheint bei Offenblende über den gesamten Bereich hinweg konstant hoch zu bleiben.

Dann bin ich noch ein bisschen den Hang hoch und habe am Rand noch dieses winzige Gebäude mit Glasbausteinen, in denen sich die Sonne bricht, mitgenommen. (1/125s, f/8, 50mm.) Viel Licht bedeutet auch, dass ich noch mal wieder ein bisschen stärker abblenden konnte. Dementsprechend scharf ist das Bild geworden. Besonders spannend ist es allerdings nicht geworden, hatte mir ein bisschen mehr davon erhofft. Ist das eigentlich ein Treppenhauseingang, der runter zur Staumauer führt, oder ein Belüftungsschacht oder sowas?


Von hier oben auf der Kuppe hat man einen tollen Blick rüber zum Funkturm in Birk. (Manuelle Belichtung, 1/500s, f/8, 70-180mm @ 180mm.) Hier konnte ich endlich mal das Telezoom bei knapp zwei Stufen abgeblendet testen, weil es hier oben sehr viel heller war als unten im Tal. Die Abschattungen an den Rändern sind praktisch komplett verschwunden. Ansonsten, die zerrissenen Wolken hinter dem Turm finde ich sehr spannend, da sieht man, was für ein Wetter wir hatten. Das Objektiv macht jedenfalls auch beim Blick in die Ferne einen guten Eindruck, zumindest, wenn man es etwas abblendet.

Dann noch mal ein bisschen Architektur: Die Haken am Türmchen beim Hof da oben. (1/1000s, f/4,5, 70-180mm @ 90mm.) Man sieht, manchmal hatten wir auch sonnige Abschnitte, dann leuchten die gekälkten Backsteine auch extrem und fast schon heller als der Himmel dahinter. Das sorgt dafür, dass die Nadeln am Baum, der oebn drüber wuchert, in diesem Bild ganz besonders dunkel erscheinen. Interessante Perspektive. Ansonsten ist nicht viel zu dem Bild zu sagen, außer dass ich es zu den besseren sortieren würde.

Bei den Schornsteinen auf dem Hof selber habe ich offenbar den Fokus nicht genau getroffen, beide etwas weich. (Maneulle Belichtung, 1/250s, f/5,6, 70-180 @ 180mm.) Habe mich da wohl so sehr auf die Belichtung gegen die Sonne konzentriert, dass ich das Fokussiern ein bisschen vernachlässigt habe. Hm, ist aber auch nicht sooo schade, denn ich hatte mir an sich mehr von diesem Bild versprochen. Insgesamt nicht so geworden, wie ich mir das gedacht hatte.


Zuletzt dann aber noch mal ein ganz gut gelungenes Bild von den brummenden Transformatoren bzw dem Gebäude, in dem sie sich verstecken, und dann war der Film auch schon wieder voll. (1/125s, f/16, 50mm.) Habe das plötzliche Licht genutzt und die Blende mal so weit wie möglich geschlossen. Dadurch ist alles im Bild gleich scharf - ehrlich gesagt sogar sehr scharf, was ich eigentlich nicht erwartet hatte. Wahrscheinlich reicht die Auflösung des Films nicht aus, um die Diffraktion, die ich eigentlich erwartet hatte, sichtbar zu machen. Andererseits weiß ich so auf jeden Fall, dass die Blende komplett funktioniert und auch schnell genug zufällt, um solche Bilder zu machen.

Fazit: Das Tele gefällt mir wider Erwarten ganz gut. Mit der konstanten weitesten Öffnung von f/4,5 eignet es sich auch noch ganz gut für eher mäßige Lichtverhältnisse und erreicht so fast eine Lichtstärke wie mein 200mm Nikkor. Diese Eigenschaft erkauft es sich allerdings mit einiges an Abschattung an den Rändern.

Nächstes Mal: Eine Vito BL in Hennef.